Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde 75/2006

Themenschwerpunkte: Archivgeschichte regional und global / „Von Straßen, Häusern und Wohnungen in Detmold“. – Was wäre die (regional-)historische Forschung ohne die Archive? Ja, sie stünde ohne Grundlagen da. Deshalb gratulieren die Lippischen Mitteilungen dem Detmolder Staats- und Personenstandsarchiv nachträglich zum Jubiläum mit dem Schwerpunktthema „Vom Lippischen Landesarchiv zum Landesarchiv Nordrhein-Westfalen“. Im letzten Jahr feierte das staatliche Archiv in Detmold 50 Jahre Staatsarchiv Detmold und 40 Jahre Personenstandsarchiv Westfalen-Lippe. Drei Beiträge der diesjährigen Ausgabe widmen sich daher einzelnen Aspekten der Geschichte des Archivs sowie der aktuellen Diskussion zwischen Archiven und Forschung.

Wolfgang Bender beleuchtet die Geschichte des Lippischen Landesarchivs im 18. Jahrhundert, als der legendäre Archivar Johann Ludwig Knoch enorme Ordnungs- und Verzeichnungsarbeiten leistete und so das Archiv auf den damaligen archivwissenschaftlichen Stand brachte. Noch heute verwenden Forscher und Archivare seine Repertorien, die noch nach dem damals geltenden Pertinenzprinzip gegliedert sind.

Robert Gahde widmet sich in seinem Beitrag der Zeit des Nationalsozialismus. Der Archivar und Historiker legt detailgenau und auf der Basis von zahlreichen Quellen dar, wie das Archiv für die politischen und rassistischen Zwecke unter dem überzeugten Nationalsozialisten Dr. Eduard Wiegand missbraucht wurde.

Michael Aumüller und Mario Wimmer berichten von einer Tagung des Bielefelder Graduiertenkollegs "Archiv – Macht – Wissen“ und stellen ihren sehr abstrakten und weit gefassten Archivbegriff zur Diskussion. Sie dokumentieren darin auch das gemeinsame Ringen zwischen Detmolder Archivaren und Bielefelder Wissenschaftlern um den Archivbegriff: Ist das Archiv eine Institution oder ein abstrakter Speicher für Wissen?

Aus aktuellem Anlass entstand ein zweites Schwerpunktthema: „Von Straßen, Häusern und Wohnungen in Detmold“: Die Ausgrabungen in der Freiligrathstraße in diesem Frühjahr brachten eine Mikwe, ein jüdisches Ritualbad, zum Vorschein und initiierten damit eine Debatte über den Erhalt dieses seltenen Fundes als Hinweis auf das jüdische Leben in Detmold. Deshalb durfte ein – durchaus lebhafter – Bericht der beiden Ausgrabungsleiterinnen Antje Köllner und Melanie Delker-Hornemann nicht fehlen. Ingeborg Kittel unterfüttert hier die teilweise in der Presse nachzulesende Diskussion um ihre Forschungen zu den Häusern und deren Bewohnern in der Freiligrathstraße.

Aktuell in der Lokaldebatte ist auch das Haus Richthofenstraße 16, das Krullsche Haus, das nach aufwändiger Restaurierung einer verbreiterten Straße weichen soll. Frank Budde liefert reich bebildert die wechselhafte Geschichte dieses Hauses. Unbestritten steht das Detmolder Schloss, dessen Interieur sich Thomas Dann in ausführlichen Beschreibungen des Mobiliars widmet.

Selbstverständlich fehlt auch diesmal kein Beitrag zum „Mythos Varusschlacht“. Ein Ergebnis der Deutungen der „Varusschlacht“ ist das Hermannsdenkmal. An den Diskursen über die Planung und Errichtung des Hermannsdenkmals im 19. Jahrhundert kann man – wie die Kunsthistorikerin Imke Ritzmann zeigt – wesentliche Debatten zur nationalen Identifikation und Nationalstaatsbildung ablesen. Die Projektionen auf das Denkmal waren vielseitig und reichten von revolutionären Deutungen bis hin zu national-konservativen und antisemitischen Vereinnahmungen.

Modernisierten die Nationalsozialisten die Berufsausbildung? Dieser Frage geht Ralf Stremmel vom Historischen Archiv Krupp in seinem Beitrag für die Lippischen Mitteilungen und in seiner Habilitationsschrift nach. Der Historiker legt am Beispiel Lippes auf der Basis eines ausführlichen Quellenstudiums dar, wie die Ausbildung in Industrie und Handel durch die Industrie- und Handelskammern verstärkt reguliert und professionalisiert wurde.

Im naturwissenschaftlichen Abschnitt lesen Sie die Fortsetzung des Artikels über die Herbarien im Lippischen Landesmuseum von Dietrich Horstmann und Heinz Lienenbecker. Joachim Kleinmanns stellt darüber hinaus in seinem wissenschafts- und technikgeschichtlichen Beitrag die Sonnenuhr des Instrumentenbauers Heinrich van Lennep vor.

Inhaltsverzeichnis

Editorial

Nachruf
Schmincke, Bernhard / Wehlt, Hans-Peter 
In Memoriam Hermann Schierholz

Vom Lippischen Landesarchiv zum Landesarchiv Nordrhein-Westfalen: Aspekte

Bender, Wolfgang 
Archivar aus Leidenschaft – Johann Ludwig Knoch (1712-1808) 

Gahde, Robert
Im Dienst der nationalsozialistischen Rassenpolitik. Das Lippische Landesarchiv in Detmold 1933-1945

Aumüller, Michael / Wimmer, Mario 
Sammeln für die Ewigkeit: Zur Geschichte und Historiographie von Archiven – Tagungsbericht

Von Straßen, Häusern und Wohnungen in Detmold

Dann, Thomas
Die fürstlichen Parade- und Wohnappartements im Detmolder Schloss

Kittel, Ingeborg 
Die abgerissenen Häuser und ihre Bewohner in der Freiligrathstraße in Detmold

Delker-Hornemann, Melanie / Köllner, Antje 
Erste Mikwe in Detmold entdeckt – Ausgrabungen in der Freiligrathstraße Detmold

Budde, Frank 
Das Krullsche Haus Richthofenstraße 16 in Detmold

Weitere historische Beiträge

Gerking, Willy 
Die Grafen von Lippe-Falkenflucht. Entstehung und Leben einer Seitenlinie des Hauses zur Lippe-Biesterfeld

Ritzmann, Imke
Ideengeschichtliche Aspekte des Hermannsdenkmals bei Detmold

Stremmel, Ralf
Berufsausbildung in Handel und Industrie des „Dritten Reiches“. Das Beispiel Lippe

Technikgeschichte und Naturwissenschaft

Kleinmanns, Joachim
Die Sonnenuhr des Heinrich van Lennep. Ein Nachtrag zum Werkverzeichnis

Horstmann, Dietrich / Lienenbecker, Heinz
Das Herbarium im Lippischen Landesmuseum. Teil 2: Die „Lippische Flora“ 

Buchbesprechungen

Altenberend, Johannes (Hg.), Ein Haus für die Geschichte. Festschrift für Reinhard Vogelsang. 2004 (J. Prieur)

Aschoff, Diethard, Quellen und Regesten zur Geschichte der Juden in der Stadt Hamm. Von den Anfängen bis zur Zeit der Großen Kurfürsten. 1287-1664. (K. Pohlmann)

Bartelt, Fritz, "Unter dem Schatten deines Schwertes“. Von der Schwierigkeit kultureller Eroberungen. 2004. (S. Wiesekopsieker)

Bei der Wieden, Brage (Hg.), Handbuch der niedersächsischen Landtags- und Ständegeschichte. Band I: 1500-1806. 2004. (G. Wilbertz)

Budde, Frank, Holz und Historismus. Der Zimmermeister Wilhelm Schmidt und seine Bauten in Detmold. 2005. (H. Reimers)

Edition Detmold. Vol.1/Almena und Vol. 2/Alverdissen. 2006. (W. Bechtel)

Fischer, Annette. Paderborn. 2004 (S. Wiesekopsieker)

Haase, Bartolt, „Allerhand Erneuerung …“ Eine kirchengeschichtliche Studie zum Übergang deutscher Territorien der Frühneuzeit zur reformierten Lehre aus der Perspektive der Grafschaft Lippe. 2005. (N. Rügge)

Haase, Bartolt / Rickling, Matthias / Wilke, Axel, reformieren – streiten – bekennen. 400 Jahre reformiertes Bekenntnis in Lippe. 2005. (N. Rügge)

Höing, Herbert (Bearb.), Übersicht über die Bestände des Niedersächsischen Staatsarchivs in Bückeburg. 2004 (R. Gahde)

Meurer, Bärbel (Hg.): Marianne Weber. Beiträge zu Werk und Person. 2004. (U. Krey)

Quellen zur Bevölkerungsgeschichte in der Frühen Neuzeit im Niedersächsischen Hauptstaatsarchiv in Hannover. 2005. (R. Gahde)

Rademacher, Jörg W. und Christian Steinhagen, Gelehrtes Münster und rundum. 88 Schriftsteller, Philosophen und Theologen. Wohnorte, Wirken, Werke. 2005 (A. Tegtmeier-Breit)

Schmidt, Christoph, Nationalsozialistische Kulturpolitik im Gau Westfalen-Nord. Regionale Strukturen und lokale Milieus (1933-1945). 2006. (U. Halle)

Schütte, Friedrich, Westfalen in Amerika. Von Boeing, Bruns und Boas bis Ney, Niebuhr und Wewer. 2005 (W. Reininghaus)

Weiß, Gisela, Sinnstiftung in der Provinz. Westfälische Museen im Kaiserreich. 2005. (J. Scheffler)

Wiesekopsieker, Stefan, Hoffmann’s Stärkefabriken in Salzuflen. Unternehmer, Belegschaft und betriebliche Sozialpolitik 1850-1914. 2005. (W. Reininghaus)

Wiesekopsieker, Stefan (Hg.), *Der gute Geist der Badestadt“. 125 Jahre Heimat- und Verschönerungsverein Bad Salzuflen. 2001. (A. Tegtmeier-Breit)

Wilbertz, Gisela, „… ein überaus listiges Weib …“. Maria Rampendahl (1645-1705) und das Ende der Hexenverfolgungen in Lemgo. 2005. (R. Voltmer)

Wiwjorra, Ingo, Der Germanenmythos: Konstruktion einer Weltanschauung in der Altertumsforschung des 19. Jahrhunderts. 2006. (U. Halle)

Sammelrezension: Malwida von Meysenbug. (B. Joergens)

Sammelrezension: Film- und Fotogeschichte. (P. von Hugo)

Vereinschronik von Wolfgang Bender

Verzeichnis der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Sonderveröffentlichungen des Naturwissenschaftlichen und Historischen Vereins für das Land Lippe e. V.

Lippische Geschichtsquellen

Info:
Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde 75 (2006) 
ISSN: 0342-0876

Bibliotheksnachweis über (Feld „ZDB“ = Zeitschriftendatenbank): 
http://www.lwl.org/westfaelische-geschichte/portal/Internet/ku.php?tab=zes&ID=66

Kontakt
Dr. Bettina Joergens 
Naturwissenschaftlicher und Historischer Verein für das 
Land Lippe e.V. 
Willi-Hofmann-Str. 2 
32756 Detmold 
Tel.: 05231/766-112 
bettina.joergens@lav.nrw.de 
www.nhv-lippe.de

Quelle: Bettina Joergens, Mailingliste Westfälische Geschichte, 18.12.2006

Geschichte der Glocken im Landkreis Lüneburg

In mühevoller zweieinhalbjähriger Kleinarbeit hat Willi Sgodzaj aus Scharnebeck die Geschichte der Glocken im Landkreis Lüneburg aufgearbeitet. Er fotografierte in allen Glockentürmen des Landkreises die Klangwerke und katalogisierte sie anschließend. Eine Fülle von Ordnern und Karteikarten, gefüllt mit unzähligen Daten und Bildern, zeugt von seiner mühseligen Arbeit, die er gerne allen Interessierten in Buchform zur Verfügung stellen würde. Seine Recherchen führten ihn nicht nur ins Deutsche Glockenarchiv in Nürnberg, sondern auch ins Archiv des Landeskirchenamtes Hannover oder in sämtliche Pfarrarchive des Landkreises. Eine große Erleichterung für seine Arbeit bedeutete es, dass bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts und nach dem Ersten Weltkrieg der Lüneburger Glockenexperte Hermann Wrede die Glocken in Stadt und Landkreis umfassend untersuchte und seine Ergebnisse veröffentlichte. Aus der Zeit um 1200 stammen die ältesten Glocken, die sich im Landkreis Lüneburg erhalten haben. Bei ihnen handelt es sich um drei romanische Glocken im Bardowicker Dom. Im Gegensatz zu vielen anderen Glocken, haben sie die Kriegsjahre schadlos überstanden und landeten nicht auf dem so genannten \“Glockenfriedhof\“ im Hamburger Freihafen und von dort in der Verhüttung. Denn Glocken, von denen es unter anderem die Kirchenglocken gibt, die in Friedenszeiten die Gläubigen zum Gebet rufen, die Verstorbenen auf ihrem letzten Gang begleiten, zu Weihnachten die christliche Botschaft verkünden und das Neue Jahr einläuten, waren in Kriegszeiten genauso wie Rats-, Stunden-, Pest- und Richtglocken Objekte der Begierde und wurden zerschlagen und eingeschmolzen. Viele kunstvoll gefertigte Glocken gingen somit für immer verloren. Rund 80 000 kirchliche und weltliche Glocken wurden allein im Zweiten Weltkrieg von den Nationalsozialisten vernichtet. Unterteilt wurden die Glocken in sofort einzuschmelzende \“wertlose Glocken\“, oder in Glocken, die einen geschichtlichen, wissenschaftlichen oder Kunst-Wert besaßen, und erst einmal zurückgestellt wurden. Glocken, die der Zerstörung entgingen, konnten nach dem Ende des Krieges wieder zurückgekauft werden. 

Quelle: Kai Werner Lievenbrück, Landeszeitung Lüneburg, 23.12. 2006

Säurefraß bedroht Bestände im Arnsberger Stadtarchiv

Ein Problem, das bereits seit gut zwanzig Jahren bekannt ist, droht nun auch im Arnsberger Stadtarchiv einen großen Teil der Bestände zu zerstören. Etwa die Hälfte der rund 2000 Regalmeter Archivalien ist vom Säurefraß betroffen. Stadtarchivar Michael Gosmann har bereits damit begonnen, das betroffene Material zu sichten und eine Prioritätenliste für unbedingt zu erhaltende Dokumente zu erstellen. Eine komplette Rettung des befallenen Materials ist aus technischen und vor allem aus finanziellen Gründen momentan nicht möglich, denn für die Restaurierung würde man 10 bis 15 Jahre benötigen. Gemeinsam suchen nun die Archivare der betroffenen Archive nach Möglichkeiten, den Schaden auf das geringstmögliche Maß zu beschränken. Zur Zeit wird das sogenannte Entsäuerungsverfahren angewandt, bei dem man mittels Gas das alte Papier entsäuert. Ob diese Behandlung jedoch von Dauer ist, kann man heute noch nicht genau voraussehen. Außerdem sind die bisherigen technischen Anlagen nicht auf diese Unmengen von Papier aus den Archiven des gesamten Bundesgebietes ausgelegt. 

Der Säurefraß bedroht jedoch nicht alle Archivalien, sondern betrifft erst die Dokumente ab 1850. Mit zunehmender Nachfrage, die Papiermangel zur Folge hatte, begann man damals damit, minderwertiges Material herzustellen und zu verwenden, das sehr säurehaltig ist und vor allem bei Sonnen- und UV-Licht sich verfärbt und zerbröselt. Bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts produzierte man dieses anfällige Papier. Um wenigstens die Inhalte dieser Archivalien zu retten, gibt es die Möglichkeit der Mikroverfilmung, das Einscannen in einen Rechner oder das Fotokopieren. Unterstützt bei ihren Rettungsversuchen werden die nordrheinwestfälischen Archive durch die Landesregierung, die eine hohe Summe für diese Maßnahme zur Verfügung gestellt hat und sich mit 70 Prozent an den Kosten einer Massenentsäuerung beteiligt. Da viele Archive jedoch die restliche benötigte Summe kaum aufbringen können, bleibt den Archivaren nichts weiter übrig, als viele wichtige Dokumente dem Verfall zu überlassen, die damit unwiederbringlich für die Forschung verloren gehen.

Kontakt
Stadtarchiv Arnsberg
Klosterstraße 11
59821 Arnsberg
Tel.: 02932/201-1241
Fax: 02932/201-1426
stadtarchiv@arnsberg.de

Quelle: Westfalenpost, 21.12.2006

Aufbau eines Gemeindearchivs in Bromskirchen

In der Gemeinde Bromskirchen, Landkreis Waldeck-Frankenberg, soll 2007 damit begonnen werden, ein Gemeindearchiv aufzubauen. Eine Gruppe von zehn Interessierten hat es sich zum Ziel gesetzt, historische Dokumente und Fotos, Akten und Urkunden vor dem Verfall zu retten. Damit soll auch der jüngeren Generation die Möglichkeit gegeben werden, etwas über die Geschichte ihres Heimatortes zu erfahren. Der Anfang dazu wurde bereits mit der Erarbeitung der Chronik zur 750-Jahr-Feier im Jahre 1988 gemacht. Doch erst jetzt soll die Einrichtung eines Gemeindearchivs in die Tat umgesetzt werden. Um sich einen Überblick zu verschaffen, hat die engagierte Gruppe Ehrenamtlicher das vorhandene Material bereits gesichtet. Jürgen Helduser, der vorerst als Ansprechpartner für die Gruppe fungiert, betonte, dass man dankbar sei für jedes weitere zur Verfügung gestellte Material, um den bisherigen Bestand aufzustocken. Er machte auch deutlich, dass sich jeder, der einen Beitrag zur Aufarbeitung und zum Erhalt der eigenen Ortsgeschichte leisten möchte, dieser Gruppe anschließen könne. Außer Bromskirchen sollen auch die Orte Somplar, Neuludwigsdorf, Dachsloch und Seibelsbach miteinbezogen werden. Als Standort für das künftige Archiv wird voraussichtlich ein Raum im Obergeschoss des alten Rathauses dienen. 

Kontakt
Gemeindearchiv Bromskirchen
Jürgen Helduser
59969 Bromskirchen
Tel.: 0 29 84 / 1668 

Quelle: Matthias Müller, HNA, 20.12.2006

Die Bonner Polizei im Nationalsozialismus

Die 66. Veröffentlichung des Bonner Stadtarchivs trägt den Titel \“Kurzerhand die Farbe gewechselt – Die Bonner Polizei im Nationalsozialismus\“. Dieses Bonner Projekt, das zu den ersten im Land Nordrhein-Westfalen zählt, soll Licht in ein dunkles Kapitel der Bonner Polizei bringen. In zehn Kapiteln wird auf 479 Seiten, darunter zahlreichen Abbildungen, die Rolle der Polizei während des Nationalsozialismus aufgearbeitet. Außer dem Bonner Stadtarchivar Dr. Norbert Schloßmacher zählen noch sechs weitere Historiker und zwei Polizisten zu den Autoren des Buches. Herausgegeben wird das Buch von Udo Behrendes, der aus der Sicht eines Leitenden Polizeibeamten die Entstehung des Bandes schildert. Als wichtigste Quelle für ihre Arbeit diente den Autoren die so genannte Stammrolle der Bonner Polizei. Auf Zeitzeugenbefragungen wurde aus nicht näher bezeichneten Gründen verzichtet. Bonns Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann bezeichnete das Buch dennoch als ein interessantes und motivierendes Werk, das den Lesern die Möglichkeit biete, sich mit der nationalsozialistischen Vergangenheit auseinander zu setzen und die Entwicklung der Polizei während der letzten Jahrzehnte in einem demokratisch geführten Staat nachzuvollziehen.

Kontakt
Stadtarchiv Bonn
Berliner Platz 2
53103 Bonn
Tel.: 0228-77-2410
Fax: 0228-77-4301 

Quelle: Blickpunkt Godesberg, 20.12.2006

Facettenreiche Erinnerungen an das Kriegsende in Burscheid

Gemeinsam mit Rolf Engelhardt vom Bergischen Geschichtsverein haben die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen des Stadtarchivs Burscheid Barbara Sarx und Sabine Wurmbach das Buch „Kriegsende in Burscheid – Zeitzeugen erinnern sich“ heraus gegeben. Nach der erfolgreichen Ausstellung „60 Jahre Kriegsende in Burscheid“ vom 18.-29.04.2005 meldeten sich viele Zeitzeugen zu Wort. Somit war das Ziel der Archivmitarbeiterinnen erreicht, das Stadtarchiv in der Burscheider Bevölkerung bekannter zu machen und die Bestände des Archivs zu erweitern. Die Interviews mit den Zeitzeugen hat Constanze Nieder geführt. Viele persönliche Schicksale hat sie dabei erfahren, die sie ohne Veränderungen niedergeschrieben und nun veröffentlicht hat. Sie hat bei ihren Gesprächen erfahren, dass die Menschen trotz der Grausamkeiten des Krieges in den meisten Fällen nie ganz ihren Mut und ihre Hoffnung auf bessere Zeiten verloren hatten und versuchten, irgendwie diese schlimme Zeit zu überstehen. Vor allem nach dem Ende des Krieges entwickelte sich ein großes Gemeinschaftsgefühl, durch das der Wiederaufbau und der allgemeine Aufschwung erheblich erleichtert wurde. Außer den Zeitzeugeninterviews enthält das Buch noch zahlreiche Zeitungsartikel, Ausschnitte aus Tagebüchern, persönliche Erinnerungen, Polizeiberichte sowie Informationen zum Soldaten- und Russengrab auf dem Burscheider Friedhof. Die Dokumentation endet mit der amtlichen Mitteilung des Kriegsendes. 

Kontakt
Stadtarchiv Burscheid
Höhestraße 7-9
51399 Burscheid 
Tel.: 02174-670-342
Fax: 02174-670-111
bildung@burscheid.de 

Quelle: Lokale Informationen, 19.12.2006

Internationaler Stadtrundgang durch Heppenheim

Eine neue Broschüre, die in Zusammenarbeit mit der Ausländerbeauftragten des Kreises Bergstraße, Brigitte Paddenberg, der türkischstämmigen Stadtführerin Ezel Iser und dem Stadtarchiv Heppenheim entstanden ist, ermöglicht es allen Einheimischen und Zugezogenen, ihre Stadt aus einem neuen interessanten Blickwinkel auf einem internationalen Stadtrundgang zu erleben (\“Auf Spurensuche in Heppenheim – ein internationaler Stadtrundgang\“). Anhand einzelner geschichtsträchtiger Stationen – wie Gebäuden oder Plätzen – kann man sich anhand der Spuren, die viele Migranten unterschiedlichster Nationalitäten seit der frühen Neuzeit bis heute hinterlassen haben, einen kleinen Einblick in ihr Leben und Wirken in Heppenheim verschaffen. Dabei spielen Themen wie Freizeit und Religion im Spannungsfeld der Kulturen, positive oder negative Erlebnisse in der neuen Heimat, Migrationshintergrund und Arbeitsleben eine große Rolle.

Bei der Präsentation der Broschüre verwies Harald Jost vom Heppenheimer Stadtarchiv auf die Schwierigkeit, die Geschichte der Migranten aus den letzten Jahrzehnten aufzuarbeiten. Denn dazu sind kaum Schriftstücke oder Fotos – im Gegensatz zur Migrationsgeschichte der letzten Jahrhunderte, die gut dokumentiert ist – vorhanden. Deshalb appellierte er auch an alle Neubürger, vor allem an die ausländischer Herkunft, dem Stadtarchiv oder Museum Familiendokumente und persönliche Unterlagen und Aufzeichnungen zur Verfügung zu stellen. Dieses würde künftige Projekte zur Heppenheimer Migrationsgeschichte erheblich erleichtern und vereinfachen. Um allen Interessierten einen schnellen und problemlosen Zugriff auf den Stadtführer zu ermöglichen, soll er auch im Internet zur Verfügung stehen. Außerdem ist eine regelmäßige Überarbeitung der Broschüre geplant, so dass sie – ergänzt durch neue Erkenntnisse und Informationen – immer auf dem aktuellsten Stand ist.

Kontakt
Stadtarchiv Heppenheim
Ernst Ludwig-Str. 7
64646 Heppenheim
Tel.: 06252/13284 und 13269
Fax: 06252/13233

Quelle: Echo-Online, 15.12.2006; Stadt Heppenheim, Pressemitteilung, 24.11.2006

SüdwestfalenArchiv 2006 mit spannenden Themen

Die sechste Ausgabe der Zeitschrift \“SüdWestfalen Archiv\“ liegt vor. Die Themenliste zeigt, das manche Themen nie an Aktualität verlieren. So wird das Gesundheitswesen im Herzogtum Westfalen in Anlehnung an den 1794 erschienenen \“Gesundheitskatechismus\“ des Dr. Bernhard Christoph Faust (1755-1842) originell aufgearbeitet. Der Artikel leistet sogar zum derzeit diskutierten Rauchverbot einen Beitrag, stellt Dr. Faust doch die Frage, ob das \“Tobackrauchen\“ gesund sei. \“Nein\“, heißt es, \“das Tobackrauchen ist ungesund und unreinlich (…) es schwächt die Essenslust; betäubt den Kopf; …\“. Auch mit Wirtschaftsspionage sahen sich die Unternehmen im 17. Jahrhundert bereits konfrontiert. Dies wird am Beispiel der \“Oranischen Wirtschaftsspionage im Sauerland 1697\“, einem Bericht über Schmelzhütte und Hammerwerk in Marsberg, deutlich. Gleichermaßen spannend ist ein Aufsatz über die Landstände und den letzten Arnsberger Landtag im Jahre 1803. Darüber hinaus umfasst das Heft Episoden zum Jagdwesen aus den Orten und Schlössern Störmede, Eringerfeld und Schwarzenraben sowie drei Beiträge über die Familie von Fürstenberg. Zusammen mit der Untersuchung über den Werler Tertiarierbruder Johannes Fölling (1678-1726) werden gleichzeitig drei Klöster und Stifter unserer Umgebung, Oelinghausen, Fröndenberg und Kloster Brunnen, in den Blick genommen. Abschließend wird der in Grevenstein geborene Erfinder, Unternehmer und Industriepionier Franz Anton Lohage (1815-1872) gewürdigt. Die Zeitschrift \“SüdWestfalen Archiv\“ , herausgegeben vom Stadtarchiv Arnsberg, möchte die Geschichtsforschung zum Herzogtum Westfalen (= Gebiet des Hochsauerlandkreises, des Kreises Olpe und Teile der Kreise Soest und Märkischer Kreis) fördern.

Kontakt:
Stadtarchiv Arnsberg
Rathausplatz 1
59759 Arnsberg
Tel.: 02932-201-1241 / 201-1859
Fax: 02932/201-1426
stadtarchiv@arnsberg.de

Quelle: Stadt Arnsberg, Pressemitteilung, 19.12.2006

Schloss Freudenstein neuer Standort fürs Bergarchiv Freiberg

Im Sächsischen Staatsarchiv-Bergarchiv Freiberg werden die Überlieferungen der Bergverwaltungen und zahlreicher Bergbau- und Hüttenbetriebe Sachsens aufbewahrt. Das Bergarchiv vereint historisches Kulturgut aus sechs Jahrhunderten sächsischer Bergbaugeschichte und ist somit ein in seiner Art weltweit einmaliges Zentrum der Montangeschichte. Informationen über die Besitz-, Betriebs-, Vermögens- und Abgabeverhältnisse sowie über Rechtsstreitigkeiten im sächsischen Bergbau befinden sich in den Bergbüchern. Die Entwicklung des Bergbaus seit dem16. Jahrhundert wird durch zahlreiche Akten, Karten, Pläne und Risse dokumentiert. In den überwiegend von Hand gezeichneten Rissen wird vor allem die Situation unter Tage – wie Verlauf der Stollen, Strecken und Schächte, oftmals auch der Erzgänge oder Flöze – dargestellt. Auf vielen Rissen sind aber auch Tagegebäude und technische Anlagen, z.B. Pferdegöpel, Erzwäschen, Radstuben oder Hüttengebäude dargestellt. Nicht mehr existierende Berggebäude und Bergbauanlagen bleiben durch Fotos in Erinnerung und alte Dokumentarfilme lassen den historischen Bergbau wieder zum Leben erwachen. Die wertvolle bergrechtliche und bergbaukundliche Spezialbibliothek mit 18.000 Bänden reicht bis in die Zeit um 1500 zurück und birgt viele besondere Raritäten. Das Sächsische Staatsarchiv-Bergarchiv Freiberg weist einen Bestand von 4.800 laufenden Metern Akten und Bergbüchern, 104.000 Karten, Plänen und Rissen, 63.000 Fotos und 464 Dokumentarfilmen auf. Benutzer können das Archivgut im Lesesaal einsehen und Reproduktionen davon erwerben. Im Rahmen der historischen Bildungsarbeit werden die Archivalien zudem in Form von Ausstellungen oder über Vorträge der Öffentlichkeit präsentiert.

Da das Sächsische Staatsarchiv-Bergarchiv Freiberg inzwischen an die Grenzen seiner Lagerkapazität stößt, war zunächst an einen Neubau gedacht worden. Dieser Plan wurde jedoch zu Gunsten einer künftigen Unterbringung im Schloss Freudenstein in Freiberg, der einstigen Residenz sächsischer Kurfürsten aus dem 12. Jahrhundert, aufgegeben. Bis Ende 2008 sollen die 35 Millionen kostenden Umbau- und Renovierungsmaßnahmen am Schloss abgeschlossen sein, so dass dieses dann als neues geräumigeres Domizil für das Bergbauarchiv dienen kann. Zurückzuführen ist diese Maßnahme auf die Schenkung einer äußerst wertvollen Mineraliensammlung durch Erika Pohl-Ströher, einer gebürtigen Sächsin, die jetzt in der Schweiz lebt. Sie hatte für die Überlassung ihrer Sammlung einen außergewöhnlichen Rahmen für die künftige Präsentation zur Bedingung gemacht. Somit wird Schloss Freudenstein ab 2008 mit der Terra Mineralia und dem Sächsischen Bergarchiv zum einzigartigen Zentrum der größten Mineraliensammlung der Welt.

Kontakt
Sächsisches Staatsarchiv / Bergarchiv Freiberg
Kirchgasse 11
09599 Freiberg
Tel.: 03731/372-250 
Fax: 03731/372-259 
poststelle-f@sta.smi.sachsen.de

Quelle: Gudrun Janicke, Mitteldeutsche Zeitung, 18.12.2006; Sächsisches Staatsarchiv-Bergarchiv Freiberg

Hochwasserschäden an Archivgut beseitigt

Im November 2006 wurde in Sachsen die Nachweisprüfung für Fördermaßnahmen zur Beseitigung der Schäden des Augusthochwassers 2002 im Bereich des Archivgutes abgeschlossen. Die Förderung erfolgte auf Grundlage der Verwaltungsvorschrift des Sächsischen Innenministeriums zur Behebung von Hochwasserschäden an Archivgut und Personenstandsbüchern. 

Zehn der insgesamt siebzehn betroffenen Archive in Sachsen nutzten dieses staatliche Förderprogramm, darunter die besonders stark in Mitleidenschaft gezogenen Stadtarchive von Olbernhau, Grimma und Bad Schandau. Insgesamt 385.000 € flossen zwischen 2003 und 2005 in die Wiederherstellung von ca. 775 laufenden Metern Archivgut, 80 Urkunden, 150 Karten und 1.520 Fotos sowie 291 historisch besonders wertvollen Bibliotheksbänden. 

Mit der Fördermaßnahme wurde die Benutzbarkeit des geschädigten Archivgutes in angemessener Art und Weise wieder hergestellt. Der Großteil der Gelder stand für vorbereitende Arbeiten, Sterilisierung, Reinigung, Restaurierung, Verfilmung und Verpackung von Archivgut zur Verfügung. Nur etwa zwei Prozent der Gesamtschadensmenge war für restauratorische Arbeiten vorgesehen. Mit der Bereitstellung der Fördermittel hat der Freistaat Sachsen den hohen Stellenwert der Archivalien als Kulturgut unterstrichen.

Quelle: Sächsisches Staatsarchiv Dresden, Pressemitteilung.