Historisches Lernen im Archiv

Kenntnisreich und erfahrungsgesättigt, aber auch mit Herzblut haben der Darmstädter Archivpädagoge Thomas Lange und der Darmstädter Staatsarchivar Thomas Lux ein Buch verfasst, das – laut Klappentext – in die didaktische Diskussion um Archivpädagogik einführt, über die vielfältigen Aufgaben und Arbeitsfelder der Archive informiert und praktische Hinweise und Tipps für die schulische Arbeit mit archivalischen Quellen gibt. Insofern handelt es sich einerseits um eine Einführung, die sich vor allem an Geschichtslehrerinnen und -lehrer wendet, deren Kenntnisse über den „Lernort“ Archiv grundlegend verbessert werden sollen. Andererseits handelt es sich bei dem 2004 erschienenen Buch „Historisches Lernen im Archiv“ aber auch um ein engagiertes archivpolitisches Plädoyer für ein modernes Rollenverständnis der Archive.

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Mit erkennbarer Sympathie beziehen sich die Autoren in ihrer Argumentation, „dass Archive Werkzeuge der Demokratie sein können“ (34), dabei auf Traditionen der Aufklärung wie auf außerdeutsche Vorbilder: Auf das seit 1794 in Frankreich gesetzlich verankerte Zugangsrecht jeden Bürgers zu den bis dahin geheimen Archiven wird an mehreren Stellen Bezug genommen, ebenso auf den 1950 entstandenen pädagogischen „Unterrichtsdienst“ der französischen Archive. Aber auch die Bedeutung authentischen Materials von Unterdrückten und über Verfolgte der europäischen Diktaturen, das zur Aufarbeitung der privaten wie der allgemeinen Geschichte dieser Länder unentbehrlich ist (z.B. des Memorial-Archivs in Moskau oder der deutschen Stasiunterlagenbehörde), wird betont. Stünden Archivpädagogik und Historische Bildungsarbeit in vielen europäischen Archiven auch noch am Anfang, so zeige sich derzeit gerade in Osteuropa, wie insbesondere Jugendliche mit den Archiven forschend und entdeckend lernen könnten, wodurch Demokratie in ihren Gesellschaften verwirklicht oder verhindert worden sei.

Didaktisch und methodisch ist das Buch von Ansätzen der 1970er und 1980er Jahre geprägt, so unter Bezugnahme auf einen – etwas verkürzt dargelegten – Geschichtsbewusstseins-Begriff nach Jeismann sowie auf Unterrichtstypologisierungen nach von Borries. Das Streben nach Aufklärung und das Anwenden der kritischen Methode zum Erkennen historiographischer Perspektivität wird dabei insbesondere vor dem Hintergrund des alltagsgeschichtlichen Wandels der Geschichtswissenschaft im selben Zeitraum beschrieben. Beides verhalf den Archiven zu neuem Aufwind und neuer Klientel: „Geschichte von unten“ und „Geschichte vor Ort“, wie sie die Geschichtswerkstätten und der Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten bis heute propagieren, machten die „detektivische Spurensuche“ zur geläufigen Metapher im Geschichtsunterricht (40).

Da es das Ziel archivpädagogischer Arbeit sei, Geschichte sinnlich und persönlich erfahrbar zu machen (47), gilt die direkte Arbeit mit Archivalien als die entscheidende Phase beim Archivbesuch. Nach einem Einführungskapitel über den Zweck von Archiven (5-25), einem historischen Rückblick auf die Genese der Archivpädagogik und der Historischen Bildungsarbeit (26-64), stellen die Verfasser in einem umfangreichen, auch für die FAMI- und Archivarsausbildung geeignet heranzuziehenden dritten Kapitel das „Universum“ der Archive und der Akten vor (65-146): Die verschiedenen öffentlichen, öffentlich-rechtlichen und privaten Archivformen, ihre Organisation, Struktur und Funktion werden dabei ebenso dargelegt, wie Archivtechnik, archivarische Tätigkeiten, Aktenkunde und Hilfswissenschaften, deren Kenntnis den Archivbesuch erleichtern. Die Kapitel 4 und 5 sind schließlich der Praxis gewidmet, wobei es zunächst um die Archivpädagogik und die Präsentation im Archiv entstandener Forschungsergebnisse geht (147-193). Den Abschluss des Bandes bilden praktische Tipps zur Vorbereitung auf einen Archivbesuch sowie Literatur- und Lesehinweise zum Vertiefen der bereits mit diesem Band erworbenen archivpädagogischen Kenntnisse (194-222). Das an Informationen und Argumenten dichte Buch ist eng bedruckt, aber gut lesbar. Es wird durch zahlreiche illustrierende und erläuternde Abbildungen sinnvoll ergänzt und dürfte das bislang noch archivferne Lehrpersonal eigentlich zum aktiven Besuch des „Bildungszentrums Archiv“ ermuntern.

Info:
Thomas Lange/Thomas Lux: Historisches Lernen im Archiv (Reihe: Methoden Historischen Lernens), Wochenschau-Verlag, Schwalbach/Ts. 2004, 222 S., 14,30 Euro, ISBN 3-89974107-2

Inhaltsübersicht:
1. Kapitel: Suchen, Finden, Sammeln: Wozu sind Archive da und wozu sind sie gut?
1.1 Die Gewölbe von Abdera – Was man von Archiven so denkt
1.2 Von der Keilschrift zum Büro – Was Archive sind
1.3 Historiker und „Betroffene“ – Wozu Archive gut sind

2. Kapitel: Archivpädagogik und Historische Bildungsarbeit – Entwicklung und didaktische Diskussion
2.1 Internationale Entwicklung 
2.1.1. Das Vorbild: Der „service éducatif“ in den französischen Archiven
2.1.2. Augenblicksaufnahme: Die Situation in Europa
2.2. Von der Quellenanalyse im Geschichtsunterricht zur Archivpädagogik – Die Wandlung des Geschichtsbewusstseins in Öffentlichkeit, Schule und Wissenschaft in Deutschland
2.2.1. Geschichtsunterricht mit Quellen – eine kurze Geschichte
2.2.2. Werkstätten contra Lehrstühle – die „Geschichte von unten“ entdeckt in den Archiven die „Geschichte des Menschen“
2.2.3. Identität durch Archive? – Von der verklärenden Fürsten- zur aufklärenden Landes- und Regionalgeschichte
2.2.4. Über Archivdokumente zum reflektierten Geschichtsbewusstsein – der gegenwärtige Stand der Archivpädagogik in Geschichtsdidaktik und Schulpraxis
2.3. Der kulturelle Auftrag der Archive – Archivische Öffentlichkeitsarbeit, Historische Bildungsarbeit, Archivdidaktik und Archivpädagogik

3. Kapitel: Archive sind aufregend – Das Universum der Akten und der Weg hindurch
3.1. Archive spiegeln die Geschichte – Was findet man wo?
3.1.1. Parlaments-, sowie Partei- und Verbandsarchive
3.1.2. Staatsarchive
3.1.3. Kommunalarchive
3.1.4. Kirchliche Archive
3.1.5. Archive zur jüdischen Geschichte
3.1.6. Wirtschaftsarchive
3.1.7. Medienarchive
3.1.8. Hochschul- und Universitätsarchive
3.1.9.Sonstige Archive
3.1 Archive strukturieren (nicht nur) die Vergangenheit – Ihre Aufgaben in der Verwaltungspraxis
3.2.1 Beratung der Verwaltung – Keine Ordnung in den Büros
3.2.2 Bewertung und Übernahme – Was wird aufgehoben und was nicht?
3.3. Archive bewahren und erschließen – Wie wird eine Akte zur Archivalie?
3.3.1 Konservierung und Restaurierung – Schimmel, Mäusefraß und andere Aktenfeinde
3.3.2 Ordnung und Erschließung – Wie findet man, was man sucht? (Recherche – Strategien an Beispielen)
3.3.3 Benutzerdienst und Aktenschutz – Wer was lesen darf – und wann?
3.4 Hürden, die (fast) keine sind 
3.4.1 Schrift
3.4.2 Abkürzungen
3.4.3 Siegel, Heraldik (?)
3.4.4 Maße, Münzen, Daten

4. Lernend forschen – Forschend lernen. Archivpädagogische Praxis
4.1. Unterricht im Archiv
4.2. Forschung im Archiv
4.2.1. Selbst geschaffene Quellen: oral history
4.3. Praktische Archivarbeit: Verzeichnungsprojekte, Verzeichnungsprojekt: Kriegsbriefe Hoffmann
4.4. Arbeitsformen, Präsentation – Ergebnisdarstellung
4.4.1 1 Facharbeiten
4.4.2 (Schul-)öffentliches Präsentieren der Arbeits-Ergebnisse (Ausstellung)
4.4.3. CD-ROM
4.4.4. Spielformen, Collagen, Rollenspiele
4.4.5. Spielerisches Lernen: Urkunden selbst herstellen (Primarstufe) Urkundenherstellung für Kinder im Grundschulalter

5 Praktische Tipps
5.1. Vorbereitung auf einen Archivbesuch – ein „Merkzettel“.
5.2. Archivadressen – Staatsarchive, ausgewählte Kommunalarchive
5.3. Archivpädagogische Veröffentlichungen in Druck und Internet
5.3.1.1. Einführungen in Archivarbeit mit praktischen Hilfen (Schrift etc.): Druck
5.3.1.2. Einführungen in Archivarbeit mit praktischen Hilfen (Schrift etc.): Internet
5.3.2.1. Archivdokumente (Druck und CD-ROM)
5.3.2.2. Digitale Archive bzw. Quelleneditionen im Internet
5.3.2.3. „Schule und Archiv“ – Archivpädagogische Unterrichtseinheiten auf dem bayerischen Bildungsserver (z. T. mit digitalisierten Quellen)

(Jens Murken)

75 Jahre Landeskirchliches Archiv Nürnberg in chronischer Enge

Eigentlich wäre es ein guter Anlass, die Bedeutung des Archivs für die evangelische Landeskirche in Bayern hervorzuheben. Doch zum 75-jährigen Bestehen des Landeskirchlichen Archivs Nürnberg steht dessen Mitarbeitern nicht recht der Sinn nach Feiern, denn die seit Jahrzehnten gravierende Platznot macht ein effizientes Arbeiten beinahe unmöglich.

Seit seiner Gründung im Jahre 1931 war das Landeskirchliche Archiv in diversen Räumlichkeiten untergebracht, die nie ausreichend Platz boten (vgl. Archivgeschichte). So stellte unter anderem der langjährige Archivleiter Helmut Baier nach dem Umzug des Archivs 1955 in das jetzige Gebäude in der Veilhofstraße sogar seine Dienstwohnung zur Verfügung, um etwas mehr Lagerfläche für die Akten zu erhalten. Da auch dieses nicht ausreichend war, wurden bzw. werden noch immer die im Süden der Stadt Nürnberg angemieteten Lagerhallen zur Unterbringung von Archivmaterial genutzt, so dass die einzelnen Mitarbeiter auf der Suche nach Akten ständig hin- und herpendeln müssen.

Nachdem sich im Jahr 2001 Pläne für einen Neubau wohl endgültig zerschlagen haben, weiß Andrea Schwarz, die jetzige Leiterin des Archivs, kaum noch, wo sie die ständig anwachsende Aktenflut unterbringen soll. Denn infolge des  Archivgesetzes vom 10. April 2000 müssen Pfarrämter und kirchliche Leitungsorgane nach einer gewissen Zeitspanne ihre Altakten an das Landeskirchliche Archiv abgeben. So kommen jährlich etwa 250 laufende Meter zu den bereits vorhandenen 16,2 Regalkilometern hinzu. Außer Akten setzen sich diese aus Kaiserurkunden, Gedenkmünzen, Fotos, Filmen, einer aus 170.000 Bänden bestehenden Bibliothek sowie aus zahlreichen Kirchenbüchern zusammen.

Infolge der überall herrschenden Finanznot ist voraussichtlich auch in den nächsten Jahren nicht mit einer zufriedenstellenden Lösung dieses gravierenden Platzproblems zu rechnen.

Jubiläumsprogramm

Freitag, 14. Juli 

  • 16 Uhr: Festgottesdienst in St. Sebald (Nürnberg) mit Landesbischof Johannes Friedrich. Anschließend Empfang im Haus »eckstein«.
  • 19.30 Uhr: Vortrag »Fortschrittswelt und Bewahrungskultur« von Prof. Odo Marquard (Gießen) im Haus »eckstein«.

Samstag, 15. Juli 

  • 9.30 Uhr: Vortrag »Geschichte des Landeskirchlichen Archivs« von Archivdirektorin Andrea Schwarz (»eckstein«).
  • 11 Uhr: Vortrag »Kulturauftrag der kirchlichen Archive« mit Archivdirektor Hans Otte (Hannover) (»eckstein«).
  • 12.15 Uhr: Mitgliederversammlung des Vereins für Bayerische Kirchengeschichte (»eckstein«).
  • 14.30 Uhr: Führung »Kostbarkeiten des Archivs« (Landeskirchliches Archiv, Veilhofstr.).
  • 16 Uhr: Kirchenbesichtigung in Mögeldorf, anschl. Abendmeditation.

Kontakt:
Landeskirchliches Archiv der
Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern
Veilhofstraße 28
90489 Nürnberg 
Telefon: +49 911 58869-0
Telefax: +49 911 58869-69 
LKANuernberg@t-online.de 
www.lkan-elkb.de

Quelle: Thomas Greif, Sonntagsblatt 29/2006, 16.7.2006

Die Urkunden des Stifts Obermarchtal

Mit dem nunmehr im Buchhandel erhältlichen Werk "Die Urkunden des Reichsstifts Obermarchtal. Regesten 1171-1797" werden über 2.000 Urkunden in Regestenform gedruckt der Forschung zugänglich gemacht. Deren Originale sind nach der Zerschlagung des Stiftsarchivs im 19. Jahrhundert heute auf drei Archive verteilt: das Fürst Thurn und Taxis Zentralarchiv Regensburg, das Hauptstaatsarchiv Stuttgart und das Staatsarchiv Sigmaringen

Die Regesten zeigen den ausgedehnten Besitz des Stifts in den heutigen Landkreisen Tübingen, Reutlingen, Alb-Donau-Kreis, Biberach und Bodenseekreis sowie in der Schweiz. Wie die eine oder andere Urkunde belegt, war das Verhältnis des Stifts zu seinen Untertanen nicht immer frei von Spannungen und Konflikten. Wirtschaftsgeschichtlich von Interesse sind die in den Regesten genannten Wanderhändler aus Savoyen und die Salpetersieder. Die Magd, die der Reformation zuneigte, ist ebenso dokumentiert wie die Frau, die besondere Dienstleistungen für die Priester des Stifts anbot. Nicht unerwähnt bleiben dürfen die Quellen zur regionalen Kirchengeschichte, insbesondere zu den spätmittelalterlichen kirchlichen Verhältnissen in Munderkingen. Für die Adelsgeschichte sind die zahlreich in den Urkunden genannten Adligen von Bedeutung. Allein die Familie vom Stain nimmt mit ihren Linien über fünf Seiten im Personenregister ein. Doch auch für die Genealogie bäuerlicher und bürgerlicher Familien Oberschwabens von A wie Aßfalg bis Z wie Zech ist das Werk eine Fundgrube.

Info:
Die Urkunden des Reichsstifts Obermarchtal. Regesten 1171-1797. Bearb. von Hans-Martin Maurer und Alois Seiler. Redaktion Sabine Meyer. Hg. von Wolfgang Schürle und Volker Trugenberger. Konstanz/Eggingen (Edition Isele) 2005 (Documenta suevica 5). ISBN 3-86142-332-4. 40,- €

Quelle: Staatsarchiv Sigmaringen, Pressemitteilung, 7.7.2006

1000 Jahre Schwandorf

Das Stadtarchiv Schwandorf (Bayern) eröffnet am 18. Juli 2006 anlässlich des 1000-jährigen Stadtjubiläums eine große Fotoausstellung im Rathaus, die hauptsächlich den Festumzug vom Heimatfest 1955 zum Thema hat. Die zahlreichen Schwarz-weiß-Aufnahmen stammen aus dem Schaffer-Archiv. Dahinter verbirgt sich eine Fotografenfamilie, die alle wichtigen Ereignisse in Schwandorf über Jahrzehnte hinweg dokumentiert hat. Sämtliche Bestände wurden von dem Fotostudio Schwarz erworben, das auch alle Aufnahmen dem Stadtarchiv zur Verfügung gestellt hat.

Zehn Jahre nach Kriegsende feierte man 1955 nicht nur die Erhebung zur Stadt vor 650 Jahren und die Konsekration der ersten Kreuzbergkirche vor 275 Jahren, sondern man gedachte auch der verschiedenen Zerstörungen der Stadt im Laufe der Jahrhunderte und dem jeweiligen Wiederaufbau – vor allem nach 1945. Aus diesen Gründen scheute man 1955 – ganz im Gegensatz zum diesjährigen Jubiläum – auch keine Kosten und Mühen, um einen gewaltigen Festumzug zu organisieren. Anhand historischer Wagen sollten die einzelnen Epochen der Stadt dargestellt werden. Geschichtliche Ereignisse des weltlichen und geistlichen Lebens wurden genauso thematisiert, wie die Bedeutung wichtiger Industriezweige wie das Elektrizitätswerk, die Tonwarenfabrik oder auch die Eisenbahn für die Entwicklung der Stadt. Selbst historische Gebäude wie die alten Stadttore oder der Blasturm fehlten nicht.

Wie Stadtarchivar Josef Fischer erklärte, können nach Ende der Ausstellung am 6. September 2006 alle dort präsentierten 99 Fotos samt Rahmen erworben werden. Für manchen Schwandorfer Bürger dürfte damit ein Teil seiner Vergangenheit wieder lebendig werden und auch für die nachkommenden Generationen von Interesse sein.

Kontakt:
Stadtarchiv Schwandorf
Stadtverwaltung
Kirchengasse 1
92421 Schwandorf (Bayern)

Quelle: Mittelbayerische, 12.7.2006

Schweriner Stadtmuseum sucht Zeitzeugnisse

Als im Jahr 2005 das Schweriner Stadtgeschichtsmuseum geschlossen wurde, forderte man die Suche nach einer effizienteren Lösung für die Präsentation Schweriner Geschichte. Ins Visier gerückt sind nun 450 Quadratmeter große, freie Räume direkt am Schleswig-Holstein-Haus. Noch liegen das historische Stadtsiegel und Demmlers Pläne für die Stadterweiterung im Archiv, schlummern alte Münzen und Möbel aus längst vergangenen Tagen im Depot und kommen nur zu besonderen Anlässen wieder zum Vorschein. Sessel, Filmplakate, Schnittmusterhefte und andere Sammlungsstücke werden dann für kurze Zeit ans Licht geholt. Eine neue Dauerausstellung indes ist noch in weiter Ferne. 

Als Problem stelle sich die Materiallage dar, so Dezernent Hermann Junghans. Man habe einen qualitativen Anspruch an die künftige Präsentation der Stadtgeschichte. Schwerin sei stets auch Mittelpunkt des Landes gewesen, war Residenz-, Bezirks- und Landeshauptstadt. Die Geschichte Schwerins könne sinnvoll nur in diesem Kontext dargestellt werden. Hier aber mangele es an Exponaten. Gesine Kröhnert, die Leiterin der städtischen Museen, begründet dies mit der spezifischen Sammlungsstruktur: Vierzig Jahre lang habe die Geschichte der Arbeiterbewegung im Mittelpunkt der Sammlungs- und Forschungstätigkeit gestanden.

Als Lösung des Problems könnte sich der Kontakt zu der in Ratzeburg ansässigen Stiftung Mecklenburg erweisen, deren Sammlung in die Schweriner Präsentation eingebunden werden könnte. Ungeachtet dessen sei die Stadt aber auch auf weitere Leihgaben und Schenkungen angewiesen.

Kontakt:
Volkskunde- und Stadtgeschichtsmuseum
Alte Crivitzer Landstraße 13
19063 Schwerin 
Telefon: 0385 2084-116 
Fax: 0385 2084-129 
gkroehnert@schwerin.de

Quelle: Bert Schüttpelz, SVZ, 12.7.2006

Ausstellungsvorbereitung Plettenberg und der Fußball

Anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland beschäftigten sich verschiedenste kulturelle Einrichtungen eingehender mit der Geschichte des Fußballs in nationaler oder regionaler Perspektive. Dabei ging und geht nicht darum, Binsenweisheiten des deutschen Fußballs wie \“Der Ball ist rund\“, \“Nach dem Spiel ist vor dem Spiel\“ oder \“Das Spiel hat 90 Minuten\“ zu präsentieren, sondern den Facettenreichtum des Fußballs zu zeigen. 

Auch für das Plettenberger Stadtarchiv ist dieses internationale Sportereignis Anlass genug, sich mit der Geschichte des Fußballs genauer zu beschäftigen. Allerdings steht hier die lokale Perspektive im Vordergrund. In Kooperation mit den Plettenberger Fußballvereinen erarbeitet das Stadtarchiv eine Ausstellung zum Thema \“Plettenberg und der Fußball. Von den Anfängen bis zur Gegenwart\“. Sie wird im Spätherbst 2006 zu sehen sein. Außerdem erscheint eine Publikation zum gleichen Thema. 

Gesucht werden für die Ausstellung noch Materialien, wie alte Fotos, Filme, Fußballschuhe, Trainingsanzug, Trikots, Fahne, Wimpel, Fanartikel, Plakate, Eintrittskarten, Bälle und anderes mehr. Auch Gesprächspartner, die etwas über den Plettenberger Fußball erzählen können, werden von der Stadtarchivarin Martina Wittkopp-Beine gesucht.

Kontakt:
Stadtarchiv Plettenberg 
Bahnhofstr.103
58840 Plettenberg
Tel.: 02391/939845
Fax: 02391/939846
info@stadtarchiv-plettenberg.de 

Weitere Berichte:

Kieler Stadtarchiv plant Dokumentation über die letzten Kriegstage im Mai 1945

Einem Vorauskommando der britischen Streitkräfte unter Führung des Majors Tony Hibbert hat es Kiel zu verdanken, dass russische Pläne durchkreuzt wurden, Kiel als westlichsten eisfreien Hafen sowie den Nord-Ostsee-Kanal als ungehinderten Nordseezugang der Sowjetunion einzuverleiben. Die 300 Mann starke Einheit marschierte in einem Eilmarsch am 4. und 5. Mai 1945 von Hamburg und Lübeck direkt zum Kriegsmarinehafen in Kiel.

Sie besetzten umgehend militärische Dienststellen (Marineakademie und Marinearsenal), aber auch die Werften und wichtige Industriebetriebe wie die Walter-Werke und die Elac. So war schon vor der vollständigen Besetzung Kiels durch größere Truppeneinheiten am 7. Mai 1945 die Sicherung wichtiger strategischer, militärischer und wissenschaftlicher Gebäude, Personen und Konstruktionspläne für die britische Besatzungsmacht erfolgt.

Da es zu dieser wichtigen Aktion kaum Dokumente im Kieler Stadtarchiv gibt, werden dringend Zeitzeugen gesucht, die noch Informationen sowie Fotos und Dokumente zu den erwähnten Tagen im Mai 1945 liefern können. Bei einem Besuch von Tony Hibbert und einiger seiner ehemaligen Kameraden in Kiel im Mai 2006 erfolgte bereits eine ausführliche Befragung. Alle Fragen – insbesondere zur Besetzung des Rathauses – konnten jedoch auch dabei nicht geklärt werden.
Wer dazu beitragen möchte, dass diese für die Geschichte Kiels wichtige Zeitspanne endlich aufgearbeitet und ausführlich dokumentiert wird, kann sich im Kieler Stadtarchiv mit Jutta Briel in Verbindung setzen.

Kontakt:
Stadtarchiv Kiel
Rathaus, Fleethörn 9
24103 Kiel
Telefon: 0431 901-3421
stadtarchiv@LHStadt.kiel.de

Quelle: kiel4kiel.de, 29.6.2006

Archiv und Wirtschaft 2/2006

Die neueste Ausgabe (Heft 2/2006) von Archiv und Wirtschaft ist soeben mit folgenden Inhalten erschienen:

Aufsätze
Elke Pfnür: Wir arbeiten in Lhasa – Brandschutz im Historischen Archiv der Bayerischen Hypo- und Vereinsbank AG, München
Wolfgang Wimmer: Zwei Jahre Findmittel des Carl Zeiss Archivs im Internet online
Rainer Volk: Vom Zauber und Fluch des O-Tons – Geschichte im Rundfunk

Berichte
Thomas Wölk: Einblicke in die Welt der Farben. 39. Jahrestreffen des Arbeitskreises der Chemiearchivare am 15. November 2005 in Ober-Ramstadt

Rezensionen

  • Stefanie Unger (Hrsg.): Archivarbeit zwischen Theorie und Praxis. Ausgewählte Transferarbeiten des 35. und 36. Wissenschaftlichen Kurses an der Archivschule Marburg (Martin Burkhardt)
  • Clemens Wischermann u. Anne Nieberding: Die institutionelle Revolution. Eine Einführung in die deutsche Wirtschaftsgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts (Peter Hübner)
  • Thilo Lang: Das Investitionsverhalten Metall verarbeitender Unternehmer in Württemberg 1924–1936 (Christopher Kopper)
  • Werner Abelshauser, Jan-Otmar Hesse u. Werner Plumpe (Hrsg.): Wirtschaftsordnung, Staat und Unternehmen. Neue Forschungen zur Wirtschaftsgeschichte des Nationalsozialismus (Martin Krauß)
  • Stephan Wegener (Hrsg.): August und Joseph Thyssen. Die Familie und ihre Unternehmen (Sebastian Beck)
  • Barbara Hillen: Der Sparkassenreformer und sächsische Mittelstandspolitiker Johann Christian Eberle (1869–1937) (Jürgen Lotterer)
  • Karl-Heinz Glaser: Aschingers „Bierquellen erobern Berlin. Aus dem Weinort Oberderdingen in die aufstrebende Hauptstadt (Michael Klein)
  • Ingo Köhler: Die „Arisierung“ der Privatbanken im Dritten Reich. Verdrängung, Ausschaltung und die Frage der Wiedergutmachung (Kurt Schilde)
  • Hans-Eugen Bühler u. Olaf Simon: Die blendenden Geschäfte des Matthias Lackas. Korruptionsermittlungen in der Verlagswelt des Dritten Reiches (Kurt Schilde)
  • Beate Battenfeld: Alles im Eimer. Gedanken zu einem nützlichen Gegenstand (Ulrich S. Soénius)
  • Ostdeutscher Sparkassen- und Giroverband (Hrsg.): „Was mich interessiert ist Geld.“ Geldgeschichte, Geldpolitik, Geldtheorie von den Anfängen bis zur Gegenwart. Text und Bildauswahl von Britta Weschke u. Claudia Wöhnl (Claudia Stockem)

Personalnachrichten/Verschiedenes
Impressum 

Info:
www.wirtschaftsarchive.de
Archiv und Wirtschaft, 39. Jg., 2006, H. 2
Jahresabonnement: 26 €
Einzelheft: 8 €

Kontakt:
Dr. Detlef Krause
COMMERZBANK c
ZKV-Historische Dokumentation
Kaiserplatz
60261 Frankfurt am Main
Tel.: 069/136-23616
Fax: 069/136-23422
detlef.krause@commerzbank.com
www.commerzbank.de/konzern/geschichte

Aufarbeitung mittelalterlicher Handschriften aus Halberstädter Archiven

Zahlreiche wertvolle Schriften aus Halberstädter Archiven und Bibliotheken sowie aus dem Domschatz, die bis in die Karolingerzeit (7.-10. Jahrhundert) zurückreichen, werden in den nächsten Jahren wissenschaftlich aufgearbeitet. Möglich macht dies eine Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), die dem gemeinsamen Antrag von der Stadt Halberstadt, der Domschatzverwaltung, der Stiftung Dome und Schlösser Sachsen-Anhalt sowie dem Evangelischen Kirchspiel Halberstadt positiv gegenüberstand.

Ein Grund für die fehlende wissenschaftliche Bearbeitung dieser Schriftstücke ist darin zu sehen, dass viele von ihnen erst infolge der „Rückführung kriegsbedingter Auslagerungen“ wieder nach Halberstadt kamen. An die 800 Bücher und Schriftstücke gab allein Russland in den Jahren 1993 bis 2004 zurück. Unter ihnen befanden sich auch 79 Schriftstücke aus dem Stadtarchiv und dem Domschatz. Zu ihnen gehören auch die mittelalterlichen theologischen Handschriften aus verschiedenen Klöstern (die ältesten aus dem 9. Jahrhundert) aus dem Bestand der Halberstädter Gymnasialbibliothek. Aber auch Buchmalereien aus dem 13. Jahrhundert und Schriftstücke Halberstädter Domherren aus dem 18. Jahrhundert zählen dazu.

Die wissenschaftliche Bearbeitung dieser wichtigen Archivalien wird zu einem großen Teil in der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel erfolgen, die für eine Zusammenarbeit gewonnen werden konnte.

Quelle: Axel Haase, Volksstimme, 3.7.2006

IGPP-Bruchstücke

Die leicht chaotischen Aufbewahrungsbedingungen sowie die unkontrollierten Nutzungsmodalitäten im früheren Institutsgebäude des Instituts für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V. (IGPP) auf der Freiburger „Eichhalde“ hatten zur Folge, dass die Sammlungsbestände des IGPP an vielen Stellen heftig durcheinander gewirbelt und zahlreiche Einzelstücke aus ihrem ursprünglichen Überlieferungskontext gerissen wurden. 

Dazu kam, dass es keine eigentliche Ordnungsstruktur für das aufbewahrte Material gegeben hat und in der Regel weder Neueingänge noch Ausleihen gesondert verzeichnet wurden. Der Faktor Mensch hat durch vielfältige Eingriffe und die offenbar permanent reduzierte Bereitschaft, Objekte an ihren ursprünglichen Ort zurückzugeben, eine durchaus negative Rolle in der Überlieferungsbildung des IGPP gespielt. 

Aus diesen Gründen lassen sich heute im Institutsarchiv immer wieder Einzelstücke finden, deren Entstehungszusammenhang und Herkunft rätselhaft ist und die aufgrund dieser fehlenden Provenienzgewissheit wohl nur mühsam in die Forschung eingespeist werden können. Eine besondere Fundgrube für solche Bruchstücke ist beispielsweise der mittlerweile erschlossene Bestand Bestand 20/9 (Ungedruckte Manuskripte, Aufzeichungen und Berichte). Unter den hier versammelten 400 Archivalien lassen sich zahlreiche Texte finden, deren ursprünglicher Entstehungszusammenhang im Dunkeln liegt und nur schwer rekonstruierbar sein dürfte. Die in vielen Archiven anzutreffende Bestandsrubrik „Varia“ spiegelt nicht zuletzt diese Unsicherheiten wider: Dort findet man oft Objekte, die man zwar nicht wegwerfen möchte, über deren eigentlichen Kontext man jedoch keine genaueren Kenntnisse mehr hat. Vernichten oder dennoch aufbewahren – so lautet bei diesen „verwaisten“ Stücken die Frage. 

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Abb.: Archivalie des Monats: Kladde mit handschriftlichen Notizen und Gedichten (wohl 1913), Verfasser und Herkunft unbekannt.

Kontakt:
Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V.
-Institutsarchiv-
Uwe Schellinger
Willhelmstraße 3a
79098 Freiburg
0761/20721-61
schellinger@igpp.de
http://www.igpp.de

Quelle: Uwe Schellinger (IGPP), Schaufenster ins Archiv 07-06, 1.7.2006, siehe auch den Bericht vom 19.6.2006.