Kulturkonzept des Freistaats Thüringen betont Aufgaben der Archive

Als erstes Bundesland hat Thüringen ein \“Leitbild Kultur\“ erarbeitet. Bereits mit dem 1. Thüringer Kulturforum wurde 2010 zu einem breiten Diskussions- und Beteiligungsprozess zu den Zielen der Thüringer Kulturpolitik eingeladen. Im Frühjahr 2011 wurden dann für die Weiterentwicklung des Kulturkonzepts acht Arbeitsgruppen gebildet, in denen neben Vertretern der kulturellen Fachverbände, der kulturellen Institutionen und der kommunalen Kulturverwaltungen auch externe Fachleute mit entsprechender Expertise, Fachleute aus dem Kulturmanagement sowie Mitarbeiter aus den Landesressorts mitwirkten. Das Kulturkonzept 2012 ist Ergebnis dieses breiten Dialogprozesses. Es verschafft einen Überblick über die Thüringer Kulturlandschaft und bestimmt künftige Herausforderungen und Perspektiven.

In dem jetzt, im Oktober 2012, veröffentlichten Kulturkonzept des Freistaats Thüringen findet das Archivwesen eine ausführliche Berücksichtigung. Das Projekt eines \“digitalen Magazins\“ für die Landesverwaltung wie auch die Funktion der Archive als \“außerschulische Lernorte\“ werden dabei als zukunftsweisend besonders herausgehoben:

\"www.thüringen.de/imperia/md/content/tmbwk/kulturportal/kulturkonzept_thueringen.pdf\"

\“Archive sind Orte der historischen Bildung und der allgemeinen Landeskunde; sie dienen als Gedächtnis für politische und kulturelle Entwicklungen und Vorgänge, aber auch zu technischen oder umweltpolitischen Fragen. Der Umgang mit Dokumenten und Aktenvorgängen fördert über die Aneignung von Faktenwissen hinaus die Fähigkeit zur Quellenkritik.

In den Thüringer Archiven wird das Schriftgut aufbewahrt, das in der Verwaltung seit dem Mittelalter entstanden ist. Diese Urkunden und Akten aus mehr als 1.000 Jahren sind die wichtigsten Quellen zur Dokumentation der Landesgeschichte. Sie existieren zudem im Gegensatz zur Buchproduktion stets nur ein Mal. Da in der DDR die Wirtschaft überwiegend volkseigen war, kommt deren umfangreiche Überlieferung (auch die von Vorgängerbetrieben bis zurück ins 18. Jahrhundert) hinzu. Dies ist eine Besonderheit der Archive in den neuen Bundesländern.

Im Freistaat Thüringen bestehen in Altenburg, Gotha, Greiz, Meiningen und Rudolstadt Staatsarchive, in Weimar das Hauptstaatsarchiv. All dies sind frühere Residenzstädte, zu deren üblicher Ausstattung neben Theatern, Museen, Bibliotheken und weiteren Kultureinrichtungen stets auch Archive gehörten. 1923, wenige Jahre nach der Gründung des Landes, wurden sie zu Thüringischen Staatsarchiven. Heute werden in diesen Einrichtungen mehr als 60 laufende Regalkilometer aufbewahrt. Die historisch gewachsene, durch die kleinstaatliche Vergangenheit bedingte Struktur prägt auch die kommunalen Archivverhältnisse. In großer Dichte drängen sich wenige größere Stadtarchive (Erfurt, Gera), einige Stadtarchive mittlerer Größe (Jena, Weimar, Gotha, Mühlhausen) und viele kleine und kleinste Stadt- und Gemeindearchive, die zum Teil in Kreisarchiven deponiert sind. Daneben bestehen Facharchive öffentlicher und privater Träger. Kirchen, Wirtschaftbetriebe, wissenschaftliche und kulturelle Institutionen, Medien und nicht zuletzt der Landtag unterhalten eigene Archive.

Die Aufgaben der Archive im Freistaat werden durch das Thüringer Gesetz über die Sicherung und Nutzung von Archivgut [vom 23.04.1992; GVBl. Nr. 10/1992, S. 139-143; vgl. Bibliografie unten] definiert. Ergänzt werden diese Bestimmungen durch Verordnungen zur Zuständigkeit und zur Benutzung der Staatsarchive.

Akten sind Rechtsdokumente. Daher ist die Aktenüberlieferung in den Archiven für die Klärung von Rechtsfragen (Eigentumsnachweise, politische Rehabilitierungen, finanzielle Entschädigungen, Kontenklärung für die Rentenversicherung, Prüfungs- und Zeugnisnachweise u. a. m.) unverzichtbar. Daneben stehen die Archive allen an Geschichte interessierten Bürgern offen. Durch Beratung und Unterstützung von Interessenten an der Orts- und Regionalgeschichte, von Schülern und Studenten bis hin zu Autoren wissenschaftlicher Arbeiten tragen Archive zur Erforschung und Popularisierung der Landesgeschichte bei. Auch durch die Mitarbeit in den örtlichen und regionalen Geschichtsvereinen, die Veröffentlichung von Quellentexten und eigenen Forschungsergebnissen stiften die Archive an zentraler Stelle historische Identität. Für die Staatsarchive ist die eigenständige Erforschung der Landesgeschichte ausdrücklich im Archivgesetz (§ 7 Abs. 3) als Aufgabe festgeschrieben. Für die Archive der Universitäten, Hoch- und Fachschulen gehört die Erforschung der eigenen Geschichte zu ihrem Selbstverständnis als wissenschaftliche Einrichtungen. Mit der Einführung des Seminarfachs in den höheren Klassen der Gymnasien hat die Beratung und Betreuung von Schülern bei einschlägigen Facharbeiten deutlich zugenommen. Viele Archive gehören zum festen Besuchsprogramm der entsprechenden Jahrgangsstufen der Schulen am Standort, zum Teil auch von weiteren Schulen aus der Umgebung.

Derzeit wird diese Zusammenarbeit institutionalisiert. Mehrere Staatsarchive entwickeln sich in Zusammenarbeit mit dem ThILLM (Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien, Bad Berka) zu \“außerschulischen Lernorten\“.

Die Thüringischen Staatsarchive sind, bedingt durch ihren Entstehungshintergrund, in der Mehrzahl in historischen Gebäuden untergebracht, oft innerhalb alter Schlossbauten. Mit der Auflösung der Bezirksbehörden nach der Wiedervereinigung und dem Untergang zahlreicher Wirtschaftsbetriebe sind ihnen um 1990 erhebliche Aktenmengen zugewachsen, die keinen Sperrfristen unterlagen, da nur so die Rechtssicherung für Staat, Kommunen und Privatpersonen ermöglicht werden konnte. Vielerorts hat sich in dieser Zeit der Umfang des Archivguts verdoppelt. Dafür war eine Erweiterung der Magazinkapazitäten erforderlich. Greiz hat einen Neubau erhalten; in Weimar läuft der letzte Bauabschnitt der Sanierung des Marstallgebäudes (Gesamtkosten in Höhe von 30,2 Mio. Euro), in Altenburg sind erhebliche Teile saniert worden und es hat Erweiterungen innerhalb des Schlossbereiches gegeben, in Gotha ist der Umzug in das \“Perthes-Forum\“ bis 2014 geplant, und in Rudolstadt wurden Teile des Magazins saniert.

In den Landkreisen und Kommunen gehören die Archive zu den wenigen institutionalisierten Kulturträgern vor Ort. Sie sind wichtige Impulsgeber für die Heimatpflege.

Seit 2006 stellen 148 Archive aller Sparten sich und ihre Bestände im \“Archivportal Thüringen\“ vor. Die Quote einer Beteiligung von fast 80 Prozent der insgesamt 184 gemeldeten öffentlichen Archive und von 64 Prozent der nichtstaatlichen Archive ist im Vergleich zu anderen Bundesländern ungewöhnlich hoch.

Wie die Bibliotheken müssen die Archive häufig benutzte und herausragende Bestände sukzessive digitalisieren und für eine Nutzung im Internet zur Verfügung stellen. Diesen Maßnahmen kommt zudem unter dem Aspekt der Bestandserhaltung eine besondere Bedeutung zu. Die Thüringischen Staatsarchive sind hierzu eine Kooperation mit der ThULB Jena eingegangen. Die verschiedenen bereits laufenden Projekte sind so angelegt, dass sie entsprechend den kulturpolitischen Forderungen in die Deutsche Digitale Bibliothek bzw. in die Europeana einfließen können. Eine besondere und dringliche Aufgabe ist ferner die gesetzlich vorgeschriebene Archivierung der in der Landesverwaltung zunehmend entstehenden digitalen Aktenbestände.

Perspektiven

1. Die öffentlichen Archive haben gemäß Thüringer Archivgesetz die Aufgabe, das Archivgut der öffentlichen Stellen zu übernehmen, zu erfassen, zu verwahren, zu erhalten, zu erschließen und es für die Benutzung bereitzustellen. Die Archivierung von elektronischen Unterlagen gehört ebenso zu den gesetzlichen Pflichtaufgaben der Staatsarchive. Das stetige Anwachsen der Archivbestände macht deren Einbeziehung in die Digitalisierungsstrategie des Landes notwendig.

2. Zunehmend entstehen in zahlreichen Landesbehörden Akten und Fachanwendungen nicht mehr auf Papier, sondern nur noch in digitaler Form. Das Land Thüringen entwickelt unter Leitung des Thüringer Hauptstaatsarchivs Konzepte und Planungen, die vorhandenen und künftig entstehenden digitalen Akten und Dateien auf Dauer zu sichern und gemäß Archivgesetz zugänglich zu machen. Insgesamt muss dabei sichergestellt sein, dass jeder Zugriff und vor allem jede Veränderung der Daten/Akten dokumentiert wird und nachvollziehbar bleibt, damit Manipulationen ausgeschlossen werden. Sorge getragen werden muss ebenfalls dafür, dass die archivwürdigen Daten wie auch die zugehörigen Metadaten in archivische Systeme überführt und dort dauerhaft lesbar gehalten werden können. Diese Planungen müssen in die IT-Strategie des Freistaats eingebunden werden.

3. Die thüringischen Archive werden weiterhin auf Grundlage ihrer besonderen Verpflichtung gegenüber der Landesgeschichte ihre Servicefunktionen und ihre Bildungsarbeit als außerschulische Lernorte wahrnehmen. Insbesondere mit dem ThILLM und den Schulen in den entsprechenden Regionen sollen verstärkt Veranstaltungen, Ausstellungen und andere Aktivitäten realisiert werden.

4. Die öffentlichen Archive wirken auch an der Erforschung der bei ihnen verwahrten archivalischen Quellen mit. Deshalb bemühen sich vor allem die Staatsarchive und die größeren Stadtarchive darum, durch gezielte Übernahme von ausgewähltem Sammlungsgut aus privater bzw. nichtöffentlicher Hand (Fotosammlungen, Vereinsarchive, Nachlässe von Politikern, Künstlern und Schriftstellern) die Aktenüberlieferung zu ergänzen und das gesellschaftliche Leben in seiner ganzen Breite abzubilden.

5. Das Archivportal, das sich mit durchschnittlich 100.000 Zugriffen und über 7.000 Besuchern pro Monat sehr gut entwickelt hat, wird als zentrales Informationsmedium über das Thüringer Archivwesen weiterzuentwickeln sein.\“

Bibliografie:

Thüringer Gesetz zum Erlass und zur Änderung bibliotheksrechtlicher Vorschriften – Thüringer Bibliotheksrechtsgesetz (ThürBibRG) vom 16.07.2008, GVBl. Nr. 8/2008, S. 243–245. www.thueringen.de/imperia/md/content/tmbwk/kulturportal/archive_bibliotheken/2008-07-30_endgueltiger_gesetzestext_1_.pdf

Thüringer Gesetz über die Sicherung und Nutzung von Archivgut vom 23.04.1992; GVBl. Nr. 10/1992, S. 139-143. www.thueringen.de/de/staatsarchive/rechtsgrundlagen/Gesetz1
Archive: www.archive-in-thueringen.de

Thüringer Gesetz zur Änderung hochschulrechtlicher Vorschriften, GVBl. Nr. 18/2006, S. 601–683; hier: § 38, Hochschulbibliothek. Aktuellste Version (01.04.2009): www.thueringen.de//th2/tmbwk/wissenschaft/hochschule_und_studium/hochschulrecht

Quelle: Kulturkonzept des Freistaats Thüringen, Oktober 2012, Seiten 5, 87-89, 186; Download unter www.thüringen.de/imperia/md/content/tmbwk/kulturportal/kulturkonzept_thueringen.pdf.

Regesten der Urkunden des Hauptstaatsarchivs Dresden 1366-1380

Ein soeben erschienener Band mit Regesten spätmittelalterlicher Urkunden macht einen bedeutenden Quellenschatz aus den Beständen des Hauptstaatsarchivs Dresden für die Öffentlichkeit zugänglich. In ausführlichen Inhaltsangaben kommentiert und erläutert er 640 Originaldokumente zur Geschichte Mitteldeutschlands in den Jahren zwischen 1366 bis 1380. Die zum großen Teil bisher unbekannten Urkunden bilden eine wichtige Grundlage für künftige landesgeschichtliche Forschungsvorhaben. Das Werk setzt eine schon seit 1960 erscheinende Buchreihe fort, mit der das Hauptstaatsarchiv Dresden seine einzigartigen Urkundenbestände, die zu den größten Sammlungen ihrer Art in Deutschland zählen, sukzessive für die wissenschaftliche Nutzung aufbereitet.

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Abb.: Bischof Johann I. von Meißen bestätigt den Verkauf eines Weingartens in Kötzschenbroda (31. Mai 1368). Urkunde aus dem Bestand 12856 Domkapitel Meißen (Depositum) Nr. 411. (© Sächsisches Staatsarchiv)

Grundlagenwerk für die sächsische Landesgeschichtsforschung
Die Veröffentlichung, die der Dresdner Archivar und Historiker Dr. Eckhart Leisering erarbeitet hat, bringt neues Licht in eine Schlüsselepoche der sächsischen Geschichte, die unter anderem durch die Vorbereitung der Landesteilung von 1382 und einen 1372 vollzogenen Friedensschluss der Wettiner mit Kaiser Karl IV. geprägt war. Darüber hinaus zeichnen die von Königen, Päpsten, Bischöfen, Städten und Klöstern ausgestellten Urkunden ein vielschichtiges Bild des mittelalterlichen Alltags. Die meist in Latein verfassten Originale und ihr oft schwieriger Rechtsinhalt werden durch die neue Regestenpublikation für Wissenschaftler, Heimat- und Familienforscher in moderner und verständlicher Weise nutzbar gemacht.

Bibliographische Angaben:
Eckhart Leisering (Bearb.),
Regesten der Urkunden des Hauptstaatsarchivs Dresden 1366-1380 (Veröffentlichungen des Sächsischen Staatsarchivs, A 15),
Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 2012, 476 S.,
ISBN 978-3-89812-949-7, Preis im Buchhandel: 50 €.

Buchpräsentation im Hauptstaatsarchiv Dresden
In einer Buchpräsentation stellt das Hauptstaatsarchiv Dresden das Werk am 6. November 2012 ab 17 Uhr der Öffentlichkeit vor. Prof. Dr. Enno Bünz, Inhaber des Lehrstuhls für sächsische Landesgeschichte an der Universität Leipzig, und der Dr. Eckhart Leisering sprechen über Inhalt und Nutzungsmöglichkeiten. Zu dieser Veranstaltung sind Gäste herzlich willkommen. Der Eintritt ist frei.

Ort:
Vortragssaal des Hauptstaatsarchivs Dresden
Archivstraße 14 (Seiteneingang)
01097 Dresden

Quelle: Hauptstaatsarchiv Dresden, Pressemitteilung.

Geschichte des Schlossplatzes in Münster

Wer beim Send mit dem Riesenrad Höhenflüge unternommen und mutig in die Tiefe geschaut hat, wird sicher über die Maße des Platzes gestaunt haben. Mit seinen 12,5 Hektar Fläche und einer ursprünglichen Ausdehnung von 600 Metern gilt er als zweitgrößter Stadtplatz in Europa aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg: Der Schlossplatz in Münster. Ihm widmet sich der Themenabend im Stadtarchiv Münster am Donnerstag, 25. Oktober 2012, um 18 Uhr.

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Abb.: Das Schloss nebst Platz als Guckkastenbild. Zu sehen ist eine Darstellung aus der Zeit um 1778 (Foto: Stadt Münster)

Seine Geschichte beginnt mit dem Bau einer Zitadelle durch Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen ab 1661. Mit zahlreichen Ansichten, Fotos und Plänen wird Dr. Bernd Thier, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Stadtmuseum Münster, die Gestaltung und vor allem die vielfältige Nutzung des Areals zwischen Schloss und Altstadt vorstellen. Mit der Zitadelle wurde der Stadtrand zunächst zu einer Esplanade, einem freien Schussfeld auf die Stadt. Mit dem Bau des Schlosses im 18. Jahrhundert entstanden zwei unabhängige Plätze, der Schlossplatz und der Neuplatz. Die Paraden der fürstbischöflichen Truppen dort wurden im 19. Jahrhundert von den preußischen Soldaten übernommen.

Der Neuplatz entwickelte sich zu einem Veranstaltungsort auch für Bürger. Seit 1867 gastierten regelmäßig Zirkusse vor dem Schloss, seit 1916 ist er Schauplatz für den Send. Nationalsozialistische Großveranstaltungen dominierten die Nutzung nach 1933. Der Zweite Weltkrieg veränderte den Platz nachhaltig. Trümmerschutt, Luftschutzeinrichtungen und Baracken prägten das Bild bis in die 1950er/1960er Jahre. Der Eintritt ist frei.

Kontakt:
Stadtarchiv Münster
An den Speichern 8
48157 Münster
Tel. 02 51/4 92-47 01
Fax 02 51/4 92-77 27
archiv(at)stadt-muenster.de
www.muenster.de/stadt/archiv/

Quelle: Stadt Münster, Pressemitteilung, 22.10.2012

Perspektiven historischer Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit in Archiven beim 17. Archivwissenschaftlichen Kolloquium

Am 15. und 16. November 2012 findet am Hessischen Staatsarchiv Marburg das 17. Archivwissenschaftliche Kolloquium zum Thema "Transparenz für die Bürger? Perspektiven historischer Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit in Archiven" statt.

In der globalisierten und multimedial geprägten demokratischen Gesellschaft sind Archive nicht nur Dienstleister der Verwaltung und der Forschung, sondern wenden sich an alle Bürgerinnen und Bürger. Als eine Kulturinstitution neben anderen werben sie aktiv um Benutzerinnen und Benutzer und versuchen, ihre Relevanz auf dem freien Markt der Informationsanbieter zu behaupten. Das 17. Archivwissenschaftliche Kolloquium greift die aktuellen Thesen zur gesellschaftlichen Bedeutung der Archive auf und fragt, wie eine Archivdidaktik aussehen kann, die Bürgerinnen und Bürger in die Archive führt und den besonderen Wert der Archive – auch als Zentren der Historischen Bildungsarbeit – stärker in die gesellschaftliche Wahrnehmung rückt.

Archive schaffen Transparenz, indem sie die Nachvollziehbarkeit des Verwaltungshandelns langfristig sicherstellen. Das ist der Anspruch und zugleich die zentrale gesellschaftliche Aufgabe der öffentlichen Archive. Die Vorträge der ersten Sektion zeigen auf, wie weit die Archive den gesellschaftspolitischen Ansprüchen gerecht werden können und inwieweit sich durch die Umstellung auf digitale Aktenführung neue Herausforderungen ergeben.

Die zweite Sektion ist der Rolle des Archivs als Erinnerungsort gewidmet. Die erinnerungskulturell und regionalgeschichtlich geprägten Formen einer Auseinandersetzung mit Geschichte bedürfen kompetenter Begleitung, wenn Geschichte ihre Orientierungsfunktion für die Gesellschaft nicht verlieren soll. Hierzu können die Archive einen entscheidenden Beitrag leisten. Der Lernort Archiv muss dabei vor Ort theoretisch fundierte, aber auch attraktive Zugänge für alle Nutzerinnen und Nutzer schaffen, ohne die fachlichen Ansprüche Historischer Bildungsarbeit zu vernachlässigen.

In der dritten Sektion präsentieren die Vortragenden aktuelle Konzepte und Ansatzpunkte der Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit in der Praxis. Die Beiträge widmen sich der Zusammenarbeit mit Schulen ebenso wie der Heranführung von Erwachsenen an das Archiv, wobei auch Beispiele für neue mediale Angebote vorgestellt werden.

Das Kolloquium der Archivschule Marburg wird in Kooperation mit der Justus-Liebig-Universität Gießen – Lehrstuhl für Didaktik der Geschichte – und dem Hessischen Staatsarchiv Marburg durchgeführt.

17. Archivwissenschaftliches Kolloquium
Transparenz für die Bürger? Perspektiven historischer Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit in Archiven

Donnerstag, 15. November 2012
11.00 Uhr Eröffnung und Grußworte
11.30 Uhr Eröffnungsvortrag
Gedächtnis, Überlieferung und Wissensvermittlung im Zeitalter der Informationsgesellschaft
Prof. Dr. Peter Haslinger, Herder-Institut, Marburg; Justus-Liebig-Universität Gießen

12.30 Uhr Mittagspause
14.00 Uhr Sektion 1
Transparenz für die Bürger – Möglichkeiten und Grenzen
Moderation: Dr. Irmgard Christa Becker, Archivschule Marburg

Cultural dynamization out of the Archives: the spanish experience
Dr. Ramon Alberch Fugueras, Escola Superior d‘Arxivística i Gestió de Documents (Esaged), Universitat Autònoma de Barcelona

Der Staat und seine Akten
Dr. Michael Hollmann, Bundesarchiv, Koblenz

Klarmachen zum Ändern! Transparenz der Verwaltung im digitalen Zeitalter
Dr. Peter Sandner, Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden

16.15 Uhr Sektion 2
Das Archiv als Akteur regionaler Erinnerungskultur – Archivtainment oder historisches Lernen?
Moderation: Dr. Volker Hirsch, Archivschule Marburg

Erinnerungskulturen und ihre regionalen Akteure
Dr. Harald Schmid, Christian-Albrechts-Universität Kiel

Archivtainment – Imagebildung einer Institution
Prof. Dr. Susanne Freund, Fachhochschule Potsdam

Historisches Lernen im Archiv – zur didaktischen Dimension eines außerschulischen Lernortes
Dr. Jens Aspelmeier, Justus-Liebig-Universität Gießen
18.00 Uhr Ende des 1. Tages

Freitag, 16. November 2012
8.30 Uhr Sektion 3
Archivdidaktik – innovative Wege und alltagstaugliche Konzepte
Moderation: Dr. Jens Aspelmeier, Justus-Liebig-Universität Gießen

Das Archiv liefert das Material – Geschichte inszenieren
Dr. Wolfhart Beck, Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Abteilung Westfalen, Münster

BStU – archivische Bildungsarbeit als „Schule der Demokratie“
Stephan Wolf / Dr. Karsten Jedlitschka, BStU, Berlin

Archivale trifft Bürger: Das Digitale Stadtgedächtnis Coburg
Karin Engelhardt, Stadt Coburg / Horst Gehringer, Staatsarchiv Coburg

Fit für den Archivbesuch. Nutzerseminare des Staatsarchivs Marburg
Dr. Annegret Wenz-Haubfleisch, Hessisches Staatsarchiv Marburg

„Archivführerschein“ für Lehrerinnen und Lehrer der gymnasialen Oberstufe: Neue Wege projektorientierter Bildungsarbeit im regionalen Wirtschaftsarchiv
Dr. Karl-Peter Ellerbrock / Nancy Bodden, Stiftung Westfälisches Wirtschaftsarchiv (WWA), Dortmund

12.00 Uhr Abschlussbesprechung
13.00 Uhr Ende der Veranstaltung

Anmeldung
Anmeldung bis zum 26. Oktober 2012 an:
www.archivschule.de/forschung/archivwissenschaftliche-kolloquien/anmeldung-kollo/.

Am Donnerstag, 15.11.2012, findet um 20.00 Uhr ein gemeinsames Abendessen statt. Wer daran teilnehmen möchte, kreuzt bitte im Anmeldeformular an. Die Kosten für das gemeinsame Abendessen sind im Tagungsbeitrag nicht enthalten.

Tagungsbeitrag
ohne Subskription des Tagungsbandes 45 €
mit Subskription des Tagungsbandes 60 €
Kursmitglieder und Studierende kostenlos

Tagungsort
Das Kolloquium findet im Landgrafensaal des Hessischen Staatsarchivs Marburg, Friedrichsplatz 15, 35037 Marburg (direkt gegenüber der Archivschule),
Tel. 06421 9250-0, statt.

Tagungsbüro
Donnerstag, 15. November 2012 9:30 – 18:45 Uhr
Freitag, 16. November 2012 8:00 – 13:30 Uhr

Hotels
Zimmerbuchung über Marburg Touristik & Marketing GmbH
Telefon: +49 6421 9912-24
Internet: www.marburg.de/de/107054

Veröffentlichungen
Tagungsteilnehmerinnen und Tagungsteilnehmer erhalten während des Kolloquiums 25 % Nachlass auf die Veröffentlichungen der Archivschule. Publikationsliste:
www.archivschule.de/publikation/veroeffentlichungsreihe/

Kontakt:
Archivschule Marburg
Bismarckstr. 32
35037 Marburg
Telefon: +49 6421 16971-0
Telefax: +49 6421 16971-10
archivschule@staff.uni-marburg.de
www.archivschule.de

Ansprechpartnerin:
Frau Heidi Becker
h.becker@staff.uni-marburg.de
Telefon: +49 6421 16971-12

Noch keine Entscheidung über Bestände der Wiener Kultusgemeinde

Im Prozess rund um den Verbleib der historischen Bestände der Wiener Israelitische Kultusgemeinde (IKG) ist ein Urteil weiterhin ausständig. Dies teilte die IKG am 17. Oktober 2012 mit und dementierte damit Medienberichte, die von einer Entscheidung zu Gunsten deren Verbleibs in Israel gesprochen hatten (vgl. z.B. den Bericht der Kleinen Zeitung "Bestände der Jüdischen Gemeinde bleiben in Israel").

"Die Entscheidung über den Verbleib der Dokumente liegt beim zuständigen Gericht, nicht beim Israelischen Staatsarchiv", erklärte Erika Jakubovits, Restitutionsbeauftragte der IKG, auf APA-Anfrage. Der Prozess sei noch am Laufen, die österreichische Seite sei noch nicht einmal angehört worden, so Jakubovits. Eine Fortsetzung der Verhandlung sei für 1. November 2012 geplant.

Die historischen Bestände der Wiener Kultusgemeinde sind nach dem Zweiten Weltkrieg von Wien nach Israel ausgelagert worden. Nach zahlreichen Briefen und Gesprächen mit dem Zentralarchiv für die Geschichte des Jüdischen Volkes in Jerusalem, in denen die IKG um eine Rücküberstellung des Archivs nach Wien gebeten habe, habe sich die IKG im November 2011 zu einer Klage entschlossen, erklärt Jakubovits.

In den 1950er Jahren sei nicht klar gewesen, wie es mit der jüdischen Gemeinde in Wien weitergehen würde und ob sie überhaupt eine Zukunft habe, daher habe man die historischen Bestände leihweise dem Zentralarchiv zur Verfügung gestellt. Heute gebe es jedoch wieder eine blühende jüdische Gemeinde in Wien, man sei daher bemüht, das gesamte Archiv (das auch in Russland, Polen und Tschechien liegt) wieder nach Wien zu holen.

Das Zentralarchiv in Jerusalem verweigert die Rückgabe und spricht von einer "permanenten Leihgabe". Im Gerichtsverfahren wurde auf Initiative des Zentralarchivs eine Stellungnahme des Israelischen Staatsarchivs angefordert. Dieses kommt zum Schluss, dass die historischen Bestände in Jerusalem verbleiben sollen, ist jedoch rechtlich nicht bindend, wie die IKG mitteilte. Die "Jerusalem Post" hatte berichtet, das zuständige Gericht habe die Entscheidungsgewalt dem Staatsarchiv übertragen (siehe JPost-Artikel vom 16.10.2012).

Kontakt:
Israelitische Kultusgemeinde Wien
Seitenstettengasse 4
A-1010 Wien
Tel. +43/1/531 04-0
Fax. +43/1/531 04-108
service@ikg-wien.at
www.ikg-wien.at

Quelle: IKG Wien, Pressemitteilung, 17.10.2012

Paderborner WissensRäume – Bauen für Lehre Studium und Forschung

Am 1. August 1972 als Gesamthochschule gegründet, feiert die Universität Paderborn in diesem Herbst ihr 40jähriges Jubiläum. Im Rahmen der Feierlichkeiten zeigt das Universitätsarchiv Paderborn im Foyer des Audimax vom 22.10. bis 4.11.2012 die Ausstellung "WissensRäume der Universität Paderborn. Bauen für Lehre, Studium und Forschung".

In einer Fotodokumentation wird die Entstehung die bauliche Entwicklung des Campus vorgestellt. Gezeigt wird, wie sehr die im Laufe von vier Jahrzehnten entstandenen Gebäude nicht nur Zeugen des immensen Wachstums der Universität sind, sondern unübersehbarer architektonischer Ausdruck des sich wandelnden Selbstverständnisses der Universität sowie ihres Erfolgs und Zuspruchs als Forschungs- und Lehreinrichtung sind.

Neben Fotos veranschaulichen Exponate und Inszenierungen vielfältige Ausschnitte des universitären Lebens.

Die Jubiläums-Ausstellung wird im Vorfeld des Festakts am 22. Oktober um 17.30 Uhr durch den Präsidenten der Universität, Herrn Prof. Dr. Nikolaus Risch, im Audimax-Foyer eröffnet. Sie kann anschließend bis zum 4. November 2012 täglich von 8 bis 20 Uhr besichtigt werden.

Führungen können bei der Kuratorin Dr. Anikó Szabó (Universitätsarchiv Paderborn) angemeldet werden.

Begleitend zur Ausstellung findet am Mittwoch, 31. Oktober 2012 um 16.15 Uhr im Hörsaal H3 ein öffentlicher Vortrag von Herrn Prof. Dr. Süßmann, Historisches Institut der Universität Paderborn, zum Thema "Wissenschaft als Verkehr? Erfahrungen mit der Paderborner Universitätsarchitektur und ihren Leitideen" statt.

Quelle: UA PB, Medieninformation, Archive.Nrw

Vorläufige Sperrung des Stadtarchivs Stralsund für die Öffentlichkeit

Mit sofortiger Wirkung hat der Oberbürgermeister der Hansestadt Stralsund am 17. Oktober 2012 das Stadtarchiv Stralsund im Johanniskloster für die öffentliche Nutzung vorläufig gesperrt. Grund für die Maßnahme ist ein Gutachten des Leipziger Zentrums für Bucherhaltung (ZfB), das von der Stadt in Auftrag gegeben wurde, nachdem es nach Veräußerung eines Teilbestandes der ehemaligen Gymnasialbibliothek an einen Antiquar Hinweise gegeben hatte, dass der Bücherbestand in schlechtem Zustand sei.

Oberbürgermeister Dr. Alexander Badrow: "Der Antiquar hat mich über den schlechten Zustand der erworbenen Bücher informiert und seine Sorge um den gesamten Bestand im Stadtarchiv zum Ausdruck gebracht, wofür ich ihm sehr dankbar bin. Ich habe daraufhin unverzüglich die Überprüfung des Archivbestandes veranlasst."

Bei den durch das Zentrum für Bucherhaltung stichprobenartig untersuchten Beständen wurde Schimmelbefall festgestellt. Eine Trockenreinigung aller befallenden Bestände wird erforderlich. Bei stark kontaminierten Beständen muss eine besondere Gammabestrahlung vorgenommen werden. Seit wann der Befall vorliegt, konnte das Gutachten nicht beantworten.

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Abb.: Johanniskloster Stralsund (Foto: Hansestadt Stralsund)

Große Bereiche des Johannisklosters und des Archivhauses, insbesondere die Keller und das Erdgeschoss, sind aufgrund bauphysikalischer und raumklimatischer Bedingungen für eine Archivnutzung derzeit nicht geeignet.

Das Gutachten weist auf eine nicht auszuschließende gesundheitliche Gefährdung durch den Pilz sowohl für die Mitarbeiter als auch für die Benutzer des Stadtarchivs hin. "Ich habe deshalb mit sofortiger Wirkung die vorläufige Schließung des Stadtarchivs für die öffentliche Nutzung veranlasst und prüfe derzeit die Arbeitsbedingungen für meine Mitarbeiter", sagt OB Badrow. Ein Raumluftgutachten zur lokalen Eingrenzung des Befalls ist beauftragt.

Alle befallenen Bestände können gerettet werden. Für die Restaurierung entstehen jedoch erhebliche Kosten, die schätzungsweise bis zu 1 Mio. Euro betragen könnten. Die Hansestadt Stralsund erarbeitet bis Ende November eine Nutzungskonzeption für das Johanniskloster, um zu klären, an welchem Ort und in welcher Weise die restaurierten Bestände künftig sicher aufbewahrt werden können.

Der angeblich überraschende Schimmelbefall von wertvollen Buchbeständen im Stadtarchiv Stralsund hat möglicherweise ein politisches Nachspiel. Für die nächste Bürgerschaftssitzung im November 2012 kündigten die Grünen eine Anfrage über die Hintergründe der katastrophalen Zustände an. Der Fraktionschef der Grünen im Landtag Mecklenburg-Vorpommern, Jürgen Suhr, sagte der Nachrichtenagentur dapd, Oberbürgermeister Alexander Badrow (CDU) müsse genau erklären, wann die Verwaltungsspitze zum ersten Mal über die unhaltbaren Zustände in den Depots des Johannisklosters erfahren habe.

Zum Johanniskloster/Stadtarchiv
Das 1254 gegründete Franziskanerkloster St. Johannis zählt zu den kulturhistorisch wertvollsten Baudenkmalen Stralsunds. Seit den 1950er Jahren wird der Gebäudekomplex als städtisches Archiv genutzt. Das Stadtarchiv verwahrt die schriftlichen Zeugnisse zur Geschichte Stralsunds vom 13. Jahrhundert bis zur Gegenwart.

Neben rund 9.000 Urkunden, Stadtbüchern ab 1270, Bürgerbüchern ab 1319 und Aktenmaterial verwahrt das Archiv umfangreiche Sammlungen, darunter zahlreiche Bildwerke. Die Bibliothek umfasst 125.000 Bände, die aus der ehemaligen Ratsbibliothek entstanden ist.

In der Vergangenheit sind am Gebäude unterschiedlichste Sanierungsmaßnahmen durchgeführt worden. Angefangen von Maßnahmen in den 1960er und 1980er Jahren bis hin zu den dringend notwendigen Dachsanierungsarbeiten, die aus dem Investitionsprogramm Nationale UNESCO-Welterbestätten gefördert werden konnten.

Kontakt:
Hansestadt Stralsund
Stadtarchiv
Am Johanniskloster 35
18439 Stralsund
Tel.: (0 38 31) 66 64 66 und 66 64 88
Fax: (0 38 31) 66 64 64
stadtarchiv@stralsund.de
www.stralsund.de/stadtarchiv

Quelle: Hansestadt Stralsund, Pressemitteilung, 17.10.2012; Nachrichten T-Online/dapd, 19.10.2012

Alfons-Benedikter-Nachlass nun im Südtiroler Landesarchiv

Über 500 Ordner umfasst der schriftliche Nachlass von Alfons Benedikter, einem der Väter der Südtirol-Autonomie. Er ist nun im Südtiroler Landesarchiv für die zeitgeschichtliche Forschung zugänglich. Der Sohn des Politikers, Rudi Benedikter, übergab am 5. Oktober 2012 symbolisch den Nachlass seines Vaters an Landeshauptmann Luis Durnwalder und Landesrätin Sabina Kasslatter Mur.

"Wir sind heute stolz auf unsere Autonomie", so Landeshauptmann Durnwalder bei der Nachlass-Übergabe in seinen Amtsräumen im Bozner Palais Widmann, "dabei sind wir uns vielfach nicht mehr bewusst, dass diese Autonomie ein Ergebnis vieler einzelner Schritte ist. In unserer schnelllebigen Zeit verblasst die Erinnerung an das, was vor 30, 40, 50 Jahren geschehen ist, nur allzu rasch. Es ist daher notwendig, das Geschehene zu dokumentieren, Recherchen zu ermöglichen, auch um Hintergründe verstehen zu können."

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Abb.: Der Nachlass Alfons Benedikter wurde heute symbolisch dem Landesarchiv übergeben, im Bild v.l. LRin Kasslatter Mur, Rudi Benedikter, LH Durnwalder, Christine Roilo (Foto: Provinz Bozen)

"Der Bestand von Alfons Benedikter ergänzt die in den beiden letzten Jahren vom Südtiroler Landesarchiv übernommenen Nachlässe von Silvius Magnago und Alcide Berloffa ", erklärte Kulturlandesrätin Sabina Kasslatter Mur, "hinzu kommen die Archive der SVP, der SFP, der UfS und der Grünen sowie den Unterlagen aus den Ämtern und Abteilungen der Südtiroler Landesverwaltung. Damit bietet das Landesarchiv nunmehr eine breite Quellengrundlage für eine künftig zu schreibende Geschichte der Südtiroler Autonomie."

"Vor über 20 Jahren sind die hunderte Ordner im Lastwagen vom Standa-Gebäude in Bozen (Sitz des ehemaligen Ressorts Benedikter) Richtung Frangart (Wohnsitz Benedikters) transportiert worden, nun sind sie dahin zurückgekehrt, wohin sie gehören", betonte bei der heutigen Übergabe Rudi Benedikter. Er verwies auch darauf, dass die Familie den Bestand erschlossen und geordnet habe.

"Das inhaltliche Spektrum des mehr als fünfhundert Ordner umfassenden Nachlasses ist breit gefächert", so Chefarchivarin Christine Roilo, "es umfasst praktisch das gesamte ABC der Autonomie, es reicht von A wie Fragen der Abfallwirtschaft bis Z wie Unterlagen zur Zwölferkommission." Raumordnung und Volkswohnbau, Umweltschutz und Transportwesen, Paket und Proporz, Energiewirtschaft, Städtebau, Zwölfer- und Neunzehnerkommission sind nur einige der Schwerpunkte des Bestandes, der nun als Dauerleihgabe im Südtiroler Landesarchiv aufbewahrt wird und für zeitgeschichtliche Forschung zur Verfügung steht.

Alfons Benedikter (1918-2010) gehört zusammen mit Silvius Magnago (1914-2010) zur Gründergeneration der Südtiroler Volkspartei, er nahm in den sechziger Jahren zusammen mit Friedl Volgger (1914-1997) an den Debatten zur Südtirol-Frage vor der UNO teil und war ab 1972 maßgebend an der Umsetzung der Südtiroler Autonomieregelung beteiligt.

Von 1948 bis 1998 war er Mitglied des Südtiroler Landtags; von 1960 bis 1988 war er als Landesrat für die wichtigen Bereiche des geförderten Wohnbaus, die Raumordnung, die Wirtschaftsprogrammierung und zeitweise auch den Landschaftsschutz zuständig. Dem sich Ende der achtziger Jahre abzeichnenden Abschluss der Autonomieverhandlungen stand Benedikter kritisch gegenüber. Dies führte letztlich zum Bruch mit der Volkspartei und zur Gründung der oppositionellen "Union für Südtirol", die Benedikter in seinem letzten aktiven Jahrzehnt als Politiker 1988 bis 1998 im Landtag vertrat.

Kontakt:
Südtiroler Landesarchiv
Armando-Diaz-Straße 8/B
39100 Bozen
Tel. 0471 411940
Fax 0471 411959
landesarchiv@provinz.bz.it
www.provinz.bz.it/landesarchiv

Quelle: Autonome Provinz Bozen, Pressemitteilung Schule / Kultur, 5.10.2012

Einzigartiges Dokument aus Benediktinerkloster Muri vollständig übersetzt

Die Murianer Klosterchronik Acta Murensia (Murenser Akten) von 1150 liegt 860 Jahre nach ihrer Abfassung erstmals in einer wissenschaftlich fundierten und vollständigen deutschen Übersetzung und mit einem ausführlichen Kommentar vor. Vier Jahre lang arbeiteten die Mittellateinerin Charlotte Bretscher und der Mittelalter-Historiker Christian Sieber daran. Seit 1886 liegt die Urkunde in einer um 1400 abgefassten Abschrift im Staatsarchiv Aargau. Die Handschrift umfasst Berichte zur Frühgeschichte der Benediktinerabtei Muri aus einer Zeit, die als äußerst schriftarm gilt. Sie bestand ursprünglich nur aus 40 Seiten und ist mit der Übersetzung und mit dem umfassenden Kommentar und Register auf stolze 400 Druckseiten angewachsen.

\"Abb.:

Abb.: Acta Murensia, StAAG AA/4947, fol. 13v (Ausschnitt) (Foto: Staatsarchiv Aargau)

Die Murenser Akten sind die einzigen längeren historischen Aufzeichnungen zur regionalen Geschichte des 11. und 12. Jahrhunderts im schweizerischen Mittelland. Sie gehören zu den wichtigsten erzählenden Quellen des deutschschweizerischen Hochmittelalters überhaupt. Mit dem Editionsprojekt sollen die Aufzeichnungen sowohl für die Forschung als auch für die Lokalgeschichte zugänglich gemacht werden.

Neuedition und Übersetzung
Die im Staatsarchiv erhaltene Fassung der "Acta Murensia" datiert um 1400 und gilt als Abschrift der ursprünglichen, verlorenen oder zerstörten Fassung aus dem 12. Jahrhundert. Die Handschrift wurde digitalisiert und ist auf e-codices online einsehbar.

Bis heute liegen nur kurze Abschnitte der "Acta Murensia" in deutscher Übersetzung vor. Die letzte Edition liegt mehr als hundert Jahre zurück. Die herausragende Bedeutung der Murenser Handschrift und das seit langem von verschiedener Seite beklagte Fehlen einer deutschen Übersetzung haben das Staatsarchiv Aargau dazu bewogen, die Neuedition und Übersetzung der Acta Murensia in Auftrag zu geben. 2011 wurde das Editionsprojekt abgeschlossen.

Links:

Die Publikation "Acta Murensia. Die Akten des Klosters Muri mit der Genealogie der frühen Habsburger" erscheint 2012 im Schwabe Verlag Basel.

Kontakt:
Kanton Aargau
Departement Bildung, Kultur und Sport
Staatsarchiv Aargau
Entfelderstrasse 22 (Buchenhof Turm C)
5001 Aarau
Tel.: 062 835 12 90
Fax: 062 835 12 99
staatsarchiv@ag.ch
www.ag.ch/staatsarchiv 

Quelle: Kanton Aargau, Projektinformationen; Jörg Baumann, Aargauer Zeitung.

SINGER und VERITAS – Mythos und Legende

SINGER Nähmaschinen revolutionierte das Leben vieler Frauen, VERITAS Nähmaschinen kultivierte es. Der VERITASKLUB e. K., offizieller Klub des Nähmaschinenwerkes, bewirbt im Folgenden seine neue Publikation: Es ist schon paradox, im Zeitalter, wo Mode eine Massenware ist, Haute Couture Designer für große Warenhausketten werkeln, Star-Fotomodels für Billig-Mode-Läden posieren, ist \’Selbernähen\‘ plötzlich en vogue. In Großstädten boomen die Nähkurse an den Volkshochschulen und die Näh-Cafès wachsen wie Pilze aus dem Boden. Schnittmuster, extravagante Stoffe kann man heute wunderbar online beziehen. Die selbstbewusste Jugend von heute lässt sich nicht mehr diktieren, was sie zu tragen hat, Hartz IV-Empfänger und Loveparade-Fans schon gar nicht. Aus den Untiefen des zugerümpelten Dachbodens wird die schwere "SINGER" wieder hervorgeholt und flott gemacht. Mittendrin in diesem Nähboom avanciert die "coole Veri" aus dem VEB Nähmaschinenwerk Wittenberge zur Kult-Nähmaschine. Eine Maschine "…die ich einfach nur auspacke, anschließe, einschalte und schon kann ich los nähen – good Feeling!" Selbernähen ist sexy geworden.

\"Singer

Jeder Band innerhalb der 10-bändigen Buchedition geht eine gründliche und wissenschaftliche Vorbereitung, Recherche, Befragung und Analyse voraus. Die Vorarbeiten zu dieser Ausgabe, "Nähmaschinenwerk Wittenberger – Erzeugnisse", zogen sich über Jahrzehnte hin. Es war ein Puzzlespiel mit tausenden von Teilen, genauer Nähmaschinen. Nicht nur von der Fachwelt wird diese Buchedition vom VERITASKLUB mit Hochspannung erwartet. Weltweit wird erstmalig ein Druckwerk das gesamte Produktionssortiment einer Fabrik auflisten!

Genau wie die beiden Nähmaschinenmarken, ist auch der achte Band über die ehrwürdige Nähmaschinenfabrik etwas Besonderes. "Langweilige", aber notwendige Zahlenkombinationen wurden mit frischen, coolen und prickelnden Fotos aufgepeppt. Originale und fesche Modefotos aus den jeweiligen Nähmaschinenjahren, insbesondere aus der DDR-Zeit, lassen die Buchedition nicht nur für Technikfreaks begehrenswert erscheinen. Nähmaschinen und Mode, der Leitfaden dieser Buchausgabe. Abgerundet wird diese Edition mit Personaltableaus über Isaac Merritt Singer, Georg Neidlinger, Clemens Müller, Charles Frederick Worth, Georg Rummert und Dr. Klaus Völzer.

Entstehen konnte diese Ausgabe nur durch die exzellente Mitarbeit von zahlreichen Nähmaschinenwerkern. Ein besonderer Dank geht auch an den Heimatchronisten Herrn Horst Podiebrad, der wiederum tief in sein legendäres Fotoarchiv griff. Ferner erhielt der VERITASKLUB Unterstützung von den Star-Mannequins der ehemaligen DDR.

Der VERITASKLUB konnte für diese Buchpublikation wiederum exklusive Förderer gewinnen, unter anderem als Hauptsponsor die Singer Company N.Y. (USA), den Wissen Media Verlag GmbH (D), die Fomanu AG (D) und die Crown Technics GmbH (D). Als Buchpate für den 8. Band konnte der Klub den "König der Nähmaschinenmechaniker" Herrn Bernd Kieselbach gewinnen. Er schrieb auch das Grußwort zu dieser Edition.

Das Exemplar Nummer 1 dieser Buchedition überreicht der Klub dem Modemuseum in Meyenburg anlässlich der öffentlichen Buchpremiere am 22. November 2012 um 14:00 Uhr in deren Räumen. Die Buchedition kann dann ab dem 23. November 2012 käuflich in jeder Buchhandlung, insbesondere in den Prignitzer Buchhandlungen, oder über den VERITASKLUB (www.naehmaschinenwerk.de) erworben werden.

Info:
"Nähmaschinenwerk Wittenberge – Erzeugnisse"
Herausgeber: VERITASKLUB e. K. (Offizieller Klub des Nähmaschinenwerkes)
Produkt: Buchedition – Hardcover im A4 Format
Seiten: 56 Hochglanzseiten mit zahlreichen Fotos
Preis: 44,90 Euro