Georg-Queri-Ausstellung im Heimatmuseum Starnberg

Am 26. Oktober 1912 fasste die Strafkammer beim Landgericht München I den Beschluss, das gerade im Piper-Verlag erschienene Buch von Georg Queri „Kraftbayrisch“, ein Wörterbuch der erotischen und skatologischen Redensarten der Altbayern, zu beschlagnahmen. Der darauf folgende Prozess wurde erst durch das engagierte gutachterliche Eintreten von Ludwig Thoma, Ludwig Ganghofer und Otto Maußer, Leiter der gerade eingesetzten Wörterbuchkommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, zu Gunsten Queris entschieden.

Der Streit um dieses „Skandalbuch“ steht im Mittelpunkt einer Ausstellung des Staatsarchivs München, die jetzt noch einmal im Heimatmuseum Starnberg gezeigt wird. Neben den im Staatsarchiv verwahrten Unterlagen des berühmt-berüchtigten Zensurbeirats bei der Polizeidirektion München, darunter die negativen Gutachten von Josef Ruederer und Josef Hofmiller, werden erstmals auch die drei positiven Gutachten gezeigt, die sich in Queris Nachlass fanden.

Aufgrund der Auswertung dieses Nachlasses, der sich im Privatbesitz einer Starnberger Familie befindet, werden in dieser Ausstellung noch weitere unbekannte Seiten des 1879 in Frieding geborenen und 1919 in Starnberg beerdigten Georg Queri aufgeschlagen: zum Beispiel seine Schulzeit in Starnberg und Neuburg an der Donau, seine Verwicklung als Chefredakteur des „Starnberger Land- und Seeboten“ in die von dem Publizisten Maximilian Harden angezettelte Homosexuellen-Affäre um den Fürsten Eulenburg, Freund Kaiser Wilhelms II., im Frühjahr 1908 oder seine volkskundlichen Recherchen im Januar 1911 über das Haberfeldtreiben im Kreisarchiv München und die drohende Konfiskation seines daraus entstandenen Buches „Bauernerotik und Bauernfehme in Oberbayern“.

Zur Ausstellung hat Michael Stephan, Direktor am Staatsarchiv München, ein Begleitbuch zusammengestellt, das zahlreiche bisher unveröffentlichte Dokumente – darunter alle Gutachten aus dem Prozess um „Kraftbayrisch“ – und Briefe sowie eine kleine Auswahl an Texten Queris enthält, die seit über zwei Jahrzehnten im Buchhandel nicht mehr lieferbar sind.

Die Starnberger Ausstellung von Stadtarchivar Wolfgang Pusch lehnt sich inhaltlich wesentlich an das Münchener Vorbild an, versucht jedoch mittels amtlicher und persönlicher Dokumente, Briefe und Fotografien den „Starnberg-Bezug“ Georg Queris noch etwas stärker herauszuarbeiten. Einen weiteren Schwerpunkt bildet das umfangreiche journalistische und schriftstellerische Werk des im Alter von 40 Jahren früh Verstorbenen.

Info:
Georg Queri: Die Ausstellung im Heimatmuseum Starnberg ist bis 25. Januar 2004 zu sehen. Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags von 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.

Kontakt:
Heimatmuseum Starnberg
Heimatmuseum und Stadtarchiv Starnberg
Wolfgang Pusch
Vogelanger 2
82319 Starnberg
Tel: 08151/772 161
e-Mail: wolfgang.pusch@starnberg.de

Quelle: Merkur online, 28.11.2003

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