Hexenprozesse digital

Ein uraltes Thema, verpackt in eine ganz moderne Hülle, hat Professor Ludolf Pelizaeus zusammen mit dreizehn Studierenden vom Institut für Allgemeine und Neuere Geschichte der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz vorgelegt. Auf einer CD-Rom nämlich sind jetzt die Ergebnisse eines Forschungsprojekts zu Hexenprozessen in Kurmainz zugänglich.

Die CD-Rom bietet eine Fülle von Funktionen: kurze Filme, gesprochene Gerichtsverhandlungen auf der Basis von originalen Gerichtsprotokollen, Karten, Zeitleisten, Bilder und Lieder. Sogar Kopien der originalen Protokolle sind zu sehen. Pelizaeus äußert seine Freude darüber, dass das Stadtarchiv Mainz die Erlaubnis gab, die Dokumente einzuscannen, was ihnen ja nicht gerade gut tut.

Die Informationen auf der CD füllten einen gesamten DIN A 4 Ordner, bevor sie digitalisiert wurden. Durch die vielen weiterführenden Links Forschung heutekann sich der hexenverfolgungsinteressierte Tüftler so richtig in die Materie vertiefen, muss aber aufpassen, dass er in der Informationsflut nicht den Faden verliert. Professor Pelizaeus und sein junges Team haben die CD nicht nur entworfen, um Forschungsergebnisse darzustellen, sondern auch, um sie für den Schulunterricht nutzbar zu machen.

Die CD "Hexenprozesse in Kurmainz" ist für 12 Euro im Buchhandel erhältlich. Das Begleitheft für Lehrer kostet 1,50 Euro.

Quelle: Silke Oppermann, Allgemeine Zeitung, 5.2.2005

Privatisierung des Stadtarchivs Güstrow?

Die Mitglieder des Hauptausschusses der Stadt Güstrow votierten Donnerstagabend einstimmig für die Gründung einer Kultur- und Tourismus GmbH. In ihr sollen alle Kultur- und Freizeiteinrichtungen der Stadt Güstrow zusammengefasst werden.

Dazu zählen das Stadtmuseum mit Stadtarchiv, die Städtische Galerie Wollhalle sowie die Uwe-Johnson-Bibliothek. Der Ausschuss beauftragte die Stadtverwaltung, ein Konzept für die Gründung einer nach privatwirtschaftlichen Grundsätzen geführten Kultur- und Tourismus GmbH vorzubereiten. Zudem sollen weitere potenzielle Gesellschafter gesucht werden, was jedoch keine Bedingung für die geplante GmbH-Gründung sein soll.

Eine GmbH sei aus wirtschaftlicher Sicht sinnvoll, so Wilfried Minich (CDU). Uwe Camenz (FWG) ist der Meinung, dass auch Vereine vertreten sein sollten. Für Gerhard Jacob (GWB) bietet eine GmbH eine höhere Flexibilität als ein Eigenbetrieb.

Ein von der Stadt vergangenes Jahr in Auftrag gegebenes Gutachten einer Unternehmensberatung hatte die Zusammenfassung der städtischen Kultur- und Freizeiteinrichtungen in einen Eigenbetrieb vorgeschlagen. Damit sollte die wirtschaftliche Eigenständigkeit und die Budgetierung der Einrichtungen, verbunden mit einer Kostenreduzierung, erreicht werden. Kostentreiber bei den Kultureinrichtungen seien vor allem die Personalausgaben. Sinnvoll, so der Vorschlag der Unternehmensberatung, sei zudem eine stärkere Einbindung des Ehrenamtes und der Privatinitiativen bei der Führung eines Eigenbetriebes.

Die Stadtvertreter hatten zuvor schon eine GmbH-Gründung favorisiert, um verstärkt private Gelder einwerben zu können. Dadurch soll der Fortbestand der kulturellen Einrichtungen der Stadt vor dem Hintergrund der angespannten Finanzsituation Güstrows langfristig gesichert und Planungssicherheit gewährleistet werden. Als Stammkapital sind bereits 25 000 Euro für eine GmbH in den Haushalt 2005 eingestellt.

Quelle: Jens Griesbach, Güstrower Anzeiger, 5.2.2005

Publikation über Entnazifizierung im Österreich

Walter Schuster, Direktor des Archivs der Stadt Linz, und Wolfgang Weber, Leiter der Abteilung Verwaltungsarchiv am Vorarlberger Landesarchiv, haben als Herausgeber der Studie \“Entnazifizierung im regionalen Vergleich\“ 22 Wissenschaftler eingeladen, auf der Basis des ihnen in ihren Dienststellen – in den Archiven in den Bundesländern, dem Österreichischen Staatsarchiv, dem DÖW, der AK Wien und vielen anderen – zugänglichen Material zum Thema Entnazifizierung zu referieren.

Als Struktur wurde ein komparatistischer regionaler Ansatz gewählt. Der österreichische Untersuchungsraum wurde um die angrenzenden deutschen Nachbarländer – Baden, Bayern und Württemberg – erweitert. Kurt Tweraser, Politikwissenschaftler in Arkansas/USA steuert einen Beitrag auf Basis der Bestände des National Archives II bei. Zwei Daten dienten den Historikern als Eckdaten. Im Unterschied zu Deutschland, wo die Entnazifizierungsakten zum Teil schon seit den Siebzigerjahren zugänglich waren, ist es in Österreich erst seit dem Inkrafttreten des österreichischen Bundesarchivgesetzes am 1. Jänner 2000 so weit. Als zweites Bezugsdatum galt der 6. Februar 1947. Am 6. Februar 2002 jährte sich dem 55. Mal der Beschluss des österreichischen Nationalrats über das Nationalsozialistengesetz. Das war seit 1945 der zweite Versuch des österreichischen Gesetzgebers, das personelle Erbe des Nationalsozialismus in der Verwaltung und Wirtschaft des Lands (straf)rechtlich zu regulieren. Mit substanzieller Rückendeckung von der Stadt Linz wurde das Projekt eingereicht. Bis auf das Amt der Kärntner Landesregierung (sic!) fanden die Projektwerber bei den Behörden Unterstützung.

Unter dem Titel: \“Sag mir, wo die Nazis sind\“ wurde das vorliegende Werk als Historisches Jahrbuch der Stadt Linz vorgestellt. Es gibt einen Überblick über die gelungenen und nicht gelungenen Bemühungen der Besatzungsmächte, die in \“ihren\“ Gebieten die schwere Aufgabe übernahmen, Österreich personell und ideell von der NS-Vergangenheit zu säubern: die Franzosen in Vorarlberg und Tirol, die USA in Salzburg und Oberösterreich minus Mühlviertel, die Briten in Kärnten und in der Steiermark und die Sowjets in Wien, im Burgenland, in Niederösterreich und im Mühlviertel.

In den letzten Jahren ist das Interesse an der Vergangenheit, wie es sich in den aus dem Boden schießenden Memory-Projekten manifestiert, sehr populär geworden. So ergibt sich erneut die Möglichkeit, zu suchen, zu finden, die Geschichte von allen notwendigen Facetten her zu sehen, die Dinge zurechtzurücken. Als Werkzeuge für weiterführende Recherchen eignen sich die jeweiligen Zusammenfassungen am Ende der Beiträge. Über angegebene Post- und E-mail-Anschriften der beteiligten Wissenschaftler wird es Lesern ermöglicht, sich mit Fragen direkt an die optimalen Ansprechpartner zu wenden.

Walter Schuster, Wolfgang Weber (Hrsg.): Entnazifizierung im regionalen Vergleich. 726 S., geb., € 29 (Verlag des Archivs der Stadt Linz, Linz)

Quelle: Katharina Riese, diepresse.com, 4.2.2005

Publikation »Serielle Quellen in südwestdeutschen Archiven«

Im Archiv steht der Benutzer Quellen gegenüber, die nicht in Hinblick auf seine Fragestellung, sondern aus völlig anderen Gründen entstanden und daher zunächst schwer verständlich sind. Besondere Probleme ergeben sich bei seriellen Quellen (z.B. Rechnungen) und deren standardisierter und komprimierter Form der Informationsaufzeichnung. Bei der Auswertung dieser Quellengattungen soll die Veröffentlichung \“Serielle Quellen in südwestdeutschen Archiven, hg. von Christian Keitel und Regina Keyler, Stuttgart, Kohlhammer, 2005, 154 S. (15.- EURO)\“ helfen, in der Autorinnen und Autoren unterschiedliche Quellengruppen beschreiben und Auswertungsmöglichkeiten aufzeigen. Die Artikel konzentrieren sich auf den südwestdeutschen Raum im Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit. Daneben stehen ein alphabetisches Glossar, das häufig verwendete Quellenbegriffe erläutert, einleitende Bemerkungen zur Typisierung serieller Quellen und Hinweise zum Arbeiten im Archiv.
Dr. Christian Keitel und Dr. Regina Keyler sind Absolventen der Universität Tübingen und Archivare im Landesarchiv Baden-Württemberg.

Inhaltsverzeichnis:
a.. Vorwort
b.. Einleitung
c.. Dienerbücher (von Miriam Eberlein)
d.. Inventuren und Teilungen (von Rolf Bidlingmaier)
e.. Jahrtagsbücher (von Roland Deigendesch)
f.. Juristische Konsilien (von Marianne Sauter)
g.. Kirchenkonventsprotokolle (von Bertram Fink)
h.. Kirchenregister (von Andreas Butz) i.. Lagerbücher (von Regina Keyler)
j.. Forstlagerbücher (von Kerstin Arnold und R. Johanna Regnath)
k.. Geistliche Lagerbücher (von Regina Keyler und Wolfgang Runschke)
l.. Lehensbücher und Lehensregister (von Matthias Miller)
m.. Leib- und Hühnerbücher (von Christian Keitel)
n.. Musterungslisten (von Jörg Heinrich)
o.. Rechnungen (von Christian Keitel)
p.. Forstrechnungen (von Paul Warde)
q.. Siegel (von Wilfried Schöntag)
r.. Steuerbücher und Steuerlisten (von Christian Keitel)
s.. Traditionsbücher (von Stephan Molitor)
t.. Visitationsakten (von Peter Thaddäus Lang)
u.. Zins- und Heischbücher (von R. Johanna Regnath)
v.. Glossar
w.. Korrespondierende Quellenbezeichnungen

Online-Fassung: http://www.uni-tuebingen.de/IfGL/veroeff/digital/serquell/seriellequellen.htm

Restaurierungsausstellung im Stadtarchiv Salzburg

Am 4. Februar öffnet im Haus der Stadtgeschichte Salzburg an der Glockengasse die Austellung über die Restaurierwerkstätte "Alte Handwerkskunst und Moderne Technik", in der die Arbeit der Restaurierwerkstatt im Stadtarchiv Salzburg präsentiert wird.

Zerbröselte Siegel, absplitternde Tinte, Risse und Fehlstellen auf Papier, versprödete Ledereinbände, Säureschäden auf Pergament, Fraß- und Schabspuren von Insekten in Büchern, … Archivalien mit solchen und anderen Schadensbildern landen im "Haus der Stadtgeschichte" auf dem Tisch des Restaurators. Die Bewahrung der Archivalien beginnt bei einer angemessenen baulichen Gestaltung der Archivspeicher und reicht von geeigneter Verpackung, Lagerung und Klimaregulierung bis hin zu aktuellen Fragen der Langzeitarchivierung.

Das "Haus der Stadtgeschichte" verfügt über die derzeit modernste Restaurierwerkstätte eines österreichischen Stadtarchivs. Auf rund 230 Quadratmeter befinden sich ein Untersuchungslabor, der so genannte Kartenraum für großformatige Papierrestaurierung (mit Stereomikroskop mit angeschlossenen Videomonitor, Papieranfasergerät, Saugtisch etc.), eine Desinfektionskammer, ein Trockenraum, eine Goldschmiedewerkstätte, eine Buchbindewerkstätte, ein Raum für Holzarbeiten sowie das Materiallager.

In Verbindung von alter Handwerkskunst und moderner Technik werden im Haus der Stadtgeschichte Archivalien aus Papier und Pergament sowie Leder, Wachs und Metall restauriert und die entsprechenden Bedingungen für eine dauerhafte Aufbewahrung geschaffen.

Eine Ausstellung bietet nun anhand ausgewählter Objekte und ausführlicher Dokumentationen einen Einblick in die Arbeit des Archivrestaurators. Ausgehend von den unterschiedlichen Beschreibstoffen und Materialien (Pergament, Papier, Leder, Wachs etc.) werden Schäden, die an Archivalien auftreten, wie z. B. Tintenfraß oder die Beeinträchtigung durch Mikroorganismen, und die vielfältigen Möglichkeiten ihrer Behebung erläutert. Zu sehen ist neben anderen Originalobjekten beispielsweise eines der Prunkstücke des Hauses, die Igelbundurkunde von 1403, in fachgerechter "Verpackung": Für eine bestmögliche Lagerung wurden eigene Siegeltaschen, die "Salzburger Siegeltaschen", entwickelt. Dokumentiert sind aber auch die Rettung eines seltenen Autographen von Leopold Mozart vor dem durch Wasserschäden bedingten Verblassen der Noten oder einer Opernpartitur von Ignaz Franz Biber vor dem Absplittern der Notenschrift..

Quelle: Stadt Salzburg online; Bernhard Strobl, Salzburger Nachrichten, 3.2.2005

Langer Donnerstag im Stadtarchiv Stade

Gut zwei Jahre haben Vertreter des Einzelhandels und der Behörden, der Ärzteschaft und etliche andere Stader und Buxtehuder an einem \“runden Tisch\“ zusammengesessen, der von der Frauenbeauftragten Karina Holst einberufen war. Gemeinsames Ziel: Die Öffnungszeiten von Behörden, Ärzten, von anderen \“Dienststellen\“ sollten an einem Tag der Woche gemeinsam länger als normal geöffnet sein.

Dieses Ziel ist – für Stade – jetzt erreicht. An jedem Donnerstag werden Stadtverwaltung und Kreishaus, Gerichte, Straßenbau- und Domänenamt, Polizeiinspektion, die Agentur für Arbeit, das Stadtarchiv und das Staatsarchiv \“länger\“ geöffnet haben. Mindestens bis um 17 Uhr, vielfach auch noch eine Stunde länger.

Quelle: Hamburger Abendblatt, 2.2.2005

Entwurf für das Stadtarchiv Essen

Essen. Dem Architekturbüro Albrecht verlieh die Jury den ersten Preis beim Wettbewerb, bei dem Architekten Vorschläge für den Umbau der Luisenschule zum Stadtarchiv machen sollten. Den zweiten Platz belegte ein auswärtiges, den dritten ein Essener Büro. 17 Beiträge waren eingereicht worden. Sie sollen bald der Öffentlichkeit vorgestellt werden. An den Sieger erteilt die Verwaltung den Auftrag, die Kosten zu ermitteln.

Quelle: Liliane Zuuring, WAZ, 2.2.2005

Neuerwerbungen im Stadtarchiv Olpe

Hocherfreut ist Archivar Josef Wermert über die jüngste Neuerwerbung des Stadtarchivs Olpe. Zehn Fotoalben und andere historische Kostbarkeiten aus dem Besitz des 1992 verstorbenen Adolf Müller werten den Bestand des Stadtarchivs auf.

Als Wermert auf Vermittlung des Olper Heimatvereins die Sammlung angeboten wurde, zögerte der Olper Stadtarchivar keine Sekunde. Rund 3 500 Fotos aus der Zeit von etwa 1875 bis 1991 enthalten die sorgfältig geordneten Alben. Hinzu kommen vier Schmalfilme, eine kleine Diasammlung und ein Stück Olper Wasserleitung aus dem Jahr 1610.

Quelle: Westfälische Rundschau, 3.2.2005

Veranstaltungen zum Kriegsende in Burscheid

Am 15. / 16. April 1945 war für die Burscheider Bevölkerung das Ende des Zweiten Weltkrieges gekommen. Exakt 60 Jahre später wird am 15. April, 19.30 Uhr, in den Räumen der Kreissparkasse Köln in Burscheid die Ausstellung \“60 Jahre Kriegsende in Burscheid\“ eröffnet. Zu verdanken ist die Schau mit zahlreichen Exponaten aus den Kriegsjahren den Ehrenamtlern des Stadtarchivs Burscheid.

Am Montagmorgen stellten Barbara Sarx und Sabine Wurmbach gemeinsam mit Anne Marie Frese sowie Rolf Engelhardt vom Geschichtsverein im Rathaus das Konzept der geplanten Aktionen vor. Mit bei der Präsentation auch Bürgermeister Hans Dieter Kahrl samt dem Leiter des Kulturamtes, Franz Kratochvil. Insbesondere Sarx und Wurmbach haben in den vergangenen Wochen vorgefundene Bestände gesichtet und geordnet. Weil aber noch viele Zeugnisse jener Jahre in den Schubladen vermutet werden können, haben die Initiatoren die dringende Bitte geäußert, dass sich die betreffenden Bürger melden. Gegebenenfalls würden die entsprechenden Unterlagen auch abgeholt. So hat beispielsweise die pensionierte Burscheider Fotografin Hermine Weber den gesamten fotografischen Nachlass ihres Vaters Herrmann Weber kürzlich dem Stadtarchiv überlassen. Gesucht werden Zeitdokumente wie Postkarten, Brotmarken, Lebensmittelkarten, Kleidung, Briefe, Notzeitungen, Entlassungspapiere aus der Kriegsgefangenschaft oder auch Gebrauchsgegenstände aus jener Zeit zwischen Oktober 1944 und Juni 1945.

Am Sonntag, 8. Mai, findet eine Veranstaltung mit dem Jugendparlament am \“Russengrab\“ auf dem Friedhof statt. Dann sollen alle 44 ermordeten Zwangsarbeiter namentlich genannt werden.

Darüber hinaus wird es am 26. April, 19.30 Uhr, eine Podiumsdiskussion mit Zeitzeugen im Haus der Kunst geben. Auch eine Lesung \“Literatur der Stunde Null\“ ist geplant. Begleitend zur Ausstellung wird eine Dokumentation erarbeitet, die bis zum Stadtjubiläum 2006 fertig gestellt sein soll. Rechtzeitig bis zum Tag der Kapitulation will die Arbeitsgruppe der Real- und Hauptschule ihre Dokumentation zur NS-Zeit im Megaphon vorstellen.

Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger, 2.2.2005

Digitalisierung des Archivs der vormaligen Jüdischen Gemeinde Worms

Die Digitalisierung des Archivs der vormaligen Jüdischen Gemeinde Worms ist abgeschlossen. Die Daten befinden sich jetzt auf 56 CD-ROMs und umfassen eine Datenmenge von insgesamt mehr als 30 Gigabyte.

Die lange Tradition der bedeutenden Wormser Jüdischen Gemeinde spiegelt sich in den Beständen und dem bewegten Schicksal ihrer Archivalien wieder. Die Unterlagen gelangten nach vielem Hin und Her im Jahre 1957 in das `Archiv für die Geschichte des Jüdisches Volkes` in Jerusalem. Die am Ende des 19. Jahrhunderts auf dem Speicher der Synagoge entdeckten Unterlagen aus mehreren Jahrhunderten wurden am Ende des 19. Jahrhunderts verzeichnet und somit zugänglich und der Forschung bekannt gemacht.

Die Schriftstücke spielten eine wichtige Rolle für das historische Selbstverständnis der Wormser Juden und wurden nach dem Novemberpogrom von 1938 durch die Geheime Staatspolizei nach Darmstadt verbracht, später durch den Stadtarchivar und Museumsleiter Dr. Friedrich M. Illert wieder nach Worms zurückgeholt und überstanden hier fast völlig unbeschadet die NS-Zeit und den Krieg. Danach kam es nach langen Verhandlungen zu einer Abgabe der Akten an das Jerusalemer Zentralarchiv, das für alle vormaligen deutsch-jüdischen Gemeindearchive zur neuen Heimstatt werden sollte. Hier liegen die Papiere und Pergamente bis heute. Vor der Abgabe nach Israel fertigte das Stadtarchiv 1956/57 Mikrofilme des gesamten, sehr genau verzeichneten Bestandes an, der auch die beiden Bände des Wormser Machsor von 1272/73 umfasste, eines der kostbarsten Teile der Sammlung.

Die Filme konnten von Wissenschaftlern trotz ihrer großen Bedeutung wegen ihres nicht mehr gängigen, sehr unhandlichen Formats kaum genutzt werden. Bereits seit langem bestand daher die Absicht, die wertvollen Archivalien in verbesserter Form zugänglich zu machen. Infolge großzügiger Unterstützung durch den Altertumsverein anlässlich seines 125. Jubiläums im Umfang von 3 000 Euro und zusätzlicher eigener Finanzmittel in etwa gleicher Höhe war es dem Stadtarchiv Worms möglich, die Mikrofilme auf heutiges Rollfilmformat umkopieren zu lassen.

Die vom Archiv beauftragte niederländische Spezialfirma hat darüber hinaus alle Unterlagen vollständig digitalisiert, das heißt, aufwendig und in sehr guter Qualität eingescannt und so in bequemer Form benutzbar gemacht. Vor allem für die bislang nur wenig beachtete Zeit zwischen dem 16. und dem 18. Jahrhundert enthält der Bestand sehr wertvolles Quellenmaterial.

Zur Zeit wird die spannende Geschichte des Materials und ihres Schicksals näher aufgearbeitet; die Datenträger sind inzwischen über eine genaue Bestandsliste benutzbar gemacht worden. Es handelt sich hiermit um den ersten vollständig digital (und zusätzlich konventionell) gesicherten und benutzbaren Archivbestand des Stadtarchivs, was – auch dank des erheblichen Engagements des Altertumsvereins – der weiteren Erforschung der jüdischen Gemeinde im Kontext der Wormser Stadtgeschichte neue Impulse verleihen dürfte.

Quelle: Wormser Zeitung, 2.2.2005