Wanderausstellung des Bach-Museums

Seit dem 19. April 2007 zeigt das Bach-Museum Leipzig in Kooperation mit der Commerzbank AG, Leipzig im Schloss Jessen, Landkreis Wittenberg, die Wanderausstellung „Expedition Bach“. Die Ausstellung informiert über spektakuläre Bachfunde der letzten Jahre. Seit dem Jahr 2002 führt das Bach-Archiv ein Forschungsprojekt durch, das sich der systematischen Erschließung bislang unbekannter Bachdokumente in den staatlichen, städtischen und kirchlichen Archiven Mitteldeutschlands widmet. Zu den eindrucksvollsten Funden gehört das Bachautograph der Arie „Alles mit Gott und nichts ohn’ ihn“, das im Jahr 2005 in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar entdeckt wurde und inzwischen die Nr. 1127 im Bachwerkverzeichnis erhalten hat. In derselben Bibliothek entdeckten Forscher des Bach-Archivs im Jahr 2006 die ältesten Notenhandschriften Bachs: Orgeltabulaturen aus seiner Schülerzeit in Ohrdruf und Lüneburg. Neben der Präsentation der Fundstücke erzählt die Ausstellung von den abenteuerlichen Expeditionsumständen, vom Finderglück und der märchenhaft erscheinenden Überlieferung mancher Exponate. Bis zum 27. April 2007 ist die Sonderschau im Jessener Schloss zu sehen, danach geht es weiter in Commerzbank-Filialen in Halle, Köthen und Leipzig. Zum Abschluss des Bachfests Leipzig macht die Wanderausstellung vom 15. bis 18. Juni 2007 im Bach-Museum Station. Dettloff Schwerdtfeger, Geschäftsführer der Bach-Stiftung sagte bei der Ausstellungseröffnung, dass die Ausstellung nicht nur in Bezug auf die Forschungsergebnisse eine Innovation sei, sondern auch im Hinblick auf ihre Präsentation in Zusammenarbeit mit der Commerzbank, die einige ihrer Filialen dafür zur Verfügung stelle. Aus diesem Grunde überlege man bereits, ob man nicht noch ein Duplikat von der \“Expedition Bach\“ anfertigen solle, um auf diese Weise noch mehr Menschen an dieser Ausstellung teilhaben zu lassen. 

Kontakt
Bach-Museum
Bach-Archiv Leipzig
Thomaskirchhof 15/16
04109 Leipzig
Tel.: 0341 / 9137 – 0
Fax: 0341 / 9137 – 105 
info@bach-leipzig.de 
museum@bach-leipzig.de 

Quelle: Detlef Mayer, Mitteldeutsche Zeitung, 20.4.2007; News Bach-Archiv und Bach-Museum, 20.4.2007

Stadtarchiv Bielefeld übernimmt »Gedächtnis Gumbinnens« als Depositum

Seit 1961 schreitet der „Gumbinner Elch“ durch den Bielefelder Bürgerpark und erinnert weithin sichtbar an den ehemaligen Kreis Gumbinnen. Dagegen ist das im früheren Ankergebäude an der Rohrteichstraße befindliche Kreisarchiv Gumbinnen vor allem den Spezialisten als Gedächtnis und Ort des kulturellen Erbes des ostpreußischen Kreises bekannt.

Seit mehr als fünfzig Jahren pflegt Bielefeld eine Patenschaft über den Kreis Gumbinnen, indem er die Arbeit der Kreisgemeinschaft fördert und inzwischen auch das heutige Gusev (Russland) durch die Lieferung von ausrangierten Materialien – Fahrzeuge, Straßenlaternen – unterstützt. Oberbürgermeister Dr. Hermann Kohlhase unterzeichnete 1954 die Urkunde, in der die Stadt sich verpflichtete, den Heimatvertriebenen des Kreises Gumbinnen eine Stätte zu bieten, „an der sie das Andenken an ihre verlorene Heimat lebendig erhalten“ können. Jetzt hat Oberbürgermeister Eberhard David der Patenschaftsverpflichtung Bielefelds an wichtiger Stelle weiter dauerhaften Bestand gegeben, als er gemeinsam mit Eckard Steiner, dem Vorsitzenden der Kreisgemeinschaft Gumbinnen, einen Depositalvertrag für das Kreisarchiv unterzeichnete. Die umfangreiche Sammlung wird ab sofort als Bestand des Stadtarchivs Bielefeld an der Rohrteichstraße geführt und nach einer Bearbeitung dort zugänglich gemacht, Eigentümer bleibt jedoch die Kreisgemeinschaft.

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Abb.: Rainer Jeschkeit, Dietrich Goldbeck und Dr. Jochen Rath (v.l.), Foto: Neue Westfälische/Christian Weische 

Über Jahrzehnte aus Privatbesitz übergebene, gesammelte und angekaufte Dokumente, Bücher und Fotos zur Geschichte des Kreises können danach im Stadtarchiv durch Interessierte eingesehen werden: Wissenschaftler, Heimatforscher, Genealogen und Journalisten. Das Stadtarchiv bewahrt die Unterlagen dauerhaft auf, erschließt diese in einem Findbuch, das die Dokumente in einer Datenbank verzeichnet, und macht sie während der ausgedehnten Öffnungszeiten für das Publikum zugänglich. Von wertvollem Nutzen für die Erschließung sind die umfangreichen Vorarbeiten von Dietrich Goldbeck, der die Sammlung als bester Kenner seit 1967 in Bielefeld intensiv betreut, und von Peter Bahl, der 1989/90 übersichtliche Findbücher für einige Bestände anlegte.

Das Kreisarchiv umfasst drei Hauptabteilungen: 1. Akten der 1955 gegründeten Kreisgemeinschaft Gumbinnen, 2. Akten anderer Herkunft: Vereine (darunter vor allem der Vereinigung ehemaliger Angehöriger der Friedrichsschule und Cecilienschule), Firmen und Personen (u.a. der Nachlass des letzten Gumbinner Landrates Roderich Walther), 3. Sammlungen mit Plakaten, Zeitungen, Druckschriften, Urkunden, Manuskripten und Lebensberichten, Karten und Plänen, Fotos, Filmen, Museumsgut, Biographien und Familienforschung.

Für die Erforschung des Kreises Gumbinnen sind die Unterlagen nach Einschätzung von Stadtarchivar Dr. Jochen Rath umso wertvoller, da die amtlichen Unterlagen des alten Landratsamts Gumbinnen, der Regierung Gumbinnen und der Provinz Ostpreußen gegen Ende des Zweiten Weltkrieges größtenteils untergegangen sind. Splitterüberlieferung vor allem für das 19. Jahrhundert bewahrt das Geheime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin auf. Das Stadtarchiv wird bislang unverzeichnete Unterlagen in den Bestand einarbeiten und insbesondere Neuzugänge in das Kreisarchiv aufnehmen. Nach dem Abschluss der umfangreichen Erschließungsarbeiten ist eine online-Schaltung der Archivdatenbank geplant.

Kontakt:
Stadt Bielefeld
Institut Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek
Dr. Jochen Rath
Rohrteichstr. 19
33602 Bielefeld
Tel. 0 521/51 68 46
Fax 0 521/51 68 44
jochen.rath@bielefeld.de

Das »frauenkunstforum-owl« mit Ausstellungen im Rathaus und im Stadtarchiv in Lemgo

Das Frauenkunstforum (FKF) OWL ist seit dem 21. April 2007 mit den Ausstellungen „ein-seh-bar“ und „migrArte – Zwischen den Kulturen“ in Lemgo präsent.

In der Ausstellung „migrARTE – Zwischen den Kulturen“ haben Künstlerinnen mit Migrationserfahrungen ihre Konflikte und Erlebnisse auf unterschiedliche Art und Weise verarbeitet. Das Leben zwischen den Kulturen prägt ihre Rolle als Frau und als Künstlerin. Zu sehen sind diese Werke während der Dienstzeit der Stadtverwaltung im Rathaus und im Schmiedeamtshaus am Lemgoer Markt.

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Im Stadtarchiv Lemgo ist als Installation das Künstlerinnen-Archiv „ein-seh-bar“ aufgebaut. Lebensläufe, Bücher, Kataloge, Abbildungen und anderes dokumentieren das Leben und Schaffen von historischen und zeitgenössischen Künstlerinnen. Im Archiv sind auch zeitgenössische Lemgoer Künstlerinnen vertreten. Außerdem haben Lemgoer Frauen als Mitglieder der Gleichstellungskommissson das Archiv um historische Künstlerinnen der Stadt Lemgo erweitert. Das Frauenkunstforum (FKF) OWL fordert mit dem Künstlerinnen-Archiv „ein-seh-bar“ die jeweiligen Ausstellungsorte auf, sich an verstorbene Künstlerinnen ihrer Stadt zu erinnern und deren Schaffen in Archivkästen sichtbar werden zu lassen. Das Stadtarchiv lädt bis zum 25. Mai 2007 ein, diese Installation aus inzwischen 338 Archivkästen, davon 13 mit Informationen zu Lemgoer Künstlerinnen, anzuschauen und die Künstlerinnen aus der Stadt Lemgo sowie aus der Region Ostwestfalen-Lippe kennen zu lernen. Die Öffnungszeiten sind Dienstag bis Donnerstag von 9:00 bis 16:00 Uhr und Freitag von 9:00 bis 12:00 Uhr.

Kontakt:
Alte Hansestadt Lemgo
Rathaus
Am Markt 1
32657 Lemgo
Tel. 05261-213208
Fax. 05261-213490
www.lemgo.de

Quelle: Pressemitteilung der Alten Hansestadt Lemgo, 23.4.2007; Foto: Reinhard Wolf / Lemgo

Europäische Konferenz »Digitale Langzeitarchivierung« – Experten verständigen sich auf multinationale Zusammenarbeit

Spätestens als Pat Manson das Podium im Kongresszentrum der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main verließ, war sowohl den Gastgebern als auch den rund 300 Teilnehmern klar, dass sich der Besuch der Europäischen Konferenz „Herausforderung: Digitale Langzeitarchivierung“ gelohnt hatte (siehe Bericht vom 21.4.2007). Die Leiterin der Abteilung „Cultural Heritage and Technology Enhanced Learning“ bei der Europäischen Kommission hatte in ihrer abschließenden Keynote die EU-Strategie zur digitalen Langzeitarchivierung erläutert und damit dem Wunsch der Fachwelt nach politischer Unterstützung Rechnung getragen. So wird die Europäische Union angesichts der gewaltigen Herausforderungen, die das Thema mit sich bringt, ihr Engagement für die digitale Langzeitarchivierung deutlich erhöhen. Finanziert über das 7. Forschungsrahmenprogramm werden im Zeitraum von 2007 bis 2013 eigene Projekte initiiert, die sich unter anderem mit der automatisierten Informationsgewinnung aus Metadaten beschäftigen.

Praktische Ansätze, Arbeitsmittel und Werkzeuge
Schon zuvor kam in den Diskussionsbeiträgen zum Ausdruck, dass man sich in der länderübergreifenden, kooperativen Langzeitarchivierung auf dem richtigen Weg befindet. Deutlich wurde dies in dem von Reinhard Altenhöner, IT-Leiter der Deutschen Nationalbibliothek, moderierten Gespräch über bereits vorhandene Werkzeuge und Arbeitsprozesse. Der Standardisierung von Workflows und Prozessen für die digitale Langzeitarchivierung wurden hier sehr gute Chancen eingeräumt.

Einen Blick auf die derzeitigen Investitionen für die Digitalisierung und Erhaltung digitaler Daten warf Neil Beagrie von der British Library, einer der angesehensten Experten auf dem Gebiet der digitalen Langzeitarchivierung, in seiner Keynote. Er mahnte zu einer verstärkten und nachhaltigen europäischen Anstrengung: „Die Risiken, die mit einem Nachlassen der gemeinsamen Bemühungen verbunden sind, sind kaum zu kalkulieren. Wir stehen alle in der Pflicht, das Bewusstsein für die Bedeutung dieser globalen Herausforderung hochzuhalten“. Von herausragender Bedeutung bei der Arbeit mit digitalen Archiven ist ihre Vertrauenswürdigkeit und die Vermittlung dieser Vertrauenswürdigkeit. Andrea Scotti vom Museum für Wissensgeschichte in Florenz erhob die Forderung, dass sich gerade die europäischen Fachleute stärker in die internationale Normierungsarbeit einbringen sollten, als dies bislang der Fall ist. Denn nur durch die Verwendung von Normen und Standards kann die Vertrauenswürdigkeit von Archiven gewährleistet werden.

Norbert Lossau, der die abschließende Diskussion moderierte, fasste in einem Ausblick zusammen: „Aufbau und Absicherung einer Infrastruktur“, „Implementierung von Standards und Zertifizierungsprozessen“ sowie „Konkrete Praxisempfehlungen“ seien besonders wichtige Aspekte für die Weiterentwicklung der vorgestellten praktischen Ansätze.

„Europa gelingt gemeinsam“
Das Motto des Kulturstaatsministers anlässlich der deutschen EU-Ratspräsidentschaft hat auf den zwei Tagen der Fachkonferenz „Herausforderung: Digitale Langzeitarchivierung“ Kontur bekommen. Zufrieden nahmen die Veranstalter zur Kenntnis, dass nestor, das deutsche Kompetenznetzwerk, auch international gut wahrgenommen wird. So kann die Generaldirektorin der Deutschen Nationalbibliothek, Dr. Elisabeth Niggemann, als Gastgeberin und Mitveranstalterin die Gewissheit mitnehmen, dass mit dieser Konferenz ein konstruktiver Beitrag zur europäischen Einigung in der Frage gelungen ist, wie mit unserem digitalen kulturellen Erbe künftig umgegangen werden soll.

Link: www.langzeitarchivierung.de/eu2007 

Kontakt:
Deutsche Nationalbibliothek Frankfurt am Main
Adickesallee 1
60322 Frankfurt/Main
Tel.: +49 – 69 – 1525 – 1005
Fax: +49 – 69 – 1525 – 1010
www.d-nb.de

Quelle: Pressemitteilung, nestor/common, 23.4.2007

Archiv des Rhein-Sieg-Kreises beteiligt sich an der Bestandserhaltungsinitiative des Landes NRW

Im Archiv des Rhein-Sieg-Kreises lagern zwischen 2.000 und 3.000 laufende Meter Akten. Ein großer Teil davon ist vom Papierzerfall bedroht. Mit ihnen ginge ein Stück Kreisgeschichte und damit ein Stück unseres kulturellen Erbes für immer verloren. Um dieses zu verhindern, beteiligt sich das Kreisarchiv an der Bestandserhaltungsinitiative (BEIN) des Landes Nordrhein-Westfalen. Landrat Frithjof Kühn stellte gemeinsam mit der Kreisarchivarin Dr. Claudia Arndt und der Restauratorin Tina Löhr das Projekt im Rhein-Sieg-Kreis vor. Die Landesregierung NRW stellt in ihrer Initiative für archivische Bestandserhaltung, vor allem für den Kampf gegen den Säurefraß bei Papier, eine Million Euro pro Jahr sowie zusätzliches Personal zur Verfügung. Das Kooperationsprojekt mit den Landschaftsverbänden ist zunächst auf fünf Jahre angelegt. Für die Vor- und Nachbereitung sowie für den Transport des Archivgutes werden insgesamt 100 Stellen aus der Arbeitsverwaltung zur Verfügung gestellt. 70 Prozent der Kosten für die Massenentsäuerung übernimmt das Land NRW, die übrigen 30 Prozent teilen sich die Landschaftsverbände und die jeweiligen Auftraggeber. Der Rhein-Sieg-Kreis hat für den Start des Projektes, welches durch den Kulturausschuss des Kreises ausdrücklich begrüßt wurde, zunächst 5.000 Euro im Etat des Kreisarchivs vorgesehen.

Seit der industriellen Fertigung von Papier aus der Zellulose von Holz, seit 1850, sind Substanzen wie Alaun und Lignin Bestandteile des Papiers. Diese bilden im Verlauf von Jahrzehnten und Jahrhunderten Säuren, welche die Zellulosemolekühle des Papiers allmählich zerstören. Das Papier vergilbt zunächst, wird braun und spröde. Bei Berührung zerfällt es. Eine Methode diesen Säurefraß zu verlangsamen, beziehungsweise zu stoppen, ist das Entsäuern des Papiers. Dabei werden die Säuren und säurebildenden Stoffe im Papier entfernt oder neutralisiert und alkalische Reserven eingebracht, um eine Neubildung von Säuren oder deren Eindringen von außen zu verhindern. Die Lebensdauer des Papiers kann durch dieses Verfahren um das drei bis fünffache verlängert werden. Die Entsäuerung eines einzigen Blattes kostet 20 Cent. 

Eine Logistikgruppe unter der Federführung des Landesarchivs und der Landschaftsverbände übernimmt die zentrale Organisation des Projektes. Die Entsäuerung selbst wird durch die Firma Neschen AG zentral in Brauweiler ausgeführt. Für die vorbereitenden Arbeiten wurden im Rheinland fünf Schwerpunktarchive als Unterzentren ausgewählt, zu denen auch das Archiv des Rhein-Sieg-Kreises gehört. Das Archiv des Rhein-Sieg-Kreises ist das einzige beteiligte Kreisarchiv im Rheinland und nimmt so eine gewisse Vorreiterposition in der rheinischen Archivlandschaft ein. 

In Siegburg haben Anfang Januar 2007 fünf ABM Kräfte mit den vorbereitenden Arbeiten begonnen. Die Schriftstücke müssen gesichtet und ihr Zustand beurteilt werden, dann müssen sämtliche Metallteile entfernt und die einzelnen Blätter sorgfältig geglättet werden. Unterstützt und fachlich beraten werden die Hilfskräfte von der Restauratorin Tina Löhr aus Köln. „An diesem Projekt können sich alle kommunalen Archive beteiligen“, betont Kreisarchivarin Dr. Claudia Arndt ausdrücklich, „sowohl die Restauratorin Tina Löhr als auch die Hilfskräfte und die Einrichtungen des Kreisarchivs können zum Beispiel von den Gemeinde- und Stadtarchiven in Anspruch genommen werden.“ „Durch die Initiative des Landes ist es nunmehr möglich, für einen relativ geringen finanziellen Aufwand unsere vom Säurezerfall bedrohten Aktenbestände restaurieren zu lassen und damit zu retten“, sagte Landrat Frithjof Kühn, „Denn Akten, die nicht rechtzeitig entsäuert werden, werden der Nachwelt verloren gehen und mit ihnen – sofern es Akten aus unserem Archiv sind – ein Stück Kreisgeschichte und ein Stück unseres kulturellen Erbes. Als Menschen mit kulturellem Bewusstsein sollten wir unseren Beitrag leisten, dies zu verhindern.“ 

Kontakt
Archiv und Wiss. Bibliothek des Rhein-Sieg-Kreises
Kaiser-Wilhelm-Platz 1 (Kreishaus)
53721 Siegburg
Tel.: 02241 / 13 – 2567
Fax: 02241 / 13 – 3271
archiv@rhein-sieg-kreis.de

Quelle: Pressemeldung Rhein-Sieg-Kreis, 23.4.2007

Bad Oldesloe – Stadt am Wasser

Das Buchprojekt mit dem sich zur Zeit die Stadtarchivarin von Bad Oldesloe, Dr. Sylvina Zander beschäftigt, trägt den Arbeitstitel \“Bad Oldesloe – Stadt am Wasser" (siehe Bericht vom 8.1.2007). Im Jahre 2008 soll das Werk, das in den einzelnen Kapiteln einen Überblick über die Geschichte der Mühlen, den Bau- und die Nutzung der Brücken, den Fischfang sowie die Schifffahrt auf der Trave gibt, erscheinen. Aber auch Themen wie eine zunehmende Verunreinigung der Gewässer und das wachsende Interesse an dem dringend notwendigen Naturschutz kommen nicht zu kurz. Großen Wert legt die Stadtarchivarin auch darauf, das Leben der Menschen darzustellen, die entlang der Oldesloer Flüsse wohnten und arbeiteten. 

Zur Zeit beschäftigt sich Dr. Sylvina Zander bei ihren Recherchen im Stadtarchiv Bad Oldesloe hauptsächlich mit der Bedeutung des Moores, von dem es in früheren Jahrhunderten reichlich in der Umgebung von Bad Oldesloe gab. Heute weisen nur noch ein paar Stellen auf diese wichtige Einnahmequelle der damaligen Bevölkerung hin. Denn bevor die Kohle als Brennstoff entdeckt wurde, benutzte man zum Heizen entweder Holz oder Torf. So wurden allein in dem zu Bad Oldesloe gehörenden Moor gegen Ende des 18. Jahrhunderts ca. 600.000 Soden Torf gestochen. Dabei mussten vor allem im Sommer auch viele Kinder mithelfen. Wer Näheres zur Geschichte des Moores erfahren möchte, kann dieses im Bad Oldesloer Heimatmuseum tun. Darüber hinaus ist Dr. Sylvina Zander an zusätzlichen Informationen interessiert, die sich auf das heimische Moor beziehen, um dieses wichtige Thema ausführlich darstellen zu können.

Kontakt:
Stadtarchiv Bad Oldesloe
Markt 5
23843 Bad Oldesloe
Tel.: 04531 / 504 – 247
Fax: 04531 / 504 – 121

Quelle: Susanna Fofana, Lübecker Nachrichten, 22.4.2007

Einbandfragmente in kirchlichen Archiven aus Kurhessen-Waldeck

„Wir haben elf, davon zwei aus dem 9. Jahrhundert und eines mit sehr deftigen pharmazeutischen Rezepten gegen die unterschiedlichsten Krankheiten“. – „Unsere Kirchengemeinde hat zwei hebräische, die zusammen ein Blatt eines bisher unbekannten Esther-Kommentars ergeben.“ Die Rede ist von Einbandfragmenten, die durch die vorliegende Publikation wieder in das Bewusstsein der Pfarrer, Pfarrerinnen und Gemeindeglieder gerückt sind. Die Kirchengemeinden – hier im Gespräch Bad Sooden-Allendorf und Neuengronau – sind stolz, Eigentümer solcher Schätze zu sein. In Rengershausen etwa wurde im Silvestergottesdienst, der zum 900-jährigen Ortsjubiläum 2007 übergeleitet hat ein liturgisches Fragment aus dem 12. Jahrhundert präsentiert, „fast so alt wie der Ort selbst“. Das Fragment ist Einband des ältesten Kirchenbuches Rengershausen von 1568.

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Abb: Der Einband der Rechnung von 1641 aus Allendorf enthält medizinisch-pharmazeutische Rezepte gegen verschiedene Krankheiten. Die Rezepte wurden im 13./14. Jahrhundert aufgeschrieben. Dieser Text war bisher unbekannt.

Der Katalog bietet Abbildung und Beschreibung jedes einzelnen Fragmentes. Einleitung und Register führen in die ungewöhnlich spannende Materie ein und möchten im Umgang mit diesem einmaligem Kulturgut, das am besten als Depositum im Landeskirchlichen Archiv Kassel lagert, sensibilisieren: Warum wurden mittelalterliche Handschriften im 16. und 17. Jahrhundert zu Einbänden recycelt? Was haben Buchdruck und Reformation damit zu tun? Woher kommen die Handschriften? Welche Rolle spielten die Klöster Fulda und Hersfeld? Was ist ein Missale, was ein Brevier?

Ziel des Projektes ist es, alle mittelalterlichen Handschriften- und Inkunabelfragmente in Pfarrarchiven und anderen Archiven der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck zu erfassen, zeitlich und inhaltlich zu bestimmen und digital abzubilden. Um diese Absicht angemessen umsetzen zu können, konnte der Leiter der Handschriftenabteilung der Universitätsbibliothek Kassel, Dr. Konrad Wiedemann, im Rahmen einer großzügig gehandhabten Amtshilfe zur Mitarbeit gewonnen werden. Zum anderen war Ralf Gerstheimer bereit, die Fragmente ehrenamtlich zu digitalisieren. Erschließung wie auch Digitalisierung fanden nach Standards der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) statt.

Das Projekt begann im September 2003 mit einer Umfrage des Landeskirchlichen Archivs Kassel in allen Kirchengemeinden und anderen kirchlichen Einrichtungen, ob sie im Besitz mittelalterlicher Einbandfragmente sind. Die Auswertung von 735 verschickten Fragebögen ergab, dass in 35 Pfarrarchiven derartige Fragmente vorhanden sein mussten. Inzwischen liegen 178 Fragmente aus 55 kirchlichen Archiven vor. Sie bilden die Basis für vorliegende Publikation. Bekannt ist auch die Existenz von über 300 weiteren Fragmenten kirchlicher Provenienz, die seit knapp 100 Jahren als Deposita im Staatsarchiv Marburg liegen und in einem nächsten Schritt erschlossen und digitalisiert werden. Es ist davon auszugehen, dass zahlreiche weitere Fragmente in den Pfarrarchiven vor Ort darauf warten, aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt und an das Licht der Öffentlichkeit geholt zu werden. Am Ende des Projekts wird eine Datenbank mit allen Fragmenten verfügbar sein.

Info: 
Konrad Wiedemann, Bettina Wischhöfer: 
Einbandfragmente in kirchlichen Archiven aus Kurhessen-Waldeck (Schriften und Medien des Landeskirchlichen Archivs Kassel 21), 
Kassel 2007, ISBN 978-3-939017-02-7, 195 Seiten, 24,90 €.

Zu beziehen über das Landeskirchliche Archiv Kassel, E-Mail: archiv@ekkw.de.

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Abb.: Der Einband der [Gottes]kastenrechnung von 1592 aus Hersfeld enthält Texte eines Missale. Der liturgische Text wurde um 1400 aufgeschrieben und mit bewohnten Knospen-Fleuronné-Initialen (Fabelfiguren) und Cadellen mit Drolerien verziert.

Handschriften des Bayerischen Hauptstaatsarchivs in der »Bayerischen Landesbibliothek Online«

Die \“Bayerische Landesbibliothek Online\“ (BLO) hat sich zu einem zentralen landeskundlichen und kulturwissenschaftlichen Fachportal für Bayern entwickelt, an dem mittlerweile auch die staatliche Archivverwaltung als Partner beteiligt ist. Vor einiger Zeit wurde in Kooperation mit der Bayerischen Staatsbibliothek damit begonnen, ausgewählte mittelalterliche Amtsbücher des Bayerischen Hauptstaatsarchivs München zu digitalisieren. Einige dieser Handschriften sind seit März 2007 über die BLO im Internet zugänglich, namentlich der bekannte Falkensteiner Kodex aus dem 12. Jahrhundert und mehrere Freisinger Traditionsbücher, von denen der frühmittelalterliche "Cozroh-Kodex" hervorzuheben ist. 

Die Images der Handschriften und die (falls vorhanden) zugehörigen Editionen werden zunächst in einer reinen Blätterversion bereitgestellt. In weiteren Projektabschnitten ist beispielsweise für den "Cozroh-Kodex" und den Falkensteiner Kodex die Implementierung weiterer Funktionen und Verknüpfungen geplant. Einige weitere ausgewählte Amtsbücher des Hochstifts Freising werden in diesem Frühjahr digitalisiert und werden zukünftig ebenfalls im Handschriftenbereich der BLO zur Verfügung stehen (www.bayerische-landesbibliothek-online.de).

Links:

Kontakt:
Bayerische Staatsbibliothek
Referat Digitale Bibliothek
Ludwigstraße 16
80539 München
Telefon: +49 89 28638-0
Fax: +49 89 28638-2200
MDZ@bsb-muenchen.de
www.bsb-muenchen.de

Multimedia-Archiv Wiesbaden unter neuer Leitung

Nach über einjähriger Vakanz wurde die Stelle des Leiters des zum Stadtarchiv Wiesbaden gehörenden Multimedia-Archivs nun mit Georg Habs, neu besetzt. Habs, Arzt und ehemaliges Mitglied des baden-württembergischen Landtags sowie ehemaliger Referent der Wiesbadener Kulturdezernentin Rita Thies, hat diese Stelle am 1. März 2007 übernommen. Aufgebaut hatte das Multimedia-Archiv der Historiker Dr. Thomas Weichel (siehe Berichte vom 5.10.2003, 15.2.2004 und 17.2.2004), der jedoch vor 13 Monaten in die Abteilung \“Weltkulturerbe\“ wechselte. Er hatte nicht nur eine Datenbank für historische Fotos erstellt, sondern auch das vorhandene Material archiviert. 

Da die audiovisuellen Überlieferungen für die Dokumentation der Stadtgeschichte einen immer höheren Stellenwert erhalten, begann man im Stadtarchiv Wiesbaden, die Sammlungen in den Bereichen Foto, Film und Ton in das digitale Multimedia-Archiv zu überführen. Zugleich findet eine systematische Ergänzung der teilweise sehr lückenhaften Sammlungen statt. Mittelfristig soll hier ein Recherchesystem entstehen, das die Benutzerfreundlichkeit in den Vordergrund stellt: Wissenschaftler, Heimatforscher, Journalisten und alle anderen Interessierten können künftig selbst am Bildschirm nach Schlagwörtern und Namen in den Sammlungen suchen, die Ergebnisse unmittelbar betrachten beziehungsweise anhören. Bilder werden als Ausbelichtungen oder als digitale Dateien weitergeben und können so ohne Informationsverluste in den Druck einfließen. 

Um das angestrebte Ziel zu erreichen, setzt somit die nun neu vergebene Tätigkeit im Multimedia-Archiv nicht nur ein umfangreiches Wissen über die Stadtgeschichte voraus, sondern auch sehr gute technische Kenntnisse. Kulturdezernentin Rita Thies rechtfertigte ihre nicht unumstrittene Stellenbesetzung unter anderem damit, dass man künftig auch die geschichtliche Bedeutung Wiesbadens als Gesundheitsstadt hervorheben wolle, wobei das Fachwissen von Georg Habs förderlich sei.

Kontakt
Stadtarchiv Wiesbaden 
Im Rad 20 
65197 Wiesbaden 
Tel.: 0611 / 31 – 3329
Fax: 0611 / 31 – 3977 
stadtarchiv@wiesbaden.de

Quelle: Patrick Körber, Wiesbadener Kurier, 20.4.2007

Europa löst Probleme der digitalen Langzeitarchivierung kooperativ

„Die Botschaft ist angekommen!“ Mit diesen Worten kommentierte Ute Schwens, Direktorin und Ständige Vertreterin der Generaldirektorin der Deutschen Nationalbibliothek den ersten Tag der Europäischen Konferenz „Herausforderung: Digitale Langzeitarchivierung“. Hier haben sich am Freitag, 20. April 2007,  führende Experten über die unterschiedlichen nationalen Ansätze und Langzeitarchivierungsstrategien in Europa ausgetauscht. Dabei standen die politischen und wissenschaftlichen Rahmenbedingungen innerhalb der EU im Mittelpunkt. 

Übereinstimmend ist festgestellt worden, dass der mit dem rasanten technischen Wandel einhergehenden Gefährdung der dauerhaften Nutzbarkeit von digitalen und digitalisierten Objekten nicht mit nationalen Alleingängen begegnet werden kann. Wie der Niederländer Kim Veltmann, wissenschaftlicher Direktor des VMMI (Virtual Maastricht McLuhan Institut) in seiner Keynote „Von der aufgezeichneten Welt zur Aufzeichnung der Welten“ darlegte, werden die nationalen Bemühungen in eine globale Strategie zusammenfallen. Kim Veltmann: „Wir müssen die Anforderungen für eine Universal Digital Library erforschen, die mit Ländern auf der ganzen Welt zusammenarbeitet, statt ihnen ein externes System aufzuzwingen.“

Nationale Stategien sind Kooperationsmodelle
Diese Forderung wurde durch die anschließenden Beiträge zu Strategien der digitalen Langzeitarchivierung innerhalb der EU noch verstärkt. Moderiert von Hans Jansen, dem Direktor Research & Development an der Nationalbibliothek der Niederlande und Leiter der „Alliance for the permanent access to the records of science“ legten Experten aus Dänemark, der Tschechischen Republik, Italien und Deutschland dar, welche Lösungsansätze derzeit in den jeweiligen Ländern verfolgt werden. Durchgängig jedoch wurde betont, dass sämtliche nationalen Strategien stets Kooperationsmodelle seien.

Die EU trägt der Notwendigkeit konzertierten Handelns Rechnung
In der abschließenden, von Richard Boulderstone von der British Library, London, moderierten Podiumsdiskussion trug Patricia Manson als Vertreterin der Europäischen Kommission in Brüssel vor, dass sich die EU künftig als internationale Plattform für Kooperationsmodelle präsentieren möchte und eigene Projekte anbieten wird, die sich u.a. mit der Informationsgewinnung aus Meta-Daten beschäftigen.

Halbzeitbilanz positiv
Die Deutsche Nationalbibliothek zeigte sich als Mitveranstalterin mit dem Verlauf des ersten Tages hochzufrieden. Die insg. etwa 300 Besucher konnten sich aus erster Hand ein Bild davon machen, mit welchen Instrumenten und Visionen den Problemen des möglichen digitalen Totalverlustes entgegengewirkt wird, und welche Bedeutung eine länderübergreifende Zusammenarbeit dabei hat.

Am Samstag, den 21. April und letzten Tag der einzigen hessischen Veranstaltung im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft, standen die Kriterien für eine erfolgreiche internationale Strategie der digitalen Langzeitarchivierung im Zentrum der Tagung "Herausforderung: Digitale Langzeitarchivierung". Zum Abschluss der Fachkonferenz wird es einen Tagungsband mit sämtlichen Fachbeiträgen geben.

Link: www.langzeitarchivierung.de/eu2007 

Kontakt:
Deutsche Nationalbibliothek Frankfurt am Main
Adickesallee 1
60322 Frankfurt/Main
Tel.: +49 – 69 – 1525 – 1005
Fax: +49 – 69 – 1525 – 1010
www.d-nb.de

Quelle: Pressemitteilung, nestor/common, 20.4.2007