Einsteins Lebenslauf im Akademie-Archiv Leopoldina

2005 ist das Albert-Einstein-Jahr: Vor 100 Jahren begründete er die Relativitätstheorie. Vor 50 Jahren starb er in den USA. Doch was kaum jemand weiß: Der handgeschriebene Lebenslauf Einsteins wird in Halle wie ein Schatz gehütet. Denn der Nobelpreisträger war Mitglied der Akademie Leopoldina.

Erna Lämmel, Leiterin des Archivs der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, hat den Beweis. Mit weißen Handschuhen nimmt sie das kostbare Schriftstück aus einer Mappe. Auf Vorschlag des halleschen Physikers, Prof. Gerhard Hoffmann, und des Präsidenten der Leopoldina, Prof. Emil Abderhalden, war Einstein am 17. März 1932 zum Akademiemitglied gewählt worden. Dem handgeschriebenen Lebenslauf hat er ein Foto beigefügt. Es zeigt ihn Pfeife rauchend, mit wildem Haarschopf.

Zum Zeitpunkt der Wahl hielt sich Einstein in Amerika auf. Erst am 9. April 1932 nahm er in einem Brief an Abderhalden die Wahl Auch wenn ihm die Mitgliedschaft der \“Kaiserlich Deutschen Akademie der Naturforscher zu Halle\“ offenbar gefiel – Einstein hat niemals einen Fuß nach Halle gesetzt, niemals hier etwas publiziert oder gelehrt. Auch im Nachlass des jüdischen Wissenschaftlers, der in Jerusalem verwaltet wird, habe sich kein Hinweis auf Halle gefunden. Schon kurze Zeit nach seiner Wahl muss sich Einstein mit dem Gedanken getragen haben, Deutschland zu verlassen. Befürchtete er doch bereits 1920 antisemitische Übergriffe auf seine Person. Ein Jahr später erhielt der Physik-Professor, der in Prag und Zürich lehrte, den Nobelpreis.

Einstein verließ Deutschland 1933, siedelte in die USA über. In Princeton (New Jersey) fand er eine neue Anstellung. Seinen Freund Max von Laue bat er, seinen Austritt aus der Akademie zu erklären. Doch Laue hat das nie getan, so Frau Lämmel. Als die Nazis 1938, da galten die Nürnberger Rassegesetze schon drei Jahre, verlangten, alle jüdischen Mitglieder auszuschließen, sei das nicht geschehen. Nur ganz dünn mit Bleistift stand \’gestrichen\‘ hinter Einsteins Namen, sagt die Archivleiterin. Einstein selbst ist offenbar nie davon ausgegangen, nicht mehr Akademiemitglied zu sein. Er bedankte sich jedenfalls 1954 bei Vizepräsident Heinrich Brandt für die Glückwünsche zu seinem 75. Geburtstag. Die Dankeskarte ist ebenfalls im Archiv, so Erna Lämmel. Der Lebenslauf sei übrigens sehr akkurat. Orthografie Note 1.

Quelle: Naumburger Tageblatt, 8.2.2005

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.