Kreisarchivarin mit der Liebe zur Insel

Zum 40. Todestag am 6. Februar 2004 erinnert die Ostsee-Zeitung an die Bergener Bürgerin, Studienrätin und Kreisarchivarin Magdalene Hänsel. Sie wurde am 26. Mai 1889 in Bergen (Rügen) als Tochter eines Rechtsanwalts und Notars geboren. Von Ostern 1895 bis Herbst 1903 besuchte Hänsel eine Privatmädchenschule in Bergen. 1903 bis 1905 war sie auf der Höheren Töchterschule in Altenburg/Thüringen. Danach besuchte sie von 1906 bis 1908 das Lehrerseminar in Stettin-Friedenshof und legte 1909 in Greifswald die Lehrerinnenprüfung ab. An den Universitäten Jena, München und Greifswald studierte sie von 1912 bis 1916 die Fächer Geschichte, Deutsch und Englisch und bestand 1917 in Greifswald ihre Prüfung für das Lehramt an höheren Schulen.

In den 20er Jahren war Frl. Hänsel Lehrerin an der Höheren Mädchenschule in Bergen, wurde Studienassessorin und ab 1930 Lehrerin am hiesigen Gymnasium. Ihr großes Interesse und ihre Liebe galt der Geschichte ihrer rügenschen Heimat, der sie sich in ihrer Freizeit und ihren Studien widmete, was sich in zahlreichen Vorträgen und Veröffentlichungen widerspiegelte. Die historische Kommission zu Pommern stufte Magdalene Hänsel 1936 als eine besondere Kennerin der Geschichte Bergens ein. Sie befasste sich insbesondere mit der Erforschung und Erfassung alter Rügener Flurnamen und arbeitete dabei eng mit Prof. Dr. Haas zusammen. 

Neben ihrer Tätigkeit als Lehrerin war Magdalene Hänsel Kreisarchivarin im Stadtarchiv Bergen. In den „Monatsblättern“ der Gesellschaft für pommersche Geschichte und Altertumskunde beschreibt Frl. Hänsel das Stadtarchiv Bergen. Sie erläutert, dass dieses Archiv leider über die Anfänge der Stadtgeschichte keine Auskunft geben kann, da die große Feuersbrunst 1690 alle Akten vernichtete. Noch vorhandenes Schriftgut ließ Bürgermeister Jendrich in einem Repertorium ordnen (1724-1740). Fräulein Hänsel schreibt, dass in der Folgezeit vieles durch Unachtsamkeit verloren ging. Das Stadtarchiv gibt aber über die Entwicklung der Stadt, die Verfassung, über Besitz, Rechtstitel, Stadtbild, Handwerk und Zünfte und die Bewohner Auskunft, bewahrt Stadtpläne auf (sogenannte Urbarien von 1787/88 vom Kirchenprovisor Huldberg und 1853 vom Regierungsfeldmesser Amtsberg), Einwohnerververzeichnisse seit 1767, Chronik der Stadt Bergen von Rektor Droysen und vieles mehr. Fräulein Hänsel schreibt in ihrem Beitrag, dass gerade in Pommern, wo die Quellen spärlich fließen, ein Überblick über die vorhandenen Bestände besonders wichtig ist. Diese Bestände zu sichten, ordnen und zu bewahren war Magdalene Hänsels besonderes Verdienst.

Quelle: Ostsee-Zeitung, 5.2.2004

56. Westfälischer Archivtag am 16./17. März in Brakel

Der Westfälische Archivtag gehört zu den bedeutendsten regionalen Archivveranstaltungen in der Bundesrepublik. Der Archivtag ist an einem übergreifenden Rahmenthema ausgerichtet, das sowohl im historischen Kontext wie auch im Hinblick auf archivfachliche Detailaspekte behandelt wird. Die Teilnehmerzahlen bewegen sich zwischen etwa 150 und 200 Personen.

Das Rahmenthema des diesjährigen 56. Westfälischen Archivtages lautet:
„Verwahren, Erhalten, Nutzbarmachen – 15 Jahre Archivgesetz in Nordrhein-Westfalen“.

Programm:
16. März 2004

Eröffnung und Grußworte

Eröffnungsvortrag
PD Dr. phil. habil. Barbara Stambolis (Universität Paderborn): Des Krummstabs langer Schatten. Das Hochstift Paderborn als Geschichts- und Gedächtnislandschaft


1. Arbeitssitzung:
15 Jahre Archivgesetz NW – Bilanz und Perspektiven

Einführung und Moderation: Prof. Dr. Norbert Reimann (Westfälisches Archivamt, Münster)

  • Prof. Dr. Janbernd Oebbecke (Kommunalwissenschaftliches Institut der Universität Münster):
    Archivbenutzung in verändertem rechtlichen Umfeld
  • Dr. Alexander Dix (Landesbeauftragter für den Datenschutz und für das Recht auf Akteneinsicht in Brandenburg):
    Gleiche Transparenz in Verwaltung und Archiven
  • Manfred Müller (Stadt Lichtenau):
    Das Archivgesetz aus Sicht eines Bürgermeisters einer kleinen Kommune

Arbeitsgruppen:
Archivpraxis unter den Bedingungen der Archivgesetzgebung

  • Verwaltungsinterne Öffentlichkeitsarbeit als archivisches Arbeitsfeld
    (Moderation: Hans-Jürgen Höötmann, Westfälisches Archivamt, Münster)
  • Kooperation mit Schulen (Moderation: Dr. Susanne Freund, Institut für
    vergleichende Städtegeschichte, Münster / Dieter Klose, Staatsarchiv Detmold)
  • Stadtmarketing und Archive (Moderation: Michael Gosmann, Stadtarchiv Arnsberg)
  • Sammlungstätigkeit von Archiven (Moderation: Dr. Gunnar Teske, Westfälisches Archivamt, Münster)

Mittwoch, 17. März 2004

2. Arbeitssitzung: e-Government und Archive
Moderation: Dr. Mechthild Black-Veltrup (Staatsarchiv Münster)

  • Dr. Lutz Gollan (Städte- und Gemeindebund NRW, Düsseldorf):
    Gemeinschaftsprojekt e-Government NRW – Effizienz durch Kooperation
  • Dr. Gudrun Klee-Kruse (Nottuln):
    Die digitale Signatur
  • Susanne Harke-Schmidt (Stadtarchiv Kerpen),
    Martina Zech M.A. (Stadtarchiv Wesseling):
    Einführung digitaler Archivierungssysteme – Mitwirkung der Archive
  • Andreas Kratz M.A. (DISOS GmbH, Berlin):
    e-business in der Wirtschaft am Beispiel von Kreditakten

Aktuelle Stunde
Moderation: Prof. Dr. Norbert Reimann (Westfälisches Archivamt, Münster)
Sachstandsberichte zu aktuellen Fragen, u. a.:
– Katastrophenschutz, Notfallmaßnahmen
– Rechtsstreit um ein Kirchenbuch

Kontakt/Anmeldung:
Landschaftsverband Westfalen-Lippe
Westfälisches Archivamt
Jahnstr. 26
48147 Münster
Tel.  0251 591-5779
Fax  0251 591-269
E-Mail: s.heil@lwl.org

Homepage: www.westfaelisches-archivamt.de

Diskussion über Zukunft des Tübinger Stadtmuseums

Das Tübinger Stadtmuseum hat in seiner relativ kurzen Geschichte bereits eine beachtliche Serie von „Pleiten, Pech und Pannen“ hinter sich. Der negative Höhepunkt war in jüngster Vergangenheit die Diebstahl-Serie eines Mitarbeiters, die darauf folgende Entlassung der Museumsleiterin und der umstrittene Entschluss der Oberbürgermeisterin, einige der gestohlenen Grafiken nicht zurückzufordern, sondern stattdessen Geld zu nehmen. Doch auch das Konzept des Stadtmuseums selbst steht mittlerweile in der Diskussion. So liegen inzwischen gleich sechs Modelle auf dem Tisch, die dem Museum wieder in die Gänge helfen sollen.

Das TAGBLATT ließ auf einem Podium folgende verschiedene Experten zu Wort kommen:

  1. Brigitte Russ-Scherer, Oberbürgermeisterin von Tübingen  
  2. Gottfried Korff, Kulturwissenschaftler und Ausstellungsmacher 
  3. Martin Beutelspacher, ehemalige Stadtmuseums-Mitarbeiter und Leiter des Mindener Stadtmuseums  
  4. Kirsten Fast, Chefin des Landesmuseumsverbandes und Leiterin des Stadtmuseums Esslingen 
  5. Hans Otto Binder, Vorsitzender des Museums-Freundeskreises

Sechs Modelle für die Zukunft des Museums stehen zur Debatte:

Modell 1 – Kulturamt: 4 Wechselaustellungen im Jahr, davon 2 stadtgeschichtliche Zusammenarbeit mit der Universität und dem KünstlerbundAusbau des museumspädagogischen Programms, Ausbau des Museumsshops. Sparfaktor: 2 Wechselaustellungen weniger als bisher, Vermietung von Räumen, Einsparung von 2,5 Stellen auf 5,5 Stellen, Kürzungen der Leiterstellen auf ¾ und ½ Sekräteriatsstelle.

Modell 2 – Stadtarchiv: 1-2 stadtgeschichtliche Ausstellungen im Jahr, 2-3 Ausstellungen durch Kooperation. Sparfaktor: 3,5 Stellen weniger, also Personal auf 4,5 Stellen und wissenschaftliche Stellen um mindestens 1 BAT zurückgestuft, 110 000 Euro Einsparung im Jahr.

Modell 3 – Stiftung: Etwa 100 000 Euro Stiftungskapital aus dem Verkauf gestohlener Gegenstände, aus Versicherungssumme und Rückzahlungen des Diebes, Verkauf weiterer Sammlungsgegenstände, Umfang der Ausstellungstätigkeit offen und in Eigenverantwortung der Stiftung. Sparfaktor: keine BAT-Verträge, befristete Arbeitsverhältnisse.

Modell 4 – Managed by Kunsthalle: Zunächst befristeter Management-Vertrag mit der Kunsthalle, 1 stadtgeschichtliche Ausstellung pro Jahr, enge Kooperation mit dem Stadtarchiv, außerdem Kooperationsausstellungen, darunter auch Kunstausstellungen gemeinsam mit Galerien, Einrichtung eines Touristenbüros im Haus. Sparfaktor: Reduktion der Stellen um 3,25 auf 4,75, darunter ½ Leiterstelle, 1 Stelle für Sammlung und Inventarisierung, 100 000 Euro Personaleinsparung.

Modell 5 – Kooperation mit Reutlingen: Noch nicht präzisiert. Sparfaktor: Einkauf der Leitungsfunktion, Synergieeffekte.

Modell 6 – Stadthaus: Multifunktionales Forum, das Raum für Ausstellungen, Messen, Märkte, Workshops, Empfänge, Feste bietet. Kooperation mit Uni, Stadtarchiv, Verein der Freunde etc. Trägerschaft offen. Schaufenster aktueller wissenschaftlicher und lokaler Innovationen, Öffnung des unteren Geschosses durch größere Fenster, Stadthaus-Shop mit Infos über Tübinger Projekte und Initiativen, erweiterte Öffnungszeiten, Bildung eines Stadthausbeirates. Sparfaktor: 4 Stellen (eine Leitungsstelle, eine halbe wissenschaftliche Mitarbeiterstelle plus Kassen- und Aufsichtspersonal).

Die Modelle und andere Vorschläge und Meinungen zur Zukunft des Tübinger Stadtmuseums können aber auch online diskutiert werden: Diskutieren Sie online mit!

Kontakt:
Stadtmuseum Tübingen
72070 Tübingen
Kornhausstraße 10
Tel.: 07071/2041-711 u. 945460
Fax: 07071/945489
stadtmuseum@tuebingen.de
www.tuebingen.de

Quelle: Tagblatt, 5.2.2004

Stadt Riesa eröffnet neues Archiv

Herbert Küttner stöbert in Akten von Zwangsversteigerungen aus den 30er Jahren. Der Heimatautor ist in seinem Element und freut sich, dass das Riesaer Stadtarchiv ein attraktives neues Domizil bekommen hat und lobt: „Sehr übersichtlich.“ Das mit dem Stöbern wird nicht immer so einfach sein wie am Tag der offenen Tür zur Eröffnung. Vielleicht will Archivchefin Steffi Brandenburger zum Tag des Denkmals wieder in die neuen Räume auf der Goethestraße 66 einladen. Ansonsten ist es das Beste, vorher anzurufen und die Wünsche mitzuteilen: „Denn Archiv-Arbeit ist vor allem Sucharbeit“, sagt Steffi Brandenburger .

Mit sieben Tonnen Papier in 1.600 Kartons zogen die Archivmitarbeiter aus dem Museum auf die Goethestraße. Es wurde auch Zeit. Nicht nur, weil der Umbau des Museums ansteht, sondern insbesondere, um die historischen Akten unter günstigeren klimatischen Bedingungen lagern zu können. Da tut schon eine Heizung Wunder, um Temperatur und Luftfeuchte stabil zu halten. Das fordert der Gesetzgeber, und es verlängert das Leben der teilweise 400 Jahre alten Akten. Wertvolle Lehensbriefe aus dem 17. Jahrhundert zum Beispiel. 680 laufende Meter Archivmaterial schlummern in den grauen Stahlregalen. Für die schwunghaft wachsende Papierschlange wurde es ohnehin langsam zu eng auf dem Poppitzer Platz. Die nächsten 30 Jahre sollte sie jetzt bequem wachsen können und auch noch Platz für das Bauarchiv lassen. Das zieht in den kommenden zwei Jahren um.

In die umfangreichen Rekonstruktionsarbeiten am neuen Archiv-Gebäude investierte die Stadt rund 728.000 Euro. Saniert wurde das ehemalige Waren- und spätere Wohnhaus zwischen Februar und Dezember 2003. Eine böse Überraschung bereitete den Bauleuten der Hausschwamm in den Wänden des alten Gemäuers. Trotzdem blieb der Zeitverzug geringfügig. Mit dem Umzug verbessern sich die Bedingungen sowohl für die Mitarbeiterinnen als auch die Nutzer des Archivs schlagartig. So stehen jetzt zum Beispiel fünf Plätze in einem Leseraum zur Verfügung. Ahnenforschung liege jetzt sehr im Trend, sagt Steffi Brandenburger. Das führt vor allem Westdeutsche ins Riesaer Archiv. Heimatautoren sind oft bei ihr oder auch Studenten für die Diplomarbeit. Oberbürgermeisterin Gerti Töpfer wünschte den Mitarbeiterinnen, „dass sie hier viele Akten finden, die Positives über die Entwicklung Riesas beinhalten.“

Ein ganz besonders wertvolles Dokument werden die Chronisten wie Heimatforscher aber vergeblich suchen. Es ist zugleich das älteste und wichtigste Riesas: die Stadtrechtsurkunde von 1623. Die schlummert sicher verwahrt in einem Panzerschrank des Rathauses. In welchem, ist streng geheim.

Kontakt:
Stadtarchiv Riesa
Goethestraße 66
01589 Riesa
03525/ 63 40 00

Quelle: Sächsische Zeitung, 4.2.2004

Burgenländische Kulturinitiativen

Das Kulturreferat der Landesregierung Burgenland (A) schreibt dieses Jahr gleich acht verschiedene Preise bzw. Initiativen im Kultur- und Wissenschaftsbereich aus. Die Gesamtdotation beträgt 19.000 Euro. „Unsere Wettbewerbe sollen zu neuen Aktivitäten herausfordern und auf die Vielfalt und Qualität der Kultur- und Wissenschaftsinitiativen im Burgenland aufmerksam machen“, betonte Kulturlandesrat Helmut Bieler.

Die Kulturwettbewerbe des Landes Burgenland umfassen sechs Ausschreibungen und zwei Initiativen. Große Breitenwirkung erwartet sich Bieler insbesondere vom Schulprojekt „Burgenland 1945 – 1955“ im Rahmen der kulturellen Dorferneuerung. Diese Initiative wird in Kooperation mit dem burgenländischen Landesschulrat durchgeführt, der bereits seit Jahren diese Initiative unterstützt. Bei diesem Projekt handelt es sich um keine allgemeine Ausschreibung, sondern um eine Initiative, die ausschließlich mit Schulen durchgeführt wird. „Dabei schlüpfen Schüler in die Rolle von Historikern und versuchen, Aspekte der burgenländischen Zeitgeschichte der Jahre 1945 – 1955 herauszuarbeiten“, sagte Bieler. Unter der Anleitung erfahrener Geschichtswissenschaftler sollen Aspekte der Alltagsgeschichte, aber auch regionale Spezifika der sogenannten „Russenzeit“ im Zuge von Zeitzeugeninterviews ausgearbeitet werden.

Die Ergebnisse sollen in einer Ausstellung im Landesmuseum Burgenland im Jubiläumsjahr 2005 verarbeitet werden. Die von den Schülern geführten Interviews dienen dem Aufbau einer Audiothek und werden im Burgenländischen Landesarchiv aufbewahrt und stehen für weitere wissenschaftliche Forschungen zur Verfügung.

Als wesentlich bezeichnete der Landesrat das Ziel, dass mit den Wettbewerben und Initiativen auch eine geeignete Vermittlung verbunden ist. „Kultur braucht den öffentlichen Raum und die breite Auseinandersetzung. Darum haben wir auch heuer dafür gesorgt, dass die verschiedenen Wettbewerbsbeiträge nicht in irgendeinem Archiv liegen bleiben, sondern mit dem interessierten Publikum diskutiert werden können.“

Kontakt:
Die jeweiligen Bewerbungen sind mit dem vorgegebenen Kennwort zu versehen und an das Amt der Burgenländischen Landesregierung, Abt. 7 – Kultur, Wissenschaft und Archiv, Europaplatz 1, 7000 Eisenstadt zu richten.
Nähere Informationen zu den Wettbewerben erteilt Mag. Dieter Szorger vom Kulturreferat der Landesregierung (Tel.: +43 2682 600 2452, Fax.: +43 2682 600 2058, e-mail: dieter.szorger@bgld.gv.at. Unter http://www.burgenland.at/ausschreibungen wurde auch auf der Homepage des Landes ein Bereich mit den aktuellen Ausschreibungen des Kulturreferates eingerichtet, der die Ausschreibungstexte ständig abrufbar macht.

Quelle: ÖJ-Österreich-Woche, 4.2.2004

Protokolle der „Krieger-Kameradschaft 1873“ im STA Giengen

Der gewonnene Krieg von 1870/71 hatte für die Zeitgenossen eine zentrale Bedeutung. Durch die Gründung des Deutschen Kaiserreiches in Folge des Zusammenschlusses der kleindeutschen Staaten war ein alter Traum in Erfüllung gegangen. Der militärische Sieg über den „Erbfeind“ Frankreich und der Aufstieg zu einer europäischen Großmacht schuf in ganz Deutschland ein ausgeprägtes nationales Bewusstsein. Nach den gemeinsamen Entbehrungen im Felde und den militärischen Erfolgen schlossen sich ehemalige Kriegsteilnehmer in den ersten Friedensjahren auf örtlicher Ebene zu zahlreichen Veteranen- und Kriegervereinen zusammen.

In Giengen riefen 1872 die so genannten Ausmarschierten der Kriege von 1866 und 1870/71 ins Gasthaus zum Schlüssel zur Gründung eines Veteranenvereins auf. Zu den Mitgliedern zählten allerdings auch einige Altveteranen aus den napoleonischen Kriegen 1813/15. Von ihnen waren 1877 noch drei am Leben. Die feierliche und öffentlichkeitswirksame Fahnenweihe fand 1873 statt. Die Ausrichtung patriotischer Feiern wie der Sedan-Tag oder des Königs Geburtstag hatte sich der Verein zu einer seiner Aufgaben gemacht. In der Bevölkerung fanden sie großen Anklang.

Ein zweiter Zusammenschluss ehemaliger Kriegsteilnehmer zum so genannten Kriegerverein wurde im Jahr 1881 von 41 Kriegsteilnehmern in der Gaststätte zum „Bad“ ins Leben gerufen. Ihm schlossen sich 1924 die elf noch lebenden Mitglieder des sich auflösenden Veteranenvereins an. Sie fanden dort als Ehrenmitglieder Aufnahme. In der Folgezeit trug die neue Vereinigung den Namen „Veteranen- und Krieger-Verein“. Er hatte sich, ähnlich wie die „Vorgänger“, mit finanzieller Unterstützung der Stadt die Pflege der Kameradschaft sowie Hilfe für Mitglieder und deren Angehörigen im Krankheits-, Not- und Sterbefall zum Ziel gesetzt. Mit Familienausflügen, Weihnachtsfeiern, Waldfesten, Gedenkfeiern und anderen Veranstaltungen trat er an die Öffentlichkeit. Nach dem Ersten Weltkrieg wuchsen dem Verein neue Mitglieder zu. Im Jahre 1931 umfasste er immerhin noch 290 Personen bei rund 3.600 Einwohnern der Stadt.

In Folge der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahre 1933 fielen die Vereine der Gleichschaltung zum Opfer. Der Krieger- und Veteranen-Verein wurde in „Kriegerkameradschaft 1873 im Kyffhäuserbund“ umbenannt und als Mitglied in den „Württembergischen Kriegerbund“ aufgenommen, der in der Organisation des NS-Reichskriegerbundes eingebunden war. Nur wenig ist von den Aktivitäten dieses Vereins in den Dokumenten des Stadtarchivs überliefert.

Umso höheren Stellenwert erhält dadurch ein Protokollband, der von 1934 bis 1945 geführt wurde. Dieses Buch wurde unlängst von Helmut Heiser aus Giengen dem Stadtarchiv zur Aufbewahrung übergeben. Der Band stellt nicht nur ein für Giengen relativ seltenes Dokument aus der Zeit des Nationalsozialismus dar, sondern spiegelt auch ein Stück Stadt-, Vereins- und Gesellschaftsgeschichte aber auch den Zeitgeist wider. Damals zeichnete als Vorstand Karl Mühlberger, der das Amt von Gottlieb Schmid im Oktober 1933 übernahm. Mühlberger starb im Mai 1944. Seine Nachfolge trat der Stellvertreter, nun „Kameradschaftsführer“ Ernst Finckh an. Am Anfang unterhielt der Verein noch eine Sterbekasse und leistete Krankenunterstützung. In den letzten Jahren des Zweiten Weltkrieges beschränkten sich die Aktivitäten vorwiegend auf die Teilnahme an Kundgebungen und Beerdigungen von Veteranen oder gefallenen Soldaten. Die Eintragungen im Protokollband enden mit dem Kriegsende in Giengen im April 1945, eine Woche vor dem Einmarsch amerikanischer Truppen in Giengen.

Kontakt:
Stadtarchiv Giengen
Kirchplatz 2,
89537 Giengen an der Brenz
Stadtarchivar Dr. Alexander Usler,
Tel. 07322/4803

Quelle: HZ online, 4.2.2004

ARMA offline

Die Homepage der „Association of Records Managers and Administrators“ (ARMA) ist seit einiger Zeit nicht zu erreichen. Daher soll kurz darauf hingewiesen werden, was ARMA eigentlich darstellt. ARMA ist eine internationale informationswissenschaftliche Vereinigung aus Nordamerika mit über 10.000 Mitgliedern. Diese kommen aus dem Archivwesen verwandten Berufssparten, sind zumeist sog. „records manager“. ARMA kooperiert insofern u.a. mit Bibliothekaren und Archivaren. Neben dem derzeit im Netz nicht zu erreichenden Dachverband (www.arma.org) besteht die ARMA aus diversen Regionalgruppen („Chapter“), die sich v.a. über den nordamerikanischen Kontinent verteilen und teilweise eine jahrzehntelange Verbandstradition aufweisen.

Als nicht-kommerzieller Berufsfachverband des Informationsmanagements beschäftigt sich ARMA vor allem mit Fragen der Schaffung, des Gebrauchs, der Vermittlung und der Aufbewahrung von „Informationen“ und ihren Medien. Es geht dabei um Aufbewahrungsfristen und -modalitäten, um Fragen der Handhabung und Bewertung, sowie um die Problematik der Datenmigration („we are involved in optical imaging, document management, magnetic media, and micrographics“).

Die Gewährleistung der authentischen und zeitnahen Informationsvermittlung gemäß der gesetzlichen Bestimmungen hat sich die ARMA auf ihre Fahnen geschrieben, sich dafür einem Kodex fachlicher Grundsätze („Code of Professional Responsibility“) unterworfen.

Code of Professional Responsibility  

„Preamble

Information and records management is that field within the information profession responsible for managing the creation, use, maintenance, and disposition of records generated in the normal functioning of all types of organizations.
The Association of Records Managers and Administrators (ARMA International) is a not-for-profit organization representing professionals in the field of information and records management. Its primary purpose is the advancement of records and information management through education and professional development.

Purposes of the Code

This code is intended to increase the awareness of ethical issues among information and records management practitioners and to guide them in reflection, decision making, and action in two broad areas of ethical concern: society and the profession.

The Social Principles

Because of their responsibilities to society, information and records managers:

  1. Support the free flow and oppose censorship of publicly available information as a necessary condition for an informed and educated society.
  2. Support the creation, maintenance, and use of accurate information and support the development of information management systems which place the highest priority on accuracy and integrity.
  3. Condemn and resist the unethical or immoral use or concealment of information.
  4. Affirm that the collection, maintenance, distribution, and use of information about individuals is a privilege in trust: the right to privacy of all individuals must be both promoted and upheld.
  5. Support compliance with statutory and regulatory laws related to recorded information

The Professional Principles

Because of their responsibilities to their employers or clients as well as to their profession, information and records managers:

  1. Pursue appropriate educational requirements for professional practice, including a program of ongoing education and certification.
  2. Accurately represent their education, competencies, certifications, and experience to superiors, clients, co-workers and colleagues in the profession.
  3. Serve the client or employer at the highest level of professional competence.
  4. Recognize illegal or unethical situations and inform the client or employer of possible adverse implications.
  5. Avoid personal interest or improper gain at the expense of clients, employers, or co-workers.
  6. Maintain the confidentiality of privileged information.
  7. Enrich the profession by sharing knowledge and experience; encourage public discussion of the profession's values, services, and skills.
  8. Are actively committed to recruiting individuals to the profession on the basis of competence and educational qualifications without discrimination.“

Die folgende Linkliste gibt einen ausschnitthaften Überblick über Kooperationspartner der ARMA:

Digitalisierung der Plauener Spitzen-Mustersammlung

Wenn Beate Schad ihre Schätze ausbreitet, muss das Herz jedes Modegestalters höher schlagen. Die Leiterin des Informations- und Designzentrums für Spitzen-, Stickerei- und Textilindustrie Plauen (IDZ) verfügt über einen einzigartigen Fundus vogtländischer Spitzen aus einem Zeitraum von fast 100 Jahren, seit die maschinengefertigte Tüll- und Ätzspitze ihren Siegeszug antrat. Um diese für die Nachwelt zu erhalten und nutzbar zu machen, wurde 1998 mit einem Projekt begonnen, dessen Ende nicht abzusehen ist: der digitalisierten Erfassung der Spitzenmuster in einer Datenbank.

«Die historischen Spitzen genießen große Wertschätzung. Zunehmend besteht der Wunsch, sie nachzugestalten. Zurzeit ist dreidimensionale Spitze im Trend, die eine vogtländische Firma auch produzieren will», sagt Schad. Bisher wurde in Plauen ein Zehntel von rund 250.000 Spitzenmustern erfasst. Per Tastendruck am Computer erhalten Designer so Informationen zu deren Vielfalt und zur Fertigungstechnologie. Patent- oder musterschutzrechtliche Probleme der Nachnutzung gibt es nicht. Die Spitzenmustersammlung, die das IDZ verwaltet, ist Eigentum der Stadt Plauen.

Eher steht die Frage, wie es mit dem ehrzgeizigen Projekt weitergeht. Bisher haben pro Jahr zwei Leute in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) daran gearbeitet. Derzeit sei die Finanzierung weiterer ABM jedoch nicht gesichert. «Unsere Hoffnung ruht jetzt darauf, im Rahmen des ostdeutschen Textil-Innovationsnetzwerkes INNtex eine Förderung durch die EU zu erlangen», sagt Schad.

Der INNtex e.V. fasst auch die Digitalisierung der etwa 1.100 Stoffmusterbücher des Sächsischen Staatsarchivs Chemnitz und von historischen Seidentapeten der Seidenweberei Eschke Crimmitschau ins Auge. INNtex-Geschäftsführer Rainer Merkel hält die Erfassung solcher wertvoller Zeugnisse sächsischer Textilkunst für Gewinn bringend mit Blick auf die Wettbewerbsfähigkeit der Branche: «Das Zusammenspiel von hochwertigem Design und Produktion ist eine Chance, als deutsche Textilindustrie der Niedriglohnkonkurrenz entgegen zu treten. Wir wissen von mehr als 4.500 Musterbüchern, aber es sind mit Sicherheit mehr.»

Jedoch räumt auch Merkel ein, dass für die Aufarbeitung von Millionen Mustern keine Mittel zur Verfügung stehen. Ähnlich sieht es Katharina Metz, die Leiterin der Textil- und Kunstgewerbesammlung Chemnitz. In ihrem Fundus lagern Tausende Künstlerentwürfe von Stoffen aus Italien, England oder Frankreich, die als «Vorbildersammlung» den sächsischen Industriellen im 19. Jahrhundert als Ideengeber dienen sollten. «Sicher wäre es reizvoll, aber die virtuelle Aufbereitung ist so teuer, dass sie sich kein Museum der Welt leisten kann. Die Vorlagen müssen von Fachleuten analysiert werden: Material bestimmen, Fäden zählen, Bindungsart, Fadendrehung beschreiben», zählt Metz auf.

Laut Metz hat es bislang in Europa nur wenige Ansätze in dieser Richtung gegeben, so im französischen Mulhouse. Studenten hätten dort über Jahre an einem von Tausenden Musterbüchern gesessen. Lediglich die Fondazione Ratti, eine private Stiftung in der Seiden-Hochburg Como, stelle ihre edlen Muster bereits in einer Datenbank zur Verfügung. Neidvoll sagt auch Rainer Merkel: «Die Italiener sind uns da ein ganzes Stück voraus.»

Annegret Wenz-Haubfleisch, die Chefin des Chemnitzer Staatsarchivs, ist eher der Auffassung, dass Computerbilder den Designern zwar als Anregung dienten, aber das Anfassen, das Fühlen eines Textils eine ebenso große Rolle für die Schaffung von Neuem spiele. So können die textilen Schätze für Studien-, Forschungs- und Entwurfszwecke weiter in ihrer stofflichen Form genutzt werden. Wer beispielsweise im IDZ-Archiv damit arbeitet, bezahlt fünf Euro pro Stunde.

Kontakt:
IDZ Plauen
Unterer Graben 1
D-08523 Plauen
Tel. +49 – 3741 – 44 31 87

Quelle: Freie Presse Online, 2.2.2004

Glauberg hat wichtige Rolle gespielt

Der Glauberg am Rande des Vogelsberges hat in der Vergangenheit seine Berühmtheit als Fundort des „Keltengrabes“ einen herausragenden Platz gefunden. Doch der Glauberg hat in der jüngsten Zeit noch weitere Geheimnisse seiner Vergangenheit preisgegeben. Dr. Klaus Peter Decker, ehemaliger fürstlicher Archivar, stellte vor dem Geschichtsverein Gelnhausen im Romanischen Haus die Geschichte des Glaubergs im Mittelalter vor.

Der Berg hat immer eine wichtige Rolle gespielt, da er gleich hinter dem Limes als größte Erhöhung eine gute Verteidigungsposition darstellte und schon in fränkischer Zeit ein Ausgangspunkt für die Besiedlung in der Wetterau war. Die Herren von Hartmann und auch die Vorväter der Herren von Büdingen haben von hieraus die Siedlungstätigkeiten in der Wetterau um den Glauberg vorangetrieben. Auf dem Berg hat ursprünglich eine große Festung gestanden, die von dem Kleinadel, der Reichsministerialen genutzt wurde. Diese Verwalter die in Diensten des Staufischen Königs standen, finden noch heute durch Namensgebungen der kleineren Orte wie Büches und Düdelsheim ihren Niederschlag. Diese Reichsministerialen haben die Burg und deren Anlagen damals weiter ausgebaut und erhalten bis das Staufertum um 1250 zusammenbrach. Damals war die Glauburg eine letzte Bastion der Staufer.

Dietrich von Bartenhausen, der im Gelnhäuser Romanischen Haus seinen Dienstsitz hatte und zu diesem Reichsministerialien gehörte, nutzte die Glauberganlage als letzten Zufluchtsort. Auf dem Glauberg hat sich aber nicht nur eine Burg befunden, sondern es war auch versucht worden eine Stadt zu gründen.
Es bildete sich sogar ein Bürgertum, dass die Unabhängigkeit und die Anerkennung als Bürger einer Stadt anstrebte. Vor allen Dingen Handwerksbetriebe hatten sich in der Anlage angesiedelt. Dokumente und Siegelabdrücke zeigen diesen Wandel in den Machteinflüssen und das Ansinnen der Glaubergbürger auf. Dieses Streben wurde aber von den Herren von Büdingen und deren Nachfolger der von Ysenburg unterbunden und das beginnende Stadtleben wurde in heftigen Kämpfen damals unterbunden und die Anlage auf dem Glauberg zerstört.

Kontakt:
Geschichtsverein Gelnhausen e.V.
Postfach 1225
63552 Gelnhausen
E-Mail: geschichtsverein@gelnhausen.de

Quelle: Gelnhäuser Tageblatt, 2.2.2004

Karten des Dortmunder Urkatasters werden digitalisiert

Zerfleddert, vergilbt, ziemlich abgegriffen – rund 1.000 Karten des Dortmunder Urkatasters sehen teilweise ganz schön mitgenommen aus. Daher werden die Originale aus der Zeit um 1825 jetzt digitalisiert.

Über 150 Jahre lang wurden die Detailkarten des Dortmunder Stadtgebiets in Amtsstuben heftig beansprucht. Alltagstauglich sind viele der filigranen Papiere deshalb nicht mehr. Die Digitalisierung ist ein Projekt von Vermessungs- und Katasteramt sowie dem Stadtarchiv Dortmund. „In Zukunft können Interessierte die Karten auf CD-ROM sichten“, erklärt Ingo von Stillfried, stellvertretender Leiter des Vermessungs- und Katasteramtes.

„Alle Originale sind noch handgezeichnet, das ist fast schon Kunst“, sagt Hermann Josef Bausch vom Akten- und Kartenarchiv des Stadtarchivs fasziniert. Deshalb ist auch ein Kalender geplant. Im Stadtarchiv wurden die Karten bereits provisorisch restauriert. Die Großformate werden dann mit einem Scanner erfasst. „Auf diese Weise können wir die Daten noch weiter digital bearbeiten“, sagt von Stillfried.

In einem sogenannten GeoInformationssystem werden die Daten dann später archiviert. „Meistens nutzen Historiker die Karten und ein paar Mal im Jahr werden sie für städtische Vermessungen heraus geholt“, erklärt von Stillfried.

In drei bis vier Wochen sollen alle 1.000 Karten eingescannt sein. Ab dann bleiben die Originale in den sicheren Stahlschränken des Stadtarchivs. 282 Quadratkilometer aller Dortmunder Gemeinden sind dann auf rund 100 DVDs gebrannt. Doch auch Digitales hält nicht ewig. „Zur Sicherheit haben wir alles auch als alt bewährten Mikrofilm vorliegen“, sagt von Stillfried.

Kontakt:
Stadtarchiv Dortmund
Märkische Str. 14
D-44122 Dortmund
Telefon: 0231-5022156
Telefax: 0231-5026011
stadtarchiv-dortmund@stadtdo.de

Quelle: WAZ Dortmund, 2.2.2004