Biografie über Marie Stritt aus dem Archiv der deutschen Frauenbewegung

Als Marie Stritt 1928 starb (siehe Siebenbürgische Zeitung Online), zeigten sich bedeutende Zeitgenossinnen überzeugt davon, dass ihr Name "nicht nur mit der Geschichte der deutschen Frauenbewegung, sondern mit der Geschichte des ganzen deutschen Volkes für immer verbunden" bleiben würde. Diese Erwartung erfüllte sich jedoch keineswegs: Heute weckt ihr Name nur bei Wenigen noch Assoziationen, und auch in der Forschung waren bisher nur einige karge Daten ihre Lebens bekannt. Dies zu ändern ist das Archiv der deutschen Frauenbewegung mit der Vorlage einer ersten Biographie von Marie Stritt angetreten. Wir waren neugierig geworden auf den außergewöhnlichen Lebensweg dieser eigenwilligen, klugen, bildungs- und lebenshungrigen jungen Frau aus Siebenbürgen, die zu einer der großen Führerinnen der bürgerlichen Frauenbewegung Deutschlands wurde und auch internationale Bedeutung erlangte.

Die biographische Arbeit erwies sich als außerordentlich spannend, denn sie ließ das schillernde Bild einer charismatischen Persönlichkeit lebendig werden, der ein scharfer Verstand und ein genialer Geist attestiert wurden und die einerseits – entgegen aller Klischees von der typischen Frauenrechtlerin – als überaus weibliche, auffallend schöne, stattliche und imposante Erscheinung mit einer nie versagenden Anmut beschrieben wurde, andererseits aber auch den Ruf einer "kampffrohen Streiterin" genoss, die Konflikten nicht aus dem Wege ging und der Kompromisse verhasst waren.

Das Faszinierende an Marie Stritt für mich als ihre Biographin ist, dass sie sich weder von den strengen Konventionen und geschlechtsspezifischen Rollenerwartungen ihrer Zeit, noch von vielfältigen Anfeindungen davon abhalten ließ, ihren eigenen Weg zu gehen und sich unbeirrt, selbstsicher und vehement für ihre eigenen Rechte genauso wie für die Rechte aller Frauen einzusetzen. Und in diesem Sinne wäre es sehr wünschenswert, wenn Marie Stritt ins allgemeine Gedächtnis zurückgeholt werden könnte.

Quelle: Elke Schüller, Siebenbürgische Zeitung online, 20.2.2005

Walter Kempowskis Tagebuch-Archiv

Zehn Bände umfaßt Walter Kempowskis "Echolot". Ein monumentales Erinnerungswerk, das nach dem Prinzip der Vielstimmigkeit die Kriegszeit vom 1. Januar 1943 bis zum 8. Mai 1945 spiegelt. Der letzte Band "Abgesang \’45" (Knaus Verlag, 49,90 Euro) reicht vom 20. April, Hitlers letztem Geburtstag, bis zum 8. Mai 1945.

Kempowskis historisches Archiv umfaßt mehr als 8000 Tagebücher und 300 000 Fotos. In diesem Jahr will er es der Berliner Akademie der Künste schenken.

Quelle: WELT am Sonntag, 20.2.2005

Publikation des Stadtarchivs Meschede über die Stunde Null

Der Luftangriff erfolgte von 14.10 bis 14.20 Uhr. Er kostete 48 Menschen das Leben, 34 Verletzte wurden gezählt. Die Feuerwehr registrierte 105 mittlere Brände, 85 Kleinbrände. Zudem weist die Statistik für den schrecklichsten Tag Meschedes im Zweiten Weltkrieg 122 völlig zerstörte Häuser aus, 82 waren schwer und 102 Häuser leicht beschädigt. Die Bilanz des Luftangriffs auf Meschede am 19. Februar 1945, heute vor 60 Jahren.

Den Himmel über dem Sauerland entdeckten die Allierten im Herbst 1944 und wählten die Eisenbahnstrecke als Ziel. Ein erster Tieffliegerangriff wurde am 20. Oktober, ein zweiter am Tag darauf geflogen. Elf Tote waren in Meschede zu beklagen. Im Frühjahr 1945 verstärkte sich der Luftkrieg über der Stadt; immer mit dem Ziel Eisenbahnlinie. Doch dann waren die Honsel-Werke als entscheidendes Ziel ausgemacht.

Das Stadtarchiv Meschede hat unter dem Titel "Kriegsende – Die Stunde Null" (PDF-Datei, 1 MB) die letzten Kriegstage und das Weiterleben im Chaos geschildert, Informationen zum 19. Februar zusammengestellt. Auch Augenzeugenberichte.

Ein zweiter Großangriff auf Meschede erfolgte am 28. Februar. Schwere Bomberverbände erreichten die Stadt in drei Wellen. Hauptsächlich das Ruhrtal mit den Honsel-Werken und das Gebiet zwischen Beringhauser Straße und Schultenkamp waren getroffen. Es gab 38 Tote.

"Bis zum letzten schweren Angriff verging eine Zeit, in der die Sirenen fast ununterbrochen heulten, Tiefflieger die Stadt angriffen und die Menschen in ständiger Angst leben mussten", schildert das Stadtarchiv die Zeit bis Mitte März 1945, als sich nochmals Tieffliegerangriffe auf die Eisenbahn mehrten. Und: "Die letzten Bombardierungen fanden am 23. März 1945 statt mit dem Ziel, die Eisenbahnanlagen völlig zu zerstören. Neben dem Bahnhofsgebäude und vielen benachbarten Häusern wurden wieder die Honsel-Werke mit Spreng-Bomben beworfen."

Quelle: Westfälische Rundschau, 19.2.2005; Publikation "Kriegsende – Die Stunde Null" (PDF-Datei, 1 MB)

Brandanschlag auf Klagenfurter Archiv

Kein Tag vergeht, an dem der mysteriöse Brandstifter nicht im Raum Klagenfurt sein Unwesen treibt. Gestern schlug er zweimal zu. Berufs- und Freiwillige Feuerwehren wurden um 11 Uhr in die 10.-Oktober-Straße gerufen. Der Vorraum zum Archiv im Haus des Landesschulrates für Kärnten stand in Flammen. Das Gebäude wurde evakuiert. Margit Dworak, die ihren Arbeitsplatz gerade verlassen wollte, um zum Augenarzt zu gehen, entdeckte das Feuer im Parterre. Sichtlich geschockt erzählt sie Minuten später: \“Es hat geknistert, alles war voll Rauch und die Flammen schlugen mir aus dem Gang entgegen. Es war fürchterlich.\“ Später stellten die ermittelnden Beamten der SOKO \“Brandstifter\“ fest, dass an zwei Stellen in dem kleinen Raum Feuer gelegt worden war. Ohne die Zuhilfenahme eines Brandbeschleunigers, aber einmal mehr mit Präzision. Und wieder konnte der Zündler unerkannt die Flucht ergreifen. Noch während die Polizei allen im Zuge des Brandes eingegangenen Hinweisen nachging, loderte erneut ein Feuer. Um 16.19 Uhr wurde die Feuerwehr alarmiert. Kellerbrand im Haus Ankershofenstraße 55 – wieder wurde das Feuer gelegt. \“Die Rauchentwicklung war groß\“, berichtete Feuerwehrchef und Einsatzleiter Ing. Alfred Schlieber. Eine Fahndung verlief ergebnislos. Verletzt wurde niemand.

Experten orten eine Art Muster im Verhalten des Brandstifters, der Klagenfurt keine Pause gönnt. Immer werden die Feuer so gelegt, dass sie leicht zugänglich und rasch zu löschen sind. Absichtlich in Lebensgefahr bringen will der Täter anscheinend niemanden. Vorläufige Bilanz: zehn gelegte Brände in nur einer Woche.

Quelle: R. Schwarzfurtner, Neue Kärtner Tageszeitung, 19.2.2005

Einrichtung eines Gerhard-Gundermann-Archivs in Hoyerswerda

Veranstaltungen in mehreren Städten erinnern an den Hoyerswerdaer Liedermacher Gerhard Gundermann (1955 bis 1998). Anlass ist sein 50. Geburtstag am Montag. Bereits am Sonnabend lädt die Kulturfabrik Hoyerswerda zu einem Konzert ein, das einstige Mitstreiter Gundermanns mit seinen Liedern gestalten. Am Sonntag erinnert eine Matinee in der Berliner Volksbühne an den Liedermacher, in Bielefeld ist ein Gesprächskonzert geplant. Am 5. März soll es eine Gundermann-Party in Halle geben, teilt die Kulturfabrik mit. Zudem wird in Hoyerswerda Gundermanns Märchenmusical „Malvina“ einstudiert. Premiere soll am 18. Juni sein. Die Kulturfabrik richtet auch ein Archiv ein und sucht Fotos, Texte und Mitschnitte von Gundermann-Auftritten.

Quelle: Sächsische Zeitung, 19.2.2005

Ein-Euro-Jobs in Pirna

In Pirna gibt es derzeit 189 Stellen für Ein-Euro-Jobs, davon 82 bei der Stadtverwaltung und 107 bei freien Trägern wie Vereinen. Nur 11 der 89 Stellen bei der Stadtverwaltung sind bisher besetzt. Einsatzstellen für Ein-Euro-Jobber sind bei der Stadtverwaltung derzeit in der Bibliothek, im Standesamt oder im Stadtarchiv.

Quelle: sz-online, 19.2.2005

Werknachlass Thyra Hamann-Hartmann im Bauhaus-Museum Weimar

Das Bauhaus-Museum Weimar erhält nach dem Tod von Thyra Hamann-Hartmann in diesen Tagen, was ihm bereits gehört. Nach einer Ausstellung Ende der 90er Jahre hatte die Textilkünstlerin dem Museum bedeutende Teppicharbeiten gestiftet, wollte sie aber zu Lebzeiten noch bei sich behalten.

Damit verfüge das Bauhaus-Museum Weimar über einen repräsentativen Querschnitt ihres künstlerischen Schaffens, so Museumsleiter Michael Siebenbrodt. Doch nicht nur das. Um auch das pädagogische Wirken von Thyra Hamann-Hartmann zu würdigen, bewahrt das Bauhaus-Museum ein Konvolut von Arbeiten ihrer Schülerinnen – als Belegstücke für ihren Unterricht.

Thyra Hamann-Hartmann ist vergangene Woche im Alter von 94 Jahren in Berlin gestorben. Die in Posen geborene, in Hamburg aufgewachsene Künstlerin leitete von 1950 bis 1976 die Textilklasse der Werkkunstschule, anschließend die des Fachbereichs Gestaltung der Fachhochschule Bielefeld. Eine prägende Ausbildung erhielt sie Ende der 30er Jahre an der Textilschule in Krefeld bei dem ehemaligen Bauhaus-Lehrer Georg Muche, dessen Assistentin sie von 1940 bis 1942 war.

Muche bereitete auch posthum den Weg seiner Schülerin nach Weimar. Das Bauhaus-Museum, das mittlerweile über 10.000 Stücke ehemaliger Bauhaus-Künstler – zu 90 Prozent aus Stiftungen von Nachlässen – besitzt, hatte aus zwei Quellen Werke und Dokumente Muches erhalten und damit einen Sammlungsschwerpunkt gewonnen. Für Siebenbrodt lag es daher nahe, auch das Werk von Thyra Hamann-Hartmann in die Museumssammlung aufzunehmen.

Ende der 90er Jahre wurde im "Haus am Horn", dem von Georg Muche entworfenen, 1923 gebauten Versuchshaus des Bauhauses in Weimar, eine umfangreiche Ausstellung mit Werken Hamann-Hartmanns gezeigt, woraus sich die Nachlass-Stiftung ergab.

Das Bauhaus-Museum Weimar ist eine besonders honorige Adresse; es gehört der Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen, die das umfangreiche Weltkulturerbe Bauhaus verwaltet.

Zwei Mappen mit Dokumenten und einige Textilien von Thyra Hamann-Hartmann, vom Umfang bei weitem nicht mit dem Weimarer Bestand zu vergleichen, besitzt auch das Bauhaus-Archiv in Berlin.

Quelle: Manfred Strecker, Neue Westfälische, 18.2.2005

Personenstandsarchive in Deutschland

In Deutschland existieren zwei einzigartige Spezialarchive, die nur personenstandsrelevante Archivalien verwahren (Kirchenbücher, Zivil- und Personenstandsregister): Das selbständige Personenstandsarchiv Brühl, zuständig für die Regierungsbezirke Düsseldorf und Köln, und das Personenstandsarchiv Detmold, das zum Staatsarchiv Detmold gehört und für die Regierungsbezirke Arnsberg, Münster und Detmold zuständig ist. Beides sind staatliche Archive und gehören zum Landesarchiv Nordrhein-Westfalen.

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Das Personenstandsarchiv Brühl hat 2005 ein Jubiläum, es existiert seit 50 Jahren am Standort Brühl. Zugleich kann das Detmolder Personenstandsarchiv auf 40 Jahre seiner Existenz zurückblicken. Aus Anlass dieses Doppeljubiläums veranstaltet die Fachgruppe I (Archivare an staatlichen Archiven) innerhalb des VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare in Zusammenarbeit mit dem Landesarchiv Nordrhein-Westfalen eine Tagung. Die Tagung findet am 11. März 2005 im Personenstandsarchiv Brühl statt und hat zum ersten Mal das Thema „Personenstandsarchive“ in den Mittelpunkt einer Archivtagung gestellt. Auf dieser eintägigen Fachtagung werden Perspektiven und Arbeitsschwerpunkte von Personenstandsarchiven behandelt: Archivgeschichte, Archiv und Öffentlichkeit, Personenstandsrechtsreform, Personenstandsüberlieferung in anderen, v.a. kirchlichen Archiven, Genealogie im Internet, sozialgeschichtliche Forschung (Programm). Die Vorträge sollen möglichst bald nach Abschluss der Tagung im Sommer 2005 im Internet veröffentlicht werden.

Zusätzlich wird am 12. März 2005 ein „Tag der offenen Tür“ im Personenstandsarchiv Brühl stattfinden mit Führungen durch den Lesesaal, Magazine und Bibliothek (10.00, 13.00, 15.00 Uhr).

Weitere Informationen: psa@lav.nrw.de, www.archive.nrw.de oder Tel. 02232/94538-0.

Programm der 5. Frühjahrstagung am 11. März 2005:

10. März 2005

  • ab 19.00 Treffen für Interessierte (Brauhaus am Schloss, Max-Ernst-Allee 2, am DB-Bahnhof)

11. März 2005

9.30 Uhr Begrüßung

  • Prof. Dr. Wilfried Reininghaus, Präsident des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen
  • Dr. Robert Kretzschmar, Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Vorsitzender der FG 1 im VdA

10.00 Uhr

  • Dr. Christian Reinicke, Landesarchiv Nordrhein-Westfalen Personenstandsarchiv Brühl
    Zwei Personenstandsarchive in Nordrhein-Westfalen oder: Wie gründet man ein Archiv?

10.30 Uhr

  • Dr. Bettina Joergens, Landesarchiv Nordrhein-Westfalen Staats- und Personenstandsarchiv Detmold
    Familienforschung und Archive

11.00 Uhr KAFFEEPAUSE

11.15 Uhr

  • Dr. Udo Schäfer, Staatsarchiv Hamburg
    Novellierung des Personenstandsrechtsreformgesetzes

12.00 – 13.30 MITTAGSPAUSE

13.30 Uhr

  • Dr. Joachim Oepen, Historisches Archiv des Erzbistums Köln
    Personenstandsüberlieferung in katholischen Archiven

14.00 Uhr

  • Wolfgang Günther, Archiv der evangelischen Kirche in Westfalen Bielefeld
    Personenstandsüberlieferung in evangelischen Archiven

14.30 Uhr KAFFEEPAUSE

14.45 Uhr

  • Dr. Günter Junkers, Westdeutsche Gesellschaft für Familienkunde Köln
    Genealogie im Internet

15.15 Uhr

  • Dr. Peter Kriedte, Max-Planck-Institut für Geschichte Göttingen
    Personenstandsüberlieferung, historische Demographie und Sozialgeschichte (am Beispiel niederrheinischer Zivilstandsregister)

16.00 Uhr

  • Prof. Dr. Wilfried Reininghaus, Präsident des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen
    Schlussdiskussion

17.00 Uhr

  • Dr. Robert Kretzschmar, Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Vorsitzender der FG 1 im VdA
    Aktuelle Viertelstunde der Fachgruppe 1 im VdA

Rahmenprogramm:

1. Besichtigung des Personenstandsarchivs Brühl (10.3.05: 18.00 Uhr, 11.3.05: 12.00 Uhr und 17.00 Uhr, Treffpunkt: Eingang zum Lesesaal des Personenstandsarchivs, Dauer: jeweils ca. 1 Std.)
2. Besichtigung von Schloss Augustusburg, Brühl (11.3.05: 12.00 Uhr, Treffpunkt: Eingang an der Schlossvorderseite, Dauer: ca. 1 Std.)

Tagungsort: Landesarchiv Nordrhein-Westfalen Personenstandsarchiv Brühl, Galerie am Schloss Brühl

Tagungsbüro:
10.3.05 Lesesaal des Personenstandsarchivs 15.00 – 18.00 Uhr
11.3.05 Lesesaal des Personenstandsarchivs 9.00 – 17.00 Uhr

(Download von Programm und Anmeldung als pdf-Datei)

Kaiser Leopold und Karl May – das Staatsarchiv Chemnitz

Gerichtsakten von Karl May, jahrhundertealte Urkunden mit Siegel von Kaiser Leopold – und selbst ein signiertes Schreiben von Reichsbundeskanzler Stresemann: In Chemnitz lagern Dokumente von unschätzbarem Wert.

Das Sächsische Staatsarchiv Chemnitz in der Schulstraße: Im Europark in Altchemnitz befindet sich das "Gedächtnis der Gesellschaft". Die Morgenpost durfte einen Blick hinein werfen. Eng an eng drücken sich die Buchrücken: 24 Kilometer Akten, 4000 Urkunden, 250000 Karten und Pläne, 180000 Fotos. Chefin Annegret Wenz-Haubfleisch: "Wir archivieren Unterlagen aus Behörden und Gerichten des ganzen Regierungsbezirks – gut 800 Jahre sächsischer Geschichte." Klingt nach verstaubten Akten? Keinesweg! Denn zwischen den Büchern lagern wahre Schätze.

Unter den Highlights: eine Urkunde der Klostergründung Geringswalde von 1233. Annegret Wenz-Haubfleisch: "Das ist das älteste Dokument bei uns." Gustav Stresemann setzte 1907 seinen Namen unter ein Schreiben, als er in den Reichstag zog – damals war sein Wahlkreis Annaberg. Von Karl May gibt es eine Klageschrift von 1910 – gegen einen Redakteur des Hohenstein-Ernstthaler Tageblatts.

Nicht jedes Blatt Papier kommt automatisch ins Archiv. Annegret Wenz-Haubfleisch: "Nur ein Bruchteil wird aufgehoben." Mit den Akten soll der Nachwelt gezeigt werden, wann, warum und wie dereinst entschieden worden war. Interessenten können kostenlos Anfragen nach Recherchen stellen.

Quelle: Jens Korch, Chemnitzer Morgenpost, 18.2.2005

Kreisarchiv Calw arbeitet Kriegsende auf

Im Mai 2005 jährt sich zum 60. Mal das Ende des Zweiten Weltkrieges. Um dieses Datum gebührend zu würdigen und zu dokumentieren, ist das Kreisarchiv Calw auf die Hilfe von Zeitzeugen und der Bevölkerung insgesamt angewiesen. Für verschiedene Veröffentlichungen und Projekte sucht es nicht nur zeitgenössisches Quellenmaterial, beispielsweise Dokumente, Lebensmittelmarken, Zonenpässe und Sondergenehmigungen der Besatzungsbehörden, sondern vor allem Photographien, die einen Eindruck von der Wirklichkeit des Lebens im Kreis Calw sowie seinen Gemeinden vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg vermitteln. Das Kreisarchiv möchte ferner die Erinnerungen der Bevölkerung an diese Zeit abfragen und bittet daher um persönliche Schilderung über das Leben vor und während des Nationalsozialismus sowie die Nachkriegszeit bis zur Gründung der Bundesrepublik.

Dabei geht es dem Archiv vor allem um Informationen, die den Einblick in die damaligen Zeiten vertiefen helfen, wie: die Machtergreifung der Nationalsozialisten und ihre Auswirkung auf den Kreis, die wirtschaftliche Situation in den 30er und 40er Jahren, die letzten Kriegstage, den Einmarsch der Alliierten, den Mangel an Wohnraum und Nahrung, Wasser und Brennmaterial, von der Not der Flüchtlinge und Vertriebenen und natürlich auch von der Kriegsheimkehr und der Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Wer sich vorstellen kann, dem Kreisarchiv zu helfen bzw. an einer Niederschrift seiner Lebenserinnerungen interessiert ist, ist herzlich dazu eingeladen, mit dem Kreisarchivar Gregor Swierczyna (Telefon 07051/160314, E-mail: 44.Swierczyna@kreis-calw.de) Kontakt aufzunehmen. Die Informationen werden selbstverständlich vertraulich behandelt.

Quelle: Pforzheimer Zeitung, 17.2.2005