Deutsches Spiele-Archiv proklamiert den Tag des Spiels

Marburg, das aus dem Wettbewerb \“Deutschland – Land der Ideen\“, als einer der 365 Sieger hervorging, ruft im Rahmen des ganzjährigen Veranstaltungsprogramms am 18. Juni 2006 einen \“Tag des Spiels\“ aus. Zentrale Plätze für zahlreiche Spielaktionen sind der Marktplatz und das Rathaus. Im Mittelpunkt stehen dabei die Spiele des Jahres, da das Deutsche Spiele-Archiv in Marburg die Geschäftsstelle der Kritiker-Jury ist. 

\"Überreichung

Eine Fülle weiterer spielerischer Überraschungen soll diesen "Tag des Spiels" zu einem besonderen Erlebnis werden lassen und Interessierte aus ganz Deutschland anlocken. Das Ziel dieser Aktion ist, diesen „Tag des Spiels“ zu einer festen jährlichen Institution zu machen. Archiv-Leiter Dr. Bernward Thole wünscht sich dabei besonders, dass "das Spiel eine Brücke zwischen den Generationen herstellen kann und mit seiner völkerverbindenden Kraft auch das Zusammenleben auf diesem Planeten wesentlich erleichtern kann."

Das Projekt \“Deutschland – Land der Ideen\“ soll im Jahr der Fußball-Weltmeisterschaft dem In- und Ausland ein innovationsstarkes, modernes und weltoffenes Deutschland-Bild vermitteln. Die Initiative wird getragen von der Bundesregierung , dem Bundesverband der Deutschen Industrie und führenden Unternehmen. Schirmherr der Veranstaltung ist Bundespräsident Horst Köhler.

Die Gründung des Deutschen Spiele-Archivs geht auf die private Initiative von Dr. Bernward Thole zurück, der seit Anfang der 1970er Jahre als Spiele-Kritiker (u.a. für die \“Zeit\“ und die \“Frankfurter Rundschau\“) tätig war und sich gleichzeitig in Theorie und Praxis mit Geschichte und Gegenwart der Brett- und Tischspiele auseinandergesetzt hat. Im Rahmen seiner umfangreichen Tätigkeit entstand eine der größten Sammlungen im Bereich der regel- und materialgebundenen Spiele. Um die Auseinandersetzung mit dem Spiel in Familie und Gesellschaft zu fördern, machte er 1985 die gesamten Bestände seiner Sammlung der Öffentlichkeit zugänglich und übertrug die Nutzung des Fundus einem Trägerverein \“Deutsches Spiele-Archiv e.V.". Die Stadt Marburg unterstützte die Einrichtung von Anfang an durch Bereitstellung von Räumlichkeiten und durch finanzielle Zuwendungen. So ist das Deutsche Spiele-Archiv seit seinem Umzug im Jahre 2001 in der Lage seine Bestände benutzergerecht zu präsentieren.

Das Deutsche Spiele-Archiv umfasst mit seinem in privatem Besitz befindlichen Fundus (ca. 1.000 lfd. Meter) eine der größten Sammlungen zeitgenössischer Brett- und Tischspiele (ca. 30.000 Titel). Auch im Bereich der Kartenspiele wurde inzwischen ein reicher Fundus an Spielkarten traditioneller Art, Familien- und Kinderspielkarten sowie von Spieleautoren entwickelten Kartenspielen aufgebaut. Darüber hinaus verfügt das Archiv auch um einen Bestand an Elektronik- und Computerspielen vor allem aus der ersten Phase der microchip-gesteuerten Spiele.  

Link: www.land-der-ideen.de

Kontakt:
Deutsches Spiele-Archiv e. V. 
Barfüßerstr. 2a 
35037 Marburg/Lahn 
Tel: 06421/62728 
Fax: 06421/62720 
spiele-archiv@t-online.de 
www.deutsches-spiele-archiv.de.

Abb.: Überreichung der Auszeichnungsurkunde an das Deutsche Spiele-Archiv (v.l.n.r.: Dr. Bernward Thole, Deutsches Spiele-Archiv; Dr. Kerstin Weinbach, Stadt Marburg; Georg Schlosser, Deutsche Bank), Foto: Deutsches Spiele-Archiv.

Tage des Offenen Archivs in der Honterusgemeinde zu Kronstadt

Seit September 2005 fördert die Europäische Kommission im Rahmen ihres Programms \“Kultur 2000\“ die Erschließung und Zugänglichmachung der bedeutenden Bibliotheks- und Archivbestände der Honterusgemeinde in Kronstadt (siehe Berichte vom 30.9.2005 und vom 15.1.2006). Zu den \“Tagen des Offenen Archivs\“ lädt die Evangelische Honterusgemeinde in Kronstadt für den 10. bis 14. Juni 2006 ein.

Das Archiv und die Bibliothek der Evangelischen Kirche A.B. Kronstadt – Honterusgemeinde bieten neben regional- und stadtgeschichtlichen Quellen eine reichhaltige Fundgrube zur europäischen Ideen- und Geistesgeschichte ab dem 15. Jahrhundert. In Kooperation mit dem Siebenbürgen-Institut Gundelsheim, der Széchényi-National-Bibliothek Budapest und dem Demokratischen Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt (DFDKK) werden die Archiv- und Bibliotheksbestände elektronisch verzeichnet, um moderne Findmittel nach europäischen Standards zu erstellen. Im August 2006 sollen sie über einen Online-Katalog im WorldWideWeb zugänglich sein. Ziel des Projektes ist es, ein optimal funktionierendes Archiv mit zugehöriger Bibliothek zu übergeben, um in fachlicher wie auch öffentlicher Hinsicht beispielgebend für andere Institutionen im Land wirken zu können.

Das Programm der Tage des Offenen Archivs ist auf der Homepage der Honterusgemeinde nachzulesen. 

Kontakt:
Evangelische Kirche A.B. Kronstadt – Honterusgemeinde
Archiv & Bibliothek
Angela Gröber
Curtea Johannes Honterus 2
RO-500025 Brasov
groeber@archiv-honterus.ro
www.honterusgemeinde.ro 

Quelle: Angela Gröber, Siebenbürgische Zeitung, 10.6.2006

Hessische Wanderausstellung nun in Hanau

Direkt vom Hessentag nach Hanau: die Wanderausstellung "Hessen – Eine starke Geschichte" kommt in die Brüder-Grimm-Stadt Hanau und ist vom 9. Juni an im Foyer des historischen Neustädter Rathauses am Markt zu sehen. Zur Eröffnung um 15 Uhr spricht neben Stadtrat Rolf Frodl und Staatssekretär Prof. Dr. Joachim-Felix Leonhard auch Dr. Klaus Eiler vom Hessischen Hauptstaatsarchiv Wiesbaden.

Die \“starke Geschichte\“ beginnt mit der Gründung des Landes Hessen per Proklamation vom 19. September 1946 und der Verabschiedung der neuen Verfassung am 1. Dezember 1946, als das Fundament für ein demokratisches Hessen gelegt wurde. Die bevorstehenden Jubiläen dieser Ereignisse lieferten den Anlass für die Ausstellung der Hessischen Staatskanzlei und des Hessischen Staatsarchivs, die seit September 2005 durch das Bundesland reist und jetzt im Rahmen der Feierlichkeiten zum 60. Jahrestag der Hanauer Stadtverordnetenversammlung auch hier gezeigt wird.

Die Organisatoren versprechen eine spannende Zeitreise für die Besucherinnen und Besucher, die sich auf die \“60 Begegnungen mit unserem Land seit 1945\“ einlassen. Dabei kann man so interessante Details erfahren wie die Tatsache, dass Frankfurt beinahe die Hauptstadt der jungen Bundesrepublik geworden wäre, oder dass die Büste der Nofretete einst in Wiesbaden aufbewahrt wurde. Insgesamt 60 ausgewählte Themen aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, die das Land in der Mitte Europas geprägt haben, werden dank der vielen Exponate lebendig und anschaulich aufgearbeitet. Die Stadt Hanau beteiligt sich übrigens mit zwei Leihgaben des Historischen Museums Schloss Philippsruhe: Einem Plan des Zerstörungsgrades der Stadt Hanau und dem Wiederaufbau-Modell des Architekten Schäfer.

Die Ausstellung \“Hessen – eine starke Geschichte\“ bleibt zum 25. Juni im Neustädter Rathaus. Dort ist sie täglich bei freiem Eintritt von 11 bis 18 Uhr zu sehen. 

Quelle: Stadt Hanau, Pressemeldung, 8.6.2006

70 Jahre Stadt Herten

Vitrinen und Schautafeln im Foyer des Glashauses laden die Besucher ein, ihr Wissen über Hertens Stadtwerdung und Stadtentwicklung aufzufrischen. Bei der Eröffnung der Ausstellung "70 Jahre Stadt Herten" erinnerte Bürgermeister Dr. Uli Paetzel an die Bedeutung des Stadtarchivs Herten als „wichtiges Gedächtnis der Stadt“. 

\"Bürgermeister

Weder verstaubt noch trocken zeigt sich die Stadtgeschichte ihren Bürgerinnen und Bürgern. Gleich der erste Blick fällt auf eine lebensgroße Puppe in voller Montur der Grubenwehr. Diese Ausrüstung ist vielen ehemaligen Bergleuten noch in bester Erinnerung. So weist ein Besucher augenzwinkernd darauf hin, die Schaufensterpuppe – mit den nur angedeuteten Ohren – trage keine Lärmschutz-Ohrstöpsel. Ein anderer meint, dass das „Arschleder“, das den Grubenwehrmann ziert, in Herten kaum getragen worden sei. Hertens ehemalige Bedeutung als Bergbaustadt ist überall präsent – und die Erinnerung daran sehr lebendig.

Viele Ausstellungstücke sind Leihgaben von Hertener Familien – also atmende, greifbare Geschichte der Bevölkerung. Andere Exponate stammen aus dem städtischen Archiv und wurden von Horst Spiegelberg und Dr. Michael Hensle über ein Jahr hinweg konzeptionell ausgewählt und zusammengestellt. Mit zahlreichen Fotos, Schriftstücken und Schautafeln dokumentiert die Ausstellung in sechs Schwerpunkten die Entwicklung der Stadt Herten. Besonders hervorzuheben sind die Modelle der Innenstädte von Herten und Westerholt. Ein Vergleich zwischen 1961 und 1985 lohnt: Damalige hochgelobte Stadtentwicklung kann mit heutigem Wissen auch verwundern.

Die Ausstellung im Foyer des Glashauses ist noch bis zum 21. Juni zu sehen.

Kontakt:
Stadtarchiv Herten
Gartenstr. 40 (im Städt. Gymnasium)
45699 Herten
Telefon: 02366-303-233
Telefax: 02366-303-630
stadtarchiv@herten.de

Foto: Bürgermeister Dr. Uli Paetzel eröffnete die Ausstellung \“70 Jahre Herten"

Quelle: Stadt Herten, Pressemeldung, 6.6.2006

Digitalisierte Kirchenbuchduplikate der Edition Detmold erschienen

Die ersten beiden Ausgaben der \“Edition Detmold\“ mit digitalisierten Kirchenbuchduplikaten aus Almena und Alverdissen aus dem 19. Jahrhundert sind raus! In diesen Personenstandsbüchern sind Geburten, Heiraten, Sterbefälle und Konfirmationen von 1776 bis 1875 gelistet. Für Orts- und Familienforscher sind Kirchenbücher und Kirchenbuchduplikate daher wesentliche Grundlagen, um Namen, Verwandtschaftsverhältnisse, Heiratsverhalten, Berufe oder Krankheiten der ehemaligen Ortsbewohnerinnen und -bewohner zu ermitteln. Aber nicht nur Familienforscher werden sich freuen.

Auch für die historische Demographie- und Sozialforschung sind Personenstandsbücher eine wichtige Quelle. Historikerinnen und Historiker erhalten mit der archivischen Erschließung auf der CD-Rom auf einen Blick ein Inhaltsverzeichnis, Informationen etwa über häufige Todesursachen und künftige Niederlassungsorte – ein Hinweis auf Migration oder sogar Auswanderung. Sie sehen auch, ob z.B. die Berufe der Eltern der Geborenen angegeben sind. Die \“Edition Detmold\“ richtet sich damit an ein breites historisch interessiertes Publikum.

Bislang waren Kirchenbücher und Kirchenbuchduplikate nur im Archiv zu den Archivöffnungszeiten einsehbar. Nun liegen die Kirchenbuchduplikate – gut transportabel – auf CD-Rom mit ausführlichen Beschreibungen der Archivalien vor. Die Abbildungen der Kirchenbuchduplikate sind darauf komfortabel mit einem Viewer zu betrachten, zu vergrößern oder zu verkleinern. 

Die \“Edition Detmold\“ ist – wie die \“Edition Brühl\“ – ein Gemeinschaftswerk der Verlags GmbH Patrimonium Transcriptum Bonn und dem Landesarchiv NRW Staats- und Personenstandsarchiv Detmold. Das Landesarchiv NRW ließ für dieses Projekt wurden gut 40.000 Mikrofilmaufnahmen von Kirchenbuchduplikaten aus Lippe auf 67 Filmrollen digitalisieren. Die Digitalisate wurden geordnet und mit einer archivischen Beschreibung versehen. Die Verlags GmbH Patrimonium Transcriptum (PTV) Bonn erstellt und vertreibt die CD-Roms. Die Lippische Landeskirche gab darüber hinaus die Genehmigung, den Bestand Lippischer Kirchenbuchduplikate (ein Depositum der Landeskirche im Staatsarchiv) digital zu veröffentlichen. 

Almena und Alverdissen machen den Anfang. In diesem Jahr werden weitere Ausgaben mit Kirchenbuchduplikaten aus Augustdorf und Barntrup folgen. 

Zu der Ausgabe der CD-Roms gibt es eine zweisprachige Broschüre, die auf Deutsch und Englisch über das Projekt informiert. Wer erstmals eine CD-Rom erhält, bekommt die Broschüre kostenlos. Der Preis für eine CD-Rom variiert je nach Umfang des Inhalts. Vo. 1/Almena und Vol. 2/Alverdissen sind jeweils für 34,50 EUR beim Verlag PTV zu erwerben: Patrimonium Transcriptum Verlags GmbH, Oppenhoffstraße 16, 53111 Bonn, www.ptverlag.de; info@ptverlag.de.

Was es in Zukunft noch gibt: die Abschrift der Kirchenbuchduplikate auf der CD. Familienforscherinnen und Familienforscher engagieren sich z.T. sehr darin, den Inhalt der Personenstandsbücher vollständig in Datenbanken und damit leicht recherchierbar zu erfassen. Wer eine solche Arbeit leistet, kann diese unter eigenem Namen und nach Rücksprache mit dem Staatsarchiv, auf der entsprechenden CD-Rom veröffentlichen. Das On-demand-Verfahren ermöglicht eine Publikation der Abschrift auch nach der Erstauflage. Alverdissen wird z.Z. von einer Genealogin erfasst und für die Edition aufbereitet. 

Kontakt:
Dr. Bettina Joergens
Landesarchiv NRW
Staats- und Personenstandsarchiv Detmold
Willi-Hofmann-Straße 2
32756 Detmold
Tel.: 05231/766-112
Fax: 05231/766-114
Zentrale: 05231/766-0
bettina.joergens@lav.nrw.de 
stadt@lav.nrw.de 
www.archive.nrw.de / www.lav.nrw.de

Finanzierung des Wiesenthal- Instituts weiter offen

Simon Wiesenthal (1908-2005) hat ein Archiv von rund 8.000 Akten hinterlassen: eine einmalige Sammlung von Zeugenaussagen, Gerichtsakten, Dokumenten aus der NS-Zeit und Korrespondenz. Dieses Archiv soll gemeinsam mit dem ebenso außergewöhnlichen Archiv der Israelitischen Kultusgemeinde der Kern des neuen Wiener Wiesenthal Instituts für Holocaust-Studien (VWI) werden. Dahinter stehen renommierte Forscher des Instituts für Zeitgeschichte der Universität Wien oder des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes

Die Finanzierung für das geplante Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien ist allerdings noch immer unklar. Es gebe zwar grundsätzliche Zusagen von Bund und Stadt Wien, die genaue Höhe der Förderung sei aber offen. Der Institutsvorstand und Politikwissenschafter Anton Pelinka sagt, dass der Umbau rund zehn Millionen Euro kosten würde, und rund 2,5 Millionen Euro jährlich für den Betrieb aufzuwenden wären. 

In das Institut eingebracht werden soll neben dem Nachlass des im Vorjahr verstorbenen \“Nazijägers\“ auch das Archiv der jüdischen Kultusgemeinde Wien. Sollte das Institut in Österreich nicht zu Stande kommen, drohe der Verlust des Wiesenthal-Nachlasses ans Ausland. Interesse habe zum Beispiel das Simon Wiesenthal Center in Los Angeles, ein weiterer Interessent wäre die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem.

Ein erstes Lebenszeichen gibt das Institut gleichwohl bereits von sich: Am 7. und 8. Juni 2006 veranstaltet der Trägerverein (beteiligt sind unter anderem die Israelitische Kultusgemeinde und das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands) eine hochkarätig besetzte Tagung über "The Legacy of Simon Wiesenthal for Holocaust Studies". 

Im Zentrum der Tagung steht das \“Wiesenthal Memorandum\“ an die österreichische Regierung von 1966, in dem der Leiter des Jüdischen Dokumentationszentrums auf die Beteiligung auffallend vieler Österreicher an den NS-Verbrechen hinwies. Zur Tagung angemeldet hat sich unter anderem Raul Hilberg, der 1939 aus Wien emigrierte Mitbegründer der modernen Holocaustforschung. Die Konferenz wird unter http://www.vwi.ac.at live im Internet übertragen.

Programm:

Mittwoch, 7. Juni 2006 

9:15
Begrüßung 
Hans Belting, Direktor des IFK 
Friedrich Stadler, Vorstand des IfZ

Anton Pelinka, Vorstand des VWI
Zur Idee eines Wiener Wiesenthal Instituts

Einleitung und Moderation: Bertrand Perz 

10:00
David Bankier
Antinazi Exiles’ Reactions to Antisemitism and the Holocaust 

11:00
Kaffeepause 

11:30
Atina Grossmann
Entangled Histories and Lost Memories. 
Jewish Survivors in Occupied Germany 1945–1949 

12:30 Mittagspause 

Moderation: Hans Safrian 

14:30
Isabel Heinemann
Humangenetik und Regionalplanung statt Rasse und Raum: 
Die Rasseexperten der SS in der Nachkriegsgesellschaft 

15:30
Christian Gerlach
Das nationalsozialistische Österreich als \’extrem gewalttätige Gesellschaft\‘ 

16:30 Kaffeepause 

17:00
Peter Black
Handlanger der Endlösung: 
Die Trawniki-Männer und die Aktion Reinhard 1941-1943 

18:00 Ende 

Donnerstag, 8. Juni 2006 

Moderation: Dirk Rupnow 

9:30
Wlodzimierz Borodziej 
Die strafrechtliche Verfolgung der NS-Verbrechen in Polen, 1944–1956 

10:30

Michael Wildt
Die Strafverfolgung der Täter des Reichssicherheitshauptamtes im Nachkriegsdeutschland 

11:30 Kaffeepause 

12:00
Omer Bartov
Guilt and Accountability in the Postwar Courtroom:
The Holocaust in Czortków and Buczacz, East Galicia, as Seen in West German Legal Discourse 

13:00 Mittagspause 

Moderation: Lutz Musner 

15:00
Tom Segev
Simon Wiesenthal and the Holocaust Memory in Israel 

16:00
Bertrand Perz
Das Wiesenthal-Memorandum und die Frage nach der österreichischen Verantwortung für die NS-Verbrechen 

17:00 Kaffeepause 

17:30
Raul Hilberg und Walter Manoschek im Gespräch, Abschlußdiskussion 

18:00 Ende 

Konzeption: Avshalom Hodik (Israelitische Kultusgemeinde Wien), Lutz Musner (IFK, Wien), Bertrand Perz (Institut für Zeitgeschichte, Universität Wien), Ingo Zechner (Israelitische Kultusgemeinde Wien) 

Kontakt:
Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI)
Rabensteig 3
A-1010 Wien
office@vwi.ac.at

Quelle: Peter Daser, Ö1 Inforadio, 6.6.2006; ORF.at (Wien), 6.6.2006; News networld vom 6.6.2006

Archiball sammelt für einen guten Zweck

Vor vier Wochen wurde aus Anlass des bundesweiten TAGES DER ARCHIVE im Foyer des Kreishauses in Siegburg die Ausstellung „Pfeifenmann & Pfostenbruch. Die Geschichte des Fußballs im Rhein-Sieg-Kreis“ eröffnet. Sie hat in dieser kurzen Zeit bereits sehr großen Anklang gefunden. Dieses Interesse möchte der Rhein-Sieg-Kreis gleichzeitig für ein soziales Projekt nutzen. 

Gemeinsam mit der Kreisarchivarin Claudia Arndt hat der Grafiker Gunnar Hoge ein Maskottchen entworfen. „Archiball“ wurde das lustige Fußballmännchen getauft und es gibt ihn auf verschiedenen Fanartikeln zu kaufen. Die Verkaufserlöse kommen dem SKM – Katholischen Verein für soziale Dienste im Rhein-Sieg-Kreis e.V. – zugute. Der erste Vorsitzende des SKM, Clemens Bruch, ist einer der Hauptleihgeber der Ausstellung und auch Schirmherr Wolfgang Overath engagiert sich für die gute Sache des SKM. 

Der SKM – Katholischer Verein für soziale Dienste im Rhein-Sieg-Kreis e.V. ist ein Fachverband im Deutschen Caritasverband. Seine Aufgabenfelder sind die Jugend-, Gefährdeten- und Wohnungslosenhilfe sowie die Schuldnerberatung, Betreuungen (BtG) und die Arbeit mit psychisch kranken Menschen. Der SKM beschäftigt 75 Mitarbeiter/innen in sieben Fachbereichen. 

„Archiball lege ich ihnen besonders ans Herz“, sagte Landrat Frithjof Kühn in seiner Rede zur Eröffnung der Ausstellung, „zeigen sie in diesem Jahr nicht nur Sportsgeist, sondern auch soziales Engagement.“ Archiball gibt es auf Schirmkappen für 12,00 Euro, Tassen für 6,50 Euro, Schlüsselbändern für 3,00 Euro und als Ansteckpin für 2,50 Euro beim Kreisarchiv, im Bürgerservicebüro des Kreishauses und im Stadtmuseum Siegburg zu kaufen. Das Set mit allen vier Artikeln kostet 22,00 Euro, Ersparnis 2,00 Euro.

Kontakt:
Archiv des Rhein-Sieg-Kreises
Kaiser-Wilhelm-Platz 1 (Kreishaus)
53721 Siegburg
Telefon: 02241/13-2928
archiv@rhein-sieg-kreis.de 

Quelle: Rhein-Sieg-Kreis (Siegburg), Pressemeldung, 6.6. 2006

Fußball reizt Gothaer Archivare

Unter das Motto \“Der Ball ist rund" hatte der Verband deutscher Archivarinnen und Archivare anlässlich der Fußballweltmeisterschaft den diesjährigen TAG DER ARCHIVE gestellt. Das Thüringische Staatsarchiv Gotha hat in diesem Zusammenhang eine kleine fußballgeschichtliche Ausstellung erarbeitet, die passender Weise zu Beginn der Fußball-WM am 9. Juni eröffnet wird und die über die Gothaer Kulturnacht am 16. Juni hinaus bis Ende Juli 2006 präsentiert wird. 

Aus rund einhundert Jahren werden sowohl Archivalien und Zeitungsausschnitte als auch Leihgaben des FSV Wacker Gotha, des Museums für Regionalgeschichte sowie von Privatleuten gezeigt. Die Sonderausstellung auf Schloss Friedenstein zeigt, dass schon Anfang des vorigen Jahrhunderts in Gotha dem runden Leder nachgejagt wurde. Urkunden belegen Vereinsgründungen und deren Auflösungen.

Der Leiter des Thüringischen Staatsarchivs Gotha, Lutz Schilling, und seine Mitarbeiter sind nicht nur Archivare, sondern auch Fußballanhänger. Albrecht Loth, der auch die Ausstellungstexte zur Fußballgeschichte verfasste, ist beispielsweise Fan von Carl-Zeiss Jena und auch Mitglied des Vereins. Die Archivare gehen sachlich mit ihrer Leidenschaft um, aber, so Schilling: "Jetzt kommt keiner um Fußball herum".

Kontakt:
Thüringisches Staatsarchiv Gotha
Schloß Friedenstein
99867 Gotha 
Telefon: +49 (0) 36 21 / 30 27 90
Telefax: +49 (0) 36 21 / 30 27 947

Quelle: Wieland Fischer, TLZ, 6.6.2006 

Hubert Wolf lässt Quellen sprechen

Im Geschichtsort Villa ten Hompel präsentierte der Münsteraner Kirchenhistoriker Professor Hubert Wolf sein kürzlich erschienenes Buch "Clemens August Graf von Galen – Gehorsam und Gewissen". Das Interesse der Öffentlichkeit an der Person Graf von Galens scheint ungebrochen. So folgten mehr als 80 Personen der Einladung des kommissarischen Leiters der Villa ten Hompel Christoph Spieker, um unter dem Motto "Die Quellen sprechen lassen\“ einen tieferen Einblick in die Vita des Kardinals zu erhalten. 

Ausgewählte Texte von Galens wurden zunächst von Rudolf Guckelsberger rezitiert. Darin angesprochene Themen fanden Eingang in die Fragen von Dr. Markus Köster, Leiter des Westfälischen Landesmedienzentrums, an den Autor. Professor Wolf bettete die jeweiligen Quellen in den weiteren historischen Kontext ein, verwies auf Forschungsfragen und Kontroversen und vertiefte so Aussagekraft und Wirkung der Quellen.

Auszüge aus einer von Clemens August Graf von Galen verfassten Familienchronik gaben Einblick in seine behütete Kindheit in Dinklage, wo er seine entscheidende Prägung erfahren habe. Die dort verinnerlichten Werte und Tugenden von Gewissen und Gehorsam seien, so Wolf, zeitlebens Richtschnur seines Handelns geblieben. Sie ließen ihn jedoch während seiner Berliner Jahre auch die vermeintliche Sittenlosigkeit der in der Weimarer Republik kulturell aufblühenden Hauptstadt als Bedrohung wahrnehmen. Die "Analyse" von Galens zu Gefahren der modernen Tänze sorgte zwar im Publikum für Heiterkeit, kennzeichnete ihn jedoch als Antimodernisten und Kulturpessimisten. Umstrittener als seine Einstellung zur kulturellen Moderne ist die seiner politischen Orientierung. Professor Hubert Wolf verwies darauf, dass die Quellenlage den Vorwurf, von Galen sei Rechtskatholik gewesen, nicht entkräfte, aber keineswegs den Schluss auf eine nationalsozialistische Gesinnung zulasse. Als Anhänger des rechten Flügels der Zentrumspartei hätte er sich weder mit der "gottlosen" Weimarer Republik, noch mit einem drohenden totalitären Staat identifizieren können. Die Xantener Predigt über den hl. Viktor als "Gehorsamverweigerer" aus dem Jahr 1936 belegt, dass von Galen schon früh deutlich dazu aufrief, Missstände an die Öffentlichkeit zu tragen. Letztlich wandte er sich direkt an Rom, da die Mehrheit der Bischofskonferenz eine öffentliche Kritik am Handeln des Staates ablehnte. Der sich herausbildenden Spannung zwischen Gehorsamkeit der Obrigkeit gegenüber einerseits und der Verpflichtung gemäß seinem Gewissen zu handeln andererseits, begegnete er mit einem eindrucksvollen Beispiel an Zivilcourage. Die Predigt von Galens vom 3.8.1941 dokumentiert die mutige Verurteilung und das engagierte Eintreten für ein Ende der Vernichtung "lebensunwerten Lebens\“. 

Nur wenige Wochen nach dieser Predigt erreichte Graf von Galen der Brief eines Juden, in dem dieser sich über die bevorstehende Pflicht den Judenstern zu tragen, beklagt. Hierzu jedoch schweigt von Galen. Prof. Wolf gestand, dass dieses Handeln vor dem Hintergrund seiner klaren Worte gegen die Euthanasie nur schwer zu verstehen sei, betonte aber die antijudaistischen Strömungen der Kirche bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil.

Dennoch scheint von Galen zumindest ein persönliches Interesse am Schicksal einzelner Juden gehabt zu haben. Der damalige Student Hans Kluge, späterer Leiter des Dezernats für Wiedergutmachung in der Villa den Hompel, das für die Entschädigung von NS-Verfolgten zuständig war, wurde im Auftrag von Galens 1938 zum Rabbiner Dr. Steinthal geschickt. Dort sollte er Erkundigungen über dessen Schicksal nach dem Novemberpogrom einholen.- Von Galen wird, wie alle deutschen Bischöfe, katholischer Antijudaist, nicht aber biologistischer Antisemit gewesen sein.

Zwei bislang nur im privaten Bereich gezeigte neue 8mm-Filme über seinen Empfang in Münster nach der Kardinalserhebung im März 1946 und über seine Beisetzung beendeten die Lesung. Abschließend wies Professor Hubert Wolf darauf hin, dass Clemens August Graf von Galen trotz seiner menschlichen Schwächen und Unzulänglichkeiten als "Seliger der Zivilcourage\“ heute mehr denn je Beispiel und Vorbild sein kann und soll. 

Info:
Hubert Wolf: Clemens August Graf von Galen. Gehorsam und Gewissen
1. Aufl. Freiburg 2006, €[D] 19,90 / sFr 34.90
ISBN 3-451-29104-5, ISBN: 978-3-451-29104-3

Kontakt:
Geschichtsort Villa ten Hompel
Kaiser-Wilhelm-Ring 28
48145 Münster
Telefon: 0251 492-71 01
Telefax: 0251 492-79 18
tenhomp@stadt-muenster.de

Schlaglichter der Bamberger Sportgeschichte

Das Stadtarchiv Bamberg nimmt die bevorstehende Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland zum Anlass für eine historische Betrachtung des Themas \“Sport in Bamberg\“ in den vergangenen Jahrhunderten. Vom 7. Juni bis 22. September 2006 zeigt es in seinen Räumen die Ausstellung \“Stählung des Körpers und Festigung des Willens. Schlaglichter der Sportgeschichte Bambergs\“.

In fünf zeitlich gegliederten Abschnitten werden die unterschiedlich prägenden Merkmale des \“Sports\“ in diesen Epochen dargestellt. Vom Mittelalter bis in das beginnende 19. Jahrhundert ist Sport primär Übung für den Kampf, Vorbereitung der Verteidigung und geselliges oder gesellschaftliches Verhalten innerhalb der einzelnen sozialen Stände. 

Im 19. Jahrhundert wird unter dem Einfluss der Vorstellungen des \“Turnvaters\“ Jahn die individuelle Körperertüchtigung zum Ziel (z.B. um den Feuerwehrleuten bessere Körperbeherrschung zu ermöglichen) – anfangs in Verbindung mit politischen Absichten -, ehe sich dann um 1900 unter dem Begriff der \“English sports\“ der Vergleich im Wettkampf, die Höchstleistung und der \“Sieg\“ neue Vorstellungen entwickelten; aus dieser Zeit stammt eine Vielzahl der heutigen Mehrsparten- und vor allem der Fußball-Vereine. Bald entstanden darüber hinaus, bedingt durch technische Entwicklungen, neue Varianten wie der Motorsport. 

Auch wenn nach 1933 die Ausübung des Sports zunächst in den Vereinen noch \“as usual\“ betrieben wurde, so änderten sich doch die Zielsetzung und die Organisation ganz wesentlich. Erneut wurde die Körperertüchtigung das eigentliche Ziel, nun allerdings – oft unbemerkt – mit Blick auf die Erfordernisse des geplanten Krieges und unter dem Dach einer gleichgeschalteten und rassenpolitisch einheitlichen Ausrichtung. Nicht das Individuum und seine persönliche Entfaltung zählte, sondern seine Einordnung und Einbindung in die \“Volksgemeinschaft\“. 

Die Nachkriegszeit ist schließlich von unterschiedlichen Strömungen geprägt: Zunächst eingeschränkt von den schwierigen politischen und wirtschaftlichen Bedingungen gelang es den Vereinen doch zusehends, ihre Aktivitäten aus den letzten Friedensjahren wieder aufzunehmen. Hinzu kamen neue, etwa von den Besatzungsmächten importierte und hierzulande akzeptierte Sportarten wie Football oder Basketball; schließlich prägen Kommerzialisierung und Professionalisierung den Sport, aber auch so gegensätzliche Entwicklungen wie Individualisierung – durch immer neue Trendsportarten, die nicht mehr im Verein ausgeübt werden – und gleichzeitig sportliche Großveranstaltungen, die immer mehr Menschen in ihren Bann ziehen; der Sport teilte sich vollends in Leistungssport, der immer mehr zu einem kommerziellen Anker wird, und den nach wie vor bestehenden Breitensport unter dem Einfluss eines verstärkten Gesundheitsbewusstseins. 

Die Ausstellung zeigt die Entwicklungen an Bamberger Vereinen, Ereignissen und Sportstätten auf; vier seit 1882 in Bamberg abgehaltene Landesturnfeste sind Paradebeispiele der Veränderungen. Zahlreiche Archivalien wie Urkunden, Fotos und Plakate, aber auch Gegenstände wie Fahnen, Pokale oder Sportgeräte dokumentieren Varianten und Höhepunkte und machen den unterschiedlichen Stellenwert und die verschiedenartigen Ziele deutlich, die \“Sport\“ annehmen konnte: vom Ritterturnier und Fischerstechen bis zum Weltkulturerbelauf.

Die Eröffnung der Ausstellung findet am Dienstag, 6. Juni, um 18.00 Uhr im Stadtarchiv Bamberg statt. Die Ausstellung ist während der Dienstzeiten des Stadtarchivs (Mo.-Mi. 8.00-16.00 Uhr, Do. 8.00-20.00 Uhr, Fr. 8.00-14.30 Uhr; Sa., So., Feiertage geschlossen) zugänglich. Der Eintritt ist frei. Gruppenführungen nach Vereinbarung.

Kontakt:
Stadtarchiv Bamberg
(Untere Sandstr. 30a (ehem. \“Chirurgie\“)
96049 Bamberg 
Tel. 0951/87-1370 (Dr. Robert Zink)
Fax: 09 51/87 19 68 
stadtarchiv@bamberg.de 

Quelle: Der Neue Wiesenbote, 3.6.2006