Geschichtswettbewerb zum Thema »Helden«

Am 1. September 2008 startete die 21. Ausschreibung des Geschichtswettbewerbs des Bundespräsidenten mit dem Thema »Helden: verehrt – verkannt – vergessen«. Der Wettbewerb richtet sich an alle Kinder und Jugendlichen zwischen acht und 21 Jahren. Teilnehmern winken Geld- und Sachpreise in Höhe von 250.000 Euro. Einsendeschluss ist der 28. Februar 2009. 

Ob Feldherr oder Trümmerfrau, Abenteurer oder Widerstandskämpferin: Jede Zeit hat ihre Helden. Doch welche Leistungen sind wirklich vorbildlich und finden noch heute unsere Anerkennung? Die Jugendlichen sind dazu aufgerufen, den Spuren bekannter und unentdeckter Helden in der Geschichte nachzugehen. Bundespräsident Horst Köhler: »Das kritische Hinterfragen historischer Heldenfiguren und die Suche nach Menschen, deren vorbildliches Handeln bislang nicht im Scheinwerferlicht der Geschichte steht, kann unseren Blick schärfen für das, was im Leben des Einzelnen und der Gemeinschaft wirklich zählt: Zivilcourage, Tapferkeit, uneigennütziges Handeln.« 

Themenausschreibung »Helden: verehrt – verkannt – vergessen«
Sie gelten als wagemutig und stark, als Menschen, die etwas Außergewöhnliches geleistet oder sich unerschrocken einer schweren Aufgabe gestellt haben: Helden. Gedenktage erinnern an sie, Straßen und Plätze sind nach ihnen benannt, wir finden sie verewigt in Denkmälern oder auch in Geschichtsbüchern. Helden kennen wir als große Nationalhelden ebenso wie als Helden des Alltags. Ob Freiheitskämpferin oder Erfinder, Feuerwehrmann oder Trümmerfrau, Spitzensportlerin oder Abenteurer, Kriegsheld oder Lebensretterin – Menschen sind zu allen Zeiten zu Helden erklärt worden, sei es für ihre gesamte Lebensleistung oder für eine einzelne, herausragende Tat.

Menschen werden aber nicht als Helden geboren, sie werden dazu gemacht. Ob aus ihrem Handeln eine Heldentat wird, ob ihr Verhalten als heldenhaft angesehen wird, hängt von den Urteilen anderer und den jeweiligen Wertvorstellungen und Leitbildern ab. Die Hochschätzung von Kampf und Krieg im 19. und 20. Jahrhundert etwa förderte die Bewunderung militärischer Leistungen. Nach zeitgenössischem Verständnis opferten sich gefallene Soldaten im Heldentod für ein größeres Ganzes – für das Vaterland, die Nation oder das Volk. Im Kaiserreich waren Helden zuallererst Männer, und nur sie konnten Helden werden. Da Frauen in den männlich dominierten Bereichen des Krieges, der Wissenschaft und auch der Kunst kaum die Möglichkeit hatten, Verdienste und Anerkennung zu erringen, wurde allenfalls ihre weibliche Schönheit idealisiert und auf den Sockel gestellt. Männliche und weibliche Rollenzuweisungen bestimmen unser Heldenbild bis heute – während Stärke und Wagemut häufig mit männlichem Heldentum in Verbindung gebracht werden, gilt der uneigennützige Einsatz für andere ebenso oft als weibliche Variante des Heroischen. Helden spiegeln immer auch die Wünsche, Sehnsüchte und Erwartungen derjenigen wider, die sie als Helden ausrufen. Welche Ideale und Wertvorstellungen wurden auf Helden übertragen? Wessen Leistungen galten als heldenhaft und warum? Was wurde dabei als männlich, was als weiblich betrachtet?

Heldentum währt nicht für die Ewigkeit, die Vorstellungen von Helden verändern sich. Im Gefolge von politischen Umbrüchen wurden Heldenbilder zerstört, Denkmäler vernichtet oder Geschichtsbücher umgeschrieben und neue Helden ausgerufen. Menschen, die etwa in der Weimarer Republik als heroische Vorkämpfer von Freiheitsrechten galten, die als Künstler oder Denker Herausragendes geleistet hatten, wurden wenige Jahre später unter den Nationalsozialisten verfolgt. Im »Dritten Reich« wurden diejenigen, die sich an der menschenverachtenden Verfolgung jüdischer Mitbürger beteiligten, zu Helden erklärt und ihre Taten propagandistisch stilisiert, während Menschen, die Juden halfen oder retteten, dies oftmals unter Lebensgefahr taten und in der Bundesrepublik erst Jahrzehnte später als »stille Helden« Anerkennung fanden. In den beiden deutschen Nachkriegsstaaten wurden neue Helden ausgerufen: von den Trümmerfrauen des Wiederaufbaus bis hin zu den »Helden der Arbeit «, die im »Arbeiter- und Bauernstaat« der DDR vom Sieg des Sozialismus künden sollten.

Wer entschied darüber, wer Held wurde? Wie haben sich Heldenbilder geändert, welche haben überdauert? Und welche Motive und Interessen wirkten dabei mit? – Der Begriff »Held« hat einen Bedeutungswandel erfahren, von den Kriegerhelden im 19. Jahrhundert bis zu den heutigen Helden des Alltags. Und er hat seine Konturen verloren – die Trennlinien zwischen Helden, Idolen und Stars sind unscharf geworden. Wen meinen wir, wenn wir von Helden sprechen? Welche Rolle spielen herausragende Leistungen, selbstloser Einsatz für andere und Zivilcourage für unsere Vorstellungen von Heldentum? Unter welchen Umständen würden wir selbst etwas für andere Vorbildhaftes leisten? Die historische Spurensuche zu Helden kann uns auch auf diese gegenwärtigen Fragen spannende Antworten liefern.

Beim Geschichtswettbewerb können Kinder und Jugendliche ein halbes Jahr an ihrem Wohnort oder in ihrer Region auf historische Spurensuche gehen. Sie recherchieren in Archiven und befragen Zeitzeugen und Experten. Ausrichter des Wettbewerbs ist seit 1973 die Körber-Stiftung in Hamburg, die 550 Preise für die besten Projekte auf Landes- und Bundesebene auslobt. Ausgezeichnet werden auch die besten zehn Schulen im Wettbewerb und drei Tutoren für ihr außergewöhnliches pädagogisches Engagement. 

Das Magazin spurensuchen mit der Ausschreibung, Tipps und beispielhaften Themen können alle Interessierten hier bestellen (Schutzgebühr: 1,50 Euro). 

Kontakt:
Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten
Stefan Frindt
Kehrwieder 12
20457 Hamburg
Telefon 040 / 80 81 92 – 152
Telefax 040 / 80 81 92 – 302
gw@koerber-stiftung.de

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