FAMI-Verstärkung im Hertener Stadtarchiv

Friedhelm Hahn heißt die neue Kraft, die ab 1. Dezember 2005 im Stadtarchiv Herten ihre Ausbildung zum Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste anfängt. Der Langzeitarbeitslose arbeitet schon seit über einem Jahr ehrenamtlich beim Stadtarchiv: „Ich hatte das Gefühl etwas Gutes zu tun, das auch Wert hat“, erklärte Friedhelm Hahn. 

\"von

von links: Dr. Michael Hensle (Stadtarchivar), Friedhelm Hahn (Auszubildender), Christian Bugzel (ARGE), Horst Spiegelberg (Stadtarchivar); Foto: Stadt Herten

Der studierte technische Redakteur ist nun umso glücklicher, dass er nach einem Gespräch mit der ARGE (\“Arbeitsgemeinschaft zur Wahrnehmung der Aufgaben nach dem SGB II\“) die Möglichkeit bekommen hat eine Umschulung genau in diesem Archiv zu absolvieren. Für die Finanzierung der zweijährigen Umschulung kommt die ARGE auf.

Viel Zeit zum Einleben hat Friedhelm Hahn aber nicht, da er zweimal in der Woche zur Berufsschule nach Dortmund muss und bereits im Februar nächsten Jahres seine erste Zwischenprüfung ablegt. Seine Berufschancen nach der Ausbildung sind besonders gut, schätzt Stadtarchivar Dr. Michael Hensle, da seit dem Start des Ausbildungszweigs im Jahre 1998 jeder Absolvent mit Fachrichtung Archiv eine Anstellung in Deutschland bekommen hat.

Kontakt:
Stadtarchiv Herten
Gartenstr. 40
45699 Herten
Tel.: 0 23 66 / 303 233 
Fax: 0 23 66/ 303 630 
stadtarchiv@herten.de

Quelle: Pressestelle Stadt Herten, 18.11.2005

Alte Archive – Neue Technologien. Tagungsbericht

Vom 19. bis 22. Oktober 2005 fand in Wien und im Stift Göttweig die Konferenz „Alte Archive – Neue Technologien“ statt, deren Themenschwerpunkte mit den Schlagworten Neue Medien, Digitalisierung und Vernetzung grob umrissen werden können. Dem Institut zur Erschließung und Erforschung kirchlicher Quellen (IEEkQ) ging es als Veranstalter der Tagung darum, den gegenwärtigen Stand der praktischen Umsetzung von grenzüberschreitenden Möglichkeiten, welche durch die Datendigitalisierung einer interessierten europäischen Öffentlichkeit im allgemeinen und der historischen Forschung im speziellen geboten werden, aufzuzeigen.

\"Tagung

Über 170 gemeldete Teilnehmer sowie 25 Vortragende aus allen Teilen Europas boten ein umfassendes Bild über den jeweiligen Stand der Dinge in verschiedenen Staaten und Regionen Europas. Neben Vertretern aus den österreichischen Bundesländern (Wien, Niederösterreich, Salzburg, Steiermark) kamen Archivare, Bibliothekare und Historiker aus Deutschland, der Slowakei, Spanien, Tschechien, Ungarn, Slowenien, Kroatien, Spanien, Italien, Dänemark, Bulgarien und Litauen zusammen. Die Staats- bzw. Nationalarchive von Italien, Tschechien, der Slowakei, Ungarn, Österreich und Slowenien waren ebenso vertreten, wie die unterschiedlichsten kirchlichen und weltlichen Institutionen Mitteleuropas (vgl. das detaillierte Tagungsprogramm bzw. die angeschlossene Referentenliste).

\"Tagung

Tagungsorte waren der Prälatensaal des Schottenstiftes in Wien und am 21. Oktober das Benediktinerstift Göttweig. Am Ende des Eröffnungstages (Mittwoch, 19. Oktober) lud das Institut für Österreichische Geschichtsforschung (IÖG) zu einem abendlichen Empfang in die Räumlichkeiten des Instituts im Universitätshauptgebäude. Die Tagung war in ihrem thematischen Ablauf in fünf Sektionen gegliedert, deren Inhalte und Grundaussagen im Folgenden zusammengefasst werden sollen.

\"Tagung

1) Archive und Bibliotheken im Netz

Im Eröffnungsabschnitt der Tagung sollte ein Überblick über das in verschiedenen Teilen Europas bereits im Netz verfügbare Quellenangebot gegeben werden. Vorgestellt wurde das sehr ambitionierte AER- Projekt (Archivos Espanoles en Red; www.aer.es), das sich zum Ziel gesetzt hat, die Bestände der wichtigsten spanischen Archive in Wort und Bild online zur Verfügung zu stellen. Neben den Archiven in Europa sind als Zukunftsvision auch die Erfassung der Bestände in Lateinamerika im Fokus des Projektes.

\"Tagung

Das stetig ansteigende Interesse am kulturellem Erbe einer Region führte zwangsläufig zu der Bestrebung, die Inhalte der unterschiedlichen bewahrenden Institutionen in einer gemeinsamen Datenbank zusammenzufassen. In diesem Zusammenhang bietet das NOKS-Projekt (Nordjyllands kulturhistoriske Sogebase; www.noks.dk) in Dänemark einen beeindruckenden Lösungsvorschlag, indem Bestände von Archiven, Bibliotheken und Museen einer dänischen Region zusammengeführt und erschließbar gemacht werden (ALM-Kooperationen). Die große Herausforderung besteht darin, die sehr unterschiedlichen Formate, in welchen Bücher, Flugblätter, Zeitungen, Tondokumente, Filme, Videos, Fotografien, Museumsgegenstände etc. vorliegen, zu vereinheitlichen. Zur Beschreibung der über 100.000 Einzelobjekte aus 9 verschiedenen Institutionen hat man sich projektintern entschlossen, die Syntax des Metadaten-Schema Dublin Core (http://dublincore.org) zu verwenden. Diese Auszeichnung sowie eine erweitertes Angebot durch die Integrierung der Bestände weiterer Regionen Dänemarks werden im Rahmen einer in Kürze neu aufgesetzten Version der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen.

Wie heterogen die Situation der digitalen Aufarbeitung historischen Materials in den verschiedenen Teilen Europas sein kann, zeigte die Vorstellung der diesbezüglichen Bestrebungen in Bulgarien. Das Fehlen einer einheitlichen nationalen Strategie machen systematische Digitalisierungen unmöglich. So sind Digitalisierungen nur im Rahmen von Einzelprojekte beschränkt. In verschiedenen CD-ROM Ausgaben wurden u.a. zwei Handschriften der Nationalbibliothek digitalisiert sowie eine computeranimiertes 3D Modell der Boyana-Kirche erstellt. Größere Vorhaben können nur im Rahmen kooperativer Programme, wie dem „Knowledge Transfer for the Digitisation of Cultural and Scientific Heritage in Bulgaria“ (KT-DigiCULT-BG), welches von dem Marie Curie Programm des FP6 Programms der EU unterstützt wird, durchgeführt werden.

Das in Klöstern verwahrte kulturelle Erbe war auch Gegenstand von Digitalisierungsbemühungen in Litauen, wo bis in das Jahr 2000 die Bestände von 75 litauischen Stiften und Klöstern in der Form von CD-ROMs der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. Dabei war man bemüht, die Rolle der Klöster im kulturellen Leben des Landes umfassend darzustellen, indem neben Urkundenbeständen auch Themenkreise wie Architektur und monastische Musik Aufnahme gefunden haben.

2) Erfahrungen im Umgang mit dem digitalen Medium

Im Rahmen der Tagung zeigte sich der unterschiedliche Stand der Digitalisierung in den Staaten Mitteleuropas sehr deutlich, was nicht zuletzt auf die unterschiedliche Zugangsweise der Entscheidungsträger innerhalb der verschiedenen Institutionen zurückzuführen ist. Das Slowenische Nationalarchiv in Laibach zog im Zusammenhang mit der Digitalisierung des Franziszeischen Katasters sowohl in konservatorischer Hinsicht als auch bezüglich der Benutzbarkeit eine sehr positive Bilanz der online-Stellung. Ausgehend von diesen positiven Erfahrungen, wurde auch die Digitalisierung des Urkundenbestandes bereits in Angriff genommen, welche bis ins Jahr 2007 abgeschlossen sein sollte.
Vollkommen anders präsentiert sich das Bild zur Zeit im ungarischen Staatsarchiv, wo Digitalisierungen von Quellen und Quelleneditionen zwar vorgenommen worden aber über das Stadium von CD-Editionen nicht hinausgekommen sind.

Für Deutschland vermittelten exemplarische Fälle einen hohen Entwicklungsstand der digitalen Online-Bereitstellung mit einer sehr benutzerfreundlichen Oberfläche, wie es die Beispiele des Landesarchivs Baden-Württemberg für den archivarischen und das Konzept der Bayerischen Staatsbibliothek für den bibliothekarischen Bereich zeigten.

In Österreich gibt es von Seiten der Landesarchive von Salzburg und der Steiermark konkrete Digitalisierungsprojekte. Besonders im Fall Salzburg (virtuelles Urkundenarchiv) zeigte sich, bedingt durch den Umstand, dass die Salzburger Urkundenbestände bereits seit fast 200 Jahren in Wien gelagert werden (Haus- Hof- und Staatsarchiv), ganz deutlich die Notwendigkeit der institutionellen Zusammenarbeit. Die Salzburger Urkunden (ca. 13.000 Stück) werden zur Zeit in einem ersten Schritt in Wien mikroverfilmt und im selben Arbeitsgang im Rahmen des Monasterium-Projekts auch digitalisiert. Das Österreichische Staatsarchiv selbst hat nunmehr die Verzeichnung seiner Bestände abgeschlossen, was den Benutzern ein zeitsparendes Recherchieren innerhalb der sehr umfangreichen Beständen aller fünf Abteilungen des Staatsarchivs ermöglicht.

3) Werkzeuge für die digitale Erschließung

Ein wichtiges Unterscheidungskriterium zwischen einer gedruckten Urkundenedition und virtuellen Datenbanken ist die ständige Erweiterbarkeit des Datenmaterials sowie dessen sukzessive Verbesserung. Der Gedanke, Erweiterungen in qualitativer und quantitativer Hinsicht von einer (ausgesuchten) Allgemeinheit, unabhängig vom jeweiligen Aufenthaltsort vornehmen zu lassen, ist der Ausgangspunkt eines Redaktionssystems, das für das Monasterium-Projekt im Entstehen begriffen ist. Dass kollaboratives Arbeiten durchaus hochwertige Ergebnisse liefern kann, zeigt das Beispiel von online-Enzyklopädien, wie Wikipedia. Der Versuch der speziellen Umsetzung dieser Idee im Bereich der diplomatischen Erschließung ist ebenso zur Sprache gekommen, wie die Fortschritte bei den Standardisierungsbestrebungen durch die Entwicklung eines speziell auf die diplomatische Anforderungen abgestimmten, auf XML basierenden Auszeichnungssystems (CEI).

4) Geistliche Netzwerke in Mitteleuropa

Einen weiteren Schwerpunkt der Tagung stellte die im Raum stehende Wiederherstellung des im Mittelalter funktionierenden Netzwerkes geistlicher Institutionen im Rahmen des Monasterium-Projektes dar, als dessen Träger das IEEkQ fungiert, was durch die digitale Vernetzung möglichst vieler geistlicher Urkundenbestände Mitteleuropas bewerkstelligt werden soll. Die Vorträge dieser Sektion, die im Prälatensaal des Stiftes Göttweig abgehalten wurde, gaben einen guten Überblick über das bevorstehende Ausmaß der Arbeiten, indem die geistlichen Bestände in den Nationalarchiven in Pressburg und Prag sowie die sich noch an Ort und Stelle befindlichen Sammlungen der ungarischen Erzabtei Pannonhalma und des Erzbistums Esztergom (Gran) ausführlich und detailliert vorgestellt wurden. Die verantwortlichen Archivare bekannten sich bei dieser Gelegenheit einhellig zur Digitalisierung und stellten auch den jeweiligen Stand der einschlägigen Arbeiten vor.

Nach Abschluss dieser Sektion erfolgte – gleichsam der Tagung inkorporiert – am Nachmittag des 21. Oktobers die Präsentation des digitalisierten Urkundenbestandes von Stift Göttweig, welche den Abschluss der ersten Arbeitsphase des Monasterium-Projektes bildete. Unter großem Publikumsinteresse und in Anwesenheit politischer und institutioneller Entscheidungsträger und vieler Tagungsteilnehmer wurde gleichzeitig die nächste Projektphase vorgestellt, deren erklärtes Ziel die Schaffung eines allgemein zugänglichen, mitteleuropäischen Urkundennetzwerkes ist.

5) Archive im Zeitalter der Informationstechnologien

Die letzte Sektion befasste sich mit dem im Umbruch befindliche Berufsbild des Archivars und den neuen Aufgabenbereichen, denen sich die Archive angesichts der Herausforderungen des Informationszeitalters gegenüber sehen. Hohe Erwartungen der Benutzer stehen den immer knapper werdenden zeitlichen Ressourcen der Archivmitarbeiter gegenüber. Das Internet scheint hier eine Möglichkeit zu bieten, diesen Widerspruch aufzulösen. Konkret wurde dies im Deutschen Bundesarchiv umgesetzt, das seine Bilddatenbank (200.000 Bilder) in nächster Zukunft via Internet allgemein verfügbar machen wird.

Das Archiv des Bistums Passau zeigte eindrucksvoll, wie durch den Einsatz moderner Technologien vollkommen neue Aufgabenbereiche in den Archiven entwickelt werden können. Seit 1997 entstand eine auf den Einträgen in den diversen Matrikelbüchern (16.-Ende 19. Jahrhundert) basierende, demographische Datenbank des Bistums Passau, welche Informationen zu rund 750.000 Personen enthält. Dieses so aufbereitete Datenmaterial erleichtert nunmehr nicht nur klassische genealogische Recherchen, sondern wurde in jüngster Vergangenheit in ein Kooperationsprojekt mit medizinischen Forschungsstellen eingebracht, das die große Häufigkeit der Alzheimer-Erkrankung innerhalb einer bestimmten Region zu erklären ermöglichte. 

Zusammenfassung

Inhaltliches Ziel der Tagung war es, in den Vorträgen der einzelnen Sektionen die europäische Forschergemeinschaft über den jeweiligen Stand der Digitalisierungsbestrebungen in den verschiedenen Staaten Europas zu unterrichten und die breite Palette der Kooperations- und Vernetzungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Dabei bildeten die Staaten Ostmitteleuropas einen besonderen Schwerpunkt, deren Repräsentanten auch ihre Zusammenarbeit im Rahmen des Monasterium-Projektes zur Urkundendigitalisierung vorgestellt haben. Eines der Hauptdesiderata stellt im Zusammenhang mit den neuen Technologien die Entwicklung einheitlicher und allgemein anerkannter Erfassungsstandards dar, um die volle und komplikationslose Kompatibilität der digitalen Bestände zu gewährleisten. Daneben kam auch klar zum Ausdruck, dass mit der Anwendung der neuen Technologien den Archiven auch neue Aufgaben erwachsen werden, wodurch das Berufsbild und das Selbstverständnis des Archivars einer nachhaltigen Änderung unterzogen wird. 

Referentenliste

Paolo Buonora, Römisches Stadtarchiv; buonora@asrm.archivi.beniculturali.it
Benjamin Burkard, benburkard@gmx.de
Tamás Dénesi, Erzabtei Pannonhalma; denesi@osb.hu
Milena Dobreva, Institut für Mathematik, Bulgarische Akademie der Wissenschaften; dobreva@ufal.ms.mff.cuni.cz
Géza Érszegi, Ungarisches Staatsarchiv; gerszegi@hotmail.com
Thomas Fricke, Landesarchiv Baden-Württemberg; thomas.fricke@la-bw.de
Ruth Hedegaard, Historisches Museum Vendsyssel; rhe@stofanet.dk
András Hegedüs, Primatialarchiv Esztergom; hegedus@primarch.hu
Nikola Ikonomov, Institut für die bulgarische Sprache, Bulgarische Akademie der Wissenschaften; nikonomov@ibl.bas.bg
Thomas Just, Haus- Hof- und Staatsarchiv, thomas.just@oesta.gv.at 
Stephan Kellner, Bayerische Staatsbibliothek; kellner@bsb-muenchen.de
Nerute Kligiene, Institut für Mathematik und Informatik Vilnius; nerute@ktl.mii.lt
Jitka Køeèková, Nationalarchiv Prag; sua@mver.cz
Alfonso Sánches Mairena, Spanisches Staatsarchiv Madrid; alfonso.sanchez@dglab.mcu.es
Marta Melníková, Slowakisches Nationalarchiv, melnikova.marta@sna.vs.sk
Josef Riegler, Steiermärkisches Landesarchiv; josef.riegler@stmk.gv.at
Oliver Sander, Dt. Bundesarchiv; o.sander@historismus.net
Hubert Schopf, Salzburger Landesarchiv; hubert.schopf@salzburg.gv.at
Juraj Šedivy, Lehrstuhl für Archivwesen und Historische Hilfswissenschaften an der Phil. Fakultät der Comenius-Universität in Bratislava; sedivy@fphil.uniba.sk
Miklós Sölch, Ungarisches Staatsarchiv; solch.miklos@mol.gov.hu
Manfred Thaller, Historisch-Kulturwissenschaftliche Informationsverarbeitung, Universität Köln; manfred.thaller@uni-koeln.de
Zdenĕk Uhlíø, Nationalbibliothek der Tschechischen Republik; Zdenek.Uhlir@nkp.cz
Georg Vogeler, Historisches Seminar – Abt. Geschichtliche Hilfswissenschaften; G.Vogeler@lrz.uni-muenchen.de
Jure Volèjak, Archiv der Republik Slowenien; Jure.Volcjak@gov.si
Herbert Wurster, Archiv des Bistums Passau; dr.herbert.wurster@bistum-passau.de

Karl Heinz (karl.heinz@monasterium.net)

EDV gegen Feuchtigkeit im Archiv

Ein Raumüberwachungssystem für das Salzburger Landesarchiv entwickelten im Rahmen eines Projektes drei Absolventen der Sparte Informationstechnik & Systemmanagement an der HTL Salzburg. Landesarchivar Fritz Koller ist von der einstweilen nur in einem Magazin eingebauten Einrichtung angetan, weil sie ermöglicht, die Luftfeuchtigkeit in dem Speicher auf dem Bildschirm des Restaurators zu überprüfen. Noch fehle das Geld, das Überwachungssystem in allen zehn Magazinen zu installieren.

Das neue System meldet derzeit die Luftfeuchtigkeit im Magazin mit den bedeutendsten Archivalien des Landes, den mittelalterlichen Urbaren und den Grundbüchern der Gegenwart. Die Luftfeuchtigkeit in den Depots des Landesarchivs liegt im Idealfall bei 50 bis 60 Prozent. An etwa zehn Tagen im Sommer muss eine Entfeuchtung vorgenommen werden.

Wird die Luftfeuchtigkeit derzeit bei Rundgängen vom Restaurator kontrolliert, so könnte dies bei einem vollständigem System per Mausklick vom Bildschirm aus geschehen. An das System könnten auch Be- und Entfeuchtungsgeräte angeschlossen werden.

Kontakt:
Salzburger Landesarchiv
Michael-Pacher-Str. 40
A-5020 Salzburg 
Tel. 0662/8042/4521 oder 4527 
Fax 0662/8042/4661 
landesarchiv@salzburg

Quelle: Salzburger Nachrichten, 16.11.2005

Neue Impulse für die Biberacher Kreiskultur- und Archivarbeit

Das Kreisarchiv Biberach sichert nicht nur die Überlieferung zur Geschichte des Landkreises Biberach, es unterhält auch eine derzeit rund 6.300 Bände umfassende Bibliothek zur Kreis- und Ortsgeschichte, zur Landesgeschichte und allgemeinen Geschichte, zur Archivwissenschaft mit historischen Hilfswissenschaften sowie zur Volkskunde und Kunst. Hinzu kommen die Amts- und Gesetzesblätter, die Repertorien des Kreisarchivs, der Stadt- und Gemeindearchive des Landkreises so wie Bestandsverzeichnisse und Einzelrepertorien staatlicher und anderer Archive. Zu den Aufgaben des Kreisarchivs zählt die kommunale Archivpflege, d.h. die Betreuung der Archive der Gemeinden des Landkreises Biberach, soweit sie nicht über eigenes fachliches Personal verfügen.

Seit Anfang November 2005 leitet Dr. Bernd Holtwick das Biberacher Kreiskultur- und Archivamt. Unter mehr als 200 Bewerbern setzte sich der 37-Jährige durch. Nach dem Studium der Geschichte, Germanistik und Soziologie an der Universität Bielefeld verfasste Holtwick dort seine 1999 abgeschlossene Doktorarbeit über Handwerker in der Weimarer Republik und im Dritten Reich (Bernd Holtwick: Der zerstrittene Berufsstand. Handwerker und ihre Organisationen in Ostwestfalen-Lippe 1929-1953, Forschungen zur Regionalgeschichte Bd. 36, Paderborn 2000). Am renommierten Haus der Geschichte Baden-Württembergs in Stuttgart erhielt Holtwick dann im Jahr 2000 eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter. 

Durch seine Forschungen ist der Historiker mit dem Bereich Archiv vertraut. Innerhalb seines breiten Aufgabenspektrums im Kreiskultur- und Archivamt will Holtwick einen Akzent auf das Kreisfreilichtmuseum Kürnbach setzen. Die Kombination aus Archivarbeit, die sich eher im Hintergrund vollzieht, und Kulturarbeit, die nach außen geht, sieht er dabei nicht als Spagat. Holtwick will die Zusammenarbeit mit Schulen und Vereinen stärken, Angebote im Ferienbereich ausbauen, aber auch die älteren Besucher ansprechen. Die breite Kulturarbeit sei eine Stärke der Region, so Holtwick.

Kontakt:
Kreiskultur- und Archivamt 
Rollinstr. 9
88400 Biberach
Telefon: 07351/52204
Fax: 07351/52405
Kreisarchiv@biberach.de
http://www.biberach.de/

Quelle: Birgit van Laak, Schwäbische Zeitung online, 12.11.2005

Neue Ratinger Kulturamtsleiterin

Dr. Inge Röhnelt hat am 14. November 2005 ihre neue Stelle als Leiterin des Kultur- und Verkehrsamtes der Stadt Ratingen angetreten. Bürgermeister Harald Birkenkamp hieß die 48-Jährige an ihrem ersten Tag herzlich willkommen: „Ich freue mich, dass das Kultur- und Verkehrsamt nach gut einem Jahr nun wieder unter kompetenter Leitung steht. Ich bin sicher, Frau Dr. Röhnelt wird diesem Amt ihren ganz persönlichen Stempel aufdrücken.“

Dr. phil. Inge Röhnelt hat Germanistik, Philosophie und Pädagogik studiert. Sie ist verheiratet und hat zwei Kinder. In den vergangenen 18 Jahren war sie Kulturverantwortliche und Fachbereichsleiterin der Volkshochschule Ratingen.

Zu ihrem neuen Amt gehören neben der allgemeinen Kulturverwaltung die „Abteilungen“ Museum, Medienzentrum und Stadtarchiv. „Kultur für Herz und Verstand“, so lautet in aller Kürze Dr. Röhnelts Ziel ihrer zukünftigen Arbeit.

Quelle: Pressedienst der Stadt Ratingen, Büro des Bürgermeisters, 14.11.2005

60 Jahre Deutsches Adelsarchiv

Das Deutsche Adelsarchiv mit Sitz in Marburg besteht seit 60 Jahren. Es widmet sich vorrangig der Erstellung, Bearbeitung und Herausgabe der Genealogischen Handbücher des Adels. Darüber hinaus werden Unterlagen zur Geschichte des Adels, regionaler Adelsvereinigungen sowie verschiedener Familien gesammelt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Aus Anlass des 60. Geburtstages wird es am Samstag einen Festakt im Marburger Rathaus geben.

Die Gründung des Deutschen Adelsarchivs ging auf eine private Initiative des aus Breslau geflüchteten Oberregierungsrates Hans Friedrich v. Ehrenkrook und des aus Mecklenburg vertriebenen Rechtsanwalts Jürgen v. Flotow zurück. Bis zur Währungsreform 1948 wurden sog. \“Flüchtlingslisten\“ mit Adressen und Suchanzeigen herausgegeben und im August 1948 erschien das erste Heft \“Deutsches Adelsarchiv\“. Parallel dazu begann v. Ehrenkrook zusammen mit dem 1946 in Görlitz enteigneten Verleger Hans Kretschmer die Fortsetzung der Gothischen Genealogischen Taschenbücher in einer neuen Reihe mit dem Titel \“Genealogisches Handbuch des Adels\“ vorzubereiten. Die seit 1951 erscheinende Reihe wird seit 1965 durch den Archivar des Deutschen Adelsarchivs herausgegeben. Dies war bis 1996 Dr. Walter v. Hueck, seither ist es der Sozial- und Wirtschaftshistoriker Dr. Christoph Franke. Die Arbeit des Adelsarchivs hatte auch den Sinn, falsche Grafen oder Fürsten zu enttarnen. Besonders in den Nachkriegswirren war das Schmücken mit einem falschen Adelstitel in Mode gekommen. Doch auch heutzutage gibt es noch manche Anfragen, ob Personen einen Adelstitel zu Recht tragen oder nicht.

Zwischen 1968, dem Todesjahr des Archivgründers v. Ehrenkrook, und 1984 wurde das Archiv aufgrund des Entgegenkommens der Hessischen Archivverwaltung in Räumen des Hessischen Staatsarchivs Marburg untergebracht. Seit 1984 kann das Deutsche Adelsarchiv ein städtisches Gebäude in der Schwanallee nutzen. Dabei handelt es sich beim Adelsarchiv nicht um ein Archiv im klassischen Sinne, da zu dem seit dem Kriegsende aufgebauten Bestand keine Akten oder andere schriftliche Quellen zählen, sondern vorwiegend 20.000 Bücher – vor allem Familiengeschichten und Nachschlagewerke zu Stammbäumen des Adels.

Kontakt:
Stiftung Deutsches Adelsarchiv
Dr. Christoph Franke
Schwanallee 21
35037 Marburg
Tel.: 06421-26162
Fax.: 06421-27529
adelsarchiv@t-online.de

Quelle: Manfred Hitzeroth, Oberhessische Presse, 13.11.2005

Archivpflege in Westfalen-Lippe 63/2005

Unter anderen mit den Referaten vom 57. Westfälischen Archivtag in Bad Lippspringe (15. und 16. März 2005) wartet die neue Ausgabe 63 der Zeitschrift "Archivpflege in Westfalen-Lippe" auf. Die damalige Fachtagung westfälischer Archivarinnen und Archivare hatte unter dem Oberthema "Archivarbeit unter veränderten Rahmenbedingungen. NKF – 1 € Jobs – Internetpublikationen" gestanden (siehe Tagungsbericht). 

Inhaltsverzeichnis von Archivpflege in Westfalen-Lippe 63/2005:

Teske, Gunnar: Bericht vom 57. Westfälischen Archivtag in Bad Lippspringe (2)

Brebeck, Wulff E.: Wewelsburg 1933-1945. Anmerkungen zur Vermittlung von Zeitgeschichte (3-8)

Bockhorst, Wolfgang: Die Situation der westfälisch-lippischen Kommunalarchive. Ergebniss einer Umfrage (8-14)

Looz-Corswarem, Clemens von: Gewinnung personeller Ressourcen für ein Stadtarchiv – Zusatzkräfte und ehrenamtliche Mitarbeiter (15-21)

Greitemeier, Ferdinand: Schaffung von Arbeitsgelegenheiten auf der Basis von Ein-Euro-Jobs (21-24)

Zimmermann, Rüdiger: Zeitgeschichte auf einen Blick. Zur Digitalisierung sozialdemokratischer Pressedienste in der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung (24-28)

Wohlgemuth, Anette: Erschließung, Digitalisierung und Internetpräsentation von Fotos – Das Beispiel Westfälischer Kunstverein (28-33)

Polley, Rainer: Rechtsfragen bei der Präsentation und Benutzung digitaler Publikationen im archivischen Kontext (33-39)

Sagemerten, Wolfgang: Der neue Aktenplan des Nordrhein-Westfälischen Städte- und Gemeindebundes (39-41)

Klander, Peter: Kommunaler Aktenplan der KGSt (41-45)

Rintelen, Bibiana: Sponsoring-Grundsätze und Auswahlkriterien am Beispiel der Westfälischen Provinzial Versicherung AG (45f.)

Wiech, Martina: Neue Ansätze der Zusammenarbeit von Landesarchiv und Kommunalarchiven auf dem Gebiet der Überlieferungsbildung (46-51)

Jakob, Volker: Filme im Archiv – Ein kooperatives Sicherungskonzept des Westfälischen Archivamtes und des Westfälischen Landesmedienzentrums (51-53)

Niklowitz, Fredy: Heute das Gestern für Morgen bewahren. 50 Jahre Stadtarchiv Lünen (53-55)

Worm, Peter: Archivische Aufgaben der Kommunen im digitalen Zeitalter (55-57)

Tiemann, Katharina: Neues Kommunales Finanzmanagement (NKF) (57f.)

Kurzberichte (59-71)

Bücher (72-78)

Infos (79)

Fortbildungen (80)

Info:
Archivpflege in Westfalen-Lippe
Heft 63
Oktober 2005
ISSN 0171-4058

http://www.archive.nrw.de/archivpflege/index.html (Online-Ausgabe der Zeitschrift)

Rückblick und Vorschau – Der TAG DER ARCHIVE

Zur Beteiligung am bundesweiten TAG DER ARCHIVE, der am 6. und/oder 7. Mai 2006 stattfinden wird, ruft der VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare alle Archive in Deutschland auf. Das Motto des nach 2001 und 2004 nunmehr zum dritten Mal veranstalteten TAGES DER ARCHIVE soll in Anlehnung an die im Sommer 2006 in Deutschland stattfindende Fußball-Weltmeisterschaft \“Der Ball ist rund\“ lauten.

Damit wurde erstmals ein Oberthema für diese Gemeinschaftsaktion der deutschen Archive gewählt, die ebenfalls zum ersten Mal an zwei Wochentagen, Sonnabend und Sonntag, stattfinden kann. Mit beiden Entscheidungen kommt der Vorstand des VdA dem Wunsch vieler Archive entgegen, ebenso wie mit der Entscheidung für einen zweijährigen Rhythmus der Veranstaltung, deren erklärtes Ziel es ist, den TAG DER ARCHIVE stärker im öffentlichen Bewusstsein zu verankern, \“ um einem breiteren Publikum und nicht zuletzt den Trägern der Archive die Bedeutung archivischer Arbeit zu vermitteln\“ (Aufruf des VdA-Vorsitzenden zur Beteiligung am 3. TAG DER ARCHIVE, 19.10.2005). Als Serviceleistung beabsichtigt der VdA die Erstellung eines Werbeplakates für den TAG DER ARCHIVE, das sich die teilnehmenden Archive als Datei aus dem Internet-Angebot des VdA www.tagderarchive.de herunterladen können. 

\"TAG

Am zweiten TAG DER ARCHIVE im Herbst 2004 haben sich offiziell rund 380 Archive in Deutschland beteiligt, darunter viele in direkter Kooperation vor Ort, insbesondere in Großstädten wie München oder Köln. Der 2. TAG DER ARCHIVE hatte im grundsätzlichen Urteil seiner örtlichen Ausrichter die in ihn gesetzten Erwartungen erfüllen können und so den Wunsch nach einer Wiederholung aufkommen lassen. Gleichwohl konnte eine Umfrage unter den damals teilnehmenden Archiven deutlich machen, in welchen Punkten die Veranstaltung, ihre Planung und Durchführung, noch verbesserungsfähig ist (z.B. Presseberichterstattung, Unterstützung durch den Archivträger, örtliche Bewerbung der Veranstaltung).

Im insgesamt vielfältigen Veranstaltungsprogramm der Archive zum vergangenen TAG DER ARCHIVE erfreuten sich die althergebrachten Bildungsformen der Führung und der Ausstellung auch bei den Besuchern der größten Beliebtheit. Gern wahrgenommen wurden zudem archivtechnische Präsentationen, Vorträge und Lesungen sowie Filmvorführungen. Die kontemplativ-konsumtiven Veranstaltungsangebote stießen auf die größte Gegenliebe beim Publikum; als Verkaufstag für archivische und historische Publikationen erwies sich der TAG DER ARCHIVE hingegen weniger geeignet – die Besucher wollten offenbar zwar Wissen erwerben, dies jedoch nicht unbedingt käuflich.

Die Umfrageergebnisse zum zweiten TAG DER ARCHIVE 2004 sind in eine am Fachbereich Informationswissenschaften der Fachhochschule Potsdam angefertigte Diplomarbeit von Jens Murken eingeflossen. Die Arbeit unternimmt dabei den Versuch, den TAG DER ARCHIVE im Zusammenhang von Archivmarketing und archivischer Öffentlichkeitsarbeit zu betrachten. Mit einer stärkeren Nachfrageorientierung und Adressatenbezogenheit archivischen Handelns, einem Nachfrage-Management, argumentiert die Arbeit dabei unter anderen gegen das bestehende \“Vorbehalt-Dilemma\“. Dieses ergibt sich aus dem allgemein schlechten Image der Archive in Öffentlichkeit und Verwaltung sowie aus der gleichzeitig vorhandenen Auffassung, dass Marketing für Verwaltungen und Archive wegen deren Non-Profit-Charakters unseriös sei. Eine Marketingstrategie der Archive könnte hingegen an folgende, insbesondere von Gabriele Stüber wiederholt vorgetragene Prämisse anknüpfen, wonach Archive sinnvolle, unverzichtbare und von keiner anderen Institution gleichwertig zu ersetzende Arbeit leisten.

Info:
Jens Murken: Vom Nutzen und Nachteil des TAGES DER ARCHIVE für die Archive. Eine Evaluation, Diplomarbeit Fachhochschule Potsdam 2005 (http://www.augias.net/doc/murken_fhp2005.pdf).

75 Jahre Stadtarchiv Celle

Das Stadtarchiv Celle in seiner heutigen Form ist eine sehr junge Einrichtung. Am Alter der im Stadtarchiv verwahrten Unterlagen kann man allerdings feststellen, dass auch schon in vergangenen Zeiten Sorgfalt auf die Bewahrung der alten Dokumente verwandt wurde. So stammt das älteste im Celler Stadtarchiv erhaltene Schriftstück aus dem 13. Jahrhundert: die Stadtgründungsurkunde Celles vom 25. Mai 1292. Aber erst seit 1930 gibt es in Celle ein selbständiges und für die Öffentlichkeit benutzbares Stadtarchiv.

Sein 75-jähriges Bestehen feierte das Celler Stadtarchiv dieser Tage mit einer musikalisch-historischen Zeitreise durch seine Bestände: Eine Sängerin, eine Pianistin und eine Historikerin setzten Originelles und nachdenklich stimmendes aus Urkunden und Akten in Szene (siehe Veranstaltungen). Die promovierte Historikerin Karin Ehrich hat aus Anlass des Jubiläums das Celler Stadtarchiv systematisch durchforscht. Rund 500 der insgesamt 40.000 Akten hat sie gesichtet und aussagekräftige Passagen zu einer historischen Zeitreise zusammengestellt.

Karin Ehrich erläuterte in ihrem spannenden Vortrag zunächst die geschichtlichen Meilensteine des Celler Stadtarchivs, bevor sie die Chronisten beispielhaft zu Wort kommen ließ. Aufrufe zur „redlichen Lebensweise“ und Heiratsverordnungen aus dem 19. Jahrhundert regten eher zum Schmunzeln an, während der zwischen Aktendeckeln verborgene Zynismus des Nationalsozialismus immer noch ein Frösteln hervorrief. 

Während eines Tages der offenen Tür am 12. November haben die Besucher die Möglichkeit von 11 bis 16 Uhr das Stadtarchiv Celle und seine Bestände zu erkunden. Führungen durch das Aktenmagazin, durch die Bibliothek des Stadtarchivs und die verschiedenen Sammlungen sollen die Archivarbeit vorstellen. Aber auch eigene Nachforschungen sind möglich.

Kontakt:
Stadtarchiv Celle
Westerceller Straße 4
29227 Celle
Tel. 05141 – 936 00 11 o. 12343.
stadtarchiv@celle.de

Quelle: Rolf-Dieter Diehl, Cellesche Zeitung, 6.11.2005

Zugang zu Europas Archiven

In der Deutschlandfunksendung Campus & Karriere berichtete die Doktorandin Evelina Lampertis aus Vilnius (Litauen) über die Hindernisse bei ihrer Forschung im dortigen Stadtarchiv. Derartige Probleme bestehen in Mittel-/Osteuropa regelmäßig. Noch heute, fünfzehn Jahre nach der politischen Wende, unterstehen alle Archive den Innenministerien und damit den nationalen Sicherheitsdiensten. Es gibt weder direkten Zugang zu ihnen, noch eine Zusammenarbeit der Archive mit anderen Kultur- und Bildungseinrichtungen. Vor allem in den baltischen Staaten und in der Slowakei ist das so, aber auch in Rumänien.

Hindernissen bei der Forschung in Archiven tritt die Europäische Kommission nun mit neuen Richtlinien entgegen. Ihr Ziel ist die Öffnung der Archive in allen EU-Staaten für Forschung, Bildungs- und Kulturarbeit. Nicht nur in Mittel- und Osteuropa, sondern auch in westeuropäischen Ländern bleibt noch einiges zu regeln – meint Charles Kecskeméti, der Generalsekretär des Internationalen Archivrates ICA. Er hat die neuen EU- Richtlinien in Zusammenarbeit mit der Central-European-University in Budapest für die Europäische Kommission ausgearbeitet.

Das Recht auf direkten Zugang zu den Archiven soll für alle EU-Länder verbindlich sein. Und in Zukunft sogar – im Rahmen der Richtlinien – über den europäischen Gerichtshof \“eingeklagt\“ werden können. Darüber hinaus ist jedoch noch eine gesamteuropäische Harmonisierung der Nutzungsregeln erforderlich. Was angesichts der unterschiedlichen Archivtraditionen keineswegs einfach und bei weitem noch nicht bis ins letzte Detail geregelt ist.

Bis 2010 – so will es die Europäische Kommission – sollen alle europäischen Archive nach einem einheitlichen Nutzungsprinzip verwaltet werden. Das erfordert jedoch auch eine grundlegende Modernisierung der osteuropäischen Archive, die viel Zeit, vor allem aber auch viel Geld benötigt. Restaurierungen von Dokumenten, Übertragung auf Mikrofilmen und computergerechte Katalogisierung. Selbst wenn der direkte Zugang in den nächsten Jahren möglich wird, so dauert es noch lange, bis in den Ländern Mittel- und Osteuropas der Umgang mit der dokumentierten Geschichte die gleiche Selbstverständlichkeit erreicht, wie in Westeuropa, wo die Archive nur in Deutschland im letzten Jahr bundesweit rund 300.000 Benutzer zählten.

Link Empfehlung des Rates vom 14. November 2005 über vorangige Aktionen zur Stärkung der Zusammenarbeit im europäischen Archivwesen (Amtsblatt der EU, 29.11.2005)

Quelle: Anat Kalman, Deutschlandfunk (Campus und Karriere), 10.11.2005