Manchmal schlummern sie im Verborgenen, aber gar nicht weit weg, gleich nebenan. Dinge, die für die Aufarbeitung der Vergangenheit so wichtig sind. In diesem Fall war es das Stadtarchiv Xanten. Hier wurde der „historische Schatz“, wie ihn Dr. Ralph Trost nennt, gehoben. Ein Kasten mit Karteikarten aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges.
Die „Allgemeine Ausländerkartei“, in der Personen erfasst sind, die zu dieser Zeit in Xanten waren, ist Basis für die umfangreichen Recherchen. Denn auf diesen Karten stehen auch die Namen von Menschen, die unter den Nazis nach Deutschland verschleppt wurden, um Zwangsarbeit zu leisten. Mehrere hundert waren es allein in Xanten. Ihnen waren sie auf der Spur – Klaus Haan, Mitarbeiter beim Hauptamt und zuständig für das Stadtarchiv, und Historiker Dr. Ralph Trost, der sich bereits im Rahmen seiner Dissertation über die Zeit des Dritten Reiches und auch darüber hinaus intensiv mit diesem Thema beschäftigt hat Anlass für die aktuelle Auseinandersetzung: ein Ratsbeschluss vom Sommer 2002, der auf den Antrag der Eine-Welt-Gruppe zurückging, dem Entschädigungsfonds beizutreten. Der Rat wählte einen anderen Weg: die Geschichte intensiver zu recherchieren und die ehemaligen „Zwangsarbeiter direkt zu entschädigen“, erklärt Klaus Haan. Und zwar mit jeweils 100 Euro. Die seien natürlich nur symbolisch zu verstehen, erklärt Trost, der die städtischen Recherchen in einem Gutachten bewertet hat. Die vielen Jahre, die die Menschen gelitten hätten, seien mit Geld nicht aufzuwiegen. Dennoch, der Vorstoß der Stadt sei lobens- und vor allem auch nachahmenswert. Denn im Zuge der Recherchen wurde den Menschen gleich der so wichtige Nachweis mitgeliefert, dass sie als Zwangsarbeiter in Xanten waren und damit als solche anerkannt werden. Ein ganz entscheidender Punkt für die Zahlungen aus dem Entschädigungsfonds.
Die Ausländer- und Einwohnermeldekartei dokumentiert in erster Linie die Situation im Bereich der ehemaligen Gemeinde Wardt, wo Zwangsarbeiter vor allem in der Landwirtschaft eingesetzt waren. Für die übrigen Stadtbezirke gibt es dagegen weit weniger Hinweise. In Zügen wurden die Menschen aus ihrer Heimat zunächst in Zwischenlager und später von dort aus auch nach Xanten gebracht.
Viele kamen zum Kriegsende ums Leben. Denn auch bei den Zwangsarbeitern gab es eine Hierarchie – je nach Herkunft. Die so genannten Untermenschen „durften bei Bombenangriffen nicht in die Bunker“, erklärt Trost. Etwa hundert Zwangsarbeiter kamen in der Zeit des Zweiten Weltkrieges in Xanten ums Leben. Viele waren um 1900 geboren, sind inzwischen verstorben. Und so konnte die Stadt im Zuge ihrer Recherchen in enger Kooperation mit den Partnerschaftsorganisationen in Polen und der Ukraine insgesamt 48 ehemalige Zwangsarbeiter ausmachen, zwei Fälle stehen bis dato noch aus.
Ein Problem, so Haan: Wie konnte das Geld sicher in die Herkunftsländer gebracht werden? Einzelüberweisungen kamen nicht in Frage – viel zu kostspielig. Also wurde der Gesamtbetrag auf ein Treuhandkonto im jeweiligen Land eingezahlt. Und die entsprechenden Partnerorganisationen vor Ort boten an, die Auszahlung zu übernehmen: die zehn ehemaligen Zwangsarbeiter aus Polen haben das Geld bereits, ebenso der aus Italien. Und die 37 aus der Ukraine erhalten ihre Entschädigung in den kommenden Wochen.
Kontakt:
Stadtarchiv Xanten
Karthaus 2
D-46509 Xanten
Telefon: 02801-772232
Telefax: 02801-772209
E-mail: hauptamt@rathaus-xanten.de
Quelle: WAZ, 19.12.2003
Bremisches Jahrbuch 2003
Das neue Bremische Jahrbuch ist erschienen. In gewohnter wissenschaftlicher Präzision haben Historiker in dem 82. Band Themen bearbeitet, die einen zeitlichen Bogen vom Mittelalter bis in die Gegenwart schlagen.
Das Staatsarchiv und die Historische Gesellschaft haben sich in diesem Jahr entschlossen, den neuen Band einem Mann zu widmen, der am heutigen Mittwoch sein 60. Lebensjahr vollendet: Dr. Adolf E. Hofmeister. Er ist seit 1975 im Bremer Staatsarchiv tätig, verfasste zahlreiche Arbeiten zur bremischen Wirtschafts- und Sozialgeschichte, gehörte viele Jahre dem Vorstand der Historischen Gesellschaft an und fungiert seit langem als Herausgeber der Veröffentlichungen aus dem Staatsarchiv Bremen. Einem Archivar ist auch einer der Beiträge des neuen Jahrbuchs gewidmet: Wilhelm von Bippen.
Seit April 2000 ist das Staatsarchiv im Besitz des Nachlasses des ersten wissenschaftlichen Bremer Archivleiters – der gerade zum Leiter dieser Institution ernannte Konrad Elmshäuser nimmt dies zum Anlass, von Bippens Wirken zu würdigen.
Andere Autoren erinnern in ihren Aufsätzen unter anderem an die Gründung des Vegesacker Hafens 1618, untersuchen die Bremer Säuglingssterblichkeit im 19. Jahrhundert oder erläutern die erstaunlichen Denkmalphantasien des Malers Otto Bollhagen. Herbert Schwarzwälder beschreibt, wie Bollhagen sich 1898 eine Verschönerung des Hollersees im Bremer Bürgerpark vorstellte und damals ins Jahr 1950 projizierte – eine durchaus vergnügliche Vision, die nie realisiert wurde.
In zwei weiteren Beiträgen beschreiben Bettina Schleier und Günther Rohdenburg die hochgradig bürokratisierte Entschädigung von Verfolgten des Nationalsozialismus an Einzelbeispielen und die aktuellen Probleme bei der Erstellung eines Gedenkbuches für die verfolgten Bremer Juden.
Aus dem Rahmen fällt ein Beitrag des früheren Staatsarchiv-Leiters Hartmut Müller, der seine Leser auf eine Zeitreise in die Berliner Parteischule der Sozialdemokraten in das Jahr 1913/14 mitnimmt. Müller erzählt darin, wie die Bremerin Helene Scheida und der Hamburger Wilhelm Kaisen sich in Berlin kennen lernen. Am 1. Mai 1916 haben die beiden dann geheiratet.
Das Bremische Jahrbuch 2003 ist im Selbstverlag des Staatsarchivs erschienen, hat 310 Seiten und zahlreiche Abbildungen und wird im Buchhandel für 23 Euro angeboten.
Inhaltsverzeichnis Bremisches Jahrbuch Band 82 (2003)
Titelbild und Erläuterung
Von Lübeck nach Bremen. Zum Nachlass des Historikers und Archivars Wilhelm von Bippen
Von Konrad Elmshäuser
11
Aufsätze
Mittelalterliche Spuren der Verehrung des heiligen Theobald zwischen Elbe und Weser
Von Andreas Röpcke
31
Der Vegesacker Hafen – Ein Teil des frühneuzeitlichen Bremer Hafensystems
Von Ulrich Weidinger
43
»Der Artillerie Ingenieur- und Architectur-Kunst ergeben« Ein Gutachten des Bremer Stadtkommandanten Christian Neubauer aus dem Jahr 1706
Von Karolin Bubke
68
In Verteidigung eines Freundes – Johann Smidts Kritk an der Abberufung des Bundestagsgesandten Hans Christoph von Gagern (1818)
Von Nicola Wurthmann
81
My activity for the cause of the Union – Der Blick eines Bremers auf den amerikanischen Bürgerkrieg
Von Thomas Elsmann
109
Das Konsulat des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin in Bremen (1835-1914)
Von Matthias Manke
119
Säuglingssterblichkeit in Bremen im 19. Jahrhundert
Von W. Robert Lee und Peter Marschalck
165
Denkmalsphantasien des Bremer Malers und Zeichners Otto Bollhagen für den Bürgerpark 1898
Von Herbert Schwarzwälder
187
Bei Rosa Luxemburg lernten sie Nationalökonomie – Helene Schweida und Wilhelm Kaisen auf der Parteischule in Berlin 1913/1914. Eine Zeitreise
Von Hartmut Müller
205
Die Entschädigung von Verfolgten des Nationalsozialismus im Spiegel der überlieferten Einzelfallakten
Von Bettina Schleier
224
Miszellen
Johann Hinrich Andreas Kremling (1707-1762)
Von Marianne Schwebel
251
»In unserer Erinnerung leben sie weiter« Zur Quellenbasis für ein neues »Gedenkbuch«der verfolgten Bremer Juden
Von Günther Rohdenburg
254
Rezensionen und Hinweise
Auf dem Garten, Klaus: Yacht- und Bootswerft Burmester, Bremen 1920-1979. (Christian Ostersehlte)
266
Bickelmann, Hartmut (Hrsg.): Bremerhavener Persönlichkeiten aus vier Jahrhunderten. Ein biographisches Lexikon. (Bettina Schleier)
269
Düselder, Heike und Klausch, Hans-Peter (Bearb.): Quellen zur Geschichte und Kultur des Judentums im westlichen Niedersachsen vom 16. Jahrhundert bis 1945. (Günther Rohdenburg)
270
Focke, Harald: Bremens letzte Liner. Die großen Passagierschiffe des Norddeutschen Lloyd nach 1945 (Christian Ostersehlte)
271
Holl, Karl, Kloft, Hans und Fesser, Gerd: Caligula – Wilhelm II. und der Caesarenwahnsinn. (Lothar Machtan) 273
Kappelhoff, Bernd und Vogtherr, Thomas (Hrsg.): lmmunität und Landesherrschaft. Beiträge zur Geschichte des Bistums Verden (Dieter Hägermann)
274
Kuster-Wendenburg, Elisabeth: Entdeckungsfahrten im Auftrag Preussens. Der Bremer Kapitän Wendt 1802 – 1847 (Lars Ulrich Scholl) 276
Meyer, Marcus: »… uns 100 Zivilausländer umgehend zu beschaffen.« Zwangsarbeit bei den Bremer Stadtwerken 1939-1945 (Günther Rohdenburg)
277
Michelers, Detlef: Draufhauen, Draufhauen, Nachsetzen! Die Bremer Schülerbewegung, die Straßenbahndemonstrationen und ihre Folgen 1967/70 (Günther Rohdenburg) 278
Rau, Susannne: Geschichte und Konfession. Städtische Geschichtsschreibung und Erinnerungskultur im Zeitalter von Reformation und Konfessionalisierung in Bremen, Breslau, Hamburg und Köln (Thomas Elsmann) 279
Reeken, Dietmar von (Hrsg.): Unser Lieben Frauen. Die Geschichte der ältesten Kirchengemeinde Bremens von den Anfängen bis zur Gegenwart (Konrad Elmshäuser) 281
Schwarzwälder, Herbert: Das Große Bremen-Lexikon (Franklin Kopitzsch) 284
Seebacher, Wendelin, Never, Jutta, Kiesel, Wolfgang und Havliza, Anne: Unser ältester Hafen. Eine Chronik des Vegesacker Hafens von 1619 bis heute (Ulrich Weidinger) 286
Siemon, Thomas: Ausbüxen, Vorwärtskommen, Pflicht erfüllen: Bremer Seeleute am Ende der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus 1930-1939 (Peter Kuckuk) 287
Strohmeyer, Arn: Parsifal in Bremen: Richard Wagner, Ludwig Roselius und die Böttcherstraße (Arie Hartog) 289
Tallasch, Hans (Hrsg.): Projekt Böttcherstraße (Hans-Christoph Hoffmann) 292
Thiel, Reinhold: Die Geschichte des Norddeutschen Lloyd 1857-1970. Band II 1884-1899 (Christian Ostersehlte) 293
Vetter, Nicola: Ludwig Roselius: ein Pionier der deutschen Öffentlichkeitsarbeit (Arie Hartog) 289
Wilhelm, Frauke und Emig, Hartmut (Hrsg.): Mit der HANSA in die Welt. Erinnerungen an eine Bremer Reederei (Christian Ostersehlte) 297
Quelle: Bremer Nachrichten, 17.12.2003
Aspekte digitaler Archivierung
Sowohl in Unternehmen als auch im öffentlichen Sektor stellen in zunehmendem Maße digitale Inhalte neben traditionellen analogen Inhalten die Informations- und damit auch Kapitalgrundlage dar. Eine Kernherausforderung dieser Entwicklung ist die langfristige Aufbewahrung und Bereitstellung. Die oft beschworene „Kurzlebigkeit“ digitaler Information bezieht sich dabei nicht in erster Linie auf die Geltung bzw. Qualität der Information selbst, sondern vielmehr auf die Form und die Verfügbarkeit der digitalen Quellen. Um die Qualität der Information und damit die Information selbst zu sichern, müssen zwangsläufig Mittel und Wege einer elektronischen Archivierung im Sinne von Aufbewahrung und Bereitstellung gefunden werden. Die Notwendigkeit dieses Vorhabens wird durch drei Rahmenbedingungen bestimmt:
- Gesetzgeberische Pflicht: Mit steigender Tendenz werden von Seiten des Gesetzgebers die Rahmenbedingungen des Verhältnisses zwischen Staat und öffentlichen bzw. ökonomischen Sektor an den technologischen Wandel angepaßt. Die (steuer-)rechtliche Geschäftsabwicklung aber auch die rechtlich bindende Kommunikation wird dabei auf die neuen technologischen Möglichkeiten wie beispielsweise eCommerce, eBusiness oder ePublishing ausgeweitet. Mit der Erweiterung des Handlungsspielraumes von Unternehmen tritt aber zugleich auch die Verpflichtung der langfristige Aufbewahrung solcher Dokumente in den Vordergrund, z.B. durch die „Grundsätze zum Datenzugriff und zur Prüfbarkeit digitaler Unterlagen“ (GDPdU). Es ist jedoch davon auszugehen, daß bezüglich der Anforderungen, was rechtlich verpflichtend zu archivieren ist, Änderungen von Seiten des Gesetzgebers zukünftig zu erwarten sind. Hinzu kommt die Tatsache, daß auf nationaler und internationaler Ebene (EU) gleichgerichtete Bestrebungen initiiert wurden. Die zu erwartende Übernahme von EU Richtlinien im Rahmen einer Anpassung der nationalen Gesetzgebung wird mit hoher Wahrscheinlichkeit weitere Korrekturen zur Folge haben.
- Ökonomische Pflicht: Neben den gesetzgeberischen Auflagen besteht aber auch ein ökonomisches Interesse an der langfristigen Aufbewahrung und Bereitstellung digitaler Informationen. Das Erstellen digitaler Inhalte und deren Verwaltung ist in der Regel mit einem erheblichen Kostenaufwand verbunden. Damit diese wichtige Kapitalgrundlage eines Unternehmens bzw. einer Institution auch den erhofften Nutzen gewährleistet, besteht ein ökonomisches Interesse an der optimalen Ausnutzung der digitalen Information z.B. durch Wiederverwertbarkeit. Um dies zu ermöglichen, ist es notwendig, digitale Information mit den geeigneten Mitteln über einen längeren Zeiträume hinaus verfügbar vorzuhalten. Langfristige Aufbewahrung und Verfügbarkeit müssen dabei Hand in Hand gehen. Eine Trennung von Archivierung und Verwendung z.B. durch (Rück-)Transformation auf analoge Medien ist in der Regel mit einem Informations-, Qualitäts- und Nutzungsverlust verbunden.
- Gesellschaftliche Pflicht: Über die o. g. Punkte hinaus ist die elektronische Archivierung auch eine gesellschaftliche Verpflichtung. In diesem Sinne wurde bereits der rechtlich bindende Sammelauftrag bewahrender Institutionen (Bibliotheken und Archive) auf elektronische Publikationen erweitert.
Die Herausforderungen an die digitale Speicherung fallen im wesentlichen in zwei Bereiche:
- Datenmedien, da viele Speichermedien nur eine begrenzte Lebensdauer besitzen. So haben z.B. magnetische Speichermedien, wie Disketten, Festplatten, analoge und digitale Videobänder haben eine maximale Lebenserwartung von 30 Jahren. Optische Speichermedien, wie CD und DVDs haben zwar eine höhere Lebenserwartung, doch auch hier können technisch bedingte Datenausfälle auftreten. Feuchtigkeit und Wärme beschleunigen den Zerfall und oft genügt ein einziger Lesefehler und der ganze Inhalt wird unbrauchbar.
- Die schnelle technologische Weiterentwicklung. Es werden hohe Ansprüche an die Geräte, mit denen digitale Informationen gelesen werden sollen gestellt, d.h. Software und Geräte veralten mit rasender Geschwindigkeit.
Anforderungen an ein digitales Archiv
Einen Ausweg aus dem Dilemma scheint die permanente Migration zu bieten. Sämtliche Daten müssen in regelmäßigen Abständen jeweils auf die neueste Hard- und Software-Generation umkopiert werden. Der Nachteil ist dabei, dass der dafür benötigte Zeitaufwand enorm und die dabei entstehenden Kosten unkalkulierbar sind. Schätzungen gehen davon aus, dass Unternehmen für die Migration 2,5-mal mehr ausgeben müssen als sie für die Erzeugung aufgewandt haben. Das entscheidende Problem ist aber, dass allzu oft, wenn Daten von einem Medium zum nächsten übertragen werden, nicht alle Bits diese Migration mitmachen. Manchmal geht eine Fußnote verloren, ein anderes Mal ein ganzer Datenabschnitt. Die Tatsache, dass Teile der Daten durch Migration verloren gehen, kann z.B. bei Rechtsstreitigkeiten fatal sein.
Somit besteht der einzige Ausweg in einer Archivierungsstrategie, die langfristig Daten und Informationen sichert. Dazu müssen folgende Anforderungen erfüllt sein:
- Langlebigkeit – es muss dafür gesorgt werden, dass digitale Dokumente auch noch nach einem längeren Zeitraum (von mehr als 10 Jahren) ausgelesen werden können, ohne dass der ursprüngliche Informationsinhalt, inkl. Formatierungen, verloren geht.
- Inter-Operabilität – die eingesetzte Digital Archivierungstechnologie muss mit existierender und zukünftiger Technologie zusammenarbeiten und somit den Zugang zu den gesicherten Dokumenten ermöglichen
- Total Cost of Ownership – angestrebt wird, die Speicherkosten eines Dokuments während des gesamtes Lebenszyklus' so gering wie möglich zu halten. Dies beinhaltet Kapitalausgaben, Kosten für Speichermedien, Wartungs- und Betriebsausgaben sowie Kosten für eine evtl. Migration.
- Schutz vor „Veralterung“ der Technologie-Informationen, die in digitalen Dokumenten enthalten sind, müssen auch mit zukünftiger Hard- und Software abrufbar sein.
Was ist überhaupt ein digitales Archiv?
Ein digitales Archiv ist ein möglichst beliebig skalierbarer Datenpool, der alle digitalen Medientypen (Audio, Video, Image, Text, Dokumente,…..) vor dem Hintergrund der
- Verfügbarkeit,
- Sicherung der Qualität und
- der Zugriffs- und Suchstrategien verwaltet.
Analoges versus digitales Archiv
1. Beschreibung der Media Assets ist in einem analogen Archiv nicht ausreichend, d.h. ein eingeschränktes Suchergebnis ist die Folge
Analoge Archive sind gekennzeichnet durch eine Flut von Archivmaterial, das nicht nur gelagert, sondern auch wiedergefunden werden soll. Dazu bedarf es nicht nur einer umfangreichen Beschreibung der Inhalte sondern uch einer ausgefeilten „Einlagerungsstrategie“. Während letzteres organisatorisch lösbar ist, wird die Suche nach dem Archivmaterial zu bestimmten Themen/Interessensgebieten zu einer langwierigen und z.T. kostenintensiven Aufgabe. Das Ergebnis ist oft genug nur ein Ausschnitt des tatsächlich verfügbaren Archivmaterials.
2. Geringe Verfügbarkeit, höherer Personalaufwand
Außer der aufwendigen Suche spielt der Aspekt der Verfügbarkeit eine gewichtige Rolle, denn die Identifikation des Lagerplatzes ist nicht gleichbedeutend mit der physischen Verfügbarkeit des gesuchten Materials. Häufig genug ist gerade Archivmaterial zu aktuellen Themenbeiträgen ausgeliehen und somit physisch nicht 'greifbar'. Darüber hinaus ist für die Suche und Verwaltung des Archivs es ein relativ hoher Personalaufwand notwendig, da diese Aufgaben meist nur durch geschultes Archivpersonal erledigt werden können (nicht jeder hat direkten Zugriff auf das Archivmaterial). Hoher Zeitaufwand für Kommunikation und Transport (wenn gewünschtes Archivmaterial bereits ausgeliehen ist) sind die typischen alltäglichen Hürden, die es bei analogen Archiven zu überwinden gilt. Liegt das gesuchte Material endlich vor, stellt der Nutzer nicht selten fest, dass es nicht das gewünschte Format ist, das für die Produktion benötigt wird – zeitaufwendige Transformationsprozesse folgen.
Bei einem digitalen Archiv gibt es diese Nachteile und Probleme nicht. Allerdings setzt der Kostenaufwand für die Digitalisierung bereits vorhandenen Archivmaterials dem Modernisierungsbestreben enge Grenzen, denn zum eigentlichen Digitalisierungsprozess kommt die Erfassung der Metadaten und deren Pflege hinzu. Der damit verbundene Zeitaufwand ist nicht zu unterschätzen, so daß z.B. in der TV-Welt Digitalisierungsvorhaben eher im Zehnjahreszeitraum geplant werden.
Komponenten eines digitalen Archivs
Der Nutzen eines digitalen Archivs lässt sich in folgende Punkten zusammenfassen:
- langfristige Sicherung der Unternehmenswerte in einer best möglichen, dauerhaften Qualität mit einem minimierten Verlustrisiko (Verschleiß, Diebstahl, sonstige Verluste).
- Möglichkeit zur medienneutralen Datenhaltung mit geringerem Personalaufwand.
- Mediengerechte Be- und Verarbeitung mit Vorschau am Arbeitsplatz, vereinfachter Distribution und Wiederverwertung. Dabei können Daten in beliebig viele verschiedene Datenformate umgewandelt, die Inhalte untereinander verknüpft sowie in verschiedenen Versionen abgespeichert werden (Versionierung).
- Beliebig flexibler Zugang durch Einrichtung größerer Benutzerkreise und sofortiger Verfügbarkeit der Archiv-Inhalte.
- Entwicklung neuer Geschäfte durch die vereinfachte Distribution bzw. Verkauf der Inhalte und die Erstellung „neuer Produkte“.
- Erfüllung gesetzlich vorgegebener Auflagen, wie Konzernrichtlinien, gesetzliche Bestimmungen, Transparenz über Kontrollfunktionen.
Quelle: Contentmanager.de, 12/2002, Autoren: Caroline Prenn und Martin Wrede
Quantensprung für Iserlohner Archiv
„Das ist der Hauptgewinner!“ Mit diesem Satz ging Finanzdezernent Harald Drees am gestrigen Montag auf den Iserlohner Stadtarchivar Götz Bettge zu. Gemeinsam mit Bürgermeister Klaus Müller, Vertretern aus der Politik und den zuständigen Mitarbeitern des Kommunalen Immobilienmanagements (KIM) besichtigte Drees die „Alte Post“, um die erfolgten Umbauarbeiten und die neuen Nutzer vorzustellen.
Und in der Tat war ja die angemessene Unterbringung des Stadtarchivs die Haupttriebfeder für den Ratsbeschluss vom 20. Dezember 2001, die „Alte Post“ von der Kreishandwerkerschaft zu erwerben, nachdem diverse Erweiterungsplanungen am Rampelmannschen Haus zu den Akten gelegt worden waren.
Mit dem Magazin im 1. Obergeschoss und den Büros, Bibliothek und dem Besucherraum im 2. Obergeschoss hat das Stadtarchiv in seiner Entwicklung geradezu einen Quantensprung vollzogen. Aber zunächst zum Erdgeschoss: Das Gebäude kann nun wieder durch den historischen Haupteingang an der Front betreten werden. Ein Motor unterstützt die massive schwere Holzpforte beim Öffnen. Ein Aufzug führt von dort in die oberen Geschosse, eine kleine Treppe in das Erdgeschoss mit Verbraucherberatung und den Büros des City-Managements. Ein Highlight dieser Ebene ist ein Multifunktionsraum mit benachbarter Küche, der auch angemietet werden kann. Geplant sind dort zudem städtische Ausschuss-Sitzungen, wie Katrin Brenner vom KIM berichtete. Im Eingangsbereich der „Alten Post“ wird es auch Platz für Ausstellungen geben. Das Mobiliar sponserte hier Poco, Dornbracht spendete die Ausstattung für die öffentliche WC-Anlage.
Susanne Wasmuth als Leiterin der Verbraucherzentrale zog bereits ein positives Fazit von den ersten Tagen in der „Alten Post“. „Wir müssen keinem mehr erklären, wo unsere Büros sind“, spricht Wasmuth die zentrale Lage an. Und auch für die Verbraucherzentrale gilt: Die neuen Räume sind freundlicher und großzügiger.
Einer fehlt noch im Kreis der Mieter: Das Institut für Bildung (IFB) teilt sich das 2. Obergeschoss mit dem Stadtarchiv. Büros und Unterrichtsräume finden sich dort, im Dachgeschoss sind schließlich der IFB-Gymnastikraum und ein weiterer Unterrichtsraum untergebracht. Zu erreichen sind alle Geschosse neben der neuen Aufzuganlage am Haupteingang auch über zwei jeweils an der Seite gelegene Treppenhäuser.
Claudia Zawada und Silvia Ehm aus der KIM-„Kreativabteilung“ konnten sich für die diversen seit Januar 2002 verwirklichten Ideen gestern ein Lob abholen – sicherlich auch dafür, dass die veranschlagten Umbaukosten von 1.5 Millionen Euro nach derzeitigem Stand knapp unterschritten wurden. Bürgermeister Klaus Müller nannte die Maßnahme ein gelungenes Beispiel dafür, wie historische Bausubstanz erhalten und zugleich sinnvoll genutzt werden kann.
Kontakt:
Stadtarchiv Iserlohn
An der Schlacht 14
D-58644 Iserlohn
Telefon: 02371 / 217-1920 / -1921 / -1922
Telefax: 02371 / 217-2982
E-mail: archiv@iserlohn.de
Quelle: WR Iserlohn, 15.12.2003
Saddam Husseins lange Liste der Verbrechen
Die Zahl wurde durch unabhängige Menschenrechtsorganisationen ermittelt. Den höchsten Blutzoll zahlten die Kurden. 500.000 sind unter der Diktatur Saddams umgekommen. Aber auch 300.000 Schiiten im Süden des Landes sind tot oder verschwunden. 60.000 Menschen wurden im Raum Bagdad getötet. Der am Samstag in Tikrit gefasste Saddam Hussein führte Angriffskriege: Gegen den Iran, gegen Kuweit. Dem Kuweit-Krieg fielen große Teile der Oberschicht des Nachbarlandes zum Opfer.
Saddams Regime hat akribisch Protokoll über seine Verbrechen geführt. 14 Tonnen Papier konnten alleine 1991 sichergestellt werden, als rebellischen Kurden ganze Archive in die Hand fielen. Diese Unterlagen könnten den Ex-Diktator im Prozess belasten.
Auch seine Umgebung und Regimegegner waren vor der Verfolgung des 40.000-köpfigen Geheimdienstes nicht sicher. Auf „Verleumdung“ des Staatsoberhauptes stand die Todesstrafe. Wer „Glück“ hatte, wurde enthauptet. Doch viele wurden den Doggen zum Zerfleischen vorgeworfen. Brutalste Bestrafungen gab es für geringste Delikte: Informanten, die fehlerhaft berichteten, wurde die Zunge mit glühenden Eisen verbrannt, Lügnern das Rückgrat gebrochen. Folter mit Elektroschocks war in den Gefängnissen Tagesordnung.
Der von US-Truppen festgenommene irakische Ex-Präsident Saddam Hussein zeigt allerdings keine Reue – im Gegenteil. Nach Worten von Muwaffak el Rabai, einem der vier Mitglieder des irakischen Regierungsrats, die den Gefangenen am Sonntagabend sehen durften, verteidigte der wütende Ex-Diktator seine Handlungen. In einem Interview der arabischen Zeitung „Al-Hayat“ (Dienstagsausgabe), sagte El Rabai, Saddam sei vor allem aus der Haut gefahren, als er, El Rabai, gesagt habe: „Du sollst im Diesseits und Jenseits verflucht sein. Wie willst Du Gott mit dieser langen Liste von Verbrechen entgegentreten?“.
Quelle: Westfälische Rundschau, 15.12.2003
Qualifizierung von Archivpädagogen
Um den „Lernort“ Archiv zu erschließen, sind vor allem Archivpädagogen gefragt. Diese betreuen und leiten die Arbeit von Lehrern und Schülern in Archiven an, sind dabei selbst häufig Lehrkräfte, die für diese Tätigkeit an ein Archiv abgeordnet worden sind.
Derzeit gibt es vor allem in Westdeutschland Archivpädagogen, wenngleich ihre Zahl klein ist. Da es zudem an einer spezifischen archivpädagogischen Aus- bzw. Fortbildung mangelt, initiiert die Sächsische Akademie für Lehrerfortbildung (SALF) in Meißen eine Qualifizierungsmaßnahme.
Nach Möglichkeit mit Unterstützung der Körber-Stiftung (Hamburg) sowie der staatlichen Archivverwaltung des Freistaates Sachsen soll interessierten Geschichtslehrerinnen und Geschichtslehrern angeboten werden, sich im Rahmen der Personalentwicklung zu Multiplikatoren weiterbilden zu lassen, um dann selbst als archivpädagogische Fachberater etc. fungieren zu können.
Nach dem Konzept der SALF, dass dieser Tage zur Diskussion gestellt worden ist (Konzept und Kontakt hier als pdf), sollen die Teilnehmer an der Maßnahme, die im Zeitraum von zwei Jahren insgesamt zwei Wochen lang durchgeführt werden soll, Aufbau und Arbeitsprinzipien verschiedener Archive kennenlernen und mit archivarischen Arbeitsmethoden vertraut gemacht werden, um schulische und sonstige Benutzergruppen von Archiven zu unterstützen.
Aufbau, Inhalte und Realisierung einer derartigen archivpädagogischen Qualifizierung sollten sicherlich in den einschlägigen Archiv- und Kultusverwaltungen abgesprochen werden, könnten dabei aber vor allem von den Erfahrungen und Kompetenzen der Archivpädagoginnen und Archivpädagogen, die beispielsweise im Arbeitskreis Archivpädagogik und Historische Bildungsarbeit des VdA seit Jahren erfolgreich wirken und bundesweit zusammenarbeiten, profitieren.
Arten der Staubbildung
Jenni Zykla behauptet in der taz, dass ihre Geschichte wirklich passiert sei. Wer das nicht glaube, könne sie anrufen, dann erzähle sie alles noch mal en detail.
„Der Zufall wollte es, dass mir the other day, wie der Angelsachse sagt, auf einer Party eine junge, dissertierende Staubforscherin gegenüber stand. Wir kamen rasch ins Gespräch, denn auch ich kann auf einige Erfahrung im Umgang mit den verschiedenen Arten der Staubbildung zurückblicken, und so erkannte die angehende Dr. Staub in mir schnell eine Gleichgesinnte, wenn auch einen Laien.
Komm mich doch mal besuchen, beruflich, schlug ich ihr vor, und die Doktorin in spe willigte begeistert ein. Dann erzählte sie von ihren eigenen Staubexperimenten: Sie habe, so sagte sie mit einem kleinen Niesen, in ihrer Wohnung mittlerweile siebenundzwanzig verschiedene Kulturen angelegt, auf unterschiedlichsten Oberflächen, unter anderem – natürlich – Teppich, Stein, Porzellan, organische Oberflächen und Glas. Interessant sei es vor allem, zu beobachten, wie sich Bakterien an gemeinen Staubpartikeln festkrallten, um einen möglichst großen Bewegungsspielraum zu nutzen – Staub kommt ja bekanntlich überall hin. So wie die bösen Mädchen.
Ihr Problem sei jedoch, sagte die Staubforscherin und kratzte sich nachdenklich, dass sie im Laufe der Recherche für ihre Staub-Dissertation ein etwas merkwürdiges Verhältnis zu den Objekten ihrer Forschungen entwickelt habe. Sie unterscheide zum Beispiel nicht mehr zwischen „normalem“ Staub und „wissenschaftlich interessantem“ Staub, das hieße, es fiele ihr schwer, den – eigentlich forschungsunwürdigen – Staub auf ihren Regalen zu entfernen, weil sie immer Angst habe, damit eventuell einen wichtigen Aspekt ihrer Doktorarbeit, nun ja, unter den Tisch zu kehren. Mit Teppichen ginge es ihr ähnlich: Die letzten drei Staubsaugerbeutelinhalte habe sie einfach nicht wegschmeißen können.
Außerdem habe sie mittlerweile so viel Interessantes zum Thema Staub gesammelt, dass sie – anstatt einer anstrengenden Dissertation – viel mehr Lust habe, damit eine Ausstellung zu konzipieren. Wir kamen ins Faseln, überlegten uns schöne Locations für die Staubausstellung, alte Archive zum Beispiel, in die man aufgrund eines vorhandenen Fundus gar nicht mehr so viele Exponate transportieren müsste, oder Abbruchhäuser. Dann dachten wir über die Präsentation nach: Normale Glaskästen würden es vermutlich nicht tun. Vielleicht müsste man den Staub vergrößert aus Pappmaché nachbilden, quasi Tropfsteinhöhlen zum Durchwandern bauen. Auf jeden Fall, fiel mir ein, müssen die BesucherInnen der Ausstellung am Eingang ihre Allergiepässe zeigen, sonst nippelt noch einer ab. Und natürlich sollte man den Ausstellungsraum vor Zugluft schützen.
Wir stießen mit unseren Drinks auf den Dreck dieser Erde an und spannen weiter. Einer ihrer Kommilitonen, erzählte die Forscherin, sei bereits während des Studiums durch sein besonders missgünstiges Verhalten aufgefallen, und als sie ihr Staubthema zur Dissertation angemeldet habe, sei er vor Neid fast geplatzt. Sie mache sich Sorgen, dass er eine etwaige Ausstellung sabotieren könnte, etwa mit einem aus antistatischen Putztüchern selbstgenähten Schal zur Vernissage käme.
Ich konnte sie beruhigen. Solange wir keinen Sponsor finden, sagte ich, Hoover oder Miele oder so, stände die Ausstellung eh in den Sternen, und sie solle lieber in Ruhe ihre Doktorarbeit zuende bringen. Sie nieste bekräftigend, nahm ein Taschentuch aus der Tasche und wischte damit leicht über die Stehlampe, neben der wir standen. Dann faltete sie das Tuch vorsichtig wieder zusammen und steckte es in ihre Hosentasche. Das Glück liegt auf der Straße, sagte sie ernst. Man muss es nur aufwischen.“
Quelle: taz Berlin lokal Nr. 7232 vom 12.12.2003, Seite 25.
Eierwerfer Stammgast im Staatsarchiv
Einen Tag nach der Eierwurf-Attacke auf den hessischen Minister für Wissenschaft und Kunst, Udo Corts, im Hessischen Staatsarchiv Marburg gab es gestern neue Erkenntnisse über den Verlauf der Ereignisse am Mittwochabend. Bei dem Mann, der Corts während der Verleihung des Wissenschaftspreises mit rohen Eiern beworfen hatte, handelt es sich nach Informationen der Oberhessischen Presse um einen 26-jährigen Politologie-Studenten.
Wie Dr. Gerhard Menk vom Staatsarchiv erklärte, habe sich der Student bereits seit dem 31. Oktober regelmäßig im Benutzersaal des Archivs im Marburger Südviertel aufgehalten. Auch am Mittwoch war der Student im Gebäude: „Der Benutzersaal war wie üblich bis 19 Uhr geöffnet, und der Mann war dort – zu Forschungszwecken, wie er mir sagte“, meinte Menk, dementierte jedoch die ursprüngliche Information, nach der der Mann bei den Vorbereitungen für die Preisverleihung mitgeholfen habe.
Der Student selbst machte von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch. Nach Zeitungsinformationen gehört er einer Arbeitsgemeinschaft an, die über die Geschichte des Marburger Stadtteils Cyriaxweimar forscht.
Hessens Regierungssprecher Dirk Metz wertete den Übergriff auf Minister Corts unterdessen als „erneute schlimme Entgleisung“. Eine derartige Tat sei durch nichts zu rechtfertigen, sagte Metz: „Es ist allerhöchste Zeit, dass sich niemand mehr zu solchen Dingen hinreißen lässt.“ Gegen den Eierwerfer wird, wie Polizeisprecher Martin Ahlich erklärte, wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung ermittelt.
Quelle: Oberhessische Presse, 12.12.2003
Heimatkreis Königsberg-Neumark: Stiftungsrat gegründet
Der Stiftungsrat für das Kreisarchiv „Heimatkreis Königsberg-Neumark“ hat sich im Bad Freienwalder Rathaus konstituiert. Neben Kurator Hans-Gottfried Bluhm gehören dem Gremium als geborene Mitglieder die Vertreter der Städte Braunschweig und Bad Freienwalde, Stadtoberamtsrat Gerhard Horaiske und Bürgermeister Ralf Lehmann sowie als Mitglieder Dr. Reinhard Schmook, Fritz Regenberg aus Karlshof, Hartmut Otto aus Angermünde, Martin Rogge aus Küstrin-Kietz, Dr. Friedhelm Sprecher und Karl-Heinz Steinbach aus Peine an. Der Stiftungsrat besichtigte die Räume im Oderlandmuseum, in denen künftig das dort bereits gelagerte Archivmaterial der öffentlichen Nutzung auch erschlossen gemacht werden soll. Anschließend führt Dr. Reinhard Schmook die Gäste ins Gärtnerhaus im Schlosspark, wo künftig das Walther-Rathenau-Archiv seinen Platz haben wird.
Bad Freienwalde und der Heimatkreis Königsberg-Neumark pflegen seit Jahren enge Beziehungen. Die Kurstadt war bis 1945 Kreisstadt von Oberbarnim, dem Nachbarkreis Königsbergs. Seit dem 27. Oktober ist mit der Neuenhagener Insel auch ein Teil des alten Kreises Königsberg Bestandteil der Kurstadt.
Quelle: Märkische Oderzeitung, 7.12.2003
Umzug der Königsteiner Stadtbibliothek
In wenigen Tagen wird die Stadtbücherei Königstein ihre neuen Räume in der Wiesbadener Straße beziehen. Der Umzug ist Anlass für das Stadtarchiv, Rückblick auf die Geschichte der Königsteiner Bibliotheken und ihres „neuen“ Domizils zu nehmen.
Ab wann genau lesehungrige Bürgerinnen und Bürger sich mit Lektüre eindecken konnten, ist ungewiss. Fest steht, dass es bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts eine katholische Gemeindebibliothek gab. Inwieweit diese eventuell nur den Mitgliedern der katholischen Kirchengemeinde zur Verfügung stand, ist nicht bekannt.
Als aufstrebender Kurort jedoch, dessen Gäste größtenteils aus Großstädten kamen und der gehobenen und gebildeten Mittelschicht angehörten, musste Königstein auch in kultureller Beziehung etwas bieten. So gab es Konzerte, Theateraufführungen – und auch ein „Lesezimmer“.
Für die Kurgäste insbesondere war das Lese- und Spielezimmer gedacht, das sich in einem Haus in der Falkensteiner Straße befand, das der Baronin von Rothschild gehörte. Auf Anfrage der Stadt stellte sie es alljährlich in den Sommermonaten zur Verfügung. Der Stadt oblag lediglich die Reinigung des Raumes. Hier gab es Spiele, Bücher und vor allem Zeitschriften und Zeitungen aus allen Teilen Deutschlands. In den städtischen Archivalien befindet sich ein kleines Büchlein, in das die Gäste ihre Beschwerden, Anregungen oder auch Lob eintrugen. Die Einträge, häufig auch anonym, beziehen sich allerdings nicht nur auf das Lese- und Spielezimmer. Hier einige Auszüge, die einen nicht immer freundlichen Umgangston miteinander dokumentieren: „Wen das hiesige Pflaster stört, kann ja leicht durch die Abreise abhelfen! Ein besseres Mittel giebt es wohl nicht!“ Auch das Wetter war damals schon Thema: „Es wird gebeten, Einsprache gegen den ständigen Regen zu erheben und bittet man die hochwohllöbliche Kurverwaltung diesbezügliche Änderungen im Plane der Schöpfung eintreten zu lassen. Auch Einer“
Mit den Gegebenheiten im Lesezimmer befassen sich andere Eintragungen: „Das laute Sprechen in dem Raum neben dem Lesezimmer ist außerordentlich störend und muß unbedingt untersagt werden. – Eine oft Gestörte“ – „Es wird höflichst gebeten, die furchtbar knarrende Thüre im Lesezimmer, sagen wir lieber Schwatzzimmer, zu ölen.“ – „Bei der jetzigen trüben Jahreszeit wäre es wirklich angebracht, für den Kurgast insofern Rechnung tragen zu wollen, dass das Lese- und Spielzimmer bis 10 Uhr abends geöffnet und beleuchtet ist.“
Diese Eintragungen stammen aus dem Jahr 1895. Bis in den Ersten Weltkrieg konnte die Kurverwaltung das Zimmer in der Falkensteiner Straße nutzen.
Neben diesem Lesezimmer gab es ab ca. 1909 eine „Unterhaltungsbibliothek zur freien Benutzung“ für die Kurgäste, die im Rathaus in der Hauptstraße 15, genauer gesagt im Meldeamt, untergebracht war. 1910 umfasste die kleine Kurbibliothek im Rathaus, Zimmer Nr.3, 230 Bände.
Doch auch die Königsteiner Einwohnerschaft hatte die Möglichkeit, sich Bücher auszuleihen. In jenen Jahren befand sich eine Leihbibliothek beim Buchhändler Heinrich Strack in der Hauptstraße 3.
1925, das Kurwesen erholte sich von den Auswirkungen des Krieges, gab es eine Kurbibliothek im Rathaus, Zimmer 4, die täglich von 11 bis 12 Uhr vormittags geöffnet war. Die Ausgabe der Bücher erfolgte unentgeltlich an Kurgäste und Mitglieder des Kurvereins.“ Am 20. November 1925 genehmigte der Magistrat die Anschaffung von Büchern im Wert von ca. 100 Mark.
1926 erfolgte die Übergabe der Bestände der Bibliothek des Vereins für Volksbildung an die Kurbibliothek. Diese Bibliothek war bis dahin in einem Schulsaal der Volksschule untergebracht, der nun von der englischen Besatzungsbehörde für andere Zwecke angefordert wurde. Da der Verein für Volksbildung seine Tätigkeit eingestellt hatte, konnte die Volksbibliothek der Kurbibliothek einverleibt werden. Es handelte sich um einen Zugang von 544 Büchern, zu denen noch 44 nicht eingebundene Bücher und Hefte kamen.
Für das Jahr 1934 sind – laut Aktenlage im Stadtarchiv – vier kleinere öffentliche und private Büchereien in Königstein nachweisbar. Es waren dies die Kurbibliothek Königstein mit 834 Bänden, die von der Kurverwaltung Königstein unterhalten wurde. In genanntem Jahr erfolgten 262 Entleihungen. Darüber hinaus gab es die Buchhandlung Georg Völker (Hauptstraße 22) mit 307 ausleihbaren Bänden. Hier wurden 1934 insgesamt 1250 Bücher ausgeliehen. Auch die Buchhandlung Ria Ose (vormals Buchhandlung Strack, s.o.) hatte eine kleine angeschlossene Bücherei mit 192 Bänden. Lehrerin Emma Kroth leitete die katholische Gemeindebücherei, die so genannte Borromäus-Bücherei.
Die seit 1938 bestehenden Pläne, auf Grundlage der Kurbibliothek eine städtische Bibliothek neu einzurichten, dauerten bis zur Realisierung zwei Jahre. Am 26. August 1940 wurde sie im Kur- und Verkehrsbüro eröffnet, Joseph Flugel war ihr Leiter.
Die Bestände der Bücherei wurden in jenen Jahren der Diktatur streng kontrolliert: „Durch einen Beauftragten der Regierung wurde dieser Tage eine Sichtung der Bestände unserer Kurbibliothek vorgenommen und dabei alle nicht mehr zeitgemäßen Bücher ausgemerzt. Die ausgeschiedenen Bände werden demnächst durch andere Werke ersetzt werden“, schrieb die Taunus Zeitung am 13. Februar 1939.
Auf Anweisung des Regierungspräsidenten vom 10. September 1941 erfolgte die Versiegelung der Borromäus-Bibliothek, ebenso wurden die Büchereien der evangelischen Kirchengemeinde und des Krankenhauses geschlossen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg unterstützten die amerikanischen Besatzungsbehörden den Aufbau des kulturellen Lebens auch in Königstein. Der amerikanische Hohe Kommissar McCloy bewilligte der Volksschule 1950 einen Betrag in Höhe von 250 DM für die Anschaffung eines „Bildwerfers“, und die Stadt erhielt aus der Amerika-Spende mehrere Bücher und eine Reihe amerikanischer Zeitschriften für die Volksbücherei im Kurhausbüro.
Quelle: Königssteiner Woche, 50. KW, 10.12.2003
