300 Jahre Geschichte im Archiv der Universität der Künste in Berlin

Im Archiv der Universität der Künste (UdK) befinden sich die Schriftarchive und die Bildvorlagen-Sammlungen der Vorgängerinstitutionen der UdK, ferner Nachlässe, zeitgeschichtliche Dokumentationen und moderne Verwaltungsunterlagen. Die Bestände beziehen sich auf sämtliche an der UdK vertretenen künstlerischen Sparten: auf Bildende Kunst, Gestaltung, Musik und Darstellende Kunst. 

Das Archiv selbst existiert in seiner jetzigen Form zwar erst seit 1991, doch zahlreiche vorhandene Akten und Unterlagen lassen sich bis auf das Gründungsjahr der Akademie der Künste im Jahre 1696 zurückverfolgen. Der Schwerpunkt der Sammlung bezieht sich jedoch auf Archivmaterial seit den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts.

Jeder Interessierte hat die Möglichkeit, sich auf 1.400 Regalmetern zu informieren. Neben Handschriften, Akten, Urkunden und diversem anderem Schriftgut reihen sich auf 600 Quadratmetern schätzungsweise 100.000 Bildvorlagen, 20.000 Negative und noch einmal genauso viele Glasdias. Beim Aufarbeiten der Materialien machen Archivleiter Dr. Dietmar Schenk und seine fünf Mitarbeiter manche interessante Entdeckung. So befindet sich dort zum Beispiel auch die Akte von Günter Grass, der als Student in der Bildhauerklasse eingeschrieben war. 

Im Nachlass des 1991 verstorbenen Violinpädagogen und Geigers Max Rostal (*1905), der ab 1931 als Professor an der Akademie tätig war, jedoch nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten Deutschland verlassen hatte, gibt es unter anderem einen Brief des aus Ungarn stammenden Komponisten Bèla Bartók, der Interpretationshinweise seines 1. Streichquartetts enthält. 

Kontakt:
Universität der Künste Berlin
Universitätsarchiv
Einsteinufer 43-53, Raum 17/18
10587 Berlin-Charlottenburg
Tel. (030) 3185-2309, -2733 
Fax (030) 3185-2795 
archiv@udk-berlin.de 
www.archiv.udk-berlin.de

Quelle: Friedrich Rößler, Der Tagesspiegel, 20.7.2006

Stadt-Lexikon Geesthacht online

Seit Ende Juni 2006 ist das neue Stadt-Lexikon Geesthacht online. Geesthachterinnen und Geesthachter und andere Interessierte finden hier Artikel, Anekdoten, Biografien und Abbildungen rund um Themen aus ihrer Stadt an der Elbe. Nach dem Vorbild von Wikipedia.de, der weltweit größten freien Enzyklopädie im Internet werden im Stadtlexikon Geesthacht von A wie Alte Landstraße bis Z wie Ziegenkrug typische Geesthachter Begriffe, Namen, Gebäude, Ereignisse, Anekdoten, Statistiken und Menschen vorgestellt und zusammengetragen. 

\"Stadt-Lexikon

„Eine Sammlung wie das Stadt-Lexikon Geesthacht ist etwas ganz Neues und einmalig in Deutschland!“ berichtet Stadtarchivar Dr. William Boehart. Zu finden ist es unter der Adresse www.geesthacht.de direkt auf der Startseite und unter der Rubrik „Stadt & Kultur“. Getreu dem Motto „Geesthachter schreiben das Stadtlexikon“ kann jeder Besucher der Internetseite nicht nur lesen und stöbern, sondern ebenfalls direkt online eigene Beiträge veröffentlichen. Für alle, die ihren Artikel lieber auf dem ursprünglichen Weg auf dem Papier abliefern wollen, steht außerdem ein PDF-Formular zum Download und Ausdruck bereit. 

Die Initiatoren des Stadt-Lexikons Geesthacht, Museumsleiter Wolf-Rüdiger Busch, Stadtarchivar Dr. William Boehart und Helmuth Knust vom Heimatbund und Geschichtsverein Geesthacht hoffen die mit dem neuen Angebot Geschichtsforschung und -vermittlung auf eine breitere Basis zu stellen. Dr. Boehart: „Wir setzen auf die aktive Mitarbeit vieler Menschen. Über die Jahre kann eine einzigartige Datenbank über Geschichte und Gegenwart der Stadt entstehen“. Vorgesehen ist ebenfalls ein herkömmliches gedrucktes Buch aus der Sammlung zu machen – wenn es sich lohnt. 

Bereits jetzt sind die ersten Beiträge online. Die in den letzten Monaten abgegebenen „Beiträge auf Papier“ werden nach und nach dazugetragen. Das gesamte „virtuelle Buch“ soll ständig aktualisiert und nach neuestem Sachstand überarbeitet werden. Jeder Internetnutzer kann dabei mithelfen und zu den bestehenden Artikeln einen Diskussionsbeitrag mit Anregungen, Ergänzungen oder Korrekturen senden. Diese Möglichkeit rundet das Angebot ab und hilft, dass alle Beiträge gepflegt, aktuell und mehrdimensional bleiben. 

Die Bedienung des Online-Stadt-Lexikons ist kinderleicht. Direkt auf der ersten Seite kann alphabetisch oder per Volltextsuche „gestöbert“ werden. Auch das Anlegen neuer Artikel erfolgt bedienerfreundlich über ein HTML-Formular. Der Autor wird dabei vom System geführt und kann frei entscheiden, ob er anonym bleiben oder als Verfasser des Artikels erscheinen möchte. Nach erfolgreichem Absenden der Informationen erhält der Benutzer eine Bestätigung. Der Artikel ist nach Freischaltung im Rathaus sofort veröffentlicht. 

„Das Stadt-Lexikon im Internet macht es noch einfacher vorhandenes Wissen zusammenzutragen und zu recherchieren – aus Geesthacht und weltweit“, so Dr. Boehart. „Ich freue mich auf einen regen Besuch und wünsche allen Benutzern viel Spaß beim Stöbern und Veröffentlichen im Online-Stadt-Lexikon!“

Link: Stadtlexikon Geesthacht

Download: Pressemitteilung, Stadt Geesthacht 

Robert Walser im Literaturhaus Frankfurt

Am 25. Dezember 2006 jährt sich der Todestag des Schweizer Schriftstellers Robert Walser (1878-1956) zum fünfzigsten Mal. Zu Lebzeiten weitgehend verkannt, gilt er heute als epochale Gestalt in der Literatur des 20. Jahrhunderts: Robert Walser wird mittlerweile in mehr als 30 Ländern gelesen; sein Werk ist lebendiger denn je. Das Literaturhaus Frankfurt präsentiert in Kooperation mit dem Robert Walser-Archiv Zürich und dem Literaturhaus Berlin eine Ausstellung zu Leben und Werk des Autors. 

Die Eröffnung findet am Dienstag, 1. August, um 19 Uhr statt, daran nehmen teil der hessische Wissenschaftsminister Udo Corts, der Schweizer Generalkonsul Julius F. Anderegg, Frankfurts neuer Kulturdezernent Prof. Dr. Felix Semmelroth und die Leiterin des Literaturhauses Dr. Maria Gazzetti. In der Ausstellung werden Räume geschaffen, die den Besuchern ein unmittelbares Empfinden für die prägenden Erfahrungen in Walsers Leben und Werk vermitteln sollen. 

Vorgesehen sind fünf Bereiche: das Büro, das Theater, die Mansarde, der Spaziergang und die Klinik. Das Zentrum der Ausstellung wird die Installation einer Schatzkammer bilden, die Walsers Manuskriptwelt birgt.

Kontakt:
Literaturhaus Frankfurt
Bockenheimer Landstraße 102
60323 Frankfurt am Main
Tel: 069 – 756184 0
Fax: 069 – 752141
bsaalmueller@literaturhaus-frankfurt.de
www.literaturhaus-frankfurt.de

Quelle: Bad Vilbel Online, Pressemitteilung, 18.7.2006

Nachfolgeregelung für die Leitung des Domstiftsarchivs Brandenburg

Eines der ältesten Archive Brandenburgs, das seit Gründung des Domstifts Brandenburg im Jahr 1161 bestehende Domstiftsarchiv Brandenburg (vgl. den Überblick über die Geschichte des Domstifts Brandenburg), bekommt im Juli 2007 mit Dr. Uwe Czubatynski einen neuen Leiter. Der jetzige Leiter des Domstiftsarchivs, Wolfgang Schößler, scheidet aus Altersgründen aus dem Archivdienst aus. 

Mit Czubatynski erhält das Archiv einen ausgewiesenen Kenner der Materie zum Leiter, der schon seit langem durch seine Mitarbeit im dortigen Beirat gute Kontakte zum Archiv hat. Der Spezialist für Kirchengeschichte und ausgebildete Bibliothekar (Verzeichnis der Veröffentlichungen) war viele Jahre als evangelischer Pfarrer in der Prignitz tätig. Er wurde auf seinen neuen Posten von der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz berufen.

Das Domstiftsarchiv verwahrt Quellen zur Geschichte des Domstifts, zur Besiedlungs- und Kirchengeschichte der Mark Brandenburg im Mittelalter, zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Dörfer und Güter des Domstifts in Havelland und Zauche, zur Geschichte des märkischen Adels und des brandenburg-preußischen Staates sowie zur Geschichte der Ritterakademie. Im Domstiftsarchiv sind etwa 200 Kirchenkreis- und Pfarrarchive gelagert. Aufgrund der ständig wachsenden Zahl nicht mehr besetzter Pfarrstellen müssen die jeweiligen Pfarrarchive im Domstiftsarchiv untergebracht werden, was zunehmend zu großen Lagerungsproblemen führt.

Von großer wissenschaftlicher Bedeutung ist auch die 40.000 Schriften umfassende Archivbibliothek. Diese setzt sich nicht nur aus historischen Büchern – überwiegend aus dem 16. bis 18. Jahrhundert – zusammen, sondern auch aus Tausenden von Drucken aus dem 16. Jahrhundert sowie zahlreichen mittelalterlichen Handschriften.

Kontakt:
Domstiftsarchiv Brandenburg
Burghof 9
14776 Brandenburg
Telefon: 03381/21 1221 5
Fax: 03381/21 1221 6
archiv@dom-brandenburg.de

Quelle: Märkische Allgemeine, 5.7.2006; Der Prignitzer, 14.7.2006

500 Jahre St. Sebastianus-Bruderschaft Kerpen

In mühevoller Kleinarbeit haben die Leiterin des Stadtarchivs Kerpen, Susanne Harke-Schmidt, und der Brudermeister Adalbert Schwinghammer die 500-jährige Geschichte der St.-Sebastianus-Bruderschaft aufgearbeitet. Ihre Ergebnisse präsentieren sie ab dem 16. Juli 2006 in der Ausstellung  "Deß hilligen Sebastiani Broderschaft" –  500 Jahre St. Sebastianus-Bruderschaft Kerpen.

Obwohl das genaue Gründungsdatum der St.-Sebastianus-Bruderschaft nicht herauszufinden war, wird aber allgemein vom Jahr 1506 ausgegangen. Seit dem 14./15. Jahrhundert entstanden immer mehr Schützenbruderschaften, deren eigentliche Aufgabe zunächst darin lag, im Bedarfsfall für die Verteidigung ihrer Heimat zur Verfügung zu stehen. Schutzpatron dieser Bruderschaften war der Hl. Sebastian, was auch eine gut erhaltene, nur 5,6 cm große Silberstatue aus der Gründungszeit der Kerpener Bruderschaft beweist. Sie gehört zu den ältesten Exponaten der Ausstellung.

Weitere wichtige Ausstellungsstücke sind das Bruderschaftsbuch von 1650, in dem man die alte Satzung nachlesen kann, der um 1600 entstandene Schützenvogel sowie die Trommel aus dem Jahr 1763, mit der die Bürger bis ins 19. Jahrhundert hinein zum Schützenfest gerufen wurden. Des weiteren gehören 119 Schützenschilde – der älteste aus dem Jahr1756 –  genauso wie Säbel, Gewehre, Armbrust, Fahnen und Uniformen dazu.

Von besonderem Interesse sind auch zahlreiche Fotos, die nicht nur das aktive Vereinsleben der letzten hundert Jahre dokumentieren, sondern gemeinsam mit den Festschriften und Plakaten auch den Wandel einzelner Traditionen belegen. Den größten Teil der Exponate stellten die Schützenbruderschaft und das Stadtarchiv Kerpen zur Verfügung. Aber auch die Pfarre St. Martinus steuerte einiges dazu bei, was die enge Verbindung zwischen Kirche und Schützen verdeutlicht. 

Gleichzeitig mit der Eröffnung des Jubiläumsschützenfestes am 4. August 2006 erscheint auch eine Festschrift, die nicht nur in einzelnen Beiträgen auf die geschichtliche Entwicklung der Schützen eingeht, sondern auch ausführlich die gesamten Ausstellungsstücke beschreibt.

Die Ausstellung kann bis zum 6. 8. 2006 im Rathaus und danach ab dem 10.8. bis zum 28.09.2006 im Haus für Kunst und Geschichte besichtigt werden.

Info:
Ausstellung: Deß hilligen Sebastini Broderschaft – 500 Jahre St. Sebastianus-Bruderschaft Kerpen 
Datum: 16.07.2006 bis 28.09.2006 
Veranstalter: Stadtarchiv Kerpen
Stiftsstraße 8, D-50171 Kerpen
Telefon : 02237/922170 
historisches-archiv@stadt-kerpen.de 

Ort, Dauer und Öffnungszeiten der Ausstellung: 
16.07. bis 06.08.2006: Rathaus der Stadt Kerpen, Jahnplatz 1, 50171 Kerpen
10.08. bis 28.09.2006: Haus für Kunst und Geschichte, Stiftsstraße 8, 50171 Kerpen

Quelle: Stadt Kerpen, 16.7.2006; Sabine Ulbrich, Kölner Stadt-Anzeiger, 17.7.2006

7. Karlsruher Tagung für Archivpädagogik. Nichtstaatliche Archive – Nutzen und Grenzen für Projektarbeit

Mit über 130 Teilnehmern aus dem ganzen Bundesgebiet registrierte die "7. Karlsruher Tagung für Archivpädagogik" (10.3.2006, Programm) einen Rekordbesuch und bestätigte ihren Ruf als eines der wichtigsten deutschen Foren für die Zusammenarbeit von Archiv und Schule und die Historische Bildungsarbeit in Archiven. Unter dem Motto \“Nichtstaatliche Archive. Nutzen und Grenzen für Projektarbeit\“ wurde dabei erstmals gezielt die Archivwelt außerhalb von Staats- und Stadtarchiven in den Blick genommen. Der Karlsruher Schulpräsident Dr. Werner Schnatterbeck begrüßte die Karlsruher Profilierung, sah in der großen Teilnehmerzahl eine Bestätigung des eingeschlagenen Wegs und zeigte sich bei einer Besichtigung der präsentierten Projekte beeindruckt. 

Dr. Robert Kretzschmar, Präsident des Landesarchivs Baden-Württemberg und Vorsitzender des Verbands deutscher Archivarinnen und Archivare betonte in seinem Einführungsreferat die Bedeutung der Historischen Bildungsarbeit und die Chancen, die die Archive dabei als außerschulische Lernorte böten. Ausgehend von einem Bild beim Besuch der Queen in Stuttgart 1965 fächerte er archivische Recherchemöglichkeiten auf: vom Daimler-Chrysler-Archiv (Antworten zur Staatslimousine) über das Wirtschaftsarchiv Baden-Württemberg (zur Mode der Zuschauer), das Landesmedienzentrum (offizielle Aufnahmen zum Staatsbesuch), das Archiv des Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Menukarte vom Staatsempfang) und das Archiv des SWR (Ton und Filmaufnahmen) bis zu den kirchlichen Archiven (zu den Vorfahren des Ministerpräsidenten). Die Vorstellung dieser Vielfalt der archivischen Landschaft mit Kirchenarchiven, Medienarchiven, Adelsarchiven über Archive bei Gedenkstätten bis zu denen in Museen eröffnete für eine große Zahl von Lehrerinnen und Lehrern eine unbekannte Welt, die für Projektarbeit und Unterricht zur Verfügung steht.

Als Vertreter des Kultusministeriums zeigte Dr. Thomas Hölz auf, dass mit dem Bildungsplan 2004 wesentliche Veränderungen in den Schulen Baden-Württembergs festgeschrieben worden seien. Es sei ein Wechsel vom ausschließlich auf Wissensvermittlung zielenden Unterricht hin zu Konzepten des \“Selbstlernens\“ und der \“Kompetenzvermittlung\“ angestrebt. Er stellte heraus, dass dabei Projekten zur Entdeckung und Erforschung eigener Lebenswelten eine besondere Bedeutung zukomme. Seine konkreten Vorschläge zur Zusammenarbeit von Bildungseinrichtungen und Archiven zielten auf intensivere Informationsvermittlung über archivische Angebote in den Schulen, aber auch auf Information und Praxis in der Lehrerausbildung – vom Studium bis zur Referendarzeit.

Diejenigen, die seit Jahren in der historischen Bildungsarbeit tätig sind, fühlten sich in ihrem Engagement bestätigt. Mit Genugtuung wurde in der von Prof. Dr. Volker Rödel vom Generallandesarchiv Karlsruhe geleiteten Diskussion registriert, dass diese Forderungen nicht mehr an die Schulverwaltung gestellt, sondern dort selber mit- und vorgetragen werden. Auch wenn der Aufwand für diese Art der Unterrichtsgestaltung hoch ist – wie auch die Anwesenden bestätigten –, sollte doch jeder Geschichtslehrer die Möglichkeiten und Chancen des \“Lernorts Archiv\“ wenigstens kennen. Neue Chancen, solche Wege auch wirklich zu beschreiten, ergeben sich u.a. durch die Einführung der Ganztagsschulen, weil durch Projektarbeit am Nachmittag diese Ziele erreicht werden können, ohne dass regulärer Unterricht ausfallen muss.

Auf der nachmittäglichen Projektmesse war die Welt der Archive mit ihren vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten für die archivpädagogische Arbeit präsent. Neun verschiedene nichtstaatliche Archive stellten sich und ihre Angebote für Schülerarbeit vor: Die Spannbreite reichte vom \’normalen\‘ Archivbesuch im privaten Adelsarchiv oder im Archiv des SWR über vorbereitete Programme mit Archivgut und Zeitzeugen im Jüdischen Museum Berlin und der KZ-Gedenkstätte Mannheim-Sandhofen bis zu themenoffenen Angeboten in den Archiven der Evangelischen Kirche Badens, des Erzbischöflichen Archivs Freiburg oder des Baden-Württembergischen Wirtschaftsarchivs in Hohenheim. Für thematische Arbeiten boten sich die Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte, Heidelberg und das Fotoarchiv des Landesmedienzentrums Baden-Württemberg Karlsruhe und Stuttgart an.

Von Schülerseite wurden acht ausgezeichnete Wettbewerbsbeiträge um den Preis des Bundespräsidenten 2005 \“Sich regen bringt Segen – Arbeit in der Geschichte\“ vorgestellt, darunter die beiden besten Arbeiten aus Baden-Württemberg – von der Christiane-Herzog-Realschule Nagold (9. Kl.) und vom Bismarckgymnasium Karlsruhe (12./13. Kl.). Wie sehr eine frühe Beschäftigung mit der örtlichen Geschichte motivierend wirken kann, zeigte eine Gruppe von Viertklässlern aus Heimsheim, die Feuer gefangen hatten und begeisternd über ihre Ergebnisse berichteten.

In der Abschlussdiskussion wurden die Vorschläge beider Referenten insbesondere von den anwesenden Lehrerinnen und Lehrern dankend angenommen und als Bereicherung für die tägliche Arbeit angesehen. Aber auch für die Archivarinnen und Archivare boten die Hinweise und Gespräche mit den Pädagogen und den Schülerinnen und Schülern anregende Impulse. Für die Tagung 2007 soll – nach der Präsentation erfolgreicher Großprojekte in diesem Jahr – wieder der Alltag der Archivpädagogik im Mittelpunkt stehen: methodische Überlegungen für den Einstieg in die Archivarbeit ebenso wie Möglichkeiten, diese Arbeit zu verstetigen. Ein weiteres Mosaikstück des Karlsruher Kompetenzkerns Archivpädagogik.

Bericht:
Dr. Clemens Rehm
Leiter der Stabsstelle des Präsidenten und Referatsleiter
Landesarchiv Baden-Württemberg
Abt. Fachprogramme und Bildungsarbeit
Eugenstraße 7
D-70182 Stuttgart
Telefon: 0711/212-4288
Fax: 0711/212-4283
clemens.rehm@la-bw.de

Eröffnung des Zeitgeschichtsarchivs Pragser Wildsee in Südtirol

Am Samstag, 22. Juli 2006, öffnet das erste Zeitgeschichtsarchiv Südtirols seine Tore. Im Hotel „Pragser Wildsee“ haben Caroline Heiss und Hans-Günter Richardi mit Unterstützung des Südtiroler Landesarchivs wertvolle Dokumente aus der Zeit um das Kriegsende 1945 zusammengetragen. Damals waren von der SS 139 prominente Geiseln ins Pustertal verschleppt worden.

Die Errichtung des Archivs hat eine in Südtirol bekannte Vorgeschichte: Am 30. April 1945 trafen prominente Sippen- und Sonderhäftlinge aus dem KZ Dachau, die noch in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges als Geiseln der SS ins Pustertal verschleppt und in Niederdorf befreit worden waren, im Hotel "Pragser Wildsee" ein, wo sich Emma Heiss-Hellensteiner der Gefangenen annahm. Dieses Geschehen ist der Anlass, an diesem authentischen Ort ein Archiv einzurichten, das die Erinnerung an den Geiseltransport wachhalten und der weiteren Erforschung dieses zeitgeschichtlichen Kapitels dienen soll.

Darüber hinaus widmet sich das Archiv aber auch noch anderen Gebieten der Zeitgeschichte, die für Niederdorf und Prags von lokaler Bedeutung sind: dem frühen Tourismus im Hochpustertal, dem Beginn des Alpinismus in den Pragser Dolomiten und der Dolomitenfront im Ersten Weltkrieg, die in der Nähe von Niederdorf und Prags verlief.

Literatur:
Hans-Günter Richardi: SS-Geiseln am Pragser Wildsee. Der Leidensweg prominenter KZ-Häftlinge aus 17 Ländern Europas nach Südtirol 
Prags : Zeitgeschichtsarchiv Pragser Wildsee, 2006
112 S. : Ill., Kt., ISBN: 88-902316-0-2, Euro 14,80

Quelle: Autonome Provinz Bozen, Pressemitteilung des Landespresseamtes, 14.7.2006

Zehn Jahre Literaturarchiv Saar-Lor-Lux-Elsass

Vor zehn Jahren entstand aus der Keimzelle der Arbeitsstelle für Gustav-Regler-Forschung unter dem organisatorischen Dach der Saarländischen Universitäts- und Landesbibliothek das Literaturarchiv Saar-Lor-Lux-Elsass. Das Archiv ruft durch seine regen Aktivitäten, darunter zahlreiche Veröffentlichungen, Lesungen, Ausstellungen, die Bedeutung und Vielfalt der hiesigen literarischen Szenerie neu ins Bewusstsein. Es hilft damit – neben dem Landesarchiv und den Museen des Landes Saarland – das kulturelle Gedächtnis der Region lebendig zu halten.

Ende Oktober 2006 wird eine Festschrift erscheinen, die neben der Ausstellung die Arbeit des Literaturarchivs dokumentiert.

Link: www.sulb.uni-saarland.de/fachinfo/litarchiv/index.html

Info:
Ausstellung Zehn Jahre Literaturarchiv Saar-Lor-Lux-Elsass 
26.10.2006 bis 25.11.2006
Montag bis Freitag 9 – 22 Uhr, Samstag 9 – 12.30 Uhr
Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek
Premiere 26.10.2006 17:00 Uhr – Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek

Kontakt: 
Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek
Postfach 15 11 41
66041 Saarbrücken
Telefon: +49(0)-681-2070
Fax: +49(0)-681-2796 
sulb@sulb.uni-saarland.de
http://www.sulb.uni-saarland.de/

Quelle: kulturkurier, 15.7.2006

Kriterienkatalog vertrauenswürdiger digitale Langzeitarchive zur Kommentierung

Die nestor-AG \“Vertrauenswürdige Archive – Zertifizierung\“ hat Kriterien identifiziert, die die Bewertung der Vertrauenswürdigkeit eines digitalen Langzeitarchivs sowohl in organisatorischer als auch in technischer Hinsicht ermöglichen. Der Katalog richtet sich in erster Linie an Gedächtnisorganisationen (Archive, Bibliotheken, Museen) und dient als Leitfaden, um ein vertrauenswürdiges digitales Langzeitarchiv zu konzipieren, zu planen, und umzusetzen. Ferner kann er auf allen Stufen der Entwicklung zur Selbstkontrolle und Darstellung eingesetzt werden. Darüber hinaus soll dieser Katalog allen Institutionen, die selbst archivieren, sowie Dienstleistern aus dem kommerziellen und nichtkommerziellen Bereich und Drittanbietern von Produkten als Orientierungshilfe dienen.

Um einen breit akzeptierten Kriterienkatalog zu entwickeln, der einerseits ein fundiertes, abgestimmtes und praxisgerechtes Hilfsmittel zur Erlangung und Darstellung von Vertrauenswürdigkeit darstellt und andererseits auch die Option eröffnet, die Vertrauenswürdigkeit durch eine Zertifizierung im Rahmen eines national bzw. international standardisierten Verfahrens nachzuweisen, benötigt die nestor-AG Beiträge und Kommentare betroffener und interessierter Institutionen.

Daher ruft die AG hiermit auf, den vorliegenden Entwurf des Kriterienkataloges unter

http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0008-2006060710 

bis zum 31. Oktober 2006 zu kommentieren.

Bitte senden Sie Ihre Kommentare, Anregungen, Fragen per e-Mail an Frau Dobratz (dobratz@cms.hu-berlin.de) und Frau Dr. Schoger (schoger@bsb-muenchen.de).

Historisches Lernen im Archiv

Kenntnisreich und erfahrungsgesättigt, aber auch mit Herzblut haben der Darmstädter Archivpädagoge Thomas Lange und der Darmstädter Staatsarchivar Thomas Lux ein Buch verfasst, das – laut Klappentext – in die didaktische Diskussion um Archivpädagogik einführt, über die vielfältigen Aufgaben und Arbeitsfelder der Archive informiert und praktische Hinweise und Tipps für die schulische Arbeit mit archivalischen Quellen gibt. Insofern handelt es sich einerseits um eine Einführung, die sich vor allem an Geschichtslehrerinnen und -lehrer wendet, deren Kenntnisse über den „Lernort“ Archiv grundlegend verbessert werden sollen. Andererseits handelt es sich bei dem 2004 erschienenen Buch „Historisches Lernen im Archiv“ aber auch um ein engagiertes archivpolitisches Plädoyer für ein modernes Rollenverständnis der Archive.

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Mit erkennbarer Sympathie beziehen sich die Autoren in ihrer Argumentation, „dass Archive Werkzeuge der Demokratie sein können“ (34), dabei auf Traditionen der Aufklärung wie auf außerdeutsche Vorbilder: Auf das seit 1794 in Frankreich gesetzlich verankerte Zugangsrecht jeden Bürgers zu den bis dahin geheimen Archiven wird an mehreren Stellen Bezug genommen, ebenso auf den 1950 entstandenen pädagogischen „Unterrichtsdienst“ der französischen Archive. Aber auch die Bedeutung authentischen Materials von Unterdrückten und über Verfolgte der europäischen Diktaturen, das zur Aufarbeitung der privaten wie der allgemeinen Geschichte dieser Länder unentbehrlich ist (z.B. des Memorial-Archivs in Moskau oder der deutschen Stasiunterlagenbehörde), wird betont. Stünden Archivpädagogik und Historische Bildungsarbeit in vielen europäischen Archiven auch noch am Anfang, so zeige sich derzeit gerade in Osteuropa, wie insbesondere Jugendliche mit den Archiven forschend und entdeckend lernen könnten, wodurch Demokratie in ihren Gesellschaften verwirklicht oder verhindert worden sei.

Didaktisch und methodisch ist das Buch von Ansätzen der 1970er und 1980er Jahre geprägt, so unter Bezugnahme auf einen – etwas verkürzt dargelegten – Geschichtsbewusstseins-Begriff nach Jeismann sowie auf Unterrichtstypologisierungen nach von Borries. Das Streben nach Aufklärung und das Anwenden der kritischen Methode zum Erkennen historiographischer Perspektivität wird dabei insbesondere vor dem Hintergrund des alltagsgeschichtlichen Wandels der Geschichtswissenschaft im selben Zeitraum beschrieben. Beides verhalf den Archiven zu neuem Aufwind und neuer Klientel: „Geschichte von unten“ und „Geschichte vor Ort“, wie sie die Geschichtswerkstätten und der Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten bis heute propagieren, machten die „detektivische Spurensuche“ zur geläufigen Metapher im Geschichtsunterricht (40).

Da es das Ziel archivpädagogischer Arbeit sei, Geschichte sinnlich und persönlich erfahrbar zu machen (47), gilt die direkte Arbeit mit Archivalien als die entscheidende Phase beim Archivbesuch. Nach einem Einführungskapitel über den Zweck von Archiven (5-25), einem historischen Rückblick auf die Genese der Archivpädagogik und der Historischen Bildungsarbeit (26-64), stellen die Verfasser in einem umfangreichen, auch für die FAMI- und Archivarsausbildung geeignet heranzuziehenden dritten Kapitel das „Universum“ der Archive und der Akten vor (65-146): Die verschiedenen öffentlichen, öffentlich-rechtlichen und privaten Archivformen, ihre Organisation, Struktur und Funktion werden dabei ebenso dargelegt, wie Archivtechnik, archivarische Tätigkeiten, Aktenkunde und Hilfswissenschaften, deren Kenntnis den Archivbesuch erleichtern. Die Kapitel 4 und 5 sind schließlich der Praxis gewidmet, wobei es zunächst um die Archivpädagogik und die Präsentation im Archiv entstandener Forschungsergebnisse geht (147-193). Den Abschluss des Bandes bilden praktische Tipps zur Vorbereitung auf einen Archivbesuch sowie Literatur- und Lesehinweise zum Vertiefen der bereits mit diesem Band erworbenen archivpädagogischen Kenntnisse (194-222). Das an Informationen und Argumenten dichte Buch ist eng bedruckt, aber gut lesbar. Es wird durch zahlreiche illustrierende und erläuternde Abbildungen sinnvoll ergänzt und dürfte das bislang noch archivferne Lehrpersonal eigentlich zum aktiven Besuch des „Bildungszentrums Archiv“ ermuntern.

Info:
Thomas Lange/Thomas Lux: Historisches Lernen im Archiv (Reihe: Methoden Historischen Lernens), Wochenschau-Verlag, Schwalbach/Ts. 2004, 222 S., 14,30 Euro, ISBN 3-89974107-2

Inhaltsübersicht:
1. Kapitel: Suchen, Finden, Sammeln: Wozu sind Archive da und wozu sind sie gut?
1.1 Die Gewölbe von Abdera – Was man von Archiven so denkt
1.2 Von der Keilschrift zum Büro – Was Archive sind
1.3 Historiker und „Betroffene“ – Wozu Archive gut sind

2. Kapitel: Archivpädagogik und Historische Bildungsarbeit – Entwicklung und didaktische Diskussion
2.1 Internationale Entwicklung 
2.1.1. Das Vorbild: Der „service éducatif“ in den französischen Archiven
2.1.2. Augenblicksaufnahme: Die Situation in Europa
2.2. Von der Quellenanalyse im Geschichtsunterricht zur Archivpädagogik – Die Wandlung des Geschichtsbewusstseins in Öffentlichkeit, Schule und Wissenschaft in Deutschland
2.2.1. Geschichtsunterricht mit Quellen – eine kurze Geschichte
2.2.2. Werkstätten contra Lehrstühle – die „Geschichte von unten“ entdeckt in den Archiven die „Geschichte des Menschen“
2.2.3. Identität durch Archive? – Von der verklärenden Fürsten- zur aufklärenden Landes- und Regionalgeschichte
2.2.4. Über Archivdokumente zum reflektierten Geschichtsbewusstsein – der gegenwärtige Stand der Archivpädagogik in Geschichtsdidaktik und Schulpraxis
2.3. Der kulturelle Auftrag der Archive – Archivische Öffentlichkeitsarbeit, Historische Bildungsarbeit, Archivdidaktik und Archivpädagogik

3. Kapitel: Archive sind aufregend – Das Universum der Akten und der Weg hindurch
3.1. Archive spiegeln die Geschichte – Was findet man wo?
3.1.1. Parlaments-, sowie Partei- und Verbandsarchive
3.1.2. Staatsarchive
3.1.3. Kommunalarchive
3.1.4. Kirchliche Archive
3.1.5. Archive zur jüdischen Geschichte
3.1.6. Wirtschaftsarchive
3.1.7. Medienarchive
3.1.8. Hochschul- und Universitätsarchive
3.1.9.Sonstige Archive
3.1 Archive strukturieren (nicht nur) die Vergangenheit – Ihre Aufgaben in der Verwaltungspraxis
3.2.1 Beratung der Verwaltung – Keine Ordnung in den Büros
3.2.2 Bewertung und Übernahme – Was wird aufgehoben und was nicht?
3.3. Archive bewahren und erschließen – Wie wird eine Akte zur Archivalie?
3.3.1 Konservierung und Restaurierung – Schimmel, Mäusefraß und andere Aktenfeinde
3.3.2 Ordnung und Erschließung – Wie findet man, was man sucht? (Recherche – Strategien an Beispielen)
3.3.3 Benutzerdienst und Aktenschutz – Wer was lesen darf – und wann?
3.4 Hürden, die (fast) keine sind 
3.4.1 Schrift
3.4.2 Abkürzungen
3.4.3 Siegel, Heraldik (?)
3.4.4 Maße, Münzen, Daten

4. Lernend forschen – Forschend lernen. Archivpädagogische Praxis
4.1. Unterricht im Archiv
4.2. Forschung im Archiv
4.2.1. Selbst geschaffene Quellen: oral history
4.3. Praktische Archivarbeit: Verzeichnungsprojekte, Verzeichnungsprojekt: Kriegsbriefe Hoffmann
4.4. Arbeitsformen, Präsentation – Ergebnisdarstellung
4.4.1 1 Facharbeiten
4.4.2 (Schul-)öffentliches Präsentieren der Arbeits-Ergebnisse (Ausstellung)
4.4.3. CD-ROM
4.4.4. Spielformen, Collagen, Rollenspiele
4.4.5. Spielerisches Lernen: Urkunden selbst herstellen (Primarstufe) Urkundenherstellung für Kinder im Grundschulalter

5 Praktische Tipps
5.1. Vorbereitung auf einen Archivbesuch – ein „Merkzettel“.
5.2. Archivadressen – Staatsarchive, ausgewählte Kommunalarchive
5.3. Archivpädagogische Veröffentlichungen in Druck und Internet
5.3.1.1. Einführungen in Archivarbeit mit praktischen Hilfen (Schrift etc.): Druck
5.3.1.2. Einführungen in Archivarbeit mit praktischen Hilfen (Schrift etc.): Internet
5.3.2.1. Archivdokumente (Druck und CD-ROM)
5.3.2.2. Digitale Archive bzw. Quelleneditionen im Internet
5.3.2.3. „Schule und Archiv“ – Archivpädagogische Unterrichtseinheiten auf dem bayerischen Bildungsserver (z. T. mit digitalisierten Quellen)

(Jens Murken)