Gedächtnis der Stadt Limburg an der Lahn

Der neue hauptamtliche Limburger Stadtarchivar Dr. Christoph Waldecker zeigt sich begeistert ob der Menge der bis in das 13. Jahrhundert zurückreichenden Archivbestände im Stadtarchiv Limburg an der Lahn. Waldecker hat sich nach seinem Amtsantritt am 1.9.2007 zunächst einen Überblick über "seine" Bestände verschafft und mit einer konzeptionellen Neuorientierung des Archivs, das vom Rathaus ins Limburger Schloss umgezogen ist, begonnen.

Bis auf Weiteres wird sich Waldecker, der sich mit der Domstadt bereits im Rahmen seiner 2002 publizierten Dissertation ("Zwischen Kaiser, Kurie, Klerus und kämpferischen Laien. Die Mainzer Erzbischöfe 1100 bis 1160") beschäftigt hat, mit dem Schwerpunkt Erschließung befassen, später dann mit Publikation und Forschung. Die provenienzmäßige Ordnung der städtischen Unterlagen steht derzeit an: Zum Bestand 1 zählen Unterlagen über Limburg bis zum Jahr 1806, der Gründung des Herzogtums Nassau, der Bestand 2 geht bis 1974, dem Jahr der Gemeindereform, als Limburg um die Stadtteile erweitert wurde, und der Bestand 3 reicht bis heute.

Gegenüber der Frankfurter Neuen Presse (FNP) erläutert der Stadtarchivar die Aufgaben eines Archivs: Im Zentrum stehe die Sicherung der "Überlieferung" einer Stadt, was eben mittelalterliche Urkunden genauso umfasse wie Fotosammlungen und moderne Akten der gegenwärtigen Stadtverwaltung. Um die Geschichte Limburgs nachvollziehbar werden zu lassen, sei bei der Bewertung große Sorgfalt vonnöten, um zu erkennen, welche Bedeutung eine Akte derzeit hat – und vielleicht in Zukunft haben wird.

Um die Auswertung der Archivalien, die Forschung, aber auch die anderen Serviceleistungen eines Archivs zu verstetigen, verfügt das Stadtarchiv Limburg an der Lahn seit Ende Oktober 2007 über einen festen Öffnungstag. Jeden Mittwoch von 8.30 bis 16 Uhr öffnet das Archiv im Schloss seine Türen für Benutzer, die Fragen rund um die Stadtgeschichte nachgehen wollen. „Das Archiv ist eine öffentliche Einrichtung für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt und alle, die sich für Limburger Geschichte interessieren“, so der neue Archivar. Unabhängig davon ist ein Archivbesuch auch nach besonderer Vereinbarung möglich. 

Die Öffnungszeiten des Archivs am Mittwoch wurden bislang rege genutzt, berichtet Waldecker der FNP: „Allein war ich an einem Mittwoch noch nicht.“ Unter den Besuchern waren viele, die schon seit Jahren über Limburg forschen und auch schon publiziert haben. Aber auch „Laufkundschaft“, die gerne die Gelegenheit zu einem Besuch nutzt, Fragen stellt, sich Unterlagen ansieht oder sich allgemein über das Archiv informiert. Wer Unterlagen, Fotos oder anderes interessante Material zur Geschichte Limburgs besitzt und es für die Zukunft gut aufgehoben wissen will, kann sie dem Stadtarchiv zur Verfügung stellen. 

Die Arbeit wird Waldecker aber ohnehin so schnell nicht ausgehen, denn im Jahr 2010 steht die 1100-Jahr-Feier der Stadt Limburg auf dem Programm. 

Kontakt:
Stadtarchiv Limburg a. d. Lahn
Dr. Christoph Waldecker M.A., Dipl.-Archivar (FH)
Werner-Senger-Straße 10
65549 Limburg a. d. Lahn
0 64 31 / 203 315
christoph.waldecker@stadt.limburg.de 

Quelle: Sascha Braun, Frankfurter Neue Presse, 5.1.2008

14. Anwenderforum E-Government diskutiert Lösungen zur elektronischen Archivierung

Am 12. und 13. Februar 2008 findet im Kongress- und Tagungszentrum in Berlin das 14. Anwenderforum E-Government statt. Die Tagung hat sich in den letzten Jahren zu einer hochkarätigen Informationsplattform zur IT-gestützten Verwaltungsmodernisierung für alle Ebenen der öffentlichen Verwaltung entwickelt. Das Anwenderforum steht unter Schirmherrschaft des Bundesministeriums des Innern sowie der Senatsverwaltung für Inneres und Sport, Berlin. Neben Vorträgen, in denen Anwender aus der öffentlichen Verwaltung über ihre Projekte und Konzepte berichten, bietet die Veranstaltung Gelegenheit zum Besuch einer Fachmesse mit Softwareanbietern und Dienstleistern.

Eines der zentralen Themen in diesem Jahr bildet die Archivierung elektronischer Dokumente. Die Arbeit mit elektronischen Dokumenten und Akten ist inzwischen Verwaltungsalltag. Die Aufbewahrungszeit dieser elektronischen Unterlagen beträgt oft Jahrzehnte. Innerhalb der Aufbewahrungsfrist müssen die elektronischen Unterlagen gelesen und ggf. sogar bearbeitet werden können. Nach Ablauf der Aufbewahrungsfrist sind die Unterlagen den Archiven anzubieten, wo sie dauerhaft verfügbar gehalten werden müssen. Das Fachforum möchte technische und organisatorische Lösungen vorstellen und die Frage beantworten, wie E-Mails, elektronische Dokumente und Akten über Jahrzehnte revisionssicher mit vertretbarem Aufwand aufbewahrt und verfügbar gehalten werden können. Namhafte Vertreter aus Archiven, Verwaltung, Wirtschaft und Forschung werden in einem eigenen Fachforum Strategien und Lösungen zur Archivierung elektronischer Dokumente vorstellen.

Die Teilnahme am 14. Anwenderforum E-Government ist für VertreterInnen aus der öffentlichen Verwaltung kostenfrei. 

Anmeldung und Informationen: http://www.anwenderforum2008.de

Steffen Schwalm, Berlin

Deutsches Kunstarchiv. Das Archiv für Bildende Kunst im Germanischen Nationalmuseum wird umbenannt

Das seit 1964 im Germanischen Nationalmuseum beheimatete „Archiv für Bildende Kunst“ wird umbenannt. Ab Januar 2008 nennt es sich „Deutsches Kunstarchiv“. Das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg entschloss sich zu diesem Schritt, um die gewachsene Bedeutung und den Anspruch des Archivs zu verdeutlichen. Es handelt sich um das größte Archiv schriftlicher Nachlässe zur deutschen Kunst und Kultur und umfasst derzeit fast 1.400 Fonds aus dem 19. Jahrhundert bis heute (im Umfang von etwa 2.150 Regalmetern). Gesammelt werden Vor- und Nachlässe des deutschsprachigen Raums aus dem Bereich der bildenden Kunst, also von Malern, Graphikern, Bildhauern, Photographen, Architekten, Kunsthistorikern, Kunsthändlern und Kunstsammlern. Darüber hinaus erweitern Drucksachen und Zeitungsausschnitte das Sammlungsgebiet. Das Deutsche Kunstarchiv kann damit als Parallelinstitution zum Deutschen Literaturarchiv Marbach gesehen werden.

Der Schwerpunkt des Archivs liegt auf zweidimensionalem Archivgut wie persönlichen Dokumenten, Korrespondenz und allen Unterlagen zum beruflichen bzw. künstlerischen Leben. Bedeutende Künstler-Nachlässe im Deutschen Kunstarchiv stammen von Lovis Corinth, Otto Dix, Conrad Felixmüller, Olaf Gulbransson, Otto Herbert Hajek, Erich Heckel, Karl Hofer, Max Klinger, August Macke, Franz Marc, Gerhard Marcks, Georg Meistermann, Georg Muche, Ernst Wilhelm Nay, Richard Riemerschmid, Willi Sitte, Toni Stadler, Georg Tappert, Hans Thoma, Heinz Trökes oder Werner Tübke. Auch die Unterlagen zur Reichstagsverhüllung von Christo wurden dem Deutschen Kunstarchiv überlassen. Zu den bedeutenden Kunstwissenschaftler-Nachlässen gehören die von Kurt Badt, Günther Bandmann, Kurt Bauch, Hermann Beenken, Wolfgang Braunfels, Herbert von Einem, Dagobert Frey, Ludwig Grote, Gustav Hartlaub, Norbert Lieb, Max Raphael, Anton Springer oder Wilhelm Worringer. Verwahrt werden auch Vorlässe, wie etwa der von Tilman Buddensieg. Es befinden sich aber auch einige Galerien- und Vereins-Nachlässe im Archiv, so etwa die Bestände der Galerien Arnold/Gutbier, Günther Franke oder Galerie Heinemann, oder der Verbände Künstlersonderbund Deutschland, Gulbransson Gesellschaft oder des Verbandes deutscher Kunsthistoriker. Über die Zentrale Datenbank Nachlässe des Bundesarchivs Koblenz sind alle Nachlässe des Deutschen Kunstarchivs mit Inhaltsangaben, Umfang, Laufzeit und Zustand der Verzeichnung recherchierbar. Außerdem wird über die Homepage des Germanischen Nationalmuseums www.gnm.de/archive.html eine jährlich aktualisierte PDF-Liste aller im Deutschen Kunstarchiv enthaltenen Fonds bereitgestellt.

Seit Anfang Oktober 2007 hat die Kunsthistorikerin und Archivarin Dr. Birgit Jooss die Leitung des Archivs übernommen. Zuvor war sie unter anderem wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Akademie der Bildenden Künste München zur Vorbereitung des 200jährigen Jubiläums und zum Aufbau eines Archivs.

Die Öffnungszeiten des Deutschen Kunstarchivs sind dienstags bis freitags von 9 bis 16 Uhr. Wissenschaftler können den Lesesaal auch ohne Anmeldung besuchen. Die gewünschten Archivalien werden so schnell wie möglich vorgelegt. 

Kontakt
Dr. Birgit Jooss
Germanisches Nationalmuseum 
Deutsches Kunstarchiv
Kornmarkt 1, 90402 Nürnberg
Tel: 0911-13 31 178
Fax: 0911-13 31 200
b.jooss@gnm.de
www.gnm.de/archive.html

Film »In den Spuren Vater Bodelschwinghs« aus dem Jahr 1931

Der 1931 entstandene Film \“In den Spuren Vater Bodelschwinghs\“ über die v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel zeigt die diakonische Arbeit und die Betreuung von Menschen mit Behinderung vor mehr als 75 Jahren. In seiner Reihe \“Westfalen in historischen Filmen\“ hat der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) den Spielfilm jetzt in Zusammenarbeit mit dem Hauptarchiv der v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel als DVD herausgebracht.

Seit 1922 betrieb die Filmstelle Bethel eine besondere Öffentlichkeitsarbeit und Spendenwerbung für die v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel. Waren die ersten Filmproduktionen noch Kurzfilme mit dokumentarischem Charakter, so wurde 1931 mit \“In den Spuren Vater Bodelschwinghs\“ erstmals ein Spielfilm im Auftrag der Filmstelle Bethel produziert. Doch auch dieser Spielfilm, der mit Laienschauspielern inszeniert wurde, enthält längere dokumentarische Szenen, um die Inhalte der Arbeit Bethels ausführlich darzustellen.

Bethel nutzte die Massenwirksamkeit des noch jungen und populären Mediums Film und produzierte \“Werbefilme\“ in eigener Sache. Anfang der 1920er Jahre stand die Kirche zunächst der Film- und Kinokultur noch sehr skeptisch gegenüber. \“Als eine der ersten protestantischen Einrichtungen erkannte Bethel den Wert des Films als Mittel der Selbstdarstellung und nutzte ihn zur Information breiter Bevölkerungskreise. \’In den Spuren Vater Bodelschwinghs\‘ ist ein einzigartiges visuelles Zeugnis der Geschichte protestantischer Wohlfahrtspflege und ihrer Selbstdarstellung in der Öffentlichkeit\“, würdigt LWL-Direktor Dr. Wolfgang Kirsch die Bedeutung der Filmarbeit von Europas größter diakonischer Einrichtung. In Bethel habe man damals bereits sehr früh die Bedeutung der neuen medialen Möglichkeiten erkannt. Die Bedeutung der Filmstelle Bethel unter fürsorgegeschichtlichen und filmhistorischen Aspekten sei für den Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) ausschlaggebend gewesen, einen der wichtigsten Betheler Filme jetzt als DVD neu herauszugeben, so Kirsch weiter.

\"LWL-Direktor

Abb.: LWL-Direktor Dr. Wolfgang Kirsch (v.l.), Dr. Markus Köster, Leiter des LWL-Medienzentrums für Westfalen, Kerstin Stockhecke, Leiterin des Hauptarchivs und der Historischen Sammlung Bethel, und Pastor Friedrich Schophaus, Vorstandsvorsitzender der v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel zeigen die neue DVD (Foto: Bethel)

Anhand der Hauptperson des jungen Theologen Karl Hilting, der nach Bethel geht, um dort \“praktisches Christentum\“ zu leben, porträtiert der Film die Einrichtungen, das Leben und die normativen Werte der diakonischen Einrichtung Bethel.

Der Film thematisiert die Arbeitsfelder Epilepsie, Behinderung, psychische Erkrankung und allgemeine Versorgung im Krankenhaus. Er gewährt einen Einblick in den damaligen pflegerischen Alltag, die Einrichtung der Häuser, den Alltag der Bewohner und deren medizinische Versorgung.

\“Beeindruckend ist auch, wie unvoreingenommen und zugleich einfühlsam sich die Kamera den zum Teil schwerst behinderten Menschen nähert. Hier werden die besondere Einstellung und Sichtweise gegenüber Menschen mit Behinderung deutlich, die Bethel immer geprägt haben\“, betont Bethels Vorstandsvorsitzender Pastor Friedrich Schophaus. \“Der Film zeigt die Bewohner Bethels nicht als passive Objekte, sondern als Subjekte mit unantastbarer menschlicher Würde.\“ Insofern stehe der Bethel-Film in krassem Gegensatz zum abschätzigen Bild von Menschen mit Behinderung, wie es wenige Jahre später in nationalsozialistischen Propagandastreifen gezeichnet werde, so Schophaus.

Hergestellt wurde \“In den Spuren Vater Bodelschwinghs\“ von der Berliner Produzentin und Drehbuchautorin Gertrud David. Die vorliegende 80-minütige Fassung ist gekürzt um diejenigen Stellen, die wegen schlechter Bildqualität nicht mehr zu nutzen waren. Außerdem wurden aus dramaturgischen Gründen die Anfangs- und Schlusssequenzen gekürzt, weiterhin fehlt der zu dem ursprünglich 90 Minuten langen Film gehörende Teil über die Wanderer-Fürsorge in der \“Arbeiterkolonie Wilhelmsdorf\“ (heute Eckardtsheim in Bielefeld); das entsprechende Filmmaterial ist verschollen. Die Zwischentexte des Stummfilms wurden durch einen gesprochenen Kommentar ergänzt, stellenweise wurde der Film mit Musik unterlegt, und er wurde durch einen einführenden Vorspann erweitert.

Seine Premiere hatte der Film \“In den Spuren Vater Bodelschwinghs\“ am 6. März 1931 zum 100. Geburtstag von Friedrich von Bodelschwingh d. Ä. Der Film fand großen Anklang und bescherte Bethel für ein Jahr einen außerordentlichen Werbeerfolg.

Filmpräsentation:
In den Spuren Vater Bodelschwinghs. 27. Januar 2008, 14-ca. 16 Uhr
im Lichtwerk im Ravensberger Park, Ravensberger Park 7
33607 Bielefeld

Info:
\“In den Spuren Vater Bodelschwinghs.
Ein Film der diakonischen Einrichtung Bethel aus dem Jahr 1931\“
DVD, Film ca. 80 Minuten + ca. 5. Min. Vorspann, schwarz/weiß, mit Begleitheft
14,90 EUR (zzgl. 2,60 EUR Versandkosten) bzw. 45,00 EUR (mit dem Recht zum nichtgewerblichen Verleih und zur öffentlichen Vorführung)
Bezug: LWL-Medienzentrum für Westfalen, Fürstenbergstr. 14, 48147 Münster, E-Mail: medienzentrum@lwl.org, Fax: 0251 591-3982, www.westfalen-medien.de und Bethel-Buchhandlung, Königsweg 1, Bielefeld.

Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr hat neuen Leiter

Dr. Kai Rawe hat zum 1. Januar 2008 die Leitung des Stadtarchivs Mülheim an der Ruhr übernommen (siehe dazu den Bericht vom 2.9.2006 und den Bericht vom 10.10.2006). Rawe studierte an der Ruhr-Universität Bochum und an der University of Strathclyde, Glasgow und promovierte bei Professor Dr. Klaus Tenfelde mit einer Untersuchung über Ausländerbeschäftigung und Zwangsarbeit im Ruhrbergbau während des Ersten Weltkriegs.

Seit 2006 war er als wissenschaftlicher Projektmitarbeiter beim Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr beschäftigt (siehe Bericht vom 6.10.2006 und Bericht vom 11.4.2007). Dr. Kai Rawe ist seit 2006 Mitglied des Mülheimer Geschichtsvereins und gehört seit 2007 dem erweiterten Vorstand an.

Kontakt:
Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr
Aktienstraße 85
45473 Mülheim an der Ruhr
Tel: 02 08 / 455 4260
Fax: 02 08 / 455 4279
stadtarchiv@stadt-mh.de

Quelle: Stadt Mülheim an der Ruhr, Pressemeldung, 8.1.2008

Ausstellung zum Kölner Karneval im 19. Jahrhundert

Der Karneval im Rheinland hat eine lange Tradition, die weit ins Mittelalter zurückreicht. Ein Eintrag im Eidbuch der Stadt aus dem Jahre 1341 belegt das Treiben erstmals auch in der Domstadt. Ein markanter Einschnitt war die Reform des Festkonzeptes im Jahre 1823. Seitdem gab es eine Gesellschaft, das spätere «Festkomitee», die den Zug der Narren am Fastnachtsmontag organisierte. Und auch der Sitzungskarneval mit seiner Struktur, seinen Rollen und Ritualen nahm hier seinen Ausgangspunkt.

Dokumente zum Kölner Karneval in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts sind seit dem 7. Januar 2008 im Historischen Archiv der Stadt Köln zu sehen. Die Ausstellung «Vom Helden Carneval» zeigt authentisches Material zu den besonderen künstlerischen, literarischen, musikalischen und politischen Formen des Karnevals in den Jahren von 1823 bis 1848.

Bisher relativ unbekannt sei, dass die Reformer des Jahres 1823 das Ziel hatten, «dem Carneval eine edlere, den gegenwärtigen Zeitverhältnissen entsprechendere Form zu geben, ihn geistig aus seiner Versunkenheit wieder emporzuheben, ihn gleichsam poetisch zu gestalten».

Das Historische Archiv der Stadt Köln ist Dienstag, Donnerstag und Freitag von 9.00 bis 16.30 Uhr sowie am Mittwoch von 9.00 bis 19.45 Uhr geöffnet. Die Ausstellung endet am Karnevalsdienstag (5. Februar 2008).

Kontakt:
Historisches Archiv der Stadt Köln
Severinstraße 222/228
50676 Köln – Altstadt Süd
Telefon: 0221 / 221-22329

Quelle: ddp (NRW), Pressemitteilung, 7.1.2008

Grundbuchakten der ostfriesischen Amtsgerichte kommen nach Aurich

Das Niedersächsische Staatsarchiv in Aurich wird in Kürze einen umfangreichen Aktenbestand erhalten. Laut Archivleiter Prof. Dr. Bernhard Parisius werden alle Grundbücher und Grundakten, die bei den ostfriesischen Amtsgerichten geführt werden, übernommen. Obwohl es zunächst fraglich gewesen sei, ob diese Akten komplett eingelagert werden sollten, werde das Staatsarchiv nunmehr aber doch diese Bestände im Umfang von zwölf Kilometern aufnehmen müssen.

Da die Magazine des Archivs jedoch voll seien, werde derzeit erneut darüber nachgedacht, einen gemeinsamen Neubau von Staatsarchiv Aurich und Stadtarchiv Emden, dessen ebenfalls zu klein geworden sind, zu errichten. Bislang sei diese Idee stets am Geld gescheitert, sagte Parisius gegenüber der Ostfriesen-Zeitung.

Eine Neuerung wird im Staatsarchiv Aurich demnächst auf jeden Fall Einzug: die elektronische Aktenführung. Wie in allen niedersächsischen Behörden werden auch die Benutzer des Staatsarchivs, die bisher die Bestände in Aurich einsehen und in die Hand nehmen konnten, zukünftig alles am Bildschirm sichten müssen. Das Auricher Archiv wird online mit dem Hauptstaatsarchiv Hannover verbunden sein, wo sämtliche Daten auf einem Großrechner gespeichert werden.

Kontakt:
Niedersächsisches Landesarchiv – Staatsarchiv Aurich 
Oldersumer Straße 50
D-26603 Aurich
Telefon: (04941) 176 660
Fax: (04941) 176 673
Aurich@nla.niedersachsen.de 

Quelle: Karin Lüppen, Ostfriesen-Zeitung, 3.1.2008

Leiterwechsel im Staatsarchiv des Kantons Freiburg

Nach vierzig Jahren im Dienst des Staatsarchivs des schweizerischen Kantons Freiburg, davon zehn Jahre als dessen Leiter, wird Staatsarchivar Hubert Foerster Ende April 2008 in den Ruhestand gehen. 

Als Leiter des Staatsarchivs Freiburg hat Foerster den schwierigen Umzug der Institution vom Augustinerkloster in die neuen Räumlichkeiten an der Zeughausstraße organisiert. Er beteiligte sich an der Umsetzung der elektronischen Geschäftsverwaltung und überwachte die progressive Elektronisierung der Datenbanken. Foerster habe maßgebend zur Verbesserung der Vorarchivierung und der Abgabe von Dokumenten durch die Kantonsverwaltung beigetragen, schreibt die Direktion für Erziehung, Kultur und Sport, dem das Staatsarchiv administrativ angegliedert ist. 

Nachfolger Foersters wird der 39-jährige Dr. Alexandre Dafflon aus Greyerz. Dafflon hat an der Uni Freiburg Geschichte studiert. Nebst diesem Lizenziat verfügt er über ein Studiendiplom in Geschichte der Universität Paris und einen Abschluss der Ecole nationale de Chartes. Seit 2004 ist er im Staatsarchiv Neuchâtel tätig und gehört zudem dem Vorstand des Vereins Schweizerischer Archivarinnen und Archivare an.

Kontakt:
Staatsarchiv Freiburg
Zeughausstraße 17
CH-1700 Freiburg
Tel.: +41 26 3051270 
Fax: +41 26 3051274 
ArchivesEtat@fr.ch

Quelle: Berner Zeitung/espace.ch, 22.12.2007/.1.2008

Gedenkbuch für die jüdischen NS-Verfolgungsopfer online

Seit dem 14.12.2007 ist das „Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945“ auf der Internetseite des Bundesarchivs unter www.bundesarchiv.de/gedenkbuch zugänglich. Gut eineinhalb Jahre nach der Veröffentlichung des Gedenkbuches in seiner 2., wesentlich erweiterten Auflage vom Frühjahr 2006 sind nun die Namen der Opfer im Internet recherchierbar.

Im Mai 2006 stellte das Bundesarchiv in einer gemeinsamen Veranstaltung mit der Stiftung „Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum“ diese 2. Auflage des Gedenkbuches vor (siehe Bericht vom 8.5.2006). Zwanzig Jahre nach der ersten Auflage 1986 wurden neueste Forschungsergebnisse auf der Basis der seit 1990 veränderten Quellensituation ausgewertet. Erstmalig fanden insbesondere die Opfer aus dem Gebiet der neuen Bundesländer und der ehemaligen Ostgebiete Berücksichtigung.

Eineinhalb Jahre später legt nun das Bundesarchiv mit der Internetpräsentation wiederum einen verbesserten Arbeitsstand, sozusagen eine 3. Auflage, in elektronischer Form vor. Ziel dieser Bemühungen ist es, den verschiedensten Nutzern einen jederzeit verfügbaren Zugriff auf die Forschungsergebnisse zu ermöglichen. Auf die 2006 veröffentlichte Publikation hat das Bundesarchiv umfangreiche Rückmeldungen und Anfragen erhalten. In den zurückliegenden Monaten wurden die Angaben zu den Namen kontinuierlich verbessert und erweitert.

Auf das Engste verknüpft mit der Arbeit für das Gedenkbuch ist das Projekt „Liste der jüdischen Einwohner im Deutschen Reich 1933 – 1945“. Die Erstellung der Liste begann im Bundesarchiv im Frühjahr 2005. Grundlage war ein von der Bundesregierung an das Bundesarchiv und an die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ mit Erlass vom 18. Oktober 2004 erteilter Auftrag, eine möglichst vollständige und genaue Liste der ca. 600 000 jüdischen Einwohner zu erstellen, die zwischen 1933 und 1945 in Deutschland – definiert durch die Grenzen vom 31. Dezember 1937 – ansässig waren und wegen ihrer jüdischen Abstammung oder ihres jüdischen Glaubens vom NS-Staat verfolgt wurden oder sich verfolgt fühlten. Die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ finanzierte mit umfangreichen Mitteln die Erstellung dieser Liste. Die Quellenbasis konnte von anfänglich ca. 300 auf derzeit 1.000 Quellen erweitert werden. Der hohe Synergieeffekt ermöglichte es, die Informationsdichte in kürzester Zeit zu erhöhen. Die Arbeiten daran dauern an.

Parallel zur Eingabe der Korrekturen und Ergänzungen aus den Zuschriften an das Bundesarchiv galt die Aufmerksamkeit der Bearbeiter der weiteren Präzisierung der Deportationsabläufe. Schwerpunkte waren u. a. die Auswertung der Daten aus der Forschungs- und Gedenkarbeit der KZ-Gedenkstätten Ravensbrück, Sachsenhausen, Buchenwald und Neuengamme. Durch Erhebung von Quellen aus ausländischen Institutionen mit der Konzentration auf die Emigration zwischen 1933 bis 1939, also vor der Volkszählung am 17. Mai 1939, konnte für viele der Emigranten nach Belgien, Luxemburg, in die Niederlande und nach Frankreich der Verfolgungsweg, das Schicksal des Einzelnen auch in den verschiedenen Etappen, genauer nachgezeichnet werden. Nicht selten wurden Verfolgungswege rekonstruiert, aus denen deutlich wird, dass Verfolgte drei und mehr Lager zu erleiden hatten.

Dennoch gilt nach wie vor, dass von Vollständigkeit noch nicht gesprochen werden kann. Die Bearbeiter bleiben angewiesen auf und interessiert an Rückmeldungen zu neuen Quellen sowie zu Korrekturen und Ergänzungen. Das Bundesarchiv möchte allen danken, die engagiert unsere Arbeit immer wieder unterstützen. Das Medium Internet bietet die Chance für breite Nutzerkreise, Anteil zu nehmen, an der Arbeit mitzuwirken und der Ermordeten zu gedenken.

Wurden in der Druckfassung 149.625 Namen veröffentlicht, umfasst die aktuelle Präsentation 158.728 Namen, davon rund 155.000 ermordete Personen. Im Vergleich zur vierbändigen Publikation werden auch die Namen aller Personen veröffentlicht, die 1938 nach Polen, hier häufig in den Grenzort Bentschen (Zbaszyn), oder im Sommer 1939 nach Polen abgeschoben wurden, unabhängig davon, ob dem einen oder anderen noch die Emigration glücken konnte und damit die Chance zum Überleben blieb. Die Namen dieses Verfolgtenkreises, insgesamt ca. 7.000 Personen, sind bei der Namenrecherche blau hinterlegt. Unter Die Zwangsausweisung polnischer Juden im Oktober 1938 und ihr weiteres Schicksal finden die Nutzer einen Abriss zur Zwangsausweisung polnischer Juden aus dem Deutschen Reich. Dieses Thema ist bisher in der Literatur noch nicht so präsent wie das gesamte Deportationsgeschehen seit 1941. Die namentliche Veröffentlichung zu diesem Personenkreis stellt ein Novum dar.

Die Geburtsorte wurden im Laufe der Bearbeitung weitestgehend an die territorialen Gegebenheiten zum Zeitpunkt der Geburt angepasst. Die Wohnortangabe entspricht der Erfassung zum Zeitpunkt der Volkszählung vom 17. Mai 1939. Die Onlinestellung des Gedenkbuches zeigt erstmalig das Feld Inhaftierung. Dieses enthält die Haftzeiten, die nicht mit der späteren Deportation in Zusammenhang stehen.

Wenn Anfang 2008 das Gedenkbuch online an einem Terminal im Ort der Information des Mahnmals für die ermordeten europäischen Juden in Berlin zur Verfügung steht, ist schließlich ein würdiger und zugleich öffentlichkeitswirksamer Platz gefunden, um dem regen öffentlichen Interesse am Schicksal der jüdischen Einwohner des Deutschen Reiches zu entsprechen. Diesen Terminal stellt die Gedenkstätte Yad Vashem den Besuchern zur Verfügung.

Mit Hilfe eines individuell zu nutzenden Suchfeldes und verschiedener Suchoptionen (Name, Vorname, Geburtsname, Geburtsdatum, Geburtsort, Wohnort, Deportationsdatum und Deportationsort) kann in der nunmehr also fast 159.000 Personen umfassenden Datenbank gesucht werden. Anhand der Trefferliste können die biographischen Einträge zu den jeweiligen Opfern und ihrem Schicksal ausgewählt werden.

Neben dem zentralen Namenverzeichnis und der Suchfunktion stehen die Texte der Druckauflage, die Chronologie der Deportationen sowie die Auswahlbibliographie zur Verfügung.

Die Startseite informiert über die geleistete Arbeit seit der Veröffentlichung im Jahr 2006. Erstmals enthält das Gedenkbuch auch die Namen der Personen, die 1938/1939 nach Polen abgeschoben wurden.

Die Internetnutzer werden gebeten, Ergänzungen und Korrekturen direkt an das Bundesarchiv unter gedenkbuch@barch.bund.de zu richten, um die laufenden Arbeiten daran zu unterstützen.

Kontakt:
Dr. Claudia Zenker-Oertel
Bundesarchiv
Potsdamer Str. 1
56075 Koblenz
c.zenker-oertel@barch.bund.de

Undine Völschow
Bundesarchiv
Finckensteinallee 63
12205 Berlin
u.voelschow@barch.bund.de

www.barch.bund.de

Archivturm für das Landesarchiv NRW im Duisburger Innenhafen

Nach einem aufwändigen Architekten-Auslobungsverfahren fanden am 21.12.2007 im Duisburger Hafenforum die finalen Präsentationen der teilnehmenden Planungsbüros für das neue Landesarchiv NRW statt (siehe Bericht vom 16.5.2007). Einstimmig entschieden sich das Land Nordrhein-Westfalen, die Stadt Duisburg und die Kölbl Kruse GmbH für den Entwurf des österreichischen Architekturbüros Ortner & Ortner

In dem Entwurf des Architekturbüros Ortner & Ortner wird das vorhandene und unter Denkmalschutz stehende Speichergebäude aus den 1930er Jahren durch einen Archivturm im Zentrum ergänzt. Das Archivgut des Landes kann nun prägnant sichtbar und in Gänze aufgenommen und den Bürgern zur Verfügung gestellt werden. Ein Lesesaal bietet die Möglichkeit, in Ruhe das interessante Archivgut zu studieren. Die Substanz des Speichers ist dafür hervorragend geeignet. Die Öffnungen und die Dachflächen werden geschlossen und fein verändert, die Klinkerfassade wird gereinigt. In der Nacht umfließen bewegte Bilder als Projektionen und Schriftzüge den Backsteinbau. Das Foyer liegt im Schnittpunkt des Speichers und der geplanten Erweiterungsflächen. Gegenüber der Schiffsanlegestelle der Arche-NRW entsteht ein angemessener Eingang. Das Foyer und die öffentlichen Bereiche öffnen sich zur Uferpromenade. Im Innern des Foyers wird der Blick frei auf das gesammelte Archivmaterial. Von hier aus wächst der Neubau nach Süden in das Baufeld hinein. Die einfache Baustruktur in der Materialität des Speichergebäudes erlaubt einen additiven Ausbau und Umbau. Dieser kann subtil auf den Entwicklungsbedarf des Archivgutes reagieren. Die Textur des Speichers überzieht auch die Freiflächen. Ruhige Klinkerflächen bilden einen harmonischen Übergang in Richtung Innenstadt. 

Staatssekretär Grosse-Brockhoff sagte: „Das Landesarchiv im Duisburger Innenhafen stellt eine wichtige Landmarke für Duisburg und für das gesamte Ruhrgebiet dar. Das historische Gedächtnis des Landes in Wort und Bild wird hier auf architektonisch sehr anspruchsvolle Weise aufgehoben.“ Bereits im Oktober 2007 unterzeichnete das Landesarchiv NRW einen Mietvertrag mit der Kölbl Kruse GmbH über die benötigten Büro- und Archivflächen. Erweiterungsflächen sind in der Planung bereits vorgesehen. 

Pünktlich zum Titel „RUHR.2010 – Kulturhauptstadt Europas“ im Jahr 2010 soll das Revitalisierungs- und Neubauprojekt fertig gestellt werden. Der Baubeginn ist für das zweite Quartal 2008 vorgesehen. Mitte 2007 hatte das Essener Immobilienunternehmen Kölbl Kruse GmbH das ca. 4.000 Quadratmeter große RWSG-Areal bereits erworben, zuversichtlich, dass hier eine interessante und spannende Projektentwicklung möglich ist. Für das geplante Landesarchiv wird das Essener Unternehmen als Investor und Projektentwickler tätig werden. 

Kontakt:
Landesarchiv NRW Zentrale Dienste
Graf-Adolf-Straße 67
40210 Düsseldorf
Tel.: +49 211 159 238-0
Fax: +49 211 159 238-111
poststelle@lav.nrw.de

Quelle: Stadt Duisburg, Presseinformation, 21.12.2007