5.000 Kleindenkmale des Enzkreises in 50 Ordnern

Sie füllt 46 dicke Aktenordner von fast drei Laufmetern Umfang: die in den vergangenen Jahren erstellte Dokumentation der Kleindenkmale in den Enzkreis-Gemeinden. Das umfangreiche „Werk“ hat Martina Blaschka, Koordinatorin auf Landesebene, kürzlich dem Kreisarchiv des Enzkreises zur dauerhaften Aufbewahrung übergeben.

Unter Kleindenkmalen versteht man „kleine, ortsfeste, freistehende und von Menschenhand geschaffene Gebilde aus Stein, Metall oder Holz, die einem bestimmten Zweck dienten oder an eine Begebenheit bzw. an Personen erinnern.“ Dazu zählen beispielsweise die in Feld und Flur stehenden Sühnekreuze, Bildstöcke, Gedenk- und historische Grenzsteine, aber auch Brücken und Stege, Unterstände oder Trockenmauern. Innerorts fallen Denkmale, Brunnen, Wappen, Hausmarken, Fensterschieber und unzählige Bauinschriften darunter.

Sinn und Zweck vieler dieser Kleindenkmale geraten mehr und mehr in Vergessenheit. Oftmals ist gar deren Existenz gefährdet. Deshalb hat das Landesamt für Denkmalpflege zusammen mit dem Schwäbischen Heimatbund, dem Schwarzwald- und dem Schwäbischen Albverein eine landesweite Dokumentation dieser Kleindenkmale auf den Weg gebracht. Erfasst wurden die Kleindenkmale von unzähligen Ehrenamtlichen. Als einer der ersten Landkreise wurde der Enzkreis – im wahrsten Wortsinn – „beackert“. Unter der landesweiten Regie von Martina Blaschka konnte die ehrenamtlich tätige Kreiskoordinatorin Barbara Hauser aus Neuenbürg mit Unterstützung von Wolfgang Kummer vom Amt für Baurecht und Naturschutz 60 ortskundige Personen für die Sache gewinnen. Diese zogen in den Jahren 2003 bis 2009, „bewaffnet“ mit Papier, Stift und Fotoapparat, über Stock und Stein und leisteten mithilfe spezieller Erfassungsbögen die Basisarbeit der Dokumentation. Sage und schreibe 5193 Kleindenkmale konnten dabei aufgespürt, fotografiert beziehungsweise abgezeichnet werden.

\"Erster

Abb.: Erster Landesbeamter Wolfgang Herz (rechts) und Kreisarchivar Konstantin Huber freuen sich über die von Martina Blaschka (Zweite von rechts) und Bärbel Hauser übergebene Dokumentation von Kleindenkmalen im Enzkreis (Foto: Enzkreis).

Die Ergebnisse in Text und Bild wurden bei Barbara Hauser gesammelt, die sie dem Landesamt für Denkmalpflege übergab. Dort wurde das gesamte Material in Listen zusammengestellt und, soweit noch nicht geschehen, digitalisiert. Das stolze Ergebnis sind 46 dicke Aktenordner, die nun zur dauerhaften Aufbewahrung beim Kreisarchiv an den Ersten Landesbeamten Wolfgang Herz und Archivleiter Konstantin Huber übergeben wurden. Martina Blaschka, für die der Enzkreis fast so etwas wie ein „Problemkind“ darstellte, zeigte sich im Landratsamt sichtlich erleichtert: „Nachdem meine Projektstelle beim Land Baden-Württemberg fast ständig von der Streichung bedroht war und ich die Bearbeitung mehrfach unterbrechen musste, bin ich nun sehr froh, dass dieser Landkreis doch so erfolgreich abgeschlossen werden konnte“. Und Konstantin Huber war voll des Lobes über die vorbildlich erstellte Sammlung: „Wäre nur jeder Bestand, den wir übernehmen, so klar und übersichtlich strukturiert und beschriftet!“

Die Dokumentation der fast 50 Ordner, zu denen noch fünf DVDs mit den digitalen Daten gehören, bildet im Kreisarchiv nun den Bestand mit der Bezeichnung X 15. Die Gefahr jedoch, dass die Unterlagen künftig „im Archiv verstauben“, besteht keinesfalls. „Sie dienen als Basis für ein neues Buchprojekt in der Schriftenreihe des Kreisarchivs, für das der Enzkreis die landesweit bekannten Kleindenkmal-Experten Reinhard Wolf und Dieter Kapff als Autoren gewinnen konnte“, erläutert Huber. Dieses Werk soll 2011 erscheinen und bietet einen komprimierten Überblick über die Kleindenkmale des Kreises mit einer Dokumentation besonders wichtiger, hübscher oder auch merkwürdiger Objekte. Als kleiner „Appetithappen“ wird am 10. November 2009 ein Projektbericht von Barbara Hauser in Band 13 der Jahrbuchreiche „Historisches und Aktuelles“ veröffentlicht.

Kontakt:
Landratsamt Enzkreis – Kreisarchiv
Zähringerallee 3
75177 Pforzheim
Telefon:07231 308-9423
FAX:07231 308-9837
Kreisarchiv@enzkreis.de

Quelle: Enzkreis, Pressemitteilung 295/ 2009, 13.10.2009

Doppelausstellung zum 40-jährigen Jubiläum der Universität Bielefeld

Die Universität Bielefeld feiert im Jahr 2009 ihr 40-jähriges Gründungsjubiläum. Seit der Aufnahme des Lehrbetriebs am 17. November 1969 hat sich die Universität Bielefeld zu einer international etablierten Stätte von Forschung und Lehre entwickelt. "Durch zielgerichtete Strukturpolitik und das innovative Wirken von herausragenden wissenschaftlichen Persönlichkeiten war die Universität anderen Hochschulen oft einen Schritt voraus", so heißt es in der Selbstdarstellung der Uni zum Jubiläum. Zehntausende haben hier in diesen vier Jahrzehnten inzwischen erfolgreich ihr Studium absolviert, und die Universität ist längst auch ein wichtiger wirtschaftlicher und kultureller Faktor in der Stadt Bielefeld und der Region Ostwestfalen-Lippe geworden. – Mit einem „Ausstellungsdoppel“ in der Universitätsbibliothek Bielefeld begeht die Universität den 40. Jahrestag ihrer Gründung.

„Wie gründet man Universitäten? – Helmut Schelskys Konzept und der gelungenen Start der Universität Bielefeld. Eine Ausstellung des Universitätsarchivs Bielefeld

Im Februar 1984 – vor nunmehr 25 Jahren – verstarb der Soziologe und Hochschulplaner Helmut Schelsky, dem die Universität Bielefeld das Strukturkonzept verdankt, nach dem sie gegründet und errichtet wurde. Das Universitätsarchiv Bielefeld nimmt beide Daten zum Anlass, sich mit der Person Helmut Schelskys, der Konzeption der „Reformuniversität Bielefeld“ und mit ihrer in den Augen der Zeitgenossen weitgehend geglückten Gründung auseinanderzusetzen. Wie gründet man im ausgehenden 20. Jahrhundert eigentlich eine Universität?

Die Ausstellung, deren Arbeitstitel sich an einen Schelsky-Beitrag in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung von 14. Oktober 1961 anlehnt, will kurz die Person Schelskys skizzieren und sodann auf das neuartige seiner Bielefelder Universitätskonzeption eingehen. Da Schelsky stark in Personen dachte, spielt die Zusammensetzung der Gründungsgremien bei der Realisierung des Konzepts der „Reformuniversität Bielefeld“ eine große Rolle. Erwartet wurde von den Mitgliedern des Gründungsausschusses und Wissenschaftlichen Beirats, dass sie bereit sind, an die Hochschulneugründung zu wechseln. Ein nicht unwesentlicher Teil der Gründungsmitglieder hat dies getan, blieb für einen mehr oder wenigen langen Zeitraum an der Universität Bielefeld und etablierte sich an hervorragender Position in der bundesdeutschen Wissenschaft, wie die Juristen Ernst-Wolfgang Böckenförde und Ernst-Joachim Mestmäcker, die Soziologen Niklas Luhmann und Franz-Xaver Kaufmann, der Philosoph Hermann Lübbe, der Pädagoge Hartmut von Hentig, der Historiker Reinhart Koselleck und der Romanist und Sprachwissenschaftler Harald Weinrich.

Die Ausstellung will dabei in erster Linie Helmut Schelsky selbst durch seine Publikationen, seine im Universitätsarchiv überlieferte Korrespondenz und seine „Dokumente zum Aufbau einer Universität in Ost-Westfalen“ zu Wort kommen lassen.

„Innovation ist unsere Tradition“. Eine Ausstellung der Universitätsbibliothek Bielefeld

Die Universitätsbibliothek Bielefeld gehört seit ihrem Bestehen zu den Pionieren elektronischer Informationsdienste. Als die Universität Bielefeld 1969 ihren Lehrbetrieb aufnahm, lag bereits der erste vollständig mittels EDV erzeugte Bibliothekskatalog vor. Vier Jahrzehnte später baut die UB Bielefeld eine europäische Infrastruktur für Dokumentenserver mit auf, und in diesem Jahr präsentierte sie ihren neuen suchmaschinen- basierten Bibliothekskatalog. Die Ausstellung wirft ein Schlaglicht auf 40 Jahre digitaler Innovation in der UB Bielefeld, vor und nach dem Aufkommen von Internet und Google.

Ausstellungszeitraum:
Mittwoch, 21. Oktober – Mittwoch, 25. November 2009
Gemeinsame Vernissage: Mittwoch, 21. Oktober 2009, 18 Uhr
Ort: Ausstellungsfläche der Bibliothek auf der Ebene C1
Führungen durch die Ausstellungen in der Universitätsbibliothek

montags, 17.15 Uhr und donnerstags, 10.00 Uhr: Führung durch die Ausstellung "Wie gründet man Universitäten?"
montags, 18.15 Uhr und donnerstags, 11.00 Uhr: Führung durch die Ausstellung "Innovation ist unsere Tradition"

Kontakt:
„Wie gründet man Universitäten?“
Universitätsarchiv Bielefeld:
Martin Löning
Tel. 0521/106-4009
martin.loening@uni-bielefeld.de

„Innovation ist unsere Tradition“
Universitätsbibliothek Bielefeld:
Dr. Karin Ilg-Hartbecke
Tel. 0521/106-5232
karin.hartbecke@uni-bielefeld.de

Haus- und Straßennamen der Münchner Altstadt

Haus- und Straßennamen gehören ebenso wie Baudenkmäler und andere Sehenswürdigkeiten zum historischen Inventar einer Stadt und dokumentieren ein wichtiges Stück Stadtgeschichte. Das Buch "Haus- und Straßennamen der Münchner Altstadt" von Helmuth Stahleder untersucht annähernd 1.600 Namen der Münchner Altstadt, vor allem bis zur Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. Außer einer möglichst vollständigen Erfassung der Straßennamen, Hausnamen und Ortsbezeichnungen werden diese lokalisiert, datiert und erklärt.

Die Hausnamen schließen auch die Namen alter Gewerbebetriebe mit ein, vor allem diejenigen von Gaststätten, Brauereien, Bädern und Mühlen. Ausführlich werden die Namen der Tore und Türme in der Stadtmauer behandelt. Die Namen von Bächen, Brücken und Brunnen vervollständigen diese kleine topographische Stadtgeschichte.

Zum Autor
Helmuth Stahleder, 1940 in Landshut geboren, studierte Geschichte und Germanistik in München und war viele Jahre stellvertretender Leiter des Stadtarchivs München. Er veröffentlichte Abhandlungen zur bayerischen Geschichte und zur Geschichte der Landeshauptstadt, u.a. „Chronik der Stadt München“ von 1157–1818, „Älteres Häuserbuch der Stadt München“ und zahlreiche „Beiträge zur Geschichte Münchner Bürgergeschlechter des Mittelalters“.

Info:
Helmuth Stahleder
Haus- und Straßennamen der Münchner Altstadt
2. überarbeitete und erweiterte Auflage September 2009
Verlag PH.C.W. Schmidt, Neustadt/Aisch
fadengehefteter Festeinband, 696 Seiten, Format 13,8 cm x 22 cm, 77 s/w-Abbildungen, 34,80 €
ISBN: 978-3-87707-763-4

Geschichtsblätter 5 – 2008/2009 des Stadtarchivs Greven erschienen

Das Stadtarchiv Greven hat die 5. Ausgabe der Grevener Geschichtsblätter veröffentlicht. Schwerpunkt ist die Geschichte der Familie und Firma J.C. Biederlack, die 2008 Thema der Ausstellung „by der Lake – Biederlack. Spuren einer Grevener Familie vom 16. bis zum 20. Jahrhundert“ im Rathaus war. Die Texte und viele Abbildungen der Ausstellung werden hier nochmals im Printformat präsentiert. Das Heft mit einem Umfang von 37 Seiten ist ab sofort zum Preis von 5 Euro an der Rathausinformation und in der Stadtbibliothek erhältlich.

Präsentiert wird auch der Vortrag zur Ausstellungseröffnung von Anke Hackethal. Damit kommt das Stadtarchiv dem Wunsch vieler Ausstellungsbesucher nach. Als Service bietet das Team des Stadtarchivs die neue Ausgabe auch wieder kostenfrei im Internet zum Download an. "Die Erfahrung mit der letzten Ausgabe der Geschichtsblätter hat gezeigt, wie stark diese Möglichkeit mittlerweile genutzt wird", berichten Dr. Stefan Schröder und Angelika Haves vom Stadtarchiv. "Bislang hat die Online-Ausgabe des letzten Heftes mehr als 750 Leser gefunden – eine Bilanz, die sich sehen lassen kann." Das Internet ist für das Stadtarchiv inzwischen ein unersetzbarer Faktor bei dem Ziel, stadtgeschichtliche Themen möglichst vielen Interessierten näher zu bringen.

Die aktuelle Ausgabe der Grevener Geschichtsblätter kann unter www.greven.net (Rubrik Bildung & Kultur / Stadtarchiv / Veröffentlichungen) heruntergeladen werden.

Info:
Grevener Geschichtsblätter 5 (2008/2009)
37 S., 38 Abb.
ISBN: 978-3-928372-17-6, 5 €

Inhalt:

  • Stefan Schröder, Angelika Haves
    Vorwort
  • Anke Hackethal
    Wie aus Kaufleuten Fabrikanten wurden – Die Firma J.C. Biederlack & Cie. im Spiegel ihrer Inventarien 1812-1892
  • Stefan Schröder
    By der Lake – Biederlack
    Spuren einer Grevener Familie vom 16. bis 20. Jahrhundert
    (Teil 1)
  • Andreas Froning und Stefan Schröder
    Ein Ehevertrag aus dem Jahr 1681
  • Stefan Schröder
    By der Lake – Biederlack
    Spuren einer Grevener Familie vom 16. bis 20. Jahrhundert
    (Teil 2)
  • Katharina Hennig
    Pädagogisches Konzept für Grundschulkinder im Stadtarchiv Greven – Thema: Heraldik – "Ein Wappen für meine Familie"

Kontakt:
Stadtarchiv Greven
Rathausstr. 6
48268 Greven
Telefon: 02571/920-358 (-458)
Telefax: 02571/920-320
archiv@stadt-greven.de

Archivische Informationssysteme in der digitalen Welt

Am Donnerstag, den 5. November 2009, veranstaltet das Landesarchiv Baden-Württemberg in Stuttgart eine Expertentagung zum Thema "Archivische Informationssysteme". Auf dem Fachkolloquium wird das Leistungsspektrum verschiedener archivischer Informationssysteme im deutschsprachigen Raum vorgestellt.

Informationssysteme spiegeln die Aufgabenschwerpunkte und strategische Ausrichtung ihrer Organisationen wider und sind zur Erledigung der Fachaufgaben unverzichtbar. Die Beschreibung von Leistungsumfang, Besonderheiten und neuen Entwicklungen ausgewählter Archive aus Deutschland, Österreich und der Schweiz soll die Bandbreite moderner Archiv-IT verdeutlichen.

In Verbindung mit der Expertentagung bietet das Landesarchiv am Mittwoch, den 4. November 2009, einen Workshop zum Thema "Archivalien und ihre Erscheinungsformen. Das Repräsentationenmodell des Landesarchivs Baden-Württemberg" an.

Das Repräsentationenmodell lehnt sich an das von der PREMIS-Initiative (PREservation Metadata: Implementation Strategies) entwickelte Datenmodell zur digitalen Archivierung an. Es beruht auf der Idee, dass ein und derselbe Inhalt sich physisch in verschiedenen analogen oder digitalen Repräsentationen ausprägen kann. Diese Unterscheidung ermöglicht es, digitale und konventionelle Archivalien sowie deren Reproduktionsformen einheitlich zu erfassen. Auf dem Workshop wird das Modell vorgestellt und die praktische Anwendung durch das Landesarchiv Baden-Württemberg gezeigt.

Termine:
Mittwoch, 04.11.2009, Workshop von 14.00 – 17.00 Uhr; Donnerstag, 05.11.2009, Expertentagung von 9.00 – 17.00 Uhr

Ort:
Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Vortragssaal, Konrad-Adenauer-Str. 4, 70173 Stuttgart

Anmeldung:
Interessenten können sich bis zum 28. Oktober 2009 unter www.landesarchiv-bw.de/anmeldung_kolloquium2009 anmelden. Eine vorherige Anmeldung und Bestätigung der Teilnahme durch den Veranstalter ist aufgrund des beschränkten Platzangebots unbedingt erforderlich. Die Teilnahmegebühr beträgt 100,00 €. Für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter öffentlicher Kultureinrichtungen (Bibliotheken, Archive, Museen etc.) ist die Teilnahme kostenlos.

Veranstalter:
Landesarchiv Baden-Württemberg
Eugenstraße 7
D-70182 Stuttgart
Telefon: 0711/212-4272
Fax: 0711/212-4283
landesarchiv@la-bw.de

Ansprechpartner:
Dr. Thomas Fritz
Telefon: 0711/212-4257
thomas.fritz@la-bw.de

Sächsisches Staatsarchiv prüft den »Freitaler Aktenfund«

Am 5. Oktober 2009 wurde das Sächsische Staatsarchiv durch den Oberbürgermeister der Stadt Freital, Klaus Mättig (CDU), im Rahmen der Amtshilfe um ein Gutachten zum weiteren Umgang mit in Freital aufgefundenen Akten gebeten. Die Unterlagen waren bei Sanierungsarbeiten in einem Privatgebäude, früher zeitweilig im Besitz des Kreises Freital, in einem vermauerten Raum („Plumpsklo“) entdeckt worden. Wie auch der regen Medienberichterstattung zu entnehmen, sollte es sich dabei um Akten des Rates des Kreises Freital aus der Zeit zwischen 1952 und 1990, nicht zuletzt um Unterlagen zu Ausreisegesuchen aus der unmittelbaren Vorwendezeit handeln.

Nachdem die Stadt Freital die Unterlagen am 6. Oktober vorsorglich hat sicherstellen lassen, wurden sie am 7. Oktober von Mitarbeitern der Abteilung 2 (Hauptstaatsarchiv Dresden) des Sächsischen Staatsarchivs untersucht. Folgendes wurde festgestellt:

  1. Die Unterlagen umfassen etwa 27 laufende Meter Schriftgut.
  2. Es handelt sich ausschließlich um Unterlagen aus der Verwaltung des Rates des Kreises Freital (1952 bis Ende 1989), u. a. aus den Abteilungen Inneres, Verkehr und Wirtschaft, Volksbildung, Finanzen und Haushalt, Personal.
  3. Die Unterlagen umfassen u. a.: Mehrfertigungen einzelner Beschlussprotokolle des Rates des Kreises Freital, Akten zur Durchführung des Volkswirtschaftsplans, zur Wohnungspolitik und zum Gesundheitswesen, Akten zum Haushaltsvollzug, Kassenunterlagen und Rechnungsbelege, einzelne Personal- und Gehaltsunterlagen, Akten der Volksbildung (Vergabe von Prämien und Auszeichnungen in Schulen 1975).
  4. Unterlagen zu Ausreiseanträgen (u. a. Namenslisten von Antragstellern und einige Einzelvorgänge) sowie zu Eheschließungen mit Ausländern (1987–1989) sind im Umfang von etwa 1 laufenden Meter überliefert.
  5. Die Unterlagen sind zum überwiegenden Teil massiv durch Nässe, Schimmel, Rost und Schmutz geschädigt. Bei einem Teil der Unterlagen ist bereits irreversibler Informationsverlust eingetreten; ein großer Teil der Unterlagen ist in der Substanz akut gefährdet. Die innere Ordnung der Akten ist – vermutlich durch die seinerzeitige Vermauerung, aber auch durch die Bergung – stark gestört.

Das Sächsische Staatsarchiv empfiehlt dringend:

  • zunächst eine schonende Trocknung der Unterlagen in klimatisch geeigneten Archivmagazinen vorzunehmen.
  • nach erfolgter Trocknung und vor jeglicher weiterer Handhabung der Unterlagen, eine Dekontaminierung und eine restauratorische Behandlung vorzunehmen, da ansonsten mit weiterem Informationsverlust, aber auch mit Gesundheitsgefährdung (Schimmelbefall) zu rechnen ist. Dabei könnten Unterlagen, die zur Wahrung von Rechten betroffener Personen von Belang sein können (z. B. Ausreiseunterlagen, Personal- und Gehaltsunterlagen), bei der Bearbeitung durch Restauratoren und der Erschließung durch Facharchivare vorrangig behandelt werden, um sie baldmöglichst einer Benutzung zugänglich zu machen.

Aufgrund der Herkunft der Unterlagen liegt die archivgesetzliche Zuständigkeit beim Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge und bei dessen Archiv. Dieses muss über die künftige Aufbewahrung und die nötigen restauratorischen Maßnahmen entscheiden. Das Sächsische Staatsarchiv hat dem Landrat des Landkreises Sächsische Schweiz-Osterzgebirge weitere fachliche Unterstützung zugesagt und angeboten, die Unterlagen zur Trocknung in sein Magazin für kontaminiertes Archivgut im Archivzentrum Hubertusburg in Wermsdorf einzulagern.

Kontakt:
Sächsisches Staatsarchiv
Hauptstaatsarchiv Dresden
Dr. Jürgen Rainer Wolf, Direktor
Tel.: 0351/5643740
poststelle@sta.smi.sachsen.de
www.sachsen.de/archiv

Quelle: Sächsisches Staatsarchiv, Pressemeldung, 8.10.2009

FH Potsdam und FU Berlin starten Weiterbildung »Archive im Informationszeitalter«

Wissen erhalten, sichern und vermitteln für die Zukunft! Dieses Ziel setzt sich das Weiterbildungsprogramm „Archive im Informationszeitalter“ der Fachhochschule Potsdam und der Freien Universität Berlin. Die wissenschaftliche Leitung hat Frau Prof. Dr. Susanne Freund, Fachbereich Informationswissenschaften der FH Potsdam. Gestartet wird die Weiterbildung am 19. November 2009 in der Freien Universität Berlin; sie richtet sich an interessierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Archiven und verwandten Einrichtungen. Neu im Programm sind Archivführungen und Expertengespräche im Jüdischen Museum Berlin, in der Akademie der Künste, der BStU Berlin sowie eine Exkursion zum Holocaust-Denkmal Berlin.

In der modular aufgebauten Weiterbildung vermitteln Lehrende der beteiligten Hochschulen und ausgewiesene Expertinnen und Experten aus der Praxis aktuelles Fachwissen sowie Methodenkenntnisse zu den fachlichen Schwerpunkten Bestandserhaltung, Umgang mit digitalisierten Dokumenten, Öffentlichkeitsarbeit und Rechtsfragen.

Diese vier Themenblöcke haben unmittelbare Relevanz für die archivische Praxis und stehen in engem Bezug zueinander. Mit der Problematik der digitalen Langzeitarchivierung und elektronischer Überlieferung ist bereits fast jedes Archiv konfrontiert. Doch auch die analoge Bestandserhaltung, restauratorische und konservatorische Maßnahmen sind brandaktuelle Themen im Zuge der Sicherung des kulturellen Erbes.

Besondere Aufmerksamkeit kommt dabei der oral history zu. Für die Bearbeitung von Fragen zur Sicherung und Auswertung von audio-visuellen Medien konnten Experten und Expertinnen von zwei der bedeutendsten Zeitzeugenarchive gewonnen werden: „Visual History Archive des Shoah Foundation Institute of Southern California“ und „Stimmen ehemaliger Zwangsarbeiter“.

Archive müssen ihre Schätze aber auch nach außen hin sichtbar machen. Deshalb beschäftigen sich drei Module des Weiterbildungsprogramms mit der Öffentlichkeitsarbeit. Das Startmodul widmet sich der Historischen Bildungsarbeit und Archivpädagogik, ein weiteres behandelt das Thema der schriftlichen Überlieferung in Ausstellungen. In einem dritten Modul lernen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Strategien und Instrumente einer effektiven PR-Arbeit in Archiven kennen.

Download: Flyer "Archive im Informationszeitalter"

Ausführliche Informationen sind erhältlich bei:
Christiane Preißler
Weiterbildungszentrum der Freien Universität Berlin,
Tel. 030 – 838 51458/51475,
christiane.preissler@weiterbildung.fu-berlin.de
und Angela von der Heyde
angela.vonderheyde@weiterbildung.fu-berlin.de
www.fu-berlin.de/weiterbildung
sowie Christa Heinrich, Leiterin der Zentralen Einrichtung Weiterbildung der Fachhochschule Potsdam, Tel. 0331 – 580 24 30, E-Mail: heinrich@fh-potsdam.de
www.fh-potsdam.de/weiterbildung.html

50 Jahre Staatsarchiv Stade

Am 30. September 2009 konnte das Niedersächsische Landesarchiv – Staatsarchiv Stade – auf sein 50-jähriges Bestehen zurückblicken. 1959 wurde es als eines der jüngsten der sieben niedersächsischen Staatsarchive gegründet. Zunächst war das Archiv noch auf dem Dachboden des Regierungsgebäudes untergebracht, bis 1965 das heutige Archivgebäude Am Sande fertiggestellt und bezogen wurde.

Mit dieser Wiedergründung des Stader Archivs wurde an eine lange Tradition angeknüpft: Die Schweden richteten Mitte des 17. Jahrhunderts erstmals ein Archiv für die neu erworbenen Herzogtümer Bremen und Verden ein, indem sie die Archive des Erzstifts Bremen und des Stifts Verden sowie der Klöster des Elbe-Weser-Raums in Stade zusammenführten. Dieses Archiv blieb mehr als zweihundert Jahre bestehen, bis die Preußen es 1869/70 nach Hannover verlegten.

Ursprünglich diente das Archiv noch vor allem der Sicherung landesherrlicher Rechte und Einkünfte. Nur in Ausnahmefällen bekamen regionale Historiker Zugang. Dies hat sich längst geändert. Heute versteht sich das Staatsarchiv Stade als Dienstleister der regionalen Geschichtsforschung. Vor allem sind es Regionalhistoriker, Heimat- und Familienforscher, die das Archivgut im Lesesaal des Archivs für ihre Arbeit auswerten. Die Urkunden, Akten und Amtsbücher des Archivs entstammen vor allem den staatlichen Behörden im Elbe-Weser-Raum, dem ehemaligen Regierungsbezirk Stade, und reichen vom 9. Jahrhundert bis nahe an die Gegenwart. Als meist handschriftliche Originale bilden sie unersetzliche Quellen für die Geschichtsforschung.

1978 wurde die Zuständigkeit auf die Überlieferung des gesamten Regierungsbezirks Lüneburg erweitert, der bis Ende 2004 bestand. Seit 2005 bildet das Staatsarchiv Stade eine Abteilung des damals neu errichteten Niedersächsischen Landesarchivs.

Das Staatsarchiv hat nicht nur die Aufgabe, die im Hause verwahrte historische Überlieferung für die Zukunft zu bewahren, es übernimmt auch laufend moderne Akten von Verwaltungsbehörden und Gerichten, die künftigen Generationen ermöglichen sollen, sich anhand authentischer Quellen ein Bild unserer Zeit machen zu können. Doch die Raumreserven für neue Akten sind fast erschöpft, so dass die Archivare auf einen Neubau in den nächsten Jahren hoffen.

Kontakt:
Niedersächsisches Landesarchiv – Staatsarchiv Stade –
Am Sande 4c
21682 Stade
Telefon: (04141) 406-404
Fax: (04141) 406-400
Stade@nla.niedersachsen.de

Quelle: Staatsarchiv Stade, Pressemitteilung; Hamburger Abendblatt, 5.10.2009

Fotoarchiv des Ruhr Museums online

Das Fotoarchiv des Ruhr Museums in Essen hat seit dem 1. Oktober 2009 eine digitale Adresse. Unter www.fotoarchiv-ruhrmuseum.de können User jetzt eigenständig 730.000 Bildern im Archiv recherchieren, auswählen und Bestellungen aufgeben.

Bislang wurden im Rahmen des Pilotprojekts knapp 40.000 Kontaktbögen und mehr als 4.000 Glasnegative in die Datenbank eingebunden, was circa 730.000 Einzelbildern aus dem Gesamtbestand des Ruhr Museums von über zwei Millionen Ruhrgebiets-Bildern entspricht. Sie zeigen Motive aus den unterschiedlichsten Themenbereichen, Landschaftsaufnahmen oder Porträts aus der Zeit von 1920 bis heute. Gefördert wurde das Projekt über vier Jahre von der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung.

Kontakt:
Ruhr Museum
Zollverein A 14(Schacht XII, Kohlenwäsche)
Gelsenkirchener Straße 181
45309 Essen
Telefon 0049 (0)201 88 45 200
Fax 0049 (0)201 88 45 138

Quelle: Forum Geschichtskultur, 2.10.2009

Restauratoren als Notärzte für Dokumente

Die Berufsgruppe der Restauratoren genießt nicht erst seit dem Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln am 3. März 2009 besondere Aufmerksamkeit. Ihre Tätigkeit stand bereits beim Elbe-Hochwasser 2002 und beim Brand der Anna Amalia Bibliothek in Weimar 2004 im Fokus der Fachwelt und der Öffentlichkeit. Die WAZ berichtet, ein halbes Jahr nach der Kölner Katastrophe, über diese "Notärzte für Dokumente", speziell über die Arbeit der Restauratoren im LWL-Archivamt für Westfalen in Münster.

Reinhold Sand ist einer dieser "Notärzte". Der Leiter der Restaurierungswerkstatt im LWL-Archivamt führt stets einen Notfall-Koffer mit, der Handwerkszeug, Stretch-Folie, Stiefel und Taschenlampe beinhaltet. Wasser sei der "natürliche Feind" von Papier, erklärt Sand: Wenn nasses Papier trockne, werde es schnell schimmelig. Aber obwohl es in Köln stark regnete, hätten erstaunlich viele Dokumente das Unglück relativ unbeschadet überstanden. Sie müssten nur gereinigt oder neu verpackt werden, sagt Dr. Marcus Stumpf, der Leiter des LWL-Archivamtes, das in vier Unterdruck-Stahlschränken rund 650 Regalmeter Kölner Archivgut zu Schutzzwecken gefriertrocknet.

Der große Rest der Kölner Archivalien gebe jedoch ganzen Restauratoren-Generationen Arbeit, so Stumpf. Um das Jahr 2050 dürfte Kölns Stadtarchiv wieder einigermaßen so ausgestattet sein wie am 2. März 2009. Manches werde allerdings nie wieder auftauchen.

Kontakt:
LWL-Archivamt für Westfalen
Jahnstraße 26
48147 Münster
Tel.: 0251/591-3890
Fax : 0251/591-269
LWL-Archivamt@lwl.org

Quelle: Matthias Korfmann, WAZ, 1.10.2009