Der ARCHIVAR 2/2003 erschienen

Die Maiausgabe 2003 des Mitteilungsblattes für deutsches Archivwesen „Der Archivar“ enthält neben Beiträgen zur Archivtheorie und -praxis sowie anderen Berichten folgende vier Aufsätze:

  • Die Bewertung von Verwaltungsschriftgut als Beobachtung zweiter Ordnung (Andreas Pilger/Kathrin Pilger; siehe auch Forum Bewertung)
  • Bewährt oder überholt? Archivarische Prinzipien und Arbeitsmethoden vor dem Hintergrund digitaler Überlieferung (Angela Ullmann)
  • Archive und Geschichtskultur in Amerika. Beobachtungen und Eindrücke aus den Jahren 1999 und 2002 (Wilfried Reininghaus)
  • Das Archivwesen in Tschechien – seine Erfolge und Sorgen (Eva Drasarova/Jindrich Schwippel)

Kontakt:
Der Archivar
http://www.archive.nrw.de/archivar

Studie: Nicht ohne mein Internet!

Wenn das Netz ab morgen für einen Monat komplett abgeschaltet werden müsste, würden es 71 Prozent der User als einen Verlust empfinden. Dies ist eines der Ergebnisse der 16. WWW-Benutzer-Analyse W3B des Hamburger Marktforschungsunternehmens Fittkau & Maaß. Das Unternehmen führte vom 1. April bis 6. Mai 2003 eine Stichprobenbefragung unter 95.760 Netznutzern durch. 

Rund 54 Prozent der Anwender würden vor allem Kommunikationsanwendungen wie Chat, Messenger und E-Mail vermissen. Die elektronische Post habe sich bei der Befragung mit 41,4 Prozent als die häufigste Einzelnennung erwiesen, heißt es. Aktuelle Informationen, Nachrichten und Recherche-Möglichkeiten wollen rund 42 Prozent der Anwender nicht mehr missen. Die am häufigsten genannte Webseite, welche eine Lücke hinterlassen würde, sei mit 4,1 Prozent das Online-Auktionshaus eBay.

Darüber hinaus kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass das Internet als Instrument zum Abruf von Produktinformationen immer wichtiger wird: 70 Prozent aller Internet-Nutzer suchten online nach Produktinformationen zur Vorbereitung von Anschaffungen. Ferner ließen auch neue Endgeräte und die Drahtlos-Technik Wireless LAN die Nutzerpotentiale des Internet steigen. Die vollständigen Ergebnisse der Benutzer-Analyse werden am 1. Juni vorgestellt. (mur/c't)

Start der E-Mailing-Liste „Westfälische Geschichte“

Am 22. Mai wurde die E-Mailing-Liste „Westfälische Geschichte“ gestartet. Sie ist, wie die Initiatoren mitteilen, zentraler Baustein eines Kooperationsprojektes des Westfälischen Institutes für Regionalgeschichte (http://www.wir-muenster.de) des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe und der Stiftung Westfalen-Initiative (http://www.stiftung-westfalen-initiative.de), gefördert vom Westfälisch-Lippischen Sparkassen- und Giroverband (http://www.wlsgv-muenster.de). Die jetzt erfolgte Eröffnung ermöglicht nun (endlich) auch Interessenten an der westfälischen Geschichte, von den Vorteilen eines raschen Informationsaustausches zu profitieren.

Die E-Mailing-Liste „Westfälische Geschichte“ ermöglicht Ihnen nun auf einfache Weise, gezielt Informationen zum Thema zu beziehen oder an eine interessierte (Fach)-Öffentlichkeit zu versenden. Darüber hinaus können Sie aktuelle Entwicklungen mit Diskussionsbeiträgen kommentieren. Das Spektrum der Liste umfasst alle Aspekte der „Westfälischen Geschichte“, liefert daneben aber auch Service-Informationen, z.B. Inhaltsverzeichnisse neu erschienener Zeitschriften, Veranstaltungshinweise oder Stellenausschreibungen. Als Teilnehmer der E-Mailing-Liste profitieren Sie zudem von einem zusätzlichen Service: Sie erhalten regelmäßig den redaktionell betreuten Newsletter mit aktuellen Mitteilungen.

Damit ein gewisses fachliches Niveau sicher gestellt ist, wird die Liste von einem Redaktionsteam moderiert. Auf der einen Seite werden eingesandte E-Mails u.a. darauf hin überprüft, ob sie mit den Grundsätzen der Liste vereinbar sind; keine Chance haben z.B. Werbe-E-Mails. Auf der anderen Seite erarbeiten die Mitarbeiter des Portals eigene Inhalte, die Ihnen als Abonnent zugeschickt werden. Wir möchten Sie herzlich dazu ermuntern, sich durch Beiträge (z.B. durch die Übersendung von Veranstaltungshinweisen, Neuerscheinungen, Ausstellungseröffnungen, Diskussionsbeiträgen, Anfragen u.v.m.) rege an der Gestaltung der Liste zu beteiligen. Die Liste bietet auch Ihnen die Möglichkeit, zielgenau, kostenlos und mit wenig Aufwand auf eigene Aktivitäten hinzuweisen.

> Abonnement

Der Teilnehmerkreis der E-Mailing-Liste ist offen, d.h. jeder Interessierte kann die Liste abonnieren und E-Mails zur Veröffentlichung in der Liste einreichen. Der Bezug ist für Sie als Abonnent kostenlos und unverbindlich –
Sie können ihn jederzeit online kündigen. Abgesehen von Ihrem Namen und Ihrer E-Mail-Adresse, die für Verwaltungszwecke und die Zustellung der E-Mails an Ihre Adresse erforderlich sind, benötigen wir keine weiteren Daten.

Haben wir Ihr Interesse geweckt? Unter http://www.westfaelische-geschichte.de können Sie die E-Mailing-Liste „Westfälische Geschichte“ ab sofort abonnieren. Dort erhalten Sie auch weitere Informationen über die Liste und das Internet-Portal.

> Das Internet-Portal „Westfälische Geschichte“

Die E-Mailing-Liste steht nicht isoliert, sondern ist ein zentraler Bestandteil des Internet-Portals „Westfälische Geschichte“, das voraussichtlich im Frühjahr 2004 online gehen soll. Konzipiert als themenspezifisches Einstiegstor, möchte das Portal nicht nur die Kommunikation und den Informationsaustausch fördern, sondern auch umfangreiche Ressourcen (z.B. kommentierte Links, Quellen, Texte, Biografien, Materialien für den Schulunterricht) online zur Verfügung stellen. Dem Konzept liegt der Leitgedanke zugrunde, bestehende Strukturen um neue Angebote von Kommunikation und Information zu erweitern oder ins „digitale Zeitalter“ zu überführen sowie dezentrale Angebote in Form von Kooperationen unter dem Dach des Internet-Portals sinnvoll zu vernetzen. Das Portal richtet sich an die historisch interessierte Öffentlichkeit, Wissenschaftler und Mitarbeiter von Universitäten, Archiven, Bibliotheken und Museen sowie Lehrer und Schüler an Schulen und sonstigen Bildungseinrichtungen.!  Jeweils eigene Bereiche sollen sicher stellen, dass bestimmte Inhalte zielgruppenspezifisch angeboten werden. Interessierte – insbesondere Einrichtungen aus dem Schul- und Kulturbereich, Projekte usw. – sind eingeladen, unter dem Dach des Portals eigene Inhalte im WWW anzubieten oder sich mit Beiträgen einzubringen.

> Kontakt

Falls Sie darüber hinaus
     – Fragen oder Anregungen haben,
     – an einer Kooperation oder Mitarbeit interessiert sind oder
     – eigene Informationen unter dem Dach des Internet-Portals anbieten
möchten,

wenden Sie sich bitte an:

Dr. Marcus Weidner
Internet-Portal „Westfälische Geschichte“
Westfälisches Institut für Regionalgeschichte (WIR)
Warendorfer Str. 14
48145 Münster
Tel.: 0251/591-5691
Fax: 0251/591-3282
E-Mail: m.weidner@lwl.org
http://www.westfaelische-geschichte.de (Internet-Portal)
http://www.wir-muenster.de (Westfälisches Institut für Regionalgeschichte)

Mitteilungen aus dem Bundesarchiv 3/2002

Ausgabe 3/2002 der Zeitschrift „Mitteilungen aus dem Bundesarchiv“ (ISSN: 0945-5531) ist erschienen.

Inhalt:

  • Kürzere Wege finden!
    Hartmut Weber, Vortrag
  • Schwarz-Rot-Gold: Das Symbol für die nationale Identität der deutschen Erardo
    Cristoforo Rautenberg

Beiträge aus den Abteilungen

  • Stabsstelle
    Einführung eines Content-Management-Systems – Neugestaltung des Bundesarchiv Web-Auftritts (Joachim Rausch)
  • Abteilung Z
    Verabschiedung des Leiters der Zentralnachweisstelle. Dankrede (Georg Dillgard)
  • Abteilung G
    – Nachweisbeschaffung für ehemalige NS-Zwangsarbeiter/innen (Hans-Dieter Kreikamp)
    – Mikroverfilmung im Bundesarchiv im Jahr 2001 (Johannes Ganser)
  • Abteilung B
    – Bewertungsmodell Bundesarchiv (Matthias Rest)
    – Bewertung und Erschließung am Bestand Bundeskanzleramt (B 136) (Sabine Dumschat)
  • Abteilung FA
    – Die neue Filmarchivsoftware MAVIS. Ein Sachstandsbericht. (Wolfgang Gogolin)
  • Nachrichten
    – Der Besuch des Bundespräsidenten in der Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte (Wolfgang Michalka)
    – Internationale Konferenz „Holocaust in Lithuania in the Focus of Modern History, Education and Justice“ in Vilnius (Ludger Borgert)
    – Richtfest am Neubau des Dienstleistungszentrums für Filmlagerung und –bearbeitung in Dahlwitz-Hoppegarten am 9. Oktober 2002 (Waltraut Käß)
    – Frauen – Film – Frauen. Deutsche Dokumentar-, Animations- und Kulturfilme bis 1954. Retrospektive des Bundesarchiv-Filmarchivs (Barbara Heinrich-Polte)
    – Zeitzeugen-Gespräch im Lastenausgleichsarchiv (Ulrich Ringsdorf)
    – Ausstellungen und Veranstaltungen in der Erinnerungsstätte (Wolfgang Michalka)
    – Der Nachlass des Verlegers und Journalisten Felix Buttersack (1900 – 1986) (Manuela Vack)
    – Nachlässe online (Manuela Vack)
    – Sitzung des Arbeitskreises „Editionsprobleme des 20. Jahrhunderts“ der Arbeitsgemeinschaft Außeruniversitärer historsicher Forschungseinrichtungen (AHF) im Bundesarchiv (Ralf Behrendt)
    – Neuerscheinungen der Edition „Kabinettsprotokolle der Bundesregierung“ (Uta Rössel)
    – Neuerscheinungen in den „Schriften des Bundesaarchivs“ und den „Materialien aus dem Bundesarchiv“ (Tilman Koops)
    – Neuerscheinungen in der Edition „Akten der Reichskanzlei“ (Friedrich Hartmannsgruber)
    – Unbekannte Archive: Johann-Kruse-Archiv zur Erforschung des neuzeitlichen Hexenglaubens (Deutsches Hexenarchiv) (Achim Baumgarten)

Anhang

  • Bundesarchiv Statistik 2001 

Kontakt:
Dr. Tilman Koops 
http://www.bundesarchiv.de

Netzinfos zum 74. Deutschen Archivtag

„Archive im gesellschaftlichen Reformprozess“ lautet das Rahmenthema des diesjährigen Deutschen Archivtages, der vom 30. September bis zum 3. Oktober in Chemnitz stattfindet. Informationen zum 74. Deutschen Archivtag können fortan den Seiten www.archivtag.de entnommen werden, die nach und nach aktualisiert werden – unter anderem mit Thesenpapieren zu den einzelnen Sektionssitzungen. Auch andere Internetangebote informieren über Inhalte und Termine einzelner Sitzungen, z.B. www.archivpaedagogen.de zur entsprechenden Arbeitskreissitzung der Archivpädagogen in Chemnitz am 30. September.

Stabi erwirbt Nicolaus Sombarts Archiv

Die Berliner Staatsbibliothek hat das Archiv des Schriftstellers und Soziologen Nicolaus Sombart als Nachlass zu Lebzeiten erworben. Das umfangreiche Archiv enthält Manuskripte, Reden und Vorträge, Tagebuchaufzeichnungen, Fotografien, private sowie berufliche Korrespondenz, außerdem Dokumente zur „Gruppe 47„, zu deren Gründungsmitgliedern der 1923 geborene Sohn des Nationalökonomen Werner Sombart (1863-1941) zählte. Zu seinen bekanntesten Veröffentlichungen gehören „Jugend in Berlin 1933-1945“ (1983), „Nachdenken über Deutschland“ (1987) und „Wilhelm II. Sündenbock und Herr der Mitte“ (1996). (dpa/Stabi)

Links:

Einsteins Schriften online

Rund 3.000 Dokumente des Physikers Albert Einstein sollen im Internet veröffentlicht werden. Das kündigte Diana Buchwald, die Herausgeberin der Einstein Papers, in Los Angeles an. Unter www.alberteinstein.info werden neben wissenschaftlichen Abhandlungen auch private Schriften wie Tagebücher Einsteins zugänglich sein. 

Außerdem werde die Website mit dem Titel „Einstein Archives Online“ einen Katalog der insgesamt 40.000 Schriftstücke und Korrespondenzen enthalten, die der Nachlass des Physikers umfasst. Viele der Originale sind im Besitz des Albert Einstein Archivs an der Universität von Jerusalem. Vor rund 25 Jahren begann das Einstein Papers Project, das die chronologisch geordnete Veröffentlichung der Einstein-Schriften in 25 Bänden zum Ziel hat, doch bislang sind erst 7 Bände erschienen. (ad/c't)

Studiengang „Museum und Ausstellung“

Für das WS 2003/04 ist an der Carl von Ossietzky Universität, Oldenburg, erneut eine Bewerbung möglich und erwünscht für den dann im vierten Jahrgang befindlichen Ergänzungsstudiengang „Museum und Ausstellung“ (4 Semester zu 20 SWS; Abschluß: Master of Arts). Bewerbungsschluss ist der 15.07.2003.

Getragen wird der Studiengang, der sich im Augenblick in der Akkreditierungsphase befindet, durch die Fächer Bildende Kunst/Visuelle Kommunikation, Geschichte, Textilwissenschaft und Anglistik (Landeskunde) innerhalb der neugeschaffenen Fakultäten 3 und 4 der Universität Oldenburg. Er soll aber Graduierten aller Fächer mit Museumsbezug offen stehen und ihnen die Möglichkeit bieten, sich in Theorie und Praxis weiter zu bilden und dadurch ihre Chancen für eine Beschäftigung in Museen und in Berufsfeldern wie der Denkmalpflege, Erwachsenenbildung oder im Mediensektor zu erhöhen. Der Studienbeginn liegt jeweils im Wintersemester. Zulassungsvoraussetzungen sind ein abgeschlossenes Hochschulstudium (LA Gymnasien, Magister, Master, Bachelor oder vergleichbar) sowie eine befürwortende Stellungnahme des hiesigen Auswahlausschusses. Aufgenommen werden können sechs Studierende pro Jahr.

Kennzeichen des Studiengangs sind die interdisziplinäre Ausrichtung und die spezielle Kombination von Theorie und Praxis. Verpflichtend sind Veranstaltungen über:

Museologie, Museumsgeschichte bzw. Museumsarchitektur
Museumsverwaltung inkl. Sponsoring, Finanzhoheit, administrativer  Aufbau
Historische Sachkulturforschung/Realienkunde
Historische Hilfswissenschaften (Epigraphik, Numismatik, Heraldik oder  Paläographie)
Ausstellungspraxis
Museumspädagogik bzw. Museumsdidaktik
Medien im Museum
Aktuelle Geschichts-, Kunst-, Medien-, Mode- bzw. Kulturtheorien  einschließlich Theorien aus den Frauen- und Geschlechterstudien
Grundbegriffe der Geschichte, Kunstgeschichte, Volkskunde,  Landeskunde, Archäologie
Fachwissenschaftliche Themen mit Bezug auf Ausstellungen bzw. Museen
Der Praxisbezug wird vor allem durch die Zusammenarbeit mit Museen unterschiedlicher Ausrichtung gewährleistet. Zur Ausbildung gehören neben den Pflichtlehrveranstaltungen die Teilnahme an Exkursionen, eine Tutorentätigkeit sowie ein dreimonatiges Praktikum im Bereich von Museum oder Denkmalpflege. Zum Programm gehört ferner ein Ferienkurs an der polnischen Partneruniversität Thorn, deren Restaurierungswerkstätten einen hervorragenden Ruf in Europa genießen.

Bewerbungen für das WS 2003/04 sind bis zum 15. Juli 2003 an das Immatrikulationsamt der Carl von Ossietzky Universität, 26111 Oldenburg, Tel.: 0441/798-2519, zu richten.

Weitere Informationen und Kontaktadressen:
Dr. Kurt Dröge,
BKGE (Universität Oldenburg),
Johann-Justus-Weg 147a,
26127 Oldenburg,
Tel. 0441/96195-18, Sekr.: 0441/96195-0,
E-Mail: kdroege@uni-oldenburg.de

Prof. Dr. Detlef Hoffmann,
Kulturwissenschaftliches Institut – Kunst, Textil, Medien,
Universität,
26111 Oldenburg,
Tel.: 0441/798-2318/19,
E-Mail: detlef.hoffmann@uni-oldenburg.de

Prof. Dr. Rudolf Holbach,
Institut für Geschichte, Fakultät 4,
Universität,
26111 Oldenburg,
Tel.: 0441/798-2960,
Fax: 0441/798-3021, Sekr.: 0441/798-4507,
E-Mail: rudolf.holbach@uni-oldenburg.de

Digitale Erfassung eines Kölschen Jung

Im Ramen des Forschungsprojektes „Digitale Erfassung sowie historische und sprachgeschichtliche Auswertungen des Kölner Bürgers Hermann Weinsberg (1518-1597)“ des Instituts für geschichtliche Landeskunde der Rheinlande werden die umfangreichen Aufzeichnungen des Kölner Bürgers Hermann Weinsberg aus dem 16. Jahrhundert, die bisher nur in einer Auswahlpublikation erschienen sind, komplett transkribiert und sukzesssive im Internet zugänglich gemacht.

Schwerpunkt der weiteren Forschung ist die Auswertung der Namen, die schon während der Transkription erfasst werden. Für die Netzpublikation bilden sie die Grundlage eines umfangreichen Namensregisters, das es jedem Nutzer ermöglicht, Einträge zu bestimmten Orten oder Personen sofort einzusehen.

Kontakt:
Tobias Wulf
twulf@uni-bonn.de
http://www.weinsberg.uni-bonn.de/

Weiter Streit um »Bundeslöschtage«

In der Bewertung der Kanzleramts-Spurensuche von „Sonderermittler“ Burkhard Hirsch (FDP) über die letzten drei Wochen der Ära Kohl stehen sich zwei Lager gegenüber, wie die FAZ vom 15. Mai den Fall noch einmal aufgreift: Die einen glauben der These Hirschs, dass Daten absichtlich und großflächig gelöscht und Akten gezielt vernichtet bzw. verbracht worden seien, um mehr oder weniger kriminelle Machenschaften zu verdecken. Die anderen, so z.B. Unionsfraktionsgeschäftsführer Eckart von Klaeden, sehen in den Vorwürfen ein „gigantisches Täuschungsmanöver“ der Regierung Schröder.

Eckart von Klaeden beschuldigte am 7. Mai laut dpa die rot-grüne Bundesregierung, die angebliche Aktenvernichtung der Vorgängerregierung Kohl selbst getätigt zu haben. Die „Bundeslöschtage“ am 30. September sowie am 6. und 20. Oktober 1998 seien eine Technikpanne gewesen, die für eine Anti-Kohl-Kampagne benutzt wurde. Zuvor war von Seiten der Bonner Staatsanwaltschaft der Vorwurf laut geworden, dass Hirsch als Ermittler der gegenwärtigen Bundesregierung in diesem Fall Zeugen manipuliert haben soll, um belegen können, dass der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) ihm nicht genehme Akten habe vernichten lassen. Laut Staatsanwaltschaft fanden Zeugen Aussagen in der Niederschrift Hirschs, die sie so nicht gemacht hätten. Die Befragung sei suggestiv gewesen.

Die Bonner Staatsanwaltschaft will, wie Mitte April bekannt wurde, die Ermittlungen gegen zwei frühere Spitzenbeamte des Kanzleramts – Ministerialdirektor a.D. Hans-Achim Roll und Ministerialrat Theodor Grewenig – wegen verschwundener Akten und gelöschter Daten zur Amtszeit Helmut Kohls einstellen. Die Staatsanwaltschaft bezweifle, dass im Kanzleramt kurz vor dem Regierungswechsel 1998 zwei Drittel aller Daten zentral und vorsätzlich gelöscht wurden, berichtete DIE ZEIT, und sehe deshalb keinen Tatverdacht gegen die beiden Beamten. Ein Großteil der vorgeblich im Herbst 1998 verschwundenen Unterlagen unter anderem zur Privatisierung der ostdeutschen Leuna-Werke seien gefunden worden, teilte Behördensprecher Friedrich Apostel mit. Die Akten seien zum Teil falsch abgeheftet worden. Damit bestätigte Apostel einen Bericht des Nachrichtenmagazins Der Spiegel. Zu angeblich verschwundenen Daten habe ein Gutachten ergeben, dass der Nachweis einer vorsätzlichen Löschung nicht geführt werden könne, sagte der Sprecher.

Für Burkhard Hirsch, der bis Juni 2000 im Auftrag des Leiters des Bundeskanzleramtes im Gesetz vorgesehene disziplinarrechtliche Vorermittlungen durchgeführt, d.h. nach den Akten geforscht hatte und auf Lücken in den Akten gestoßen war, steht – einem Bericht der FAZ vom 19. April zufolge – hingegen fest, dass es sich um „ein Märchen“ handelt, dass Daten und Akten wieder aufgetaucht sein könnten. Rätselhaft ist seinen Aussagen zufolge das Schicksal der verschwundenen Akten. Die in seinem Bericht als verschwunden bezeichneten Akten – sieben Original-Ordner Leuna und sieben Originalvorgänge weiterer wirtschaftlich bedeutsamer Privatisierungsvorgänge – seien bisher nicht wieder aufgetaucht. Die in seinem Bericht nachgewiesenen zum Teil mehrjährigen Lücken in der Leuna-Akte und in anderen untersuchten Vorgängen bestünden unverändert. Es ist nach seiner Ansicht unstreitig, dass in erheblichem Umfange Daten gelöscht wurden. Streitig sei der Umfang der Löschungen, wer sie vorgenommen hat und ob diese Vorgänge strafrechtlich relevant waren.

Die Bundesregierung hatte im Sommer des Jahres 2000 Strafantrag gestellt. – Nun wurde mit Spannung erwartet, wie die Bundesregierung zu den Ermittlungsergebnissen der Bonner Staatsanwaltschaft Stellung nimmt. Das Kanzleramt stellte sich nun, laut FAZ vom 9. Mai, hinter Hirsch und bereitet eine Entgegnung vor (für die sie bis zum 30. Mai Zeit hat). Wie aus dem Amt bekannt wurde, bestehen zwischen den Darlegungen der Staatsanwaltschaft und den Bewertungen des Bundeskanzleramtes Differenzen. Im Kanzleramt wird vermutet, dass Vorwürfe gegen Hirsch, er habe Zeugen manipuliert, von Dritten lanciert wurden; es wird allerdings nicht gesagt, von wem. Nach wie vor laufen die Disziplinarverfahren gegen zwei frühere Mitarbeiter des Kanzleramtes, ruhen allerdings wegen der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen.

Zum wiederholten Male widersprach das Kanzleramt der Behauptung, es seien verschwundene Akten zu „Leuna“ oder anderen Privatisierungsverfahren aus der Zeit nach der Wende in der DDR wiederaufgetaucht. Zwar seien Teile von „Leuna“-Akten durch aufgefundene Schriftstücke in anderen Ministerien rekonstruiert worden. Gleichwohl fehlten die Originalakten.