Als Anfang des 19. Jahrhunderts preußische Gründlichkeit in die Rathäuser einzog, wurde die staatliche Verwaltung reformiert und neu organisiert. Seither existieren auch geordnete aktenkundliche Vorgänge, erläutert Dr. Wolfgang Bockhorst von dem mit der Archivpflege auch für den Regierungsbezirk Detmold betrauten Westfälischen Archivamt in Münster. Dies schlage sich auch auf den Zustand des im Aufbau befindlichen Gemeindearchivs Hille nieder, wo beispielsweise die Amtsregistratur des Amtes Hartum aus dem 19. und 20. Jahrhundert vollständig erhalten ist.
Bis der Historiker Lutz Trautmann von der Gemeinde Hille den Auftrag erhielt, ein Gemeindearchiv aufzubauen, hat es zwar immer mal wieder Verwaltungsmitarbeiter, darunter auch eine ABM-Kraft, gegeben, die mit dem Archivaufbau beschäftigt waren, doch letztendlich blieb alles in den Anfängen stecken. Seit Anfang Juni 2003 sichtet nun Trautmann die Akten in Münster, im November 2004 läuft sein Werkvertrag aus. Bis dahin ist auch das Archiv fertiggestellt und öffentlich zugänglich.
Neben einer Grundordnung waren zu Beginn seiner Tätigkeit immerhin 1.400, allerdings teilweise fehlerhaft verzeichnete Akten vorhanden. Der Historiker entschied sich, die Akten in vier zeitlich abgegrenzte Gruppen einzuteilen. Der Bestand A enthält Akten des 19. Jahrhunderts, Bestand B (1905 bis 1955) mit über 2.000 Akten liegt schon geordnet in den Regalen im Rathauskeller. Bestand C werde die Jahre 1955 bis 1973, dem Jahr der kommunalen Neugliederung, umfassen. In den Bestand D kommen die wenigen Akten aus dem Amt Dützen, zu dem vor 1973 die drei Dörfer Oberlübbe, Unterlübbe und Rothenuffeln gehörten.
Mit dem Gemeindearchiv lassen sich laut Dr. Bockhorst vom WAA die rechtlichen Regelungen und die historische Entwicklung der Gemeinde auf Verwaltungsebene verfolgen, dokumentiert durch die Akten mit ihren Einträgen, Auflistungen und Berechnungen. Da sich dahinter auch Geschichten verbergen, strebt man in Hille an, im Anschluss an die Archivierung auch eine Gemeindechronik herauszugeben.
Kontakt:
Gemeindeverwaltung Hille
Am Rathaus 4
32479 Hille (Ortschaft Hartum)
Tel.: 0571/4044-0
Fax: 0571/4044-80
info@hille.de
www.hille.de
Quelle: Gisela Burmester, Mindener Tageblatt, 24.6.2004
Familiengeschichte im Archiv – Detmolder Sommergespräch
Zum Detmolder Sommergespräch am 7. Juli 2004 lädt das Staats- und Personenstandsarchiv Detmold in sein Haus ein. Die Leitfrage der eintägigen Tagung lautet: „Wo und wie wird Familiengeschichte abgebildet?“ oder: „In welchen Beständen finde ich etwas über meine Familie?“ Diese Frage steht am Anfang jeder familienhistorischen Recherche im Archiv. Um sie zu beantworten, ist zu klären: „Wo wird Familiengeschichte aktenkundig?“ Wird man fündig, muss das Material sortiert, die Fragestellung systematisiert werden: „Was heißt nun Familie und Familiengeschichte?“
Diese Fragen werden beim Detmolder Sommergespräch von verschiedenen Seiten beleuchtet. Dazu wurden unterschiedliche Referenten eingeladen: Archivarinnen und Archivare, Vertreter der genealogischen Forschung, Standesbeamte sowie Wissenschaftler der akademischen Demographieforschung. Die Veranstaltung versteht sich als ein round table zur Verständigung zwischen diesen Gruppen. Sie ist für Interessierte offen, für diejenigen, die mit uns ins Gespräch kommen wollen und diejenigen, die neue Wege der Familienforschung kennen lernen möchten. Das Detmolder Personenstandsarchiv möchte sich am 7. Juli mehr als sonst als Kommunikationszentrum zwischen Forschung und Verwaltung im Hinblick auf die westfälisch-lippische Personenstandsüberlieferung präsentieren.
Die historische Familienforschung erfreut sich einer immer größeren Beliebtheit. Viele Familienforscher wissen, dass sie etwas im Archiv finden, wenden sich an uns, sind aber nicht genau darüber informiert, was sie in welchen Archivalien ermitteln können. Im Gegensatz zu wissenschaftlichen Benutzern fehlt ihnen häufig die Kenntnis über Quellenkunden und Sekundärliteratur. Eine kleinere Gruppe der Genealogen ist bestens informiert und recherchiert nicht nur in Kirchenbüchern, sondern weit darüber hinaus in der Überlieferung der staatlichen Behörden und in nichtstaatlichen Sammlungen sowie in kirchlichen und kommunalen Archiven. Sie erforschen dabei mitunter weit mehr als nur die eigene Familie und schreiben ganze Dorfgeschichten.
Bei der Recherche über die Kirchenbücher hinaus ermitteln die Forschenden auch wichtige Informationen über Lebenswege, -umstände, Berufe und öffentliches Engagement. Aber erst die Einbettung ihrer Ergebnisse in übergreifende demographische, sozialhistorische oder kulturgeschichtliche Geschichtsforschungen ermöglicht die Einordnung der gewonnenen Erkenntnisse, etwa Heirats- und Sterbealter, Mehrfach-Heiraten u.v.m. Insofern lohnt eine Begegnung – 'auf Augenhöhe' – zwischen der Familienforschung mit der systematischen und über die einzelne Familie hinaus gehenden Geschichtswissenschaft. Was die Familienforschung an Detailerkenntnissen gleichsam einer mikrohistorischen Alltagsgeschichte liefern kann, trägt die akademische Wissenschaft an Kontextinformationen und Methodik bei.
Gleichzeitig trifft hier Forschung auf Archiv und Verwaltung. Verwaltungsleute können erfahren, welchen Wert ihre Aufzeichnungen nach Abschluss der Akten für die Forschung haben können. Archivare lernen, welche Bestände besonders frequentiert und welche u. U. besser zugänglich gemacht werden müssten. Umgekehrt können beide den Forschenden vermitteln, in welchem Schriftgut und in welchen Beständen für ihre Fragestellung und auch für weiter führende Erkenntnisinteressen Informationen zu finden sind. Bei dem Detmolder Sommergespräch sollen diese verschiedenen Perspektiven einander erläutert und miteinander diskutiert werden.
Anmeldung unter (begrenzte Teilnehmerzahl!):
Landesarchiv Nordrhein-Westfalen
Staats- und Personenstandsarchiv Detmold
Willi-Hofmann-Straße 2
32756 Detmold
T.: 05231 – 766-112
bettina.joergens@lav.nrw.de
Poststelle: stadt@lav.nrw.de
Programm:
Moderation Franz Meyer (Stadtarchiv Bad Salzuflen):
- 9. 30 Uhr
Begrüßung und Vorstellung des Programms (Dr. Jutta Prieur-Pohl, Staats- und Personenstandsarchiv Detmold) - 9. 45 Uhr
Wer oder was ist das Personenstandsarchiv: Einführung und Hausführung (evt. 2 Gruppen) (Dr. Bettina Joergens, Claudia Klinge, Staats- und Personenstandsarchiv Detmold) - 10. 30 Uhr
Kaffeepause - 10. 45 Uhr
Was macht das Standesamt? Typische und untypische Vorgänge im Standesamt und um das Standesamt. Wie Familien im Behördenschriftgut abgebildet werden. (Klaus Kaim, Fachverband der Standesbeamten in Westfalen-Lippe e.V., Standesamt Hamm) - 11. 15 Uhr
Kommentar: …und in welchen Beständen der Archive sie zu finden sind. Die staatliche Personenstandsüberlieferung und mehr (Dr. Joergens) - 11. 30 Uhr
Diskussion und Fragen - 12. 00 Uhr
Mittagspause
Moderation: Dr. Nicolas Rügge (Staatsarchiv Osnabrück):
- 13. 30 Uhr
Personenstandswesen vor Einführung der standesamtlichen Register: Kirchenbücher und kirchliche Überlieferungen in den Archiven (Maja Schneider, Archiv der Lippischen Landeskirche) - 14. 15 Uhr
Diskussion und Fragen - 14. 45 Uhr
Kaffeepause - 15. 15 Uhr
Wie und auf welcher Quellengrundlage forschen Familienforscher? – Podiumsdiskussion mit Vertreter des genealogischen Arbeitskreises und einer Historikerin mit qualitativen Ansatz - 15.15 Uhr
Einführung - 15.20 Uhr
Die Forschungsweise eines Hobby-Genealogen (Wolfgang Bechtel, Genealogischer Arbeitskreis im NHV, Lippe) - 15.40 Uhr
Die Forschungsweise eines Wissenschaftlers (Dr. Georg Fertig, Universität Münster) - 16 Uhr
Fragen und Diskussion - 16.30 Uhr
Schlussrunde: Kritik, Anregungen und Perspektiven (Dr. Joergens)
Die älteste Urkunde Niederösterreichs im Netz
Eine Schenkung Kaisers Otto III. des zwischen den Flüssen Tulln und Anzbach liegenden kaiserlichen Gutes wird in der ältesten Urkunde Niederösterreichs aus dem Jahre 998 dokumentiert. Damit ist das auf Bitten des bayrischen Herzogs Heinrich ausgestellte Schriftstück nur um zwei Jahre jünger als die berühmte Ostarrichi-Urkunde. Nach 1160 wurde das kaiserliche Schriftstück dem Klosterarchiv St. Andrä zur Verwahrung anvertraut. In den folgenden Jahrhunderten überstand die Schenkungsurkunde wie durch ein Wunder Brände, Hochwasser, Kriegszerstörungen sowie beide Türkenbelagerungen. Nach der Aufhebung des Klosters St. Andrä 1783 kam es schließlich in das Chorherrenstift Herzogenburg.
Die kostbare Schenkungsurkunde ist jedoch nur eine von Tausenden historischen, im Stiftsarchiv Herzogenburg befindlichen Dokumenten, die künftig jedermann zur Verfügung gestellt werden. Im Rahmen des Projektes Monasterium.Net (MOM) werden auch die für die niederösterreichische Landesgeschichte so bedeutenden Geschichtsquellen im Internet für die Öffentlichkeit frei zugänglich gemacht. Die feierliche Präsentation der digitalen Zugänglichkeit dieser historischen Schriftstücke wird am 30. Juni 2004 im Augustiner-Chorherrenstift Herzogenburg erfolgen (Einladung als pdf-Datei).
Damit ist das Stift Herzogenburg neben den Stiften Geras, Altenburg und Baden ein weiteres der etwa zwanzig Stifte und Klöster, deren Archive über das weltweite elektronische Netz genutzt werden können. Neben im Stift Herzogenburg aufbewahrten Dokumenten werden im Rahmen der Präsentation auch aus den Stiften Dürnstein und St. Andrä stammende historische Kostbarkeiten präsentiert. Einen Überblick über historische Quellen und deren internetbasierte Verfügbarkeit wird Karl-Theo Heil aus Münster (D) geben, Experte für Geschichte und Neue Medien.
Die digitale Erschließung der historischen Quellen gilt als ein wesentlicher Beitrag, das allgemeine Bewusstsein für das kulturelle Erbe zu stärken: Denn Geschichte stellt mehr als die Summe in sich abgeschlossener Epochen oder eine elitäre, geisteswissenschaftliche Disziplin dar. Die Entstehung der gesamten modernen Gesellschaft schließlich ist Teil der Geschichte, deren Quellen daher für alle zugänglich gemacht werden sollen.
Info:
Die älteste Urkunde Niederösterreichs und weitere historische Kostbarkeiten im Internet –
Präsentation des virtuellen Stiftarchivs von Herzogenburg (www.monasterium.net),
30. Juni 2004, 18.30 Uhr, Augustiner-Chorherrenstift Herzogenburg, 3130 Herzogenburg
- Pressetext zum Download (http://www.dsp.at/dasp/Herzogenburg-Pressetext.doc
- Urkunde Ottos III. (998) zum Download (www.dsp.at/dasp/otto.jpg)
- Stiftungsurkunde Dürnstein (1410) zum Download (www.dsp.at/dasp/duernstein.jpg)
Link: www.monasterium.net
Kontakt:
Dr. Thomas Aigner (Monasterium.Net),
Diözesanarchiv St. Pölten,
Domplatz 1
A-3100 St. Pölten,
Tel.: 02742/324 321, 320; 0650/414 73 65
benedikt.hippolyt@monasterium.net
Ungewöhnliche Strategien gegen leere Kassen
Wenngleich Archivare gemeinhin nicht eben als Finanzexperten oder Vermarktungsstrategen gelten, sind auch sie angesichts von Geldnot und Sparzwang der Kommunen besonders herausgefordert, den politischen Entscheidungsträgern die Notwendigkeit von archivarischer Arbeit plausibel zu machen. Ihre Etats würden mancherorts zusammengestrichen, klagten Archivarinnen und Archivare auf dem Hessischen Archivtag am 15.6.2004 im Vonderau-Museum Fulda, von dem die Frankfurter Rundschau berichtete. Das Thema des Tages lautete „Strategien gegen leere Kassen – Ressourcengewinnung und Qualitätsmanagement“; über die verschiedenen Ansätze und praktizierten Wege ließe sich trefflich diskutieren.
Ungewöhnliche Wege zur Finanzierung der originären Archivaufgaben wie Sicherung, Sammlung und Bewahrung historischen Materials beschreitet schon seit Jahren das Nürnberger Stadtarchiv. Dessen Leiter Michael Diefenbacher offenbarte seinen hessischen Kolleginnen und Kollegen in Fulda Überlegungen zu Marketing und Vermarktung in Zeiten verschärften Sparens. Dazu gehört das aktive Einwerben von bezahlten Fremdaufträgen wie die Erstellung von Lexikaeinträgen oder die von der Sparkasse Nürnberg finanzierte Übernahme von deren Archiv.
Der findige fränkische Archivar empfahl zudem, aus dem Elfenbeinturm herauszukommen und aktiv in Konkurrenz mit Museen und anderen öffentlichen Institutionen zu treten. Er wolle keinesfalls gelten lassen, dass Archive langweilige Orte seien, die sich nicht für „events“ eigneten. „Überfüllte Hallen“ gebe es trotz (oder wegen?) erhobener Eintrittsgelder im Nürnberger Archiv, seit dort Lesungen mit speziellen Führungen stattfänden.
Auch die fortschreitende Digitalisierung von Archivmaterial biete ungeahnte Vermarktungsmöglichkeiten. So habe man in Nürnberg die bislang gesammelten Exemplare lokaler Tageszeitungen antiquarisch veräußert, nachdem sie komplett auf Mikrofilm erfasst worden seien. Das Stadtarchiv in Fulda vermarktet seine digitalisierten Stadtaufnahmen und verkauft Interessenten Abzüge historischer Aufnahmen.
Kontakt:
Stadtarchiv Nürnberg
Marientorgraben 8
90402 Nürnberg
Tel.: +49 911 / 231 – 2770, 2772
Fax: +49 911 / 231 – 4091
stadtarchiv@stadt.nuernberg.de
Stadtarchiv Fulda
Bonifatiusplatz 1-3
36037 Fulda
Tel.: 0661/102-1450;
Fax: 0661/102-2451
stadtarchiv@fulda.de
Quelle: Carla Ihle-Becker (Fulda), Frankfurter Rundschau, 17.6.2004, S. 20.
Von Weisheit, Können und Glück beim Skat
Mit einem Skatbüchlein hat bei Heinz Ronneberg einst alles begonnen. Achtzig Pfennig kostete „Skatspielen – leicht gemacht“, ein winziges Spielregelwerk, das er sich als Zehnjähriger Anfang der 1940er Jahre erspart hatte. Noch heute trägt der mittlerweile 72-Jährige das gute Stück oft als Erinnerung bei sich. Der einstige Sportskatspieler Heinz Ronneberg (Sachsen-Anhaltischer Landesmeister im Mannschaftswettbewerb, Spieler in der 2. Bundesliga, Schiedsrichterobmann) hat sich nun aber mit der Veröffentlichung seines eigenen Buches „Skat ist Trumpf“ einen Traum erfüllt. Wenngleich innerhalb eines halben Jahres verfasst, hat er rund 30 Jahre Material dafür gesammelt.
Ronneberg ist in hallesche Archive gestiegen und stieß dort auf eine kleine Sensation: In der Saale-Zeitung vom 13. März 1899 stand es: Der Deutsche Skatverband wurde nicht, wie in Skatkreisen oft behauptet, in Altenburg, sondern in Halle gegründet. Von den Entdeckungen in verschiedensten Archiven profitiert auch Ronnebergs Skatbuch. Der Autor suchte im Weimarer Hauptstaatsarchiv und in der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Er las sich durch die Deutsche Bücherei Leipzig und konnte im Spielkartenmuseum Leinfelden-Echterdingen – wenn auch erst nach Intervention des Magistrats – die gewünschten Dokumente einsehen.
Info:
„Skat ist Trumpf“ gibt es für 24,60 Euro im Juco-Verlag.
Quelle: Sylvia Pommert, Naumburger Tageblatt, 22.6.2004
Rheinbach in der Krise
Vor zwei Jahren veröffentlichten die „Freunde des Archivs der Stadt Rheinbach“ das Buch „Sie waren Nachbarn. Zur Geschichte der Juden in Rheinbach im Dritten Reich“ von Dr. Horst Mies. Jetzt liegt der zweite Band mit dem Titel „Kleinstadt in der Krise – Machtergreifung in Rheinbach 1932/33″ vor.
Anders als das erste Buch, das nur ein spezielles stadtgeschichtliches Kapitel enthält, finden sich in Band zwei vier Aufsätze zu unterschiedlichen Themen. Dr. Horst Mies führt den ersten Band fort, indem er in seinem Beitrag „Kleinstadt in der Krise“ präzise und detailgetreu von den Vorgängen um die Auflösung des Kreises Rheinbach und die Machtergreifung durch die Nationalsozialisten berichtet.
Einen Einblick in die gesellschaftlichen Strukturen Rheinbachs kurz nach dem Ende des Ersten Weltkriegs gibt Stadtarchivar Dietmar Pertz. Dabei bezieht er sich insbesondere auf die Tagebücher des Amtsrichters Matthias Rech, der 1918 bis 1920 in der Stadt wirkte. In seinen Aufzeichnungen finden sich Erzählungen über den Gefangenenaufstand in der Strafanstalt, den Arbeitsalltag und das tägliche Miteinander der Menschen.
Info:
Horst Mies u.a.: Kleinstadt in der Krise. Machtergreifung in Rheinbach 1932/33 und andere Beiträge (ISBN3-87062-071-4), CMZ-Verlag Rheinbach
Kontakt:
Stadtarchiv Rheinbach
Polligsstraße 1
53359 Rheinbach
Tel.: 02226/917247
Fax: 02226/927420
info@glasmuseum-rheinbach.de
Quelle: Katrin Radesch, Kölnische Rundschau, 21.6.2004
Fotoarchiv Weißenfels
Seit dem Umzug des Fotoarchivs vom Weißenfelser Heinrich-Schütz-Haus ins Stadtarchiv der Kreisstadt Weißenfels vor einem knappen Jahr ist über die Hälfte der 8.000 alten Fotos in ein Computerprogramm übertragen worden. Doris Marczinke betreut als Mitarbeiterin das Fotoarchiv und steht damit Stadtarchivarin Silke Künzel zur Seite. Bei den Fotos handelt es sich um viele Originalaufnahmen, aber auch um Reproduktionen der vergangenen hundert Jahre.
Nicht nur historische Postkarten mit Motiven aus der Saalestadt, sondern auch von den umliegenden Dörfern gehören zum Bestand des Fotoarchivs, in dem die restlichen Aufnahmen noch bis zum Jahresende im Computer erfasst werden sollen. Damit hätten die Bürger in Sekundenschnelle komplett einen Zugriff auf die Bilder, für die sie sich interessieren. Die Benutzergebühren betragen 1 Euro pro Bild. Ohne die Unterstützung vieler Sponsoren, darunter Firmen, Handel- und Gewerbetreibende aus der Kreisstadt hätte man das Fotoarchiv allerdings nicht nutzerfreundlich aufbereiten können, würdigt Stadtarchivarin Künzel das regionale Engagement.
Kontakt:
Stadtarchiv Weißenfels
Große Burgstr. 22
06667 Weißenfels
03443 / 30 25 48
archiv-weissenfels@t-online.de
Quelle: Mitteldeutsche Zeitung, 22.6.2004
Hans Booms 80
Mit einer Feier im Koblenzer Hauptsitz des Bundesarchivs begeht heute Hans Booms, der langjährige Präsident dieses größten deutschen Archivs, seinen 80. Geburtstag. Die WELT beglückwünscht den „Archivar und Kriminalisten“ Booms, weil der nicht nur 17 Jahre lang erfolgreich das Bundesarchiv geleitet, sondern auch an zwei spannenden Kriminalfällen mitgewirkt hat: der Entlarvung der „Hitler-Tagebücher“ 1983 und drei Jahre später am Streit um die „Beweise“ für die Täterschaft der Nazis beim Reichstagsbrand.
Nach seinem Studium wirkte Booms bei einem zentralen Projekt des ersten Nachkriegsjahrzehnts mit: der „Dokumentation der Vertreibung der Deutschen aus Ost-Mitteleuropa“. 1955 wechselte Booms dann nach Koblenz ins gerade erst gegründete Bundesarchiv. Hier übernahm er 1972 die Leitung; doch erst zum Ende seiner Amtszeit, im Januar 1988, verabschiedete der Bundestag das Bundesarchivgesetz, dessen Zustandekommen zu Booms' Verdiensten gehört.
Kurz nach seiner Pensionierung im Sommer 1989 veränderte die Wende in der DDR die Lage auch für das Bundesarchiv: Mit den Beständen der DDR, sowohl Altakten aus der Zeit vor 1945 als auch Unterlagen der SED-Zeit, vermehrten sich die Bestände enorm. Erst in einigen Jahren wird alles komplett erschlossen sein. Trotzdem will das Bundesarchiv kein Nationalarchiv werden – ganz im Sinne Booms, der dies schon 1977, zum 25. Jubiläum seines Hauses, kategorisch ausgeschlossen hatte.
Kontakt:
Bundesarchiv
Potsdamer Str. 1
56075 Koblenz
Telefon: ++49/261/505-0
Telefax: ++49/261/505-226
koblenz@barch.bund.de
http://www.bundesarchiv.de
Quelle: Die WELT, 22.6.2004
1000 Jahre Bienenbüttel
Die Schwestern Imma und Frederuna vermachten im Jahr 1004 ihr Erbe dem Kloster Kemnade an der Weser. Die Urkunde darüber macht aber auch das Jahr 2004 für die Bürger Bienenbüttels und Brietlingens als 1000. Jahrestag der Dörfer Britlingi und Biangibudiburgs belegbar. König Heinrich II. hatte ihre Schenkung auf einem Bogen Papier festgehalten und unterzeichnet. Ob das in der berühmten Urkunde erwähnte Biangibudiburg tatsächlich der Kernort Bienenbüttel ist, ist unklar. Es hat sich wahrscheinlich um einen um Wichmannsburg gelegenen Güterkomplex gehandelt.
Indes sei Bienenbüttel zweifellos wesentlich älter, erläutert der Archivar der Gemeinde, Dr. Klaus Wedekind. Funden reichen bis zur letzten Eiszeit 8000 vor Christus. Gemeinsam mit sechs Mitstreitern arbeitet der Historiker derzeit an einer Schriftenreihe zur Geschichte Bienenbüttels und seiner Ortsteile. Es gebe einfach noch zu viele Lücken, so dass nun einzelne Aufsätze erarbeitet werden sollen.
Um 1300 herum, schätzt der Gemeindearchivar, wurde das Dorf Sitz einer Vogtei. So war das Herzogtum Braunschweig das erste mit einer territorial organisierten Verwaltung und Herrschaftsordnung – der Bienenbütteler Vogt brütete über Akten von Abgaben, Gütern und Gerichten. 1794 wurde dann die „Bezirksregierung“ Vogtei abgeschafft, die Gemeinde größtenteils Medingen bei Bad Bevensen zugeschlagen. Die Bildung der Einheitsgemeinde Bienenbüttel erfolgte im Jahr 1972. Gemeinsam feierten die 15 Dörfer nun aber ihren runden Geburtstag.
Quelle: Carlo Eggeling, Landeszeitung für die Lüneburger Heide, 19.6.2004
Luxemburgs nationales Literaturarchiv
20 Kilometer von der Hauptstadt entfernt residiert seit 1995 das Luxemburger Literatur-Nationalarchiv im kleinen Ort Mersch. Das „Centre national de littérature“ (CNL) kann für sich beanspruchen, das Zentrum der oft unterschätzten Literatur des Großherzogtums zu sein. Aber auch das wohlständige Großherzogtum und damit auch das CNL hat die Krise erreicht. Dessen Leiterin Germaine Goetzinger berichtet beispielsweise, dass zu den vorhandenen siebendreiviertel Planstellen weitere dringend benötigte Planstellen wegen eines nahezu totalen Einstellungsstops im öffentlichen Dienst nicht geschaffen werden.
Daher hat nun jeder Mitarbeitende alles zu machen: Archivieren, Katalogisieren, Auswerten der Presse, Forschen, Publizieren. Dennoch ist heute viel mehr zu leisten als vor zehn Jahren möglich erschien. Ehe das CNL im Oktober 1995 öffnete, gab es im Staatsarchiv eine bescheidene Arbeitstelle für luxemburgische Literatur. Erst mit dem CNL, das sich nicht nur als Archiv versteht, sondern ob seiner Lesungen, Vorträge und Ausstellungen auch als Literaturhaus, begann die systematische Erforschung der lange marginalisierten Literatur des Großherzogtums. Weiß man, dass das Land erst seit Ende 2003 eine Uni hat, wundert man sich nicht länger, dass die Erforschung seiner Literatur derart spärlich war.
Weil sich das Letzeburgische überhaupt erst seit dem 19. Jahrhundert als Literatursprache nach und nach etabliert hat, ist die im Großherzogtum von jeher verbreitete Dreisprachigkeit auch für dessen Literatur kennzeichnend. Mit einem Bestand von 12.000 Büchern hat man in Mersch angefangen, mittlerweile sind es gut doppelt so viele. Allenfalls ein Fünftel davon sind auf Letzeburgisch, das erst 1984 Nationalsprache wurde. Das Magazin des aus dem 18. Jahrhundert stammenden Hauses quillt über, weshalb im Herbst mit dem Umbau eines Nebengebäudes begonnen werden soll. Das aus allen Nähten platzende Schmuckstück in Mersch braucht weitere Depot- und Büroräume. Etwa 200 Nachlässe (und einige Vorlässe) luxemburgischer Autoren – etwa 100 sind im Schriftstellerverband organisiert – werden nicht nur verwahrt, sondern auch erforscht, sofern die Personallage dies zulässt.
Auf drei Etagen umfasst das „Servais-Haus“, wie das CNL im Volksmund genannt wird, im Parterre fünf Ausstellungskabinette sowie im ersten Geschoss Verwaltungs- und Magazinräume und einen Lesesaal sowie im zweiten Geschoss Vortragssaal und Foyer. Ab Herbst sollen in einem zweiten Nebengebäude neue Büro- und Magazinräume entstehen.
Kontakt:
Centre national de littérature
2, rue Emmanuel Servais
L-7565 Mersch
CNL@cnl.etat.lu
Tél: 32 69 55-1
Fax: 32 70 90
www.literaturarchiv.lu
Quelle: Christoph Schreiner, Saarbrücker Zeitung, 18.6.2004