Schimmel in neuen Archivräumen der Akademie der Künste?

Der Neubau der Berliner Akademie der Künste am Pariser Platz in Berlin sorgt nach einem Bericht der Berliner Morgenpost wieder für Ärger. Die Künstlersozietät will das Gebäude nicht übernehmen, weil das Schimmel-Problem in den unterirdischen Archivräumen aus ihrer Sicht nicht gelöst ist. Bei Messungen der Akademie wurden durchgängig Sporenwerte nachgewiesen, die weit über der Toleranzgrenze liegen. Das schreibt Akademie-Präsident Adolf Muschg in einem Brief an Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD). Deshalb könne das Gebäude als Ganzes so nicht übernommen werden, schreibt Muschg. Die Senatsbauverwaltung bestätigte gestern den Brief, betonte aber, dass das Problem im Griff sei.

Nur eine Woche nach der ersten öffentlichen Veranstaltung sah sich Akademie-Präsident Adolf Muschg am Freitag veranlasst, dem Bericht der Berliner Morgenpost zu widersprechen. Danach soll es \“in den Schatzkammern schimmeln\“ und die geplante offizielle Eröffnung des Neubaus am 21. Mai gefährdet sein. Das treffe nicht zu, betonte Muschg in der Presseerklärung.

Gleichzeitig teilte sein Archivdirektor Wolfgang Trautwein aber mit, dass er die Archivräume nur unter Vorbehalt übernehme. Die Räume müssten nach der Übergabe an die Akademie wenigstens noch drei Monate geschlossen bleiben, um weitere Kontrollmessungen vornehmen zu können. Die Luftbelastungen durch Schimmelsporen müssten unter den international verbindlichen Grenzwerten für Archive liegen, wie es von der Bauverwaltung auch zugesichert worden sei.

In den Kellerräumen am Pariser Platz soll das Kunstarchiv mit 60 000 Objekten untergebracht werden. Die literarischen Nachlässe der Akademie befinden sich am Robert-Koch-Platz. Dazu gehören die Nachlässe von Bertolt Brecht, Heinrich Mann, Anna Seghers, Heiner Müller, Erwin Piscator, Peter Weiss und Arnold Zweig.

Quelle: Berliner Morgenpost, 28.1.2005; LR online, 29.1.2005

Stadtarchivar von Hof \“befördert\“ Reinigungskraft zur Kulturmanagerin

Der Spiegel berichtet über eine Posse aus der bayerischen Provinz, in der eine Reinigungskraft beinahe zur Museumsmanagerin aufstieg. Aufgrund der desolaten Haushaltslage in der Stadt Hof sahen sich die Amtsträger gezwungen, das Personal in der Verwaltung umzuschichten. Vor allem im örtlichen Bauhof galt es Löcher zu stopfen. Das Nachsehen hatte der Leiter des Heimatmuseums und des Stadtarchivs Hof, Arnd Kluge. Im Archiv musste er auf seinen wissenschaftlichen Mitarbeiter verzichten, im Museum auf zwei Hausmeister. Übrig blieben lediglich zwei Putzfrauen und eine Teilzeit-Schreibkraft im Archiv.

Wenig Personal, wenig Status – dieser Aspekt ließ sich vielleicht noch verschmerzen. Viel schlimmer jedoch war: Die Aufgaben wurden nicht weniger. Im Gegenteil. Im Zuge des jährlich am zweiten Sonntag im Mai stattfindenden Internationalen Museumstages sollte Kluge überdies auch noch das traditionelle Hofer Museumsfest organisieren. Doch der städtische Beamte wehrte sich auf seine Weise. Er beförderte seine Reinigungskraft Maria Dietel kurzer Hand zur Bevollmächtigten für die Organisation des Museumsfests. \“Sie kann schreiben, sie kann lesen, und sie kann telefonieren\“, begründet Kluge die Entscheidung. Das genüge als Qualifikation für die ihr zugedachte Aufgabe.

Das ganze flog aus, weil Kluge in einem offiziellen Schreiben an über 300 Kulturinstitutionen, Vereine und Verbände in Hof und der näheren Umgebung bat , sich doch bitte nach Kräften an dem Museumstag zu beteiligen. \“Bitte wenden Sie sich telefonisch an unsere Reinigungskraft, welche mit der Organisation des Festes betraut wurde und ihre Meldungen sammeln wird.\“

Das Schreiben ließ nur eine Interpretation zu und fortan wusste es jeder in der Gegend: Die Putzfrau managt das Museum. Zum Unwillen der Stadtoberen. \“The bavarian dream\“, von der Reinigungskraft zur Kulturmanagerin, scheint damit beendet zu sein.

Quelle: Der Spiegel, 28.1.2005

Leserbrief von Stadtarchivar Dr. Arnd Kluge vom 1.2.2005

Zusammenlegung von Stadtarchiv Gladbeck und Museum Wittringen?

Gladbeck sei eine junge Stadt auf der Suche nach sich selbst. Das sagte Stadtarchivar Rainer Weichelt und schlug als Selbstfindungspfad zunächst ein neues Konzept für das Heimatmuseum in Wittringen vor.

Dem bleiben zurzeit nämlich die Besucher weg. Zählte man 1990 noch über 32 000 Gäste im Jahr, so waren es in 2003 weniger als 15 000. 1989 hatte man das Museum in der jetzigen Konzeption eröffnet, 16 Jahre später sei es an der Zeit, über neue Inhalte zu diskutieren.

Eine Arbeitsgruppe um den Moderator Rainer Weichelt hat erste Empfehlungen erarbeitet und diese dem Kulturausschuss vorgestellt. Auf allgemeine Akzeptanz stieß dabei der Vorschlag, dass man für das Museum "eine Nische an der Skyline der Kultur finden müsse". Thematisch schlug Weichelt vor, sich mit dem Strukturwandel am Beispiel Gladbecks auseinander zu setzen.

Positiv wurde vom Ausschuss die Anregung aufgenommen, Stadtarchiv und Museum in ein stadtgeschichtliches Institut – möglichst in einem gemeinsamen Haus – zusammenzufassen. Ob das nun in Wittringen oder in der Innenstadt seien sollte, wurde kontrovers diskutiert. Mit den finanziellen Problemen der Stadt argumentierte die SPD, die CDU wollte zumindest mittelfristig diese Lösung anvisieren. Sie möchte auch 10 000 E in den neuen Haushalt einstellen, um die Neukonzeption voran zu bringen.

Quelle: WAZ, 28.01.2005

Bücherspende für Thüringer Archiv für Zeitgeschichte (mit Nachtrag)

Einen großen Stapel von 49 Fachbüchern übergab gestern Ines Zaremba von den Stadtwerken Jena an Uwe Kulisch, den Leiter des Thüringer Archivs für Zeitgeschichte. Sämtliche im Jahr 2004 erschienen Fachbücher zum Thema DDR-Geschichte sollen das Archiv auf dem laufenden Stand der Forschung halten. Der Bücherstapel kostete rund 1000 Euro.

Seit 2004 besteht zwischen Archiv und den Stadtwerken Jena-Pößneck ein Sponsorenvertrag. Im Gegenzug werden die gespendeten Bücher mit einem Stadtwerke-Stempel markiert.

Das Thüringer Archiv für Zeitgeschichte verfügt über 3000 Bücher in seinem Handapparat, demnächst sollen weitere 4000 aus einer bislang nicht erschlossenen Privatsammlung hinzukommen.

Quelle: TLZ.de, 28.01.2005; Ergänzung von Reiner Merker, Thüringer Archiv für Zeitgeschichte, vom 11.2.2005:

»1. Die Stadtwerke Jena-Pößneck haben die Erwerbung von Publikationen im Wert von 1000 Euro gesponsort. Damit ist es überhaupt nicht möglich alle wissenschaftlichen Neuerscheinungen des Jahres 2004 zur DDR-Geschichte zu erwerben! Die Erwerbung erfolgt auch nicht einfach Jahrgangsweise sondern innerhalb der im Erwerbungsprofil des ThürAZ formulierten Schwerpunkte.

2. Im der Hand- und Dienstbibliothek des ThürAZ befinden sich derzeit ca. 500 Bände. Richtig ist, daß eine übernommene Privatbibliothek der Erschließung harrt, dieses ist aber aus finanziellen Engpässen heraus derzeit nicht möglich.«

Historisches APA-Archiv bei Wiener Kennedy-Ausstellung zugänglich

In historischen APA-Meldungen der Jahre 1955 bis 1985 können Besucher der Ausstellung "John F. Kennedy" seit 27. Jänner im Wien Museum stöbern: Auf einem PC-Terminal stehen Originaldokumente der APA – Austria Presse Agentur aus diesen Jahren bereit. Anlässlich der Feierlichkeiten im Jubiläumsjahr werden die APA-Meldungen von 1955 bis 1985, die seit Jahresanfang in digitalisierter Form zur Verfügung stehen, im Rahmen zahlreicher Aktivitäten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Nicht nur eine ausführliche Beschreibung von Jackie Kennedys "aquamarin-blauem mantel mit bundguertel und aufgesetzten taschen" oder die Originalmeldung zum Kennedy-Attentat 1963 sind Höhepunkte des Datenbestands. Rund 5.000 APA-Dokumente bis 1985 sind erstmals öffentlich zugänglich. Berichte, Hintergründe, Fakten und Porträts aus der historischen APA-Datenbank können bis April auch über die Website des Wien Museums unter www.wienmuseum.at, Navigationsleiste rechts, Menüpunkt "John F. Kennedy – Special: Gipfel Wien 1961", nachgelesen werden. Auch unter den Exponaten ist die APA vertreten – mit den Original-Spiritusabzügen der APA-Meldungen zum Tod des US-Präsidenten.

Ein Spezialteil der Ausstellung widmet sich dem prominenten Gipfeltreffen zwischen Kennedy und dem damaligen Sowjetchef Nikita Chruschtschow 1961, zu dem die APA ein eigenes redaktionell betreutes Dossier erstellt hat. In gesammelter Form können auf Knopfdruck die beinahe in Minutentakt veröffentlichten Meldungen zu diesem für Wien so bedeutendem Treffen der internationalen Politikszene abgerufen werden.

Quelle: der Standard, 28.1.2005

Walter-Eucken-Archiv geht gegen Financial Times Deutschland vor

Am Mittwoch lag der \“Financial Times Deutschland\“ (FTD) wieder mal ein Klassiker der Ökonomie bei: Milton Friedmans \“Kapitalismus und Freiheit\“, wie üblich gekürzt auf 32 Seiten. Die Beilage ist Teil einer Reihe, die die FTD mit der \“Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft\“ herausgibt. Nun hätte der Zeitung an diesem Tag eigentlich ein anderer Wirtschaftsklassiker beiliegen sollen: Walter Euckens \“Grundlagen der Nationalökonomie\“ von 1940. Der müsse \“aus rechtlichen Gründen\“ entfallen, heißt es in der Zeitung lapidar. Weitere Erklärungen gibt es nicht.

Die erhält man von Walter Oswalt, Mitarbeiter des Walter-Eucken-Archivs in Frankfurt am Main. Das Archiv, das die Rechte an Euckens Nachlass hält, hat beim Landgericht Frankfurt eine Einstweilige Verfügung gegen die FTD erwirkt. Bei der schwierigen Kürzung des 300-Seiten-Werkes auf Broschüren-Format (vorgenommen von einer Firma namens Getabstract) sei Euckens Werk sinnentstellt wiedergegeben worden. Und es wimmle von Fehlern im Beitext. Da werde etwa erfunden, der NS-Gegner Eucken habe 1943 zusammen mit dem Nationalsozialisten Alfred Müller-Armack ein Werk namens \“Grundlagen der Sozialen Marktwirtschaft\“ herausgegeben.

Oswalt ist entsetzt über die Fehler und hat einen Verdacht. Schließlich geht es hier um die Kirchenväter des westdeutschen Wirtschaftsdenkens. Und die \“Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft\“ ist eine von der Industrie geförderte Lobbygruppe, die die deutsche Öffentlichkeit auf Reformkurs bringen will, indem sie rhetorisch an die Ursprünge der Sozialen Marktwirtschaft nach dem Krieg anknüpft. Wollten die nun neben Ludwig Erhard und Müller-Armack plötzlich auch Eucken für sich vereinnahmen? Der aber war ein Radikalliberaler, dem schon diese Lobby ein Greuel wäre, meint Oswalt; er war ein Kämpfer nicht gegen den Missbrauch wirtschaftlicher Macht, sondern gegen wirtschaftliche Macht schlechthin.

Eine Verschwörung also? Kaum, wenn man sich anschaut, wie schon der Name Ludwig Erhards auf den Webseiten der INSM falsch buchstabiert wird. Wohl eher Dummheit.

Quelle: Christian Esch, Berliner Zeitung, 27.1.2005

Da boxt das Känguruh – das Wochenschau-Archiv online

Im ältesten Stummfilm aus dem Jahre 1895 boxt ein Känguruh – die neuesten Streifen zeigen die Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit. Dazwischen liegen fast 100 Jahre, die hier wieder zum Leben erweckt werden.

Die Homepage www.wochenschau-archiv.de ist ein Gemeinschaftsprodukt vom Bundesarchiv, Abt. Filmarchiv in Berlin, der Defa-Stiftung Berlin (die die ostdeutschen Wochenschauen beisteuert), der Deutschen Wochenschau GmbH Hamburg und der Transit-Film GmbH München.

Mit einer kostenlosen Registrierung können die Filme als breitbandige Videostreams abgerufen werden. Das ist sehr komfortabel und lässt beim Betrachter das typische Wochenschau-Ambiente aufkommen. Als Gast muss man sich hier mit etwas schlechterer Qualität begnügen.

Derzeit sind 6.021 Filmbeiträge abrufbar, doch das Online-Archiv wird ständig erweitert. Die Recherche ist kostenlos, Filme können bei Bedarf auch – kostenpflichtig – auf VHS oder elektronische Träger überspielt und zugeschickt werden. Eine Preisliste findet man unter www.deutsche-wochenschau.de.

Eine umfangreiche Linkliste zu diversen Filmarchiven, Mediatheken und Stiftungsarchiven rundet das Angebot ab.

Quelle: Eva Strasser, Stuttgarter Zeitung, 27.1.2005

Stadtarchiv Stade veröffentlicht Band über \“Justiz im Nationalsozialismus im Landgerichtsbezirk Stade\“

Das Stadtarchiv Stade hat als Band 24 seiner Schriftenreihe jetzt den Band \“Justiz im Nationalsozialismus im Landgerichtsbezirk Stade\“ herausgebracht. Herausgeber sind Stadtarchivar Dr. Jürgen Bohmbach und Dr. Volker Friedrich Drecktrah, Stader Amtsrichter.

Anlaß ist die Wanderausstellung \“Justiz im Nationalsozialismus. Verbrechen im Namen des deutschen Volkes\“, die vor einem Jahr in Stade gezeigt wurde. Enthalten sind die Eröffnungsrede von Justizministerin Elisabeth Heister-Neumann und drei während der Ausstellungsdauer in Stade gehaltene Vorträge sowie Materialien zur Ausstellung. Speziell werden das Erbgesundheitsgericht, das Standgericht und das Spruchgericht Stade und auch der \“Fall des Stader Pastors Johann Gerhard Behrens\“ dargestellt. Die Biographien von sieben Stader Juristen werden skizziert. Und es geht auch um Hermann Friedrich Gräbe aus Solingen, der Hunderten von Juden in der Ukraine das Leben rettete und besondere Beziehungen auch zur Stader Nachkriegsjustiz hatte.

Der Band ist 184 Seiten stark. Er kostet zwölf Euro, wird im Stadtarchiv und über die Stader Buchläden verkauft.

Quelle: Hamburger Abendblatt (Harburg), 27.1.2005