Unternehmen digitalisiert Kriegsstammrollen für das Bayerische Kriegsarchiv

Was es bislang im Original im Kriegsarchiv des Bayerischen Hauptstaatsarchivs gab, soll es fortan online "exklusiv auf Ancestry" geben, wie der im US-amerikanischen Utah ansässige Genealogie-Dienstleister auf seiner Webseite mitteilt. Die Firma Ancestry, die früher den Namen The Generations Network GmbH trug, bemüht sich seit einigen Jahren um die Nutzung von Archivquellen zum Aufbau ihres internationalen Internetangebots für familiengeschichtlich relevante Daten. Sie digitalisiert diese Quellen, überträgt die genealogischen Daten in ihre Datenbanken und bietet diese zur kostenpflichtigen Nutzung auf ihrer Webseite an.

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Neben dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv führt Ancestry eine Reihe weiterer Archive in seiner Partnerliste an, so das deutsche Bundesarchiv und das Schweizerische Bundesarchiv, die Staatsarchive Bremen und Hamburg sowie das Archiv der Hansestadt Lübeck. Das Landeshauptarchiv Schwerin wird nicht genannt, obwohl Ancestry von den Mecklenburgern vor zwei Jahren die Volkszählungsdaten von 1819 zur Nutzung erhalten hat (siehe Pressemitteilung vom 16.7.2007).

Dass die Zusammenarbeit von öffentlichen Archiven mit privatwirtschaftlichen Unternehmen, wie Ancestry, denen exklusive Verwertungsrechte von digitalisiertem Archivgut vertraglich eingeräumt werden, in der Archivszene nicht unumstritten ist, berichtet ein Beitrag in der Süddeutschen Zeitung ("Mein Urgroßonkel, der Gebirgsschütze") über den nächsten Coup des Unternehmens nicht.

Seit Frühjahr 2008 bereitete Ancestry im Bayerischen Kriegsarchiv die Digitalisierung der 23.000 Bände mit bayerischen Kriegsstammrollen vor – Akten also, die die königlich bayerische Armee während des Ersten Weltkriegs 1914 bis 1918 über ihre Soldaten anfertigte. Die ersten knapp 5.000 digitalisierten Bände will Ancestry nun am 11. November 2009 in sein Online-Angebot einfügen.

Dr. Lothar Saupe, der Leiter des Kriegsarchivs, hätte lange erfolglos nach Sponsoren für die Digitalisierung gesucht, berichtet die SZ. Inwieweit der konservatorische Zustand dieser Unterlagen es notwendig macht, sie jetzt zu digitalisieren, geht aus dem Beitrag nicht hervor. Der neue VdA-Vorsitzende Michael Diefenbacher wird hingegen mit der zutreffenden Aussage zitiert "Familienforscher sind eine Geldeinnahmequelle für Archive". In den staatlichen Archiven Bayerns dürften Familienforscher jedoch kostenlos arbeiten. Anders sei das freilich für ein kommerzielles Internetportal, so die SZ weiter: "Zwar fließt nicht unmittelbar Geld. Allerdings stellt eben Ancestry das Personal, das noch bis Mitte 2010 mit zudem hohem technischen Aufwand die restlichen Kriegsstammrollen digitalisiert. Das Portal darf sie danach für seine Zwecke nutzen, das Archiv bekommt Kopien der Daten". Wenn das Kriegsarchiv diese Aufgaben selbst erledigen müssten, "würde das Jahrzehnte dauern", so Archivleiter Saupe erleichtert gegenüber der SZ.

Kontakt:
Bayerisches Hauptstaatsarchiv
Abt. IV Kriegsarchiv
Leonrodstr. 57
80636 München
Tel. 089/18951680
Tel. 089/18951680
kriegsarchiv@bayhsta.bayern.de

Quelle: Michael Tibudd, SZ, 6.11.2009

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