OB Krüger: Stasi-Akten gehören der Region

Neubrandenburg (rw). Das Kostenargument für die Schließung der Außenstelle Neubrandenburg der Behörde für die Stasi-Unterlagen lässt Oberbürgermeister Paul Krüger (CDU) nicht gelten. Er ist sich sicher, dass die Akten kostengünstig auch in der Viertorestadt zu verwahren seien. Krüger denkt beispielsweise an das Medienzentrum, das im HKB eingerichtet werden soll. Das habe er auch Behördenchefin Marianne Birthler in einem Gespräch versichert. Wie der OB gegenüber unserer Zeitung erläuterte, soll das Medienzentrum ja gerade regionale Archive speichern und zugänglich machen. Im übrigen, so Krüger, gehörten die Stasiakten der Bezirksverwaltung in die Region und müssten dort auch bleiben. „Ich will gar nicht zulassen, dass sie nach Rostock verschwinden“, kündigte Krüger Widerstand gegen die Pläne der Behörde an. Dezentralisierung sei schließlich der aktuelle Trend. Gegenüber den Bürgern, die Akteneinsicht nehmen wollten, sei es nicht vertretbar, dass sie bis nach Rostock fahren sollten. Das wäre auch ökologischer Unsinn. Schwerwiegend sei auch der Verlust der Arbeitsplätze für Neubrandenburg. Es gehe Kaufkraft verloren, was wiederum bewirke, dass weitere Arbeitsplätze verloren seien. Oberbürgermeister Paul Krüger hat im Gespräch mit Marianne Birthler erfahren, dass die Landesregierung in die Entscheidung der Behörde, den Standort Neubrandenburg zu schließen und in Rostock zu zentralisieren, nicht einbezogen worden ist. Das hält er „gerade bei einer raumordnerischen Frage für mehr als merkwürdig“. Doch nun erwarte er von Schwerin, dass sich die Regierung wenigstens hinterher äußere, sich in die Bresche schmeiße und zwar für Neubrandenburg. „Es kann nicht sein, dass die Mecklenburgische Seenplatte immer wieder benachteiligt wird.“ Seine Argumente will Krüger der Behördenchefin auch noch in einem Brief vortragen. Zuvor wolle er den Regionalen Planungsverband „Mecklenburgische Seenplatte“, dessen Vorsitzender der OB ist, mobilisieren. Er hofft auf die Unterstützung der Landräte. Das sei schließlich nicht eine Sache der Stadt allein, sondern der gesamten Region.

Quelle: Nordkurier vom 10.6.2003

Archive gegen digitales Alzheimer

Insgesamt 800.000 Euro stellt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) jetzt zur Entwicklung eines virtuellen Archivs bereit. Das dreijährige Projekt unter Federführung der Deutschen Bibliothek in Frankfurt dient der Erhaltung digitaler Dokumente und soll bis Mai 2006 unter Berücksichtigung entsprechender Initiativen im Ausland eine bundesweit einheitliche Strategie zur Sicherung und Langzeit-Verfügbarkeit von digitalen Publikationen erarbeiten. 

Das „Kompetenznetzwerk für Langzeitarchivierung und Langzeitverfügbarkeit digitaler Ressourcen in Deutschland“ wird sich unter anderem auf Auswahlverfahren für die erhaltenswerten Quellen, Grundsätze zur Einbindung der Museen und Archive, Kriterien für die Vertrauenswürdigkeit digitaler Archive und Zertifizierungsverfahren für Archivserver konzentrieren. Darüberhinaus sollen Daueraufgaben definiert und unter den Archivbibliotheken in Deutschland abgestimmt werden.

Die Furcht vor dem Gedächtnisverlust plagt nicht nur hierzulande. Vergleichbare Aktivitäten gibt es beispielsweise mit dem „National Digital Information Infrastructure and Preservation Program“ in den USA, dem Pandora-Archiv in Australien, dem gemeinsamen „Nordic Web Archive“ der skandinavischen Länder und der britischen „Digital Preservation Coalition„. (Heise/c't)

Das Berliner Tagebuch einer Unbekannten

So kamen die Russen, die Befreier, zu den Bewohnern Berlins: „breite Rücken, Lederjacken, hohe Lederstiefel … pralle Breitschädel, kurzgeschoren, wohlgenährt, unbekümmert“. So hat eine Frau, Anfang dreißig, sie am Freitag, den 27. April 1945, gesehen. Als sie am folgenden Samstag daran geht, ihre Erlebnisse zu notieren, ist sie von mehreren Sowjetsoldaten vergewaltigt worden. Die Schlagzeilen des „Völkischen Beobachters“ hatten die Angst davor systematisch geschürt, Schändungen waren Kellergespräch: „Allerlei Geschichten kursieren. Frau W. ruft: ,Lieber ein Russki auf’m Bauch als ein Ami auf’m Kopf.‘ Ein Witz, der schlecht zu ihrem Trauerkrepp paßt. Fräulein Behn kräht durch den Keller: ,Nu woll’n wir doch mal ehrlich sein – Jungfern sind wir wohl alle nicht mehr‘. Sie bekommt keine Antwort.“ 

Das Tagebuch der jungen Frau, das jetzt in der „Anderen Bibliothek“ wieder aufgelegt worden ist, gehört zu den merkwürdigsten Dokumenten der Nachkriegszeit. Es beginnt am letzten Geburtstag des Führers, „an dem Tag, als Berlin zum ersten Mal der Schlacht ins Auge sah“ und endet am 22. Juni 1945. Hellsichtiger, konzentrierter, intelligenter als hier sind die ersten Wochen des Kriegsendes wohl nirgends beschrieben worden, und doch umgibt eine Aura der Ungewissheit dieses Tagebuch. Die Autorin ist unbekannt, die Textgeschichte nur lückenhaft dokumentiert, das Geschehen im Berliner Irgendwo lokalisiert.

Als „bloß privates Gekritzel, damit ich was zu tun habe“, hat die junge Frau ihr Tagebuch gegenüber neugierigen Fragen im Luftschutzkeller verteidigt. Drei dicht beschriebene Schulhefte mit eingelegten Zetteln sind daraus geworden. Im Juli 1945 begann sie, ihre Aufzeichnungen mit der Schreibmaschine zu tippen, auszuformulieren. Nach Auskunft des Vorworts, von dem nicht verraten wird, wer es verfasste, „entstanden auf grauem Kriegspapier 121 engzeilige Maschinenseiten“. Dieses Manuskript kam auch in die Hände des Schriftstellers Kurt W. Marek, eines Bekannten der Schreiberin. Er nahm sich des Textes an und sorgte für eine Ausgabe in den USA.

Das muss verwundern, schließlich verfügt Kurt W. Marek über glänzende Kontakte zur deutschen Verlagswelt. Als freier Kritiker hatte er seine Karriere 1932 begonnen, schrieb im Dritten Reich für die „Koralle“ und die „Berliner Illustrierte Zeitung“. 1938 zur Wehrmacht eingezogen, war er Kriegsberichterstatter an der Ostfront, in Norwegen und Italien, wurde bei Monte Cassino verwundet, kam in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Nach Kriegsende wurde er Redakteur der Welt und Cheflektor des Rowohlt- Verlages. 1949 erschien unter dem Decknamen C. W. Ceram sein Sachbuch- Bestseller „Götter, Gräber und Gelehrte“. Hauptsächlich wohl aus steuerlichen Gründen übersiedelte Marek in die USA, wo 1954 auch „A Woman in Berlin“ erstmals erschien, mit einem Nachwort Cerams versehen.

Übersetzungen ins Schwedische, Norwegische, Holländische, Dänische, Italienische, Ausgaben in Japan, Spanien, Frankreich und Finnland folgten. Die erste deutsche Ausgabe kam 1959 bei Helmut Kossodo (Genf und Frankfurt am Main) heraus und fiel durch. Selbst auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges wollte man diese Tagebuch-Aufzeichnungen nicht lesen.

Der Text, den der heutige Leser in seinen Händen hält, ist mehrfach überarbeitet worden. Es handelt sich keineswegs um Kritzeleien, niedergeschrieben in der Not des Augenblicks, sondern um einen gekonnt komponierten, um spätere Reflexionen ergänzten Bericht. Verändert hat ihn die Autorin, als sie 1945 ihr Tagebuch für einen Freund abschrieb, verändert wurden für die Buchausgabe „sämtliche Namen und zahlreiche Details“. Das Manuskript liegt heute bei der Witwe Kurt W. Mareks. Die Autorin, die unerkannt bleiben wollte, hat ihn vor ihrem Tode noch einmal durchgesehen. Dieses korrigierte Manuskript war die Textgrundlage für die Neuausgabe in der „Anderen Bibliothek“, in der die doch ausschlaggebende Textgeschichte höchst beiläufig behandelt wird.

Die gebildete, äußerst sprachbegabte Autorin, hatte wohl gute Kontakte zur Berliner Verlags- und Zeitungswelt. Viele Länder Europas hat sie bereist, darunter auch den europäischen Teil der Sowjetunion, sie kannte Moskau unter Stalin, und sie sprach russisch. Das hebt ihren Bericht heraus. Die Fahrräder und Uhren stehlenden, Lebensmittel verteilenden, vergewaltigenden Sowjetsoldaten erscheinen hier nicht allein als Männer, die aus dem Dunkel auftauchen und „Frau komm!“ rufen. Sie haben Namen und Biographien: Petka, Anatol, Andrej, ein weißblonder Leutnant, ein Major. Mit der gleichbleibend kalter Aufmerksamkeit werden das Verhalten der Deutschen und das Treiben der Sieger charakterisiert.

Als ein Matrose die Verfasserin bitte, ihm ein sauberes, ordentliches Mädchen zu besorgen, notiert sie: „Das ist denn doch die Höhe. Jetzt fordern sie von ihren besiegten Lustobjekten bereits Sauberkeit und Bravheit und einen edlen Charakter! Fehlt bloß noch ein polizeiliches Führungszeugnis, ehe man sich für sie hinlegen darf!“ Über eine Likörfabrikantin, hinter der die Russen ihrer Leibesfülle wegen oft hinterher waren, schreibt sie: „Die Likörfabrikantin freilich hat keine Not gelitten. Sie hat den ganzen Krieg hindurch was zum Tauschen gehabt. Nun muß sie ihr ungerechtes Fett bezahlen.“ Für die fünfziger Jahre, in denen man gern verschwiemelt-tiefsinnig über Krieg und Nationalsozialismus sprach, war das wohl zu deutlich.

Etwa 110 000 von den 1,4 Millionen Frauen Berlins sind nach Schätzungen – genaue Untersuchungen fehlen immer noch – zwischen Frühsommer und Herbst 1945 vergewaltigt worden. Rasche Abtreibungen hatten die Nationalsozialisten noch geplant, „um unerwünschten mongolischen und slawischen Nachwuchs zu verhindern“. Glauben wir dem anonymen Bericht, hätte allein durch Vernichtung der Alkoholvorräte viel Gewalt verhindert werden können.

„Trotz zahlreicher Befehle, in denen die Beschlagnahme verschiedener lebenswichtiger Ausstattung der Bevölkerung, die Durchführung eigenmächtiger Hausdurchsuchungen, Gewalttätigkeit und Vergewaltigungen sowie andere Willkürakte kategorisch verboten wurden, führen einzelne Armeeangehörige dieses schändliche Verhalten bis heute fort“, beginnt der Befehl Nr. 180, den der erste Berliner Stadtkommandant, Nikolai Bersarin, als Oberkommandierender der 5. Stoßarmee am 7. Mai zur „Organisation des Patrouillendienstes“ erließ. Aber selbst drakonische Strafen setzten der von vielen Kommandeuren geduldeten oder ermutigten Gewaltorgie kein Ende.

Anfang Mai hatten sich schon feste Verkehrsformen herausgebildet. Um nicht zum Opfer eines jeden zu werden, hatte sich die junge Frau einen Major als Beschützer zugelegt, der sie mit Lebensmitteln versorgte. „Er sang wieder, leise, melodisch, ich höre es gern. Er ist redlich, reinen Wesens, aufgeschlossen. Aber fern und fremd und so unausgebacken. Wir sind Westler alt und überklug – und sind jetzt doch Schmutz unter ihren Stiefeln.“

Das Tagebuch endet, als Gerd, der geliebte Freund der Verfasserin, von der Front kommt und sie ihm ihre Aufzeichnungen zu lesen gibt. Er will nicht wissen, was geschehen ist, stößt sich an der „Schamlosigkeit“, flieht ins Schweigen – und nimmt damit individuell die Jahrzehnte kollektiven Beschweigens vorweg. Dies hatte selbstverständlich auch politische Gründe, schließlich waren Vergewaltigungen und Plünderungen ein Lieblingsthema der verbohrten Rechten, die durch Aufrechnung den NS-Terror rechtfertigen wollte. Dass wenig über die tatsächlichen Erfahrungen der ersten Friedenstage gesprochen wurde, dürfte aber mindestens ebenso an der kläglichen Rolle liegen, die deutsche Männer dabei spielten. „In der Pumpenschlange erzählte eine Frau, wie in ihrem Keller ein Nachbar ihr zugerufen habe, als die Iwans an ihr zerrten: ,Nu gehen Sie doch schon mit, Sie gefährden uns ja alle!‘ Kleine Fußnote zum Untergang des Abendlandes.“

Wie darüber vernünftig zu reden wäre, kann man an diesem Bericht lernen: mitleidlos gegenüber Kollektiven und Gruppen, aufmerksam auf Hilfskonstruktionen und Lügen, mit denen einzelne ihr Durchwursteln rechtfertigen, genau in der Dokumentation individuellen Leids. Es wäre zu wünschen, dass eines Tages eine textkritische Ausgabe dieser einzigartigen Tagebuch-Aufzeichnungen erscheint. 

Info:
Eine Frau in Berlin. Tagebuch-Aufzeichnungen vom 20. April bis zum 22. Juni 1945.
Mit einem Nachwort von Kurt W. Marek.
Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2003.
291 Seiten, 27,50 Euro.

Quelle: SZ vom 10.6.2003

Ausstellung „Klostersturm und Fürstenrevolution“

Vor 200 Jahren fanden zwischen Rhein und Weser im Zuge der französischen Revolutionskriege Umwälzungen der politischen Landkarte und Eigentumsverschiebungen größten Ausmaßes statt. Die Kirche verlor ihre weltliche Macht und enormen materiellen Besitz. Viele Klöster und Stifte wurden aufgelöst, Mönche und Nonnen heimat- und arbeitslos, Kirchenschätze in alle Winde verweht.

Mit der Ausstellung „Klostersturm und Fürstenrevolution. Staat und Kirche zwischen Rhein und Weser 1794/1803“ erinnern die nordrhein-westfälischen Staatsarchive im Dortmunder „Museum für Kunst und Kulturgeschichte“ an das Ende der Klöster und geistlichen Staaten vor 200 Jahren.

Die Ausstellung zeigt mehr als 430 Exponate und umfasst elf Abteilungen. Die ersten drei Abteilungen beleuchten den Vorabend der Säkularisation: Sie geben einen Einblick in das Klosterleben des 18. Jahrhunderts, in die zeitgenössischen Vorurteile gegen Nonnen und Mönche sowie die Eigenheiten der geistlichen Staaten. Die folgenden vier Abteilungen geben einen Überblick über die politischen Ereignisse, die mit der Französischen Revolution ihren Anfang nahmen und mit der Auflösung bisher selbständiger Staaten endeten.

Einer dieser Bereiche ist der Reichsstadt Dortmund gewidmet, die 1803 ebenfalls ihre Selbständigkeit verlor und deren Klöster und Stifte durch die neuen Landesherren in Besitz genommen wurden. Die letzten vier Bereiche veranschaulichen die praktischen Konsequenzen der Säkularisation. Die Schicksale einiger heimatlos gewordenen Mönche und Nonnen werden ebenso beleuchtet wie die Auswirkungen auf die klostereigenen Kunstschätze. Illuminierte Handschriften des Mittelalters, Tafelbilder, Skulpturen und liturgische Gefäße erzählen vom rücksichtslosen Umgang mit sakralen Kostbarkeiten und von den Spuren ihrer oft abenteuerlichen Odyssee.

Der Ausstellungsrundgang endet mit der Umnutzung ehemaliger Klöster als Gefängnis, Irrenanstalt oder Fabrik und zeigt die Neubewertung mittelalterlicher Architektur am Beispiel Altenbergs. Zu den Höhepunkten der Präsentation gehören der „Hitda-Codex“ aus dem ehemaligen Damenstift St. Walburgis in Meschede und die Altartafel „Hl. Jakobus“ aus dem Kloster Liesborn. Der „Hitda-Codex“, ein Auftragswerk der Äbtissin Hitda aus dem 11. Jahrhundert, ist in einer Kölner Malerschule entstanden und weist mittelbyzantinische Einflüsse auf. Im Zuge der Säkularisation gelangte die Handschrift in die Hofbibliothek des Landgrafen Ludewig X. von Hessen-Darmstadt und befindet sich heute in der Hessischen Landes- und Hochschulbibliothek Darmstadt.

Abenteuerlich ist die Reise der Altartafel „Hl. Jakobus“, die Anfang des 14. Jahrhunderts im Umkreis des Meisters von Liesborn entstanden ist: Da mittelalterliche Kunst bei den Aufhebungskommissaren zunächst keine Beachtung fand, wurden die Gemälde erst 1825 versteigert. Für den „Hl. Jakobus“ begann damit eine Odyssee. Zunächst wurde er Deckel einer Mehlkiste, nacheinander Teil von zwei Privatsammlungen, Exponat der Londoner National Gallery, Auktionsgut bei Christie, Besitz eines schottischen Marquess und dann versteigert bei Sotheby. Letztlich kehrte er an seinen Bestimmungsort im Museum Liesborn zurück.

Zur Ausstellung ist ein Begleitband mit zahlreichen Abbildungen erschienen. Vorträge führen in die ereignisreiche Zeit um 1800 ein, und bei Stadtrundgängen können sich Interessierte auf die Spuren des Dortmunder Klosterlebens begeben. Das Begleitprogramm wird in Zusammenarbeit mit dem Historischen Verein für Dortmund und die Grafschaft Mark, die Museumsgesellschaft zur Pflege der Bildenden Kunst, dem Katholischen Bildungswerk der Dortmunder Dekanate e.V. und der Dokumentationsstelle für Dortmunder Kirchengeschichte durchgeführt.

Ort:
Museum für Kunst und Kulturgeschichte
Hansastraße 3
44137 Dortmund
Tel.: 0231/50-25522
Fax: 0231/50-25511
mkk@stadtdo.de 
http://www.museendortmund.de/mkk/

Öffnungszeiten:
dienstags, mittwochs, freitags und sonntags von 10.00 bis 17.00 Uhr;
donnerstags von 10.00 bis 20.00 Uhr; samstags von 12.00 bis 17.00 Uhr.

Eintritt:
5 Euro, ermäßigt 3,50 Euro, Schulklassen 2 Euro

Dauer:
Die Ausstellung ist noch bis zum 17. August 2003 zu besichtigen.

http://www.klostersturm.de/

Mittelalterliche Handschriften in einer Ausstellung der Bayerischen Staatsbibliothek

München (SZ). Schon die Zeitgenossen scheint der um 1408/10 verfasste „Ring“ des Toggenburgischen Advokaten Heinrich Wittenwiler eher irritiert als begeistert zu haben: Es existiert nur eine autornahe Handschrift dieser Geschichte von Bertschi Triefnas und Mätzli Rüerenzumph, dem bäurischen Liebespaar aus Lappenhausen, das höfische Lebensform imitieren will und dabei grandios scheitert: ein zweispaltiger Pergamentcodex mit einer einzigen, stilistisch bescheidenen, ikonographisch jedoch eher unüblichen Illustration.

Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts im Besitz der Herzöge von Sachsen-Meiningen, 1946 vor dem Abtransport in die Sowjetunion gerettet und bis zum Inkrafttreten des Ausgleichsleistungsgesetzes 1994 im Meininger Staatsarchiv verwahrt, konnte nun dieser außergewöhnliche Zeuge eines außergewöhnlichen Texts von der Bayerischen Staatsbibliothek – mit tatkräftiger Unterstützung der Kulturstiftung der Länder, der Bayerischen Landesstiftung und des Bundes – erworben werden. 

Diese Vermehrung des Bestands an mittelalterlichen Handschriften gab Anlass, einem breiteren Publikum den Blick zu gestatten auf einige der spektakulärsten, gewöhnlich im Tresor schlummernden Überlieferungszeugen deutscher Literatur des Mittelalters: 33 exemplarische Handschriften, durchweg Gipfelwerke, bieten sich im gedämpften Licht der Schatzkammer dem Auge des Betrachters, – ein beeindruckender Querschnitt durch die deutsche Literatur vom Früh- bis ins Spätmittelalter,darunter solche Zimelien wie das „Wessobrunner Gebet“ und der „Heliand“ aus dem 9. oder der Freisinger Codex von Otfrids von Weißenburg „Evangelienharmonie“ vom Anfang des 10. Jahrhunderts, das „Nibelungenlied“ oder die legendäre Handschrift der „Carmina burana“, über die der vorbildliche Katalog ausführlich informiert.

Mittelalterliche volkssprachliche Literatur, so zeigt diese Ausstellung, wurde nicht allein als Text, sondern auch ikonographisch ans Publikum vermittelt. Die Gleichberechtigung von Bild- und Textmedium als Informationsinstanzen ist keineswegs eine Errungenschaft unseres medialen Zeitalters; schon die mittelalterliche Handschrift setzt auf die Deutungsmöglichkeiten beider Medien, wie die preziösen, oberitalienisch beeinflussten Miniaturen im „Jüngeren Titurel“ zeigen, oder die 1455 von dem Augsburger Ratsherrn Hector Mülich in seine Handschrift der Alexanderdichtung des Münchner Hofarztes Johannes Hartlieb eingefügten Federzeichnungen, die den Lektürehorizont in die eigene Gegenwart überführen: Alexander findet das Denkmal seines Vaters nicht, wie im Text, in Ägypten, sondern vor dem Augsburger Rathaus.

Die den Textspalten zugeordneten, in Zeilen gegliederten Bildspalten der „Willehalm“-Fragmente von etwa 1275, die wie ein aus Schriftzeichen komponierter Text „gelesen“ werden müssen, zitieren sogar die Vortragssituation mittelalterlicher Epik herbei. Mit beiden Händen auf die Figuren seiner Erzählung verweisend, steht der Erzähler mitten in der Illustration: Im Bildmedium materialisiert sich die flüchtige Mündlichkeit der Aufführung, in der der geschriebene Text immer wieder neu entsteht.

Bayerische Staatsbibliothek
Ludwigstraße 16,
bis 24.8.2003
täglich 10-17 Uhr, donnerstags bis 19 Uhr.
Katalog 12 Euro. 

Aus: Süddeutsche Zeitung vom 6.6.2003 

Drei von 13 BStU-Außenstellen sollen schließen

Berlin. Die Bundesbeauftragte für die Stasi-Akten, Marianne Birthler, will ihre Behörde verkleinern. Wie aus dem in Berlin veröffentlichten Konzept für eine neue Regionalstruktur hervorgeht, sollen ab 2006 drei von 13 Außenstellen in den neuen Ländern geschlossen werden. Aufgegeben werden solle zudem die „Lesestelle“ in Cottbus. Die von der Schließung betroffenen Außenstellen in Neubrandenburg, Gera und Potsdam arbeiteten „relativ kostenintensiv“, hieß es in der Mitteilung. Mit den geplanten Schließungen solle auch auf Veränderungen des Aufgabenspektrums und die „angespannten Haushaltssituation“ reagiert werden.

Die dezentrale Struktur solle aber auf keinen Fall aufgegeben werden. „Die Außenstellen sind ein wichtiger und unverzichtbarer Bestandteil der Behörde“, erklärte Birthler. Das sog. „Futura“-Konzept sieht vor, in jedem Bundesland jeweils nur noch ein Stasi-Archiv zu unterhalten, in dem die bisherigen Bezirksarchive zusammengeführt werden. Als Standorte für diese als Typ A bezeichneten Außenstellen sind Rostock, Halle, Leipzig, Frankfurt (Oder) und Erfurt vorgesehen. In diesen Einrichtungen sollen Bürger ihre Akten lesen können. Außerdem werden diese Einrichtungen Aufgaben der politischen Bildung im Land wie die Organisation von Ausstellungen oder die Unterstützung von Projekten und Schulklassen übernehmen. In Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen sollen zudem noch insgesamt fünf kleinere Nebenstellen eingerichtet werden. Diese behördenintern als Typ B bezeichneten Einrichtungen werden keine MfS-Unterlagen verwalten, bieten aber auch Bürgerberatung, Akteneinsicht und politische Bildung an. Die hierfür vorgesehenen Standorte sind Schwerin, Magdeburg, Suhl, Dresden und Chemnitz. Geschlossen werden die bisherigen Außenstellen in Potsdam, Neubrandenburg und Gera. Auch die BStU-Filiale in Cottbus, die über kein eigenes Archiv verfügt und bislang nur zur Akteneinsicht benutzt wurde, soll dichtmachen. Die Mitarbeiter der zu schließenden Außenstellen sollen an anderen Orten eingesetzt werden, sofern sie nicht altersbedingt ausscheiden.

Quelle: Berliner Zeitung vom 3. und 4.6.2003

Warum Picasso kein Franzose werden durfte

Als Pablo Picasso im April 1940 seinen Antrag auf die französische Staatsbürgerschaft stellte, war es, wohlgemerkt, nicht das Regime von Vichy, sondern die Französische Republik, die Picasso die französische Staatsbürgerschaft verweigerte bzw. auf seinen Antrag einfach nicht antwortete.

Bisher wusste man nicht einmal, dass der Künstler überhaupt je darum ersucht hatte, Franzose werden zu dürfen. Das war nicht etwa während seiner Bohème-Zeit, in der er, wie ein Rapport der Polizei festhält, 25 Francs am Tag verdiente und in einer billigen Absteige am Montmartre wohnte. 1940, als er den Antrag auf Einbürgerung stellte, lebte Picasso seit 36 Jahren in Paris und hatte im Vorjahr immerhin die hübsche Summe von umgerechnet etwa 250.000 Euro an Steuern entrichtet. Ein gnädiges Dunkel deckte bisher die Blamage der französischen Verwaltung zu, die in unvergleichlicher Spießigkeit das Malergenie nicht für würdig befunden hatte, Franzose zu werden: Die Vorkriegs-Archive der französischen Polizei befanden sich bis vor wenigen Jahren noch in der Sowjetunion, wohin die deutschen Besatzer sie während des Zweiten Weltkriegs aus obskuren Gründen verschleppt hatten. Nun sind sie wieder in Paris, und die Archivare können sich die kleinlichen Spitzeleien in all ihrer Pracht zu Gemüte führen.

Was über Picasso gesammelt wurde, ist im Dossier 74664 festgehalten. „Überaus verdächtig vom nationalen Standpunkt aus betrachtet“, urteilt ein unbekannter Polizist 1940 über Picasso. Der Mann, „ein so genannter moderner Maler“, habe sein sämtliches, in Frankreich verdientes Geld im Ausland angelegt und hege extremistische politische Gedanken. Er habe sich im Café Flore gar positiv über die Sowjetunion geäußert. Und – der Gipfel – Picasso (damals wie bis zu seinem Tod spanischer Staatsbürger) habe 1914 „unserem Land keinen Dienst erwiesen“.

Picasso blieb bis zu seinem Tod 1973 Staatsbürger eines Landes, in dem jahrzehntelang der verhasste Franco regierte. Er erneuerte seinen Antrag nie wieder.

Quelle:
Stuttgarter Zeitung vom 4.6.2003

Fotos von Ignaz Böckenhoff

Raesfeld (lwl). Ignaz Böckenhoff (1911-1994) war ein Außenseiter, unverheiratet, geschäftlich unbegabt und beruflich erfolglos. Aber er war ein großartiger Fotograf. Über 50 Jahre lang hat er fotografiert fast ausschließlich in Raesfeld und fast immer waren Menschen seine Motive. Auf diese Weise entstand ab 1930 ein einmaliges Ortsporträt, das für das ländliche Leben ganz Westfalen-Lippes repräsentativ ist. Die 40 schönsten dieser Bilder zeigt der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) gemeinsam mit der Gemeinde Raesfeld noch bis zum 6. Juni 2003 in einer Ausstellung im Raesfelder Rathaus, die anschließend auf Wanderschaft durch Nordrhein-Westfalen geht. Sie wird beim Sponsor des Ausstellungsprojektes, den Volksbanken und Raiffeisenbanken in Rheinland und in Westfalen, zu sehen sein. Außerdem präsentiert die Gemeinde Raesfeld unter der Adresse www.fotosammlung-boeckenhoff.raesfeld.de rund 1.400 weitere Fotos im Internet.

Böckenhoff war nicht Fotoreporter, sondern Chronist. Seine Bilder spiegeln mehr als jede andere Quelle das Leben auf dem Land, seine traditionelle Gesellschaftsordnung vor und nach dem Zweiten Weltkrieg wider, urteilt Dr. Volker Jakob, Leiter des LWL-Bild-, Film- und Tonarchivs. Böckenhoff dokumentierte Altes wie Neues, im Aussterben begriffene Berufe, den Wandel in der Landwirtschaft, die kleinindustrielle Produktion der örtlichen Betriebe, all dies immer mit einem Gespür für den richtigen Augenblick einer Aufnahme. Dabei haben die Bilder einen besonderen Charakter: Weil alle fotografierten Menschen den Dorfchronisten kannten, verstellten sie sich nicht, ließen ihn ganz nah an sich drankommen , so Jakob. Die zweite Hälfte der 1930er und 1940er Jahre waren für Böckenhoff in fotografischer Hinsicht besonders fruchtbar. Er dokumentierte mit seinen Kameras die schleichenden politischen Veränderungen, die zunehmende Ideologisierung und Militarisierung des dörflichen Lebens. In dieser Zeit sind seine stärksten Aufnahmen entstanden, nicht nur zeitgeschichtliche Dokumente, sondern ein intimes, persönliches Zeugnis seiner Umwelt. Insgesamt hinterließ Böckenhoff 80.000 Negative. Um diesen westfalenweit einzigartigen Fotoschatz zu heben, wandte sich die Gemeinde Raesfeld, die den Nachlass 1994 erworben hat, an den LWL, dessen Westfälisches Landesmedienzentrum Kommunen und Heimatvereine berät. In einem zweijährigen Projekt erschloss und archivierte die Kunsthistorikerin Dr. Ruth Goebel die Negative. 1400 fotogeschichtlich besonders bedeutsame Bilder digitalisierte sie. Die Gemeinde Raesfeld hat in Zusammenarbeit mit dem LWL-Landesmedienzentrum einen Internetauftritt erarbeitet, der diese Bilder jetzt für Interessierte zugänglich macht. Außerdem stellt die Seite www.fotosammlung-boeckenhoff.raesfeld.de das Werk des Fotografen und die Geschichte seines Heimatdorfes vor.

Die Geschichte dieses Projektes zeigt einmal mehr, dass erfolgreiche Kulturarbeit immer das Ergebnis von Kooperationen ist. Das, was der Einzelne nicht zu leisten vermag, gelingt im Miteinander. Und genau dies ist die Maxime, die sich der LWL in der Kulturpflege zu eigen macht: Dort helfend einzugreifen, wo Hilfe notwendig ist , so Dr. Markus Köster, Leiter des Landesmedienzentrums, bei der Ausstellungseröffnung.

Aus den aussagekräftigsten Fotos hat das LWL-Landesmedienzentrum einen Bildband zusammengestellt: Menschen vom Lande. Ignaz Böckenhoff. Herausgegeben von Volker Jakob und Ruth Goebel, Essen, Klartext-Verlag 2002, ISBN 3-89861-149-3, 19,95 Euro. Für Fotoliebhaber haben die LWL-Medienexperten unter dem gleichen Titel eine fünf Handabzüge umfassende und auf 50 nummerierte Exemplare limitierte Fotoedition herausgegeben, die beim Westfälischen Landesmedienzentrum unter der Tel. 0251/591-4719 (Frau Fleege) für 150 Euro erhältlich ist.

Die nächsten Stationen:
Volksbank Heiden 2. Juni bis 27. Juni 2003 (Kreis Borken) Volksbank Selm-Bork 1. bis 31. Juli 2003 (Kreis Unna) Volksbank Delbrück 19. September bis 26. Oktober 2003 (Kreis Paderborn) Volksbank Bad Driburg-Brakel-Steinheim
3. bis 30. November 2003 (Kreis Höxter) Volksbank Anröchte 8. Dezember 2003 bis 4. Januar 2004 (Kreis Soest) Volksbank Halle 12. Januar bis 8. Februar 2004 (Kreis Gütersloh) Volksbank Ochtrup 16. Februar bis 14. März 2004 (Kreis Steinfurt) Volksbank Dorsten 15. März bis 18. April 2004 (Kreis Recklinghausen) Volksbank Bad Oeynhausen-Herford 31. Mai bis 27. Juni 2004.

Fotos zu dieser Meldung können hier aus dem LWL-Presseforum heruntergeladen werden.

Pressekontakt:
Markus Fischer
Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org

Hernes Fehlgriff in Sachen Zwangsarbeit

Wissenschaftliche Forschung muss naturgemäß intersubjektiv überprüfbar sein. Nun ist über die Ergebnisse des Zwangsarbeiterforschungsprojektes der Stadt Herne bisher noch nicht allzuviel zu lesen gewesen. Ob es je dazu kommt, ist derzeit zweifelhaft. Die Dokumentation „Zwangsarbeit und Kriegsgefangene in Herne und Wanne-Eickel zwischen 1940 und 1945“ wird nicht erscheinen. „Das Material ist für uns wertlos“, erklärte Kulturdezernentin Dr. Dagmar Goch. Ob die Dokumentation im Reißwolf landen wird, ist allerdings noch nicht entschieden. Zuerst werde sie nun komplett kritisch gegengelesen. Eventuell könne das aufbereitete Quellenmaterial als Grundlage für eine andere Dokumentation genutzt werden.

Hintergrund ist, dass der seit dem Jahr 2000 für zweieinhalb Jahre als ABM-Kraft mit der Zwangsarbeiterforschung im Herner Stadtarchiv beauftragte Historiker Dr. Olaf Rose zeitgleich sowie zuvor und danach auch mit Vorträgen in Kreisen der „Neuen Rechten“ bzw. in der Neonaziszene reüssiert hat. Nach einem Bericht der tageszeitung vom 22.5. sehe Rose keinen Widerspruch in seinen Tätigkeiten für die Stadt und die „Nationalkonservativen“. Dass er in der Tat keine Berührungsängste hat, belegen wohl seine – im als rechtsradikal geltenden Verlag Vowinkel erschienenen – Schriften sowie seine Mitarbeit in den extrem rechten Zeitschriften „Opposition“ und „Deutsche Geschichte“. Dies und ein Gespräch mit der Stadtverwaltung, in dem Rose seine Veröffentlichungen in diesen Verlagen und Magazinen zugab, nahm die Stadt zum Anlass, sich umgehend von Rose zu trennen (er hätte noch Texte nachliefern müssen) und von der Drucklegung der Dokumenation abzusehen.

In Bezug auf die Zwangsarbeiterforschung war Rose dabei unauffällig und kooperativ, beteiligte sich z.B. am Arbeitskreis Zwangsarbeit des Westfälischen Archivamtes in Münster, wo er über seine Briefkontakte zu ehemaligen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern aus der ehemaligen Sowjetunion berichtete. Da es dabei, wie im gesamten Münsteraner Arbeitskreis, weniger um die Präsentation fertiger Forschungsprojekte, sondern um Werkstattberichte laufender Arbeiten ging, stand der Austausch über die Probleme der kommunalen Quellenlage im Vordergrund. Die Archivbestände der Korrespondenz mit den ehemaligen Zwangsarbeitern, wie sie durch deren Anfragen über Nachweise für ihre Tätigkeit in Deutschland während des Zweiten Weltkriegs entstehen, stellen dabei eine neue Quellengattung dar, die auch der Quellenkritik unterworfen sein muss. So greift es sicherlich zu kurz, wenn man aus den auf die damalige Zwangsarbeit abhebenden Schilderungen in den russischen, weißrussischen und ukrainischen Briefen, die sich ja letztlich um Entschädigungsgelder bemühen, unreflektiert Rückschlüsse zieht auf die zeitgenössische Arbeits- und Lebenswirklichkeit der Zwangsarbeiter. Nicht nur die zeitliche Distanz und nicht nur die schlimmen Erfahrungen, die die meisten Zwangsarbeiter auch nach der Rückkehr in ihre Heimat als vermeintliche „Kollaboratuere“ machen mussten, sondern auch die bittstellerische Absicht ihrer heutigen Briefe sind dabei in die Interpretation der Darstellungen einzubeziehen. Hier hat Rose sicherlich nicht sorgfältig genug gearbeitet, wenn er aus der Lektüre dieser Briefe unumwunden schließt, wie die tageszeitung ihn zitiert, dass das Leben der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in den deutschen Lagern „sehr viel komfortabler als immer behauptet wird“ gewesen sei.

Wahrnehmungsschwächen haben sich aber gewiss auch andere vorzuwerfen, so insbesondere die Stadt Herne als ehemalige Arbeitgeberin Roses, die die Qualität seines wissenschaftlichen „Handwerkszeugs“ und die Intentionen seiner bisherigen Forschungen durchaus im Vorfeld seiner Beschäftigung hätte überprüfen können.

Quellen und Links:

»Archive im Freistaat Sachsen« in zweiter Auflage erschienen

Wer sich für die sächsischen Archive und ihre Bestände interessiert, kann nun auf die Neuauflage des Sächsischen Archivführers »Archive im Freistaat Sachsen« zurückgreifen. Anschriften, Bibliotheksumfang, Findhilfsmittel, Archivgeschichte und vor allem die Bestände von 150 Archiven sind dort verzeichnet.

Zu beziehen ist das 500 Seiten starke Buch direkt beim Staatsarchiv Leipzig.

Anschrift:
Sächsisches Staatsarchiv Leipzig
Schongauerstraße 1
04329 Leipzig

stal@archive.smi.sachsen.de
www.sachsen.de/archiv –> Archive/Staatsarchiv Leipzig