Gütersloh und Soest im 19. Jahrhundert

Seit rund zehn Jahren beschäftigt sich Dr. Heike Vieregge mit der Geschichte und Verwaltungsgeschichte von Gütersloh. Sie wirft in ihrem Buch einen Blick auf die Entwicklung kleinerer Städte. Da die Forschung häufig nur die Großstädte betrachtet, wollte sie herausfinden, ob Kleinstädte tatsächlich so rückständig seien, wie immer behauptet würde. Sie stellte fest, dass Kleinstädte keineswegs in jeder Hinsicht rückständig waren. Dies zeigt die Untersuchung der Städte Gütersloh und Soest, die Dr. Heike Vieregge jetzt in ihrer Doktorarbeit mit dem Titel „Gütersloh und Soest im 19. Jahrhundert – Vom lokalen Engagement der Bürger zur kommunalen Leistungsverwaltung“, vorgelegt hat. 

Ausgehend von einem auf die Großstädte zugeschnittenen Idealtypus beleuchtet sie die Entstehung der sozialen Daseinsvorsorge mit Sparkasse, Pfandleihanstalt, Krankenhaus und sozialem Wohnungsbau und der technischen Daseinsvorsorge mit Gaswerk, Elektrizitätswerk, Wasserwerk, Kanalisation und Schlachthof sowie die Entwicklungen des Stadtraums und der Stadtplanung. Dabei konnte die Verwaltung in eigener Regie tätig werden oder auf privates oder kirchliches Engagement zurückgreifen. Zudem konnte sie defensiv agieren, d.h. auf Notlagen oder Missstände reagieren, jedoch ebenso offensiv und vorausschauend handeln. Zu berücksichtigen ist jedoch auch die Einbindung der Städte in die preußische Verwaltungshierarchie. So konnten die Städte auf der einen Seite ins Visier der staatlichen Behörden geraten und den staatlichen Druck zu spüren bekommen. Auf der anderen Seite eröffnete sich den städtischen Verwaltungen die Möglichkeit, Unterstützung für ihre Interessen durch staatliche Instanzen zu erhalten. In dieser Hinsicht gerät vor allem die Person des Landrats in den Blick, der als Scharnier zwischen städtischen und staatlichen Behörden fungierte. 

Im Zuge ihrer Arbeit recherchierte Dr. Heike Vieregge auch einen Großteil ihrer Fakten im Kreisarchiv Gütersloh in Rheda-Wiedenbrück. Deshalb hob auch Kreisarchivar Dr. Günter Brüning :hervor, dass noch nie über eine Kommune des Kreises so viel zusammengetragen worden sei. Landrat Sven-Georg Adenauer verwies bei der Buchpräsentation im Kreisarchiv Gütersloh auf den Zeitgeist des 21. Jahrhunderts. Zurzeit versuche man eher das Rad zurückzudrehen: Dr. Heike Vieregge habe sich mit einer Zeit beschäftigt, in der die Kommunen immer mehr Aufgaben wahrnehmen, heute sei die Tendenz genau umgekehrt. 

Info
Heike Vieregge: Gütersloh und Soest im 19. Jahrhundert – Vom lokalen Engagement der Bürger zur kommunalen Leistungsverwaltung. Veröffentlichungen aus dem Kreisarchiv Gütersloh 11. Verlag für Regionalgeschichte. Bielefeld 2008. ISBN 978-3-89534-731-3. 416 Seiten. 24,00 €. 

Kontakt
Kreisarchiv Gütersloh 
Haus des Bauern
Bielefelder Straße 47 
33378 Rheda-Wiedenbrück
Tel.: 05241 / 85 – 2003 
Fax: 05241 / 85 – 2000
Guenter.Bruening@gt-net.de 

Quelle: Pressemeldung Kreis Gütersloh, 10.7.2008

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