Geschichtspfad in Norderstedt

Die Stadt Norderstedt ist 1970 durch die Zusammenlegung der Stormarner Gemeinden Glashütte und Harksheide sowie der Pinneberger Gemeinden Garstedt und Friedrichsgabe entstanden und liegt im Kreis Segeberg. Die vier Gemeinden, deren Entwicklung durch die Nähe zu Hamburg und durch die Lage an oder auf der Harksheide – bis ins 19. Jahrhundert das größte Heide- und Moorgebiet Holsteins – bestimmt war, können auf eine lange Geschichte zurück blicken, die teilweise bis ins 14. Jahrhundert zurückreicht. Der Heimatbund Norderstedt hat sich nun vorgenommen, die Bevölkerung mit der Geschichte der einzelnen Stadtteile vertraut zu machen. Aus diesem Grunde soll ein Geschichtspfad angelegt werden, der zu einem historischen Spaziergang durchs Stadtgebiet einlädt. Denkwürdige Stätten werden mit Informationstafeln versehen und die historischen Zusammenhänge mit Hilfe eines Faltblattes erläutert. Unterstützt wird dieses Vorhaben durch den HEIMATSPIEGEL-Verlag, in dem auch die ersten Heimatbund-Jahrbücher erschienen sind. Gestartet wird das Projekt in Friedrichsgabe, da hier ausreichend Material zur Verfügung steht. Der Vorsitzende des Heimatbundes, Peter Reimann und Eckard Wallmann, Pastor an der Johanneskirche in Friedrichsgabe erarbeiten zur Zeit ein Konzept. Unterstützt werden sie dabei von Dr. Manfred von Essen, Leiter des Stadtarchivs Norderstedt. Anhand von zwölf Tafeln, versehen mit einem historischen Foto und einem erläuternden Text dazu, soll die Geschichte des Stadtteils aufgezeigt werden. Bis Ende 2007 sollen alle zwölf Tafeln – für die noch Sponsoren gesucht werden – an ihren Standorten in Friedrichsgabe aufgestellt sein.

Kontakt
Stadtarchiv Norderstedt
Weg am Denkmal 9a
Rathausallee 50/70 (Büro)
22846 Norderstedt
Tel.: 040 / 53 595 -188 / – 956
Fax: 040 / 94 36 53 44
stadtarchiv@norderstedt.de

Quelle: Heimatspiegel, 3.1.2007

Historische Karte verdeutlicht Salinengeschichte in Bentlage

Eine historische Karte aus dem Jahr 1810, die im Stadtarchiv Rheine aufbewahrt wird, gibt Aufschluss über die Salzgewinnung in Bentlage. Gezeichnet wurde die Karte, die den Besitz der Salinensozietät zeigt, vom damaligen Salineninspektor August Raters. Anhand eines eingezeichneten Torfschuppens und einer Kohlehalde kann man belegen, dass zur Befeuerung des Kessels nicht nur Holz aus den umliegenden Wäldern gedient hatte, sondern auch Kohle und Torf. Des weiteren sind dort die Technischen Werke der Saline – wie z.B. ein Windrad oder eine Pumpe, die das Wasser mit Pferdekraft aus dem Salinenkanal beförderte – eingezeichnet. Im Jahre 1814 fertigte Wilhelm Roters eine Kopie der Karte an, die ebenfalls im Stadtarchiv aufbewahrt wurde. Da aus unerklärlichen Gründen die Originalkarte aus der dazu gehörigen Akte entfernt und gesondert aufbewahrt wurde, fehlen erläuternde und ergänzende Angaben zu dieser Karte, die in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts in den Besitz des Stadtarchivs Rheine überging. Anlässlich der Regionale im Jahre 2004 hängte man die Kopie der Karte dann zur Ergänzung der dort ausgestellten Salinen-Exponate im Drei-Giebel-Haus auf. Da man jedoch nicht die Auswirkungen der dort herrschenden Klimaschwankungen bedacht hatte, verblasste die Kopie innerhalb weniger Wochen. Aus diesem Grunde wurde ein Fotograf beauftragt, auf hochwertigem Papier eine neue Kopie anzufertigen. Wie der Historiker Dr. Lothar Kurz und Marianne Kampling vom Verkehrsverein erläuterten, wird diese in Kürze im Dreigiebelhaus an der Saline Gottesgabe zu besichtigen sein. 

Kontakt
Stadtarchiv Rheine
Marktstraße 12
48431 Rheine
Tel.: 0 59 71 / 92 03-0
Fax: 0 59 71 / 92 03-13
Stadtarchiv@rheine.de

Quelle: Gerd Cosse, Westline (Münstersche Zeitung), 2.1.2007

Sprengelarchivarin im Landeskirchlichen Archiv in Stuttgart

Im Landeskirchlichen Archiv in Stuttgart arbeitet Dorothea Reuter, die als Sprengelarchivarin mehr als 200 Pfarrämter und über ein Dutzend Dekanatämter im Gebiet der Prälatur Ulm betreut und somit überwiegend von Ellwangen bis zum Bodensee beratend tätig ist. Vor Ort entscheidet sie, was aufbewahrt werden muss und was vernichtet werden kann. Sie regelt auch, wann die Pfarr- und Dekanatsarchive ins Landeskirchliche Archiv kommen und bedeutende Dokumente aus Sicherheitsgründen in der Prälatur Ulm aufbewahrt werden. Des weiteren besteht ihre Aufgabe darin, altes Schriftgut zu erschließen und zu prüfen, ob schon erfasste Aktenbestände vollständig sind und zeitlich richtig eingeordnet wurden sowie den Umfang der nach Sachgebieten geordneten Dokumente zu erfassen und neue Inhaltsverzeichnisse anzulegen. Außerdem sorgt sie für eine fachgerechte Restaurierung alter Schriftstücke und arbeitet hierbei eng mit einer privaten Werkstatt zusammen.

Für Dorothea Reuter haben alle diese Arbeiten einen hohen Stellenwert, denn sie möchte allen Interessierten die Möglichkeit bieten, Nachforschungen über ihre Familien oder ihre Gemeinden anzustellen. Das Ergebnis sind nicht selten Familien- oder Gemeindechroniken, die anlässlich der unterschiedlichsten Jubiläen verfasst werden. Sie hilft aber auch gerne weiter, wenn Umbau- oder Renovierungsarbeiten in den einzelnen Pfarreien anstehen und dann dringend alte Baupläne gebraucht werden. Um die Arbeit des Landeskirchlichen Archivs in der Öffentlichkeit bekannter zu machen, hält Dorothea Reuter auch regelmäßig Vorträge und erarbeitet gemeinsam mit ihren Kollegen einmal im Jahr eine Ausstellung. Denn sie möchte als Sprengelarchivarin dazu beitragen, das kirchliche Gedächtnis zu bewahren. 

Kontakt
Landeskirchliches Archiv Stuttgart
Balinger Straße 33/1 
70567 Stuttgart 
Tel.: 0711-2149-373 (Lesesaal) 
Fax: 0711-2149-180 
Archiv@elk-wue.de

Quelle: Stefan Heide, eva-n-gelisch; Stefan Heide, Eßlinger Zeitung, 2.1.2007

Winterzauber-Impressionen aus dem LWL-Bildarchiv

Kälte, Glatteis, Schneematsch – nur zu oft zeigt der Winter seine unansehnliche Seite. In der Fotografie jedoch entfaltet er einen ganz eigenen Zauber. Das zeigen Beispiele aus dem Bildarchiv des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL). Das LWL-Medienzentrum für Westfalen in Münster hat die Bilder jetzt online der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. „Stimmungsvoll inszeniert der Winter Licht und Landschaft, fügt Schwarzweiss-Kontraste zu grafischen Kompositionen oder löst sie auf in mystische Nebelgemälde. Und den Liebhabern von Schnee und Eis bereitet er vergnügliche Stunden auf Skiern, Schlitten oder Schlittschuhen“, beschreibt Kerstin Burg, Mitarbeiterin des LWL-Bildarchivs, die Stimmung auf den Fotos. 

„Die Winterfotos sind nur ein kleiner Ausschnitt aus unserem Bestand von 300.000 Fotografien aus der Zeit zwischen 1850 und heute“, so Burg weiter. „Unser Material stammt überwiegend aus öffentlichen Archiven oder Fotografennachlässen. Aber zahlreiche Bildsammlungen oder Fotoalben wurden uns auch von Privatleuten überlassen – und wir wünschen uns mehr solcher Eindrücke aus dem Alltagsleben der Menschen in früheren Zeiten.“ 

Das Bildarchiv des LWL-Medienzentrums hat den Auftrag, westfälische Fotografien aus öffentlicher oder privater Hand zu sammeln und zu dokumentieren – „und sie so rasch wie möglich der Öffentlichkeit zugänglich zu machen“, ergänzt Burg. Alle Sammlungen werden nach und nach digitalisiert und online gestellt. Wer unter www.bildarchiv-westfalen.de recherchiert, wird aktuell etwa 35.000 historische und aktuelle Fotos aus Westfalen finden – zu Themen wie Dorf und Stadt, Natur und Landschaft, zu Wirtschaft, Brauchtum, Kunst und Architektur. Die Bilder stammen aus allen Regionen zwischen Mindener Land und Siegerland sowie zwischen Niederrhein und Weser. Wer persönlich mit dem Bildarchiv Kontakt aufnehmen will, richte sich an das 

LWL-Medienzentrum für Westfalen
Fürstenbergstraße 14
48147 Münster
bildarchiv@lwl.org 
Tel. 0251 / 591-4719 / -3920.

Quelle: LWL-Presseforum, 28.12.2006.

Aufbau eines Stadtarchivs in Rheinau

Vor zwei Jahren hat die baden-württembergische Stadt Rheinau damit begonnen, ein Stadtarchiv aufzubauen. Die rund 11.000 Einwohner zählende Stadt Rheinau wurde selbst erst 1975 im Zuge der Baden-Württembergischen Gemeindereform aus der Stadt Freistett und den ehemals selbständigen Gemeinden Rheinbischofsheim, Helmlingen, Memprechtshofen, Hausgereut, Holzhausen, Diersheim, Honau und Linx gebildet. Jeder Stadtteil hat somit seine eigene Geschichte, die nun an einem zentralen Ort aufgearbeitet und für die nachkommenden Generationen gesichert werden soll. 

Untergebracht ist das Archiv im Keller des neuen Bürgersaals, wo eine konstante Lufttemperatur zwischen 15 und 17 Grad und eine Luftfeuchtigkeit von maximal 55 Prozent herrschen, also optimale Bedingungen für eine fachgerechte Aufbewahrung der Akten und Dokumente. Für die bereits vorhandenen schätzungsweise 18.000 bis 20.000 Archivalien, die noch aufgearbeitet werden müssen,  stehen ein Fahrregal-Lager und Spezialschränke zur Verfügung. Viele Akten und Urkunden mussten in mühsamer Arbeit gereinigt werden, da sie oftmals unsachgemäß gelagert wurden und dadurch verstaubt und teilweise auch vom Pilz befallen waren. 

Dirk Wacker, der ab 2007 die neu eingerichtete Stelle als Stadtarchivar übernimmt, hofft, dass er bis Ende 2008 ein Findbuch für alle vorhandenen Archivalien erstellt hat. Zur Zeit absolviert Dirk Wacker seine Ausbildung als »Fachangestellter für Medien- und Informationsverarbeitungsdienste, Fachrichtung Archiv« beim Stadtgeschichtlichen Institut der Stadt Bühl. Dessen Leiter, Michael Rumpf, steht der Stadt Rheinau beim Aufbau des Stadtarchivs beratend zur Seite. 

Kontakt
Stadtarchiv Rheinau 
Rheinstraße 46 
77866 Rheinau 
07844/400-22 
07844/400-13 
mailpost@rheinau.de 
www.rheinau.de 

Quelle: Michael Müller, Baden-Online, 28.12.2006

Dokumentation über die Geschichte Niedersachsens

Obwohl das heutige Niedersachsen erst 1946 durch den Zusammenschluss von Hannover, Oldenburg, Braunschweig und Schaumburg-Lippe entstand, blickt das Land Niedersachsen auf eine wesentlich längere Geschichte zurück. Eine zusammenfassende Dokumentation über die gut zweitausendjährige Geschichte Niedersachsens, verfasst im Auftrag der Niedersächsischen Sparkassenstiftung, wurde jetzt der Öffentlichkeit präsentiert. 

Geschrieben wurde das mehr als 260 Seiten umfassende und reich bebilderte Werk von Dr. Dieter Brosius – bis zu seiner Pensionierung im Jahre 2001 Leiter des Hauptstaatsarchivs in Hannover. Es war ihm wichtig, dieses Buch nicht nur für einen kleinen Leserkreis zu verfassen, sondern für alle an der Geschichte Niedersachsens Interessierten, selbst wenn sie keinerlei geschichtliche Vorkenntnisse besitzen. Besonders geeignet ist das Werk auch für Schulen und diverse andere Einrichtungen, an die es von der Lottostiftung kostenlos verteilt wurde. 

Da das Buch für einen breiten Leserkreis gedacht ist, stand Autor Brosius vor der schwierigen Entscheidung, sich auf die wesentlichsten Informationen zu beschränken und somit viele Details außen vor zu lassen. Herausragende Punkte der Geschichte Niedersachsens wie den ersten Motorflug der Welt in Hannover, die Erfindung der Glühbirne in Springe und die erste Erdölbohrung in Wietze finden aber durchaus Erwähnung, und sollen – wie der Präsident der Niedersächsischen Sparkassenstiftung, Thomas Mang, bei der offiziellen Buchvorstellung betonte – dazu beitragen, dass die Bürger Niedersachsens stolz sind auf das junge Bundesland mit altem Namen und großer Tradition. 

Info:
Dieter Brosius: Niedersachsen. Das Land und seine Geschichte in Bildern, Texten und Dokumenten. 
Hrsg. durch d. Niedersächsische Sparkassenstiftung
2006. 263 S. m. über 300 Farb- u. SW-Abb. 29 cm; GEB; Deutsch
Ellert & Richter, 2006
ISBN-10: 3831902658
ISBN-13: 9783831902651
29,95 Euro

Quelle: Thomas Hartmann, Rotenburger Rundschau, 26.12.2006.

Eisenbahn-Romantik im Universitätsarchiv Karlsruhe

Dampfend rollte sie ab 1839 durch Baden: die Großherzoglich Badische Staatseisenbahn. Wie die Lokomotiven der ersten Stunde aussahen, zeigen die Konstruktionspläne aus den Jahren 1840 bis 1909, die das Archiv der Universität Karlsruhe jetzt zugänglich gemacht hat. Die Originale sind zum größten Teil auf Transparentpapier gezeichnet – das im Lauf der Zeit sehr brüchig und damit für die Benutzung viel zu empfindlich geworden ist. Mit Hilfe des Landesarchivs Baden-Württemberg konnte das Universitätsarchiv Karlsruhe nun von sämtlichen Plänen großformatige Farbdias erstellen. Hoch auflösende Digitalisierungen der Dias ermöglichen ein genaues Betrachten und Detailvergrößerungen am Bildschirm sowie Papierausdrucke. Zum ersten Mal ist diese Sammlung zur deutschen Technikgeschichte damit für eine breitere Öffentlichkeit zugänglich. Präzise, oft farbige Federzeichnungen zeigen auf 180 Blättern Lokomotiven, die vor allem die Maschinenbaugesellschaft Karlsruhe zwischen 1839 und 1874 gebaut hat. Je Lokomotive gibt es meist fünf bis zehn Planblätter mit verschiedenen Gesamt-, Teil- oder Detailansichten. Zum Bestand gehören aber auch Pläne der Bodenseeschiffe, die von 1840 bis 1888 ebenfalls im Dienst der badischen Staatsbahnen standen. 

Das Universitätsarchiv hat die insgesamt über 300 Pläne geordnet und einzeln erschlossen – jeden der Pläne haben die Mitarbeiter des Archivs genau beschrieben: welche Teile er zeigt und in welcher Ansicht, ob die Zeichnung farbig ist, in welchem Maßstab und auf welchem Material sie vorliegt, wie gut der Plan erhalten ist. Dazu kommen Daten wie Gattung, Größe und Baujahr der Maschine. Im Januar 1998 hatte das Institut für Straßen- und Eisenbahnwesen der Universität die Konstruktionspläne an das Universitätsarchiv abgegeben. Der größte Teil der Sammlung stammt aus der früheren Generaldirektion der Badischen Staatseisenbahnen. Von dort hatte sie Professor Dr. Otto Ammann, von 1912 bis 1933 Leiter des Instituts für Straßen- und Eisenbahnwesen und von 1920 bis 1921 Rektor der Universität, für das an seinem Lehrstuhl aufgebaute Verkehrsmuseum erhalten. Interessierte sind herzlich eingeladen, sich im Universitätsarchiv über den Bestand zu informieren. Digitalisate einzelner Pläne können Sie gegen eine Gebühr von 10,23 Euro je Stück erwerben.

Kontakt
Universitätsarchiv Karlsruhe
Kaiserstr. 12
76128 Karlsruhe 
Tel.: 0721 / 608-3494
Fax: 0721 / 608-6122
Nippert @verwaltung.uni-karlsruhe.de

Quelle: Presseinformation Universität Karlsruhe, 22.12.2006; ka-news, 27.12.2006

Weihnachtsgeschenk für das Kreisarchiv Esslingen

Rechtzeitig zu Weihnachten kehrten vier seit Jahrzehnten vermisste teilweise in Schweinsleder gebundene Folianten aus dem 19. Jahrhundert ins Kreisarchiv Esslingen zurück. Durch Zufall waren sie auf dem Dachboden eines Abbruchhauses in der Altstadt von Nürtingen entdeckt und gerettet worden. Da der Finder die alte Schrift nicht entziffern konnte, war er sich zunächst nicht im klaren über die Bedeutung seines Fundes. Erst als er Kreisarchivar Manfred Waßner die Bände zeigte, konnte dieser die wertvollen Stücke sofort zuordnen. Es handelt sich um Amtsversammlungsprotokolle aus den Jahren 1823 bis 1868.

Kontakt
Kreisarchiv Esslingen
Pulverwiesen 11
73726 Esslingen am Neckar
Tel.: 0711/39 02 23 40
Fax: 0711/39 02 10 45
kreisarchiv@landkreis-esslingen.de

Quelle: Teckbote, 27.12.2006 

Wasserzeichen des Mittelalters im Hauptstaatsarchiv Stuttgart

Die aktuelle Ausstellung im Hauptstaatsarchiv Stuttgart, die am 14.12.2006 eröffnet wurde, trägt den Titel „Ochsenkopf und Meerjungfrau – Wasserzeichen des Mittelalters“. Wasserzeichen begegnen beim Kontakt mit Papier. Seit den Anfängen der Papierproduktion in Europa, die wohl noch ins 12. Jahrhundert zurückgehen, sind diese Wasserzeichen oder Papiermarken als Herkunfts- bzw. Qualitätsmerkmale ins Papier eingebracht. Sie kennzeichnen damit den Herstellungsort und Produktionsbetrieb, zunächst also die Papiermühle, wo das Papier produziert wurde. Modern formuliert würde man das Wasserzeichen quasi als „Label“ ansprechen können, als Herkunftsmarke oder Gütelogo. Dabei geben sich die Wasserzeichen im Papier freilich nicht auf den ersten Blick zu erkennen, sondern erst, wenn man das Papier gegen eine Lichtquelle hält. Die bekannteste aktuelle Verwendung finden Wasserzeichen in Banknoten. Die neuen Euro-Banknoten zeigen im Gegenlicht das Wasserzeichen auf beiden Seiten des unbedruckten Bereichs. Hier werden das Architekturmotiv des Geldscheins und die Wertzahl sichtbar. Wie seit jeher wird das Wasserzeichen noch immer direkt bei der Papierherstellung durch Variation der Papierstärke erzeugt. Es dient hier – wie bei den Geldscheinen überhaupt – in erster Linie zum Nachweis der Authentizität und zur Sicherung vor Fälschung.

Die Wasserzeichen des Mittelalters stehen zunächst repräsentativ für die zeitgenössische Papiererzeugung. Sie sind vor allem in den Papierhandschriften, -drucken und -zeichnungen erhalten, die heute in den Bibliotheken, Archiven und Museen verwahrt und gezeigt werden. Seitdem das Papier das teurere Pergament als Beschreibstoff mehr und mehr abgelöst hat – was in Mitteleuropa im 15. Jahrhundert, im Mittelmeergebiet früher, in Nord- und Osteuropa später zu beobachten ist – sollte es als bedeutendster Schriftträger bis in unsere Zeit fungieren. Natürlich hat sich die Papierproduktion gerade seit dem 19. Jahrhundert durch die Entwicklung der maschinellen Fertigung wesentlich verändert, und die Bedeutung der Wasserzeichen – bis auf die Banknoten – weitgehend marginalisiert. Doch erst mit der aktuellen Veränderung der Kommunikationsstrukturen durch die elektronischen Medien wird die Bedeutung des Papiers als Informationsträger zunehmend stärker reduziert. Die elektronische Speicherung auf unterschiedlichen Datenträgern ersetzt dabei bereits vielfach den Papierausdruck, wobei die Möglichkeiten ihrer langfristigen „Haltbarkeit“ bislang noch nicht absehbar sind.

Das Papier des Mittelalters und seine Wasserzeichen stellen bei professioneller Aufbewahrung und adäquatem Umgang normalerweise keine konservatorischen Probleme dar. Die Papier- und Wasserzeichenforschung hat entsprechend lange Tradition und wird seit Jahrhunderten international betrieben. Bereits den Zeitgenossen war der Einsatz von Wasserzeichen bei der Papierproduktion und deren Funktion natürlich bewusst, wie schon früh der Traktat des Bartolfus de Saxoferrato zeigt. Die Fragestellungen der modernen Papierhistoriker, Handschriften- und Inkunabelforscher, die sich vor allem mit den Wasserzeichen beschäftigen, orientieren sich neben den wirtschafts- und technikgeschichtlichen Feldern der Papierproduktion, des Papierhandels und der Papierverbreitung vor allem an den methodischen Möglichkeiten der Wasserzeichendatierung. Durch die Wasserzeichensammlungen und Untersuchungen maßgeblicher Forscher wie Charles-Moïse Briquet oder Gerhard Piccard wurde die einschlägige Aussagekraft von Wasserzeichen zur Datierung undatierter Handschriften und Drucke herausgearbeitet. Der Wasserzeichenvergleich und die damit einhergehende Feststellung identischer Wasserzeichen bietet demnach die Möglichkeit, diese in der Regel auf wenige Jahre genau zu datieren, was gerade für die frühen Stücke des 14. bis 16. Jahrhunderts von einschlägiger wissenschaftlicher Bedeutung ist. Voraussetzung für die Datierung mittels Wasserzeichen ist entsprechend eine möglichst große Bandbreite datierter Wasserzeichen, die zunächst vor allem mit den gedruckten Wasserzeicheninventaren von Briquet und Piccard geleistet war. Zahlreiche weitere Wasserzeichenrepertorien ergänzen dieses Material, so dass wesentliche Teile der Wasserzeichen des Mittelalters mittlerweile erfasst sein dürften.

Seit einigen Jahren werden die großen Wasserzeichensammlungen auch elektronisch erschlossen und digital präsentiert, wobei jetzt die Sammlung von Gerhard Piccard im Hauptstaatsarchiv Stuttgart mit ca. 92.000 Wasserzeichenbelegen bereits komplett über Internet zugänglich ist. Daneben stehen die großen Datenbanken „WZMA“ (Wien) und „WILC“(Den Haag), die nun als zentrale Informationsquellen in dem von der Europäischen Kommission geförderten Projekt „Bernstein – the memory of papers“ zu einem gemeinsamen „watermark-portal“ im Internet vereint werden sollen. Dabei spielt natürlich die gemeinsame Terminologie bei der Wasserzeichennomenklatur eine besondere Rolle. Die obligatorische Mehrsprachigkeit des Zugangs und der Wasserzeichenbeschreibung erfordert eine internationale Fachdiskussion, wie diese vor allem im Rahmen der IPH (International Association of Paper Historians) bereits Tradition hat.

„Ochsenkopf“ und „Meerjungfrau“ stehen schließlich für zwei bekannte und markante mittelalterliche Wasserzeichentypen, die die zeitgenössische Welt des frühen Papiers genauso repräsentieren, wie die mittelalterliche Ikonologie und die Problemfelder in der aktuellen Papier- und Wasserzeichenforschung. Sie stehen damit auch für die Verbindung mittelalterlicher Papierproduktion mit ihrer modernen Präsentation und Deutung. Die Ausstellung im Hauptstaatsarchiv Stuttgart kann noch bis zum 2.2.2007 besichtigt werden.

Kontakt:
Hauptstaatsarchiv Stuttgart
Konrad-Adenauer-Strasse 4
70173 Stuttgart
Telefon: 0711/212-4335
Telefax: 0711/212-4360
hstastuttgart@la-bw.de
www.lad-bw.de/hstas

Quelle: Landesarchiv Baden-Württemberg.

Sportgeschichte im Mülheimer Stadtarchiv

Ziel des im Mülheimer Stadtarchiv integrierten Sportarchivs ist es, die Mülheimer Sportgeschichte nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Karl Könen, ehemaliger Pressewart des Landessportbundes NRW, und Hans-Karl Starke, früherer Vorsitzender der Mülheimer Turngemeinde 1856, gründeten 1985 aus diesem Grunde das Mülheimer Sportarchiv, dessen Grundstock damals vor allem die Vereinsgeschichte der TG 56, Historisches aus dem Mülheimer Sport, Bücher und Materialien der Turn- und Sportverbände sowie alte Urkunden und Fotos bildeten. Inzwischen ist das historische Material von 90 Sportvereinen im Archiv vorhanden. Ziel ist es jedoch, alle Mülheimer Sportvereine zu veranlassen, auch weiterhin ihr historisches Material dem Sportarchiv zu überlassen, um nicht nur vorhandene Lücken zu schließen, sondern auch, um die Sportgeschichte kontinuierlich weiterschreiben zu können. Zuständig für die Sparte Sport in der historischen Mülheimer Sammlung ist von Beginn an Eva Kniese, kommissarische Leiterin des Stadtarchivs Mülheim. Im Keller des Archivs ist das historische Sportmaterial untergebracht und steht allen Interessierten zur Verfügung, die sich näher mit der Mülheimer Sportgeschichte befassen möchten. Ergänzend dazu liefern Sitzungsprotokolle der Ratsausschüsse, die in der Archivbibliothek untergebrachten Sportbücher und die im Zeitungsarchiv gesammelten Zeitungsartikel die benötigten Informationen.

Kontakt
Stadtarchiv Mülheim
Aktienstraße 85
45473 Mülheim an der Ruhr 
Tel: 02 08 / 455 4260
Fax: 02 08 / 455 4279
stadtarchiv@stadt-mh.de

Quelle: Gaby Rüter, WAZ, 22.12.2006