Niedersachsens neues Kulturerbeportal – www.kulturerbe.niedersachsen.de

Rund 10.000 Kulturgüter aus ganz Niedersachsen sind seit dem 24. April 2012 öffentlich in hochauflösend digitalisierter Form über ein neues Internetportal zugänglich: Die Plattform Kulturerbe Niedersachsen ermöglicht den freien Zugriff auf digitalisierte Gemälde und Graphiken, Bücher, Handschriften und weitere Kulturschätze niedersächsischer Museen, Archive und Bibliotheken. An dem von dem Land Niedersachsen und von der Europäischen Union (EFRE) geförderten Projekt sind sieben Landeseinrichtungen aus Niedersachsen beteiligt. Koordiniert wird es von der SUB Göttingen. Der technische Betrieb erfolgt durch die Verbundzentrale des Gemeinsamen Bibliotheksverbundes (GBV).

Beteiligte Einrichtungen und ihre Objekte:

Herzog Anton Ulrich-Museum, Braunschweig: Handzeichnungen des 14. – 21. Jahrhunderts; ca. 3.800 Blätter

Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen: Zeugnisse der Göttinger Universitätsgeschichte (Bände, Graphiken, Porträts, Archivalien, Stammbuchblätter); mehr als160 Bände, 500 Graphiken, 1.000 Seiten Handschriften

Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek, Hannover: illustrierte Bände aus der Sammlung „Königliche Gartenbibliothek Herrenhausen“ und Herbarien; ca. 7.000 Einzelblätter

Niedersächsisches Landesarchiv: Archivalien mit direktem Niedersachsenbezug (Urkunden, Karten, Handschriften, Akten); ca. 1.000 Digitalisate

Niedersächsisches Landesmuseum Hannover: Exponate aus den Bereichen Archäologie, Natur- , Völker- und Landeskunde (Münzen, Gemälde, Handzeichnungen, Graphiken, plastische Werke); ca. 100 Objekte

Landesbibliothek Oldenburg: Bände der Bibliothek Brandes; Oldenburger Sachsenspiegel; rund 260 Bücher mit insgesamt ca. 100.000 Buchseiten und 280 Seiten Handschriften

Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Druckgraphiken des 15.-18. Jahrhunderts; mehr als 3.000 Einzelgraphiken

Die Bestände des Portals werden künftig weiter ausgebaut, was auch die Teilnahme anderer Kultureinrichtungen des Landes Niedersachsen ermöglicht.

Kontakt:
Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen
Mechthild Schüler
Telefon: 0551/39-5278
schueler@sub.uni-goettingen.de

Wanderausstellung zu Migration und Integration in OWL in Bethel eröffnet

Entgegen dem allgemeinen Trend in Deutschland überaltert die Gesellschaft in Ostwestfalen-Lippe nicht. Der Regierungsbezirk Detmold wird nach einer Expertenprognose im Jahr 2020 die im Bundesdurchschnitt jüngste Bevölkerung haben. Dies liegt am hohen Migrantenanteil in OWL – rund 25 Prozent der Bevölkerung.

Migration und Integration wurden besonders seit dem Zweiten Weltkrieg prägend für die Region. Zu diesem Thema haben 15 kommunale, kirchliche und diakonische Archive aus Ostwestfalen-Lippe die Ausstellung „OWL – Heimat für Fremde?“ konzipiert, die vom 25. April bis zum 8. Juni 2012 im kirchlich-diakonischen Archivzentrum in Bielefeld-Bethel zu sehen ist.

Albert Henz, Theologischer Vizepräsident der Evangelischen Kirche von Westfalen, erhofft sich von der Ausstellung weiterführende und helfende Impulse für eine gelingende Integration und Migration. „Ostwestfalen bietet hierfür anregende Erfahrungen. Die Ausstellung lässt erkennen, dass stabile Arbeits- und Lebensverhältnisse, das Abrufen der Potenziale in kultureller und demografischer Hinsicht, sowie eine aktive Bildungspolitik Faktoren für das Gelingen des Integrationsprozesses sind.“

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Abb.: Haben die Ausstellung eröffnet (von links): Pastor Albert Henz, Pastor Ulrich Pohl, Kerstin Stockhecke und Dr. Jens Murken (Foto: Schulz/Bethel)

Zu den beteiligten Archiven gehört das Landeskirchliche Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen ebenso wie das Hauptarchiv der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel. Für Bethels Vorstandsvorsitzenden Pastor Ulrich Pohl ist die Ausstellung „ein lehrreicher Beitrag, um Integrationsprozesse nachvollziehen zu können“. Jeder Mensch müsse in seiner Individualität, mit seinen Fähigkeiten und mit seiner persönlichen Geschichte von der Gesellschaft akzeptiert werden und die Chance erhalten, gleichberechtigt an ihr teilhaben zu können. „Integration und Inklusion tragen wesentlich zur Vielfalt unserer Gesellschaft bei“, so Pohl.

Die Ausstellung behandelt das breite Themenfeld von Migration und Integration in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Dabei wird der gesamte zeitgeschichtliche Kontext der Migration in den Blick genommen: nicht nur die Migranten, auch die Bedingungen der „Aufnahmegesellschaft“ vor Ort in OWL werden vorgestellt. Es geht um die Erziehungsgeschichte zwischen der einheimischen und der eintreffenden Bevölkerung: Ostdeutsche Flüchtlinge und Vertriebene und ihre allmähliche Selbstorganisation; alliierte Militärangehörige und die Fraternisierung; jüdische Zuwanderung und Gemeindebildung nach dem Holocaust.

Schwerpunktthemen der Ausstellung sind unter anderem die erste Generation der Gastarbeiter in der Region, jugoslawische „Gastarbeiterinnen“ in den v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel, Kirchenasyl sowie die „Griechenbetreuung“ des Evangelischem Gemeindedienstes in Bielefeld.

Für das gemeinsame Projekt haben die beteiligten Archive ausschnitthaft zusammengetragen, was ihre Quellen über die Geschichte der Migranten in OWL aussagen. Die Ausstellung „OWL – Heimat für Fremde?“ wird nach der Eröffnung in Bethel an verschiedenen Orten in OWL gezeigt. Das Ausstellungsprojekt wendet sich auch an Schulen und wird archivpädagogisch begleitet. Gefördert wird das Projekt durch die Landesregierung Nordrhein-Westfalen.

Die Ausstellung „OWL – Heimat für Fremde?“ ist vom 26. April bis zum 8. Juni montags bis freitags, 9-16 Uhr und nach Vereinbarung, im kirchlich-diakonischen Archivzentrum, Bethelplatz 2, in Bielefeld-Bethel zu sehen.

Zur Ausstellung ist das Buch erschienen:
Michael Hallerberg/Fabian Kindt/Arbeitskreis ostwestfälisch-lippische Archive:
Heimat für Fremde? Migration und Integration in Deutschland vom Zweiten Weltkrieg bis zur Gegenwart mit Beispielen aus Ostwestfalen-Lippe
(Schriften des Landeskirchlichen Archivs der Evangelischen Kirche von Westfalen; 16)
Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2011
ISBN : 978-3-89534-926-3
272 S. – 25,0 x 17,0 cm, gebunden, Hardcover
14,90 Euro

Kontakt:
Archive am Bethelplatz
Bethelplatz 2
33617 Bielefeld

Quelle: EKvW, Pressemitteilung, 26.4.2012

Dietkirchener Akten ans Stadtarchiv Limburg

Dietkirchen war 1971 der erste Ort, der sich im Zuge der Gebietsreform der Stadt Limburg anschloss. Die bis dahin selbständige Verwaltung der Gemeinde ging in die der Gesamtstadt auf. Die zu diesem Zeitpunkt geschlossenen Dietkirchener Akten blieben zunächst im ehemaligen Rathaus. Jetzt, mehr als 40 Jahre später, hat sie Ortsvorsteher Bernhard Eufinger im Beisein von Bürgermeister Martin Richard an den Limburger Stadtarchivar Dr. Christoph Waldecker übergeben.

Vorausgegangen waren Gespräche zwischen dem Ortsvorsteher sowie weiteren Ortsbeiratsmitgliedern und dem Stadtarchivar. Dieser bekundete das Interesse an den Akten, und die Vertreter Dietkirchens gaben ihrem Wunsch nach sicherer Unterbringung ihres „Gedächtnisses“ Ausdruck. Nach einem Ortstermin vereinbarten Eufinger und Waldecker die Umlagerung.

„Bisher hatten wir nur etwa fünf Regalmeter Dietkirchener Akten und Amtsbücher,“ erläutert Dr. Waldecker. „Durch diese Abgabe ist der Bestand auf rund 37 Meter angewachsen. Wie viele archivwürdige Einzelvorgänge dies sind, lässt sich erst nach Bewertung und Erschließung sagen.“

In der nächsten Zeit werden die Akten bewertet, d. h. es wird im Archiv entschieden, welche rechtlich und historisch bedeutend sind und aufbewahrt werden und welche vernichtet werden. Dabei steht zu erwarten, dass die Anzahl der Akten, die beseitigt werden, eher gering ausfällt und der weitaus größte Teil erhalten wird. Die für archivwürdig befundenen Akten werden erschlossen, d. h. es wird festgehalten, welche relevanten Informationen in den Akten sind, welche Personen, Straßen und Sachbegriffe darin vorkommen. Vor allem ist die Laufzeit wichtig, also das Jahr des ältesten Schriftstücks in einer Akte und das des jüngsten.

Um die Archivalien vor physischen Schäden zu schützen, wird das Metall (z. B. Büroklammern) entfernt, bevor sie in säurefreie Kartons gepackt werden. Danach werden sie der Forschung zur Verfügung stehen. „Hier sind die Akten an der richtigen Stelle,“ sagte Ortsvorsteher Bernhard Eufinger. Er sieht durch die Abgabe nun auch die Gefahr gebannt, dass diese Dietkirchener Dokumente in einigen Jahren in Vergessenheit geraten und vernichtet werden.

In der Vergangenheit erhielt das Stadtarchiv schon mehrfach Akten aus den Stadtteilen. Dabei handelte es sich vorwiegend um zufällige Funde, also „vergessene“ Akten in diversen Schränken der Gemeinschaftshäuser. Über Umwege gelangten auch Akten aus der Hand von Privatleuten ans Archiv. „Die Stadt Limburg als Rechtsnachfolgerin der ehemals selbständigen Ortsgemeinden ist Eigentümerin dieser Akten, ganz gleich, wo sie sich befinden und wie sie dorthin gekommen sind,“ erklärte Stadtarchivar Dr. Waldecker.

„Wir appellieren an alle, die noch Akten in ihrem Besitz haben, diese an das Stadtarchiv abzugeben,“ so Bürgermeister Martin Richard. „Das wird für niemanden von Nachteil sein. Dem kulturellen Erbe der Stadt und der Erforschung ihrer Geschichte kann aber so ein großer Dienst erwiesen werden.“ Der Bürgermeister betonte, dass die heutige Betrachtung der Limburger Geschichte natürlich auch die Stadtteile umfasse. Dies könne aber nur gelingen, wenn alle Quellen zur Verfügung stehen.

Kontakt:
Stadtarchiv Limburg an der Lahn
Dr. Christoph Waldecker
Schloss Limburg
Mühlberg 3
65549 Limburg a. d. Lahn
Telefon 0 64 31 / 93 23 67
christoph.waldecker@stadt.limburg.de

Quelle: Kreisstadt Limburg, Medienmitteilung, 2.4.2012

26. Archivpädagogenkonferenz 19. bis 21. April 2012 in Dresden

»Danke. Sie können gehen. Wir werden Sie jetzt dekonstruieren …«. Mit dem gleichlautenden Vortrag von Frank Richter, Direktor der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung, eröffnet am 20. April 2012 das Programm zur diesjährigen, 26. Archivpädagogenkonferenz, die in Dresden stattfindet.

Im Mittelpunkt dieser bundesweiten Fachtagung steht die Überlieferung von Zeitzeugenberichten als mündliche Geschichtsquellen – auch Oral History genannt – und ihr Einsatz im Rahmen der historisch-politischen Bildungsarbeit an Schulen, in Archiven und bei historischen Bildungsträgern.

In vier Sektionen werden Fachvorträge im Hauptstaatsarchiv Dresden und im Stadtarchiv Dresden diese junge Methode der Geschichtsdidaktik vorstellen sowie Möglichkeiten und Grenzen im Umgang mit ihr aufzeigen.

Das am Freitagabend stattfindende Gespräch zwischen Frank Richter, 1989 Mitbegründer der „Gruppe der 20“, und Detlef Pappermann, damals Oberleutnant der Volkspolizei, thematisiert die Ereignisse der Friedlichen Revolution am 8. Oktober 1989 in Dresden. Am Sonnabend schließen Praxisbeispiele aus Schulen die Konferenz ab. Schüler der Talsperrenschule Thoßfell z. B. stellen ihr Projekt „Das verschwundene Dorf Pöhl“ vor, welches 2011 den zweiten Bundespreis im Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten gewann.

Veranstalter der Tagung ist der Arbeitskreis „Archivpädagogik und Historische Bildungsarbeit“ im Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e.V. (VdA). Kooperationspartner sind das Sächsische Staatsarchiv, der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen/Außenstelle Dresden, das Stadtarchiv Dresden und das Sächsische Staatsministerium für Kultus.

Kontakt:
Frau Annekatrin Schaller
Stadtarchiv Neuss (Sprecherin des Arbeitskreises)
annekatrin.schaller@stadt.neuss.de
Tel.: 02131/ 90-4253

Quelle: Sächsisches Staatsarchiv, Medieninformation, Nr. 3 / 2012

Tagung in Minden »Erinnern. Gedenken. Vermitteln.«

Der zeitliche Abstand, der Verlust der Zeitzeugen und die unterschiedlichen Kontexte innerhalb der Einwanderungsgesellschaft, aus denen heraus die Zeit des Nationalsozialismus betrachtet wird, erfordern neue Konzepte für die Erinnerungsarbeit. Nicht zuletzt stellt sich angesichts von Rechtsextremismus und Terrorismus die Frage ihrer Wirksamkeit: Ist nachhaltige Prävention möglich?

Neben den großen Gedenkstätten in Deutschland und Europa sind es die Erinnerungsorte in der unmittelbaren Umgebung des Einzelnen, die für eine Auseinandersetzung mit Opfern und Tätern der NS-Zeit immer wichtiger werden. Können die Vermittlung der Historie und die direkte Anschauung von Opfer- und Täterorten dazu beitragen, demokratisches Bewusstsein zu stärken und Sensibilität für die Einhaltung der Menschenrechte im eigenen Umfeld zu entwickeln?

Die Tagung »Erinnern. Gedenken. Vermitteln.« möchte allen Interessierten, Pädagoginnen und Pädagogen sowie den in der Erinnerungsarbeit Tätigen neue Impulse geben: Beispiele aus der regionalen und überregionalen Praxis treffen auf konzeptionelle Überlegungen und Perspektiven der Erinnerungsarbeit und der Gedenkstättenpädagogik.

Die Tagung findet an einem Mindener Gedenkort – der Martinikirche – statt. Diesem Ort und seiner Verbindung nach Kreisau/Krzyzowa in Polen, ehemals Treffpunkt des Kreisauer Kreises, ist ein Teil des Veranstaltungsprogramms gewidmet.

Die Veranstaltung ist öffentlich, der Eintritt ist frei.

Info:
Erinnern. Gedenken. Vermitteln
Erfahrungen und Perspektiven historisch-politischer Bildung an NS-Gedenkorten
Eine Tagung des Mindener Geschichtsvereins in Kooperation mit dem Ev. Kirchenkreis Minden
8. – 10. Juni 2012
Martinhaus der Ev. Luth. St. Martini-Kirchengemeinde
Martinikirchhof 7, 32423 Minden
Ev. Luth. Ratskirche St. Martini
Martinikirchhof 1, 32423 Minden

Link: http://www.mindener-geschichtsverein.de/Tagung-2012.pdf.

Aktenlesung: Kurioses aus dem Stadtarchiv Herten

Zu einer ungewöhnlichen Lesung in den neuen Räumen des Stadtarchivs Herten sind am 20. April 2012 alle interessierten Bürgerinnen und Bürger eingeladen. Im Rahmen des Tags der offenen Tür präsentieren Archiv und Kulturbüro gemeinsam kuriose, unterhaltsame und informative Fundstücke aus dem Gedächtnis der Stadt. Der Eintritt ist kostenlos.

An diesem Tag öffnet das Archiv zum ersten Mal – nach dem Auszug aus dem Keller des Gymnasiums – seine Pforten. Jeweils um 16 und 17 Uhr wird das neue, an diesem Tag illuminierte Magazin zur Lesebühne. Dr. Reinildis Hartmann und Michael Otta vom Förderverein der Stadtbibliothek lesen dann aus alten Akten vor. Schon bei der historisch-literarischen Weinprobe zum Stadtjubiläum haben sie gekonnt historische Texte aus dem Archiv vorgetragen. Jetzt sind weitere Fundstücke dazu gekommen.

Neben stadthistorischen Ereignissen und weiteren sorgfältig gesammelten Daten, finden sich im Archivgut nicht selten auch Kuriositäten. "Wir haben zum Beispiel ein Dokument gefunden, das vor dem unzeitigen und unmäßigen Genuss geistig-berauschender Getränke warnt", verrät Sylvia Seelert aus dem städtischen Kulturbüro. Interessant sei auch die Fundanzeige über einen \’Ballen Gummi\‘, die einen langen Schriftverkehr nach sich zog, bis der Ballen zu seinem Besitzer zurückfand, ergänzt Archivleiterin Kirsten Noetzel. Bei diesen Formulierungen wird schnell klar: Selbst die Sprache, die in Briefwechseln und Vermerken genutzt wurde, erscheint im Rückblick eigentümlich und komisch.

Musikalisch begleitet der Percussionist Willi Z aus Recklinghausen die Lesungen. Er interpretiert die Texte mit ungewöhnlichen Klängen. So wird die Lesung zu einem außergewöhnlichen Hörerlebnis.

Kontakt:
Stadtarchiv Herten
Kirsten Noetzel, Leiterin
Kurt-Schumacher-Straße 2
45699 Herten
Tel.: 0 23 66 / 303 233
k.noetzel@herten.de

Quelle: Stadt Herten, Pressemitteilung, 12.4.2012

Päpstliche Urkunde im Dresdner Stadtarchiv wiederentdeckt

Bei Restaurierungen im Urkundenbestand des Stadtarchivs Dresden fanden Mitarbeiter in diesen Tagen eine verschollene „Papstbulle" wieder. Das ist eine Pergamenturkunde vom 30. April 1399. Mit der Bleibulle des Papstes Bonifatius IX. an rot und gelben Seidenfäden erteilt dieser allen, „die der täglich in der Kapelle des heiligen Kreuzes durch die Geistlichkeit stattfindenden Absingung des „Salve Regina" in Andacht beiwohnen werden, einen 40-tägigen Ablass". Bischof Caspar von Meissen bestätigt mit seinem Siegel den päpstlichen Ablass am 4. Juli 1458.

Das Besondere an dieser Urkunde ist, dass es sich hierbei um die einzige erhaltene Papsturkunde im Stadtarchiv handelt. Aus den vorliegenden Abschriften von Urkunden geht hervor, dass ursprünglich fünf bis sechs Papsturkunden aus der Reformationszeit hier existierten. Zwei davon waren sogenannte päpstliche Ablassurkunden. Lediglich die jetzt wiederentdeckte Urkunde ist noch im Original vorhanden und im Stadtarchiv überliefert.

Eine Päpstliche Bulle oder kurz Bulle ist die Bezeichnung für Urkunden, die in der päpstlichen Kanzlei in feierlicher Form ausgefertigt und besiegelt wurden und wichtige Rechtsakte des Papstes verkünden. Die Bulle trägt ihren Namen vom (Blei-)Siegel (lat. bulla), mit dem die Papsturkunden des Mittelalters und der Frühen Neuzeit regelmäßig besiegelt waren. Papstbullen in Stadtarchiven sind selten überliefert.

Die Urkunde wurde inzwischen gereinigt und restauriert. Dr. Ulrike Siewert, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Institutes für Sächsische Geschichte und Volkskunde e. V., fertigte eine Übersetzung an.

Kontakt:
Stadtarchiv Dresden
Elisabeth-Boer-Straße 1
01099 Dresden
0351-4881515
stadtarchiv@dresden.de
www.dresden.de/stadtarchiv

Quelle: Dresden, Pressemitteilung, 12.4.2012

4.000 Seiten zur Lübecker Baugeschichte neu im Internet

Das Archiv der Hansestadt Lübeck erweitert sein Informationsangebot zur Hausforschung: Auf der Webseite des Archivs und im Lesesaal kann ab dem 19. April 2012 die von Herrn Hans Meyer, Lübeck, die seit 1989 entstandene und regelmäßig aktualisierte Dokumentation Bau- und Architekturgeschichte, Stadtentwicklung in Lübeck: BASt eingesehen werden.

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BASt enthält Literaturnachweise und Zitate zur Geschichte privater und öffentlicher Gebäude, über die Lübecker Kirchen, über Stadtentwicklung und Denkmalpflege. Es handelt sich um ein hervorragendes Kompendium der baulichen Entwicklung der Hansestadt. In den zur Zeit 140 Dateien mit insgesamt über 4.000 Druckseiten finden sich zudem bibliographische Hinweise auf über 600 Publikationen zu Lübecks baulichem Werden seit dem 14. Jahrhundert aus über 190 Jahren Stadtgeschichtsforschung.

BASt ist keine Bibliographie im herkömmlichen Sinne: Hans Meyer hat nicht nur Buch- und Aufsatztitel oder Inhaltsverzeichnisse erfasst, sondern alle Beiträge gelesen und ihre Inhalte anhand von Stichworten und/oder Zitaten nachgewiesen. Alles Wissenswerte zur Baugeschichte ist berücksichtigt worden, bei Kirchen nicht nur die Gebäude, sondern auch das Inventar.

Aufwändige, kosten- und zeitintensive Literaturrecherchen zur Hausforschung erübrigen sich mit Hilfe von BASt. Sie finden schnell weiterführende und durch regelmäßige Aktualisierungen auf den neuesten Forschungsstand gebrachte Informationen über Profanbauten und sakrale Gebäude in der Altstadt und den Vorstädten.

Man findet zum Beispiel 245 Zitate und Literaturnachweise zu 100 Stichworten aus dem Themenbereich Weltkulturerbe und Denkmalpflege. Oder: 600 Zitate zu über 140 Stichworten zur Rubrik Architektur, Baukultur, Stadtentwicklung, Stadtplanung und ISEK.

Ob groß, ob klein, wertvoll oder bescheiden, gehen Sie davon aus, dass Häuser, die in der Lübeck-Literatur erwähnt werden, als Nachweis oder als Zitat in BASt berücksichtigt sind. All diese Informationen stehen ab dem 19. April 2012 online kostenfrei zur Verfügung unter www.archiv.luebeck.de/bast.

Die öffentliche Freischaltung und Präsentation findet statt am 19.4.2012, 18.00 Uhr, im Lesesaal des Archivs der Hansestadt Lübeck, Mühlendamm 1-3, 23552 Lübeck.

Link: Bau- und Architekturgeschichte, Stadtentwicklung in Lübeck: BASt (Flyer)

Kontakt:
Archiv der Hansestadt Lübeck
Mühlendamm 1-3
23552 Lübeck
Tel. 0451 122 4152
archiv@luebeck.de
www.archiv.luebeck.de

Quelle: Archiv der Hansestadt Lübeck, Pressemitteilung

Fotoalben der Ratinger Landwirtschaftsschule

Rosemarie Masur, die letzte Leiterin der Mädchenabteilung der ehemaligen Landwirtschaftsschule am Hauser Ring in Ratingen, hat dem Stadtarchiv Ratingen mehrere Fotoalben vermacht. Dieser dokumentarische Glücksfall beinhaltet eine Erinnerung an verloren gegangenes Wissen, zum Beispiel über Ernährung und Gartenbau.

Rosemarie Masur war seit 1951 Lehrerin in und ab 1960 Leiterin der 1929 eröffneten Mädchenabteilung der Landwirtschaftsschule am Hauser Ring. Dort ging es für zukünftige Bäuerinnen darum, die Hausarbeit als Lehrberuf zu professionalisieren: Ernährungslehre, Gartenbautheorie, Gesundheitspflege, Wäschepflege, Gemeinschafts- und Familienkunde standen im Lehrplan, später auch die fachgerechte Verarbeitung von Gefriergut.

Rosemarie Masur, die bis zu ihrem Tod im Jahr 2008 in Haus Salem lebte, hat den Schulalltag akribisch in Fotoalben dokumentiert. Sie kannte die Schule, die 1908 als Fortbildungsstätte für junge Landwirte der Region gegründet wurde, sehr genau. Sie wusste auch, dass sich viele Jungbauern dort ihre späteren Ehefrauen suchten, doch blieben die Abteilungen bis zur Schließung der Schule im Jahr 1969 streng getrennt.

Kontakt:
Stadtarchiv Ratingen
Mülheimer Str. 47
D-40878 Ratingen
Telefon: 02102-550-4190/-4191
Telefax: 02102-550-9419
stadtarchiv@ratingen.de

Quelle: RP-Online, 7.4.2012; vgl. Erika Münster: Berufsziel Bäuerin – Die Mädchenabteilung der Landwirtschaftsschule Ratingen 1929-1969, in: die Quecke 61 (1991), S. 78-80.

Handschriftliche Kostbarkeiten im Stadtarchiv Fulda

Geschichte hat viele "Gesichter". Akten, Urkunden, Siegel, Bilder sind Teil dieses kollektiven historischen Gedächtnisses. Hüter dieser je nach Perspektive mehr oder weniger kostbaren "Schätze" sind die Archive wie das Stadtarchiv Fulda. Was in ihren Tausenden von Regalkilometern Wertvolles schlummert, ist spätestens seit dem Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln der Öffentlichkeit schmerzhaft bewusst geworden.

Unikate
In Köln sind im Gegensatz zur Weimarer Anna Amalia Bibliothek unschätzbare "Unikate" verloren gegangen. Das wäre auch in Fulda der Fall, wenn zum Beispiel Ratsprotokolle verbrennen würden. "Denn sie gibt es nur einmal, so wie auch die Gründungsurkunde des Fuldaer Stadtrats von 1384, das älteste Gerichtsprotokoll der Stadt von 1494 oder das älteste Ratsprotokoll aus dem Jahr 1530″, sagt Archivleiter Dr. Thomas Heiler und beschreibt, was wäre, wenn es im Stadtarchiv zum Ernstfall kommen würde. Eine Gutenberg Bibel, so die schlichte Erkenntnis, sei ersetzbar, weil sie laut Heiler "weltweit glücklicherweise noch mehrfach vorkommt."

Umdenken
Die Geschichte hat viele Beispiele des Verlusts von bedeutendem Archivgut geliefert. In den Bauernaufständen haben marodierende Haufen zielgerichtet die adligen Archive verbrannt und damit den Nachweis ihrer Bringschuld gegenüber dem Lehnsherrn. Folglich standen Brandkatastrophen und die Beseitigung der Löschwasserschäden bislang stets im Focus des Interesses von Archivaren und zuständiger Stellen – weniger der Einsturz eines ganzen Gebäudes wie im tragischen Unglücksfall von Köln. Umdenken ist deshalb angesagt.

Erbe schützen
Seit 1961 gibt es ein Bundesprogramm zum Schutz kostbaren Kulturgutes. Der leitende Gedanke damals: Das Erbe der Republik vor dem Atomkrieg zu schützen und zu bewahren. Deshalb ist seiner Zeit "massenweise Archivgut verfilmt worden." Angefragt wurden jedoch nur die großen Archive. Das Fuldaer Stadtarchiv nicht, wie dessen Leiter bedauert. Die Archivalien der Fürstabtei und des Fürstbistums Fulda, die im Marburger Staatsarchiv lagern, sind verfilmt. Päpstliche und kaiserliche Privilegien sowie die Hammelburger Schenkungsurkunde von Karl dem Großen von 777 finden sich in diesen Beständen ebenso wie alle Protokollbände oder Akten, die die fürstäbtliche oder bischöfliche Verwaltung hervorgebracht haben. Somit sind sämtliche Quellen vor 1803 auf Film gesichert, von dem das Stadtarchiv jeweils eine Kopie besitzt.

Im Netz
"Highlights" dieser Bestände sind als Projekt des Marburger Staatsarchivs ins Netz gestellt worden, so exakt 2439 Urkunden des Fuldaer Reichsklosters aus der Zeit von 751-1837. Auch alle Fuldaer Urkunden vor 1803 mit Kurzbeschreibungen und hoch aufgelösten Bildern sollen in den nächsten Wochen folgen. Urkunden machen laut Heiler jedoch nur "ein Prozent der Bestände" aus. Die weitaus größere Menge bilden die Akten. "Sie sind oft nicht auf Mikrofilmen oder in digitalisierter Form gesichert", räumt der Leiter des Stadtarchivs ein.

Sichern
Ein zusätzliches Problem: Das papierlose Büro sei "ferner denn je", beschreibt Thomas Heiler die Entwicklung. Dem Stadtarchiv sei es dennoch gelungen, die Bestände der Stadt auf 40 Prozent ihres Volumens zu reduzieren, indem sie "durchforstet und auf die archivwürdigen reduziert worden sind." "Jetzt, wo wir das Archivgut bestimmt haben, müssen wir es durch Digitalisieren und Mikroverfilmen sichern." Das zumindest ist Heilers Wunsch. Und ein Projekt, das auf 10 Jahre angelegt wäre. Ansonsten drohe Gefahr für das wertvolle Archivgut, das stolze 600 Regalmeter hinter den historischen Mauern des Stadtarchivs füllt und von 1945 bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht. Bei der Langzeitsicherung "schwören" Archivare übrigens anstelle des Digitalisierens auf die Mikroverfilmung, ein ebenso günstiges wie einfach zu handhabendes Verfahren. Filme sollen nämlich eine Zeitspanne von mindestens 500 Jahren überdauern können. Wie beständig das Material ist, belegen bereits bis zu 150 Jahre alte Filme.

Goldenes Buch
Im Falle Fuldas wäre das "Goldene Buch" der Stadt zu sichern, das wohl verwahrt im Safe schlummert. Aber auch weitere "Schätze" seines Archivs wie die Gründungsurkunde des Fuldaer Stadtrats von 1384, das älteste Gerichtsprotokoll der Stadt von 1494 oder das älteste Ratsprotokoll aus dem Jahr 1530 müssen nach Worten Heilers verfilmt werden. Diese städtischen Unterlagen sind leider "noch nicht für die Ewigkeit" aufgehoben wie die Staatakten der Fürstabtei, die auch als Kopien in luftdicht verschlossenen Behältern im Oberrieder Stollen im Schwarzwald lagern.

Päpstliche Urkunde
Um zu zeigen, worüber er wacht, führt mich Thomas Heiler ins Obergeschoss des Stadtarchivs. Dort reiht sich ein graues Stahlregal ans andere. Behutsam lässt er eines zur Seite gleiten und greift nach einem der vielen sorgsam gestapelten "säurefreien" Kartons. Zum Vorschein kommt eine Bischofsernennungsurkunde von Papst Leo XIII. in filigraner, fein verzierter Handschrift und mit päpstlichem Siegel. Stück um Stück präsentiert Heiler weitere Meisterwerke aus der Feder geschickter meist mittelalterlicher Schreiber.

Kontakt:
Magistrat der Stadt Fulda
Stadtarchiv
Bonifatiusplatz 1+3
36037 Fulda
Leitung:
Dr. Thomas Heiler
Tel.: (06 61) 1 02 – 14 50
Fax: (06 61) 1 02 – 24 51
stadtarchiv@fulda.de

Quelle: Stadt Fulda / Magistratspressestelle, Pressemeldung, 27.3.2012