Archiv und Wirtschaft 3/2006

Das Heft 3/2006 der Zeitschrift Archiv und Wirtschaft enthält folgende Beiträge:

Aufsätze
Volker Ullrich: Zeitgeschichte als Streitgeschichte. Zur Rolle der Geschichte in den Printmedien

Peter Meier u. Thomas Häussler: Zwischen Vermächtnis und Gedächtnis – der Umgang des Schweizer Medienunternehmens Ringier mit seiner Geschichte

Adalbert Rohloff: Die Geschichte der UFA – Zum Umgang mit dem Erbe eines großen Namens

Klaus Jochen Arnold: \“Es wird Ackerland hier gemacht.\“ Das DFG-Projekt \“Demontagen in der SBZ und Berlin 1945-1948 – Sachthematisches Inventar\“ 

Berichte
Verena Kleinschmidt: VdW-Jahrestagung \“Geschichte in den Medien – Medien und ihre Geschichte vom 7. bis 10 Mai 2006 in Berlin

\"Archiv

Sabine Bernschneider-Reif: Quo vadis Archivar? – \“Excellence in Change\“ für Führungskräfte. 56. VdW-Lehrgang vom 21. bis 24. Mai 2006 in Heidelberg

Rezensionen
Paul Erker: Vom nationalen zum globalen Wettbewerb. Die deutsche und amerikanische Reifenindustrie im 19. und 20. Jahrhundert (Benjamin Obermüller)

Hans Pohl, Bernd Rudolph u. Günther Schulz: Wirtschafts- und Sozialgeschichte der deutschen Sparkassen im 20. Jahrhundert (Ursula Rombeck-Jaschinski)

Klaus Tenfelde u. Hans-Christoph Seidel (Hrsg.): Zwangsarbeit im Bergwerk. Der Arbeitseinsatz im Kohlenbergbau des Deutschen Reiches und der besetzten Gebiete im Ersten und Zweiten Weltkrieg (Volker Beckmann)

Christoph Kreutzmüller: Händler und Handlungsgehilfen. Der Finanzplatz Amsterdam und die deutschen Großbanken (1918-1945) (Johannes Bähr)

Bernhard Stier u. Martin Krauß: Drei Wurzeln – ein Unternehmen. 125 Jahre Bilfinger Berger AG, hrsg. von der Bilfinger Berger AG (Birgit Siekmann)

Peter Eigner u. Ingo Köhler (Hrsg.): Privatbankiers in Mitteleuropa zwischen den Weltkriegen (= Geld und Kapital 2003. Jahrbuch der Gesellschaft für mitteleuropäische Banken- und Sparkassengeschichte, Bd. 7) (Detlef Krause)

Jesko Graf zu Dohna: Die \“jüdischen Konten\“ der Fürstlich-Castell\’schen Credit-Cassen und des Bankhauses Karl Meyer KG (Hannah Ahlheim)

Personalnachrichten/Verschiedenes

Impressum

Info:
Archiv und Wirtschaft, 38. Jg., 2006, H. 3
Jahresabonnement: 26 €
Einzelheft: 8 €
www.wirtschaftsarchive.de

Kontakt:
Dr. Detlef Krause
COMMERZBANK c
ZKV-Historische Dokumentation
Kaiserplatz
60261 Frankfurt am Main
Tel.: 069/136-23616
Fax: 069/136-23422
detlef.krause@commerzbank.com
www.commerzbank.de/konzern/geschichte

Die Urbare des Hochstifts Brixen

Historische und aktuelle Beziehungen zwischen Südtirol und Slowenien rückt das Buch \“Die Urbare des Hochstifts Brixen\“ in den Mittelpunkt. Der vom slowenischen Historiker Matjaz Bizjak erarbeitete und in Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Landesarchiv veröffentlichte Band wird am 10. Oktober 2006 vorgestellt. 

Rund tausend Jahre alt ist die Verbindung zwischen Brixen und dem slowenischen Veldes (Bled). Durch eine königliche Schenkung aus dem Jahre 1004 wurde die Herrschaft Veldes in Oberkrain über Jahrhunderte zum bedeutendsten Fernbesitz des Bistums Brixen. Die Verwaltung dieses Besitztums fand vor allem in den Einkünfteverzeichnissen, den so genannten Urbaren, ihren schriftlichen Niederschlag.Die mittelalterlichen Urbare des Bistums Brixen, sofern sie Veldes betreffen, wurden nun durch Matjaz Bizjak, einem Mitarbeiter des Historischen Instituts der slowenischen Akademie Laibach kritisch bearbeitet und aus wirtschafts-, verfassungs-, sozial- und verwaltungsgeschichtlicher Sicht aufgeschlüsselt.Das in Zusammenarbeit mit dem Diözesanmuseum Hofburg Brixen und dem Südtiroler Landesarchiv entstandene zweisprachige slowenisch-deutsche Buch \“Die Urbare des Hochstifts Brixen\“ wird am Dienstag, den 10. Oktober 2006 um 18 Uhr in der Brixner Hofburg, Hofburgplatz 2 vorgestellt. Neben dem Autor werden Hofburg-Präsident Josef Gelmi, Giuseppe Albertoni von der Universität Trient und Gustav Pfeifer vom Südtiroler Landesarchiv der Vorstellung beiwohnen.

Kontakt
Landesarchiv Südtirol
Armando-Diaz-Straße 8
I-39100 Bozen
Tel.: 0471 411941
Fax: 0471 411959
Landesarchiv@provinz.bz.it

Quelle: Pressemitteilung Autonome Provinz Bozen, 3.10.2006

Online-Galerie zum Flugzeugträger Graf Zeppelin erstes Online-Bildinventar des Bundesarchivs in PDF-Form

Öl gesucht – Träger gefunden, so könnte man die Geschichte von der Entdeckung des Wracks des ersten und einzigen deutschen Flugzeugträgers kurz umreißen.
Die polnische Ölgesellschaft Petrobaltic fand am 12. Juli 2006 ein ca. 250 m langes Wrack in einer Tiefe von 80 Metern in 55 Kilometern Entfernung zum polnischen Ostseehafen Großendorf (poln. Wladyslawowo) in der Nähe einer Ölplattform. Es handelt sich um den Flugzeugträger \“Graf Zeppelin\“, der ab 1935 geplant, im Dezember 1938 zu Wasser gelassen, aber nie vollendet worden war.

Zu dem Schiff und seinem Stapellauf befinden sich in verschiedenen Beständen des Bundesarchivs insgesamt 72 Bilder, die alle digitalisiert wurden und in die Bilddatenbank des Bundesarchivs eingestellt wurden. Diese Bilddatenbank wird im Laufe des Jahres 2007 online zugänglich sein. Alle Bilder sind in einem Inventar zusammen gestellt, dass als PDF-Datei verfügbar ist (Downloadlink siehe unten).

Diese Bilder, von denen im Rahmen einer Online-Galerie eine Auswahl präsentiert wird, stammen aus folgenden Beständen:

  • \“Bild 1 Biografische Bildsammlung\“ (hier: Adolf Hitler – die Personennamen dieser Biografischen Bildsammlung sind in einer Internetdatenbank recherchierbar: www.bundesarchiv.de/biografische-bildsammlung)
  • \“Bild 101 I Propagandakompanien der Wehrmacht – Heer und Luftwaffe\“
  • \“Bild 134 Institut für Meereskunde\“
  • \“Bild 146 Repronegativ-Sammlung\“
  • \“Bild 183 Allgemeiner Deutscher Nachrichtendienst\“; in diesem Bestand sind auch große Teile des ehemaligen Bildarchivs des Scherl-Verlags zu finden
  • \“RM 25 Bild Hauptamt Kriegsschiffbau\“

\"Stapellauf,

Bei der Erstellung dieser Onlinegalerie wurde das Bundesarchiv unterstützt durch Herrn Constantin von Brandenstein-Zeppelin und Frau Barbara Waibel M.A. vom Zeppelin Museum Friedrichshafen GmbH. Die technischen Angaben folgen dem Buch von Ulrich H.-J. Israel: Einziger deutscher Flugzeugträger. „Graf Zeppelin“. Herford 1994.

Abbildung: Der Stapellauf
Der Stapellauf des – inklusive des Atlantikbugs – gut 262 Meter langen und 36 Meter breiten Schiffes fand am 8. Dezember 1938 in Kiel statt und wurde eine weitere Inszenierung des NS-Regimes. Diesem sichtbaren Symbol der intensiven Wiederaufrüstung wohnten nach zeitgenössischen Angaben einige hunderttausend Schaulustige bei. An der Bugspitze ist das Wappen der Familie Zeppelin zu sehen. Das Foto zeigt den Moment, in dem das Schiff ruhig und ohne Zwischenfall ins Wasser gleitet (Quelle: Bundesarchiv Bild 134-C0637).

Links:

Veröffentlichung der Protokolle der CSU-Landesgruppe

Am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte der Universität Augsburg angesiedelt ist das jüngste Forschungsprojekt der \“Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien". Die in Berlin ansässige Kommission plant, die Protokolle der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag für die ersten sechs Legislaturperioden (1949 bis 1972) quellenkritisch herauszugeben. Die Protokolle selbst wurden im Jahre 2003 vom Archiv für Christlich-Soziale Politik (ACSP) der Hanns-Seidel-Stiftung in München zur Veröffentlichung freigegeben.

Als Bearbeiter dieses institutionenübergreifenden Editionsprojektes ist Dr. Andreas Zellhuber vorgesehen. Zellhuber hat im Januar 2005 bei Prof. Dr. Andreas Wirsching, dem Ordinarius für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Augsburg über das \“Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete\“ promoviert. Das auf drei Jahre angelegte Vorhaben wird einem der Arbeitsschwerpunkte der Kommission – der Erforschung der parlamentarischen Geschichte der Bundesrepublik Deutschland – neue Akzente verleihen.

Kontakt:
Dr. Andreas Zellhuber
c/o Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte
Universität Augsburg
86135 Augsburg
Tel.: 0821/598-2496
Andreas.Zellhuber@gmx.de

Quelle: uni-protokolle Universität Augsburg, 30.9.2006

Achtzig Jahre alter Film im Stadtarchiv Oldenburg in Holstein entdeckt

Welch unerwartete Schätze ein Archiv immer wieder zu bieten hat, stellten jetzt auch der pensionierte Amtsrichter Hans Asmussen, der seit einigen Jahren ehrenamtlich im Stadtarchiv Oldenburg in Holstein tätig ist sowie weitere Mitglieder des Arbeitskreises Archiv bei Aufräumarbeiten im Stadtarchiv fest. Verborgen in unscheinbaren grauen Kästen holten sie einen Stummfilm aus den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts ans Tageslicht. Dargestellt ist – wie sich bei intensiven Nachforschungen herausstellte – die  Oldenburger St. Johannis Toten- und Schützengilde im Jahr 1926 beim Aufmarsch mit Zylindern und Gewehren.

Fachmännische Unterstützung fand Hans Asmussen dann beim Landesfilmarchiv in Schleswig, das bereits über einen kleinen Teil dieses "Gildefilms" verfügte. Mit großer Sorgfalt wurde der Nitro-Streifen erschlossen und sein Inhalt optimal gesichert. Anschließend wurden auf dauerhaftem Filmmaterial zwei Kopien erstellt, die dann als Grundlage für weitere Kopien zur Verfügung stehen. Obwohl die Rechte an dem Film an das Landesfilmarchiv in Schleswig abgetreten worden sind, sieht Hans Asmussen jedoch kein Problem darin, allen Interessierten eine Kopie des Films zu überlassen. Die nächste wichtige Aufgabe besteht jetzt erst einmal darin, herauszufinden, an welchen Plätzen die Aufnahmen stattfanden und um welche Personen es sich im Einzelnen handelt.

Kontakt:
Stadtverwaltung Oldenburg/Holstein
Markt 1
23758 Oldenburg in Holstein
Tel.: 04361/498-0
Fax: 04361/498-48

Quelle: Martin Fricke, Lübecker Nachrichten, 29.9.2006

Ausstellung dokumentiert politischen Neubeginn in Münster vor 60 Jahren

Inständig bat der Mitarbeiter der Stadtverwaltung den britischen Stadtkommandanten, bei der anstehenden Lieferung von Holz zu vermitteln. Hatte er doch allen Grund zur Nervosität: Knapp drei Wochen vor der Wahl mangelte es noch an 250 Stimmkabinen. Die Hilfe kam rechtzeitig: Am 13. Oktober 1946 wählten die Münsteraner erstmals nach 13 Jahren wieder ein freies Parlament. Der Aufbruch in einen demokratischen Neubeginn ist Anlass für eine umfassende Rückschau. Das Stadtarchiv Münster dokumentiert in seiner Ausstellung im Rathaus die Wiederbelebung der kommunalen Selbstverwaltung nach dem Krieg am Beispiel der Stadt Münster. \“Die ehrenamtlich tätigen Kommunalpolitiker Münsters haben damals entscheidende Weichenstellungen bis heute vorgenommen\“, rief Oberbürgermeister Dr. Berthold Tillmann in der Ausstellung wegweisende Entscheidungen wie den Wiederaufbau der Altstadt in den historischen Strukturen ins Gedächtnis. Trotz erheblicher persönlicher Sorgen – auch viele Ratsmitglieder mussten wieder bei Null anfangen – engagierten sie sich für die Stadt. Der Oberbürgermeister: \“Diese Frauen und Männer der ersten Stunde stehen beispielhaft für den Willen zum Wiederaufbau der Kriegsgeneration\“. 

Schritt für Schritt hatte die britische Besatzungsmacht die Verantwortung zurück in deutsche Hände übertragen. Die zivile Verwaltung setzte sie in Münster mit Führungskräften aus der Weimarer Zeit wieder in Gang. Zahlreiche Parteien und Persönlichkeiten drängten schon wenige Monate nach Kriegsende auf Mitgestaltung des öffentlichen Lebens. Ein Wunsch, der sich mit der englischen Vorstellung des Aufbaus demokratischer Strukturen \“von unten\“ deckte. Schon im September 1945 ließ die Besatzungsmacht Parteien und Versammlungen wieder zu. Wer durfte wählen? Wer konnte sich wählen lassen? Wie ging die Wahl aus? Texte, Fotografien und Schriftstücke aus Archivbeständen dokumentieren in der Ausstellung detailreich die Chronologie der Kommunalwahl. Fünf Parteien warben um die Gunst von 54 000 wahlberechtigten Münsteranern – CDU, SPD, FDP, Zentrum und – als einzige Partei dann nicht im Rat vertreten – die KPD. Als überlegener Sieger ging die CDU hervor. Das nach der Gemeindereform der Briten neu geschaffene Amt des Oberstadtdirektors übernahm bis 1952 Ex-Oberbürgermeister Karl Zurhorn. An der Spitze der Politik stand Oberbürgermeister Franz Rediger (bis 1948). Mit Berta Hüffer und Dr. Idamarie Solltmann schafften zwei Frauen den Sprung in den Rat. 

\“Es sind vor allem Plakate, an denen sich der politische Neustart ablesen lässt in einer Stadt, die noch immer in Trümmerbergen versank\“, erläutert Ausstellungskuratorin Anja Gussek-Revermann. Kaum jemand besaß ein Radio. Auch im Pressewesen mussten die Weichen neu gestellt werden. Nur unregelmäßig erschien die "Neue Westfälische Zeitung" ab August 1946 dann zweimal wöchentlich die Westfälischen Nachrichten. Plakate übernahmen in diesen medienarmen Zeiten die Kommunikation. Militärregierung und Stadtverwaltung nutzten sie für Aufrufe, Bekanntmachungen, Verordnungen. Parteien boten sie die weitgehend einzige Chance, Menschen im Wahlkampf zu erreichen. An öffentlichen Anschlagstellen holen sich die Bürger auch die Informationen zur Wahl. Öffentlich ist 1946 auch nachzulesen, wie die Wahlkosten davon galoppieren. Der Ansatz von 6000 Reichsmark (4192 Euro) kann nicht annähernd gehalten werden – am Ende muss der Kämmerer 20 000 Reichsmark finanzieren. 

Die Wahlbeteiligung lag bei 71, 4 Prozent. Anja Gussek-Revermann: \“Ein beachtlich hoher Wert in einer Zeit, in der die Menschen um ihr tägliches Überleben ringen\“. Die Wahlen vollziehen sich vor dem Kampf gegen Hunger, Kälte und Not. Trümmerberge müssen abgetragen werden. Epidemien drohen. Die Menschen haben kein Dach über dem Kopf oder leiden unter erbärmlichen Wohnverhältnissen. Von der Versorgung mit Lebensmitteln, Kleidung, Wasser und Energie ganz zu schweigen. Die Lösung dieser Probleme, auch das spiegelt die Ausstellung, ist wichtigste Herausforderung von Politik und Verwaltung. Sie formulieren einhellig im Herbst des Jahres 1946: \“Was wir zu tun haben, sagen uns die Trümmer\“. 

Info
Ausstellung \“Die erste Kommunalwahl vor 60 Jahren\“. 3. bis 15. Oktober 2006, Bürgerhalle des Rathauses am Prinzipalmarkt. (Öffnungszeiten: dienstags bis freitags: 10 – 17 Uhr, samstags/sonntags 10 – 16 Uhr); vom 16. bis 26. Oktober 2006 im Foyer des Stadthauses 1, Klemensstraße (Öffnungszeiten: montags bis donnerstags 7 – 18 Uhr, freitags bis 13 Uhr, samstags 8 – 12 Uhr.

Kontakt:
Stadtarchiv Münster
An den Speichern 8
48157 Münster
Telefon: 0251-492-4701
Telefax: 0251-492-7727
archiv@stadt-muenster.de 

Quelle: Presseinformation Stadt Münster, 2.10.2006

Südtiroler Archivarin erhält Walther-von-der-Vogelweide-Preis

Der im Jahre 1960 vom Kulturwerk für Südtirol in München zur Anerkennung wissenschaftlicher und künstlerischer Leistungen gestiftete  „Walther-von-der-Vogelweide-Preis“ geht im Jahr 2006 an die Historikerin und Archivarin Christine Roilo. Sie erhält diesen Förderpreis unter anderem für ihre engagierte Wissensvermittlung bei ihrer Tätigkeit im Südtiroler Landesarchiv, wo sie außerdem als kompetente Ansprechpartnerin stets zur Verfügung steht. Darüber hinaus sollen aber auch ihre hervorragenden und äußerst vielfältigen wissenschaftlichen Forschungen gewürdigt werden, die  vor allem die sozialhistorische Betrachtung Südtirols um neue, wichtige Aspekte bereichert haben. Sie erforschte die Geschichte aller gesellschaftlichen Schichten des alten Tirol. Ihre bedeutendste Arbeit ist die Herausgabe des Registrums Goswins von Marienberg, das um 1350 entstanden ist und als erste kritisch abgefasste Geschichtsquelle Tirols gilt. In zahlreichen weiteren Publikationen befasst  sich Christine Roilo mit Familien-, Höfe-, Adels- und Frauengeschichte Die Preisverleihung findet am 10. November im Bozner Waltherhaus statt.

Kontakt
Landesarchiv Südtirol
Armando-Diaz-Straße 8
I-39100 Bozen
Tel.: 0471 411941
Fax: 0471 411959
Landesarchiv@provinz.bz.it

Quelle: Südtirol online, 29.9.2006; Südtiroler Kulturinstitut.

Aisenbrey – auf den Spuren einer großen amerikanischen Familie mit deutschem Ursprung im Raum Pforzheim-Vaihingen

Familienforschung „boomt“, wie nicht zuletzt mehrere Fernsehsendungen in jüngster Zeit beweisen. Ein bemerkenswertes Beispiel deutsch-amerikanischer Zusammenarbeit ist die Erforschung der Geschichte der Familie Aisenbrey, deren Wurzeln im Raum Mühlacker-Vaihingen liegen. Ausgangspunkt ist Gündelbach um das Jahr 1500, von wo aus zunächst eine Ausbreitung in die nähere Umgebung erfolgte (Illingen, Diefenbach, später Knittlingen, Ötisheim, Schützingen, Iptingen u.a.). Es ist anzunehmen, dass die Familie auch schon weit vor 1500 hier sesshaft war – weitere Nachforschungen sind jedoch sehr aufwändig. Der Name leitet sich ab von mittelhochdeutsch „ösen“ (ausschöpfen, vertilgen) und bedeutet demnach so viel wie Breifresser/-vertilger.

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Abb.: Kenneth Aisenbrey, Kreisarchivar Konstantin Huber, Heinz und Friedrich Aisenbrey, Kulturdezernent Roland Hübner (v.l.n.r.) bei der Übergabe des Familienbuchs im Landratsamt Enzkreis (© Enzkreis)

Heute leben Namenträger im Raum Stuttgart-Pforzheim – und weit darüber hinaus. Denn sehr viele Familienmitglieder sind während des 18.-20. Jahrhunderts ausgewandert – entweder direkt nach Nordamerika (der erste 1753 nach Philadelphia) oder zunächst nach Russland und von dort weiter in die USA. Die Familie hat sich dort weit stärker verbreitet als in Deutschland. So muss man heute feststellen, dass die Aisenbreys eigentlich eine große amerikanische Familie sind – mit einem kleinen deutschen Anhang. Deutsche Aisenbrey-Familientreffen finden seit 2004 in Gündelbach statt. In diesem Jahr erwartet die Familie auch Verwandte aus den USA, insbesondere Kenneth Aisenbrey, den wichtigsten Genealogen.

Obwohl im 17. Jahrhundert eine Vielzahl verschiedener Namenvarianten für dieselbe Familie nebeneinander existierten (von Ayßenbrey und Eusenbrej über Aßenbry, Esenprey, Ossenbrey, Ößenbry bis hin zu Yßenbrey!), hat sich heute die Schreibweise Aisenbrey fast überall durchgesetzt. Ein von Kenneth Aisenbrey aus South Dakota verfasstes Familienbuch listet nun auf über 800 Seiten mehr als 5.000 Aisenbrey-Nachkommen auf, davon etwa 10% in Deutschland und 90% in den USA. Da die Forschungen teilweise im Kreisarchiv des Enzkreises durchgeführt wurden und auf dem vom Enzkreis herausgegebenen Band „Die Musterungslisten des württembergischen Amtes Maulbronn“ fußen, hat Kenneth Aisenbrey gemeinsam mit seinen deutschen „Forscher-Vettern“ Heinz und Friedrich Aisenbrey (Auenwald bzw. Pforzheim) dem Enzkreis am 22. September 2006 ein Exemplar des voluminösen „Familienbuchs Aisenbrey“ übergeben. An diesem Wochenende fand auch ein großer Aisenbrey-Familientag in Gündelbach statt.

Kontakt:
Landratsamt Enzkreis – Kreisarchiv
Konstantin Huber (Leiter des Kreisarchivs)
Zähringerallee 3 
75177 Pforzheim
Telefon: (07231) 308-423 
Fax: (07231) 308-837 
Kreisarchiv@enzkreis.de 

Enzkreis-Archivare erschließen in zehn Jahren 30.000 historische Akten und Bände

Seit nunmehr zehn Jahren bietet der Enzkreis seinen Gemeinden in Form eines sehr erfolgreichen „Leasing-Modells“ Dienstleistungen für deren Archive: Die Kommunen können gegen Gebühren Archivpersonal des Kreises „mieten“, um ihre Archive dauerhaft zu sichern und für die Öffentlichkeit nutzbar zu machen.

Zum 1. Oktober 1996 wurde Diplom-Archivarin Heike Sartorius als Fachkraft für die so genannte kommunale Archivpflege im Enzkreis eingestellt. Der Handlungsbedarf in den 26 Städten und Gemeinden, die nicht über eigenes hauptamtliches Archivpersonal verfügen, war riesig – und entsprechend rasch auch die Warteliste sehr lang. Um die Gemeinden nicht bis zum „Sankt Nimmerleinstag“ vertrösten zu müssen, stockte der Enzkreis im Sommer 2001 sein Personal auf und stellte mit dem Historiker Dr. Karl J. Mayer eine weitere Archivkraft ein. Im Bereich der kommunalen Archivpflege kann das Kreisarchiv des Enzkreises nun also ein zehn- und gleichzeitig auch noch ein fünfjähriges Jubiläum begehen.

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Abb.: Heike Sartorius und Dr. Karl J. Mayer mit den vom Kreisarchiv herausgegebenen Findbüchern der Gemeindearchive (© Enzkreis).

Das baden-württembergische Landesarchivgesetz macht den Kommunen die Erschließung ihrer Archivbestände zur Pflichtaufgabe. Das aus dem Verwaltungshandeln der Gemeinde heraus entstandene Schriftgut, sozusagen des „kommunale Gedächtnis“, ist und bleibt dabei Eigentum der Gemeinde. Hauptaufgabe der kommunalen Archivpflege ist zunächst die Sichtung und Bearbeitung der schriftlichen Unterlagen, die inhaltliche Wertung und die EDV-gestützte Verzeichnung des archivwürdigen Schriftguts. Hinzu kommt die Herstellung eines Findbuchs und die sachgerechte Verpackung zur dauerhaften Aufbewahrung der Bestände. Daneben koordinieren die Archivare Umlagerungsmaßnahmen und beraten die Gemeinden in allen Fragen der Registraturführung und der Schriftgutverwaltung. 

Die oft staubige Arbeit vor Ort auf den Dachböden und in den Kellern birgt einiges an Überraschungen, wie die Mitarbeiter des Kreisarchivs lebhaft zu berichten wissen: „Wespennester, lebendige und mumifizierte Insekten, Taubenkot, Mäusedreck und Blindschleichen – alles schon vorgekommen!“ Doch die wirklichen Sensationen stecken in den Archivbeständen und zeigen sich meist unverhofft: Sei es der besonders prächtige Einband eines alten Folianten, Splitter von Granaten, die in den letzten Kriegstagen vor über 60 Jahren in Rathausdachböden einschlugen und in den Rechnungsbänden stecken blieben, verloren gegangen geglaubte Unterlagen, Urkunden mit gut erhaltenen Wachssiegeln in Holzkapseln, wunderschöne handgezeichnete und kolorierte Pläne: „Man kann auch nach zehn Jahren noch ins Schwärmen geraten“, so Heike Sartorius, die man meist im Kittel und mit Handschuhen antrifft. Beides dient dem Schutz, wobei sie nicht ganz selbstlos anfügt: „Sowohl zum Schutz der Unterlagen vor Fett und anderem Schmutz an meinen Händen, als auch zu meinem Schutz insbesondere vor Schimmel, den man immer wieder vorfindet und der dann fachgerecht entfernt werden muss.“

Auch bei der Erarbeitung und Herausgabe von Ortschroniken nutzen die Kreisgemeinden inzwischen gerne das Know-how des Kreisarchivs. Denn Archivarbeit und Geschichtsschreibung sind eng miteinander verbunden. So verfasste Karl Mayer das Buch „Diktatur auf dem Dorf – die württembergische Gemeinde Illingen im Dritten Reich“. Mayer weiß daher ganz genau: „Ohne ein geordnetes Gemeindearchiv ist eine seriöse Ortsgeschichts-Forschung kaum möglich“.

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Abb.: Eine beeindruckende Bilanz: 18 Gemeindearchive wurden in den vergangenen Jahren geordnet, 6 weitere sind in Bearbeitung oder stehen kurz vor dem Abschluss (© Enzkreis).

Die bisherige Bilanz des „Leasing-Modells“ kann sich sehen lassen: Inzwischen sind rund dreißigtausend Archivalieneinheiten erfasst, die – nebeneinander aufgestellt – einen ganzen Kilometer weit reichen würden. Die Findbuchreihe des Kreisarchivs weist inzwischen 18 Bände auf, zwei Maßnahmen stehen vor dem Abschluss, vier weitere sind in Bearbeitung. Dass Heike Sartorius und Karl Mayer einmal die Arbeit ausgehen wird, ist indes nicht zu erwarten. Denn tagtäglich produzieren die Gemeindeverwaltungen neue Aktenstapel, die zu gegebener Zeit gesichtet und archivisch erschlossen werden müssen. 

Kontakt:
Landratsamt Enzkreis – Kreisarchiv
Zähringerallee 3 
75177 Pforzheim
Telefon: (07231) 308-423 
Fax: (07231) 308-837 
Kreisarchiv@enzkreis.de 

Quelle: Enzkreis, Pressemitteilung 256/2006, 28.9.2006

Neuer Archivpädagoge im hessischen Staatsarchiv Darmstadt

Seit 20 Jahren arbeiten die hessischen Staatsarchive in Darmstadt, Wiesbaden und Marburg eng mit Archivpädagogen zusammen. Im Hessischen Staatsarchiv in Darmstadt wurde jetzt der neue Archivpädagoge Matthias Gröbel als Nachfolger von Thomas Lange vorgestellt, der zwanzig Jahre lang diese Funktion innehatte. Archivdirektor Professor Dr. Friedrich Battenberg hob die Bedeutung der pädagogischen Arbeit für das Archiv hervor, denn dadurch habe man die Möglichkeit, diese Institution durch den engen Kontakt zu Lehrern und Schülern stärker in das öffentliche Bewusstsein zu bringen. Dass hier noch viel aufgearbeitet werden müsse, betonte auch Thomas Lange, der während seiner langen Archivtätigkeit immer wieder feststellte, dass viele Lehrer noch niemals in einem Archiv gewesen seien und dementsprechend auch keine große Erfahrung mit Quellenarbeit hätten. Aus diesem Grunde bot er immer wieder Fortbildungsveranstaltungen für Lehrer an, die auch zahlreich daran teilnahmen. 

Matthias Gröbel, hauptberuflich Geschichtslehrer am Alten Kurfürstlichen Gymnasium (AKG) in Bensheim, hat am 1. August 2006 seine Arbeit im Staatsarchiv Darmstadt aufgenommen, wo er immer mittwochs von 9 bis 17 Uhr zu erreichen ist. Sein Hauptziel sieht er darin, Schüler an die Arbeit mit Originalquellen heranzuführen und dadurch stärker für das Fach Geschichte zu motivieren. Darüber hinaus berät der Archivpädagoge Schülerinnen und Schüler bei selbständigen Forschungsaufgaben (z.B. für Referate) sowie Lehrerinnen und Lehrer, die Quellen zur hessischen Geschichte suchen oder längere Unterrichtsprojekte zu historischen Themen (schulische Projektwochen u.ä.) planen. Von großer Bedeutung sind dabei die  Dokumentensammlungen in der Reihe \“Geschichte im Archiv – Darmstädter Archivdokumente für den Unterricht". Ergänzend dazu steht  auch ein digitales Archiv auf der Homepage des Staatsarchivs Darmstadt für Nachforschungen zur Verfügung. Des weiteren möchte Matthias Gröbel auch erreichen, dass nicht nur Schüler der Mittel- und Oberstufe das Archivangebot nutzen, sondern auch die jüngeren Jahrgänge langsam mit der Archivarbeit vertraut gemacht  werden.

Kontakt:
Hessisches Staatsarchiv Darmstadt
Karolinenplatz 3,
64289 Darmstadt 
Telefon: 06151/165954
Telefax: 06151/165901
poststelle@stad.hessen.de 
www.stad.hessen.de 

Quelle: Jenny Geyer, Echo-Online, 28.9.2006; Archivpädagogik Hessisches Staatsarchiv Darmstadt