Gesetz zur Modernisierung der Verwaltung in Sachsen

Ein neues Gesetz zur Verwaltungsmodernisierung soll die Behördenstruktur in Sachsen verschlanken. Der Entwurf, der am 26. August das Kabinett passierte, sieht unter anderem vor, die Bergämter in das Oberbergamt zu integrieren und die staatlichen Archive in einem Landesarchiv zusammenzuführen, wie das Innenministerium in Dresden mitteilte. Im Zuge der Modernisierung sollen zahlreiche Aufgaben entweder auf die kommunale Ebene übertragen oder bei den Regierungspräsidien gebündelt werden.

Vor Beginn des Anhörungsverfahrens Anfang Mai hatte Innenminister Horst Rasch (CDU) als Ziel formuliert, dass das Reformgesetz noch vor der Sommerpause in den Landtag eingebracht werden solle. Laut Ministerium sind zahlreiche konstruktive Vorschläge der kommunalen Landesverbände und weiterer Interessenvertretungen in die Vorschrift eingearbeitet worden. Über die Höhe der Einspareffekte wurden keine Angaben gemacht.
 
Quelle: Freie Presse, 26.8.2003

Kirchliche Bibliothekare beklagen fehlende Unterstützung

Fehlende Unterstützung durch Staat und Kirchen haben kirchliche Bibliothekare aus ganz Deutschland am 26. August bei einer Tagung im oberbayerischen Kloster Benediktbeuern beklagt. Es sei zu befürchten, dass „kulturhistorische Substanz unter die Räder kommt“, sagte der Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek München, Hermann Leskien, als Gast des vom evangelischen Verband kirchlich-wissenschaftlicher Bibliotheken (VkwB) und der Arbeitsgemeinschaft Katholisch-Theologischer Bibliotheken (AKThB) organisierten Kongresses.

Rund 10 Prozent des wissenschaftlichen Buch- und Handschriftenbestandes in Deutschland (rund 17 Millionen Bände) befindet sich in kirchlichen Bibliotheken und Archiven. Pflege und Ergänzung dieser Bestände rutsche aber an den Rand kirchlichen Interesses, wurde geklagt. Angesichts des Rationalisierungsdrucks in den Kirchen sei die Gefahr groß, dass sie ihrer historischen Rolle als Kulturträger nicht mehr genügend nachkämen, sagte VkwB-Vorsitzender Armin Stephan, Leiter der Bibliothek der Theologischen Hochschule Augustana in Neuendettelsau (Mittelfranken). Selbst in den Landeskirchenämtern seien Bibliotheken und Archive von Schließung bedroht, klagte Stephan.

Die kirchlichen Bibliotheken wollen die Nöte ihres Arbeitsbereiches „in ökumenischer Gemeinsamkeit“ stärker in die Öffentlichkeit tragen, wurde betont. Die Einrichtung eines Bestandskatalogs wissenschaftlich-kirchlicher Bibliotheken im Internet unter www.kivk.de/vthk stehe kurz vor der Vollendung. Direktor Leskien erklärte, die kirchlichen Bibliotheken hätten „eine wichtige Ergänzungsfunktion zu den staatlichen Bibliotheken“. Dort fehle es inzwischen an theologisch vorgebildetem Personal, aber auch an Fachkräften mit Latein-Kenntnissen. Die Tagung in Benediktbeuern, die noch bis Freitag (29.08.) dauert, ist die zweite nach einem Treffen im oberbayerischen Frauenchiemsee vor drei Jahren.
 
Quelle: epd Bayern, 26.8.2003

Deutscher Archivtag 2003 als Weiterbildung anerkannt

Der 74. Deutsche Archivtag 2003 in Chemnitz (30.9.-3.10.2003) ist in folgenden Bundesländern als Weiterbildungsveranstaltung anerkannt:

Berlin:
Bescheid vom 7.8.2003 (Geschäftszeichen IV D 111 – 15074) über die Anerkennung von Bildungsveranstaltungen gemäß § 11 Berliner Bildungsurlaubsgesetz (BlUrlG) vom 24.10.1990.
Anerkannte Bildungsfreistellungstage: 30.09. bis 03.10.2003
Infos unter www.berlin.de/bildungsurlaub

Brandenburg:
Anerkennungsbescheid vom 20.8.2003 (Geschäftszeichen34.02-07183) gemäß § 7 Abs. 4 der Bildungsfreistellungsverordnung (BFV).

Hamburg:
Anerkennungsbescheid vom 2.09.2003 (Geschäftszeichen B52-2/406-07.5,36183) gem. § 15 HmbBUG als Veranstaltung im Sinne des § 1 HmbBUG.
Hinweis: Der Freistellungsanspruch regelt sich ausschließlich nach den Bestimmungen des HmbBUG.

Rheinland-Pfalz:
Anerkennung vom 7.8.2003 (Anerkennungs-Kennziffer 5814 / 3890 /03) gemäß § 7 des Bildungsfreistellungsgesetzes (BFG) vom 30.03.1993 (GVBl. S. 157), zuletzt geändert durch Art. 53 des Gesetzes vom 16.12.2002 (GVBl. S. 481), BS 223-70, in Verbindung mit der Landesverordnung zur Durchführung des Bildungsfreistellungsgesetzes (BFGDVO) vom 8. Juni 1993 (GVBl. S. 338), geändert durch Verordnung vom 23.3.2001 (GVBl. S. 90), BS 223-70-1.
Anerkannte Bildungsfreistellungstage: 30.09. bis 02.10.2003

Sachsen-Anhalt:
Bescheid vom 5.8.2003 (Aktenzeichen: 43-53502/03/0222, Kennzeichen des Veranstalters: 0/0613) über die Anerkennung einer Bildungsveranstaltung gemäß § 8 Abs. 2 des Bildungsfreistellungsgesetzes vom 4. März 1998 (GVBl. LSA S.92) und der Verordnung zur Durchführung des Bildungsfreistellungsgesetzes (Bildungsfreistellungsverordnung) vom 24. Juni 1998 (GVBl. LSA S.290)

Schleswig-Holstein:
Bescheid zur Anerkennung einer Weiterbildungsveranstaltung nach dem Bildungsfreistellungs- und Qualifizierungsgesetz Schleswig-Holstein (BFQG) vom 29.07.2003 (Geschäftszeichen 01752-00-B-5839-03)
Infos unter www.bildungsfreistellung.schleswig-holstein.de

Weitere Informationen auf www.archivtag.de und bei der VdA-Geschäftsstelle:
VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e. V.
Geschäftsstelle
Postfach 21 19
99402 Weimar
Tel. 0 36 43 / 8 70-2 35,
Fax. 0 36 43 / 8 70-1 64,
e-mail: info@vda.archiv.net
www.vda.archiv.net

Über den Nutzen der Geschichtswerkstätten

„Schock und Chance“ – die Journalistin Frauke Hamann brachte die aktuelle Lage der Geschichtswerkstätten auf den Punkt. Als Moderatorin eines Podiumsgesprächs in der Patriotischen Gesellschaft hatte sie die acht Teilnehmer nach Nutzen und Wert der Stadtteilarchive befragt. Drängender Anlass war die angekündigte Reduzierung der jährlichen Zuwendung an die 14 Hamburger Geschichtswerkstätten von 539.000 auf 133.000 Euro im Kulturhaushalt 2004.

Tatsächlich scheinen die bedrohten Archive in dieser Krise zu wachsen. So viel öffentliches Lob haben sie noch nie erfahren. „Sie leisten sehr gute Arbeit im Stillen und hatten bislang nicht die Aufmerksamkeit, die sie verdienen“, stellte Jürgen Mantell, Bezirksamtsleiter in Eimsbüttel, auf dem Podium fest. Die Historikerin Beate Meyer bezeichnete die Stadtteilarchive, die in Hamburg seit den 80er-Jahren nach dem Vorbild der „Oral History“-Bewegung die Geschichte(n) kleiner Leute sammeln, als „kollektives Gedächtnis der Stadt“. Edgar Mebus, bis 2002 Leiter des Gymnasiums Kaiser-Friedrich-Ufer, lobte, dass die lokalen Archive das entdeckende Lernen in der Schule gefördert und dafür gesorgt hätten, dass der Fokus im Unterricht auch auf die besonders anschauliche Alltagsgeschichte im Nahbereich gerichtet worden sei.

Auch die Profis hätten gelernt, die Arbeit der „Barfußhistoriker“ zu schätzen, bekannten Hans-Dieter Loose, langjähriger Leiter des Staatsarchivs Hamburg, und Geschichtsprofessor Franklin Kopitzsch. „Sie haben zum Nutzen der Wissenschaft früh Themen wie Verfolgung oder Zwangsarbeit im NS-Staat entdeckt“, sagte Kopitzsch. „Außerdem haben sie viele Menschen für das Thema Geschichte begeistert – anders, als wir es vermögen.“ Maria Luise Werner, die als Ehrenamtliche im Stadtteilarchiv Eppendorf mitarbeitet, sprach aus eigener Erfahrung: „Diese Arbeit hat mir geholfen, über meine Geschichte nachzudenken und jungen Menschen davon Zeugnis zu geben.“

Bei so viel Harmonie reizte es Körber-Stiftungs-Vorstandsmitglied Wolf Schmidt, ketzerische Fragen zu stellen: Ob es nicht legitim sei, dass die Politik nach dem Nutzen der Geschichtswerkstätten frage, und ob sich der „soziokulturelle Breitensport“ nicht allzu sehr auf die alleinige Zuwendung des Staates verlassen habe? Schmidt räumte jedoch ein, dass es so kurzfristig keine Alternative zur staatlichen Alimentierung gebe, der „heilsame Schock“ und die aktuelle Popularität sollten jedoch für die Suche nach anderen Geldgebern genutzt werden.

Einig waren sich alle darüber, dass die Archive erhalten werden müssen – ohne Kürzungen. Jürgen Mantell: „Wenn man mit so wenig Geld so viel erreicht, sollte man da nicht sparen.“ Ein passendes Schlusswort fand Edgar Mebus: „Eine geschichtslose Gesellschaft hat keine Zukunft.“

Quelle: Hamburger Abendblatt, 27.8.2003

TV-Archive der BBC kommen ins Netz

Die BBC stelle in der absehbaren Zukunft ihr Radio- und TV-Programmarchiv im Internet zur Verfügung, so BBC Director General Greg Dyke auf einer sonntägigen Veranstaltung in Edinburgh, Schottland. Das „BBC Creative Archive“ sei als kostenloser und frei zugänglicher Service konzipiert. Herunter geladene Inhalte dürften allerdings nicht für kommerzielle Zwecke genutzt werden.

„Die BBC besitzt wahrscheinlich das beste TV-Programmarchiv der Welt. Diese riesige Ressource ist für die Öffentlichkeit bislang unzugänglich gewesen, weil ein effektiver Distributions-Mechanismus fehlte. Die digitale Revolution und Breitband habe all dies geändert“, so Dyke im Wortlaut.

Einzelheiten zu dem geplanten Dienst wie Starttermin oder Angebotsumfang waren aktuellen Medienberichten nicht zu entnehmen.

Quelle: Independent, 25.8.2003; ZDnet, 25.8.2003.

Probleme digitaler Krankenhaus-Fotografie

Die Zeiten, in denen Patienten mit überdimensionalen Kuverts unterm Arm die Arztpraxis verlassen haben, scheinen vorbei. Denn nicht nur immer mehr Private greifen zur Digi-Cam, sondern auch in Krankenhäusern und Praxen ist längst die digitale Fotografie eingezogen. Im Spitalsalltag bedeutet das immer mehr Bilddaten von immer mehr Patienten. Die explosionsartig gestiegenen medizinischen Datenmengen sind kaum noch bewältigbar. Das Speichern wächst sich zu einer „mission impossible“ aus.

„Eine einzige Magnetresonanzuntersuchung benötigt 60 Megabyte Speicherplatz“, berichtet Thomas Kalcher, Österreich-Chef der Firma Philips Medical IT. „Das entspricht einem Musikstück von einer Stunde Länge.“ Der Speicher-Bedarf bewegt sich mittlerweile in Höhe von Giga- und Terabytes, da Krankenhäuser dazu verpflichtet sind, die Bilddaten zehn Jahre lang aufzuheben. Zur Veranschaulichung: ein Terabyte entspricht dem fünffachen Volumen der Admonter Stiftsbibliothek oder 500 Millionen Manuskriptseiten.

Tendenz stark steigend: Wurden 1992 in den steirischen Krankenhäusern noch rund 25.000 Computer-Tomografien (CT) gemacht, waren es 2002 bereits 75.000. Noch deutlicher ist die Entwicklung bei der Magnetresonanz: Man verzeichnete in zehn Jahren einen Anstieg von 4.000 auf 21.000 Aufnahmen. Dazu kommt, dass die Untersuchungen präziser durchgeführt werden als früher. Eine CT umfasst heute bis zu viermal mehr Daten als zu Beginn der achtziger Jahre. Auch klassische Röntgenbilder sind out, stattdessen boomen digitale Methoden.

Für den niedergelassenen Bereich ist die Rechtslage unklar: Einerseits muss der behandelnde Arzt die Krankengeschichte dokumentieren. Andererseits hat der Patient selbst Anspruch auf das Original. Strittig ist häufig auch, wer der behandelnde Arzt ist – im seltensten Fall der Radiologe selbst. „Es ist schwer, die Frage nach der Aufbewahrungspflicht eindeutig zu beantworten“, sagt Dieter Müller, Jurist der steirischen Ärztekammer. Dieter Szolar vom Diagnostikum Graz Süd-West unterstreicht: „Wir befinden uns hier im rechtsfreien Raum.“ Die Archivierung von Untersuchungsdaten dient jedenfalls der Gesundheit des Patienten, da er sich weniger oft einer Strahlenbelastung aussetzen muss. Doppel-Diagnosen sind auch eine Kostenfrage.

Nun hat die steirische Spitälergesellschaft Kages gemeinsam mit Siemens sogar eine eigene Datenfirma gegründet: Das „marc“ (steht für „Steiermärkisches Medizinarchiv“) verkauft Speicherplatz, um die wachsende Datenlawine in den Griff zu bekommen (Bericht).
 
Quelle: Die Presse, 26.8.2003

MPEG-4-Dokumentation des TV-Programms

Kassetten haben zwei entscheidende Nachteile: Sie nehmen viel Platz bei der Lagerung weg und man muss sie hin- und herspulen, wenn man eine bestimmte Aufnahme sucht. Die ProSieben-Sat.1-Gruppe, zu der auch Kabel 1 und N24 gehören, dokumentiert ihre Sendungen künftig nicht mehr auf VHS-Videokassetten, sondern digital im MPEG-4-Format auf Festplatte. Aus rechtlichen Gründen müssen Fernsehstationen ihr Programm mindestens 90 Tage lang vorhalten, etwa um Aussagen vor Gericht belegen zu können. Die digitale Speicherung verkürzt die Zugriffszeiten im Vergleich zu VHS erheblich und ermöglicht außerdem, Clips per E-Mail oder FTP-Transfer zur Verfügung zu stellen. 

Mit dem nun eingeführten digitalen Mitschnitt arbeitet die Senderfamilie nun nach Angaben der SZM Studios, einer hundertprozentigen Tochter der ProSiebenSat.1 AG, nahezu komplett „tapeless“. Nur bei der langfristigen Archivierung in sendefähiger Qualität kommen vorerst weiterhin Kassetten zum Einsatz — für solche Zwecke werden in der TV-Branche zur Zeit meistens Betacam SP oder DigiBeta eingesetzt. Schon seit mehreren Jahren verbannen die SZM-Techniker Schritt für Schritt die klobigen Magnetbänder aus den Studios. Werbespots und komplette Spielfilme werden stattdessen auf großen Servern gespeichert und von dort „on air“ geschickt. Die dabei genutzten Videoformate sind zur Archivierung allerdings derzeit noch nicht geeignet, denn sie arbeiten mit Datenraten von 25 oder 50 MBit/s. Pro Sender und Tag müssten dafür 250 bis 500 Gigabyte Speicherplatz zur Verfügung stehen.

Quelle: heise.de, 25.8.2003

Der Bodensee als Flughafen

Ludwigshafen am Bodensee besaß früher einen Flughafen für Wasserflugzeuge, von wo aus ab 1928 in Dornier-Flugbooten Rundflüge über den Bodensee unternommen wurden. Gemeindearchivar Waldemar Mellert war sehr erstaunt, als er im Rathaus auf diesbezügliche Unterlagen stieß. Vom Unternehmensarchiv der Dornier GmbH Friedrichshafen erhielt Gemeindearchivar Waldemar Mellert auf Anfrage dieser Tage eine entsprechende Bestätigung und auch ein Foto von der „Delphin III“, die von Konstanz, Friedrichshafen, Lindau und letztlich auch von Ludwigshafen aus zu Rundflügen startete.

Mit Gesuch vom 2. April 1927 hatte der damalige Bürgermeister Karl Ott im Auftrag des Gemeinderates das Bezirksamt in Stockach von der Absicht in Kenntnis gesetzt, „am Ufer des Hafenplatzes in Ludwigshafen einen Landungssteg für Wasserflugzeuge zu erstellen“ und um Genehmigung des Vorhabens gebeten. Dem Gesuch waren auch die Baupläne beigefügt, die von Ingenieur Willy Truckenbrodt in Konstanz-Petershausen gefertigt wurden. Die Genehmigungsphase nahm aber eine geraume Zeit in Anspruch, denn erst am 26. Juli 1928 erhielt die Gemeinde den „Verleihungs-Bescheid“ nach dem ihr das Recht eingeräumt wurde, „nach Maßgabe der vorgelegten Pläne am Hafenplatz in Ludwigshafen, Grundstück-Lagebuch Nr. 321 einen Landungssteg für Wasserflugzeuge zu errichten.“

Der Flugbetrieb muss später eingestellt worden sein, denn die Luftverkehrsgesellschaft Konstanz GmbH richtetete am 19. Mai 1933 ein Schreiben an das Bürgermeisteramt Ludwigshafen mit folgenden Inhalt: „Wir erlauben uns, Ihnen mitzuteilen, dass bei der letzten Generalversammlung unserer Gesellschaft, bei der auch Herr Innenminister Pflaumer anwesend war, beschlossen wurde, den Wasserflugbetrieb im Interesse des Fremdenverkehrs nach Möglichkeit weiter auszubauen. Unsere Gesellschaft erhält zu diesem Zweck ein vollständig neues Wasserflugzeug Typ Dornier, das mindestens acht Passagiere aufnehmen kann. Zur Unterstützung unserer Bestrebungen möchten wir die dringende Bitte an Sie richten, den am dortigen Platz errichteten Landungssteg – sofern erforderlich – für den Sommerbetrieb wieder instand setzen zu lassen, da wir beabsichtigen, auch von dort aus Rundflüge zu veranstalten.“

Die Bodensee-Rundflüge mit dem Dornier-Delphin, der in drei Versionen gebaut wurde und die vorwiegend im Auftrag des Bodensee Aero-Loyd betrieben wurden, waren über viele Jahre eine Attraktion im Passagierflug der 20-er Jahre. Insgesamt wurden mit Delphin III, die bis 1936 im Einsatz war, 14.500 Flugstunden durchgeführt. – An den Flughafen Ludwigshafen erinnert heute nichts mehr.

Quelle: Südkurier, 25.8.2003

Neues Findbuch Hagen 1

Nach einer mehr als einem Jahr dauernden Erfassungsarbeit kann das Stadtarchiv Hagen jetzt den Besuchern ein neues, wesentlich erweitertes Findbuch und Recherchemöglichkeiten präsentieren.

Der darin verzeichnete Aktenbestand „Hagen 1“ umfasst Archivalien aus der Zeit um 1670 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs 1945. Insgesamt handelt es sich um weit über 10.000 Akten, die auf mehr als 1490 Seiten beschrieben werden. Das Findbuch über die Akten des nicht weniger umfangreichen Bestands „Hagen 2“, der die Akten nach 1945 beinhaltet, ist zur Zeit in Arbeit und soll noch in 2003 erscheinen.

Im Archivbestand ist nahezu die gesamte Stadtgeschichte von ihren Anfängen bis zum Untergang Hagens im Bombenkrieg nachvollziehbar. Zu finden sind Etatfragen aus der Zeit um 1750, Dokumente zur napoleonischen Herrschaft in der Region, Quellen der Revolution 1848/49 und Archivalien zum Ausbau der Stadt sowie zur Industrialisierung. Aber auch die ersten Eingemeindungen im 19. Jahrhundert, die „Ruhrbesetzung“ durch französische Truppen im Jahr 1923 sowie die nationalsozialistische Diktatur und die verheerenden Auswirkungen des Bombenkriegs haben ihren Niederschlag in diesem Bestand „Hagen 1“ gefunden.

Hinter den Archivsignaturen und vergilbten Papieren stehen annähernd 300 Jahre Geschichte der Stadt Hagen und der Region. Vielfach ergab sich durch die erstmalig nach wissenschaftlichen Kriterien vorgenommene Erschließung des Bestands sowie auf Grund von neuen Aktenfunden völlig unbekannte Aspekte der Stadtgeschicht. Davon wird nicht nur der Archivbenutzer profitieren, sondern auch die zurzeit in Arbeit befindliche Dauerausstellung des Stadtmuseums.

Der sehr umfangreiche Bestand, von dem Teile bereits vor einem Jahr online recherchierbar sind, wird in Kürze auch auf dem Internet-Angebot des Stadtarchivs Hagen vollständig einsehbar und online recherchierbar sein: unter www.historisches-centrum.de/archiv/.

Kontakt:
Historisches Centrum
Stadtmuseum / Stadtarchiv
Eilper Strasse 71 – 75
D-58091 Hagen
 
Quelle: Westfälische Rundschau, 25.8.2003

Architekt der Marienburg bekannt

Von wem und wann genau die Marienburg, eines der markantesten Gebäude Monheims, entworfen und gebaut wurde – die Antwort auf diese Frage lag bisher im Dunkeln. „Zunächst bin ich einem Hinweis des Heimatbundes nachgegangen“, berichtet Stadtarchivarin Annekatrin Schaller. „Die Vermutung, das bekannte Monheimer Gebäude sei dem berühmten Kölner Dombaumeister Vincenz Statz zuzuschreiben, bestätigte sich aber nicht“, so die Historikerin. Vielmehr fand sie bei Nachforschungen beim Rheinischen Amt für Denkmalpflege heraus, dass die Marienburg einem anderen bekannten Kölner Architekten zu verdanken ist: August Carl Lange.

Dieser lebte von 1834 bis 1884. Er projektierte zahlreiche sakrale und einige profane Bauten in der Umgebung von Köln. Mehr als 50 Mal zeichnete Lange für Bau, Erweiterung oder Restaurierung von Kirchengebäuden verantwortlich. Unter seiner Leitung wurden etwa die Pfarrkirchen St. Stephanus in Hitdorf und St. Stephanus in Köln-Lindenthal erbaut. Wesentlich beeinflusst war Lange vom neogotischen Stil, dessen Ideen er in seinen Bauwerken umsetzte.

Wandschränke, Klosetts und Wasserleitungen

Die Marienburg errichtete Lange 1879/80 für den Landtags- und Reichstagsabgeordneten Eugen von Kesseler, den damaligen Besitzer des Großen Hofes, unmittelbar neben der alten Hofanlage. Das Gebäude war als Landhaus geplant, es sollte der Familie Kesseler zum Sommeraufenthalt dienen. Den Namen „Marienburg“ trug der rote Backsteinbau schon bei der Erbauung.

Es war der Wunsch des Bauherrn, an den gleichnamigen Hauptsitz des Deutschen Ritterordens in Westpreußen zu erinnern. Der war im 14. Jahrhundert Wirkungsort des Hochmeisters Winrich von Kniprode. Es wird als sicher angenommen, dass Winrich von einer Ansiedlung stammte, die im heutigen Knipprather Wald lag.

Zwar erfolgte der Innenausbau der Marienburg nach Aussage des Architekten „in einfachster Weise“, der Einbau von Wandschränken in allen Zimmern, Wasserleitung und Wasser-Klosetts spricht aber dafür, dass man es an Annehmlichkeiten nicht fehlen lassen wollte. Dazu gehörte auch der Aussichtsplatz über der Mitte des Hauses, der eine schöne Fernsicht über den Rhein bis nach Köln und ins Bergische Land hinein bietet. Die Baukosten für den adeligen Landsitz lagen bei 75 000 Mark. Die für Lange typischen gotischen Stilelemente sind auch an der Marienburg zu erkennen.

Annekatrin Schaller äußert sich zufrieden: „Ich freue mich sehr, dass wir eine Wissenslücke in der Geschichte unserer Stadt geschlossen haben und endlich Genaueres über die Erbauung der Marienburg sagen können.“ Im Stadtarchiv ist der Bericht von August Carl Lange über den Bau der Marienburg aus dem Jahr 1881 für alle Interessierten nachlesbar.

Kontakt:
Stadtarchiv Monheim am Rhein
Alte Schulstraße 32
D-40789 Monheim am Rhein
Telefon: 02173-951-473
Telefax: 02173-951-479
E-mail: aschaller@monheim.de  
 
Quelle: NRZ, 25.8.2003