Vor 60 Jahren Befreiung des Wiesbadener KZ-Außenlagers

Auch in Wiesbaden befand sich während der NS-Zeit ein kleines KZ, ein Außenkommando des SS-Sonderlagers Hinzert im Hunsrück. Seine Einrichtung auf dem Gelände Unter den Eichen im März 1944 erfolgte auf Befehl des Höheren SS- und Polizeiführers Rhein/Westmark Jürgen Stroop. Die maximale Belegungsstärke betrug an die 100 Mann. Die Häftlinge, vordem zumeist aktiv in der luxemburgischen Résistance, wurden vor allem im Rahmen von Bauvorhaben der Polizei und der SS sowie auf dem Flugplatz Erbenheim eingesetzt. Ebenso wurden sie an Handwerksbetriebe und Privathaushalte gegen Entgelt verliehen.

Am Ende hatten die Häftlinge des Konzentrationslagers Unter den Eichen Glück im Unglück. Das KZ-Außenkommando wurde am frühen Morgen des 23. März evakuiert. Schon Wochen zuvor war den dortigen Regimegegnern klar geworden, dass die Götterdämmerung des \“Dritten Reiches\“ unmittelbar bevorstand. Mehrfach schon waren sie nämlich dazu abkommandiert worden, Berge belastender Akten nachts auf Lastwagen zu verladen, um sie außerhalb der Stadt zu verbrennen.

Als die Häftlinge am 23. März 1945 bei Auflösung des Lagers auf einen unter Polizeibewachung stattfindenden Fußmarsch nach Frankfurt geschickt wurden und in einem Heddernheimer Russenlager durch SS erschossen werden sollte, weigerte sich Polizeileutnant Hertert, der zuständige Kommandoführer, den Befehl durchzuführen. Stattdessen ließ er seinen Trupp weitermarschieren, und in der Nähe von Friedberg durften sich die KZler in Gruppen absetzen, bis US-Truppen die Befreiung zu Ende führten.

An das Leid und das Schicksal der luxemburgischen und anderen Häftlinge des KZ-Außenkommandos Unter den Eichen erinnert eine Dauerausstellung in der kleinen, seit 1991 vom Stadtarchiv Wiesbaden betreuten KZ-Gedenkstätte.

Kontakt:
Gedenkstätte „Unter den Eichen“
Carl-von-Ibell-Weg, Wiesbaden
www.wiesbaden.de/die_stadt/stadtinformation/gedenkstaetten/unter_den_eichen.php

Anschrift:
Stadtarchiv Wiesbaden
Im Rad 20, 65197 Wiesbaden
Telefon (06 11) 31 42 91 und 31 21 74;
Fax (06 11) 31 39 77

Ansprechpartner: Axel Ulrich und Thomas Rech
Träger: Magistrat der Landeshauptstadt Wiesbaden

Öffnungszeiten:
Mittwoch 16–19 Uhr
Samstag und Sonntag 15–17 Uhr. 

Gruppenführungen nach Vereinbarung. Von November bis April ist die Gedenkstätte geschlossen. Gruppenführungen sind während dieser Monate jedoch möglich. Eintritt und Führungen frei. Kostenlose Broschüre auf Anfrage.

Quelle: Axel Ulrich, Wiesbadener Kurier, 19.3.2005

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