Nutzerzahl des Stadtarchivs Bad Kreuznach stieg kontinuierlich

Kontinuierlich sind die Nutzerzahlen im Bad Kreuznacher Stadtarchiv seit August 1994 gestiegen. Kamen damals noch rund 40 Besucher pro Jahr, sind es inzwischen rund 400. Am gestrigen Freitag wurde Steffen Kaul als 2000. Nutzer geehrt. Eigentlich wollte er nur Bilder holen, die er dem Stadtarchiv für die Ausstellung „Hier spielt die Musik“ zur Verfügung gestellt hatte. Doch diesmal wurde aus dem Besuch von Steffen Kaul, der mindestens einmal im Monat ins Stadtarchiv kommt, etwas ganz besonders. Der Bad Kreuznacher, dessen Hobby „Alt Kreuznach“ und vor allem historische Fotografien sind, wurde mit einer Flasche Wein als 2000. Nutzer geehrt – und das ausgerechnet an seinem Geburtstag.

Gezählt wird jeder, der das Angebot des Archivs nutzt – und zwar jedes Mal wenn er kommt. Diese Zahlen könne man nicht mit Besucherzahlen eines Museums vergleichen, sagte die Stadtarchivarin, Franziska Blum-Gabelmann. „Schließlich kommen hierher die Menschen mit einer bestimmten Fragestellung – hier findet Forschung statt.“ Die Zahlen zeigten, dass das Archiv bekannter geworden sei. „Vor allem am Freitagnachmittag ist es gut frequentiert“, erklärte die Archivarin. „Die Leute wissen, dass es Schätze zu bergen gibt; und es gibt qualifizierte Ansprechpartner.“

Überwiegend seien es Heimatforscher, die an bestimmten Aspekten der Stadtgeschichte interessiert seien. Dazu kommen Familienhistoriker sowie Wissenschaftler, die ein Spezialthema aufarbeiten. „Die Hobbyhistoriker sind dabei überwiegend Männer“, erläuterte Blum-Gabelmann. Junge Frauen beschäftigten sich vor allem unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten mit dem Angebot im Archiv.

„Sitzfleisch“ müssen jedoch alle Nutzer beweisen. Wichtig sei die Kontinuität in der Forschung, da dürfe man sich nicht entmutigen lassen, auch wenn man lange nichts finde, erklärte Blum-Gabelmann. Inzwischen habe sich aber eine richtige „Fan-Gemeinde“ des Archivs entwickelt, die sich auch einmal austausche.

Das Archiv, dessen Nutzung kostenfrei sei, sei dabei ein sehr demokratisches Mittel, um an Informationen zu kommen. Und es biete auch eine Möglichkeit, mit Gerüchten aufzuräumen. „Nur wenn ich etwas mit dem Original vergleiche, kann ich eine Fälschung erkennen“, erklärte die Stadtarchivarin. Und einige Familienforscher, die sich über Vorfahren informieren wollten, seien durch die Dokumente im Archiv mit einem ganz neuen Bild konfrontiert worden.

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Das Archiv ist mittwochs und donnerstags von 9 bis 12 sowie freitags von 14 bis 17 Uhr offen.

Quelle: Allgemeine Zeitung, 15.11.2003

Im Archiv des Landkreises Güstrow

Geschichtliche Abrisse zu Dorfjubiläen, Chroniken zu Vereinsgeburtstagen oder Festschriften zu Familienfeiern – die Suche nach den Wurzeln hat zurzeit Konjunktur. Da sind Archive gefragt, in denen Geschichte aufbewahrt, geordnet und vor allem wieder auffindbar ist.

Das gewachsene Interesse der Öffentlichkeit spüren auch die Mitarbeiterinnen des Güstrower Kreisarchivs. War schon das Interesse zum Tag der Archive vor gut zwei Jahren gewaltig, so erlebte Gerda Wegner, Leiterin des Archivs im Kreishaus, auch großen Zuspruch, als sie in zwei Veranstaltungen der Kreisvolkshochschule ihren Arbeitsbereich vorstellte. Die Grundlagen für ein Kreisarchiv wurden vor über 50 Jahren gelegt. Mit der Zeit haben sich zirka 3.200 laufende Meter an Archiv- und Schriftgut angesammelt, allein 440 Meter sind es, die im Endarchiv lagern. „Archivgut kann bereits zehn Jahre nach seiner Entstehung genutzt werden. Wenn es Amtsgeheimnissen oder besonderen Rechtsvorschriften unterliegt, sind es 30 Jahre. Personenbezogene Akten erst zehn Jahre nach dem Tod des Betroffenen oder, wenn das Datum nicht bekannt ist, 90 Jahre nach der Geburt. Sollte beides nicht mehr feststellbar sein, so gelten dafür 60 Jahre nach der Entstehung der Unterlagen“, erklärt Gerda Wegner die Praxis.

Die meisten Unterlagen sind im Zwischenarchiv aufbewahrt. Das sind Akten, deren Aufbewahrungsfristen noch nicht abgelaufen oder deren Archivwürdigkeit noch nicht bestimmt sind. „Auch hierfür gelten für personenbezogene Daten datenschutzrechtliche Vorschriften“, versichert die Leiterin. Eine Zäsur brachte die Wende für das Kreisarchiv. War das Güstrower Archiv bis 1990 für 48 Gemeinden und die Städte Güstrow, Laage und Krakow am See zuständig, so wurden die Gemeinden nach der Kommunalverfassung des Landes eigenständig. „Das bedeutet, dass die Verwaltungsämter und ihre Gemeinden für die Verwahrung des Schriftgutes selbst verantwortlich sind“, weiß Gerda Wegner. „Da besteht leider auch die Gefahr, dass wichtiges Schriftgut verloren geht.“ Weitere Herausforderungen für die Mitarbeiter des Kreisarchivs bahnten sich 1994 an, als sich die Kreise Güstrow, Bützow und Teterow zum Großkreis Güstrow zusammenschlossen. Seitdem hat, bedingt durch zahlreiche ABM, die Arbeit an Ortschroniken zugenommen.

„Aber auch das Geschichtsbewusstsein der Menschen ist gestiegen“, hat Gerda Wegner beobachtet. Wer im Kreisarchiv Akten oder Sammelgut einsehen möchte, muss einen Benutzerantrag ausfüllen. Der für den Bereich zuständige Archivar recherchiert, ob die Unterlagen überhaupt vorhanden sind. Zu einem vereinbarten Termin werden die Akten bereit gestellt. Für Ortschronisten ist die Benutzung des Archivs weitgehend kostenlos. Gerda Wegner verhehlt nicht, dass sich damit auch heimliche Erwartungen verbinden. „Viele Chronisten überlassen uns nach Abschluss ihrer Arbeit ein Belegexemplar. Das archivieren wir natürlich auch.“ Über Mangel an Arbeit können sich die drei Mitarbeiterinnen, die mitunter Verstärkung durch Praktikanten oder Auszubildende erhalten, nicht beklagen. Gerade sind zahlreiche prall gefüllte Aktenordner zum ländlichen Wegebau im Kreis eingegangen. Und der neuste „Schatz“ sind 66 Kartons mit Bauakten zum neuen Kreiskrankenhaus.

Kontakt:
Kreisarchiv Landkreis Güstrow
Klosterhof 1
D-18273 Güstrow
Tel.: (03843) 755-125
Fax: (03843) 755-100
Landkreis_Guestrow@t-online.de
http://www.landkreis-Guestrow.de

Quelle: Güstrower Anzeiger, 15.11.2003

Scripturae publicae creditur

Bisherige Studien zum italienischen Notariat haben der urkundlichen fides, obwohl sie sie als fides publica stets erwähnen, kaum Aufmerksamkeit zuteil werden lassen. Dies liegt darin begründet, daß der Begriff mit ›Beweiskraft‹ übersetzt wurde und die Bedeutung ›Vertrauen‹ oder ›Glaubwürdigkeit‹ in den Hintergrund trat. Man betrachtete die fides als das quasi statische Resultat eines sich bis in das 12. Jahrhundert hinein vollziehenden Prozesses, innerhalb dessen das Dokument nicht nur als Beweismittel an Bedeutung gewann, sondern sich auch in seiner Gestalt änderte.

Die Interpretation der fides als das Ende der Entwicklung und ihre enge Anbindung an die Investitur des Notars führten dazu, daß die Mittel, mit denen das Vertrauen begründet, gefestigt und erhalten wurde, von der Forschung unbeachtet blieben.

Folglich erschließt die nun erschienene Arbeit, eine an der Universität Münster angenommene Dissertation, die im Kontext des damaligen Sonderforschungsbereichs 231 \“Träger, Felder und Formen pragmatischer Schriftlichkeit im Mittelalter\“ entstanden ist, dem Verständnis des Notariats in den italienischen Kommunen eine neue Dimension. In einem Brückenschlag zwischen der Rechts- und der Sozialgeschichte zeichnet Petra Schulte anhand der Person des Notars, der Niederschrift der Urkunde, der Wahl des Ortes und der Zeugen sowie der Intervention der Stadtgemeinde nach, wie sich die Vertrauensbildung im Urkundenwesen vollzog und welchen Wandlungsprozessen sie unterlag.

Quellengrundlage der Studie bilden die kirchlichen Urkundenbestände der lombardischen Stadt Como, kommunale Statutenbücher aus Ober- und Mittelitalien, die maßgeblichen Werke der Jurisprudenz sowie Handbücher zum Zivilprozeß und zur Notariatskunst.

Petra Schulte: \“Scripturae publicae creditur\“. Das Vertrauen in Notariatsurkunden im kommunalen Italien des 12. und 13. Jahrhunderts, Tübingen 2003 (Bibliothek des DHI in Rom. Band 101). XII, 362 Seiten. 4 Abb. Ln Euro 54.-. ISBN 3-484-82101-9

Die Autorin:
Dr. Petra Schulte M.A. ist seit 2000 Assistentin am Historischen Seminar der Universität zu Köln.

Aus dem Brecht-Archiv: Das fotografische Werk von Ruth Berlau

«Die Fotos sind so grossartig! Jetzt bist du Spezialist», schrieb Brecht 1947 aus Zürich an seine Mitarbeiterin und zeitweilige Geliebte Ruth Berlau nach New York. «Ich denke, ich mache Ende Januar etwas hier in der Schweiz, das musst du dann als Erstes in Europa aufnehmen.» Etwas, das war die «Antigone»-Aufführung nach Hölderlins Übersetzung am 15. Februar 1948 in Chur, mit einer erschütternden Helene Weigel als Antigone. Berlau kam, und ihre Szenenfotos werden zum ersten «Theatermodell» und Grundstock des Fotoarchivs des Berliner Ensembles, Brechts Ostberliner Hausmacht seit 1949. Inszenierung und Stück sollten eine streng formalisierte Einheit bilden, die reproduzierbar sein sollte auf verschiedenen Bühnen in verschiedenen Ländern, mit wechselnden Schauspielern und Regisseuren.

Da praktische Theaterarbeit weder durch patentamtliche Eigentumsansprüche noch durch Copyrights geschützt werden kann, legte Brecht höchsten Wert auf die exakte Dokumentation von Arbeitsvorgängen. Schon 1932 hatte er in Paris mit dem Fotografen Joseph Breitenbach zusammengearbeitet. Diese Aufgabe sollte nun Ruth Berlau übernehmen. Die Aufführung von Brechts «Galileo Galilei» 1947 am New Yorker Maxine Elliots Theatre mit Charles Laughton in der Hauptrolle war ihre erste Theaterarbeit mit Leica und Schmalfilmkamera. Vierundfünfzig Jahre später fand Grischa Meyer, Grafiker, Buchgestalter und Fotograf, im Berliner Brecht-Archiv neben den Theatermodellen 235 Mappen mit Rohabzügen der Fotos von Ruth Berlau, erkannte ihre gestalterische Qualität und fahndete in Privatarchiven nach weiteren Arbeiten.

Ihre Porträtserien von Max Frisch, Valeska Gert, Fritz Kortner oder Charly Chaplin, ihre impressionistischen Stadtbilder von Ostberlin und Kopenhagen lohnen die Wiederentdeckung in diesem schön gestalteten Buch. Als Porträtistin im Kreis deutscher Emigranten, als Beobachterin von New Yorker Strassenszenen und mit Sozialreportagen aus dem Hafenviertel hatte Berlau seit 1933 ein beachtliches Archiv künstlerischer Fotografie zusammengetragen. An der Dokumentation «Theaterarbeit» von 1952, in der sechs Aufführungen modellhaft analysiert wurden, hatte sie massgeblichen Anteil. Ruth Berlau wurde die «Fotografin an Brechts Seite». Was sie als Obsession verfolgte, seit die dänische Schauspielerin und Regisseurin dem Dichter ins Exil gefolgt war, wurde sie nicht: die Frau an seiner Seite. 1974 verbrennt Ruth Berlau in ihrem Krankenhausbett in Berlin.

Mit grossem Respekt rekonstruiert Grischa Meyer das Porträt einer mutigen, begabten Künstlerin. Er gibt ihr ein Werk zurück, das mit Brechts Tod 1955 in die Unsichtbarkeit entschwunden war. Sein klug zurückhaltender Essay entgeht der Bitterkeit, der den Ton der späten Selbstaussagen beherrscht, doch benennt er die Schwierigkeit, im Umkreis einer einnehmenden Genialität die Würde der eigenen Lebensleistung zu behaupten. Als enger Freund und Mitarbeiter von Heiner Müller hat Grischa Meyer viele Jahre am Berliner Ensemble gearbeitet und weiss, wovon er spricht. Aus den Verliesen der Brecht- Dämonen hat er eine lebendige Frau hervorgeholt, deren Kraft als Liebende ihrem stürmischen Temperament und ihrer Arbeitswut wohl nicht nachstand.

Info:
Grischa Meyer: Ruth Berlau. Fotografin an Brechts Seite.
Propyläen-Verlag, München 2003. 192 S., mit Abb., Fr. 65.50.

Quelle: NZZ, 13.11.2003

Uni Münster ersteigerte zwei Droste-Handschriften

Mit der Ersteigerung von zwei Handschriften der Annette von Drost-Hülshoff konnte die Universitäts- und Landesbibliothek (ULB) Münster ihre umfangreiche Droste-Sammlung um zwei wertvolle neue Stücke ergänzen. Die beiden Autographen befanden sich vor der Versteigerung in Schweizer Privatbesitz und waren nur als Kopie zugänglich. „Wir konnten sie nun für die Wissenschaft und die Öffentlichkeit dauerhaft sichern und damit den Ruf Münsters als Zentrum der Droste-Forschung festigen“, erklärt Dr. Roswitha Poll, Leiterin der ULB.

Bei den jetzt für 20.000 Euro ersteigerten besonders gut erhaltenen biographischen Zeugnissen handelt es sich um zwei Briefe aus unterschiedlichen Lebensphasen der Droste. Der erste Brief vom 5. September 1838, der an den Naturforscher Johannes Leunis gerichtet ist, zeigt Annette von Droste-Hülshoff als Sammlerin von Mineralien. Die Sammlerleidenschaft der Dichterin ist immer wieder Thema in ihrem Briefwechsel. Sie sammelte auch Autographen, Münzen, Kupferstiche und „geschnittene Steine“.

Der zweite Brief von Ende März 1848 ist wahrscheinlich das letzte schriftliche Zeugnis der Droste, denn das Schreiben stammt aus ihren letzten Lebenswochen. Hinter dem Adressat steht ein großes Fragezeichen: Hinweise im Tagebuch ihrer Schwester deuten auf Ludwig von Madroux hin, dem die Droste ihre gesammelten Werke und ein Gedicht gewidmet hat. In dem Brief an Madroux thematisiert die Briefschreiberin die Ereignisse um die Märzrevolution von 1848. Sie äußert die Hoffnung, dass „doch jetzt wohl nächstens völlige Ruhe und Sicherheit zurückkehren müssen, nach den letzten Ereignissen und dem entschlossenen Einschreiten der Regierung“. Damit dokumentiert sie bis in ihre letzten Tage hinein Interesse an der aktuellen Politik, die sie immer mit einer eigenen Meinung beurteilte.

„Mit den zwei neuen Schätzen besteht die Droste-Hülshoff Sammlung der ULB mittlerweile aus etwa 30 Einzelstücken“, präsentierte Dr. Bertram Haller, Leiter der Handschriftenabteilung der ULB, stolz die neuen Errungenschaften, mit denen die Biographie der Dichterin um wichtige Dokumente ergänzt werde. Beide Briefe illustrierten trotz ihrer Verschiedenheit das individuelle Profil der Droste.

Info:
www.miami.uni-muenster.de und
www.ulb.uni-muenster.de/hans

Quelle: upm – Mediendienst der Universitaet Muenster, 12.11.2003

Sammlung Cymontkowski ins Stadtarchiv Selm

„Ich möchte die Vergangenheit bewahren und für die heutigen Generationen lebendig halten.“ Mit diesen Worten übergab der Selmer Künstler Heinz Cymontkowski seine umfangreiche Sammlung erlesener Kostbarkeiten an Stadtarchivar Udo Kaiser.

Das Stadtarchiv im Amthaus ist seit gestern um eine umfangreiche Sammlung reicher. Der in Selm lebende Künstler Heinz Cymontkowski übergab an Archivar Udo Kaiser seinen Fundus an gesammelten Werken. Der Fundus erstreckt sich vom 17. Jahrhundert bis in die heutige Zeit und umfasst Bücher, Zeitschriften, Plakate sowie einige Fotos. Thematisch geht es bei den Exponaten um Faschismus, das Judentum, Antisemitismus, Alltagsleben in Selm, Ortsgeschichte und bibliophile Kostbarkeiten. „Eigentlich gefällt mir der Begriff Sammlung nicht“, sagte Heinz Cymontkowski gestern im Stadtarchiv. Ihm sei es wichtig, Dinge zu bewahren. Sammeln wolle er Zeugnisse der Geschichte nicht. In Zeiten der Schnelllebigkeit, deren Inhalte sich auf Wegwerfprodukte, Kurzworte und Schnellinformation per Internet beschränken, habe er sich die Aufgabe gestellt, das Weggeworfene an den Straßenrändern und aus Abrisshäusern aufzulesen. So habe er auch in Antiquariaten „Zurückgelassenes“ bewahren können, indem er es seinem Fundus einverleibte. Stets sei ihm jedoch der Bezug zu seiner Heimatstadt Selm wichtig gewesen. So ist es nicht verwunderlich, dass etliche Stücke aus Selm stammen und sich mit der Geschichte der Stadt befassen.

Als Dokumentationsstelle der Stadtverwaltung Selm übernimmt das Stadtarchiv Verwaltungsakten, Urkunden, Karten, Pläne und Fotos, die wegen ihrer historischen oder rechtlichen Bedeutung dauernd aufzubewahren sind. Darüber hinaus berät das Archiv Privatpersonen und Vereinigungen bei Fragen der Archivierung und Restaurierung erhaltungswürdiger Exponate. So ist es auch möglich, Sammlungen unter Berücksichtung der Eigentumsrechte zu hinterlegen. Insbesondere unter dem Gesichtspunkt der sachgemäßen Lagerung ist das besonders interessant. „Wir haben hier eine gleichbleibende Raumtemperatur von rund 15 Grad und halten mit speziellen Geräten die Luftfeuchtigkeit bei cirka 55 Prozent“, erklärte Stadtarchivar Udo Kaiser. Also: Beste Voraussetzungen, um Heinz Cymontkowskis Fundus zu „bewahren“.

Kontakt:
Stadtarchiv Selm
Adenauerplatz 2
D-59379 Selm-Brock
Telefon: 02592-69241
Telefax: 02592-69100
archiv@stadtselm.de

Quelle: WAZ, 13.11.2003

Dem wandernden Nagelschmied auf der Spur

Die Erinnerungen eines Nellinger Nagelschmieds sind nun auf Papier gebannt. Der fünfte Band in der Schriftenreihe des Stadtarchivs Ostfildern widmet sich dem Leben von Friedrich Hartmann.

Friedrich Hartmann hat nicht nur geschmiedet. Der 1862 geborene Sohn eines Nellinger Schäfers hat auch geschrieben. Und so sind die Nellinger zu einer „spannenden und außergewöhnlichen“ Autobiografie aus dem 19. Jahrhundert gekommen, wie Stadtarchivar Jochen Bender bei der Bearbeitung des Manuskripts für die Buchfassung festgestellt hat. Der Nagelschmied hat nicht nur seine kränkliche Kindheit und die harten Lehrjahre in Esslingen beschrieben, im fünften Band der Schriftenreihe aus dem Stadtarchiv ist auch die Erzählung einer entbehrungsreichen Wanderschaft nachzulesen. Hartmann war nicht nur als Nagelschmied tätig. In der Schweiz tingelte er als Musikant durch die Wirtshäuser – und lernte die Tochter eines Nagelschmieds kennen. Sie wurde seine Frau, gemeinsam wanderten sie nach Savoyen aus.

Das illustrierte Buch kostet 11,20 Euro und ist im Stadtarchiv sowie im Ostfilderner Buch- und Schreibwarenhandel erhältlich.

Kontakt:
Stadtarchiv Ostfildern
Stadtarchivar Jochen Bender
Nellingen, Klosterhof
(unten an der Treppe zwischen ev. Kirche und Parkgarage Wilhelmstraße)
Tel. 0711 3404-287
Fax 0711 3404-9287
E-mail: J.Bender@Ostfildern.de

http://www.stadtarchiv.ostfildern.de/

Quelle: Stuttgarter Zeitung, 13.11.2003

Das Archiv lebendig werden lassen

Das Stadtarchiv Bad Homburg hat eine neue Leiterin. Die 34-jährige Dr. Astrid Krüger hat zum 1. November die seit dem Tod von Alfred Biallas im April 2002 verwaiste Stelle angetreten. „Wir versprechen uns viel von ihr“, erklärte Oberbürgermeisterin Dr. Ursula Jungherr (CDU) gestern bei der Vorstellung der gebürtigen Frankfurterin, die zuletzt ein Referendariat am Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin sowie an der Archivschule in Marburg absolviert hat.

„Frau Krüger hat überzeugend dargelegt, wie sie mit der Bevölkerung und hier speziell mit den Schulen zusammenarbeiten will“, berichtete Jungherr. Ziel sei es, Geschichte zu vermitteln und Archivgut lebendig werden zu lassen. „Deshalb hat mich die Arbeit in einem Stadtarchiv auch ganz besonders gereizt“, betonte Krüger. Sie wolle einen „Fokus“ bilden für die Stadtgeschichte und deren Vermittlung. Deshalb wolle sie sowohl „mit dem Archiv in die Schulen hineingehen“ als auch „die Schulen ins Archiv holen“. Es gehe darum, bei jungen Menschen die Begeisterung für Geschichte und für Stadtgeschichte zu wecken.

Krügers Begeisterung für die Homburger Stadtgeschichte ist übrigens schon kurz vor ihrer Bewerbung geweckt worden: Durch Kontakte über die Universität Frankfurt, an der sie einst Geschichte und Französisch studiert hat, war sie in die Ausgrabungsarbeiten von Prof. Henning in der Altstadt involviert und arbeitete zur Ersterwähnung Dietigheims im Lorscher Codex.

Ihre Dissertation machte Krüger, die Stipendien vom Graduiertenkolleg „Schriftkultur und Gesellschaft im Mittelalter“ in Münster sowie dem Deutschen Historischen Institut in Paris erhielt, über Allerheiligen-Litaneien des neunten Jahrhunderts. Nach Abschluss ihrer Promotion arbeitete sie vom Herbst 2000 bis zum April 2001 am Frankfurter Institut für Stadtgeschichte. Es folgten die Stationen in Berlin und Marburg. Krügers neuer Arbeitsplatz befindet sich im Gotischen Haus – auch wenn die Archivalien nach der notwendig gewordenen „Entschimmelungs-Kur“ bekanntlich vorübergehend im Untergeschoss der Stadtbibliothek gelagert werden. Langfristig sollen die Archivleiterin und die Archivalien aber unter einem Dach vereint werden.

Kontakt:
Stadtarchiv Bad Homburg
Gotisches Haus
Tannenwaldweg 102
D-61350 Bad Homburg

Quelle: Frankfurter Neue Presse, 12.11.2003

Begegnungs-Zentrum „Friedrich Teutsch“ in Hermannstadt eröffnet

Als sich die Gemeindeglieder geschlossen nach dem Gottesdienst und an der Spitze mit dem Bischof, dem Stadtpfarrer sowie anderen kirchlichen und weltlichen Würdenträgern am 18. Sonntag nach Trinitatis aus der evangelischen Stadtpfarrkirche von Hermannstadt über die ehemalige Fleischergasse in Richtung Johanniskirche in Bewegung setzten, wunderte sich ein Passant: „Ob die Sachsen wohl heute gemeinsam zu den Urnen schreiten?“ Man schrieb den 19. Oktober: Der zweite Tag des Referendums in Rumänien war angesagt, und in vielen orthodoxen Gotteshäusern hatten Priester und Popen ihre Gläubigen aufgefordert, nach der Aussegnung die Wahllokale aufzusuchen und für die neue Verfassung zu stimmen.

Das war aber hier nicht der Fall. Vielmehr stand die Begegnung als Schlüsselwort eingangs in der Festpredigt von Oberkirchenrat Rainer Rinne und dann beim Treffen im Foyer des ehemaligen Waisenhauses als Kern- und Angelpunkt der gesamten Veranstaltung an diesem „Freudentag für unsere Kirche und unsere Stadt“ (Bischof Christoph Klein). Denn an diesem Tag wurde das Begegnungs- und Kulturzentrum „Friedrich Teutsch“ in der ehemaligen Hechtgasse auf dem einstigen Soldisch-Grund eröffnet. Und das war der Anlass dieser Begegnung zunächst unter Initiatoren wie Sponsoren, unter wohlwollenden Freunden und Begleitern dieses Hauses, wo künftig aber auch Angehörige verschiedener Ethnien und Konfessionen der „siebenbürgischen Kultur begegnen werden“. Denn dies sei eine neue Pflanzstätte „voll gestopft bis unter das Dach mit Geschichte und Tradition“, so Oberkirchenrat Rinne. Noch mehr: „Es ist dies eines der ersten Gebäude, das unsere Gemeinschaft nach der kommunistischen Enteignung wieder übernommen hat“, unterstrich Bürgermeister und DFDR-Vorsitzender Klaus Johannis. Und übernommen habe man sinngemäß nicht nur den einstigen Besitz, sondern auch einen Teil unsere Geschichte, so Johannis.

Obzwar vormals als „kulturelle Zentrale“ der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien und mithin im Geiste ihrer Tradition gedacht, wird sie vermehrt auch unserer „nachhaltigen Öffnung gegenüber dem Umfeld“ (Bischof Klein) Rechnung tragen und über „die Pflege der Identität zugleich die Integration der sächsischen Gemeinschaft“ (BRD-Botschafter Wilfried Gruber) in dies Umfeld fördern, kurz: „eine Vorreiterrolle in den deutsch-rumänischen Beziehungen spielen“, so Dr. Jürgen Martens im Namen der Beauftragten der Bundesregierung für Angelegenheiten der Kultur und Medien.

Trotzdem mischte sich unter diesen Tag der Freude auch „Wehmut und Trauer“ (Hanspeter Peterson, Abteilungsleiter beim Diakonischen Werk der EKD). Denn mit dem Exodus der Sachsen nach 1990 kam die Gefahr auf, dass die in den mittlerweile verlassenen Pfarrhäusern aufbewahrten Archive, vasa sacra oder anderen wertvolle Gerätschaften ebenso wie die in Kirchen vorhandenen Altäre, Orgeln, anatolische Teppiche, Glocken u.a.m. bedroht waren wie noch nie zuvor. Die Einrichtung einer Sammelstelle für diese Objekte rückte daher neben der geistlichen Betreuung und der diakonischen Aufgabe unserer Kirche sogleich an die dritte Stelle der Prioritäten „des Mitte 1990 neu gewählten und eingeführten Bischofs“, heißt es in der Festschrift zu Eröffnung des Hermannstädter Teutsch-Hauses.

Seit 2000 entstand das Kulturzentrum nach und nach und verfügt zurzeit über eine Transsylvanica-Bibliothek und Archivabteilung im Erdgeschoss sowie Museumsräumlichkeiten samt Begegnungstrakt im Obergeschoss – übrigens 70 Jahre nach dem Tod des Namensgebers und 120 Jahre nach der Erbauung des evangelischen Waisenhauses neben der Johanniskirche.

Doch auch von mehreren Glücksfällen war an diesem Tag die Rede. So hatte Dr. Wolfram Theilemann als promovierter Historiker bereits 1994 die Arbeiten im Bischofspalais an dem künftigen Archiv und der Bibliothek aufgenommen. Heute ist der Gatte einer aus Siebenbürgen stammenden Theologin der Leiter des Teutsch-Hauses. 2001 konnte man die Diplom-Archivarin Liliana Popa zur Mitarbeit in diesem Bereich gewinnen, für 2004 hat auch die emeritierte und langjährige Leiterin des Hermannstädter Staatsarchivs, Monica Vlaicu, ihre Mitarbeit zugesagt. Konzeptionshilfe und Unterstützung erhielt man ferner vom Siebenbürgen-Instiut aus Gundelsheim am Neckar und seinem Geschäftsführer Dr. Harald Roth, der auch über den „Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde“ und dessen derzeitigen Vorsitzenden Dr. Ulrich Wien ein Projekt der Volkswagenstiftung betrieben hatte, wobei man u.a. 155 siebenbürgisch-sächsische Archive unserer Gemeinden mittlerweile aufgearbeitet hat. Die Archivabteilung sieht demnach „einer verheißungsvollen Zukunft entgegen“, auch wenn vom Arbeitskreis eine andere Botschaft bei diesem Festakt verlesen wurde. Fest steht jedoch: „Mit ihrem Depot von rund 300 Quadratmetern Fußbodenfläche sowie den Bibliotheks-, Arbeits- und Leseräumen wird sie eine der wichtigsten Institutionen dieser Art in unserer Stadt und darüber hinaus im gemeinsamen Umfeld sein“, vermerkt die Festschrift.

Und weiter vermerkt werden die Vorleistungen an Sammel-, Ordnungs- und Aufbauarbeit von Dr. Gerhard Schullerus, Dr. Lore Poelchau oder Dr. Cornelia Schlarb sowie die Bemühungen der Bezirke Hermannstadt (in Großau), Kronstadt (in Tartlau), Mediasch, Schäßburg und Mühlbach schon 1990 um die Rettung wertvoller Kulturgüter. Ein Teil davon wurde nun bei der Eröffnung des Teutsch-Hauses im Museum gezeigt, darunter ein orientalischer Teppich aus Baaßen, die Fahne der evangelischen Bruderschaft aus Hahnbach, ein Glockenspiel aus Kirtsch, die Glocke aus Hundertbücheln, ein Altarbild aus der gleichen Gemeinde am oberen Harbach und weitere Altarplastiken, zudem mehrere Taufbecken, eine Sammlung von Abendmahlkelchen, Bibeln, Kirchenordnungen und Gesangbüchern sowie, als ausgefallenes Kleinod, Familienbilder des ehemaligen Waisenhauszöglings Johann Depner (geboren 1911), die von seinen Verwandten um Shirley Taylor (heute in Washington lebend) dem Museum zur Verfügung gestellt wurden.

Ihnen allen, vor allem dem Bundesministerium des Inneren, das von 2001 bis 2003 über das Bundesverwaltungsamt und das Diakonische Werk der EKD erhebliche Mittel zur Realisierung dieses Projekts zur Verfügung gestellt hat, dankte das Kirchenoberhaupt ebenso wie rund 30 weiteren Institutionen, Sponsoren und Vermittlern von finanziellen und Sachspenden zur Sanierung und Ausstattung des Begegnungs- und Kulturzentrums „Friedrich Teutsch“.

Kontakt:
Landeskonsistorium der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien
RO-55185 Sibiu / Hermannstadt
Str. G-ral Magheru Nr. 4
Tel./Fax. (0040) 0269/ 217 864
E-Mail: ev.landeskon@logon.ro

Quelle: Siebenbürgische Zeitung, Folge 18 vom 15. November 2003, Seite 3

Tag der offenen Tür in Lipper Archiven

Am Sonntag, dem 16. November 2003, findet im Kreis Lippe der „Tag der offenen Tür“ der Archive statt. Das Stadtarchiv Lage zeigt in einer Ausstellung Luftaufnahmen von Betrieben und Firmen aus der Kernstadt sowie aus den umliegenden Ortsteilen. Gleichzeitig kann ein Blick hinter die Kulissen des Archivs geworfen werden.

Das Stadtarchiv Lage (Clara-Ernst-Platz 5) beispielsweise wird von 14.00 bis 18.00 Uhr geöffnet sein; Führungen durch die Räumlichkeiten finden um 14.30 Uhr und 15.30 Uhr statt.

Alle Archive, die sich an diesem »Tag der offenen Tür« beteiligen, verstehen sich als Dienstleistungsbetriebe. Sie sind »Häuser der Geschichte«, Bewahrer und Vermittler des historischen Erbes und fungieren zugleich als Lernorte für Schüler und Erwachsene. Hier können Wissenschaftler und Genealogen, aber auch »Heimatforscher« ihrem Informationsbedürfnis nachkommen.

Mit der Bewertung, Erschließung und der dauernden Aufbewahrung der archivalischen Überlieferung sowie deren Bereitstellung für Forschungszwecke erfüllen die Archive eine unverzichtbare gesellschaftliche Aufgabe.

Am »Tag der offenen Tür« ist jeder Interessierte eingeladen, sich über das breite Spektrum der Arbeit der Archive im Kreis Lippe zu informieren. Zugleich besteht die Möglichkeit, sich einen Einblick in die Vielfältigkeit der in den einzelnen Archiven verwahrten Archivalien (Amtsbücher, Akten, Karten und Pläne, Plakate, Fotos und Filme usw.) zu verschaffen.

Quelle: Lage.de