Shoa.de ausgezeichnet

Das bundesweite \“Bündnis für Demokratie und Toleranz – gegen Extremismus und Gewalt\“ hat in seinem zum fünften Mal durchgeführten Wettbewerb \“Aktiv für Demokratie und Toleranz\“ den Arbeitskreis Shoa.de e.V. ausgezeichnet und damit das Projekt für seine vorbildlichen zivilgesellschaftlichen Aktivitäten gewürdigt.

Shoa.de ist eine gemeinnützige Initiative, die sich unter dem Gedanken zivilgesellschaftlichen Engagements der wissenschaftlich-didaktischen Auseinandersetzung mit den Themen Drittes Reich, Antisemitismus und Holocaust sowie ihren Nachwirkungen bis in die Gegenwart widmet.

Ohne jegliche institutionelle Förderung und allein durch das Engagement von über 120 ehrenamtlichen Autoren, bietet das Portal einen einzigartigen, virtuellen Informations- und Gedenkort, der jedem Interessierten auch die Möglichkeit eröffnet, sich einzubringen und das Portal aktiv mitzugestalten.

Mit seinem Auftrag, zivilgesellschaftliches Engagement in Deutschland zu vernetzen, hat das Bündnis für Demokratie und Toleranz mehr als 1.300 Gruppen – von großen Verbänden bis zu kleinen Initiativen – unter seinem Dach sammeln können. Seine Aufgaben erstrecken sich dabei von der Beratung und Unterstützung einzelner Initiativen über die Initiierung eigener modellhafter Projekte bis hin zu zentralen Aufklärungskampagnen in Zusammenarbeit mit anderen gesellschaftlichen Akteuren.

Links:

Kontakt:
Arbeitskreis Shoa.de e.V.
Stefan Mannes
Choriner Str. 23
10435 Berlin
Tel. +49 (0)30-48493931
Fax. +49 (0)30-44032329
mannes.s@shoa.de
www.shoa.de

Tagung des Westfälischen Altertumsvereins in Arnsberg

Zum ersten Mal in seiner über 180-jährigen Geschichte hält der Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abteilung Paderborn e.V. eine gemeinsame Sitzung seines Vorstandes und Beirates in Arnsberg ab. 

Der traditionsreiche Verein, einer der ältesten Geschichtsvereine Deutschlands (gegründet 1824), bietet mit seinen zahlreichen Veröffentlichungen wie der \“Westfälische Zeitschrift\“ oder der Zeitschrift \“Westfalen\“ sowie seinem abwechslungsreichen Jahresprogramm, zum Beispiel den Tag der Westfälischen Geschichte, Vorträgen und Exkursionen, für Jeden an der Westfälischen Landesgeschichte Interessierten Informationen und Anregungen auf hohem Niveau. Informationen gibt es beim Stadtarchiv Arnsberg, Telefon 02932/201-1241, oder unter www.altertumsverein-paderborn.de

Die circa 25 Vorstands- und Beiratsmitglieder werden unter der Leitung des Vereinsdirektors Dr. Hermann-Josef Schmalor, der selbst aus Sundern-Hagen stammt, am Donnerstag, 8. Juni, nachmittags im neugestalteten Westflügel des ehemaligen Klosters Wedinghausen, Klosterstraße 11, tagen. Das Stadt- und Landständearchiv bleibt aus diesem Grunde an diesem Nachmittag für die öffentliche Nutzung geschlossen.

Kontakt:
Dr. Hermann-Josef Schmalor
Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens,
Abt. Paderborn e.V.
Pontanusstr. 55 (Stadtarchiv)
33095 Paderborn
Tel.: 05251/881595
Fax: 05251/882047
E-Mail: direktor@altertumsverein-paderborn.org 
http://www.altertumsverein-paderborn.org

Skizze zur Laterne in der Gladbacher Rathausstraße

Um eine Neuerwerbung reicher ist jetzt das Stadtarchiv Mönchengladbach. Franz Köster schenkte der Stadt den Entwurf seines Vaters Heinrich für dessen Meisterstück als Schlosser: die Laterne mit großem Ausleger in der Rathausstraße am Abteiberg gegenüber der Balderichstatue. Heinrich Köster (1889-1964) fertigte 1913 für seine Meisterprüfung einen Ausleger samt Laterne an. Er machte es sich zur Aufgabe, Symbole weltlicher und kirchlicher Gewalt zusammenzuführen. So arbeitete Köster das Stadtwappen und eine Helebarde ein, es ist aber auch ein Abtsstab zu erkennen. 

Nach Beschädigungen im Zweiten Weltkrieg setzten Vater und Sohn Köster die Lampe wieder instand. 1962 konnte sie erneut an ihren Standort montiert werden. Das Stadtarchiv stellt nun die Skizze in einer Vitrine aus, in der sie mit Abbildungen des eisernen Tores der Hofeinfahrt des Rathauses Abteiberg verglichen werden kann. Auch diese exzellente Schmiedearbeit stammt aus der Werkstatt von Heinrich Köster. Dessen Vater Franz (1859-1932) hatte dieses 1896 ursprünglich für die Mönchengladbacher Niederlassung der Firma Bayer gefertigt. 1959 konnte das Tor für das Rathaus erworben werden. Die Familie Köster hinterließ mit ihrem Kunsthandwerk über drei Generationen bleibende Spuren in der Stadt.

Kontakt:
Stadtarchiv Mönchengladbach
Aachener Str. 2
41050 Mönchengladbach
Telefon: 02161-253241
Telefax: 02161-253259
stadtarchiv@moenchengladbach.de

Quelle: Stadt Mönchengladbach, Pressemeldung, 31.5.2006

Erstes Fernsehmuseum als Dauerheimat und Präsenzbibliothek

Mit der Eröffnung des ersten deutschen Fernsehmuseums am 1. Juni 2006 in Berlin erhält das faszinierende Medium aus der Alltagskultur der heutigen Gesellschaft eine dauerhafte Heimat. Das von der Stiftung Deutsche Kinemathek realisierte Großprojekt in den großzügigen Räumlichkeiten im \“Sony Center\“ am Potsdamer Platz versteht sich als Präsenzbibliothek, die unter anderem repräsentative Sendungen der zahlreichen Programmsparten von preisgekrönten Produktionen bis unvergessenen Live-Shows zeigt. Zur Zeitreise durch die bewegten Bilder gehören neben Filmen und Unterhaltungsformaten auch Politik und Zeitgeschehen wie der Nachrichtenklassiker \“Tagesschau\“ sowie das TV-Angebot im digitalen Zeitalter. 

Die Finanzierung des Fernsehmuseums (Baubeginn: Juli 2005) wurde aus Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin und dem Europäischen Fond für Regionale Entwicklung (EFRE) getragen. Einen Großteil des geschätzten Jahresbudgets von einer Million Euro übernimmt der Sponsor Veolia Wasser GmbH. Dazu kommt die Unterstützung vom Senat für Kultur und Wissenschaft des Landes Berlin und die Förderung von der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien. Die Fernsehsender selbst halten sich nach Informationen von \“TV Spielfilm\“ allerdings stark zurück – die ARD beteiligte sich demnach mit 60.000 Euro, das ZDF noch mit 40.000 Euro, und die privaten Senderfamilien öffneten ihre Schatullen erst gar nicht. 

\“Das Fernsehmuseum strebt nicht danach, durch ein etwa lückenloses Archiv zu glänzen. Es wird stattdessen ein lebendiges Forum der Geschichte und Gegenwart des Fernsehens sein, wobei das schon bestehende Filmhaus in idealer Weise komplettiert wird\“, erläuterte Pressesprecherin Sabine Sasse gegenüber pressetext.

Die Verantwortlichen um Peter Paul Kubitz, Programmdirektor Fernsehen, wollen den Besuchern eine klare Aufteilung bieten. So gibt es einerseits die ständige Ausstellung zur Fernsehprogrammgeschichte in West und Ost mit medienpolitischen Hintergründen von 1952 bis heute. Über eine Wendeltreppe geht es zur Programmgalerie, in der eine Auswahl deutscher Fernseh- und Radiosendungen der letzten 50 Jahre individuell – und nach Wunsch auch in voller Länge – abgerufen werden kann. Schließlich sind Sonderausstellungen vorgesehen, in denen sich das Museum mit einzelnen Themenschwerpunkten zur Programmgeschichte und Programmgegenwart befassen wird. In diesem Jahr stehen \“Tor!\“, eine bis 30. Juli anberaumte Fernseh-Revue zur Fußballweltmeisterschaft in Deutschland, und \“Die Politiker\“, ein kritischer Rückblick auf die Darstellung und Inszenierung von Politik im Fernsehen, auf dem Plan. – Loriot eröffnet am 31. Mai 2006 mit einer Festrede das Fernsehmuseum der Stiftung Deutsche Kinemathek

Kontakt:
Fernsehmuseum der Stiftung Deutsche Kinemathek 
Filmhaus am Potsdamer Platz (Sony Center) 
Potsdamer Str. 2
10785 Berlin
Tel: 030/300 903-0 
info@deutsche-kinemathek.de 

Öffnungszeiten:
Di-So 10 bis 18 Uhr
Do 10 bis 20 Uhr
montags geschlossen

Eintritt:
Erwachsene 6 € (Fernseh- und Filmmuseum)
Ermäßigt 4 €
Sonderausstellungen 4 €
Ermäßigt 3 €

Quelle: pressetext.deutschland, 30.5.2006

Der Astronom Christian Mayer SJ (1719-1783)

An der Universität Heidelberg hatte Professor Christian Mayer SJ die ersten Lehrstühle für Experimentalphysik und Astronomie inne und leitete das erste physikalische Kabinett – Würdigung seiner vielseitigen wissenschaftlichen und pädagogischen Tätigkeit Die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts war gekennzeichnet durch eine klare Abgrenzung zwischen Forschung und Lehre, eine Abgrenzung, die am deutlichsten in der Verschiedenheit der Aufgaben der Universitäten und der Akademien der Wissenschaften zum Ausdruck kam. Nach der Bemerkung Albrecht von Hallers waren erstere \“zur Belehrung der Jugend\“, die zweiten \“zum Erfinden\“ da. Die Synthese beziehungsweise die Einheit von Forschung und Lehre, eines der Leitprinzipien des modernen Universitäts- und Wissenschaftsbetriebs, kann in Bezug auf die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts somit nicht anhand der Geschichte einzelner Institutionen oder Einrichtungen wie den Universitäten und den Akademien der Wissenschaften untersucht werden. Nur eine Studie über jene Wissenschaftler, die in dieser Zeit sowohl als Gelehrte als auch als Universitätsprofessoren wirkten, kann den Zusammenhang von Forschung und Lehre aufzeigen und analysieren. In den Kreis dieser Wissenschaftler gehörte auch der bedeutendste Naturwissenschaftler der Universität Heidelberg in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts Christian Mayer SJ (1719-1783).

Die von dem emeritierten Heidelberger Historiker Prof. Dr. Eike Wolgast betreute Dissertation ist die erstmalige Würdigung der vielseitigen wissenschaftlichen und pädagogischen Tätigkeit Christian Mayers. An der Universität Heidelberg hatte er die ersten Lehrstühle für Experimentalphysik und Astronomie inne und leitete das erste physikalische Kabinett sowie die erste Naturaliensammlung der Universität. Zu seinen Verdiensten gehört die Errichtung der Sternwarten in Schwetzingen und in Mannheim auf Kosten des kurpfälzischen Kurfürsten Karl Theodors, die wegen der Heranziehung Heidelberger Studenten und Dozenten zu den astronomischen Beobachtungen auch die ersten Universitätssternwarten genannt werden können.

Als erster Forscher bewies der Mannheimer Hofastronom Christian Mayer, dass Doppelsterne nicht nur ein rein optisches Phänomen waren, sondern dass es Systeme von aufeinander bezogene und physikalisch zusammengehörige Sterne bzw. \“Fixsterntrabanten\“ gab. Nicht der Astronom Wilhelm Herschel, dem heute vor allem das Verdienst zugeschrieben wird, die Doppelsterne beobachtet und verzeichnet zu haben, sondern Christian Mayer war der Bahnbrecher auf dem Gebiet der Doppelsterne, deren ersten modernen Katalog er veröffentlichte. Als erster auch erstellte er geographisch genaue Karten der Kurpfalz \“Basis Palatina\“ und \“Charta Palatina\“.

Als einer der ersten Wissenschaftler beobachtete Mayer den 1781 entdeckten Planeten Uranus und nahm als einziger Gelehrter seiner Zeit an allen drei internationalen naturwissenschaftlichen Projekten des 18. Jahrhunderts teil: am europäischen Kartierungsprojekt von César François Cassini de Thury, am Projekt der Beobachtung des Venusdurchganges von 1761 in Schwetzingen und 1769 in Sankt Petersburg und am Aufbau des ersten internationalen meteorologischen Netzwerkes \“Societas Meteorologica Palatina\“.

Im Auftrag des kurpfälzischen Kurfürsten erarbeitete Mayer das Projekt zur besseren Wasserversorgung der Stadt Mannheim. Im Auftrag der Petersburger Akademie der Wissenschaften entwickelte er eine Methode zur schnellen, genauen und kostengünstigen Kartierung des Russischen Reiches.

Der mehrmalige Rektor der Universität Heidelberg und Dekan der Philosophischen Fakultät Christian Mayer stiftete testamentarisch das einzige Stipendium im 18. Jahrhundert für bedürftige katholische Studierende.

Mayer genoss großes Ansehen in der Gelehrtenrepublik, und die Akademien der Wissenschaften und Gelehrtengesellschaften von Bologna, Düsseldorf, Göttingen, Halle, London, Mannheim, München und Philadelphia zählten ihn zu ihren Mitgliedern. Zu den Korrespondenten Mayers gehörten Johann und Daniel Bernoulli, Sebastiano Canterzani, Jean Nicolas Delisle, Johann Albrecht Euler, Jean Henri Samuel Formey, Joseph Jérôme Lefrançais de Lalande, Andreas Lexell, Nevil Maskelyne und andere.

Trotz der überragenden Bedeutung Mayers für die Geschichte der Naturwissenschaften und die Geschichte der Heidelberger Universität fehlte bislang eine auf Quellen und modernen wissenschaftlichen Erkenntnissen basierende Untersuchung seiner Forschungs- und Lehrtätigkeit. Dies lässt sich zum einen durch einen erschwerten Zugang zu den Quellen erklären, denn Mayers Archiv verbrannte im Jahre 1776 vollständig in der Mannheimer Sternwarte, und wegen des Fehlens eines zentralen Aufbewahrungsortes müssen seine Briefe und Abhandlungen in unterschiedlichen Archiven und Bibliotheken weltweit aufgespürt werden. Zum anderen erstreckte sich Mayers Forschungs- und Lehrtätigkeit auf mehrere Wissenschaften zugleich, und zwar auf die Experimentalphysik, die Mathematik, die Kartographie, die Geodäsie, die Astronomie, die Meteorologie und auf die Metrologie, wodurch eine systematische Studie zu Mayers wissenschaftlicher Leistung und Bedeutung einen breiten interdisziplinären Ansatz erfordert. Eine weitere Schwierigkeit in der Erforschung von Mayers Werk besteht in der dafür notwendigen Mehrsprachigkeit: Mayers Arbeitssprachen waren Latein, Deutsch, Französisch und Englisch. 1769 wurde seine umfangreiche Abhandlung über den Venusdurchgang ins Russische übersetzt. Sekundärliteratur zu Mayer gibt es außer in den genannten Sprachen auf Italienisch, Tschechisch und Ungarisch.

Die hier vorgestellte Arbeit beruht auf umfangreichen Quellenstudien. Im Laufe der systematischen Suche nach Mayers wissenschaftlicher Korrespondenz wurden Quellenfonds und Handschriftenabteilungen in mehr als 40 Archiven, Bibliotheken und Forschungseinrichtungen in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Österreich, Polen, Russland, Tschechien, der Schweiz, Ungarn und den USA durchforscht. Das Ergebnis waren über 140 Texte, von denen ein beträchtlicher Teil aus der Petersburger Abteilung der Akademie der Wissenschaften von Russland stammt, und das umfangreiche Schriftum Mayers, das aus mehr als 60 gedruckten Arbeiten besteht. Durch die Einträge der von Mayer entdeckten Sternensysteme in die Doppelsternkataloge und außerdem durch die Benennung eines Mondkraters nach ihm im östlichen Teil des Kalten Meeres (Mare Frigoris) – als einem von wenigen Naturwissenschaftlern und Universitätsprofessoren des 18. Jahrhunderts – wurde sein Name verewigt. An das Gebäude der ehemaligen Sternwarte in Mannheim, heute ein Künstleratelier, ist eine Gedenktafel angebracht, auf der auch Mayer erwähnt wird. Im Jahre 1984 wurde die zwischen Heidelberg und Mannheim liegende Volkssternwarte in Schriesheim nach \“Christian Mayer\“ benannt, wodurch, wie es der Internetseite der Volkssternwarte zu entnehmen ist, \“das Andenken und die Erinnerung an diesen verdienten Wissenschaftler, der in unserer Region gewirkt hat, wach gehalten werden\“ soll.

Allerdings ist im Straßenverzeichnis weder Mannheims noch Heidelbergs der Name Christian Mayers vorhanden. Auch gibt es an der Universität Heidelberg weder ein Stipendium noch ein Forschungspreis seines Namens. Die Veröffentlichung der astronomischen Beobachtungsbücher und der wissenschaftlichen Korrespondenz Mayers, eines der wichtigsten Vermächtnisse aus seinem Testament, bleibt – trotz einiger in der vorgestellten Monographie übersetzten Texte – auch weiterhin ein Desiderat.

Info:
Alexander Moutchnik: Forschung und Lehre in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Der Naturwissenschaftler und Universitätsprofessor Christian Mayer SJ (1719-1783) (= ALGORISMUS. Studien zur Geschichte der Mathematik und der Naturwissenschaften, Band 54), Dr. Erwin Rauner Verlag, Augsburg, Mai 2006, 523 Seiten mit 8 Tafeln EUR 27,50 (zzgl. Versand) ISBN 3-936905-16-9

Das Buch kann unter folgender Adresse bestellt werden: http://www.erwin-rauner.de/algor/ign_publ.htm#H54

Kontakt:
Dr. Alexander Moutchnik
Alfred-Weber-Institut für Wirtschaftswissenschaften der Universität Heidelberg
Tel.: 06221/542940
alexander.moutchnik@awi.uni-heidelberg.de

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft, Pressemitteilung RKU Heidelberg, 29.5.2006

Werner Schülerin forschte über katholische Jugend in NS-Zeit

Für ein Referat arbeitete Franziska Thiemann (16) Akten aus den Jahren von 1933 bis 1945 auf. Die Schülerin fand Hinweise auf den katholischen Widerstand im NS-Reich.

Das Thema stand fest, das Abgabedatum auch. Ein Referat über den Widerstand in der NS-Zeit sollten die Schüler der zehnten Klasse am Anne-Frank-Gymnasium schreiben. Am Anfang hatte Franziska Thiemann keine rechte Vorstellung, womit sie beginnen sollte. Das Thema war schließlich nicht gerade einfach zu fassen. Franziska begann Gespräche zu führen. Erst mit der Großmutter, dann mit weiteren Verwandten. \“Ich wollte wissen, was in Werne damals passiert ist\“, sagt die 16-Jährige. Eine Woche Zeit hatte die Geschichtslehrerin ihren Schülern gegeben. Franziska arbeite ganze drei Wochen an ihrem Referat, das Thema ließ sie einfach nicht los.

Zwölf Akten der Ordnungspolizei Werne hatte Wernes Stadtarchivarin Susanne Maetzke der Schülerin zur Verfügung gestellt.

Seltene Originalakten aus dem Jahr 1933 bis 1944 in Kopie, die aus dem Diözesanarchiv Münster nach Werne zurückkehrten. Sie geben Hinweise auf die Auflösung der katholischen \“Jungmännerverbände\“ der Diözese Münster durch die Staatspolizei, ein loser Zusammenschluss katholischer Jugendlicher im Alter zwischen 15 und 20 Jahren, die sich regelmäßig auf den Höfen der Region trafen. Die \“Jünglingssodalität\“, eine weitere Jugendorganisation der Kirche, die in Werne von Kaplan Raphael Graf Droste zu Vischering geführt wurde, blieb vorerst bestehen. Wie die Akten zeigen, war es der Werner Bürgermeister, der schließlich auch ihre Auflösung initiierte. Er schrieb am 9. November 1937 an die Gestapo Münster einen Brief, dessen Inhalt am 5. Dezember 1938 zum Verbot der \“Jünglingssolidität\“ führte.

Was bei den Treffen der katholischen Jugendlichen geschah, darüber kann die Archivarin nur mutmaßen. \“Wahrscheinlich haben sie einfach untereinander ihre Meinung geäußert\“, sagt Maetzke über eine Form des passiven Widerstands in der katholischen Landbevölkerung. Warum die Verbände der Obrigkeit ein Dorn im Auge waren, auch darauf geben die Akten Hinweise: Offensichtlich verzeichneten sie eine Zeit lang mehr Zulauf als die Hitlerjugend.

Maetzke hofft, dass sich weitere Schüler für solche historischen Themen interessieren. \“Ich stellte gerne Material zur Verfügung\“, sagt die Archivarin. Franziska jedoch will nicht Historikerin, sondern Polizistin werden. \“Es war ganz schön viel Arbeit\“, sagt die Schülerin. Fest steht, dass sich die Mühe gelohnt hat. Für ihr Referat \“Widerstand im Dritten Reich in Werne und Umgebung\“ bekam Franziska eine eins.

Kontakt:
Stadtarchiv Werne
Verw.-Gebäude \“Altes Amtsgericht\“
Bahnhofstr. 8
Tel.: 02389/71-538
Fax: 02389/71-524
s.maetzke@werne.de

Quelle: Pressemeldung Stadt Werne mit Material des Westfälischen Anzeigers, 29.5.2006

Ein Mannheimer Oberbürgermeister im Spiegel seines Nachlasses

Mit Hermann Heimerich (1885-1963) trat 1928 der selbstbewusste Repräsentant einer politischen Partei an die Spitze der Mannheimer Stadtverwaltung. Der neue Oberbürgermeister verstand sich zugleich als ein über den Parteien stehender Gestalter und Motor der Kommunalpolitik. Schon bald wurde seine Amtszeit von der krisengeschüttelten Weimarer Republik überschattet. Beschimpft und gedemütigt von den neuen Machthabern, wurde Heimerich im März 1933 aus dem Amt gedrängt. 1949 erfolgte seine erneute Wahl in das Amt des Oberbürgermeisters. In seiner zweiten Amtszeit bis 1955 organisierte Heimerich nicht allein den architektonischen Wiederaufbau Mannheims. Er arbeitete mit daran, auch den moralisch-geistigen Bankrott, den das NS-Regime hinterlassen hatte, zu überwinden und die Stadt und die Region in ein demokratisches Deutschland und Europa einzubinden. Einen Mann wie Heimerich beflügelte dabei der Mut zu Visionen, vor allem in der Frage des Südweststaats und der Neugliederung der Bundesländer. 

Die nun vorgelegte Studie zeigt Verbindungslinien wie fundamentale Unterschiede zwischen den beiden Amtsperioden auf. Die Autorin legt die politischen Gestaltungsspielräume des Stadtoberhaupts wie deren Grenzen dar. Ihre lebendige Darstellung von der Persönlichkeit und Bedeutung Hermann Heimerichs wird eingebettet in die Mannheimer Stadtgeschichte zwischen der Weimarer Republik und den Wirtschaftswunderjahren der noch jungen Bundesrepublik. Grundlage des Buches ist der im Stadtarchiv Mannheim verwahrte Nachlass von Hermann Heimerich. Wegen seiner überregionalen Bedeutung wird dieser Nachlass zudem auf der beigefügten CD-ROM als Verzeichnung mit vielen wertvollen Bildern und Dokumenten digital präsentiert. Noch nie publizierte Fotos aus dem reichen Fundus des Stadtarchivs runden die anschaulich geschriebene Darstellung ab. 

Info:
Angelika Tarokic: Hermann Heimerich. Ein Mannheimer Oberbürgermeister im Spiegel seines Nachlasses
Mit einer CD-ROM (Findmittel zum Nachlass Hermann Heimerichs – mit zahlreichen Bildern und Dokumenten).
Sonderveröffentlichung des Stadtarchivs Mannheim No. 30, 160 Seiten mit zahlreichen z. T. farbigen Abbildungen, Festeinband mit farbigem Umschlag und Fadenheftung Verlagsbüro v. Brandt, 20,- €
ISBN-13: 978-3-926260-70-3 ISBN-10: 3-926260-70-X 

Kontakt:
Stadtarchiv Mannheim
Institut für Stadtgeschichte
Collini-Center
Collinistr. 1
68161 Mannheim 
Fon +49 621 293-7027
Fax +49 621 293-7476
stadtarchiv@mannheim.de

Quelle: Stadt Mannheim, Pressemitteilung, 26.5.2006

Neugestaltung des Historischen Centrums Hagen online

Viele Besucherinnen und Besucher habe es bereits bemerkt: Das Internet-Angebot des Historischen Centrums Hagen – erreichbar unter der Adresse www.historisches-centrum.de – wurde in den letzten Monaten neu gestaltet. Seit dem 1. Mai 2006 ist das \“Historische Centrum Online\“ nun im neuen Gewand und mit überarbeiteten Inhalten im Internet erreichbar. Die umfangreiche Website ersetzt das bisherige Angebot, das seit 1994, in der Anfangsphase des World Wide Web, systematisch ausgebaut wurde. Die Stadt Hagen verfügt mit dem Historischen Centrum Hagen online über eines der ältesten Internet-Angeboten zu den Themen Museen und Geschichte im deutschsprachigen Raum. Seit den Anfangsjahren des Internet ist das \“Historische Centrum Online\“ mit mehreren bekannten Fachorganisationen, Universitäten und Institutionen vernetzt. An vielen Entwicklungen, die heute zum Standard elektronischer Veröffentlichungen gehören, war das im Hagener Stadtteil Eilpe angesiedelte Museums- und Archivzentrum beteiligt.

Auf den Seiten des Historischen Centrums Hagen werden monatlich bis zu einer Millionen Zugriffe gezählt. Durchschnittlich 50.000 individuelle Besucher (ohne Suchroboter usw.) nutzen im Monat das Online-Angebot . Der überwiegende Teil von ihnen kommt aus Deutschland, Europa und den USA. Aber auch Besucher aus anderen Ländern sind zahlreich vertreten. Viele Besucher belassen es nicht bei einem Besuch, sondern können als \“Stammgäste\“ bezeichnet werden, die mindestens zwei \“Sitzungen\“ im Monat in der digitalten Dépandance des Historischen Centrums Hagen verbringen.

Um das umfangreiche Angebot aktuell zu halten sowie eine weitgehende Barrierefreiheit und größtmögliche Benutzerfreundlichkeit zu gewährleisten, wird ein von der Firma MultiMedia Kommunikationssysteme (MMK) in Hagen programmiertes und auf dem Server der städtischen Tochtergesellschaft WFG gehostetes Redaktionssystem eingesetzt. Viele neue Hilfsmittel sind hinzugekommen. Der Kalender enthält zum Beispiel alle Veranstaltungen und Vorträge, die im Historischen Centrum Hagen und im Museum für Ur- und Frühgeschichte Wasserschloss Werdringen stattfinden. Ein Newsletter, der bereits über 650 Abonnenten hat, verteilt Veranstaltungen, aktuelle Neuigkeiten und andere Ankündigungen zeitnah in die E-Mail-Postfächer.

Das Online-Angebot des Historischen Centrums Hagen ist vollgepackt mit Informationen – und wird auch in Zukunft weiter ausgebaut. Nicht ohne Grund zählt die Hagener Institution im geschichtsträchtigen Stadtteil Eilpe zu den wichtigsten \“Content-Anbieter\“ des Fachs. Auf eigenen Seiten können die drei Säulen des Historischen Centrums Hagen – das Stadtmuseum Hagen, das Museum für Ur- und Frühgeschichte und das Stadtarchiv Hagen – besucht werden. Das in mehrere Ebene unterteilte Navigationsmenü enthält weiterführende Informationen z.B. über die Öffnungszeiten, die Sammlungen und die Geschichte der einzelnen Institutionen sowie über Ausstellungsobjekte, Quellen, Geschichte(n) und vieles andere mehr.

Die Arbeitsbereiche Archäologie, Geschichte und Museumspädagogik verfügen ebenfalls über eigene Internet-Angebote mit vielfältigen und weiterführenden Informationen. Doch auch Recherchen in den Museums- und Archivbeständen sind möglich. Über eine Datenbank sind zum Beispiel bereits über 15.000 Akten des Stadtarchivs via Internat erschlossen; etwa die gleiche Anzahl von neu verzeichneten Akten wird in den kommenden Monaten folgen. Unter Angabe der Signaturen können die Akten über E-Mail und Telefon vorbestellt und sogar an Wochenenden und an bestimmten Feiertagen im Benutzersaal eingesehen werden.

Die Rubrik \“Fachinformationen\“ bietet eine Reihe von Angeboten, die teilweise bereits seit den Anfängen des World Wide Web existieren. Dazu gehören die bekannten Kataloge der Virtual Library zu den Themen Frühe Neuzeit, Zeitgeschichte und Museen, die seit den 1990er Jahren vom Historischen Centrum Hagen betreut werden. Die Virtual Library wurde bereits 1991 von dem Entwickler des modernen Internet, der britische Kernphysiker Sir Tim Bernes-Lee, ins Leben gerufen.

Aus der \“Internet-Steinzeit\“ der Jahre 1994/95 stammen auch die Online-Angebote \“Battle of the Ruhr\“ über den Zweiten Weltkrieg im Ruhrgebiet und \“Hagen 1939-1945\“ – beide Angebote liegen natürlich längst in einer aktuellen Version vor. Die Fachinformationsliste H-Museum mit über 5.100 Abonnenten aus fast allen Ländern der Erde ist die zentrale Kommunikationsplattform für Museen und Museumswissenschaften. Das Fachforum ist Teil des internationalen H-Net an der US-amerikanischen Michigan State University. Kooperationen bestehen auch zwischen dem Historischen Centrum Hagen und anderen Einrichtungen und Angeboten, wie z.B. mit Clio-Online an der Humboldt-Universität zu Berlin und Historicum.Net an der Universität zu Köln. Darüber hinaus hostet das Historische Centrum Hagen mehreren Mailinglisten. Dazu zählen zum Beispiel die Informationslisten \“NS-Zwangsarbeit\“, \“Geschichtskultur an Ruhr und Emscher\“ und des Arbeitskreises Volontariat des Deutschen Museumsbunds.

Für die südwestfälische Stadt Hagen sind die Internet-Angebote des Historischen Centrums Hagen besonders wertvoll. Sie stärken im kultur- und geisteswissenschaftlichen Bereich sowie auf dem innovativen Sektor der Online-Medien die Position Hagens als \“Stadt der Wissenschaft und Weiterbildung\“.

Das Historische Centrum Hagen bietet im Internet ein anerkanntes und inhaltlich vielfältiges Angebot, das weit über eine einfache \“virtuelle\“ Ergänzung zu den \“realen\“ Museen und Archiven hinausgeht. Der seit 1994 vom Stadtmuseum Hagen beschrittene Weg in die digitale Welt hat durch die Überarbeitung und Neugestaltung des Angebots zwölf Jahre später einen noch höheren Nutzwert für die Besucherinnen und Besucher erbracht.

Kontakt:
Historisches Centrum Hagen
Stadtmuseum / Stadtarchiv
Museum für Ur- und Frühgeschichte Wasserschloss Werdringen
Eilper Strasse 71-75
58091 Hagen
+49 (0)2331 207 2740
+49 (0)2331 207 2447
www.historisches-centrum.de 
www.museum-werdringen.de

Quelle: Historisches Centrum Hagen, 16.5.2006

Kasseler Frauen im Archiv

Das Archiv der deutschen Frauenbewegung verfügt über Text- und Bilddokumente zu Frauenbewegung und Frauengeschichte in Deutschland aus der Zeit von 1800 bis 1967, mit dem Ziel, Frauenleben und Frauenalltag umfassend zu dokumentieren. Ein besonderes Interesse gilt allen Phasen und Erscheinungsformen der organisierten Frauenbewegung.

Dem Archiv der deutschen Frauenbewegung in Kassel wurde jetzt der Archivalienbestand der Landesarbeitsgemeinschaft der hessischen Frauenbüros (LAG) übergeben. Die LAG kommunaler Frauenbüros in Hessen ist die Selbstorganisation der kommunalen Frauenbeauftragten Hessens. Sie nimmt seit 1987 politischen Einfluss auf kommunaler, Landes- und Bundesebene. Ein Jahr lang wurden die zahlreichen LAG-Dokumente gesichtet und aufgearbeitet, die sich seit dem Bestehen der Landesarbeitsgemeinschaft angesammelt haben. 19 Jahre hessische Geschichte in 25 Ordnern.

Im Archiv erklärt Cornelia Wenzel: \“Wir wollen hier frauenpolitische Aktivitäten sichtbar machen, damit die nicht vergessen werden.\“ Nur so könne verhindert werden, dass Fehler, die einst gemacht wurden, wiederholt werden. Für Wenzel war es eine \“klare Sache\“, die Akten zu übernehmen. Was war zu einer bestimmten Zeit aktuell für die Frauen? In die verschiedenen politischen Bewegungen speziell in Nordhessen und Kassel kann man sich nun einlesen. Im Archiv der deutschen Frauenbewegung findet man insbesondere jene Dokumente, die in den kommunalen und staatlichen Archiven fehlen: Bilder, Plakate, Broschüren, Schriftwechsel, Stellungnahmen.

Kontakt:
Stiftung Archiv der deutschen Frauenbewegung
Gottschalkstraße 57
34127 Kassel
Tel. +49-(0)561-989 36 70
Fax +49-(0)561-989 36 72
info@addf-kassel.de

Quelle: HNA Online, 22.5.2006

Neuer Leiter im Staatsarchiv Wolfenbüttel

Seit vergangenem Mittwoch ist Dr. Brage Bei der Wieden (43) als Nachfolger von Horst-Rüdiger Jarck Leiter des Staatsarchivs Wolfenbüttel. Nach dem Studium in Bonn, Wien und Göttingen verfasste Bei der Wieden eine Dissertation über den Edelmann Ludolf von Münchhausen. Ab 1993 war er zwei Jahre als Archivreferendar im Staatsarchiv Osnabrück tätig. Anschließend arbeitete er im Staatsarchiv Stade. Nach vier Jahren wechselte Bei der Wieden in das Hauptstaatsarchiv Hannover und war bis vor kurzem in der dortigen Staatskanzlei tätig. Dort koordinierte er die Archivarbeit. 

Der Archivsprengel des Staatsarchivs Wolfenbüttel ist mit dem Gebiet des bis 1946 bestehenden braunschweigischen Staates (Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel und Freistaat Braunschweig) und seit dessen Integration in das Land Niedersachsen mit dem Verwaltungsbezirk und seit 1978 dem jetzigen Regierungsbezirk Braunschweig identisch. Es handelt sich um die Stadtkreise Braunschweig und Salzgitter, die Landkreise Goslar (seit 1941), Helmstedt (bis 1945 mit Exklave Calvörde), Holzminden (bis 1941) und Wolfenbüttel sowie die 1972 bis 1977 aufgelösten ehemaligen Landkreise Braunschweig mit Exklave Thedinghausen, Gandersheim und ferner Blankenburg, dessen Gebiet zum größten Teil durch die Zonengrenzziehung im Jahre 1945 an die ehemalige DDR gefallen war. Durch die Bezirksreform 1978 erhielt der Regierungsbezirk mit der Angliederung der Landkreise Gifhorn, Peine, Northeim, Göttingen, Osterode und der Stadt Wolfsburg erheblichen Zuwachs.

Kontakt:
Staatsarchiv Wolfenbüttel 
Forstweg 2
38302 Wolfenbüttel
Telefon: (05331) 935-0
Fax: (05331) 935-211
Wolfenbuettel@nla.niedersachsen.de

Quelle: newsclick.de, 23.5.2006