NÖ Landesarchiv: Viele Anfragen ehemaliger Zwangsarbeiter

Im Niederösterreichischen Landesarchiv in St. Pölten wurden seit 2000 rund 24.000 Anfragen ehemaliger Zwangsarbeiter unter dem Nazi-Regime sowie 1.600 Anfragen in Bezug auf den Raub jüdischen Vermögens registriert. Eine Kooperation des Landesarchivs mit dem Holocaust Memorial Museum in New York ist in Planung. Sie soll dazu beitragen, das archivierte Material aus rund einer Million Akten auf Mikrofilm zu übertragen. 

Als zentrale Forschungsstelle, historische Schatztruhe und Drehscheibe des kollektiven Gedächtnisses des Landes seien das Landesarchiv bzw. das Institut für Landeskunde \“unerlässlich für Niederösterreich\“, betonte Landesrat Wolfgang Sobotka bei der Präsentation der kommenden Arbeitsschwerpunkte des Archivs. Dieses Jahr steht ganz im Zeichen des Themas "Staatsvertrag in Niederösterreich". Sämtliche Orts- und Stadtarchive im Bundesland sollen deshalb analysiert und optimiert werden. Zur Professionalisierung der Arbeit von Hobbyarchivaren bzw. Heimat- und Familienforschern werden Kurse abgehalten. Das bereits im Jahr 1517 als Registratur der Stände genannte NÖ Landesarchiv umfasst derzeit etwa 38.000 Regallaufmeter Archivalien – wie Akten, Urkunden, Handschriften, Nachlässe, Bild- und Tonquellen vom 12. Jahrhundert bis in die Gegenwart.

Kontakt:
NÖ Landesarchiv
Landhausplatz 1 
(Haus Kulturbezirk 4) 
3109 St. Pölten
Telefon Kanzlei 02742/9005-12044 
Telefon Information 02742/9005-16264 
Fax 02742/9005-12052 
post.k2archiv@noel.gv.at 

http://www.noel.gv.at/service/k/k2/landesarchiv.htm

Quelle: NÖN Niederösterreichische Nachrichten, 16.3.2005

Fünf Kilometer Akten im Krefelder Stahlschrank

Nur ab und zu dürfen Besucher einen Blick in das \“Allerheiligste\“ des Krefelder Stadtarchivs werfen, berichtet die WZ. Denn dort lagern wahre Schätze, unter anderem eine Pergamenturkunde aus dem Jahr 1216, aber auch ein Kochbuch aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Am besten vertieft sich der interessierte Besucher erst gar nicht in die Schätze, beginnt nicht zu lesen, denn dann kommt er nie mehr aus diesem riesigen Raum heraus. \“Fünf Kilometer Schriftstücke, Akten und Unterlagen liegen hier\“, sagt Archivarin Elisabeth Kremers und schmunzelt. \“Eine ist interessanter als die andere.\“ 

Die Temperatur liegt konstant bei 18 Grad, die Luftfeuchtigkeit beträgt 55 Prozent, es gibt nur Kunstlicht in der großen Halle. \“Dies sind die Bedingungen, unter denen sich Papier am besten hält\“, weiß sie. Wer nicht an die Temperatur gewöhnt ist, geht am besten nur mit einer dicken Jacke hinein. \“Wir haben weniger Angst vor einem Brand als vor dem Löschwasser\“, berichtet sie weiter. \“Die Feuerwehr weiß, dass sie bei einem Brand nicht zu Wasser, sondern zu Pulver greifen muss.\“ Die größten Schätze sind jedoch in Stahlschränken und dicker Verpackung bestens gesichert. 

Zu allererst dient das Archiv als Lager für Akten der Stadt Krefeld. Personalangelegenheiten, Bauleit- und Flächennutzungspläne. Das komplette Verwaltungsschriftgut lagert hier. \“Die Verwaltung produziert zwangsläufig Papierhaufen von niedrig geschätzt 750 Metern im Jahr. Da wir erst fünf Kilometer haben, ist es unsere Aufgabe, die Spreu vom Weizen zu trennen und nur historisch und juristisch wichtige Dokumente abzulegen", erklärt Elisabeth Kremers. 

Info
Stadtarchiv Krefeld
Girmesgath 120 / Postfach 2740
D-47727 Krefeld
Telefon: 02151-862701
Telefax: 02151-862710

Quelle: Chrismie Fehrmann, Westdeutsche Zeitung, 15.3.2005

Mörikes Nachlass jetzt in Marbach

Der Nachlass des schwäbischen Dichters Eduard Mörike (1804-1875) hat im Deutschen Literaturarchiv in Marbach am Neckar (Kreis Ludwigsburg) eine neue Bleibe gefunden. Die Gesellschaft hatte die Sammlung von Briefen, Manuskripten und Kalendern Mörikes für zwei Millionen Euro gekauft. Der Nachlass befand sich zuvor im Besitz der Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen. 

Den Kauf finanzierten das Land Baden-Württemberg und private Sponsoren. Der Nachlass besteht aus 6.000 Blättern. Zahlreiche Briefe und persönliche Kalender aus dem Nachlass sind nun für Wissenschaft und Forschung zugänglich. Das Marbacher Mörike-Archiv arbeitet seit 1967 an der ersten historisch-kritischen Gesamtausgabe des schwäbischen Dichters. In diesem Jahr sollen drei weitere Bände erscheinen.

Kontakt:
Deutsche Schillergesellschaft e.V.
Schiller-Nationalmuseum
Deutsches Literaturarchiv
Schillerhöhe 8-10/1
71672 Marbach am Neckar
Telefon: +49 (0)71 44 / 8 48-0
Telefax: +49 (0)71 44 / 8 48-2 99

Quelle: SWR, 15.3.2005

Personenstandsunterlagen zwischen Schutz und Dienstleistung

Personenstandsunterlagen standen im Mittelpunkt der 5. Frühjahrstagung der Fachgruppe 1 im VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e.V., die am 11. März in Brühl stattfand. Anlass war das 50-jährige Jubiläum des Personenstandsarchivs Brühl und das 40-jährige Jubiläum des Personenstandsarchivs Detmold. Beide Archive verwahren die Zivilregister, Kirchenbuchduplikate und standesamtlichen Nebenregister aus dem Bereich des Landes Nordrhein-Westfalen. Zusätzlich verwahrt Brühl die Kirchenbücher der linksrheinischen Kirchengemeinden, die 1798 während vom französischen Staat eingezogen wurden. Mit diesem Überlieferungsprofil sind sie einzigartig in der Bundesrepublik.

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Diese Jubiläen gaben Anlass, über die Personenstandsunterlagen als historische Quellen zu sprechen. Im Mittelpunkt stand die Frage nach der Benutzbarkeit. Insbesondere die standesamtlichen Nebenregister werden zur Zeit nach dem Personenstandsgesetz geführt. Dies bedeutet eine große Erschwernis für die allgemeine Benutzung, da diese nur unter erheblichen Beschränkungen möglich sind. Demgegenüber sind die Kirchenbücher sowohl der evangelischen Landeskirchen in NRW bereits unter den Bedingungen des allgemeinen Archivrechts benutzbar, die katholischen Kirchen werden in Kürze folgen. Eine Änderung deutet sich allerdings auch für die standesamtlichen Register an, wenn das zur Zeit in Diskussion befindliche Personenstandsrechtsreformgesetz in dieser Form verabschiedet wird. Dann hätten die Länder die Möglichkeit, über den Ort der Archivierung zu bestimmen. Auch würden diese Register dann unter das Archivrecht und entsprechend unter eine gleitende Sperrfrist fallen. Diese enorme Erleichterung der Benutzung nicht nur für die genealogische Forschung wird schon lange gewünscht.

Ein weiterer inhaltlicher Schwerpunkt war die Frage nach dem Stellenwert der genealogischen Forschung. Möglichkeiten der Auswertung genealogischer Quellen wurden diskutiert, aber auch die Frage nach der Aufgabe der Archive. Stellen veröffentlichte Digitalisate von Kirchenbüchern eine Fortschritt in Richtung Verbesserung des Dienstleistungsangebot öffentlicher Archive dar oder entstehen dadurch unkontrollierbare „vagabundierende“ Drittüberlieferungen?

Insgesamt überzeugte die Veranstaltung durch das hohe Niveau der Diskussion und durch die gelungene Einbeziehung auch anderer beteiligter Archivsparten, wie die Kirchenarchive.

(Wolfgang Günther, Bielefeld)

(Link zu einem weiteren, ausführlichen Tagungsbericht von Christian Reinicke und Bettina Joergens)

Postkarten und historische Dokumente über Radbod

Seit 1905/06 legte die Bergwerksgesellschaft Trier in der zum Kreis Lüdinghausen und zum Regierungsbezirk Münster gehörenden Landgemeinde Hövel mit der Abteufung von Schacht I eine Kohlenzeche an, die den Namen des friesischen Fürsten Radbod (679-719) erhielt, der dem iroschottischen Mönch und späterem Utrechter Erzbischof Willibrord (um 658-739) bei seinen Bekehrungsversuchen großen Widerstand entgegengesetzt hatte. In Radbod wie auch in der benachbarten Landgemeinde Bockum errichtete die Bergwerksgesellschaft in mehreren Etappen ausgedehnte Arbeitersiedlungen.

Jetzt wurde in den Sparkassenräumen in Bockum-Hövel in Anwesenheit von knapp 100 Besuchern die Ausstellung \“100 Jahre Radbod – Postkarten und historische Dokumente\“ eröffnet. Die historischen Ansichten zeigen die Zeche und die Kolonie Radbod. 128 Postkarten wurden aus einer privaten Sammlung zur Verfügung gestellt.

Wertvoll sind die Exponate, die das Stadtarchiv Hamm im zweiten Teil der Ausstellung zur Verfügung gestellt hat. Die Leiterin des Stadtarchivs Dr. Elke Hilscher wies in ihrer Einführung besonders auf das Personenstandsregister aus dem Jahre 1908 hin. Das Amt Bockum-Hövel, das am 1. April 1908 rechtswirksam wurde, hatte dieses Register geführt, das Einblick in die Vielzahl der Menschen gibt, die wegen der Arbeitsplätze auf Radbod nach Bockum-Hövel kamen. Auch in dieser Bildersammlung wird deutlich, dass \“der Bergbau zwischen Idylle und Knochenarbeit pendelt\“. Die Zeche hat den Menschen aber \“Heimat und Zuhause\“ gegeben, auch wenn der Investor aus der Fremde kam, so Hilscher.

Quelle: Westfälischer Anzeiger, 15.3.2005

In Pinneberg ins 17. Jahrhundert reisen

„Heute das Gestern für Morgen bewahren“ oder „Zukunft braucht Herkunft“ ist eine Zusammenstellung von Stadtarchiven überschrieben, die der Kreis Pinneberg herausgegeben hat. Eines der ältesten Archive, die öffentlich zugänglich sind, ist das der Stadt Elmshorn. Es wurde 1980 gegründet und in seiner Anfangszeit ehrenamtlich geleitet. Mittlerweile ist aus dem ehemals reinen Verwaltungsarchiv eine umfassende Sammlung der Geschichte geworden.

Eine umfangreiche Fotosammlung Schenefelder Stadtansichten ist im Archiv des Rathauses zu finden. Auch Sammlungen zu Vereinen, Schulen und Kirchen wurden seit der Gründung des Archivs im Jahre 1981 zusammen getragen. Die Sammlung, die als reines Verwaltungsarchiv begonnen wurde, wird gerade um Material von Firmen und Einzelpersonen erweitert. Das Archiv wird ehrenamtlich betreut.

Erst vor neun Jahren begann Pinneberg mit dem Aufbau einer Stadtsammlung. Neben Verwaltungsschriftgut ist inzwischen eine umfangreiche Sammlung an Fotos dazu gekommen. Novum im Kreis: Die in der Volkshochschule bestehende „Geschichtswerkstatt“ arbeitet eng mit der Stadt zusammen. Eines der größten Archive im Kreis befindet sich in Wedel. Dort sind Unterlagen der Stadt ab 1602 zu finden. Sie werden ergänzt durch Material der Gemeinden Schulau (ab 1786) und Spitzerdorf (ab 1627). 

Quelle: Eveline Düstersiek, Kieler Nachrichten, 14.3.2005

Bundestag erprobt digitalen Geschäftsgang

Der Deutsche Bundestag wird in nächster Zeit die elektronische Einbringung und Verteilung von Drucksachen erproben. Eine Änderung der Geschäftsordnung ermöglicht künftig auch digitale und mit digitaler Signatur versehene Gesetzentwürfe, Anträge und Beschlussempfehlungen.

Sollte die Pilotierung positive Ergebnisse zeigen, könnte wie in Österreich auch in Deutschland ein elektronisches Gesetzgebungsverfahren bis hin zur elektronischen Publikation im Gesetzblatt auf den Weg gebracht werden. Anforderungen an die Archivierung sollen bereits in der Pilotierungsphase Berücksichtigung finden.

Link:
http://dip.bundestag.de/btd/15/047/1504798.pdf

Kontakt:
Angela Ullmann
Deutscher Bundestag
Ref. WD 3 – Parlamentsarchiv
Platz der Republik 1
11011 Berlin
Tel 030 / 227 35662
Fax 030 / 227 36817
www.bundestag.de/archiv

Dienstgebäude:
Marie-Elisabeth-Lüders-Haus, Büro 5.735
11011 Berlin, Nordallee/Schiffbauerdamm

Der nichtakademische Archivar

Das Tiroler Landesarchiv veranstaltet zusammen mit dem Verband österreichischer Historiker und Geschichtsvereine und dem Verband österreichischer Archivarinnen und Archivare den diesjährigen Österreichischen Archiv- und Historikertag. Er findet vom 19. bis 23. September 2005 in Innsbruck statt. Während sich der 32. Archivtag unter dem Thema "Die Ausbildung in Österreich und seinen Nachbarstaaten. Leistungen, Defizite und Lösungsansätze" mit dem \“nichtakademischen\“ Archivar beschäftigt, lautet das Rahmenthema am 24. Historikertag \“Von Stadtstaaten und Imperien. Kleinterritorien und Großreiche im historischen Vergleich\“. 

Programm, Anmeldeformular und weitere Informationen zur Tagung sind auf der Homepage des Tiroler Landesarchivs zu finden:
http://www.tirol.gv.at/themen/kultur/landesarchiv/index.shtml

Kontakt:
Tiroler Landesarchiv
Michael-Gaismair-Straße 1
A-6010 Innsbruck
++43(0)512/508-3500, 3502 oder 3503
++43(0)512/508-3505
landesarchiv@tirol.gv.at

Archiv-Nachrichten Niedersachsen 8 (2004) erschienen

Das neue Heft der Archiv-Nachrichten Niedersachsen 8 (2004) enthält die Vorträge der ANKA-Tagung 2004 und weitere aktuelle Beiträge aus dem niedersächsischen Archivwesen.

Inhalt:

ANKA-Tagung 2004: Gewinner oder Verlierer? Die Archive und die Reform der kommunalen Verwaltung

Jochen Oltmer: Migration und Integration in Niedersachsen seit dem Zweiten Weltkrieg

Ulrike Stampa-Weßel: Veränderungen der Arbeits- und Dokumentationspraktiken in kartenproduzierenden Verwaltungszweigen

Helmut Schmidt: Electronic Government: Praktizierte Ansätze und konkrete Perspektiven

Ernst Böhme: Hitler in Göttingen: Ein Multimediaprojekt des Stadtarchivs

Heiner Schüpp: Die Emslanderschließung: Eine Handreichung für den Unterricht in siebten bis zehnten Klassen

Birgit Schneider-Bönninger: Das Stadtarchiv Wolfsburg: Lebendige Geschichte in einer jungen Stadt

Christine van den Heuvel: Ausbildung zur/zum FAMI am Hauptstaatsarchiv Hannover: Erste Erfahrungen mit einem neuen Ausbildungsberuf

Martin Kleinfeld und Rolf Wiese: Die Stiftung Freilichtmuseum am Kiekeberg – Viele Bausteine unter einem Dach

William Boehart: Ein Modell kommunaler Zusammenarbeit: Die Archivgemeinschaft Schwarzenbek

Monika Schulte: Das Kommunalarchiv Minden als Verbundarchiv: Archiv der Stadt Minden und des Kreises Minden-Lübbecke

Bernd Kappelhoff: Die Niedersächsische Archivverwaltung und die neuen Archivorganisationsmodelle

Aus der Arbeit der Archive

Willi Baumann: Das zentrale Archiv der katholischen Kirche im Offizialatsbezirk Oldenburg

Christian Hoffmann: Die Erschließung der Wasserbaubestände im Staatsarchiv Stade Teil 2: Die Akten der Wasserbauabteilung der Regierung/Landdrostei

Nicolas Rügge:\“Fristenlösung\“ statt dauernder Verwahrung. Anmerkungen zu den neuen Aufbewahrungsbestimmungen der Justiz

Brage Bei der Wieden: Benutzerorientierung in Dänemark

Wolfgang Henninger: Das Archiv der Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg im Niedersächsischen Staatsarchiv in Aurich

Brage Bei der Wieden: Der niedersächsische Akteneinheitsplan und seine Perspektive

ANKA-Angelegenheiten: Die ANKA und die \“Diepholzer Erklärung\“

Positionspapier \“Das Kommunalarchiv\“: Eine Empfehlung der BKK

Aus der Mitgliederversammlung der ANKA e.V. 2004

Vorschau auf die Mitgliederversammlung 2005

Die neue Internetadresse der ANKA: www.anka-online.net

Regionalgruppen und Arbeitskreise
Die ANKA tagt 2005 in Lingen
Programm der 43. Arbeitstagung der ANKA e.V. in Lingen

Aktuell und interessant
– Stadtarchiv Hameln in neuem Domizil
– Quellen zur Eisenbahngeschichte im Staatsarchiv Osnabrück: Ein neues Inventar
– Auf den Spuren jüdischer Geschichte in Niedersachsen und Bremen
– Die Karte der historischen Landnutzung von Niedersachsen

Nachlese(n)
– Reflexionen zum Verhältnis von staatlichen, kommunalen und \“alternativen\“ Archiven
– Übersicht über die Bestände des Niedersächsischen Staatsarchivs in Bückeburg
– 100 Jahre Stadtarchiv Oldenburg: Festschrift zum Jubiläum
– Autographen im Stadtarchiv Göttingen
– Leser fragen – wir antworten
– Bekanntmachungen und Termine

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Archiv-Nachrichten Niedersachsen. Mitteilungen aus niedersaechsischen Archiven

Bezugsadresse (auch Abonnement-Bestellungen): ANKA e.V. c/o Stadtarchiv Goettingen, Hiroshimaplatz 4
37083 Goettingen, Tel. 0551/400-3121, Fax 0551/400-2764, e-Mail: e.Boehme@goettingen.de

Quelle: http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de

Heimatforscher oder Archivar? Kreisarchivar sichtet städtische Akten in Adelsheim

Im Oktober 1999 wurde Diplom-Archivar (FH) Alexander Rantasa beim Landratsamt des Neckar-Odenwald-Kreises angestellt. Zum selben Zeitpunkt richtete man das Kreisarchiv innerhalb des Fachbereichs Kreisentwicklung ein. Nach der vom Kreistag im Juli 2000 beschlossenen Archivordnung werden alle neueren Verwaltungsunterlagen des Landkreises überprüft, solche von Wert gesammelt und allgemein nutzbar gemacht. Die archivwürdigen Unterlagen der ehemaligen Mosbacher und Buchener Kreisverwaltungen bis zur Kreisreform 1973 sind zum großen Teil im Generallandesarchiv Karlsruhe magaziniert.

Zu den Aufgaben des Kreisarchivars gehört auch die kostenlose Beratung der Kreisgemeinden in allen Archivfragen. Wird er allerdings im Kommunalarchiv vor Ort tätig, so muss die jeweilige Gemeinde dafür Gebühren entrichten. Als erste und bisher einzige Kommune macht Adelsheim von dieser Möglichkeit Gebrauch, so dass Alexander Rantasa seit dem Jahr 2002 auch tageweise in Adelsheim arbeitet. Dessen Bürgermeister erläutert, dass die Archivarbeit in badischen Gemeinden aus Finanznot ansonsten \“sträflich vernachlässigt\“ sei.

Bei seiner täglichen Arbeit müsse man "entscheiden, ob man Heimatforscher sein will oder Archivar", erklärt Kreisarchivar Rantasa. Als Archivar ist es nicht seine Aufgabe, den Inhalt jedes Hefters genau zu kennen, sondern einzuschätzen, ob er für die Stadtgeschichte eine Bedeutung hat und aufbewahrt wird. \“Sichten und dann bewerten, ordnen und verzeichnen\“, so fasst Rantasa seine Arbeit zusammen. Den Abschluss bildet die Erstellung eines – auch digitalen – Findbuchs mit Sach- und Personenregister, damit die Akten wieder aufgefunden werden können. Was nicht bewahrungswürdig ist, wird vernichtet. Und das ist viel.

Zwei \“Zielgruppen\“ hat Kreisarchivar Rantasa bei seiner Arbeit im Auge: Einmal natürlich die Verwaltung selbst, die immer Gründe hat, zum Beispiel die Baugeschichte bestimmter Häuser zu kennen. Daneben sollen aber auch Heimatforscher und andere Interessierte die Gelegenheit bekommen, \“alte Geschichten\“ aufzuarbeiten, zum Beispiel wenn Jubiläen anstehen. Vor allem Bauakten, Amtsbücher, Raritäten wie alte Wahlplakate und Volksfestwerbung, Urkunden, Pläne und Gemeinderatsprotokolle der vergangenen Jahrzehnte lagern im Adelsheimer Archiv. Aus der Sicht des Archivars sind besonders die Nachlässe spannend, über die Adelsheim verfügt, da sie heimatkundliche Sammlungen beinhalten. 

Mit dem Umzug in den Rathaus-Neubau sind die Archivalien von Adelsheim nun erstmals klimatisch gut und sauber untergebracht. Vorher lagerten die Unterlagen verstaubt in einem zugigen Raum des alten Schulhauses.

Kontakt:
Landratsamt Neckar-Odenwald-Kreis
Renzstr. 10
74821 Mosbach
Telefon 06261/84-0

Quelle: Sabine Braun, Fränkische Nachrichten, 12.3.2005