Neue Findbücher im Spenger Stadtarchiv

Das bisherige Verzeichnis der über 2.000 Akten im Spenger Stadtarchiv stammt aus den 1970er und 1980er Jahren. Es war allerdings weder chronologisch noch thematisch geordnet. Nach einjähriger Arbeit kann das Stadtarchiv Spenge nun aber fünf neue Findbücher präsentieren.

Bei diesen von Dieter Meyer und Renate Dröge erarbeiteten Repertorien handelt es sich um ein chronologisches und ein themenzentriertes Findbuch sowie um einen Index als Orts-, Personen- und Sachregister. Außerdem gibt es jeweils ein Findbuch zu den Sammlungen von Carl Friedrich August Seippel, Auktionator von 1844 bis 1873, und Günter Hemminghaus, Amts- und Stadtdirektor von 1966 bis 1995. 

Im Bestand A sind die ältesten Akten aus dem Zeitraum von 1807 bis 1918 archiviert. Bestand B reicht von der Zeit der Weimarer Republik bis nach dem Zweiten Weltkrieg und Bestand C von etwa 1945 bis zur Gründung der Stadt Spenge im Landkreis Herford im Jahr 1969. Das Stadtarchiv wird jährlich von 60 bis 80 Bürgern genutzt.

Kontakt:
Stadtarchiv Spenge
Lange Straße 52-56
32139 Spenge
Telefon: 05225-876821
info@spenge.de

Quelle: Neue Westfälische, 7.5.2008

Mittelalterliche Quellen und Neue Medien. Sommerschule des Forums Mittelalter an der Uni Regensburg

Die Sommerschule des Forums Mittelalter an der Universität Regensburg führt einen 2004 veranstalteten Kurs des Forums Mittelalter fort, der das Problemfeld von computergestützter Dokumentation und Edition schriftlicher Texte des Mittelalters erörterte. In der Sommerschule 2008 wird es neben den weiterhin relevanten Fragen der Digitalisierung von Textoberflächen um Fragen der Korpuszusammenstellung, um Probleme der semantischen und syntaktischen Annotation und der Abfrage von Korpusdaten gehen. Neben Urkundentexten soll auch die Zusammenstellung und Aufbereitung von literarischen Korpora angesprochen werden.

Der Kurs soll der Diskussion wichtiger Problemfelder im Zusammenhang mit der Nutzung elektronischer Datenverarbeitung dienen. Ein großer Raum wird aber auch der Vermittlung von praktischen Kenntnissen und dem selbstständigen Übungsbetrieb gegeben. Experten aus den Bereichen der computergestützten Edition, der Korpuslinguistik und der elektronisch basierten Wörterbucharbeit werden Einführungen zu den jeweiligen Themenbereichen geben und die praktische Arbeit im CIP-Pool anleiten.

Die Ausschreibung richtet sich an NachwuchswissenschaftlerInnen, sowie Studierende höherer Semester, die sich für die Nutzung der elektronischen Datenverarbeitung bei der Analyse mittelalterlicher Quellen interessieren. Die Kursteilnahme ist kostenlos, außerdem ist ein Zuschuss zu den Reise- und Aufenthaltskosten vorgesehen.

Gastdozenten
Dr. Hiltrud Gerner, ATILF/CNRS und Universität Nancy, Mediävistische Lexikographie
Ao. Univ. Prof. Dr. Ingo H. Kropač, Universität Graz und Klagenfurt/Stadtarchiv Weiz, Österreich, Historische Fachinformatik und Dokumentation
Dr. Roland Meyer, Universität Regensburg, Slavistische Sprachwissenschaft
Prof. Dr. Achim Stein, Universität Stuttgart, Romanische Sprachwissenschaft

Info:
Mittelalterliche Quellen und Neue Medien II: Elektronische Korpora und ihre Analyse 
Sommerschule des Forums Mittelalter an der Universität Regensburg, 22.-26. September 2008

Bewerbungen mit kurzem Lebenslauf und Empfehlungsschreiben eines Hochschuldozenten bis zum 15. Juli 2008 an:

Prof. Dr. Maria Selig
Lehrstuhl für Romanische Sprachwissenschaft
Universität Regensburg
Universitätsstr. 31
D – 93053 Regensburg
maria.selig@sprachlit.uni-regensburg.de

Link: www.forum-mittelalter.org

Portal MICHAEL freigeschaltet

Am 28. April 2008 wurde im Rahmen der Tagung „Digitales Kulturerbe – gemeinsam vernetzen“ (www.kulturerbe-vernetzen.de) in Berlin das deutsche MICHAEL-Portal (www.michael-portal.de) freigeschaltet.

Das MICHAEL-Deutschland-Portal ist ein Baustein für das europäische MICHAEL-Portal (www.michael-culture.org), das das digitale Kulturerbe von Archiven, Bibliotheken und Museen von insgesamt 20 Ländern mehrsprachig nachweisen und den Zugang dazu vereinfachen wird. Für die digitalen Bestände und Sammlungen wird jeweils eine Beschreibung angeboten, die auch über Zugangsmöglichkeiten zu den Digitalisaten informiert (z.B. Internetadresse eines Webangebots, Adresse eines Lesesaals oder Bezugsquellen). Die deutschen Inhalte werden sowohl im nationalen als auch im europäischen MICHAEL-Informationssystem verfügbar sein.

Der Aufbau der 20 nationalen Instanzen und des gemeinsamen europäischen Portals erfolgt im von der Europäischen Kommission geförderten Projekt „MICHAEL Plus“ (www.michael-culture.eu), das im Mai 2008 mit der Fertigstellung sämtlicher nationaler Portale seinen Abschluss finden wird.

In Deutschland sind sieben Institutionen aus unterschiedlichen Kulturgutsparten am MICHAEL-Projekt beteiligt: das Bundesarchiv, die Deutsche Nationalbibliothek, die Bayerische Staatsbibliothek, das Deutsche Museum, das Landesarchiv Baden-Württemberg, die Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft und die Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Das Landesarchiv Baden-Württemberg hat vor allem an der Konzeption der deutschen Webseite und des Erfassungsmoduls, an Übersetzungen für das europäische Portal und an der Erfassung archivischer Bestandsbeschreibungen mitgewirkt.

Digitale Bestände können weiterhin an die Projektpartner gemeldet und in das Portal aufgenommen werden (Meldeformular unter www.landesarchiv-bw.de/michaelplus/aufnahmeform.php). Weitere Informationen finden sich auf den Projektseiten (www.landesarchiv-bw.de/michaelplus), das deutsche Portal ist unter www.michael-portal.de nutzbar.

Quelle: Landesarchiv Baden-Württemberg, Pressemitteilung, 28.4.2008

Bad Arolser Archiv des Internationalen Suchdienstes nun für alle offen

Mit einer Feierstunde hat der Internationale Suchdienst (ITS) in Bad Arolsen am 30.4.2008 die Öffnung seiner Archive für die historische Forschung und die Öffentlichkeit begangen. „Wir schlagen damit ein neues Kapitel in der Geschichte des ITS auf“, sagte Direktor Reto Meister. „Die Öffnung wird dazu beitragen, die Erinnerung an die ungeheuerlichen Verbrechen der Nazizeit wach zu halten. Gleichzeitig wird sie unsere Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen, Gedenkstätten und Museen fördern.“

In einem HNA-Interview gibt Udo Jost, der Leiter des Archivs des Internationalen Suchdienstes in Bad Arolsen, Auskunft über die nunmehrige Öffnung des Archivs für die Öffentlichkeit. Waren die Opferdaten bislang vor allem den Opfern und ihren Angehörigen zugänglich, so werden die Archive jetzt für die historische Forschung beziehungsweise für die Öffentlichkeit zugänglich. Jeder, der ein berechtigtes Anliegen habe, könne die Dokumente einsehen.

Gleichwohl sei das Archiv des ITS kein herkömmliches Archiv wie beispielsweise ein Staatsarchiv. Man erteile zwar seit sechzig Jahren Auskünfte aus dem Archivmaterial, verfüge aber über keine übliche Archivordnung. Die Dokumente und Bestände sind vielmehr nach den Kriterien eines operativen Suchdienstes geordnet, so dass der zentrale Zugriff über eine Opferkartei mit Namen erfolge. Die zukünftigen Nutzer würden jedoch ein Findbuch über die Datenbestände erwarten, woran nunmehr mit Hochdruck gearbeitet werde. 

Die lange Dauer bis zur Öffnung des ITS-Archivs lag laut Jost an der Zustimmungspflicht sämtlicher elf Mitgliedsstaaten des Internationalen Ausschusses, dem der Suchdienst untersteht. Vor allem die personenbezogenen Daten, d.h. Datenschutzgründe, erschwerten die öffentliche Zugänglichmachung des Materials. Es habe in den Konzentrationslagern eben nicht nur politisch oder religiös Verfolgte gegeben. Vielfach handele es sich bei den Internierungsgründen, seien sie durch die Nationalsozialisten noch so konstruiert worden, um sensible Daten, beispielsweise bei Vermerken wie "arbeitsscheu" oder "asozial".

Die Zahl der privaten Anfragen nimmt ab. Ende der 1990er Jahre erreichten den ITS rund 300.000 Anfragen pro Jahr, heute sind es rund 24.000. Vielfach gehe es heute dabei um Informationen über Familienangehörige, nicht mehr um Rentennachweise etc. – Die Diskussion aber, wohin der Weg des Suchdienstes zukünftig führen wird, beginne erst. Immerhin sei der Suchdienst in Arolsen auf der ganzen Welt bekannt. Udo Jost: "Wir sind schließlich die einzige internationale Organisation mit Weltruf, die in der Region beheimatet ist".

Link: Inventarlisten

Kontakt:
Internationaler Suchdienst (ITS)
Große Allee 5 – 9
34454 Bad Arolsen
Telefon: +49 (0)5691 629 0
Telefax: +49 (0)5691 629 501 
email[at]its-arolsen.org

Quelle: Frank Thonicke, HNA-Online, 28.4.2008; ITS, Pressemeldung, 30.4.2008

Münster um 1585

Die sensationelle Neuentdeckung der bisher ältesten Ansicht der Stadt Münster im Stadtarchiv von Bad Homburg (vgl. Bericht vom 4.4.2008) ist ab sofort unter dem Titel \“Tatort Domplatz\“ erstmals im Stadtmuseum Münster ausgestellt. Die Präsentation stellt die besonderen Hintergründe und neuen Erkenntnisse zur Stadttopographie und die ersten Ergebnisse der wissenschaftlichen Erforschung der erst seit gut zwei Monaten identifizierten Ansicht vor. 

\“Für die Stadtgeschichte Münsters ist sie von herausragender Bedeutung und die spannendste Neuentdeckung seit über 100 Jahren\“, zeigt sich Dr. Bernd Thier vom Stadtmuseum begeistert. Bei einem öffentlichen Vortrag am 20. Mai 2008 berichtet er, welche Geheimnisse die Stadtansicht schon preisgegeben hat. 

\"Münster

Abb.: Einmalige Gelegenheit: Die älteste Stadtansicht von Münster ist für kurze Zeit im Stadtmuseum zu sehen (Foto: Stadt Münster)

Neben der ältesten Abbildung vieler Gebäude, Kirchen, Türme und Tore Münsters ist auch die Entstehungsgeschichte besonders interessant: Die Ansicht ist wohl um 1585 für den offiziellen Einzug des neues Bischofs in die Stadt angefertigt worden. Später wurde eine Darstellung des berühmten Degenduells auf dem Domplatz zwischen Heinrich von Galen und dem Erbmarschall des Bistums Münster, Gerhard Morrien, im Jahr 1607 hinzugefügt. Die Ansicht diente im langjährigen Prozess nach dem Duell als \“Tatortskizze\“ und gelangte im 19. Jahrhundert über viele Umwege nach Bad Homburg. 

Aus konservatorischen Gründen kann die Ansicht nur sechs Wochen lang bis zum 15. Juni 2008 gezeigt werden, danach geht sie auf unbestimmte Zeit wieder zurück in das Archiv nach Bad Homburg. 

Kontakt:
Stadtmuseum Münster
Salzstr. 28
48143 Münster
0251/4924503
www.muenster.de/stadt/museum

Quelle: Stadt Münster, Pressemeldung, 2.5.2008

Ausstellung »Justiz im Nationalsozialismus« jetzt in Witten

Am 29. April 2008 wurde im Amtsgericht Witten die Ausstellung \“Justiz im Nationalsozialismus\“ eröffnet. Die Ausstellung, in den 90er Jahren von der NS-Gedenkstätte der JVA Wolfenbüttel entworfen (vgl. Bericht vom 10.2.2007), wird heute von der Dokumentations- und Forschungsstelle \“Justiz und Nationalsozialismus\“ an der Justizakademie in Recklinghausen betreut und für Nordrhein-Westfalen erweitert und ergänzt. Als Wanderausstellung ist sie bei den Gerichten in NRW zu Gast und dokumentiert in einem besonderen Lokalteil die ganz konkrete Justizgeschichte vor Ort, so jetzt auch in Witten. Diese örtlichen Bezüge sind in Zusammenarbeit mit dem Wittener Stadtarchiv entstanden.

Obwohl in Witten kein Sondergericht über Leben oder Tod entschied, kein Erbgesundheitsgericht über Zwangssterilisationen Tausender zu beschließen hatte – auch in Witten gab es keinen \“NS-freien\“ Raum: Das kleine Amtsgericht machte die \“Vorarbeiten\“ für das Sondergericht Dortmund: Hier wurden die Zeugen vernommen und Beschuldigte verhört, wenn gegen Wittener ermittelt wurde. Hier wurden die Haftbefehle verkündet, im Gerichtsgefängnis die Untersuchungshaft vollstreckt.

Wenn Wittener vor dem Sondergericht angeklagt waren – dokumentiert sind im Staatsarchiv Münster 34 Fälle, in denen Wittener Bürgerinnen und Bürger sich vor dem Sondergericht Dortmund verantworten mussten – dann tagte dieses im alten Wittener Gerichtsgebäude an der Gerichtsstraße. Vom vermeintlich \“harmlosen\“ Witz bis zum Feldpostdiebstahl – die politische Strafjustiz des \“Dritten Reiches\“ reichte tief in den Alltag der Wittener Bürger hinein.

Der \“Tränenkeller\“ im Gymnasium in der Breddestraße war berüchtigte Folterstätte der SS in Witten für politische Gegner. In der \“Reichspogromnacht\“ kam es zu unfasslich brutalen Übergriffen auf jüdische Familien aus Witten durch SA- und SS-Trupps aus Witten. Die Justiz – an sich zur Strafverfolgung der Täter verpflichtet – schritt nicht ein. Erst nach 1945 gab es Verfahren gegen einzelne Täter, doch die ausgesprochenen, niedrigen Strafen waren oftmals nicht geeignet, die schweren Verbrechen angemessen zu sühnen.

Die Ausstellung, die anhand von Tafeln, Bildern, Lebensläufen, Originalrundfunkaufnahmen und Zeitzeugnissen ein lebendiges und erschreckendes Bild der Justiz im \“Dritten Reich\“ zeichnet, ist von Montag bis Freitag von 8.30 bis 15.30 Uhr im Amtsgericht Witten zu sehen.

Für Gruppen ab fünf Personen werden Führungen angeboten, die der Direktor des Amtsgerichts, Bernd Grewer, unter der Rufnummer (02302) 2006-31 koordiniert. Außerdem können Besucherinnen und Besucher bei der Wachtmeisterei des Amtsgerichts eine spannende Audioführung ausleihen, mit der man im eigenen Tempo die Ausstellung \“erwandern\“ kann. Besonders für Schülergruppen, die sich im Unterricht mit dem Thema \“NS-Zeit\“ beschäftigen, ist die Ausstellung ein guter Einstieg in das komplexe Thema \“NS-Zeit und Recht\“.

Rahmenprogramm:
Dr. Helia Daubach, selbst Richterin am Landgericht und gleichzeitig Leiterin der Dokumentationsstelle, wird am 7. Mai 2008 um 18 Uhr im Amtsgericht unter dem Titel \“Justiz im Nationalsozialismus\“ einen Einblick in die Rolle der Juristen, vor allem der Gerichte, Staatsanwaltschaften und Rechtsprofessoren für das Funktionieren des NS-Staates geben und erläutern, wie der \“Umbau\“ des demokratischen Rechtsstaates der Weimarer Republik in den Unrechtsstaat überhaupt gelingen konnte.

Am 21. Mai 2008 – ebenfalls um 18 Uhr im Amtsgericht – beschäftigt sich Dr. Daubach mit dem Thema \“Rechtspflege (?) während der NS-Zeit\“ in Witten. Wie erlebten die Wittener die NS-Zeit, weswegen wurden Wittener Bürger vor dem Sondergericht angeklagt, gab es eine Wiedergutmachung für die Opfer der NS-Zeit nach 1945, wie liefen die Nachkriegsverfahren gegen SA- und SS-Angehörige aus Witten vor dem Landgericht Bochum ab?

Am 4. Juni 2008 wird im Haus Witten um 9.30 Uhr und 18 Uhr der dokumentarische Spielfilm \“Das Heimweh des Walerjan Wrobel\“ gezeigt. Anschließend ist Gelegenheit für Rückfragen oder eine Diskussion. Der Film, der auf einem authentischen Fall beruht, zeigt die Lebens- und Leidensgeschichte des jungen Polen Walerjan, der im Deutschland der 40er Jahre Zwangsarbeit leisten muss und noch als Jugendlicher vom Sondergericht Bremen zum Tode verurteilt wird. Er bietet gerade jungen Leuten einen Zugang zur NS-Zeit.

Quelle: Universitätsstadt Witten, Pressemeldung, 30.4.2008

Das Wunder von Viareggio

Halb Italien befindet sich derzeit wegen des exhumierten und in einem gläsernen Sarg ausgestellten Leichnams von \’Padre Pio\‘ im Ausnahmezustand. Der 2002 von der katholischen Kirche heilig gesprochene Kapuzinermönch Francesco Forgione (1887-1969) ist zusätzlich zu seinen (umstrittenen) Stigmata auch wegen unzähliger \’Wunderheilungen\‘ berühmt geworden. 

Fragen im Umfeld von \’Geistiger Heilung\‘ oder \’Wunderheilung\‘ standen im ersten Jahrzehnt der Institutsarbeit in größerem Maße auf der Forschungsagenda des Instituts für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V. (IGPP). Auch die Berichterstattung zu Padre Pio wurde deshalb intensiv verfolgt. Im Auftrag von Hans Bender unternahm der Philosoph und Psychotherapeut Paul Watzlawick (1921-2007) im Oktober 1956 eine Reise nach Italien, um den Verwaltungsangestellten Mario D. in Viareggio aufzusuchen und dessen viel diskutierten Fall zu dokumentieren. 

\"Röntgenaufnahmen

Abb.: Röntgenaufnahmen von Mario D. (1951), IGPP-Archiv, E/23 

Mario D. war davon überzeugt, dass Padre Pio ihm im Jahr 1951 in persona erschienen sei und ihn dabei von schwerwiegenden Rückenverletzungen und massiven Lähmungen geheilt habe. Seine Ärzte hatten jedenfalls keinerlei Erklärungen für den plötzlichen Heilungsprozess parat. Watzlawick, der später als Wissenschaftler und Autor große Bekanntheit erlangte, lieferte aus Viareggio einen ausführlichen Bericht mit verschiedenen Materialien, so etwa Röntgenaufnahmen des Patienten. Bender wiederum verarbeitete Watzlawicks Ergebnisse nachfolgend in einigen Vorträgen und Publikationen zum Thema „Wunderheilungen“, interessierte sich jedoch vor allem für die Berichte über die paranormalen Erscheinungen des wundertätigen Mönchs. 

Die Unterlagen zum „Wunder von Viareggio“ sind heute Teil der vielfältigen Archivbestände des IGPP zu unorthodoxen Heilmethoden, zur Geistigen Heilung oder zu Wunderheilungen im religiösen Kontext. 

Kontakt:
Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V.
Institutsarchiv
Uwe Schellinger M.A.
Wilhelmstraße 3a
79098 Freiburg i.Br
0761/2072161
schellinger@igpp.de
www.igpp.de

Quelle: Uwe Schellinger, Schaufenster ins IGPP-Archiv, Nr. 05-08, 1.5.2008

Zufallsfund zur Bonner Industriegeschichte

Im Jahr 1981 kaufte die Stadt Bonn die stillgelegte Anlage von Dynamit Nobel in Troisdorf. Der frühere Personalchef des ehemaligen Chemie- und Rüstungsunternehmens, Hanns G. Noppeney, rettete damals bergeweise Firmenunterlagen vor der Vernichtung. Jetzt übergab er das Material dem Stadtarchiv Bonn zur archivischen Erschließung.

Dies sehr zur Freude von Norbert Schloßmacher, dem Leiter des Stadtarchivs. Bonn sei aufgrund seiner Stadtgeschichte nie eine stark industrialisierte Stadt gewesen, entsprechend gering seien Überlieferungen in diesem Bereich. Ein Zufallsfund von Unterlagen in dieser Fülle und Dichte sei ihm bisher nicht begegnet, so der Archivar.

Unter den Unterlagen befinden sich Arbeitsbücher von Zwangsarbeitern der ehemaligen Beueler Jutespinnerei aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Hinter einem „Geheimbuch für Gehälter und Vorschüsse“ verbirgt sich ein Lohnbuch aus den Jahren 1912 bis 1921. Ein Personalverzeichnis der Vereinigten Jutespinnereien und Webereien A.G. Hamburg führt 6.781 Namen von Angestellten, möglicherweise aus dem Zweigwerk Hamburg-Harburg, auf. Ein Stehordner mit Personalakten gibt einen interessanten Einblick in die Betriebsführung vergangener Zeiten, nicht zuletzt durch einen erhalten gebliebenen Ausbildungsbericht eines jungen Spinners. 

Kontakt:
Stadtarchiv Bonn
Berliner Platz 2
53103 Bonn (Stadthaus Ebene 0)
Tel.: 0228/ 77 2410
Fax: 0228 / 77 43 01 
stadtarchiv@bonn.de 

Quelle: Frank Auffenberg, Kölner Stadt-Anzeiger, 29.4.2008

Retrokonversion: Formulare für die Antragstellung bei der DFG online

Die DFG fördert bis zum Jahr 2015 die Retrokonversion archivischer Findmittel mit bis zu einer Million Euro im Jahr. Zur Unterstützung der Archive bei der Antragstellung und Durchführung von Retrokonversionsprojekten wurde bei der Archivschule Marburg die Koordinierungsstelle Retrokonversion eingerichtet.

Der nächste Antragstermin ist der 13. Mai 2008 bei der Koordinierungsstelle Retrokonversion bzw. der 23. Juli 2008 bei der DFG. Formulare zur Antragstellung sowie ein Musterantrag stehen auf der Webseite der Koordinierungsstelle Retrokonversion zur Verfügung (hier zum Download).

Kontakt:
Dr. Sigrid Schieber
Koordinierungsstelle Retrokonversion an der Archivschule Marburg
Bismarckstraße 32
35037 Marburg
Tel.: 06421 / 16971-94
Sigrid.Schieber@staff.uni-marburg.de
www.archivschule.de/retrokonversion

Dokumentation zum Kriegsende in Wolfsburg neu aufgelegt

Im Herbst 2007 veröffentlichte das Autorenteam Frank Helmut Zaddach, Dr. Maria Knop und Dr. Bernd Zaddach nach Auswertung von zahlreichen Zeitzeugeninterviews eine Schrift zum Kriegsende und zur Umbruchszeit 1945 in Wolfsburg. Die heutigen Zeitzeugen befanden sich damals im Alter von Kindern und Jugendlichen. Sie berichteten aus ihren jeweiligen Perspektiven über die Erlebnisse in den letzten Kriegswochen und Ereignisse bei Kriegsende sowie von ihren Erfahrungen mit der damaligen Besatzungsmacht. 

Ergänzend zu den Quellen im Stadtarchiv entstand auf diese Weise ein Bild von den Alltagserfahrungen der Menschen in Wolfsburg, von ihrem Leid, aber auch ihrem Mut, die Situation damals zu meistern, und ihrer Solidarität. In akribischer Arbeit haben die Autoren mit 65 Zeitzeugen Interviews geführt, diese verschriftlicht, analysiert und ausgewertet. 

Entstanden ist eine lesenswerte Dokumentation, die auch anregt, sich mit den damaligen Geschehnissen vor dem zeitgeschichtlichen Hintergrund auseinander zu setzen. Die Publikation „Kriegsende und Umbruchszeit in der \’Stadt des KdF-Wagens\’/Wolfsburg“ stieß auf ein enormes Publikumsecho und war in ihrer ersten Auflage schon nach wenigen Wochen im Wolfsburger Buchhandel vergriffen. Dieses große Interesse hat das Stadtarchiv Wolfsburg veranlasst, die Schrift neu aufzulegen. Die vor wenigen Tagen erschienene Zweitauflage ist im Wolfsburger Buchhandel zum Preis von 5,00 Euro erhältlich.

Kontakt:
Stadtarchiv Wolfsburg
Goethestraße 10a (Goetheschule, Eingang C)
38440 Wolfsburg
Telefon: 05361 – 275739
Telefax: 05361 – 275757 
birgit.schneider-boenninger@stadt.wolfsburg.de

Quelle: Stadt Wolfsburg, Presseservice, 29.4.2008