OVG-Umfrage: Ein Erschließungsstandard für das Internet-Zeitalter?

Ein Erschließungsstandard für das Internet-Zeitalter? Untersuchungen zu den „Ordnungs- und Verzeichnungsgrundsätzen“ (OVG)

Von 1964 bis 1990 gab es in einem Teil Deutschlands ein verbindliches Regelwerk für die archivische Erschließung: die „Ordnungs- und Verzeichnungsgrundsätze für die staatlichen Archive der Deutschen Demokratischen Republik“ (OVG). Basierend auf jahrzehntelangen Erfahrungen in den staatlichen Archiven wurden in ihnen Normen fixiert, welche grundsätzlich auf alle Arten von Archivgut anwendbar waren, ohne dabei einzuengen oder zu veralten. Erörterungen zu archivpraktischen Fragen der Ordnung und Verzeichnung sowie anschauliche Beispiele trugen dazu bei, dass sie sich einen festen Platz in der ostdeutschen Archivwelt etabliert haben und vielerorts auch nach dem Ende der DDR nicht aus dem Regal verbannt wurden.

Der technologische Fortschritt im Informationswesen, insbesondere der Siegeszug des Internets in den 1990er Jahren, haben der Archivwelt neue Möglichkeiten eröffnet. Zunehmend treten Archivbenutzer bereits als „virtuelle Besucher“ an die Archive heran. Dort erwarten sie eine ähnliche Informationswelt, wie sie im privaten und öffentlichen Bereich verbreitet ist. Seiten wie die des Bundesarchivs (www.bundesarchiv.de), des Baden-Württembergischen Landesarchivs (www.landesarchiv-bw.de) sowie der virtuelle Archivverbund in Nordrhein-Westfalen (www.archive.nrw.de) oder das geschichtliche Fachportal „Clio online“ (www.clio-online.de), um nur einige zu nennen, sind erste Meilensteine dieser Entwicklung.

Vernetzung von Informationsangeboten, wie sie z.B. im Bibliothekswesen seit längerem praktiziert wird, ist ein dringendes Desiderat unserer Zeit, bedingt jedoch – bei aller Rücksicht auf lokale Besonderheiten – ein gewisses Maß an Standardisierung bei der Verzeichnung. Akten, Urkunden, Karten und Pläne in viele Bestände in den neuen Bundesländern wurden allerdings bereits vor Jahrzehnten nach einem gemeinsamen Standard erschlossen: nach den OVG.

In einer Diplomarbeit am Fachbereich Informationswissenschaften der FH Potsdam soll untersucht werden, auf welcher Grundlage heute eine Erschließung von Archivgut stattfinden könnte, die sowohl den individuellen Besonderheiten verschiedener Bestände und Archivalientypen als auch den Anforderungen virtueller Verbundrecherchen Rechnung trägt. Dabei werden auch Gemeinsamkeiten mit und mögliche Konflikte zu internationalen Standards wie ISAD(G) Gegenstand der Betrachtung sein.

Neben der unten als jpg-Datei dargestellten Version der Umfrage gibt es die Möglichkeit, die Umfrage, die der Realisierung der Arbeit dient, online auszufüllen:

Sollte die Anzeige des Formulars nicht fehlerfrei funktionieren, verwenden Sie bitte die alternative Version.

\"OVG-Umfrage

Link: Umfrage zu den \“Ordnungs- und Verzeichnungsgrundsätzen\“ (OVG) (als dynamische pdf-Datei / als statische pdf-Datei)

Kontakt:
Felix Roth, Bisamkiez 15, 14478 Potsdam, FAX: 0331/5801599, f_roth@arcor.de

Wohin mit dem Lübbecker Stadtarchiv?

Nachdem das Land NRW den erwarteten ersten Zuschuss in Höhe von rund einer halben Million Euro bewilligt hat, könnte noch in diesem Jahr mit dem Umbau des alten Rathauses am Markt in Lübbecke zu einem Medienzentrum begonnen werden. Doch der Startschuss kann erst fallen, wenn für das Lübbecker Stadtarchiv ein Ausweichquartier gefunden worden ist. Dieses soll nach dem Wunsch der Stadt vor allem preiswert sein.

Immerhin einigten sich jetzt zwei Ausschüsse des Rates – der Ausschuss für Bildung und der für Bauen und Stadtentwicklung – einstimmig auf die Empfehlung, dass das Archiv im Westteil der Hauptschule am Wiehenweg, und dort im Erd- und 1. Obergeschoss, eine neue Bleibe finden soll. Da der Schule ohne die Nutzung der derzeit leer stehenden Klassenräume der Abriss droht, erscheint es sinnvoller, hier das Archiv zu integrieren. Wieviel Platz das Stadtarchiv genau benötigt, kann erst nach einer Entscheidung über ein Regalsystem geklärt werden. 

Neben dem Archiv soll ein Vorarchiv in einem mit einem Fahrstuhl ausgestatteten Kellerraum eines anderen Traktes der Schule untergebracht werden. Die "Mehrfachnutzung" der Schule bedarf in diesen und anderen Fragen allerdings noch der Kompromisse. \“Das Kernproblem ist wohl: Die Schule ist nicht mehr alleine Herr im Haus\“, gab Horst Heidrath, zuständiger Fachbereichsleiter im Rathaus, in den Sitzungen beider Fachausschüsse, zu Protokoll. Vorerst solle jedenfalls das Vorarchiv in besagtem Kellerraum seinen Platz finden. Eine endgültige Entscheidung über die Unterbringung des Vorarchivs solle, so Heidrath, zu einem späteren Zeitpunkt getroffen werden.

Kontakt:
Stadtarchiv Lübbecke 
Am Markt 3 
32312 Lübbecke 
Tel.: 05741-298257
Fax: 05741-90561
info@luebbecke.de

Quelle: Neue Westfälische, 12.5.2005

Zwangsarbeit in Wittgenstein

Über die Ergebnisse seiner im letzten Jahr fertig gestellten Magisterarbeit zum Thema \“Zwangsarbeit in Wittgenstein\“ referierte jetzt der Bad Berleburger Journalist Lars-Peter Dickel (33) auf Einladung des Arbeitskreises Toleranz und Zivilcourage. Für den Bereich Wittgenstein lässt sich die Anwesenheit von 1.121 Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus der Ukraine, Polen, Russland, aber auch aus Rumänien und Griechenland definitiv nachweisen. Dabei waren laut den noch vorhandenen Transportlisten 70 Personen über 40 Jahre und 89 sogar jünger als 15 Jahre alt.

Die 300 Seiten starke Magisterarbeit Dickels stützt sich auf umfangreiche Recherchen in verschiedenen Quellen und auf zwei Aktenordner aus dem Stadtarchiv Bad Berleburg. Viele Dokumente seien allerdings im Krieg zerstört oder auch bewusst vernichtet worden. Es könnten demnach wesentlich mehr ausländische Zivilarbeiter in Wittgenstein gelebt haben. Eingesetzt wurden die größtenteils Deportierten in den Bereichen Industrie, Landwirtschaft, bei Privatleuten und in den Rentkammern. Auch die Stadtverwaltung Berleburg hat definitiv mindestens zehn Zwangsarbeiter beschäftigt. Trotz einiger individualisierbarer Informationen, seien die Einzelschicksale der meisten Zwangsarbeiter allerdings nicht bekannt.

Quelle: Westfalenpost, 12.5.2005

Historiker: Allende war Rassist und Antisemit

Fast 42 Jahre nach dem Tod von Salvador Allende kratzt ein Berliner Historiker am Mythos der linken Kultfigur. Der erste frei gewählte Präsident, der sich zum Marxismus bekannte, habe in seiner Dissertation nationalsozialistische Rassentheorien propagiert, sagt Victor Farias, Dozent für Lateinamerikanistik an der Freien Universität Berlin. Allende, einst Führer der Volksfront \“Unidad Popular\“ in Chile sei \“glühender Antisemit\“ gewesen.

Dem jüdischen Volk habe er in seiner Arbeit eine \“allgemeine verbrecherische Anlage\“ zugeschrieben. In seiner Doktorarbeit von 1933 sowie als Gesundheitsminister von 1939 bis 1941 habe der Mediziner Allende außerdem die Zwangssterilisierung psychisch Kranker und Alkoholiker propagiert. Farias hatte die Dissertation des Sozialisten im Archiv der Medizinischen Fakultät der Universität in Santiago de Chile entdeckt.

Info:
Victor Farias: \“Salvador Allende, antisemitismo y eutanasia\“ (2005) / Salvador Allende : Antisemitismus und Euthanasie, Berlin (Philo Verlagsgesellschaft mbH), 2003.

Quelle: Frankfurter Rundschau, 11.5.2005

Speer war Mitwisser der Shoah

Hitlers Rüstungsminister Albert Speer wird 60 Jahre nach Kriegsende nach Ansicht der Historikerin Susanne Willems durch Auschwitz-Bauakten schwer belastet. Willems fand nach eigenen Angaben Dokumente, in denen der Ausbau des Vernichtungslagers als \“Sonderprogramm Prof. Speer\“ aufgeführt wird. Andere Akten belegen nach Aussage von Willems, dass Auschwitz-Kommandant Rudolf Höß Abgesandte Speers im Mai 1943 über den Völkermord an den Juden informierte. Die ARD veröffentlichte die Dokumente und einen Aufsatz von Willems auf der Webseite zum Dreiteiler \“Speer und Er\“.

Es war bereits bekannt, dass Speer Mittel zum Ausbau von Auschwitz bewilligt hatte. Speer hatte aber stets bestritten, vom Holocaust gewusst zu haben. Er war beim Kriegsverbrecherprozess in Nürnberg nicht zum Tode, sondern zu 20 Jahren Haft verurteilt worden. Auch bisher war schon klar, dass Speer Baueisen und Wasserrohre für Auschwitz zur Verfügung gestellt hatte. Speer stellte dies in seinen Erinnerungen aber als humanitäre Aktion zur Verbesserung der Hygiene dar.

In SS-Akten, die die Berliner Historikerin Willems nach eigener Aussage jetzt fand, heißt es, Höß habe Speers Mitarbeiter darüber informiert, dass zum Zweck des Lagers \“in letzter Zeit die Lösung der Judenfrage\“ gehört habe. Speers Leute seien durch das \“gesamte\“ Lager geführt worden. Sie nahmen eine Fotomappe für Speer mit und erstatteten ihm demzufolge Bericht. Es gebe keinen Grund anzunehmen, dass sie Speer etwas von dem verschwiegen, was sie sahen, meinen Willems und Heinrich Breloer, der Regisseur des Films \“Speer und Er\“.

Die Medienresonanz auf Heinrich Breloers Speer-Dreiteiler lenkt nicht nur das Interesse auf einen der bekanntesten NS-Größen, sondern macht auch deutlich, wie die Forschungsstände der Geschichtswissenschaft ignoriert werden. Schon über zwanzig Jahre lang ist bekannt, dass Albert Speer ein führender NS-Täter war. Im Gespräch mit der taz erinnert der Jenaer Historiker Norbert Frei daran, dass bereits 1982 das Buch von Matthias Schmidt (Albert Speer: Das Ende eines Mythos, Goldmann, München 1983) mit dem \“Mythos Speer\“ als eines verführten, eigentlich unschuldigen Intellektuellen und Technokraten ziemlich aufgeräumt habe. Die Fachwissenschaft habe daran ohnehin nie geglaubt.

Speer begann seinen Ausstieg aus dem NS-Reich und aus seiner Verantwortung schon deutlich vor Kriegsende. Bei den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen kam er damit durch – und hatte Glück, weil damals die Dokumentenlage schlechter war als heute. Und in seiner Spandauer Haftzeit konstruierte er an dem Mythos munter weiter, so Frei. "Bei seiner Freilassung hat er dann die richtigen Formulierungshelfer für diese Interpretation gefunden. Das hat auch mit Verlagsmarketing zu tun, für die vor allem zwei Namen stehen: Wolf Jobst Siedler und Joachim Fest".

Quelle: Der Standard, 11.5.2005; Philipp Gessler, taz Nr. 7662, 12.5.2005, S. 17 (Interview)

Personelle Verstärkung fürs Gevelsberger Stadtarchiv

Dem Stadtarchiv Gevelsberg soll kurzfristig eine \“Hartz-IV-Kraft\“ über die Job-Agentur vermittelt werden. Das Vorhaben von Stadtarchivar Detlef Raufelder wird von Bürgermeister Claus Jacobi unterstützt, der im Archiv sinnvolle Einsatzmöglichkeiten sieht. Der städtische Ausschuss für Schule, Kultur, Sport und Freizeit stimmte dieser Tage zudem einstimmig für den Erlass einer Benutzungsordnung im Archiv.

Ein anderes Problem besteht offenbar weiter: Obwohl seit Anfang des Jahres auch in Abwesenheit des Archivars das Stadtarchiv regelmäßig gelüftet wird, sind die klimatischen Bedingungen noch nicht optimal. Weiterhin werden die empfohlenen Luftfeuchtigkeitswerte zur Aufbewahrung von Papier erheblich überschritten. Verschärft wird das Problem durch die parallele Lagerung musealer Gegenstände.

Zu den 1.100 Neueingängen im vergangenen Jahr zählen 400 Zeichnungen von städtischen Gebäuden. Den Großteil der Zugänge machte allerdings Archivmaterial aus der Verwaltung aus. Ein besonderes Anliegen ist dem Stadtarchivar der dritte Band der Asbecker Schulchronik. Die beiden anderen Bände hat er mittlerweile im Bestand und appelliert daher an die Bevölkerung, den fehlenden Band, aber auch andere Dokumente, dem Archiv zu übergeben.

Aktuell: Ausstellung "60 Jahre Kriegsende"

Kontakt:
Stadtarchiv Gevelsberg
Detlef Raufelder
Am Schultenhof 1
58285 Gevelsberg-Vogelsang
Tel.: 02332-6 03 07

Quelle: Björn Josten, Westfälische Rundschau, 9.5.2005

Stadtarchiv Jülich erhält Freundeskreis

Ab sofort unterstützt der neu gegründete "Freundeskreis Stadtarchiv Jülich" diese in Not geratene Einrichtung ideell und auch finanziell. Vorsitzender des Vereins ist Jülichs Alt-Bürgermeister Dr. Peter Nieveler. Der "Ein-Mann-Betrieb" Stadtarchiv leidet unter akuter Raumnot. Der Erhalt von Teilen der wichtigen Bestände ist durch die Lagerung in ungeeigneten Räumen gefährdet.

Mit Blick auf die Finanznot der Kommune haben bereits 20 Bürger per Unterschrift ihren Beitritt zum Verein erklärt. Die erste offizielle Versammlung findet nächste Woche statt.

Kontakt:
Stadtarchiv Jülich
Dr. Horst Dinstühler
Kleine Rurstraße 20
52428 Jülich
Tel.: 02461/936320
Fax: 02461/936367
archiv@juelich.de

Quelle: Aachener Zeitung, 10.5.2005

SED-Archive im Internet

Eine gemeinsame Webseite wird künftig den Zugang zum Archivgut der SED erleichtern. Um Forschungen zur DDR zu fördern, bündeln Bundesarchiv, Landesarchiv Berlin und die Staatsarchive der neuen Ländern ihre Erschließungsinformationen zum zentralen und regionalen Archivgut der SED in einem gemeinsamen Internetzugang.

Nach 1990 waren die Bezirksparteiarchive der SED, die auch das Schriftgut der Kreisleitungen und abgabepflichtigen Grundorganisationen archivierten, an die Staatsarchive der neuen Bundesländer und Berlins abgegeben worden, während die Unterlagen der zentralen Parteiorganisation, also von ZK, Politbüro und Abteilungen von der PDS in die dafür neu gegründete Stiftung im Bundesarchiv (SAPMO) eingebracht wurden. Mit der nun fertig gestellten gemeinsamen Webseite wird der frühere Zusammenhang der zentralen und regionalen Parteiorganisationen rekonstruiert und für die Forschung einfacher nutzbar gemacht.

Seit November 2003 hat eine gemeinsame Arbeitsgruppe der sieben Archivverwaltungen die bisher vorhandenen Erschließungsinformationen zu den zentralen und regionalen Archiven der früheren DDR zusammengestellt und in eine übergreifende Suchmaschine integriert. Dort finden sich Informationen über das gesamte SED-Archivgut, wo es benutzbar ist und welche weitergehenden Findmittel vorhanden sind. Teilweise ist bereits beschrieben, welche Materialien in den Beständen erwartet werden können. Adressen, Öffnungszeiten und Links zu den Webseiten der Archive ergänzen das Angebot.

Darüber hinaus bietet die Webseite ein umfangreiches Glossar zur Sprache der SED und den in ihren Unterlagen verwendeten Begriffen. Ein Verzeichnis erläutert zahlreiche in der DDR gebräuchliche und in den Materialien genutzte Abkürzungen. Außerdem wurden Namenslisten der Funktionäre zusammengestellt. Diese zusätzlichen Informationen helfen bei der Auswertung des Archivguts, sind aber auch darüber hinaus bei der Beschäftigung mit der Geschichte der DDR von Nutzen.

In der nun aufgebauten Struktur können die beteiligten Archive im Zuge der weiteren Erschließung der SED-Bestände jederzeit neue Informationen ergänzen. Dafür wird ein webbasiertes Werkzeug bereitgestellt, mit dem die Dateien dezentral aktualisiert werden können. Das Bundesarchiv hostet die Webseite derzeit in seinem Internetangebot, solange bis ein deutsches Archivportal o.ä. die Trägerschaft übernehmen kann.

Im Rahmen einer Pressekonferenz am 13. Mai (11 Uhr in Berlin-Lichterfelde) wird die Internetseite zur gemeinsamen Präsentation der früheren SED-Archive online geschaltet und präsentiert werden.

Kontakt:
Ute Räuber
Telefon: 01888/7770-720

Quelle: Presserklärung Bundesarchiv, 9.5.2005

Dortmunder Kirchen als Erinnerungsorte

Das 5. Dortmunder Kolloquium zur Kunst, Kultur und Geschichte in der spätmittelalterlichen Stadt ist dem Dortmunder Dominikanerkloster und der einstigen Klosterkirche, der heutigen Propsteikirche, gewidmet. Das Kolloquium setzt die interdisziplinäre Erforschung und Diskussion der spätmittelalterlichen Stadtkultur Dortmunds fort (Programm). 

Mit dem Dominikanerkloster St. Johann bapt. wird ein herausragender Ort des mittelalterlichen Dortmund thematisiert: Die erhaltenen Schätze des einstigen Dominikanerklosters im Zentrum der Stadt, das Hochaltar-Retabel des Weseler Malers Derik Baegert aus den 70er Jahren des 15. Jahrhunderts, das Fragment des Retabels der Rosenkranzbruderschaft aus dem Jahr 1523, eine – in dieser Form selten erhaltene – Stiftertafel des 15. Jahrhunderts, eine wertvolle Handschrift, ein Graduale des 14. Jahrhunderts, um nur einige Gegenstände des Schatzes der heutigen Propsteikirche St. Johann zu nennen, deuten in verschiedener Hinsicht auf die kulturelle Blüte der Reichs- und Hansestadt im Spätmittelalter. Dabei war die Gründung des Klosters schwierig und gelang nach mehreren Versuchen erst im Jahre 1330. 

Die Tagung wird die "verworrene Geschichte" der Gründung ebenso thematisieren wie die Einbindungen in die städtische Gesellschaft, die Inquisition ebenso wie die Ordensreform des 15. Jahrhundert; die herausragenden erhaltenen Gegenstände des Schatzes des einstigen Dominikanerklosters ebenso wie die Architektur der Klosterkirche als Bedeutungsträger oder die Funktion der Klosterkirche als Erinnerungsort der Stadtgesellschaft der Moderne. Auf den Altar-Retabeln der Klosterkirche befinden sich im übrigen die ältesten Ansichten der Stadt Dortmund, Anlass genug, um das Verhältnis von Stadtgesellschaft und Dominikanerkloster im Spätmittelalter intensiv zu diskutieren.

Ein besonderes Anliegen dieser Tagung ist es, einer interessierten Öffentlichkeit die spätmittelalterliche Kunst und Kultur Dortmund auf der Basis aktueller wissenschaftlicher Forschungen nahe zu bringen und verständlich zu machen sowie Wege zu eröffnen, sich mit den Zeugnissen der Vergangenheit auseinander zu setzen. Die Tagung ist daher für Interessierte geöffnet, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. 

Info:
7. bis 9. Juli 2005
5. Dortmunder Kolloquium zur Kunst, Kultur und Geschichte in der spätmittelalterlichen Stadt: 
"Die Dortmunder Dominikaner im späten Mittelalter und die Propsteikirche als Erinnerungsort"
 
Veranstaltungsort: Propsteikirche und Propsteisaal, Propsteihof 2-3, Dortmund 

Kontakt:
Prof. Dr. Thomas Schilp
Stadtarchiv Dortmund
Märkische Str. 14
44122 Dortmund
Tel.: 0231/50-22150
Fax: 0231/50-26011
tschilp@stadtdo.de

Prof. Dr. Barbara Welzel
Institut für Kunst und ihre Didaktik der Universität Dortmund
Emil-Figge-Str. 50 
44227 Dortmund 
Tel. 0231/755-2955
Fax: 0231/755-6237
barbara.welzel@uni-dortmund.de

Fehlende Unterlagen über jüdische Bewohner Mindens

Am 16. September 1938 erklärte ein Berliner Gericht: \“Da Juden keine Mitglieder der Volksgemeinschaft sind, könnten sie auch keine Mitglieder der Hausgemeinschaft sein.\“ Gesetzlich wurde die Zusammenlegung der Juden in sog. \“Judenhäusern\“ am 30. April 1939 festgeschrieben. Die deutschlandweite Getthoisierung der Juden war in Minden Anfang der 1940er Jahre konzentriert auf sechs Häuser.

Knapp 100 Adressen von jüdischen Familien und Einzelpersonen im Minden der 1930er Jahre sind der jüdischen Kultusgemeinde Minden bekannt. Die tatsächliche Zahl ist höher einzuschätzen. Genauere Aufschlüsse würde das Archivmaterial der alten Synagoge Minden hergeben. Doch wurden diese Unterlagen in einem Schrank im Privathaus des Vorsitzenden der Mindener Synagogengemeinde im November 1938 von der damaligen Staatsgewalt zunächst versiegelt und später gänzlich eingezogen. Die Gemeinde erhielt ihre Dokumente nie zurück.

Der ausführliche Bericht im Mindener Tageblatt mit lokalen Beispielen stammt von Werner Dirks und Kristan Kossack. Dirks ist Diplom-Sozialwissenschaftler und hat das Archiv der jüdischen Kultusgemeinde in Minden bearbeitet. Kossack hat als Publizist Beiträge zur Mindener Militärgeschichte und zum Kirchenkampf in Minden in der NS-Zeit verfasst.

Kontakt:
Jüdische Kultusgemeinde Minden und Umgebung
Kampstr. 6
32423 Minden

Quelle: Werner Dirks und Kristan Kossack, Mindener Tageblatt, 9.5.2005