Nachlass Gustav Nachtigals im Stadtarchiv Stendal

Von Vertretern der Winckelmann-Gesellschaft wurden jetzt die in Stendal vorhandenen Lebenszeugnisse Dr. Gustav Nachtigals (1834-1885), Arzt und Afrikareisender, ans Stadtarchiv Stendal übergeben, die sich seit 1955 im Winckelmann-Museum befanden. Diese Dokumente der Stadt Stendal zu übergeben, begründete Prof. Max Kunze, Präsident der Winckelmann-Gesellschaft damit, dass man in absehbarer Zeit nicht die Absicht gehabt habe, sich mit diesem Nachlass des in Eichstädt bei Stendal (Altmark) geborenen Nachtigals näher zu beschäftigen. Die Sammlung besteht überwiegend aus Briefen, in denen Gustav Nachtigal seiner Frau seine Forschungen und Reiseerlebnisse beschrieb sowie aus medizinischen Ausführungen und Aufzeichnungen aus seiner Tätigkeit als Afrikaforscher und Diplomat. Von besonderer Bedeutung sind auch die Original-Manuskripte seines dreibändigen Werks \“ Sahara und Sudan \“, in dem die Ergebnisse seiner Forschungsarbeit niedergelegt sind und das 1889 in Leipzig erschienen ist. Zur Sammlung gehören des weiteren zeitgenössische Dokumente und Zeitungsausschnitte. Im Stadtarchiv Stendal stehen ab sofort Kopien der Originale für Forschungszwecke zur Verfügung, wie Stadtarchivarin Simone Habendorf betonte. 

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Stadtarchiv Stendal
Brüderstraße 16
39576 Stendal
Tel.: 03931/651220

Quelle: Reinhard Opitz, Volksstimme, 18.1.2007

Neuer Band der Bonner Geschichtsblätter

Der jetzt erschienene Band 55/56 der Bonner Geschichtsblätter bietet dem interessierten Leser auf 360 Seiten kleine und große Geschichten und Geschichte. Fünfzehn Autoren behandeln in ihren Aufsätzen die unterschiedlichsten Themen. So hat sich Tim Glander, Mitarbeiter im Stadtarchiv Bonn, ausführlich mit einer Ansichtskarte aus dem Jahr 1904 beschäftigt, die als Motiv die Poppelsdorfer Allee aufweist. Auf der Rückseite waren scheinbar sinnlos Zahlen aneinandergereiht, die Tim Glander mit Hilfe des PCs entschlüsselte. Dabei kam heraus, dass es sich um eine Liebesbotschaft handelte. Weitere Themen sind unter anderem der erste evangelische Pfarrer auf dem Venusberg, das Schicksal jüdischer Richter in Bonn, der restaurierte Dreikönigsaltar im Bonner Münster, der Bonner Fotograf Camillo Fischer, architektonische „Zeit-Zeichen“ im ehemaligen Regierungsviertel sowie die Darstellungen des Rheinlandes durch den Schweizer Zeichner und Maler Conrad Caspar Rordorf in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

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Stadtarchiv Bonn
Berliner Platz 2
53103 Bonn
Tel.: 0228 / 77 – 2410
Fax: 0228 / 77 – 4301

Quelle: Kölner Stadtanzeiger, 18.1.2007

Sechs Braunschweiger Ortsteile feiern 1000-jähriges Bestehen

Harxbüttel, Waggum, Rühme, Veltenhof, Stöckheim und Melverode blicken in diesem Jahr auf ihre erstmalige Erwähnung im Jahr 1007 und somit auf ihr 1000-jähriges Bestehen zurück. Beleg ist die Urkunde Heinrichs II. vom 24. Januar 1007 zur Gründung des Stiftes Steterburg, deren Abschrift im Niedersächsischen Landesarchiv-Staatsarchiv Wolfenbüttel aufbewahrt wird. Damit sind die einstmals eigenständigen Ortschaften sogar älter als ihre heutige „Mutterstadt“, deren erste schriftliche Nennung aus dem Jahr 1031 datiert. Zum Auftakt des Jubiläumsjahres würdigt die Stadt Braunschweig in einer Festveranstaltung mit geladenen Gästen am Mittwoch, 24. Januar 2007, um 18.30 Uhr in der Dornse des Altstadtrathauses sechs mal tausend Jahre Ortsgeschichte und damit Historien, die spätestens seit der Gebietsreform 1974 auch zu einem festen Bestandteil der Entwicklungsgeschichte der Stadt Braunschweig geworden sind. Oberbürgermeister Dr. Gert Hoffmann eröffnet den Festakt. Den Festvortrag hält Dr. Henning Steinführer, Leiter des Stadtarchivs Braunschweig.

Das Jubiläumsjahr 2007 wird mit mehr als 140 Veranstaltungen und Aktionen in den Ortsteilen gefeiert, die nicht nur einen Einblick in ihre Geschichte geben, sondern auch die Vielfalt und Entwicklung des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens dieser Gemeinden widerspiegeln. Dazu haben sich in allen Jubiläumsorten ehrenamtliche Arbeitskreise oder Festausschüsse gebildet und mit viel Engagement die Jubiläumsprogramme geplant. Dank der Förderung von drei Braunschweiger Firmen konnte ein Programmheft erstellt werden. Von der Stadt Braunschweig herausgeben, enthält es Informationen zur Geschichte der 1000-jährigen Braunschweiger Ortsteile sowie eine Übersicht mit allen Programmpunkten des Jubiläumsjahrs. Das Programmheft wird in den Jubiläums-Ortsteilen über die Festausschüsse verteilt sowie an zentralen Stellen in der Braunschweiger Innenstadt, u. a. in der Tourist-Information und im Kulturinstitut ausliegen. 

Kontakt:
Stadtarchiv Braunschweig
Löwenwall 18 B
38023 Braunschweig
Tel: (05 31) 4 70-47 17
Fax: (05 31) 4 70-47 25
stadtarchiv@braunschweig.de 

Quelle: Pressemitteilung Stadt Braunschweig, 16.1.2007

Sechzigster Geburtstag des Landes Bremen

Am 22. Januar 2007 ist es genau 60 Jahre her, dass die US-Militärregierung die Eigenständigkeit Bremens wiederherstellte. In der Proklamation Nr. 3 verfügte Joseph T. McNarney, Kommandierender General der amerikanischen Streitkräfte in Europa und US-Militärgouverneur für Deutschland, dass die Stadt Bremen gemeinsam mit dem Landgebiet Bremen, dem Stadtkreis Wesermünde und der Stadt Bremerhaven das Land Bremen bildete. Dieses wichtige Ereignis wird am Montag, den 22. Januar gebührend mit einem Festakt ab 11 Uhr im Bremer Rathaus mit 500 geladenen Gästen gefeiert. Zu den Festrednern gehören unter anderem John Christian Kornblum, ehemaliger amerikanischer Botschafter in Deutschland sowie Hans Koschnick, Alt-Bürgermeister von Bremen.

Anlässlich dieses Jubiläums wurde vom Staatsarchiv Bremen die bereits zur 50-Jahr-Feier erschienene Dokumentensammlung "Occupation – Enclave – State, Die Wiederbegründung des Landes Bremen nach dem Zweiten Weltkrieg\“ in überarbeiteter Form neu herausgegeben. Auf 192 Seiten erfährt der interessierte Leser wie die Bremer Bevölkerung die harten Wintermonate mit anhaltender Kälte von Januar bis März 1947 überstand, als aufgrund der vorherrschenden Kohleknappheit die Schulen geschlossen blieben und Wärmehallen eröffnet wurden, die größte Not durch CARE-Pakete, Schulspeisungen und Kohlenklau am Bahndamm etwas gelindert wurde und trotz all dieser widrigen Umstände auch das kulturelle Leben allmählich wieder erwachte.

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Staatsarchiv Bremen
Am Staatsarchiv 1
28203 Bremen 
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Fax: 0421 / 361-10247 
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Quelle: Jörg Esser, Verlagsgruppe Kreiszeitung, 17.1.2007

Archiv und Wirtschaft 4/2006

Das jetzt erschienene Heft 4/2006 der Zeitschrift "Archiv und Wirtschaft" enthält folgende Beiträge:

Aufsätze
Edgar Lersch: Zwischen Routine, \“rasendem Stillstand\“ und der Suche nach neuen Wegen. Zum Stand der Geschichtsdokumentation im deutschen Fernsehen

Veit Scheller: Die ZDF-Archive – Nur Dienstleister für interne Nutzer?

Bettina Hasselbring: \“…. Ein märchenhaftes Erlebnis…\“ Das Historische Archiv des Bayerischen Rundfunks

Erik Lindner: Bei Axel Springer sind Allrounder gefragt 

Berichte
Jürgen Weise: Privatarchive und Öffentlichkeit. Gemeinsame Sitzung der Fachgruppen 4: Archivare an Herrschafts-, Familien- und Hausarchiven und der Fachgruppe 5: Archivare an Archiven der Wirtschaft am 28. September 2006 auf dem Deutschen Archivtag in Essen

Rezensionen

Heinz Boberach: Archivar zwischen Akten und Aktualität (Dirk Ullmann)

Rolf Walter (Hrsg.): Geschichte des Konsums. Erträge der 20. Arbeitstagung der Gesellschaft für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, 23.-26. April 2003 in Greifswald (Alexander Schug)

Ulrich Heß, Petra Listewnik u. Michael Schäfer (Hrsg.): Unternehmen im regionalen und lokalen Raum 1750-2000 (Willi A. Boelcke)

Klaus-Dietmar Henke (Hrsg.): Die Dresdner Bank im Dritten Reich (Kurt Schilde)

Susanne Hilger: \“Amerikanisierung\“ deutscher Unternehmen. Wettbewerbsstrategien und Unternehmenspolitik bei Henkel, Siemens und Daimler-Benz (1945/49-1975) (Werner Bührer) 

Mathias Döpfner (Hrsg.): Axel Springer. Neue Blicke auf den Verleger. Eine Edition aktueller Autorenbeiträge und eigener Texte, Red.: Kathrin Frings, Rainer Laabs u. Erik Lindner (Lothar W. Holzgreve)

Ute Grau u. Barbara Guttmann: Reinhold Würth. Ein Unternehmer und sein Unternehmen (Evelyn Kroker)

Karl H. Metz: Ursprünge der Zukunft. Die Geschichte der Technik in der westlichen Zivilisation (Siegfried Buchhaupt)

Personalnachrichten/Verschiedenes

Impressum

Info:
Archiv und Wirtschaft, 39. Jg., 2006, H. 4
www.wirtschaftsarchive.de
Jahresabonnement: 26 €
Einzelheft: 8 €

Kontakt:
Dr. Detlef Krause
COMMERZBANK c
ZKK-Historische Dokumentation
Kaiserplatz
60261 Frankfurt am Main
Tel.: 069/136-23616
Fax: 069/136-23422
detlef.krause@commerzbank.com
www.commerzbank.de/konzern/geschichte

Umfangreiche Restaurierungsarbeiten im Stadtarchiv Amberg

Im Stadtarchiv Amberg, das – wie Archivleiter Dr. Johannes Laschinger betont – zu den bedeutendsten Stadtarchiven in Nordbayern gehört, ist die Geschichte Ambergs fast lückenlos dokumentiert. Die älteste Urkunde, in der Kaiser Konrad II. dem Bamberger Bischof Eberhard I. Bann-, Markt-, Zoll- und Schiffahrtsrechte und alle Rechte, die der Kaiser und der bayerische Herzog in dem damals \“Ammenberg\“ genannten Ort hatten, gewährte, stammt aus dem Jahr 1034. Das Stadtarchiv Amberg verfügt über 2000 laufende Meter Archivalien, von denen gut 1.200 laufende Meter ihre Entstehung dem Wirken der Amberger Stadtverwaltung verdanken. Zu dieser städtischen Überlieferung zählen mehr als 2.400 Pergamenturkunden, 440 Amtsbücher sowie mehrere tausend Rechnungen; – historische Quellen ersten Ranges, die bereits vielfach für wissenschaftliche Publikationen genutzt worden sind. Des weiteren gehören zum Archivbestand umfangreiche Nachlässe und Deposita, alle seit 1851 in Amberg erschienene Tageszeitungen, eine aus rund 7 500 Einzelstücken bestehende Plakat- und Plansammlung sowie ein Bildarchiv mit mehr als 50.000 Fotografien. Damit alle diese wertvollen Dokumente auch weiterhin für Forschungszwecke zur Verfügung stehen, wird jetzt mit umfangreichen Restaurierungsmaßnahmen dem teilweise schon fortgeschrittenen Zerfallsprozess entgegengewirkt. 

Kontakt
Stadtarchiv Amberg
Zeughausstraße 1
92224 Amberg
Tel.: 09621 / 10-266 oder -268
Fax: 09621 / 10-828
stadtarchiv@amberg.de

Quelle: Mittelbayerische Zeitung, 16.01.2007

Größte Schulwandbildersammlung Schleswig-Holsteins

Die wohl größte Schulwandbildersammlung Schleswig-Holsteins umfasst über 450 Schulwandbilder aus den Jahren 1890 bis 1975 und stammt aus der 1975 geschlossenen Volksschule Molfsee im Kreis Rendsburg-Eckernförde. Ursprünglich verfügte die Schule über 569 Exemplare, von denen jedoch gerade die ältesten Exemplare verschollen sind. Nach der Schließung der Volksschule im Jahre 1975, gelangten die Bilder in den Besitz der Gemeinde und wurden dort sorgfältig archiviert. Einige dieser Exemplare stellte man dem Kindheitsmuseum Schönberg als Dauerleihgabe zur Verfügung. Um 1990 wurden vor allem die Märchenbilder der interessierten Öffentlichkeit in einer Ausstellung präsentiert. Betreut wird die Sammlung durch die Kieler Volkskundlerin Ute Hinrichsen, Mitarbeiterin im Molfseer Gemeindearchiv. Aus diesem Grunde bat sie auch Jürgen Barth, Vorsitzender des Kommunalvereins, für die Jahresblätter etwas über die Molfseer Schulwandbildersammlung zu schreiben, an die sich sicherlich so mancher aus seiner eigenen Schulzeit noch erinnert. Da jedoch nur wenige der Bilder datiert sind, hat Ute Hinrichsen Schwierigkeiten bei der richtigen Zuordnung. Unterstützung erhofft sie sich jetzt dabei durch die Würzburger Forschungsstelle Schulwandbilder, die die weltweit größte Datenbank für schulische Anschauungsbilder besitzt.

Bis in die 1970er Jahre hinein gehörten Wandbilder zu allen relevanten Themen – in der Regel zwischen 100 und 200 Stück – zum Inventar jeder Schule. Danach wurden sie immer mehr von Projektoren, Film- und Fernsehgeräten sowie Computern verdrängt. Ab 1860 – mit dem Aufkommen der Schnellpresse – konnten Schulwandbilder kostengünstig hergestellt werden, was nicht unerheblich zu ihrer massenhaften Verbreitung beitrug. In einer bis dahin ziemlich bilderarmen Umgebung konnte nun den Kindern anschaulich in fachbezogenen, analytisch-erklärenden Unterrichtsbildern der Lehrstoff ergänzend vermittelt werden. Daneben gab es aber auch für die untersten Klassen bunte und detailreiche Tierbilder, Märchenszenen und Jahreszeitendarstellungen, durch die die Kinder zum Erzählen angeregt werden sollten. Wer sich für diese Schulwandbildersammlung interessiert, kann ein knappes Drittel davon in den kostenlosen Jahresblättern des Kommunalvereins Molfsee abgebildet finden. Zu beziehen sind sie – gegen eine kleine Spende – über Jürgen Barth (Tel. 04347/4242, E-Mail jubamo@t-online.de).

Kontakt
Gemeindearchiv Molfsee
Mielkendorfer Weg 2
24113 Molfsee
Tel.: 0431/650090
Fax: 0431/650914

Quelle: Kerstin v. Schmidt-Phiseldeck, Kieler Nachrichten , 9.1.2007

Bildband über Rüsselsheim 1945-1970

Gudrun Senska, seit 1985 Mitarbeiterin im Stadtarchiv Rüsselsheim, steht gerne allen Privatpersonen, Wissenschaftlern, Studenten und vor allem Schülern beratend zur Seite, die ein Projekt erarbeiten oder die Geschichte der unterschiedlichsten Institutionen oder Vereine erforschen möchten. Neben einer umfangreichen Sammlung schriftlicher Quellen, ist vor allem das Fotoarchiv mit mehr als 10.000 Bildquellen von Interesse. Diese werden oft von Gudrun Senska für ihre Arbeit herangezogen, denn vor allem auf alten Familienfotos findet sie nicht nur so manchen Hinweis auf die zu jener Zeit übliche Kleidung oder Möblierung der Wohnung, sondern auch auf das Familienleben im Allgemeinen.

Von Gudrun Senska, die bereits mehrere Schriften zu stadtgeschichtlichen Themen herausgegeben hat, ist Ende 2006 ein Bildband mit dem Titel „Rüsselsheim wächst zusammen 1945-1970“ herausgegeben worden. Der in der Reihe "Archivbilder" im Sutton-Verlag erschienene Band beschäftigt sich mit den ehemals eigenständigen Gemeinden Haßloch, Königstädten und Bauschheim, die in den Jahren 1951, 1956 und 1970 eingemeindet wurden. Mehr als 200 Fotografien aus dem Besitz des Stadtarchivs Rüsselsheim und aus privaten Sammlungen belegen auf 128 Seiten das kulturelle, wirtschaftliche, politische, religiöse, sportliche und soziale Leben der Bewohner dieser drei Ortsteile, die sich bis heute eine gewisse Eigenständigkeit bewahrt haben. Unterstützt wurde Gudrun Senska bei der Erarbeitung dieses Bildbandes von Horst Guthmann und Rudolf Kowallik aus Bauschheim, Hans-Joachim Mispagel und Artur Rötger aus Haßloch sowie Karl Walther aus Königstädten. Diese sind hervorragende Kenner ihrer jeweiligen Ortsteile und haben sich bereits durch Fotoausstellungen und Veröffentlichungen zu ihren Stadtteilen einen Namen gemacht.

Kontakt
Stadtarchiv Rüsselsheim
Hauptmann-Scheuermann-Weg 4
65428 Rüsselsheim
Tel.: 06142 / 83-29 60 
Fax: 06142 / 83-29 65
stadtarchiv.ruesselsheim@t-online.de

Quelle: Susanne Rapp, Echo-Online, 15.1.2007; Hessischer Rundfunk Online, 2.11.2006

Aufarbeitung und Präsentation der Spandauer Kirchengeschichte

Das reformationsgeschichtliche Museum von St. Nikolai in Spandau, das von Sabine Müller geleitet wird, ist in einem im Kern aus dem Mittelalter stammenden Fachwerkhaus untergebracht. Die wechselnden Ausstellungen beschäftigen sich vorwiegend mit kirchlicher Geschichte, die immer auch Teil der Stadt- und Landesgeschichte ist. Fast ausschließlich werden Stücke aus eigenem Bestand präsentiert. 1994 wurden das neue Museum sowie das Archiv und die Bibliothek der St. Nikolai-Gemeinde am Reformationsplatz 12 eröffnet. Bis zu diesem Zeitpunkt waren sie im Turm der Kirche untergebracht. Da die St. Nikolai-Gemeinde so alt ist wie die Stadt (1232) bzw. der Bezirk Spandau (1920) haben sich im Laufe der Jahrhunderte viele wertvolle Dinge angesammelt: Gemälde, Abendmahlsgeräte, Kirchenbücher und Urkunden. Einen besonderen Schatz stellt die alte Kirchenbibliothek mit rund 3000 Bänden dar. Das älteste Buch ist eine Handschrift aus dem Jahre 1447. Auch einige Inkunabeln gehören zum Bestand. Die meisten Spuren haben jedoch die Epochen der Reformation und der Aufklärung hinterlassen. So wurde in der Kirche St. Nikolai in Spandau, das früher zu Brandenburg und nicht zu Berlin gehörte, 1539 der erste evangelische Gottesdienst Brandenburgs abgehalten. Gerade aus dem 18. Jahrhundert sind viele naturwissenschaftliche und philosophische Bücher erhalten geblieben. Sie zeugen davon, dass damals die Pfarrer die wichtigsten Vermittler von Wissen waren. Die wöchentliche Sonntagspredigt bot die einzige Möglichkeit zur öffentlichen Erwachsenenbildung. Das Museum erforscht und vermittelt die Bestände der St. Nikolai-Kirche. Dies geschieht nicht nur in den Ausstellungen, sondern z.B. auch mit der Restaurierung alter Bücher und durch Neuausgaben besonders interessanter Texte. Einmal monatlich findet auf dem alten Dachboden des Museums eine Abendveranstaltung mit dem Titel „Unterm Dach“ statt. Es werden Konzerte, Lesungen oder Vorträge zu den Themen des Hauses geboten. 

Sabine Müller leitet nicht nur das Kirchenmuseum Spandovia sacra, sondern auch die Bibliothek und das Archiv der Spandauer Kirchengemeinde St. Nikolai. Die Bande zwischen St. Nikolai und dem Umland sind eng und alt. So lagern im Spandauer Archiv auch die Kirchen- und Schulakten aus allen umliegenden Orten, die zum Havelländischen und Glienschen Kirchenkreis gehörten. Hier erhält man Informationen über Festgottesdienste, Bibelstunden, Trauungen, Taufen, Bestattungen, Baumaßnahmen, Geläute, Streitfälle zwischen zivilen und Militärpfarrern, Besoldungsfragen, katholische Dissidenten, Sekten, Austritte, zweifelhafte Ehen, empfohlene und verbotene Bücher. Wer im Archiv forschen möchte, muss sich zunächst durch unzählige Karteikarten kämpfen, die heute chronologisch und nicht mehr wie früher sächlich geordnet sind. Eine digitale Erfassung gibt es zwar auch, aber das System ist alt und einfach und nicht mit anderen Systemen kompatibel. Unterstützt wird Sabine Müller bei ihrer Arbeit durch Bärbel und Klaus Lehmann, die ehrenamtlich fast jede Woche ein oder zwei Tage Papiere sichten, enteisen und Akten erfassen. 

Kontakt
Spandovia Sacra-Museum der evangelischen Kirchengemeinde St. Nikolai Berlin-Spandau 
Reformationsplatz 12
13597 Berlin / Berlin-Spandau
Tel. 030 3338054 
museum@nikolai-spandau.de
www.nikolai-spandau.de

Quelle: Marlies Schnaibel, Märkische Allgemeine, 9.1.2007; Spandovia sacra – Heiliges Spandau.

Mikrofilm-Scanner erleichtert Suche im Stadtarchiv Lüdenscheid

Seit Anfang des Jahres erleichtert ein Mikrofilm-Scanner im Stadtarchiv Lüdenscheid erheblich die Suche in alten Zeitungsbänden. Damit wird nicht nur mühsames Blättern in dicken Zeitungsbänden und Fotokopieren überflüssig, sondern auch der Zersetzungsprozess beim Papier verlangsamt. Im Moment stehen allerdings nur die Lüdenscheider Nachrichten und ihre Vorgänger zur Verfügung, von denen bereits sämtliche Ausgaben der letzten 150 Jahre fast lückenlos auf Mikrofilmen abfotografiert worden waren. Archivleiter Tim Begler konnte somit auf teure Neuverfilmung oder Einscannen verzichten, und stattdessen auf kostengünstige Kopien zurückgreifen. Archivnutzer haben jetzt die Möglichkeit, mit unterschiedlichen Rädchen am Mikrofilm-Scanner vorwärts und rückwärts die Zeitungen zu durchblättern, Ausschnitte zu verkleinern oder zu vergrößern oder mit Hilfe von Schiebereglern die gesuchten Artikel und Anzeigen auszuwählen. Diese werden dann vom Mikrofilm-Scanner auf einen angeschlossenen Computer übertragen, wo sie dann je nach Bedarf gespeichert, ausgedruckt oder auf CD gebrannt werden. Da das Stadtarchiv Lüdenscheid bisher noch nicht über eine Gebührenregelung verfügt, ist auch dieser Service noch kostenlos.

Kontakt
Stadtarchiv Lüdenscheid
Kerksigstr. 4
58511 Lüdenscheid
Tel.: 02351 / 17-1388
Fax: 02351 / 17-1310
stadtarchiv@luedenscheid.de 

Quelle: Björn Althoff, Lüdenscheider Nachrichten, 13.1.2007