Neuer Leiter der Stasi-Unterlagenbehörde

Mit großer Mehrheit hat der Deutsche Bundestag Roland Jahn zum Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR gewählt. Jahn ist Nachfolger von Marianne Birthler, die Mitte März 2011 turnusgemäß aus dem Amt scheidet. Der Deutsche Bundestag folgte mit der Wahl dem Vorschlag der Bundesregierung. Jahn wurde mit Unterstützung aller Fraktionen gewählt. Er erhielt 535 von 577 gültigen Stimmen.

Kulturstaatsminister Bernd Neumann nannte das Wahlergebnis eine "hervorragende Grundlage für die weitere Arbeit der Stasi-Unterlagenbehörde". Mit Roland Jahn sei es gelungen eine Persönlichkeit mit einer beeindruckenden Biographie für die Leitung der Behörde zu gewinnen, erklärte Neumann.

Oppositioneller und Bürgerrechtler
Roland Jahn, 1952 in Jena geboren, kennt das Unrechtssystem in der DDR aus eigener Erfahrung. Seine regimekritische Haltung führte schließlich zu seiner Verhaftung und Ausbürgerung aus der DDR. Jahn studierte in seiner Heimatstadt Jena Wirtschaftswissenschaften. Wegen seines Protestes gegen die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann wurde er 1977 exmatrikuliert. Danach arbeitete er als Transportarbeiter beim VEB Carl-Zeiss-Jena.

1981 war Jahn sechs Monate lang in Haft. Vorwand für die Festnahme war seine Unterstützung der polnischen Gewerkschaft Solidarność. 1983 gründete Jahn zusammen mit anderen Oppositionellen die "Friedensgemeinschaft Jena". Noch im selben Jahr wurde er ausgebürgert und gewaltsam in den Westen verbracht.

Engagiert für die Aufarbeitung der SED-Diktatur
Auch von dort aus unterstützte Jahn die DDR-Opposition. Als Journalist beim ARD-Magazin "Kontraste" des Senders Freies Berlin produzierte er zahlreiche Beiträge zu Opposition, Menschenrechtsverletzungen und Alltag im SED-Staat der 80er Jahre. Später widmete er sich immer wieder Themen der Aufarbeitung der SED-Diktatur.

Jahn ist seit 1996 im Beirat der Robert-Havemann-Gesellschaft und seit 1999 im Fachbeirat der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und der Stiftung Berliner Mauer tätig.

Info:
Die Behörde des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU) verwaltet und erforscht die Unterlagen des ehemaligen Staatssicherheitsdienstes der DDR. Dabei handelt es sich mit rund 111 km Akten, mehr als 1,4 Millionen Fotos sowie zahlreichen Videos und Tonbändern um einen der größten Archivbestände Deutschlands. Aufgabe der Behörde ist es, diese Unterlagen nach den Vorschriften des Stasi-Unterlagen-Gesetzes Privatpersonen, Institutionen und der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Nach wie vor ist das Interesse an Einsicht in die Stasi-Akten groß: 2010 wurden mehr als 87.000 Anträge gestellt. Der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik wird für fünf Jahre gewählt und kann ein Mal wiedergewählt werden.

Link: Pressemitteilung der BStU

Kontakt:
Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen (BStU)
Zentralstelle Berlin
Karl-Liebknecht-Straße 31/33
10178 Berlin
Telefon: (030) 23 24 – 50
Fax: (030) 23 24 – 77 99
post@bstu.bund.de
www.bstu.de

Quelle: Bundesregierung, Pressemitteilung, 28.1.2011

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