Chronik über das Herzogtum Geldern im Stadtarchiv Geldern

Eine Chronik aus dem Jahre 1481 über das Herzogtum Geldern wurde nun in mühsamer zweijähriger Arbeit von Paul Heßler, Alt-Bürgermeister Gelderns, übersetzt. Die notwendigen Lateinkenntnisse brachte er aus seiner Unterrichtstätigkeit am örtlichen Friedrich-Spee-Gymnasium mit. Nach seiner Verabschiedung in den Ruhestand suchte Paul Heßler nach einer sinnvollen Beschäftigung und wandte sich diesbezüglich an Stadtarchivar Dr. Stefan Frankewitz. Die Handschrift, die dieser für ihn aus den Beständen des Stadtarchivs Geldern aussuchte, wurde von Willem van Berchen verfasst, einem Nimweger Pastor. Die Chronik berichtet von zahlreichen kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Herzogtümern Kleve und Geldern, denn das Gelderner Hoheitsgebiet schloss das Herzogtum Kleve fast von allen Seiten ein und reichte darüber hinaus weit in die heutige niederländische Provinz Gelderland hinein. Ausführlich wird unter anderem auch der Krieg aus dem Jahr 1468 beschrieben, aus dem der Herzog Adolf von Geldern gegen Herzog Johann von Kleve als Sieger hervorging. Interessant waren für Paul Heßler aber auch zahlreiche andere Geschichten und Anekdoten, wie z.B. die vom Wettstreit zwischen den Köchen des Herzogs Wilhelm von Geldern und denen des Königs Heinrich IV. von England. Um als Sieger hervorzugehen, hatten die englischen Köche ihren Kollegen aus Geldern kein Brennholz zur Verfügung gestellt. Doch diese wussten sich zu helfen, indem sie einfach sämtliche hölzernen Schalen und Bestecke des Königs einsammelten und dadurch genügend Brennmaterial für ihre Kochstellen hatten. Erwähnenswert hält Paul Heßler auch die Geschichte über den äußerst korpulenten Herzog Reinhard, der von seinem Bruder Eduard gefangengenommen wurde. Damit dieser nicht aus seinem Gefängnis entweichen konnte, ließ Eduard sämtliche Fenster und Türen verkleinern. Man erfährt aber auch etwas über die zu damaliger Zeit nicht übliche Fürsorge des amtierenden Herzogs von Geldern, der den durch einen Großbrand in der Stadt Grave geschädigten Bürgern nicht nur Mehl austeilen ließ, sondern auch Holzbestände aus den herzöglichen Wäldern für den Wiederaufbau der Stadt zur Verfügung stellte. Das Buch von Paul Heßler trägt den Titel \“Die Geldrische Chronik des Willem van Berchen über die Jahre 1343 bis 1481" und wurde von der Gesellschaft zur Förderung des Stadtarchivs Geldern herausgegeben.

Kontakt
Stadtarchiv Geldern
Issumer Tor 36
47608 Geldern
Tel.: 02831 / 398 – 400 oder 398 – 401
Fax: 02831 / 398 – 130
stadtarchiv@geldern.de 

Quelle: Stephan Sadowski, Neue Ruhr Zeitung, 24.7.2007

Sprechende Tische

Da die Gründung des Instituts für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene (IGPP) erst im Jahr 1950 erfolgte, sind die Bestände des Institutsarchivs noch sehr jung. Der Schwerpunkt der Überlieferung liegt auf der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Verschiedene Materialien, vor allem aus den aufbewahrten Nachlässen, reichen allerdings bis in das 19. Jahrhundert zurück. 

Das derzeit älteste datierbare Dokument im Archiv des IGPP stammt vom 29. Januar 1854. Es handelt sich um ein Protokoll einer spiritistischen Sitzung im Haus des österreichischen Beamten Johann Heinrich Stratil (1793-1874). Das Dokument stammt demzufolge aus dem Umfeld des damals in Europa aufkommenden Spiritismus, dem als gesellschaftliche Bewegung des 19. Jahrhunderts inzwischen vermehrt die Aufmerksamkeit der Sozialgeschichtsschreibung zukommt. Seit dem Frühjahr 1853 hatte sich die Praxis des „Tischrückens“, aus den USA kommend, in Europa ausgebreitet und sich in den folgenden Jahrzehnten zu einer „Mode zwischen Spiritismus, Wissenschaft und Geselligkeit“ (Timo Heimerdinger) entwickelt. In vielerorts stattfindenden Sitzungen wollten die Teilnehmer/innen mit Hilfe des Tisches, um den sie sich versammelt hatten, Botschaften aus dem Jenseits einholen. Das „Rücken“ oder „Klopfen“ des Tisches in Reaktion auf gestellte Fragen brachte man in Verbindung zu einem „Klopfalphabet“: der Tisch konnte dadurch zu den Anwesenden „sprechen“. Die Fragen und übermittelten Antworten wurden aufnotiert: ein neuartiges Gesellschaftsspiel – durch viele weitere Faktoren interpretierbar – war entstanden. 

\"Protokoll

Abb.: Protokoll einer spiritistischen Sitzung vom 29.1.1854

Das vorliegende Protokoll aus dem Hause Stratil präsentiert einen etwas eigensinnigen und frechen „Klopfgeist“, der vor allem Spötteleien parat hat. Mit der äußerlich unscheinbaren Niederschrift seiner zwölf Antworten aus dem Jenseits beginnt chronologisch ein großes Konvolut ähnlicher Protokolle aus österreichischen Spiritistenkreisen, die Johann Heinrich Stratil hinterlassen hat (IGPP-Archiv, Bestand 10/10).

Kontakt:
Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V.
Wilhelmstraße 3a
79098 Freiburg i.Br.
Telefon: +49-(0)761-2072110 
igpp@igpp.de
www.igpp.de 

Quelle: Uwe Schellinger (IGPP), Schaufenster ins Archiv Nr. 08-07, 1.8.2007

Stadtarchiv Unna erhöht Gebühren für Nachforschungen

Nachdem Stadtarchivar Thomas Wardenga festgestellt hat, dass sich immer mehr professionelle Ahnenforscher, insbesondere Erbenermittler, von ihm ihre Arbeit umsonst oder gegen ein geringes Entgelt erledigen lassen, werden nun in Kürze im Stadtarchiv Unna Gebühren für diesen Service eingeführt bzw. die bereits vorhandenen erhöht. Diejenigen, die z.B. für Privatleute oder den Staat auf der Suche nach Erben sind und dafür ordentliche Prämien und Gebühren kassieren, sollen künftig 30 Euro pro angefangene halbe Stunde für die Archivarbeit bezahlen. Ähnlich sieht es bei der Ahnenforschung aus, die ebenfalls immer öfter von Profis betrieben wird. Wer seinen eigenen Stammbaum erstellen möchte, zahlt demnächst statt 15 Euro dann 20 Euro pro angefangene halbe Stunde. Wer dagegen diese Nachforschungen im Auftrage fremder Familien ausführt bzw. von Thomas Wardenga ausführen lässt, muss künftig 30 Euro für jede halbe Stunde hinlegen. Wer darüber hinaus Abschriften oder die Übersetzung alter Schriften benötigt, muss für diese Dienstleistung pro halber Stunde mit 22 Euro rechnen. Da auch immer öfter von der Möglichkeit Gebrauch gemacht wird, Archivdaten auf Memory-Sticks abzuspeichern, muss in Zukunft je nach der möglichen Speichermenge von 1 MB bis zu 200 MB, zwischen 5 und 90 Euro dafür einkalkulieren. Von der Gebührenregelung befreit sind in den meisten Fällen allerdings auch weiterhin wissenschaftliche Nachforschungen.

Kontakt
Stadtarchiv Unna
Lindenplatz 1
59423 Unna
Tel.: 02303 / 103 – 727
Fax: 02303 / 103 – 766
zib-archiv@stadt-unna.de 

Quelle: Lars Reckermann, WAZ, 30.7.2007

Wertvolle Unikate im Mainzer Dom- und Diözesanarchiv

Das Dom- und Diözesanarchiv, mitten in der Mainzer Altstadt gelegen, ist als Archiv des Bistums zuständig für die schriftliche Überlieferung des Bischöflichen Ordinariates, des Domkapitels sowie der kirchlichen Einrichtungen auf Diözesanebene. Nach Erfassung und Bewertung des gesamten Schriftgutes wird solches in den Bestand des Archivs übernommen, das erhaltenswert ist. Das Dom- und Diözesanarchiv sieht seine Aufgabe aber auch darin, Pfarreien in bezug auf ihre Archive zu beraten und zu unterstützen. Falls eine ordnungsgemäße Führung des Archivs nicht bzw. nicht mehr gewährleistet ist, wie z. B. bei aufgelösten Pfarreien, werden diese Pfarrarchive übernommen. Aber auch bei anstehenden Restaurierungen und Baumaßnahmen steht das Archiv den Pfarrgemeinden beratend zur Seite. Wer sich mit der wissenschaftlichen und heimatkundlichen Erforschung der Geschichte des Erzbistums bzw. des Bistums Mainz in seiner heutigen Ausdehnung sowie seiner Pfarreien beschäftigt, wird im Dom- und Diözesanarchiv mit seinen vier Stockwerken und seinen rund 5 000 laufenden Metern Akten alle dafür notwendigen Unterlagen und Akten vorfinden. Obwohl die ältesten Archivalien aus der Zeit um 1 000 stammen, reicht der Schwerpunkt der Überlieferung vom 17. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Archivdirektor Dr. Hermann-Josef Braun betont jedoch, dass erst die Bestände ab 1815 überwiegend lückenlos sind, da in der Zeit der Säkularisation und der französischen Besetzung viele wichtige Unterlagen verschwanden. 

Zu den wertvollen und historisch bedeutsamen Dokumenten gehören unter anderem ein Exemplar der Enzyklika \“Mit brennender Sorge\“ vom 14. März 1937, verfasst von Papst Pius XI.sowie ein Schreiben des österreichischen Kaisers Franz Joseph I. aus dem Jahr 1866 an den Mainzer Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler, in dem er sich bei diesem für die Versorgung verwundeter Soldaten nach einer Schlacht bei Aschaffenburg bedankt. Dazu gehört aber auch ein Brief des französischen Präfekten Jeanbon St. André an Bischof Colmar, aus dem hervorgeht, das der Mainzer Dom, der von den Franzosen längere Zeit als Pferdestall, Lageraum sowie als Lazarett genutzt worden war, nun wieder in den Besitz der Kirche zurückgeht. Damit alle diese Schätze unbeschadet auch noch die nächsten hundert Jahre überstehen können, werden sie bei einer Temperatur von 15 Grad Celsius und einer Luftfeuchtigkeit von 50 – 55 Prozent gelagert. Da es allerdings keine Klimaanlage in dem Anfang des 18. Jahrhunderts erbauten ehemaligen Rochusstift, wo das Archiv seit 1990 untergebracht ist, gibt, werden Temperatur und Luftfeuchtigkeit mit Hilfe von Messinstrumenten ständig überwacht. 

Kontakt
Dom- und Diözesanarchiv Mainz
Heringsbrunnengasse 4 
Rochusstift 
55116 Mainz 
Tel.: 06131 / 253 -157 und – 432 
Fax: 06131 / 253 – 406 
archiv@bistum-mainz.de 

Quelle: Frank Schmidt-Wyk, Main-Spitze, 21.7.2007; Oliver Koch, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.7.2007

Die Bedeutung des Zwischenarchivs für Steinfurt

Im Keller des Rathauses von Steinfurt befindet sich seit mehr als dreißig Jahren das Zwischenarchiv, in dem rund 1.000 Meter Akten untergebracht sind. Alles was in der laufenden Verwaltung nicht mehr gebraucht wird, landet hier und wird von Reinhard Begmann in rostfreien Ringschlaufen abgeheftet und in Kartons verpackt. Je nach Aufbewahrungsfrist lagern diese dann hier zwischen 5 und 30 Jahren. Erst danach entscheidet Stadtarchivar Dr. Ralf Klötzer, ob die Akten entsorgt oder für immer aufbewahrt werden sollen. Jedoch nur ca. zehn Prozent der dort verwahrten Akten erweisen sich als historisch wertvoll und werden ins eigentliche Stadtarchiv, gelegen im Stadtteil Burgsteinfurt, gebracht und dort aufbewahrt. Zu den interessanten und wichtigen Unterlagen gehören unter anderem Bauakten oder auch die Akten über die Bürgermeister. Die Akten, die im Zwischenarchiv lagern, werden nur intern an die einzelnen Fachämter ausgeliehen. Die Öffentlichkeit hat keinen Zugang zum Rathausarchiv. In den eineinhalb Jahren seiner Tätigkeit in Steinfurt hat sich Dr. Ralf Klötzer schon einen guten Überblick über die Stadtgeschichte verschafft, insbesondere über herrschende Spannungen, aber auch freundschaftliche Beziehungen zwischen den beiden Stadtteilen Borghorst und Burgsteinfurt, die bereits im Jahre 1975 zur Stadt Steinfurt zusammengeschlossen wurden. Sein Ziel ist es, durch Vorträge, Ausstellungen und Aufsätze, die sich mit der Problematik der zweigeteilten Stadt auseinandersetzen, dazu beizutragen, die Konflikte zu verringern und stattdessen ein überwiegend freundschaftliches Miteinander zu erreichen.

Kontakt
Stadtarchiv Steinfurt
An der hohen Schule 13
48565 Steinfurt
Tel.: 02551 / 919 – 742
Fax: 02551 / 919 – 743 
kloetzer@stadt-steinfurt.de 

Quelle: Axel Roll, Westfälische Nachrichten, 19.7.2007; Axel Roll, Westfälische Nachrichten, 19.7.2007

Deutsches Literaturarchiv Marbach ersteigert einen Brief Schillers

Das Deutsche Literaturarchiv Marbach hat kürzlich bei Christie\’s in London mehrere wertvolle Autografen ersteigert, darunter einen längeren Brief von Friedrich Schiller an seinen vertrauten Freund Christian Gottfried Körner aus dem Jahr 1788. Das Schreiben ergänzt das Konvolut in Marbach. Die im 19. Jahrhundert zerstreute Korrespondenz mit diesem neben Goethe wohl wichtigsten Briefpartner Schillers ist im Deutschen Literaturarchiv Marbach zum großen Teil wieder zusammengeführt worden. Weiterhin wurden Briefe von Hofmannsthal, Rilke (an Harry Graf Kessler) und Josef Roth erworben, letzterer mit einer Invektive gegen die Gilde der Lektoren: »Denn die Impotenz macht einen Menschen zum Lektor und gerade was ich schreibe mißfällt den Impotenten …«. Angekauft wurde auch eine Folge von 27 Briefen und Postkarten Franz Werfels aus den Jahren 1916/17 an die spätere Theoretikerin der marxistischen Psychoanalyse und Freundin Leo Trotzkis, Alice Rühle-Gerstel. 

Kontakt
Deutsches Literaturarchiv Marbach
Schillerhöhe 8-10
71672 Marbach am Neckar
Tel.: 07144 / 848 – 0
Fax: 07144 / 848 – 299

Quelle: Pressemitteilung Deutsches Literaturarchiv Marbach, 24.7.2007

40 Jahre Archiv-Arbeit in Lüneburg

Das Gedächtnis von Lüneburg, das ist seit Jahrzehnten Stadtarchivarin Dr. Uta Reinhardt. Die Hüterin über vier Regal-Kilometer Urkunden, Briefe und Akten feiert jetzt ihr 40-jähriges Dienstjubiläum. Oberbürgermeister Ulrich Mädge gratuliert der Historikerin: „Weil Archive nur so gut sind wie ihre Archivare, schätzen wir uns sehr glücklich, mit Ihnen, Dr. Reinhardt, seit so vielen Jahren eine kompetente Leiterin für unser Stadtarchiv zu haben.“ Alles, was an schriftlicher Überlieferung des städtischen Gemeinwesens erhalten ist, wurde von der Historikerin unter die Lupe genommen. Darunter mehr als 10 000 Urkunden aus 800 Jahren, 8 000 Briefe seit 1305, Aktenberge vom 14. Jahrhundert bis in die Gegenwart, dazu massenweise Bücher, Stadtkarten und Fotos. Diese Schriftstücke, ein bedeutender Teil des kulturellen Erbes Lüneburgs, zu beschaffen, zu bewerten und bereitzustellen, das ist die Aufgabe der Stadtarchivarin. Nicht zuletzt ihr sei es zu verdanken, dass das Stadtarchiv Lüneburg keine geheime Schatzkammer mehr ist, sondern moderne Dienstleistung für jedermann, ob Wissenschaftler oder Privatperson, meint Ulrich Mädge. Ihre Arbeit endet aber nicht hinter den alten Mauern des Rathausgartens: Dr. Uta Reinhardt hat sich um die historische Forschung in der Stadt Lüneburg und um die Lüneburger Museumslandschaft verdient gemacht, insbesondere um das Deutsche Salzmuseum. Zahlreiche Publikationen und Ausstellungen zeugen von der unermüdlichen Energie, die auch auf die Zukunft gerichtet ist. Wie man in Archiven heute die Strukturen für die Überlieferung von morgen bildet, ist derzeit ein besonderes Anliegen der Stadtarchivarin. 

Kontakt
Stadtarchiv Lüneburg 
Dr. Uta Reinhardt
Waagestraße
21335 Lüneburg
Tel.: 04131 / 309 – 223 
Fax: 04131 / 309 – 586
stadtarchiv@stadt.lueneburg.de 

Quelle: Pressemitteilung Stadt Lüneburg, 27.7.2007

35 Jahre Eingemeindung in Marktoberdorf

Bei der Landkreisreform von 1972 sind die sechs bis dahin selbständigen Gemeinden Bertoldshofen, Geisenried, Leuterschach, Rieder, Sulzschneid und Thalhofen a. d. Wertach der Stadt Marktoberdorf ( Landkreises Ostallgäu) eingegliedert worden. Die Gemeindeakten dieser heutigen Ortsteile wurden dem Stadtarchiv Marktoberdorf übergeben. Sie sind in den letzten Jahren von der Stadtarchivarin Ursula Thamm gesichtet, geordnet und verzeichnet worden. Für die Archivarin sind Archive Orte der Erinnerung, in der die Geschichte lebendig bleibt, und somit eine Identifikation mit der Heimat auch für nachfolgende Generationen ermöglicht wird. Um die Beschäftigung mit der Vergangenheit zu erleichtern, wurden zahlreiche Akten in die heute übliche Schreibweise übertragen. In einer anschaulichen und informativen Ausstellung, die unter ganz besonderen Gesichtspunkten von Ursula Thamm zusammengestellt wurde, präsentiert das Stadtarchiv Marktoberdorf diese Bestände der eingemeindeten Ortsteile nun erstmals der Öffentlichkeit, damit jeder sehen kann, was mit den Gemeindeakten nach der Eingliederung geschehen ist. Für jeden Ortsteil wurden schwerpunktmäßig zwei Sachgebiete, je nach Attraktivität des vorhandenen Archivgutes, ausgearbeitet, so dass die Besucher in jeder Abteilung unterschiedliche Themen erwarten. Anhand authentischer Dokumente kann somit das Leben vom 16. bis zum 20. Jahrhundert nachvollzogen werden. Aus den Unterlagen von Geisenried erfährt man z.B. etwas über einen jahrzehntelangen Streit zwischen der Gemeinde Hattenhofen und dem Pfarrer von Geisenried, dem sog. "Fall Angerer" sowie über die örtliche Schulgeschichte. Das älteste Schriftstück aus dem Jahre 1551 stammt aus der Gemeinde Sulzschneid, aus der sich auch die meisten historischen Akten erhalten haben. Dazu gehört auch ein Weide- und Triebsbrief vom Jahr 1670. Anhand der Akten aus den Jahren 1922 bis 1934 lässt sich auch erkennen, dass zu dieser Zeit beinahe alle wichtigen Handwerksberufe vor Ort vertreten waren. Die Gemeinde Leutersbach wird in Verbindung mit ihrem Feuerwehrwesen präsentiert und die Gemeinde Rieder durch Unterlagen, die die Entstehung des Gemeinwesens belegen. Für Thalhofen war es von großer Bedeutung, dass es gelang, die Wertach zu zähmen und zu nutzen. Anhand von Dokumenten aus Bertoldshofen wird schließlich die Entwicklung bis zur modernen Wasserversorgung aufgezeigt. Die Ausstellungseröffnung fand am 29. Juli 2007 im Künstlerhaus Marktoberdorf statt. Dort ist die Ausstellung auch bis zum 16. September 2007 zu besichtigen.

Kontakt
Stadtarchiv Marktoberdorf
Jahnstr. 1
87616 Marktoberdorf
Tel.: 08342 / 4008 – 81
Fax: 08342 / 4008 – 65
r.u.thamm@web.de 

Quelle: Kalender Marktoberdorf; all-in.de, 28.7.2007; Künstlerhaus Marktoberdorf Aktuell

skulptur projekte münster 07

Seit 1977 finden alle zehn Jahre in Münster die Skulptur Projekte statt. Nach fast dreijähriger Vorbereitungszeit eröffnete am 16. Juni 2007 die Ausstellung zum vierten Mal und zeigt über 105 Tage, bis zum 30. September 2007, Positionen von 36 Künstlern, die sich intensiv mit der Stadt auseinandergesetzt haben. Der Rhythmus von zehn Jahren wurde bewusst gewählt, um durch diesen langen Zeitraum zwischen den einzelnen Ausstellungen die jeweils aktuellen Strömungen in der Kunst sichtbar zu machen. Für die Ausstellung bedeutet das aber auch, dass sich der Name Skulptur Projekte immer wieder neu verankern muss. Die Kunstproduktion geschieht unmittelbar vor Ort, setzt sich also mit der städtischen Gemengelage auseinander und bezieht den \“Bürger\“ aktiv mit ein. Mit dieser kritischen Fragestellung hat sich das Projekt seit 1977 in der Liga der großen internationalen Ausstellungen fest verortet. Unter den vielen Projekten, die sich inzwischen mit \“Kunst im öffentlichen Raum\“ beschäftigen, gilt Münster damit nicht nur als Pionier, sondern als die einzige Plattform, auf der seit 30 Jahren konstant das Thema aufgegriffen und zeitgemäß bearbeitet wird.

Münster ist nach der dreißigjährigen Geschichte von Skulptur Projekte nicht mehr nur eine typische mittelgroße deutsche Stadt, in der sich Lokales und Universelles beispielhaft verbinden. Vielmehr birgt die Stadt inzwischen auch eine historische Perspektive auf die Ausstellung. 39 Werke, die im städtischen Raum einen dauerhaften Ort gefunden haben, sind Zeugen der vergangenen Skulptur Projekte. Die Stadt Münster ist ohne Kunst nicht mehr zu denken. Auch für skulptur projekte münster 07 waren die eingeladenen Künstler wieder aufgefordert, sich mit der Stadt und ihren Gegebenheiten auseinander zu setzen. Die intensive Durchdringung des Ortes und seiner spezifischen Bedingungen ist der Grund für die außergewöhnlich hohe Qualität und überraschende Einzigartigkeit der hier entstehenden Arbeiten. Ausgehend vom Domplatz verteilen sich die Projekte vor allem auf den Kern der Stadt innerhalb des Promenadenrings. Einige Projekte werden diesen Rahmen verlassen und an anderen Orten des Stadtgebietes angesiedelt sein, zum Beispiel am Aasee und an den naturwissenschaftlichen Instituten der Universität. Erstmals wurden auch die Medien Film und Video stärker mit einbezogen, performative Arbeiten spielen eine wichtige Rolle und das Internet als erweiterte öffentliche Plattform transportiert künstlerische Ideen über den städtischen Kontext hinaus. 

Erstmals begleitet eine Archiv-Ausstellung – 77/87/97/07 archiv – im Lichthof des LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, kuratiert von Dr. Brigitte Franzen, der Kuratorin für Gegenwartskunst am LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, die Skulptur Projekte und beleuchtet ihre Vergangenheit. Hier erwartet den Besucher eine umfangreiche Dokumentation der wechselhaften Geschichte der Ausstellung. Anhand von Original-Skizzen, Briefwechseln, Filmsequenzen und Modellen aus dem inzwischen umfangreichen Archivbestand wird die Entwicklung der Ausstellung nachgezeichnet. Das Skulptur-Projekte-Archiv, das die Arbeiten von mehr als 175 Künstlern beherbergt, die sich seit 1977 am Projekt beteiligt haben, öffnet in einer ersten Sichtung erstmals für die Öffentlichkeit. So werden nicht nur Modelle für realisierte Projekte wie etwa das von Claes Oldenburgs Poolballs (1977) und von Richard Tuttles Arbeit Ohne Titel (1987) gezeigt, sondern auch Modelle nicht beziehungsweise anders realisierter Projekte. Die Entwürfe und Briefwechsel erhellen Kontexte und Hintergründe der künstlerischen Aneignung und Auseinandersetzung mit öffentlichen und visuellen Kulturen und der Frage nach der skulpturalen Form. Ausgewählte Zeitungsartikel dokumentieren darüber hinaus die lebhaften, kontrovers geführten Diskussionen, die alle Auflagen von Skulptur Projekte in der Öffentlichkeit ausgelöst haben. Gezeigt werden aber auch Modelle und Zeichnungen zu den aktuellen Projekten, wie z.B. das Gipsmodell der Eiben-Hecke am Aasee von Rosemarie Trockel und das Modell für die Käseglocke über den Handwerkerbrunnen auf dem Harsewinkelplatz. 

Die umfangreiche Sammlung hat einen herausragenden kunstwissenschaftlichen Wert. Sie dokumentiert den künstlerischen Umgang mit den Untersuchungsgegenständen „Stadtraum“, „Kunst im öffentlichen Raum“, „Skulptur im Außenraum“. In einem vielfältigen Begleitprogramm werden außerdem verschiedene Perspektiven auf das Thema eröffnet. Filmvorführungen, Diskussionsrunden, Vorträge und Künstlergespräche beleuchten unterschiedliche Aspekte von Öffentlichkeit, Urbanität und städtischem Raum. Ein breit gefächertes Vermittlungsprogramm bietet Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen viele Möglichkeiten, sich aktiv in die Diskussion mit einzubringen und Öffentlichkeit zu gestalten. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, der neben einer ausführlichen Darstellung aller künstlerischen Projekte auch einen umfangreichen Theorieteil enthält. 134 Begriffe zum Untersuchungsgegenstand werden von 74 renommierten Autoren vorgestellt. Ergänzt wird der Katalog durch einen Kurzführer. Außerdem liefert das Kinderbuch \“Was ist ein skulptur projekte? Fünf Touren für Kinder\“ spannende, lustige und unerwartete Informationen zu allen Kunstwerken, die farbig illustriert sind. Die erste Publikation zur Ausstellung, Vorspann, ist bereits im März in Kooperation mit der Kunstakademie Münster erschienen und enthält Gespräche mit beteiligten Künstlern sowie eine Podiumsdiskussion mit den Kuratoren der Ausstellung. Träger der Ausstellung sind der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) und die Stadt Münster. Förderer und Hauptsponsoren sind das Land Nordrhein-Westfalen, die Kulturstiftung des Bundes, die Kunststiftung NRW, die Kulturstiftung der Westfälischen Provinzial Versicherung und die Sparkasse Münsterland Ost.

Kontakt
Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster
Domplatz 10
48143 Münster
Tel.: 0251 / 5907 – 01
Fax: 0251 / 5907 – 210
landesmuseum@lwl.org 

Quelle: Pressemitteilung Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, 22.3.2007; Pressemitteilung LWL, 16.6.2007; Gerhard Kock, Westfälische Nachrichten, 21.7.2007

Ferienworkshop für Kinder im Deutschen Literaturarchiv Marbach

In einer Dichterwerkstatt wird gefeilt und gehobelt, an Texten geschliffen und mit Wörtern gepuzzelt. Von Montag, 30. Juli bis Donnerstag, 2. August 2007, jeweils von 9 bis 12 Uhr, haben Kinder im Alter von acht bis zwölf Jahren im Deutschen Literaturarchiv Marbach die Gelegenheit, es den Dichtern nachzumachen. Unter der Anleitung von Mitarbeitern des Museums probieren die Kinder aus, wie aus Wörterlisten Gedichte und aus Zeichnungen oder Geschichten Skizzen entstehen, wie man eine Stoffsammlung aufbewahrt, wie man schreibt und worauf man schreibt. Natürlich müssen auch Deckblätter gestaltet und Tintenkleckse in Poesie verwandelt werden, bis am Ende das eigene fertige Werk steht. Die Teilnahme am Ferienworkshop »In der Dichterwerkstatt« kostet pro Kind 30,- Euro; es zahlen maximal zwei Geschwister. Anmeldungen sind im Ausstellungssekretariat des Museums möglich.

Kontakt
Deutsches Literaturarchiv Marbach
Schillerhöhe 8-10
71672 Marbach am Neckar
Tel.: 0 7144 / 848 – 616
Fax: 0 7144 / 848 – 299

Quelle: Pressemitteilung Deutsches Literaturarchiv Marbach, 19.7.2007