Neue Nachlässe und Archive im Schweizerischen Literaturarchiv

Im vergangenen Jahr konnte das Schweizerische Literaturarchiv SLA der Schweizerischen Nationalbibliothek NB ungewöhnlich viele Nachlässe und Archive erwerben. Zusätzlich zum Archiv von Peter Bichsel und dem Nachlass von Mani Matter gelangten die Archive und Nachlässe von Anne-Lise Grobéty, Felix Philipp Ingold, Ingeborg Kaiser, Kurt Marti, Klaus Merz, Meret Oppenheim, Erica Pedretti, Werner Weber und Urs Widmer in die Bestände des SLA. Die Dokumente werden nun im SLA erschlossen und stehen anschliessend zu Forschungszwecken zur Verfügung. Die Mehrheit der Neuerwerbungen des letzten Jahres stammt von zeitgenössischen Autorinnen und Autoren, die mitten in ihrem Schaffen stehen. Ausnahmen sind die Nachlässe Mani Matter, Meret Oppenheim und Werner Weber. Mit letzterem gelangt der Nachlass eines der einflussreichsten Schweizer Literaturkritiker und -förderer des 20. Jahrhunderts ins SLA.

Anne-Lise Grobéty, 1949 in La-Chaux-de-Fonds geboren, schrieb ihren ersten Roman ,Pour mourir en février" mit 18 Jahren und erhielt dafür den ,Prix Georges-Nicole". Der Roman stellt die bürgerliche Ordnung radikal in Frage. Seit ihrem Erstlingswerk gehört Grobéty zu den bedeutendsten Autoren der Romandie. Sie publiziert in regelmäßigen Abständen viel beachtete Romane und Erzählbände; ihr neuestes Werk ,La Corde de Mi\“, ein großer Roman, der von der Suche nach dem Ursprung des Erzählens handelt, erschien im November 2006. Im Jahr 2000 erhielt sie den Prix Ramuz für ihr Gesamtwerk.

Felix Philipp Ingold wurde 1942 in Basel geboren. Er ist Schriftsteller, Übersetzer, und Kritiker. Bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2005 war er Professor für russische Kultur- und Sozialgeschichte an der Hochschule St. Gallen. Sein Werk umfasst poetologische Essays (etwa ,Literatur und Aviatik\“, ,Der Autor am Werk\“), erzählerische Prosa (,Haupts Werk\“, ,Leben Lamberts\“), Hörspiele und Gedichte (,Wortnahme\“), Ingold wurde wiederholt mit Preisen ausgezeichnet, darunter der Grosse Literaturpreis des Kantons Bern 1998 und der Manuskripte-Preis 2001. Das SLA hat das literarische Archiv als Geschenk vom Autor erhalten und eine Sammlung von Kunstwerken und Künstlerkorrespondenzen erworben.

Ingeborg Kaiser wurde 1930 in Neuburg/Donau (D) geboren; lebt in Basel und schreibt Lyrik, Prosa und Theaterstücke. Sie ist Hausautorin am Stadttheater Chur. Ihre jüngste Publikation ist ,Roza und die Wölfe. Biografische Recherchen zu Rosa Luxemburg\“ (2002). 

Kurt Marti, der 1921 in Bern geborene Pfarrer, gehört zu den einflussreichsten deutschsprachigen Gegenwartsautoren. Sein umfangreiches literarisches Werk umfasst neben philosophisch-theologischen Essays auch seine sprachexperimentellen, subversiven Lyrikbände (etwa ,republikanische gedichte\“ von 1959 oder ,gedichte am rand\“ von 1963), die ihm den Ruf des \“engagierten\“ Dichters einbrachten, sowie zahlreiche Prosatexte (z.B. ,Dorfgeschichten\“ 1960, ,Bürgerliche Geschichten\“ 1981). Marti erneuerte die religiöse Lyrik und verschaffte ihr ein breiteres Publikum, indem er sprachspielerisch in mundartlichen Gedichten Aspekte christlichen Lebens in der modernen schweizerischen Gesellschaft aufgriff.

Klaus Merz, 1945 in Aarau geboren, lebt heute als freischaffender Autor in Unterkulm. Am Beginn seiner literarischen Karriere stehen lyrische Publikationen wie \“Mit gesammelter Blindheit\“ (1967) oder \“Vier Vorwände ergeben kein Haus\“ (1972). Mit seinem Roman \“Jakob schläft\“ gelang ihm der internationale Durchbruch, der Roman ist in der Zwischenzeit in verschiedene Sprachen übersetzt worden. Ein großes Gewicht legte Merz auf die Zusammenarbeit mit bildenden Künstlern. Für sein literarisches Schaffen ist Klaus Merz mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden.

Meret Oppenheim (1913-1985) gilt als eine der wichtigsten Vertreterinnen des magischen Surrealismus. Schlagartig berühmt wurde sie 1936 mit ihrem Objekt \“Frühstück in Pelz\“, einer pelzbezogenen Teetasse. Neben ihrem bildnerischen Schaffen war sie auch literarisch tätig. Ihre Traumschriften sind als Preziosen publiziert. Ihre Werkverzeichnisse sind eigenständige Kunstwerke. Einen Teil des literarischen Nachlasses hat die mit Meret Oppenheim befreundete Familie Bürgi, dem SLA als Dauerleihgabe übergeben.

Erica Pedretti, 1930 in Sternberg, Nordmähren, in der heutigen Tschechischen Republik geboren, kam 1945 als Flüchtling in die Schweiz. Sie ist sowohl Schriftstellerin als auch bildende Künstlerin. Die autobiographische Doppelperspektive auf die fremde Heimat zieht sich vom Frühwerk ,Harmloses, bitte\“ (1970) bis zu ihrem als Trilogie angelegten Spätwerk ,Engste Heimat\“ (1995) und ,Das Kuckuckskind oder Was ich ihr unbedingt noch sagen wollte\“ (1998). Ihre hochreflektierte Prosa weist sie seit über dreissig Jahren als Gegenwartsautorin von internationalem Rang aus. Erica Pedretti hat zahlreiche Preise erhalten, u.a. den Preis der Schweizerischen Schiller Stiftung (1975), den Ingeborg Bachmann-Preis (1984), den Mitteleuropäischen Vilencia Preis 1999. Neben ihrem literarischen Archiv hat das Schweizerische Literaturarchiv exemplarische künstlerische Arbeiten erworben.

Werner Weber (1919 – 2005) war von 1946 bis 1973 bei der Neuen Zürcher Zeitung Redaktor im Ressort Literatur, Kunst, Wissenschaft, das er von 1951 an als Ressortchef leitete. Während seiner Zeit bei der NZZ erwarb er sich den Ruf eines einfühlsamen Kritikers und verständnisvollen Förderers von Autorinnen und Autoren. Im Feuilleton der NZZ veröffentlichte er früh schon Texte zuerst von Dürrenmatt und Frisch, später von Otto F. Walter, Hugo Loetscher, Adolf Muschg und Hermann Burger. 1973 wurde Werner Weber auf den eigens für ihn geschaffenen Lehrstuhl für Literaturkritik der Universität Zürich berufen, den er bis 1987 innehatte. Das SLA hat seinen Briefnachlass als Geschenk erhalten. 

Urs Widmer, geboren 1937 in Basel, arbeitete nach seinem Studium als Lektor bei den Verlagen Walter und Suhrkamp. Er hat ein umfangreiches erzählerisches und dramatisches Werk verfasst. Seine Erzählung ,Der blaue Syphon" und der Roman ,Der Geliebte der Mutter\“ gehören zu den erfolgreichsten Texten der neueren deutsch­sprachigen Literatur, sein Theaterstück ,Top Dogs" wurde und wird weltweit gespielt. Er wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, zuletzt mit dem Friedrich Hölderlin-Preis 2007 der Stadt Bad Homburg.

Kontakt
Schweizerisches Literaturarchiv
Dr. Irmgard Wirtz
Hallwylstrasse 15
CH-3003 Bern
Tel.: +41 (0) 31 / 322 – 9258 oder – 8972
Fax: +41 (0) 31 / 322 – 8463
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Quelle: Pressemitteilung Bundesverwaltung der Schweizerischen Eidgenossenschaft, 30.4.2007

Bach-Archiv erwirbt Rarität

Die Sammlung des Bach-Archivs Leipzig ist um eine bibliographische Rarität reicher. Aus Mitteln der Vereinigung der Freunde des Bach-Archivs konnte eines von weltweit nur drei bekannten Exemplaren von Johann Friedrich Doles’ „Neue Lieder nebst ihren Melodien“ aus Privatbesitz erworben werden. Durch den Vorsitzenden des Freundeskreises Burkhard Schreiber ist die kostbare Liedersammlung nun in die Obhut der Bibliothek des Bach-Archivs übergeben worden. Die 1750 beim Leipziger Verleger Johann Gottfried Dyck in farbigem Einband (Format 24 x 20 cm) erschienene Sammlung für eine Singstimme mit Klavierbegleitung enthält Noten von insgesamt 25 Liedern. „Bemerkenswert ist vor allem das komplizierte Herstellungsverfahren, denn jede Seite wurde gleich zweimal bedruckt: Zunächst wurden die Noten per Kupferstich auf das Papier gebracht, dann folgte der Text im Buchdruckverfahren mit beweglichen Typen“, so Dr. Peter Wollny vom Bach-Archiv Leipzig. Als Leipziger Student gehörte Johann Friedrich Doles (1715 – 1797) um 1740 zum engeren Kreis junger Musiker um Johann Sebastian Bach. Doles war zum Zeitpunkt des Erscheinens seiner Lieder bereits seit mehreren Jahren als Kantor in Freiberg tätig, doch deuten die eingängigen Liedtexte und der leichte, gefällige Stil der Vertonungen an, dass es sich um Früchte seiner Leipziger Studentenjahre handelt. Doles wurde 1756 in der Nachfolge Bachs Thomaskantor in Leipzig und hält mit 33 Amtsjahren bis heute den Rekord. Das musikalische Gesamtwerk des Komponisten umfasst zahlreiche Kantaten, Motetten und Passionen. 

Kontakt
Bach-Archiv Leipzig
Thomaskirchhof 15/16
04109 Leipzig
Tel.: 0341 – 9137 – 0
Fax: 0341 – 9137 – 105 
info(at)bach-leipzig.de 

Quelle: News Bach Archiv, 27.4.2007

Geller-Mania

Kaum eine Person hat in Deutschland (und weit darüber hinaus) die öffentlichen Diskussionen über paranormale Phänomene so massiv beeinflusst wie der„Löffelbieger“, Hellseher und Telepath Uri Geller. Der 1946 in Tel Aviv geborene Israeli gelangte in den 1970er Jahren durch seine Auftritte zur internationalen Berühmtheit und wurde zum umworbenen Medienstar. Die atemberaubende Karriere Uri Gellers ist nicht nur als Episode der Wissenschaftsgeschichte interessant, sondern kann in ihrer Vielschichtigkeit auch als Indikator für die Gesellschafts- und Mentalitätsgeschichte des letzten Drittel des 20. Jahrhunderts betrachtet werden. 

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Abb. Langspielplatte \“Uri Geller\“ (Polydor International GmbH 1974), hier: Rückseite der LP-Hülle (© IGPP).

In Deutschland überschlugen sich die Ereignisse erstmals nach einem spektakulären Auftritt Gellers in der populären ZDF-Show „Drei mal Neun“, die am 17. Januar 1974 live aus der Oberrhein-Halle in Offenburg ausgestrahlt wurde. Ein von der BILD-Zeitung kurz danach inszeniertes TV-Experiment sowie weitere Fernsehauftritte führten ebenfalls zu auffallenden Publikumsreaktionen, die Hans Bender als „Uri-Geller-Epidemie“ bezeichnete. Glaubt man den unzähligen Berichten von Zuschauer/innen und Leser/innen, verbogen sich während der Experimente Gellers überall im Land Besteckteile wie von selbst und defekte Uhrwerke begannen plötzlich wieder zu funktionieren. 

Das Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V. (IGPP) führte daraufhin auf der Basis von rund 2.500 Berichten und Zuschriften eine breit angelegte Untersuchung zu diesem sozialpsychologisch sowie parapsychologisch bemerkenswerten „Geller-Effekt“ durch (1975/1976). Die direkten Kontakte des IGPP zu Uri Geller hielten sich allerdings in Grenzen. Belegt ist lediglich ein einziges Treffen zwischen Geller und Hans Bender am Nachmittag vor der berühmten Offenburger Show: Geller versuchte sich damals am „bending“ eines Türschlüssels des Freiburger Instituts und stellte sich – mit durchaus verblüffendem Ergebnis – für ein telepathisches Spontanexperiment zur Verfügung. Die überlieferten Unterlagen und Sammlungen zur „Gellermania“ gehören heute zu den umfangreichsten und kompaktesten Beständen im Archiv des IGPP. 

Kontakt:
Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V.
Uwe Schellinger M.A.
Institutsarchiv
Wilhelmstraße 3a
79098 Freiburg i.Br
0761/2072161
schellinger@igpp.de
www.igpp.de

Quelle: Uwe Schellinger, IGPP, Schaufenster ins Archiv Nr. 05-07, 1.5.2007

Ausstellung »Rote Kapelle« in Dortmund

Intellektuelle, Künstler, Arbeiter, Angestellte, Studenten, Professoren, Soldaten, Offiziere, Marxisten, Christen – Frauen und Männer unterschiedlicher sozialer Herkunft mit verschiedenen politischen und weltanschaulichen Ansichten schlossen sich in sieben Berliner Widerstandskreisen zusammen. Ihr Widerstand gegen das Naziregime äußert sich in vielfältigen Formen. Neben der Diskussion politischer, philosophischer und künstlerischer Fragen helfen sie Verfolgten, dokumentieren NS-Gewaltverbrechen, rufen in Flugschriften zu aktivem und passivem Widerstand auf und verbreiten Klebezettel gegen die antisowjetische Propagandaausstellung \“Das Sowjetparadies\“. Es bestehen Kontakte zu Widerstandsgruppen in Berlin und Hamburg, zu Zwangsarbeitern und Vertretern der amerikanischen und sowjetischen Botschaft in Berlin. Durch freundschaftliche Verbindungen überschneiden sich die Freundes- und Widerstandskreise. Anfang der vierziger Jahre entsteht eines der größten Netzwerke des deutschen Widerstandes.

Die von der Gestapo mit dem Fahndungsnamen \“Rote Kapelle\“ bezeichnete kommunistische Spionage- und Widerstandsorganisation entfaltet ihre Haupttätigkeit nach Beginn des Russlandfeldzuges 1941/1942 mit Harro Schulze-Boysen und Arvid von Harnack an der Spitze. Im Herbst 1942 verhaftet die Gestapo über 120 Frauen und Männer und ordnet sie dem Ermittlungs- und Verfolgungskomplex \“Rote Kapelle\“ zu. 92 der Verhafteten werden vor dem Reichsgericht und dem Volksgerichtshof angeklagt, 49 von ihnen hingerichtet, darunter 19 Frauen. Aus dem Ruhrgebiet stammen der in Duisburg aufgewachsene Harro Schulze-Boysen, der Journalist Erwin Gehrts, bis 1932 Chefredakteur des Oberhausener Generalanzeigers sowie Wilhelm Schürmann-Horster, bis 1933 Schauspieler und Dramaturg in Düsseldorf. Zum Widerstandskreis zählten auch Erika Gräfin von Brockdorff sowie der Funker Hans Coppi und dessen Frau.

In der Bundesrepublik blieb die \“Rote Kapelle\“, in Kontinuität zu den Deutungsmustern von Gestapo und Reichskriegsgericht, lange Jahre ein von außen gesteuertes sowjetisches Spionagenetz. In der DDR werden aus den heterogenen und lose verbundenen Widerstandskreisen eine unter Führung der KPD deutschland- und europaweit operierende Widerstandsorganisation und Kundschaftergruppe für die Sowjetunion gedeutet.

Die von Dr. Hans Coppi, freier Mitarbeiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin, konzipierte und von Karl-Heinz Lehmann gestaltete Ausstellung zeigt auf zehn Tafeln die Berliner Widerstandskreise um den Referenten im Generalstab der Luftwaffe, Harro Schulze-Boysen und den Oberregierungsrat im Wirtschaftsministerium, Arvid von Harnack.

Info:
Ausstellung \“Rote Kapelle\“ bis einschließlich Donnerstag, 31. Mai 2007
Eine Ausstellung des Stadtarchivs Dortmund in Kooperation mit dem Internationalen Rombergpark-Komitee.

Ort:
Mahn- und Gedenkstätte Steinwache
Steinstr. 50
44147 Dortmund

Kontakt:
Stadtarchiv Dortmund
Märkische Str. 14
D-44122 Dortmund
Telefon: 0231-5022156
Telefax: 0231-5026011
stadtarchiv-dortmund@stadtdo.de

Personalmangel im Stadtarchiv Lüdenscheid

Aussortierte Akten aus allen Rathausämtern haben das Zwischenarchiv des Stadtarchivs Lüdenscheid in der Kerksighalle bereits zu drei Vierteln gefüllt. Ständig kommen neue Akten hinzu, so dass in absehbarer Zeit der Lagerraum nicht mehr ausreichen wird. Archivleiter Tim Begler beklagt, dass die dringend notwendigen Arbeiten wie Sichten, Aussortieren und Archivieren der Aktenbestände zur Zeit einfach nicht zu schaffen sind. Momentan muss er alle anfallenden Archivarbeiten alleine bewältigen, da sich sein bisheriger Mitarbeiter in den Ruhestand verabschiedet hat. Intern soll die Stelle zwar demnächst wieder besetzt werden, allerdings mit keiner ausgewiesenen Fachkraft, was die Arbeit nicht gerade erleichtern wird. Tim Begler führt weiter aus, dass alle Akten seit 1930 noch nicht ausgewertet und in einem Findbuch erfasst sind. Lediglich Karteikarten stehen zur Verfügung, die jedoch von den Benutzern nicht eingesehen werden dürfen. Aus diesem Grunde muss sich jeder Archivnutzer Tage, teilweise sogar Wochen vorher bei Tim Begler anmelden, der dann die notwendigen Recherchearbeiten durchführt, um anschließend die gewünschten Unterlagen und Akten dem Antragsteller vorzulegen. Dass dieses keine dauerhafte und zufriedenstellende Lösung ist, dürfte allen Beteiligten klar sein. Denn gerade solche Arbeiten hindern Tim Begler immer wieder nicht nur an seiner eigentlichen Archivtätigkeit, sondern machen auch eine Verwertung der vorhandenen Archivalien in Ausstellungen und Publikationen momentan unmöglich.

Kontakt
Stadtarchiv Lüdenscheid
Kerksigstr. 4
58511 Lüdenscheid
Tel.: 02351 / 17 – 1388
Fax: 02351 / 17 – 1310
stadtarchiv@luedenscheid.de 

Quelle: Björn Althoff, Süderländer Volksfreund, 21.4.2007

Peter Suhrkamps Erbe – Einblicke in ein ungewöhnliches Archiv

Peter Suhrkamp und sein Verlag stehen für den kulturellen Wiederaufbau: Suhrkamp erhielt 1945 die erste Verlagslizenz, sein Programm prägte die geistige Identität der jungen Republik. Der Verleger wirkte im Stillen als Katalysator bei der Entstehung von Werken; er gab Autoren wie Hermann Hesse, Bertolt Brecht und Max Frisch, die intellektuelle Heimat, in der herausragende Literatur entstehen konnte. Eines der bedeutendsten deutschen Literaturarchive der Moderne gehört zu den Schätzen der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt. Im Dezember 2002 wechselte die beispiellose Sammlung geisteswissenschaftlicher Quellen aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus den Kellern des Suhrkamp Verlags in der Lindenstraße auf den Campus Westend, und das "Archiv der Peter Suhrkamp Stiftung an der Johann Wolfgang Goethe-Universität\“ nahm 2003 seine Arbeit auf. Der Archivar Wolfgang Schopf gewährt in seinem Beitrag für Forschung Frankfurt 1/2007 einen spannenden Blick in einige der umfänglichen Materialien, deren wissenschaftliche Erforschung erst in den Anfängen steckt.

Aus den nur grob geordneten Materialien, die in Umzugskisten zum Grüneburgplatz gebracht werden, wächst langsam ein funktionsfähiges Archiv, auf das Wissenschaftler aus dem In- und Ausland immer häufiger zugreifen. Die Peter Suhrkamp Stiftung stellte der Universität in der ersten Phase ein etwa 250 000 Blatt umfassendes Konvolut als Dauerleihgabe zur Verfügung, damit der Verbleib des Bestandes in Frankfurt, seine wissenschaftliche Aufarbeitung und seine Erschließung für die Forschung gewährleistet werden. Dazu gehören heute bereits der Nachlass des Verlagsgründers Peter Suhrkamp sowie sämtliche Korrespondenzen des Verlags, die erhaltenen Manuskripte und Herstellungsunterlagen sowie die Rezensionen der Bücher aus dem ersten Verlagsjahrzehnt bis zur Übernahme der verlegerischen Verantwortung durch Siegfried Unseld im Jahr 1959. Hinzu kommt die Korrespondenz des Insel Verlags mit seinen Autoren von 1945 bis 1963.

Der Großteil der Dokumente lässt sich in drei Gattungen gliedern: die Korrespondenz der Autoren mit dem Verleger oder den Lektoren, in der die Entstehung von Literatur in Perspektive auf den Autor transparent wird, Herstellungsunterlagen (wie Druckfahnen mit Autorenkorrekturen), in denen die vielen Schritte des Manuskripts auf dem Weg zum Buch deutlich werden, und zeitgenössische Rezensionen sowie weitere Reaktionen meinungsbildender Instanzen, womit die Wechselwirkung von Literatur und öffentlichen Diskursen nachvollziehbar wird.

Die Kooperation mit der Stiftung ist langfristig angelegt. Im Abstand von fünf Jahren wird die Peter Suhrkamp Stiftung dem Archiv Dokumente aus den folgenden Dekaden aushändigen: Bis zum Ende dieses Jahres wird das gesamte Material aus den 1950er Jahren dem Archiv übergeben sein, von 2008 bis 2013 folgen dann die Unterlagen aus den 1960er Jahren und so fort. Das Archiv ist administrativ dem Fachbereich Neuere Philologien zugeordnet. Die wissenschaftliche Leitung liegt bei dem Literaturwissenschaftler Prof. Dr. Volker Bohn, das Archiv wird betreut von dem Germanisten Wolfgang Schopf. 

In der Aufbauphase genießen die konservatorische Sicherung und die Erschließung der Dokumente Priorität; dennoch steht das Archiv bereits Besuchern offen. Zudem präsentiert das Archiv Teile des Bestands mit der Veranstaltungsreihe "Hauslesung", die jeweils am letzten Donnerstag des Semesters stattfindet und sich inzwischen zu einem \“Jour fixe\“ im kulturellen Leben Frankfurts entwickelt hat. Im Mittelpunkt der Hauslesung standen bisher Walter Benjamin, Max Frisch, Hermann Hesse, Wolfgang Koeppen und Marcel Proust. Werfen Sie einen Blick auf ausgewählte und kommentierte Dokumente des Archivs und lesen Sie in der neuen Ausgabe von \“Forschung Frankfurt\“ mehr darüber, wie Peter Suhrkamp die Entwicklung der Literatur nach 1945 beeinflusst hat.

Kontakt
Archiv der Peter Suhrkamp Stiftung 
an der Johann Wolfgang Goethe-Universität
DSL 2
Wolfgang Schopf
Grüneburgplatz 1
60629 Frankfurt am Main
Tel.: 069 / 798 – 32443
schopf@archiv-suhrkamp-stiftung.de

Quelle: Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt, Uni-Protokolle, 25.4.2007

Sechzig Jahre Rheinland-Pfalz

Das Land Rheinland-Pfalz feiert Geburtstag, und seine Kultureinrichtungen feiern mit: Eine große Landesausstellung an drei Standorten gibt einen faszinierenden Einblick in die Anfangsjahre von Rheinland-Pfalz. Unterschiedliche regionale und thematische Sichtweisen zeigen, dass die Gründung des Landes Rheinland-Pfalz zwar keine Liebesheirat war, aber dennoch der Beginn einer dauerhaften und stabilen Ehe. Rheinland, Nassau, Rheinhessen und Pfalz – verliebt waren diese Regionen wahrlich nicht in einander, als sie auf Befehl der französischen Besatzungsmacht das Land Rheinland-Pfalz bilden sollten. Sie hatten noch nicht einmal einen Blick auf einander geworfen. Mit ihrer Zustimmung zur Landesverfassung in der Volksabstimmung vom 18. Mai 1947 gingen sie das Wagnis einer Ehe trotz aller Zweifel ein. Und zehn Jahre später hatten sie sich zusammengefunden. Die Ehe hatte sich bewährt, und optimistisch brachen sie in eine gemeinsame Zukunft als ein Land auf. Aus den unterschiedlichen regionalen Blickwinkeln betrachtet die dezentrale Landesausstellung diesen Prozess des Zusammenwachsens eines Landes, der von zahlreichen Hindernissen und Schwierigkeiten begleitet war. Im Mittelpunkt stehen dabei die Menschen, ihre Lebensumstände und ihre Sicht der Lebenswirklichkeiten, die anhand von zahlreichen dreidimensionalen Objekten, multimedialen Elementen und anschaulichen Inszenierungen für jedermann, besonders aber für die junge Generation, nachvollziehbar präsentiert wird. Wie lebte man im Rheinland mitten in den Kriegszerstörungen des Zweiten Weltkrieges? Wo fanden die Menschen in der Pfalz Arbeit und Brot? Wie vergnügten sich die Rheinhessen? Was lasen die Menschen in der Eifel oder im Hunsrück? Und wie empfanden sie alle ihre Region und ihre regionale Besonderheit im Verhältnis zu dem neuen Land Rheinland-Pfalz? Welche Rolle spielte dabei die Politik, welche die Wirtschaft? 

Unter der Leitung der Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz zeigen fünf sich ergänzende Einzelausstellungen in Koblenz, Mainz und Speyer, wie aus einem umstrittenen \“Kind der Besatzungsmächte\“ ein leistungsstarkes und akzeptiertes Land wurde. Sie zeigen aber auch den wechselvollen, nicht immer reibungslosen Prozess des Zusammenwachsens. Zehn ereignisreiche Ehejahre – aus regional unterschiedlichen Blickwinkeln. Mit thematisch wechselnden Schwerpunkten. Doch eines verbindet alle – es geht um die Menschen. Anhand zahlreicher Objekte, Dokumente, Fotos, Gemälde, Grafiken als auch Ton- und Filmaufnahmen wird deren Lebenswirklichkeit lebendig. Und mit ihr das erste Jahrzehnt des jungen Bundeslandes. 

So widmet sich die Ausstellung im Koblenzer Mittelrhein-Museum dem Norden des Landes, die Ausstellung im Historischen Museum der Pfalz in Speyer dem Süden. Beide beleuchten das ganze Spektrum rheinland-pfälzischen Lebens zwischen 1947 und 1957, zwischen Trümmermeer und Wirtschaftswunder. Die Ausstellungen zeigen, anschaulich und spannend, wie die Menschen langsam, aber sicher wieder Fuß fassen, zur Normalität zurückfinden. Sie zeigen den Alltag im Aufbau – in Politik und Wirtschaft, im kulturellen und gesellschaftlichen Miteinander. Mal aus Pfälzer, mal aus rheinischer Sicht. Kunst und Städtebau bilden den Mittelpunkt im Landesmuseum Mainz, das Leben auf einer Festung als Unterschlupf ausgebombter Städter veranschaulichen das Landesmuseum Koblenz und Burgen, Schlösser, Altertümer Rheinland-Pfalz auf der Festung Ehrenbreitstein. Schließlich zeigen Landesbibliothekszentrum/Rheinische Landesbibliothek Koblenz die Facetten des sich nach dem Krieg wieder entwickelnden literarischen Lebens im Land.

Verbunden sind die Teile der Landesausstellung durch eine übergreifende, inhaltliche Klammer des Landeshauptarchivs Koblenz. Denn alle Regionalausstellungen zeigen gemeinsam einen im Landeshauptarchiv Koblenz konzipierten Kernteil zur Entwicklung des Landes in den Jahren 1947 – 1957. Zum Einstieg in jede der Ausstellungen gibt darüber hinaus ein allgemeiner Infoteil einen interessanten Überblick über die Gesamtentwicklung des Landes Rheinland-Pfalz. Alle Informationen zu den Einzelausstellungen, aber auch zum Landesjubiläum selbst, sind abrufbar. Außerdem lädt ein täglich aktualisierter Weblog zum Mitmachen und Mitreden ein. Und schließlich: Die Zeitung zur Ausstellung. Was uns damals in Rheinland-Pfalz bewegte: 32 Seiten mit interessanten, spannenden, aufschlussreichen, kuriosen und unterhaltsamen Aktualitäten, Geschichten und Fotos aus den frühen Jahren unseres Landes, inklusive exklusiver Beiträge von Kurt Beck, Herbert Bonewitz, Mario Adorf u. v. a.

Info: Ausstellungen in Koblenz

DAS RHEINLAND
ZENTRUM IM NORDEN: ALLTAG, KUNST UND POLITIK
Veranstalter: Mittelrhein-Museum, Landeshauptarchiv und Stadtarchiv Koblenz  
Ort: Mittelrhein-Museum Koblenz
Dauer: 12. Mai – 5. August 2007
Öffnungszeiten: Di bis Sa 10.30 – 17 Uhr, So 11 – 18 Uhr
Eintrittspreise: 2,50 Euro, ermäßigt 1,50 Euro

FESTUNGSSCHICKSALE
Veranstalter: Landesmuseum Koblenz und Burgen, Schlösser, Altertümer, Festung Ehrenbreitstein
Ort: Landesmuseum Koblenz
Dauer: 19. Mai – 11. November 2007
Öffnungszeiten: täglich 9.30 – 17 Uhr
Eintrittspreise: 4 Euro, ermäßigt 3 Euro (Festungseintritt und Führung)

LITERARISCHES LEBEN IN RHEINLAND-PFALZ 1947- 1956
Veranstalter: Landesbibliothekszentrum Koblenz
Ort: Landesbibliothekszentrum Koblenz
Dauer: 19. Mai bis 31. Juli 2007
Öffnungszeiten: Mo – Fr 10 – 19 Uhr, Sa 10 – 13 Uhr
Eintrittspreise: Eintritt frei

Ausstellung in Mainz

UNSERE HAUPTSTADT: DIE KUNST IM LAND
Veranstalter: Landesmuseum Mainz und Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz unter Beteiligung des Stadthistorischen Museums und des Vereins für Sozialgeschichte Mainz
Ort: Landesmuseum Mainz
Dauer: 13. Mai – 2. September 2007
Öffnungszeiten: Di 10 – 20 Uhr, Mi bis So 10 – 17 Uhr
Eintrittspreise: 3 Euro, ermäßigt 2 Euro

Ausstellung in Speyer:

DIE PFALZ
SELBSTBEWUSSTER SÜDEN: AUFBRUCH UND EIGENSTÄNDIGKEIT
Veranstalter: Historisches Museum der Pfalz, Speyer, und Landesarchiv Speyer
Ort: Historisches Museum der Pfalz, Speyer
Dauer: 13. Mai – 26. August 2007
Öffnungszeiten: Di bis So 10 – 18 Uhr
Eintrittspreise: 4 €, ermäßigt 3 €

Kontakt
Landeshauptarchiv Koblenz / Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz
Postfach 201047
56010 Koblenz 
Tel.: 0261 / 9129 – 103 oder 117
Fax: 0261 / 9129112 
b.dorfey@landeshauptarchiv.de

Quelle: Pressemitteilung Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz; Anzeiger Bad Kreuznach, 21.4.2007

Wanderausstellung des Bach-Museums

Seit dem 19. April 2007 zeigt das Bach-Museum Leipzig in Kooperation mit der Commerzbank AG, Leipzig im Schloss Jessen, Landkreis Wittenberg, die Wanderausstellung „Expedition Bach“. Die Ausstellung informiert über spektakuläre Bachfunde der letzten Jahre. Seit dem Jahr 2002 führt das Bach-Archiv ein Forschungsprojekt durch, das sich der systematischen Erschließung bislang unbekannter Bachdokumente in den staatlichen, städtischen und kirchlichen Archiven Mitteldeutschlands widmet. Zu den eindrucksvollsten Funden gehört das Bachautograph der Arie „Alles mit Gott und nichts ohn’ ihn“, das im Jahr 2005 in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar entdeckt wurde und inzwischen die Nr. 1127 im Bachwerkverzeichnis erhalten hat. In derselben Bibliothek entdeckten Forscher des Bach-Archivs im Jahr 2006 die ältesten Notenhandschriften Bachs: Orgeltabulaturen aus seiner Schülerzeit in Ohrdruf und Lüneburg. Neben der Präsentation der Fundstücke erzählt die Ausstellung von den abenteuerlichen Expeditionsumständen, vom Finderglück und der märchenhaft erscheinenden Überlieferung mancher Exponate. Bis zum 27. April 2007 ist die Sonderschau im Jessener Schloss zu sehen, danach geht es weiter in Commerzbank-Filialen in Halle, Köthen und Leipzig. Zum Abschluss des Bachfests Leipzig macht die Wanderausstellung vom 15. bis 18. Juni 2007 im Bach-Museum Station. Dettloff Schwerdtfeger, Geschäftsführer der Bach-Stiftung sagte bei der Ausstellungseröffnung, dass die Ausstellung nicht nur in Bezug auf die Forschungsergebnisse eine Innovation sei, sondern auch im Hinblick auf ihre Präsentation in Zusammenarbeit mit der Commerzbank, die einige ihrer Filialen dafür zur Verfügung stelle. Aus diesem Grunde überlege man bereits, ob man nicht noch ein Duplikat von der \“Expedition Bach\“ anfertigen solle, um auf diese Weise noch mehr Menschen an dieser Ausstellung teilhaben zu lassen. 

Kontakt
Bach-Museum
Bach-Archiv Leipzig
Thomaskirchhof 15/16
04109 Leipzig
Tel.: 0341 / 9137 – 0
Fax: 0341 / 9137 – 105 
info@bach-leipzig.de 
museum@bach-leipzig.de 

Quelle: Detlef Mayer, Mitteldeutsche Zeitung, 20.4.2007; News Bach-Archiv und Bach-Museum, 20.4.2007

Stadtarchiv Bielefeld übernimmt »Gedächtnis Gumbinnens« als Depositum

Seit 1961 schreitet der „Gumbinner Elch“ durch den Bielefelder Bürgerpark und erinnert weithin sichtbar an den ehemaligen Kreis Gumbinnen. Dagegen ist das im früheren Ankergebäude an der Rohrteichstraße befindliche Kreisarchiv Gumbinnen vor allem den Spezialisten als Gedächtnis und Ort des kulturellen Erbes des ostpreußischen Kreises bekannt.

Seit mehr als fünfzig Jahren pflegt Bielefeld eine Patenschaft über den Kreis Gumbinnen, indem er die Arbeit der Kreisgemeinschaft fördert und inzwischen auch das heutige Gusev (Russland) durch die Lieferung von ausrangierten Materialien – Fahrzeuge, Straßenlaternen – unterstützt. Oberbürgermeister Dr. Hermann Kohlhase unterzeichnete 1954 die Urkunde, in der die Stadt sich verpflichtete, den Heimatvertriebenen des Kreises Gumbinnen eine Stätte zu bieten, „an der sie das Andenken an ihre verlorene Heimat lebendig erhalten“ können. Jetzt hat Oberbürgermeister Eberhard David der Patenschaftsverpflichtung Bielefelds an wichtiger Stelle weiter dauerhaften Bestand gegeben, als er gemeinsam mit Eckard Steiner, dem Vorsitzenden der Kreisgemeinschaft Gumbinnen, einen Depositalvertrag für das Kreisarchiv unterzeichnete. Die umfangreiche Sammlung wird ab sofort als Bestand des Stadtarchivs Bielefeld an der Rohrteichstraße geführt und nach einer Bearbeitung dort zugänglich gemacht, Eigentümer bleibt jedoch die Kreisgemeinschaft.

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Abb.: Rainer Jeschkeit, Dietrich Goldbeck und Dr. Jochen Rath (v.l.), Foto: Neue Westfälische/Christian Weische 

Über Jahrzehnte aus Privatbesitz übergebene, gesammelte und angekaufte Dokumente, Bücher und Fotos zur Geschichte des Kreises können danach im Stadtarchiv durch Interessierte eingesehen werden: Wissenschaftler, Heimatforscher, Genealogen und Journalisten. Das Stadtarchiv bewahrt die Unterlagen dauerhaft auf, erschließt diese in einem Findbuch, das die Dokumente in einer Datenbank verzeichnet, und macht sie während der ausgedehnten Öffnungszeiten für das Publikum zugänglich. Von wertvollem Nutzen für die Erschließung sind die umfangreichen Vorarbeiten von Dietrich Goldbeck, der die Sammlung als bester Kenner seit 1967 in Bielefeld intensiv betreut, und von Peter Bahl, der 1989/90 übersichtliche Findbücher für einige Bestände anlegte.

Das Kreisarchiv umfasst drei Hauptabteilungen: 1. Akten der 1955 gegründeten Kreisgemeinschaft Gumbinnen, 2. Akten anderer Herkunft: Vereine (darunter vor allem der Vereinigung ehemaliger Angehöriger der Friedrichsschule und Cecilienschule), Firmen und Personen (u.a. der Nachlass des letzten Gumbinner Landrates Roderich Walther), 3. Sammlungen mit Plakaten, Zeitungen, Druckschriften, Urkunden, Manuskripten und Lebensberichten, Karten und Plänen, Fotos, Filmen, Museumsgut, Biographien und Familienforschung.

Für die Erforschung des Kreises Gumbinnen sind die Unterlagen nach Einschätzung von Stadtarchivar Dr. Jochen Rath umso wertvoller, da die amtlichen Unterlagen des alten Landratsamts Gumbinnen, der Regierung Gumbinnen und der Provinz Ostpreußen gegen Ende des Zweiten Weltkrieges größtenteils untergegangen sind. Splitterüberlieferung vor allem für das 19. Jahrhundert bewahrt das Geheime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin auf. Das Stadtarchiv wird bislang unverzeichnete Unterlagen in den Bestand einarbeiten und insbesondere Neuzugänge in das Kreisarchiv aufnehmen. Nach dem Abschluss der umfangreichen Erschließungsarbeiten ist eine online-Schaltung der Archivdatenbank geplant.

Kontakt:
Stadt Bielefeld
Institut Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek
Dr. Jochen Rath
Rohrteichstr. 19
33602 Bielefeld
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Das »frauenkunstforum-owl« mit Ausstellungen im Rathaus und im Stadtarchiv in Lemgo

Das Frauenkunstforum (FKF) OWL ist seit dem 21. April 2007 mit den Ausstellungen „ein-seh-bar“ und „migrArte – Zwischen den Kulturen“ in Lemgo präsent.

In der Ausstellung „migrARTE – Zwischen den Kulturen“ haben Künstlerinnen mit Migrationserfahrungen ihre Konflikte und Erlebnisse auf unterschiedliche Art und Weise verarbeitet. Das Leben zwischen den Kulturen prägt ihre Rolle als Frau und als Künstlerin. Zu sehen sind diese Werke während der Dienstzeit der Stadtverwaltung im Rathaus und im Schmiedeamtshaus am Lemgoer Markt.

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Im Stadtarchiv Lemgo ist als Installation das Künstlerinnen-Archiv „ein-seh-bar“ aufgebaut. Lebensläufe, Bücher, Kataloge, Abbildungen und anderes dokumentieren das Leben und Schaffen von historischen und zeitgenössischen Künstlerinnen. Im Archiv sind auch zeitgenössische Lemgoer Künstlerinnen vertreten. Außerdem haben Lemgoer Frauen als Mitglieder der Gleichstellungskommissson das Archiv um historische Künstlerinnen der Stadt Lemgo erweitert. Das Frauenkunstforum (FKF) OWL fordert mit dem Künstlerinnen-Archiv „ein-seh-bar“ die jeweiligen Ausstellungsorte auf, sich an verstorbene Künstlerinnen ihrer Stadt zu erinnern und deren Schaffen in Archivkästen sichtbar werden zu lassen. Das Stadtarchiv lädt bis zum 25. Mai 2007 ein, diese Installation aus inzwischen 338 Archivkästen, davon 13 mit Informationen zu Lemgoer Künstlerinnen, anzuschauen und die Künstlerinnen aus der Stadt Lemgo sowie aus der Region Ostwestfalen-Lippe kennen zu lernen. Die Öffnungszeiten sind Dienstag bis Donnerstag von 9:00 bis 16:00 Uhr und Freitag von 9:00 bis 12:00 Uhr.

Kontakt:
Alte Hansestadt Lemgo
Rathaus
Am Markt 1
32657 Lemgo
Tel. 05261-213208
Fax. 05261-213490
www.lemgo.de

Quelle: Pressemitteilung der Alten Hansestadt Lemgo, 23.4.2007; Foto: Reinhard Wolf / Lemgo