Brau- und Biergeschichte im Gießener Land

\“Wohl bekomm’s – Vom Gerstensaft als Wirtschaftskraft. Brau- und Biergeschichte im Gießener Land" lautet der Titel der Wanderausstellung, die noch bis zum 1. Juli 2007 täglich von 17 bis 19 Uhr im Barfüßer Kloster in Grünberg zu sehen ist. Konzipiert und erarbeitet wurde die Ausstellung vom Kreis-Archiv Gießen und den Archiven der Städte und Gemeinden Biebertal, Buseck, Gießen, Grünberg, Heuchelheim, Hüttenberg, Hungen, Langgöns, Laubach, Laubach-Freienseen, Lich, Pohlheim und Staufenberg. In Eigenregie wurden Texte, Fotos und Bilder digitalisiert und mittels eines Graphikprogrammes zu Plakaten zusammengestellt. Auf insgesamt 24 Ausstellungstafeln können sich die interessierten Gäste über die Geschichte des Bierbrauens im Gießener Land informieren. Einem kurzen Überblick über die Herstellung des Bieres aus den Rohstoffen Malz, Hopfen, Hefe und Wasser folgen zahlreiche Aspekte rund um das Brauwesen und die Geschichte des Bieres. Die Ausstellung beschäftigt sich sowohl mit adligem und bürgerlichem, aber auch mit gewerblichem und industriellem Brauen. Die Entwicklung des lokalen Brauwesens wird an einigen ausgewählten Beispielen gezeigt. Wirtschaftliches Umfeld und Werbestrategien spielen ebenso eine Rolle wie Maßnahmen gegen den Alkoholmissbrauch.

Ursprünglich gehörte die Bierbereitung wie das Kochen und Backen zu den häuslichen Aufgaben der Frauen. Im frühen Mittelalter wurde Bier dann zunächst in den Klöstern und mit dem Aufkommen der Zünfte auch außerhalb der Haushalte in Brauhäusern hergestellt. Kommunale Brauhäuser konnten von den Bürgern zur Herstellung des Eigenbedarfes an Bier genutzt werden, jedoch war auch gewerbliches Brauen möglich. Die Obrigkeit nutzte die Möglichkeit, Steuern und Abgaben zu erheben. Probleme gab es immer wieder mit der Qualität des Bieres, was nicht zuletzt auf den Einsatz von Wasser mit zweifelhafter Güte zurückzuführen war. Brauordnungen waren darauf bedacht, Standards festzusetzen, die eine gleichmäßige Qualität des Bieres sicherstellen sollten. Der technische Fortschritt im 19. Jahrhundert führte dazu, dass gewerbliche Brauer ihre Geschäftstätigkeit nach Möglichkeit ausweiteten. Nach und nach entwickelte sich eine industrielle Bierproduktion. Die kleineren gewerblichen Brauhäuser, die oft zusammen mit einer Schankwirtschaft betrieben wurden, konnten mit größeren Betrieben im Wettbewerb nicht mehr mithalten und verschwanden nach und nach.

Kontakt
Kreisarchiv Gießen
Ostanlage 33 – 45
35390 Gießen
Tel. 0641 / 9390 – 603 
Fax: 0641 / 33448
sabine.rassner@lkgi.de

Quelle: Gießener Anzeiger, 6.6.2007; Ausstellungen Landkreis Gießen; Aktuelles Landkreis Gießen

16. Tagung der süddeutschen Kirchenarchivare und -archivarinnen in Speyer am 7./8. Mai 2007

Am 7. und 8. Mai 2007 trafen sich Angehörige süddeutscher evangelischer Kirchenarchive zur 16. \“Südschienentagung\“ im Gebäude des Landeskirchenrates in Speyer. Die hohe Zahl von ca. 50 Teilnehmenden bestätigte, dass mit den gewählten Tagungsthemen \“Digitalisierung von Kirchenbüchern\“ sowie \“Archivpflege in Pfarrarchiven\“ ein Nerv getroffen worden war. 

In seiner Begrüßung der Teilnehmenden erläuterte der stellvertretende Kirchenpräsident der evangelischen Kirche der Pfalz, Christian Schad, die Konsensunion, in der sich Pfälzer Lutheraner und reformierte Christen 1818 zur protestantischen Kirche der Pfalz zusammenschlossen. Er erklärte die Unterschiede zwischen lutherischem und reformiertem Kirchenbau, der sich in den Speyerer Kirchen ausdrücke, schilderte die Entstehung der Gedächtniskirche der Protestation 1904 und verwies auch auf die guten ökumenischen Beziehungen zum Bistum Speyer.

\"Während

Der Rest des Nachmittags stand im Zeichen der Digitalisierung von Archivgut. Die Moderation der Referate und Diskussionen übernahm am ersten Tag Dr. Gabriele Stüber, die Leiterin des Zentralarchivs der Evangelischen Kirche der Pfalz, die die Tagung geplant und mit ihren Mitarbeiterinnen perfekt organisiert hatte. 
Im ersten Fachbeitrag stellte Dr. Andreas Metzing, der Leiter der Evangelischen Archivstelle Boppard des Archivs der Evangelischen Kirche im Rheinland, das Bopparder Projekt der Kirchenbuchdigitalisierung vor. Ausgehend von der örtlich aufgesplitterten Überlieferung der Kirchenbuch-Originale wie auch der Microfiches bzw. -filme, vom Personalaufwand bei der Benutzerbetreuung sowie dem wachsenden Problem der Beschaffung von Ersatzteilen für konventionelle Readerprinter-Lesegeräte und dem Wunsch von Benutzern, hat man in Boppard ein duales Konzept beschlossen: Als Speichermedium der Kirchenbuchdaten sollen nach wie vor Mikrofiches dienen, als Nutzungsmedium aber Digitalisate der Unterlagen. Diese müssen so aufbereitet werden, dass die Nutzung im Lesesaal an PC-Arbeitsplätzen ohne allzu hohen Einweisungsaufwand durch das Archivpersonal erfolgen kann. Die Lesesaal- und die Personalrechner werden vernetzt, an einen Server werden externe Festplatten zur Datenablage angeschlossen. Ob die Benutzer in die gesamten Unterlagen Einsicht nehmen dürfen oder nur eingeschränkten Zugriff erhalten sollen, ist noch zu klären. Die Benutzer drucken sich die von ihnen gewünschten Daten selbst aus.

Die geplante Kirchenbuchdigitalisierung dient lediglich der effizienteren Gestaltung von Arbeitsabläufen bei der Archivbenutzung. An einen \“virtuellen Lesesaal\“ ist derzeit nicht gedacht. 2005/2006 wurde in einem Pilotprojekt gemeinsam mit der Firma Patrimonium Transcriptum eine Auswahl noch nicht verfilmter Kirchenbücher in drei Stufen bearbeitet: 1. Die Bücher wurden auf einem A-2-Buchscanner (Bookeye) im JPEG-Format gescannt. 2. Die Nachbearbeitung erfolgte mit der Software BCS-2; die Bilddaten wurden nach Signaturen geordnet aufbereitet und auf CD bzw. DVD gesichert sowie in PDF-Dateien konvertiert. 3. Die Fiches wurden auf der Basis der Digitalisate erstellt. Nach dem Vortrag wurden u.a. Erfahrungen und Meinungen zum Komplex \“Digitalisierung von Fiches oder Verfilmung von Digitalisaten\“ ausgetauscht: Die Verfilmung von Digitalisaten ist preiswerter als das umgekehrte Verfahren. Der Markt im Bereich Verfilmung/Digitalisierung ist derzeit umkämpft. 

Anschließend berichtete Werner Jürgensen M. iur. utr., der stellvertretende Leiter des Landeskirchlichen Archivs der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (LAELKB), über das bereits seit ca. 2000 laufende Projekt \“Virtueller Lesesaal\“ im Kirchenkreis Bayreuth. Nach der Einrichtung der Regensburger Außenstelle des LAELKB 1984 gaben über 400 Kirchengemeinden ihre Kirchenbücher dorthin ab. Nach der Verfilmung der Kirchenbücher erwarben zahlreiche Gemeinden einen Satz Duplikatfiches. Auch etliche Gemeinden, die ihre Kirchenbücher behielten, ließen diese fichieren. Im Dekanat Bayreuth wurden 1999 Kirchenbuch-Fiches verschiedener Gemeinden (des Kirchenkreises Bayreuth) gesammelt und eine \“wilde\“ Forschungsstelle eingerichtet. Daneben schlug eine Gruppe von Familienforschern und Computerbegeisterten die Digitalisierung der Originalkirchenbücher der Gegend um Bayreuth vor. Ohne Rücksprache mit dem zuständigen Landeskirchlichen Archiv wurden Pfarrer angesprochen, die die Kirchenbücher in der Regel ohne weiteres für eine Digitalisierung zur Verfügung stellten. Da die Kirchenbücher ohne Vertrag übergeben wurden, ist die Frage des Eigentums an den Scans ungeklärt.

In den letzten Jahren wurde von Seiten des LAELKB und der Bayreuther Gruppe, die sich derzeit als Verein \“Kirchenbuch – virtuell\“ konstituiert, sowohl eine vertragliche Regelung der Kirchenbuchausleihe zum Zweck des Scannens entwickelt (mit den drei Vertragspartnern Kirchengemeinde, Verein und LAELKB), die rückwirkend angewendet werden soll, als auch ein Vertrag zwischen Verein und LAELKB zur Betreibung eines virtuellen Lesesaals. In diesen Verträgen sind die rechtlichen Fragen nach dem Eigentum an den Digitalisaten, der Nutzung, der Erstellung von Kopien, der Haftung für Schäden, der Weitergabe von digitalen Unterlagen sowie dem Ende des Vertrags über den virtuellen Lesesaal angesprochen. Noch nicht geklärt sind bei dem Projekt die konservatorischen Bedenken angesichts der Digitalisierung durch Laien, die Fragen der Langzeitarchivierung, eine Qualitätssicherung im Bereich der Präsentation des virtuellen Lesesaals sowie die Frage der Trägerschaft (personelle und finanzielle Ressourcen). Ein Antragsformular für Benutzer des virtuellen Lesesaals wurde erarbeitet, die Anmeldung sowie die Verwaltung des Gebühreneingangs wird vom LAELKB getragen, die Freischaltung und die Auswahl der betroffenen Kirchenbücher vom Verein. In der Diskussion ergab sich, dass der Verein seine Satzung bisher noch nicht vorgelegt hat und dass die GKV Hof der Einstellung ihrer Kirchenbuchscans ins Internet nicht zustimmt.

Nach einer kurzen Pause referierte der Leiter des Landeskirchlichen Archivs in Stuttgart, Dr. Hermann Ehmer, über die Tätigkeit des Ausschusses \“Digitale Kirchenbücher\“ des Verbandes kirchlicher Archive (VkA). Nach der Feststellung von Handlungsbedarf aufgrund der häufigen Anfragen von Benutzern wie auch von genealogischen Großorganisationen (Genealogical Society of Utah, MyFamily.com, ancestry.de) schilderte er zuerst die Situation in der württembergischen Landeskirche. Das Landeskirchliche Archiv in Stuttgart hat bereits seit einem Jahr eine Kirchenbuch-Datenbank im Internet eingestellt und hat mit dem Landesarchiv Baden-Württemberg wegen einer möglichen Zusammenarbeit bezüglich der Kirchenbuch-Digitalisierung Kontakt aufgenommen. Der Ausschuss \“Digitale Kirchenbücher\“ innerhalb des VkA hat sich seit seiner Gründung zweimal getroffen und ist zu folgenden Ergebnissen gekommen: Die Präsentation im Internet muss analog zur Kirchenbuchbenutzung im realen Archiv aufgebaut werden (Hinweise auf die Provenienz des Kirchenbuchs; Einbau von Findmitteln; virtueller Lesesaal analog zum realen Lesesaal). Die Benutzungsordnungen der meisten Archive müssen den neuen Möglichkeiten angepasst werden (z.B. Verhinderung von Missbrauch, unbefugtem Herunterladen von Quellen, Verletzung von Eigentumsrechten). Die technischen Abläufe müssen ebenfalls noch entwickelt werden. Auch die Höhe der Gebühren sowie die Art des Einzugs sind zu klären. Ein dafür nötiger Web-Shop kann nur von einer juristischen Person betrieben werden. Es empfiehlt sich also die Gründung einer GmbH bzw. einer GmbH & Co KG (wegen Forderungen und der Haftung). Eine solche juristische Person unterliegt der Steuerpflicht. Mitglieder einer solchen GmbH können die Landeskirchen, aber auch katholische Bistümer werden.

Problematisch ist der unterschiedliche Standard der einzelnen Archive. Als nächste Arbeitsschritte wurden erarbeitet: Verlinken der genealogischen Seiten der einzelnen Archive mit der Domain www.kirchenbuchportal.de; Erstellung eines Logos für das Kirchenbuchportal; Erstellung und Einstellung von Kirchenbuchverzeichnissen. Für eine einheitliche Erfassung wird momentan an mehreren Archiven eine vom Landeskirchlichen Archiv Speyer entwickelte Erfassungsmaske ausprobiert. Im Landeskirchlichen Archiv in Berlin, wo die Erfassungsmuster der einzelnen Archive gesammelt werden, wird die Kompatibilität der verschiedenen Programme überprüft werden. – In der Diskussion zeigte sich nochmals der Gegensatz zwischen einem angestrebten Kopierschutz der ins Internet gestellten Quellen und dem Verkauf ganzer CD-ROMs mit Digitalisaten. Auch die Ausleihe von Kirchenbuchfilmen wurde unter dem Missbrauchsaspekt von etlichen Teilnehmenden als problematisch empfunden. Zum Zeitpunkt der GmbH-Gründung muss Personal eingestellt werden, das sich durch den Betrieb des Kirchenbuchportals selbst zu finanzieren hat. Die Landeskirchlichen Archive wollen sich gegenüber den großen Gesellschaften behaupten, indem sie selbst tätig werden. Der VkA hat für die Einrichtung des Kirchenbuchportals im Jahr 2008 13.000 € zur Verfügung gestellt. Die einzelnen Gliedkirchen müssen über das Vorhaben informiert werden; die Leiterin des VkA bereitet einen erläuternden Brief an alle Archive vor.

Nach der ersten Tagungseinheit führte OKR i.R. Dr. Klaus Bümlein die Teilnehmenden durch die Gedächtniskirche der Protestation und bot für alle einen interessanten Einblick in die protestantische Kirchengeschichte Speyers. Beim anschließenden Abendessen im Klosterstübchen, zu dem die pfälzische Landeskirche freundlicherweise einlud, bestand Gelegenheit zu kollegialem Meinungsaustausch. Am nächsten Morgen hielt Pfarrerin Claudia Enders-Götzelmann von der Gleichstellungsstelle der pfälzischen Landeskirche anlässlich des vorangegangenen Sonntags \“Cantate\“ eine Andacht zum Thema \“Singen\“. Die Moderation der folgenden Beiträge lag bei Dr. Bettina Wischhöfer, der Leiterin des Landeskirchlichen Archivs in Kassel sowie des VkA.

Dr. Udo Wennemuth, der Leiter des Landeskirchlichen Archivs in Karlsruhe, gab im ersten Referat eine auf seinen eigenen Erfahrungen mit der Einführung von DMS basierende \“Definition archivfachlicher Standards im Hinblick auf die elektronische Aktenführung und EDV-gestützte Registratur\“. Er verwies auf die Bedeutung der Festlegung von archivfachlichen Standards angesichts der Tatsache, dass die Standards häufig von den \“IT-Leuten\“ bestimmt würden. So sollte die elektronische Datenverwaltung zu elektronischen Abgabelisten führen, Aufbewahrungsfristen sollten elektronisch festgelegt werden, die Ablage der Akten sollte nur elektronisch (in Datenbanken) erfolgen, für die Langzeitarchivierung sollte eine Übernahme in adäquate Speichermedien erfolgen. Die Grundlagen des Verwaltungshandelns, Nachhaltigkeit und Transparenz, dürften durch die Einführung von DMS nicht gefährdet werden. Bei den technisch-organisatorischen Standards sei der benötigte Speicherbedarf zu berücksichtigen, Datenmigrationsverfahren müssten geklärt werden, Konvertierungsformate und -modalitäten seinen festzulegen, die Datenverfügbarkeit, aber auch Persönlichkeitsrechte seien zu gewährleisten. Die Einführung von DMS müsse über eine Projektgruppe mit Unterstützung der Dienststellenleitung zentral erarbeitet werden, die Bereiche Registratur und Archiv müssten die Grundanforderungen an elektronische Archivierung festlegen (der elektronische Aktenplan steuert die Ablage; der Begriff \“Vorgang\“ muss definiert werden). In der Diskussion wurde auf Klärungsbedarf bei der Rechteverwaltung, bei der Finanzierung sowie bei der zumindest anfangs zusätzlichen Arbeitsbelastung bei der Einführung von DMS hingewiesen. 

Andreas Butz M.A. vom Landeskirchlichen Archiv in Stuttgart leitete über zum zweiten Thema der Tagung: der kirchlichen Archivpflege in den Pfarrarchiven.
Er äußerte sich grundsätzlich zur Überlieferungsbildung in Pfarrarchiven. Zu ihrer Verbesserung schlug er eine intensivere Bewertung angesichts der steigenden Menge von Schriftgut in Pfarrarchiven vor, betonte aber auch, dass die Unterlagen überwiegend die Verwaltungsaspekte des kirchlichen Lebens dokumentierten. Er warf die Frage auf, ob Archivare lediglich die Aufgabe hätten, Schriftgut zu verwalten, oder ob – ähnlich wie Kommunalarchivare, bei denen eine Neupositionierung in dieser Frage erfolgt sei – auch Kirchenarchivare gegen erkannte Überlieferungslücken vorgehen sollten, so durch Erstellung eines Dokumentationsprofils in Zusammenarbeit mit Mitarbeitenden der Kirchengemeinden. Aufgrund von Personalmangel könne wohl lediglich ein allgemeines Profil erstellt werden, das für jede Gemeinde adaptierbar sei. Der Grad der Abbildungsdichte der jeweiligen Akten spiele eine Rolle für ihre Bewertung. Dokumentationslücken sollten durch gezielte Überlieferungsbildung (z. B. Sammeln von Predigtkonzepten oder Gemeindebriefen) geschlossen werden. In der Diskussion wurde auf die rechtlichen Schwierigkeiten hingewiesen, Predigten grundsätzlich von ihren Autoren einzufordern, bzw. wurde aufgrund der großen Menge und inhaltlichen Überschneidungen einer Gesamtüberlieferung für eine Auswahlüberlieferung plädiert.

Abschließend berichteten Peter Halicska, Peter Unglaube und Christine Lauer aus den Landeskirchlichen Archiven in Nürnberg, Kassel und Speyer von ihren Erfahrungen bei der praktischen Archivpflege in Pfarrarchiven. Bei der bayerischen Landeskirche ist etwa ein Drittel der Pfarrarchive an das Landeskirchliche Archiv abgegeben, ca. 1.100 Kirchengemeinden verfügen über Schriftgut aus der Zeit vor 1900, 90 % dieser Archive sind mit Hilfe von Archivpflegern in den 1950er Jahren verzeichnet worden, seit den 1990er Jahren ist nur noch Beratung möglich, wobei es sich überwiegend um Registraturberatung auf der Basis der Registraturordnung von 1946 und ihrer Folgeauflagen handelt. Die 40 bis 50 jährlichen Außentermine der derzeit drei Archivpfleger kommen aufgrund von Anfragen zustande. Aktives Zugehen auf Kirchengemeinden ist wegen der Größe des Sprengels nicht möglich.

Im Gegensatz dazu ist in der Landeskirche von Kurhessen-Waldeck das Landeskirchliche Archiv nicht für Registratur-, sondern nur für Archivberatung zuständig. Die drei Archivpfleger werden vor allem bei Pfarrerwechseln tätig, die Pfarrarchive werden dann vorübergehend in das Landeskirchliche Archiv übernommen, geordnet, verzeichnet und zurückgegeben. Die Verzeichnung im Landeskirchlichen Archiv erfolgt mittlerweile häufig durch Praktikanten und ehrenamtliche Kräfte. Für Pfarrsekretärinnen finden zweimal jährlich Fortbildungskurse im Landeskirchlichen Archiv statt. In der pfälzischen Landeskirche erfolgt die Registraturberatung überwiegend telefonisch. Außentermine können aufgrund der knappen Personaldecke kaum wahrgenommen werden. Alle Kirchengemeinden geben ihre Pfarrarchive komplett ab, wobei häufig auch noch nicht archivreife Unterlagen abgegeben werden. Bewertung und Verzeichnung erfolgen im Archiv, wobei die Verzeichnung nicht zeitnah erfolgen kann, sondern in der \“Übergangszeit\“ mit Abgabelisten gearbeitet wird. – In der abschließenden Diskussion wurde deutlich betont, dass alle Archivpfleger auch noch zahlreiche andere Aufgaben erfüllen müssten. Es wurde auch die Bedeutung der Teilnahme von Archivaren an Visitationen betont.

Nach diesen praxisorientierten Berichten und der Abschlussbesprechung endete die informative und spannende Tagung für die, die noch Zeit hatten, beim Mittagessen im Lokal \“Domhof\“, dem ehemaligen Sitz des Landeskirchlichen Archivs der Pfalz.

Link: www.evangelische-archive.de

Andrea Schwarz (Nürnberg)

HSV-Museum zeigt Geschichte des Vereins im Nationalsozialismus

\“Die Raute unter dem Hakenkreuz – Der HSV im Nationalsozialismus\“ lautet der Titel der neuen Sonderausstellung im HSV-Museum, die seit dem 6. Juni.2007 die Tore für die Besucher geöffnet hat. Die Ausstellung zeigt ausführlich die Geschichte des Vereins in den Jahren 1933-45. Einen Schwerpunkt bildet dabei auch die Dokumentation der Schicksale jüdischer Vereinsmitglieder während der NS-Zeit. Der HSV ist der erste Bundesligaverein, der seine Geschichte in den Jahren des Dritten Reiches in Form einer Ausstellung der Öffentlichkeit zugänglich macht. Gemeinsam mit dem HSV-Chronisten und Autor Werner Skrentny hat Museumsleiter Dirk Mansen in den letzten eineinhalb Jahren die Ausstellung über den sportlichen Alltag im HSV zwischen Krieg und Verfolgung, Täter und Opfer sowie über Opposition und Anpassung konzipiert. Dabei konnten sie auf das wohl umfangreichste deutsche Vereinsarchiv bei ihren Recherchen zurückgreifen. Der Werdegang vieler HSV-Mitglieder ist in einem eigenen Kriegstotenarchiv dokumentiert. Anhand zahlreicher Feldpostbriefe kann man sich zudem einen guten Überblick über die Situation an der Front verschaffen. Um jedoch ein umfassendes Bild der nationalsozialistischen Jahre präsentieren zu können, hat sich Werner Skrentny zudem im Hamburgischen Staatsarchiv über den Verbleib der jüdischen Vereinsmitglieder oder im Berliner Bundesarchiv über Entnazifizierungsprozesse informiert. Bei den Nachforschungen kamen jedoch auch unliebsame Wahrheiten über einstige Idole des HSV zutage, zu denen vor allem der ehemalige Nationalspieler Otto Fritz („Tull“) Harder gehört, der seit 1932 Mitglied der NSDAP war und ab 1933 auch der SS angehörte. 1939 wurde er Wachmann im KZ Sachsenhausen in Oranienburg, und war unter anderem auch in der Lagerverwaltung des KZ Neuengamme in Hamburg tätig.1944 befehligte Harder als SS-Hauptscharführer das KZ Ahlem bei Hannover. 1947 wurde er von einem britischen Militärgericht zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt. Aufgrund dieser Vergangenheit wurde Harder seitens des Hamburger SV inzwischen auch die Bezeichnung "Legende" aberkannt. Ergänzend zu dem gesammelten Aktenmaterial und den unterschiedlichsten Exponaten werden auch auf Videoleinwänden Zeitzeugeninterviews gezeigt, um das Bild zu vervollständigen. Bis zum 31. August 2007 ist die Sonderausstellung noch im HSV-Museum zu besichtigen.

Kontakt
HSV-Museum und Stadionführung 
Sylvesterallee 7 (in der AOL Arena, Volkspark) 
22525 Hamburg 
Tel.: 040 / 41 55 15 50 
Fax: 040 / 41 55 15 10 
museum@hsv.de

Quelle: News HSV-Museum, 1.6.2007; Pressemitteilung HSV, 4.6.2007; Hamburger Abendblatt, 5.6.2007; Volker Stahl und Broder-Jürgen Trede, Neues Deutschland, 7.6.2007

Bildband zum 100-jährigen Eingemeindungsjubiläum Betzingens

Tausend Fotos zum 100-jährigen Eingemeindungsjubiläum! Anlässlich des Zusammenschlusses von Reutlingen und Betzingen vor nunmehr 100 Jahren hat Hermann Pfeiffer aus Betzingen zusammen mit dem Reutlinger Stadtarchiv einen historischen Fotoband mit dem Titel „Betzingen im Foto. 100 Jahre Reutlingen-Betzingen 1907–2007“ vorbereitet. In 14 Kapiteln, deren Inhalte zumeist chronologisch aufgebaut sind, und mit exakt 1000 Fotografien wird ein eindrucksvolles Bild vom Leben und den Menschen, von den Veränderungen und Besonderheiten in der größten und ältesten Reutlinger Bezirksgemeinde während des vergangenen Jahrhunderts gezeichnet. Erinnert wird an längst Vergessenes und aus dem Ortsbild Verschwundenes, an Ereignisse und Personen, an Vertrautes und Alltägliches, aber auch an Ungewöhnliches und Besonderes. Anschaulich ins Bild gerückt werden Themen wie Kirche und Schule, Vereine und Feste, der Wandel in Industrie, Handel und Handwerk mit den damit einhergehenden Veränderungen der Arbeitswelt, ferner das Brauchtum in seinen vielfältigen Ausprägungen, und selbstverständlich dürfen auch die bei den Fotografen so beliebten Trachtenmotive nicht fehlen. Kurzum: Es wird ein Jahrhundert Ortsgeschichte und Dorfkultur präsentiert und dokumentiert.

Ausführliche Bildlegenden vermitteln historische Hintergrundinformationen und Zusammenhänge. Eröffnet wird die Bilderreise von der Vergangenheit in die Gegenwart durch Geleitworte von Oberbürgermeisterin Barbara Bosch und Bezirksbürgermeister Thomas Keck. Den ortsgeschichtlichen Rahmen steckt eine Einführung von Archivleiter Dr. Heinz Alfred Gemeinhardt ab. Hermann Pfeiffer ist auch für Bildbearbeitung, Layout und Produktion verantwortlich. Alle 1000 Bildmotive sind im sogenannten Duplex-Verfahren gedruckt, das heißt jede Abbildung setzt sich aus schwarz-weißen und zusätzlich aus grauen Tonwerten zusammen, was eine optisch verbesserte Wiedergabe ermöglicht. Der aufwendig gestaltete Fotoband ist beim Stadtarchiv im Rathaus, im örtlichen Buchhandel, beim Bezirksamt und bei der Kreissparkasse in Betzingen sowie in verschiedenen Betzinger Geschäften erhältlich. In der Kreissparkasse in Betzingen findet zudem noch bis zum 29. Juni 2007 eine gleichnamige Ausstellung mit einer Auswahl der historischen Bildmotive statt.

Info
Hermann Pfeiffer: „Betzingen im Foto. 100 Jahre Reutlingen-Betzingen 1907–2007“, mit einer ortsgeschichtlichen Einführung von Heinz Alfred Gemeinhardt. Hg. vom Stadtarchiv Reutlingen. Reutlingen 2007. 328 Seiten, 1000 Abb., 25 Euro.

Kontakt
Stadtarchiv Reutlingen
Marktplatz 22
72764 Reutlingen
Tel.: 07121 / 303 – 2386
Fax: 07121 / 303 – 2758
stadtarchiv@reutlingen.de

Quelle: Stadtarchiv Reutlingen Aktuell; Schwäbisches Tagblatt, 4.6.2007

Die Neue Bach-Ausgabe 1951-2007

Die \“Neue Bach-Ausgabe\“, die historisch-kritische Gesamtausgabe der Werke Johann Sebastian Bachs, ist abgeschlossen. Erstmals liegt somit das gesamte musikalische Schaffen Bachs in authentischen Notentexten vor. Diese zuverlässigen Partituren und Kommentare sind sowohl für die Aufführungspraxis als auch das Studium der Werke Bachs von zentraler Bedeutung. Die Editionsmethoden der Ausgabe haben Vorbildcharakter für alle später begonnenen großen Musiker-Gesamtausgaben. Als gesamtdeutsches Großprojekt wurde die "Neue Bach-Ausgabe" seit Anfang der Fünfziger Jahre vom Bach-Institut Göttingen und vom Bach-Archiv Leipzig erarbeitet und seit 1976 von der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz, betreut. Die Ausgabe enthält in mehr als 100 Notenbänden alle erhaltenen Werke des Barockkomponisten und erscheint seit 1954 im Bärenreiter-Verlag. Gefördert wurde sie vor allem über das Akademienprogramm, das von der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften koordiniert wird. Der letzte Band soll am 13. Juni 2007, 15 Uhr, in einem Festakt in der Leipziger Thomaskirche übergeben werden. Es sprechen unter anderem die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Dr. Annette Schavan, der Oberbürgermeister der Stadt Leipzig, Burkhard Jung, und der Präsident der Akademienunion, Prof. Dr. Gerhard Gottschalk. Der Thomanerchor und das Gewandhausorchester präsentieren in einem Konzert Werke, die erstmals in der \“Neuen Bach-Ausgabe\“ veröffentlicht wurden.

Kontakt
Bach-Archiv Leipzig
Thomaskirchhof 15/16
04109 Leipzig
Tel.: 0341 – 9137 – 0
Fax: 0341 – 9137 – 105 
info(at)bach-leipzig.de 

Quelle: Pressemitteilung Union der deutschen Akademien der Wissenschaften, 7.6.2007

Carl Friedrich von Weizsäcker (1912-2007)

Am 28. April 2007 verstarb mit Carl Friedrich von Weizsäcker (geb. 1912) eine der großen intellektuellen Persönlichkeiten der Bundesrepublik Deutschland. Wie kaum ein zweiter deutscher Gelehrter stand der Physiker und Philosoph von Weizsäcker für die Verknüpfung von naturwissenschaftlichen und geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen. 

\"Vortragsreihe

Nur wenig bekannt ist allerdings von Weizsäckers Interesse für die Fragestellungen der grenzwissenschaftlichen und parapsychologischen Forschung. In den 1940er Jahren lernte der damals aufstrebende Wissenschaftler den einflussreichsten Vertreter der deutschen Parapsychologie, Hans Bender (1907-1991), kennen. Beide übernahmen 1942 Professuren an der von den Nationalsozialisten neu begründeten „Reichsuniversität“ Straßburg. In den Jahren zuvor war der Heisenberg-Schüler von Weizsäcker in Berlin am deutschen Atomforschungsprogramm beteiligt gewesen. An der Straßburger Universität interessierte sich von Weizsäcker u.a. verstärkt für Astrologie, wurde Mitglied einer interdisziplinären Arbeitsgemeinschaft zu grenzwissenschaftlichen Themen und besuchte ein dazu von Bender veranstaltetes Vortragsprogramm. Nach dem Krieg nahmen Carl Friedrich von Weizsäcker und Hans Bender ihren Kontakt wieder auf und setzten diesen über lange Jahre fort. 

Kontakt:
Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V.
-Institutsarchiv-
Uwe Schellinger
Wilhelmstraße 3a
79098 Freiburg
0761/20721-61
schellinger@igpp.de
www.igpp.de

Quelle: Uwe Schellinger, IGPP, Schaufenster ins Archiv 06-07, 1.6.2007

Stadtarchiv Münster zeigt Wettbewerbsarbeiten aus 16 Schulen

Hatte Oma eigentlich Respekt vor ihrer Mutter? Wie war das mit dem heimlichen Rauchen am Lamberti-Brunnen? Waren die Halbstarken früher wirklich so wild wie ihre provokanten Klamotten? Wie spannend Themen der Vergangenheit sein können, erlebten über 200 Schüler aus 13 Gymnasien, der Gesamtschule und zwei Grundschulen Münsters. Sie beteiligten sich am Wettbewerb „Jung und Alt in der Geschichte“ um den Preis des Bundespräsidenten. Die facettenreichen Einblicke zum Miteinander und Gegeneinander der Generationen präsentiert das Stadtarchiv Münster in einer umfassenden Ausstellung im Foyer des Stadthauses 1. Bundesweit gingen 1257 Beiträge bei der ausrichtenden Körber-Stiftung (Hamburg) ein. Allein 103 kommen aus Münster. „Damit machen unsere Nachwuchsforscher dem Ruf Münsters als heimliche Hauptstadt des Wettbewerbs alle Ehre“, freut sich Schuldezernentin Dr. Andrea Hanke. Die Ausstellung zeigt in Textauszügen und Abbildungen alle Arbeiten – unabhängig von Preisen und Plätzen. \“Wir wollen den beharrlichen Fleiß, das Durchhaltevermögen und den hohen Anspruch aller Schülerarbeiten würdigen\“, so Dr. Hanke. 

Von September 2006 bis Februar 2007 gingen die Kinder und Jugendlichen in und um Münster auf Spurensuche. Forschten zu Themen in ihren eigenen Familien oder zu Ereignissen der Stadtgeschichte. In Archiven, Bibliotheken, Behörden oder im privaten Umfeld. Da hieß es Dokumente aufstöbern, Zeitungen durchforsten, Bücher wälzen, Briefwechsel auswerten. Und vor allem: Gespräche und Interviews führen. Kerstin Harden zum Beispiel befragte für ihren Beitrag Oberbürgermeister Dr. Tillmann sowie einige Politiker. Hilfreiche Anlaufstelle war das Stadtarchiv Münster, das den Wettbewerb seit Jahren unterstützt. Dort gab es Tipps für Schüler (und betreuende Lehrer) und nicht zuletzt mit den Archivschätzen einen reichen Recherchefundus. „Aus der Stadtgeschichte fanden die 68-er Jahre besonderes Interesse“, berichtet Roswitha Link. „Schülerarbeiten spiegeln die Proteste der Studenten vor dem Schloss oder die Blockaden der Busse in Münster“. 

Immer wieder spiegeln die Arbeiten Gespräche zwischen Jung und Alt, die es ohne den Wettbewerb nicht gegeben hätte. Die Großeltern von Frederik Schroers griffen nach den Interviews zu Stift und Papier. Sie schrieben lange Briefe an ihre Enkelkinder mit vielen Details aus ihrem Leben, über die sie bisher nicht gesprochen hatten. Über das Verhältnis zwischen Großvater und Urgroßvater von Charlotte Post wurde in der Familie nur wenig erzählt. Das reizte die junge Spurensucherin. Mit Hilfe von Familienunterlagen und anderen Dokumenten erforschte sie diesen Generationskonflikt. Sarah Tellers wiederum formulierte am Ende ihrer Recherchen einen fiktiven Dialog mit ihrer Ur-Ur-Großmutter. Er klingt so lebendig und echt, als hätte es ihn tatsächlich gegeben 

Roswitha Link: „Auch wenn die meisten der jungen Spurensucher am Ende der sechs Monate gestresst und völlig erschöpft waren, überwiegt jetzt der Stolz auf das fertig gestellte Werk. Eigenständiges Forschen ist eben doch etwas anderes als der normale Schulunterricht“. Das muss gelobt und gefeiert werden: Am 10. Juni 2007 um 17 Uhr empfängt die Stadt ihre Jungforscher im Rathausfestsaal. Dabei wird auch die Ausstellung der 103 Beiträge aus Münster offiziell eröffnet. Wie geht es im Wettbewerb weiter? Alle Arbeiten, die einen Landespreis erhalten haben, gehen auf Bundesebene an den Start und werden erneut begutachtet. Am 31. Oktober 2007 gibt Bundespräsident Horst Köhler die Bundessieger bekannt. Auch hier erwies sich Münster immer wieder als heimliche Wettbewerbshauptstadt.

Info
Ausstellung „Miteinander – Gegeneinander? Jung und Alt in der Geschichte“. Schülerarbeiten um den Wettbewerb des Bundespräsidenten. Foyer Stadthaus 1, Klemensstraße, bis 30. Juni, montags bis donnerstags 7.30 bis 18.30 Uhr, freitags bis 14 Uhr, samstags bis 12 Uhr. 

Kontakt
Stadtarchiv Münster
An den Speichern 8
48157 Münster
Tel.: 02 51 / 4 92 – 47 01
Fax: 02 51 / 4 92 – 77 27
archiv@stadt-muenster.de

Quelle: Pressemitteilung Stadt Münster, 6.6.2007

Projektarbeiten über Industrialisierung in Wesel

Am 6. Juni 2007 wurde im Citycenter der Verbands-Sparkasse Wesel eine Ausstellung eröffnet, in der 22 Projektarbeiten von Schülern der elften Klassen des Andreas-Vesalius-Gymnasiums einen informativen Überblick über das Zeitalter der Industrialisierung in Wesel geben. Gemeinsam mit ihrem Lehrer André Steffans haben 112 Schüler, die den Grundkurs Geschichte belegt haben, während der letzten Monate intensiv in der Stadtbücherei alte Bücher und Zeitungen gewälzt sowie im Stadtarchiv Wesel alte Akten, Postkarten und Fotos durchgesehen, um sich einen wissenschaftlich fundierten Überblick über die Industrialisierung in Wesel zu verschaffen. Ergänzend dazu erfolgten aber auch die Suche im Internet sowie Gespräche mit Fachleuten. Diese Projektarbeiten werden seitens der Lehrer als eine gute Vorbereitung auf die Facharbeiten angesehen, die die Schüler im nächsten Schuljahr selbstständig anfertigen müssen.

Kontakt
Stadtarchiv Wesel
An der Zitadelle 2
46483 Wesel
Tel.: 0281 / 1 64 54 00
Fax: 0281 / 1 64 53 97 
archiv@wesel.de 

Quelle: Klaus Nikolei, Rheinische Post, 7.6.2007

Wohn- und Bürgerhäuser im Leipziger Musikviertel

Am 7. Juni 2007 fand im Stadtarchiv Leipzig die Eröffnung der Ausstellung des Musikviertel e. V. „Wohn- und Bürgerhäuser im Musikviertel“ statt. Die Wanderausstellung zur Historie des Viertels, die zuvor bereits an mehreren Standorten in Leipzig zu sehen war, vermittelt auf 24 Tafeln Wissenswertes zur Gründung des Viertels und zur Vielfalt der seit der Gründung des Viertels entstandenen, an sozialen und wirtschaftlichen Wandel gebundenen Gebäude- und Wohnformen. 

Die Besucher erfahren, wie es zu der Bezeichnung „Musikviertel“ kam und durch welche einmalige, städtebaulich hoch wertvolle Bebauungsform es seine Gestalt erhalten hat, die auch heute noch erfahrbar ist. Nicht unerwähnt bleibt dabei, dass die im nördlichen Teil des Musikviertels befindlichen großen öffentlichen Bauten hinsichtlich der Gestaltung für das ganze Gebiet einen Maßstab gesetzt haben, der sich bis heute in den erhalten gebliebenen und wiederhergestellten Wohnhäusern dokumentiert. 

Zudem werden ausgewählte historische Persönlichkeiten aus dem staatlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Bereich sowie die wichtigsten Baumeister und Architekten vorgestellt. Veranstaltet wird die Ausstellung vom Bürgerverein Musikviertel e.V., dessen Anliegen es ist, die Geschichte und Kultur des Musikviertels zu dokumentieren, zu publizieren und somit weitreichend in die Öffentlichkeit zu tragen. 

An Bekanntheit und kulturellem Wert hat das Musikviertel trotz der gravierenden Kriegszerstörungen und des rücksichtslosen Plattenbaues in der DDR-Zeit nichts eingebüßt. Im Gegenteil: Seit der Wende hat es einen an ein Wunder grenzenden Schub der städtebaulichen Wiederbelebung durch Kunst- und Musikhochschulen, den Universitätsneubau des Geisteswissenschaftlichen Zentrums, die sanierte Albertina, die Galerie für Zeitgenössische Kunst, das Bundesverwaltungsgericht und nicht zuletzt den wiedergeöffneten Pleißemühlgraben gegeben, dessen Ende nicht abzusehen ist. Die Ausstellung ist im Stadtarchiv Leipzig noch bis Ende Juni zu besichtigen. Der Katalog zur Ausstellung ist bereits im Frühjahr 2007 im Sax-Verlag Beucha erschienen.

Kontakt
Stadtarchiv Leipzig
Torgauer Str. 74
04318 Leipzig
Tel.: 0341 / 24 29 – 0
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Quelle: Leipziger Internetzeitung, 7.6.2007; Pressemeldung Regierungspräsidium Leipzig, 15.11.2006; Ausstellung Musikviertel.

Zahlreiche private Nachlässe im Stadtarchiv Wetzlar

Um nicht nur Akten und Dokumente der Stadtverwaltung für Nachforschungen zur Verfügung zu haben, hat das Stadtarchiv Wetzlar schon vor einigen Jahrzehnten damit begonnen, private Nachlässe Wetzlarer Bürger zu sammeln. Hierbei spielt es keine Rolle, ob diese von Prominenten wie z.B. dem früheren Wetzlarer Bürgermeister Eugen Kindermann (1933 bis 1944) oder unbekannten Personen stammen. Das wichtigste ist, dass sie Einblick in die Wetzlarer Stadtgeschichte sowohl im privaten als auch im öffentlichen Bereich gewähren. Auf diese Weise sind seit gut 60 Jahren mehr als 35.000 Fotos und Dias sowie ca. 30 Regalmeter Privatdokumente wie persönliche Aufzeichnungen und Unterlagen, aber auch Vereinsschriften, Landkarten, Plakate und Zeichnungen zusammengekommen. Da es seitens der Verwaltung nur wenige offizielle Fotos gibt, ist Dr. Irene Jung, Leiterin des Stadtarchivs, besonders froh über die zahlreichen privaten Fotonachlässe, durch die die Stadtgeschichte seit 1870 ergänzend zu den Akten dokumentiert werden kann. Im Stadtarchiv lagert in 20 Kartons auch der Nachlass von August Schoenwerk, dem Verfasser des Standardwerks \“Geschichte von Stadt und Kreis Wetzlar\“. Anlässlich seines 50. Todestags am 8. Oktober 2007 plant Irene Jung eine kleine Ausstellung mit Fotos, Manuskripten und Zeichnungen. 

Kontakt
Historisches Archiv Wetzlar
Hauser Gasse 17
35578 Wetzlar
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Fax: 06441 / 99 – 433

Quelle: Steffen Gross, Zeitungsgruppe Lahn-Dill, 4.6.2007