Liebesbrief-Archiv der Universität Koblenz-Landau

Verbund-Projekt »Gruß und Kuss«.

Im „Liebesbrief-Archiv“ der Universität Koblenz-Landau lagern rund 20.000 Liebesbriefe aus mehreren Jahrhunderten. Im Bürger-Projekt „Gruß und Kuss“ kann jeder helfen, sie zu erforschen. Das innovative Verbund-Projekt ist im April 2021 gestartet. Von Seiten der Universität Koblenz-Landau wirkt daran die Schweizer Sprach- und Medienwissenschaftlerin Prof. Dr. Eva Lia Wyss mit, die seit Langem Briefkommunikation und speziell Liebesbriefe erforscht und in Koblenz die Professur für Sprachwissenschaft und Sprachdidaktik innehat (s. Beitrag vom 10.2.2005).

Wie Menschen über große Gefühle und Alltägliches sprechen, wie sie Glück und Intimität, aber auch Trennung, Krisen und Leid erleben und beschreiben, steht im Fokus des Verbund-Projekts „Gruß und Kuss“.

Das Vorhaben wird in der zweiten Förderrichtlinie Citizen Science des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) mit 500.000 Euro gefördert. Aus insgesamt 465 Projektskizzen wurden 15 solcher Citizen Science-Projekte zur Förderung ausgewählt, die eine elfköpfige Expertenjury dem BMBF empfohlen hatte.

Zusammen mit einem Team von Wissenschaftlern der Universität Koblenz-Landau, der Technischen Universität Darmstadt und der Hochschule Darmstadt lesen, digitalisieren und erforschen Bürger hierfür eine einzigartige Quelle der Alltagskultur: authentische private Liebesbriefe aus zwei Jahrhunderten. Diese Zeugnisse der Alltagskultur werden als Archiv erschlossen, geordnet und dokumentiert. Erforscht werden die Briefe als sprachliche, historische und soziologische Quellen. Bürger werden an diesem Teil der Alltagskultur und Lebenswirklichkeit teilhaben können. Und diese gefährdeten Quellen, für die kein staatlicher Sammlungsauftrag existiert, werden dank des Projekts dauerhaft bewahrt.


Abb.: Briefbündel (Foto: Universität Koblenz-Landau)

Die Förderung verleiht der wissenschaftlichen Arbeit neuen Schwung. Die Digitalisierung des Liebesbrief-Archivs wird fortgesetzt und gemeinsam mit Wissenschaftlern der Technischen Universität und Hochschule Darmstadt gesichtet und evaluiert. Bedeutsam ist auch die Verstetigung der Kontakte mit den Bürgern, zumal dieses Archiv davon lebt, dass die Forscher von Bürgern Briefe erhalten. Auch ermöglichen Bürger eine innovative Außenperspektive auf die wissenschaftliche Arbeit, beispielsweise interessante neue Blicke auf die Materialien und wissenschaftlichen Methoden.

Geplant ist, neue Formate wie Science Labs oder Blind-Date-Cafés zu entwickeln, in denen die Forscher mit den Bürgern nicht nur über ihre Arbeit sprechen, sondern auch Briefe vorlesen und über den Wandel des Verfassens von Liebesbriefen im Lauf der Zeit sprechen, den sprachlichen Kontext erörtern oder auch sprachliche Codes dekodieren. Im März 2024 soll das Projekt abgeschlossen werden.


Video: Sprachforscherin Birte Gnau-Franké führt Liebesbrief-Archiv (Landesschau, SWR Fernsehen)

Verbund aus zahlreichen Partnern
Der Projekt-Verbund besteht aus den  Partnern Prof. Dr. Andrea Rapp vom Institut für Sprach‐ und Literaturwissenschaft der Technischen Universität  Darmstadt, Prof. Dr. Eva L. Wyss vom Institut für Germanistik der Universität Koblenz‐Landau, Prof. Dr. Stefan Schmunk von der Hochschule Darmstadt und Prof. Dr. Thomas Stäcker von der Universitäts‐und Landesbibliothek Darmstadt, sowie einem Kooperationsnetzwerk.

An diesem Kooperationsnetzwerk sind unter anderem beteiligt: Universitätsbibliothek Koblenz, Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz, Bürgerorganisation Frankfurt, Freundeskreis der Universität in Koblenz e.V., Landfrauen‐, Heimat‐ und Geschichtsvereine, Institut für geschichtliche Landeskunde Mainz, Leibniz‐Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation, örtliche Buchhandlungen, Sprachblogger*innen (http://www.sprachlog.de/), Digitalstadt Darmstadt, wer denkt was GmbH, Open Knowledge Foundation e.V., Coding da Vinci. Koordiniert wird der Verbund an der Technischen Universität Darmstadt.

Weitere Informationen:


Video: Liebesbriefe als Forschungsobjekte. Die Uni Koblenz wertet alte Liebesbriefe aus und erforscht sie. Jetzt sollen auch Bürgerinnen und Bürger dabei mithelfen und mitmachen. Interview mit Prof. Dr. Andrea Rapp (TU Darnstadt) (Quelle: SWR)

Ansprechpartnerin der Universität Koblenz-Landau:
Prof. Dr. Eva Lia Wyss
Universität Koblenz-Landau
Campus Koblenz
Institut für Germanistik
Universitätsstraße 1
56070 Koblenz
Tel.: +49 261 287 2053
wyss@uni-koblenz.de
liebesbriefarchiv@uni-koblenz.de
http://evawyss.wordpress.com

Quelle: SWR aktuell, 11.2.2022 (SWR Fernsehen); Uni Koblenz-Landau: Gruß und Kuss. Neues Verbund-Projekt startet, 1.4.2021; https://www.liebesbriefarchiv.de/; https://gruss-und-kuss.ulb.tu-darmstadt.de/projekt-gruss-kuss/

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