Die Herbsttagung des „Verbandes hessischer Kommunalarchivarinnen und -archivare“ findet am Mittwoch, 15. Oktober, in Offenbach statt. Gastgeber ist das Stadtarchiv, in dem sich vor 16 Jahren Kolleginnen und Kollegen aus kleinen Stadt- und Gemeindearchiven trafen, um über eine Zusammenarbeit und „aktive Kollegenhilfe“ zu beraten. Die Treffen, die jährlich im Frühjahr und im Herbst stattfinden, sind wechselnden Themen gewidmet. „Sicherheit im Archiv“, lautet der Schwerpunkt diesmal. Durch die Flutkatastrophe des vergangenen Jahres, die viele Archive traf und wertvolles Schriftgut vernichtete, erhält die Tagung eine aktuelle Note. Erwartet werden etwa 50 Teilnehmer.
Kontakt:
Stadtarchiv Offenbach,
Sandgasse 26,
63065 Offenbach am Main
Quelle: Offenbach-Post, 13.10.2003
Roter Faden durch das Fernseharchiv
Fernsehen lebt aus der Konserve. Ohne ein gut gepflegtes Filmarchiv bliebe die Mattscheibe oft schwarz. Ein Content-Management-System, das der Österreichische Rundfunk ORF seit einem Jahr einsetzt, ist in Kapazität und Suchgeschwindigkeit unerreicht.
In der griechischen Sage findet Theseus dank des berühmten Ariadnefadens den Weg durch das Labyrinth des grausamen Minotaurus. Einem Irrgarten gleicht auch der Bestand eines Fernseharchivs: Täglich werden gewaltige Mengen an audiovisuellen Informationen über den Äther geschickt und gleichzeitig für eine eventuelle Wiederverwendung digital gespeichert. Die Herausforderung für jeden Archivar besteht darin, aus Millionen von Sendeminuten auf Anfrage möglichst schnell das passende Material zusammenzustellen. Mit diesem Problem befasste sich das zweijährige EU-Projekt Primavera (Personalized Retrieval and Indexing of Media Assets in Virtual Environments for Real-Time Access). Die darin entwickelte Software testet der Österreichische Rundfunk ORF in Wien seit einem Jahr. Sie wurde gemeinsam entwickelt vom Fraunhofer-Institut für Integrierte Publikations- und Informationssysteme IPSI in Darmstadt, der tecmath AG in Kaiserslautern und dem Instituto Trentino Di Cultura ITC in Trient.
Im Gegensatz zu existierenden Content-Management-Systemen unterstützt Primavera das kollaborative Sichten von Material. Suchte ein Redakteur bisher in archivierten Sendungen, bestellte er schließlich mehrere, vermutlich passende. Viele davon erweisen sich jedoch schnell als nutzlos. „Nun kann er bereits am Bildschirm anhand von Schlüsselbildern – den Keyframes genannten Standbildern von markanten Szenen – eine Vorauswahl treffen und so die Suche einschränken“, sagt IPSI-Bereichsleiter Matthias Hemmje. Und Stephan Schneider, Projektkoordinator bei tecmath ergänzt: „Mit eineinhalb Millionen durchsuchten Bildern in drei Sekunden halten wir den Rekord.“
Der Zugriff auf Primavera erfolgt über einen Standard-Web-Browser, Suchergebnisse bereitet das System grafisch auf. Beispielsweise stellt es Schnittmengen mehrerer Anfragen in intuitiver Form in einer Relevanzkugel genannten Benutzeroberfläche dar. Damit eine Suche erfolgreich ist, müssen die Archivbestände exakt klassifiziert sein. Mit einem Werkzeug namens Piclasso beschleunigt das Programm die Verschlagwortung von bereits vorhandenen Filmen, indem es deren Klassifizierung quasi lernt und auf neu hinzukommendes Material automatisch anwendet. Der Archivar hat dabei natürlich jederzeit die Wahl, ob er den Vorschlag übernimmt oder nicht. Zudem kann der Nutzer nicht nur text-, sondern auch bildbezogen suchen. Ein Foto genügt, um Filme mit der gewünschten Person zu finden. „Das war bisher nicht möglich und ist für uns eindeutig eine qualitative Verbesserung“, freut sich Herbert Hayduck, Leiter der Dokumentation im ORF-Archiv.
Ansprechpartner:
Dr. Matthias Hemmje
Telefon 0 61 51 / 8 69-8 44 , Fax -68 44, hemmje@ipsi.fraunhofer.de
Dr. Stephan Schneider
Telefon 06 31 / 3 03-52 00, Fax -52 09, stephan.schneider@cms.tecmath.com
Links:
http://www.primavera-ist.de
http://www.fraunhofer.de/mediendienst
Quelle: idw-online / Fraunhofer-Gesellschaft, 13.10.2003
Digitalisierung auf sächsisch
In der Marburger „Archivliste“ weist Thekla Kluttig vom Sächsischen Hauptstaatsarchiv Dresden darauf hin, dass der Sächsische Rechnungshof in seinem am 9.10.2003 der Öffentlichkeit vorgestellten Jahresbericht auch die staatliche Archivverwaltung behandelt hat und darin eine deutliche Reduzierung der Bestände fordert. Dies solle u.a. durch Digitalisierung von Archivgut mit anschließender Kassation der Originale geschehen. Abgebende Behörden sollen archivwürdige Akten grundsätzlich nur noch elektronisch übergeben.
Das Referat Archivwesen des Sächsischen Staatsministeriums des Innern hat die Vorschläge des Rechnungshofes in einer Stellungnahme zurückgewiesen, da sie archivfachlich nicht akzeptabel sind und zu einer massiven Vernichtung von Kulturgut führen würden.
Ludwigsburger Akten und ihre brisanten Inhalte
Peter Müller spricht in Metern. Allein einen Kilometer Entnazifizierungsakten werden im Staatsarchiv Ludwigsburg bewahrt, erzählt der Leiter des Archivs, 700 Meter Wiedergutmachungsakten, 200 Meter Justizüberlieferungen – Unmengen von Papier, das viele Geschichten zu erzählen weiß. Seine Mitarbeiterin Elke Koch stellt einen großen Karteikasten auf den Tisch. Vergilbt und abgegriffen sind die Karten. Wer Fragen an die kilometerlangen Aktenbestände hat, musste sich bislang erst Zentimeter für Zentimeter durch Karteikarten wühlen, bevor er die richtige Akte und damit eine Antwort erhoffen konnte, erklärt sie. Dann greift sie zur Computermaus, klickt ein Suchfeld auf dem Laptop-Schirm an und gibt einen Begriff ein. „19 Treffer“ meldet ihr der Computer und liefert ihr die Aktenzeichen gleich mit. Für die Benutzer des Staatsarchivs hat damit die mühsame Suche hat ein Ende.
Für die Journalistin Christiane Kohl kommt diese Neuerung zu spät. Während ihrer Recherchen über die Kriegsverbrechen deutscher Soldaten in Italien während des Zweiten Weltkriegs wühlte sich die Italienkorrespondentin der „Süddeutschen Zeitung“ auch durch das Ludwigsburger Staatsarchiv und die Bestände der „Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen“. Was sie dort und andernorts fand, verarbeitete sie in ihrem im vergangenen Jahr erschienenen Tatsachenroman „Villa Paradiso. Als der Krieg in die Toskana kam“.
Mit ihrer Arbeit löste sie Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Stuttgart gegen neun ehemalige SS-Soldaten aus, die 1944 an der Ermordung der Bewohner des italienischen Dorfes Sant“ Anna di Stazzema beteiligt gewesen sein sollen. Etwa 400 Tote wurden damals namentlich identifiziert, darunter waren mehr als 110 Kinder. Wie viele Menschen tatsächlich starben, ist unklar: Damals befanden sich viele Flüchtlinge in dem Bergdorf zwischen Carrara und Lucca, die Leichen wurden teilweise gestapelt und angezündet.
Ein SS-Soldat, der in Sant“ Anna dabei war und im Kreis Böblingen lebt, erzählte Christiane Kohl von seinen Erlebnissen. Sie nannte ihn Heinz Otte. Er berichtete ihr unter anderem von seiner Verletzung: einem Streifschuss am Kopf. Dieser Hinweis führte die Ermittler auf seine Spur. Mittlerweile hat die Zentrale Stelle den Fall an die Stuttgarter Staatsanwaltschaft übergeben.
Die Arbeit der Stelle geht weiter. Dazu wird ihr Leiter Kurt Schrimm in den kommenden Jahren viele Archive besuchen und sich durch Akten wühlen müssen. „Wir durchforsten Archive, die uns die vergangenen 50 bis 60 Jahren nicht zur Verfügung standen“, erklärt Schrimm. Ein Kollege sei vor kurzem in der Ukraine gewesen und habe Material des Geheimdienstes KGB gesichtet. Er selbst hat sich in Washington mit Akten der US-Behörden befasst, die den Lebenslauf deutschstämmiger US-Bürger auf ihre Nazivergangenheit durchleuchtet hatten, und nach dieser Reise „fünf neue Verfahren eingeleitet“.
Christiane Kohl liest am Mittwoch, 15. Oktober, um 19 Uhr im Staatsarchiv Ludwigsburg, Arsenalplatz, aus dem Buch „Villa Paradiso“.
Kontakt:
Staatsarchiv Ludwigsburg
Arsenalplatz 3
71638 Ludwigsburg
Telefon: 07141/18-6310 (Lesesaal -6337)
Telefax: 07141/18-6311
Mail
Quelle: Stuttgarter Zeitung, 14.10.2003
Zeitschrift „Archiv und Wirtschaft“, 3/2003
Heft 3 (2003) der Zeitschrift „Archiv und Wirtschaft“ (36. Jg.) enthält folgende Beiträge:
- Dirk Schlinkert: Probleme der Archivierung digitaler Dokumente – ein kursorischer Überblick
- Barbara Hoen: Archivierung elektronischer Unterlagen in staatlichen Archiven – Stand und Perspektiven
- Frank M. Bischoff: Migration, Emulation, Konversion: Möglichkeiten und Grenzen?
- Michael Daubner: NomAD – die Basis für integriertes Wissensmanagement in der Sparkassen-Finanzgruppe
Berichte:
- Peter Blum: Congreso Internacional de Archivos Municipales vom 10. bis 14. März 2003
- Thorsten Schulz: Studienkonferenz „Mobilität und Motorisierung. Zur Geschichte des Verkehrs im Rheinland“ in Köln am 14. März 2003
- Michael Klein: Neuerscheinung der Beständeübersicht des Landesarchivs Berlin, Teil I (Berlin bis 1945) im Druck und im Internet
Rezensionen:
- Hans Pohl (Hrsg.): Geschichte des Finanzplatzes Berlin (Christoph Kreutzmüller)
- John Armstrong u. Andreas Kuntz (Hrsg.): Coastal shipping and the European economy 1750-1980 (Wolfhard Weber)
- Christopher Kopper: Handel und Verkehr im 20. Jahrhundert (Horst A. Wessel)
- Thomas Großbölting u. Rüdiger Schmidt (Hrsg.): Unternehmerwirtschaft zwischen Markt und Lenkung. Organisationsformen, politischer Einfluß und ökonomisches Verhalten 1930-1960 (Tim Schanetzky)
- Lothar Gall (Hrsg.): Krupp im 20. Jahrhundert (Burkhard Zeppenfeld)
- Markus Lupa: Volkswagen Chronik (Peter Blum)
Personalnachrichten/Verschiedenes, Impressum
Kontakt:
Detlef Krause M.A.
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ZKV-Historische Dokumentation
Kaiserplatz
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Tel.: 069/136-23616
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Italiens Museen sind bankrott
Die frühere italienische Kulturministerin Giovanna Melandro schlägt Alarm: Die staatlichen Zuschüsse für Museen, Bibliotheken und Archive seien so stark gekürzt worden, dass ihr Fortbestand akut gefährdet sei. «Alle bisherigen Anstrengungen werden zunichte gemacht», zitiert die Zeitung «La Repubblica» die Politikerin, die den oppositionellen Linksdemokraten angehört.
Seit dem Amtsantritt von Ministerpräsident Silvio Berlusconi 2001 seien die Verwaltungsetats der kulturellen Einrichtungen seien um insgesamt mehr als 30 Prozent beschnitten worden, berichtet das Blatt. In vielen Fällen reichten die verfügbaren Gelder noch nicht einmal mehr aus, um Wasser-, Strom- und Telefonrechnungen zu bezahlen.
Die Misere betrifft nicht nur entlegene Provinzmuseen. So drohte im vergangenen Herbst den berühmten Uffizien in Florenz der Blackout. Das Museum war mit Stromrechungen von 286.000 Euro im Rückstand. In Neapel gebe es nicht einmal genug Geld für die städtische Müllabfuhr, beklagte sich der Leiter des Museumsbehörde, Nicola Spinosa.
Das Kulturministerium sei bankrott, konstatiert der Gewerkschafter Gianfranco Cerasoli. Ressortleiter Giuliano Urbani habe die Kürzungen stillschweigend akzeptiert. Die laufenden Unterhaltskosten für die Kulturstätten müssten längst aus anderen staatlichen Etats bestritten werden. Zugesagte Entschädigungen kamen laut Cerasoli nie an.
Die Folge: Restaurierungsarbeiten müssen immer weiter aufgeschoben werden. Zudem könnten die Museen abends nicht mehr länger öffnen, kritisierte der Gewerkschafter. Die Besucherzahlen seien rückläufig, noch dazu drohe das Museumspersonal mit Streiks.
Quelle: Netzeitung, 13.10.2003
Gegen den König von Preußen agitiert
Der Letmather Carl Overweg (1805-1876) hat im Revolutionsjahr 1848 gegen den König von Preußen agitiert und so seine Beförderung zum Kommerzienrat verspielt. Diese neuen Erkenntnisse präsentierte der Iserlohner Stadtarchivar und Geschichtsforscher Götz Bettge vorgestern einer Ururenkelin von Carl Overweg, die erstmals in ihrem Leben die Stätte ihrer Ahnen – das Haus Letmathe – besuchte.
Carl Overweg, der von 1852 bis zu seinem Tode im Haus Letmathe wohnte, hat sich laut Bettge über Jahrzehnte als liberalkonservativer Politiker und Vertreter der Wirtschaftsverbände engagiert. Im Revolutionsjahr 1848 bezog er als Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung eine deutliche Gegenposition zur Politik der Preußischen Regierung. Unter anderem setzte er sich, wie Bettge herausfand, für Schutzzölle und gegen den Freihandel ein und forderte in einem Flugblatt die Ablösung des Ministerpräsidenten. So wurde er öffentlich bezichtigt, den Aufstand in Iserlohn mit angestiftet zu haben.
Die Engländerin Maria Fox, geb. Ebbinghaus, die zum ersten Mal in ihrem Leben das Geburtshaus ihrer Mutter – das Haus Letmathe – betrat, nahm diese Erkenntnisse über ihren Ururgroßvater mit großem Interesse auf. Auch ihr Mann John Fox sowie Jürgen Overweg aus Bad Hersfeld, ein weiterer Nachfahre des „revolutionären Politikers aus Letmathe“, und dessen Frau Helga freuten sich über die Neuigkeiten aus der Geschichtsforschung.
Aber auch Archivar Götz Bettge empfand das Treffen mit den Overweg-Nachfahren im Heimatmuseum als äußerst bereichernd. Hatten die Familien aus Bad Hersfeld und aus dem englischen Leigh-on-Sea doch eine ganze Menge alter Fotos und Dokumenten mitgebracht. Bettge hofft nun, daraus weitere Erkenntnisse über die Geschichte der Overwegs sowie über Iserlohn und Letmathe gewinnen zu können.
„Ich war furchtbar aufgeregt“, beschreibt die 70-jährige Maria Fox ihr Gefühl, als sie die Schwelle zum Haus Letmathe überschritt. „Es war schon ein emotionaler Augenblick, in das Gebäude hineinzugehen, in dem meine Mutter (Anna E. Ebbinghaus) ihre Kindheit verbrachte. Ich weiß noch genau, wie sie mir früher stolz davon erzählt hat, dass das Haus im Jahr 1900 zum ersten Mal elektrischesLicht bekam und wie fasziniert sie war, als sie zum ersten Mal auf den Schalter drückte.“
Die Psychotherapeutin Maria Fox wurde 1933 in Witten an der Ruhr geboren und lebt seit 44 Jahren in England. Mit ihrem Mann John, einem geschichtlich sehr interessierten Unternehmensberater, wohnt sie in der Nähe von London. John Fox ist stolz darauf, mit Lena und Marga Deneke befreundet zu sein, zwei Professorinnen in Oxford, die als Töchter von Clara Deneke ebenfalls aus der großen Letmather Overweg-Familie abstammen.
Quelle: Westfälische Rundschau, 11.10.2003
Bibliothek des Statistischen Bundesamtes
Das Statistische Bundesamt betreibt im Erdgeschoss seines Hauptgebäudes am Gustav-Stresemann-Ring 11 die größte Spezialbibliothek für Statistik in Deutschland, die primär für die Literatur- und Informationsversorgung der Mitarbeiter des Statistischen Bundesamtes gedacht ist, aber gleichzeitig auch für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Der angenehme Lesesaal bietet 20 Nutzern Platz und ist mit zwei Internet-Arbeitsplätzen ausgestattet. Besucher sind hier sehr willkommen. Jährlich nutzen auch mehrere tausend dieses Angebot.
Das Bundesamt in Wiesbaden ist weit über diese Stadt hinaus ein Begriff, denn hier Veröffentlichtes findet in den Medien oft große Beachtung, wie die Informationen zur Wirtschaftsentwicklung, zum Bruttoinlandsprodukt, zur Preisentwicklung oder auch zu den Lebensverhältnissen der Bevölkerung. Das Amt ist dem Bundesinnenministerium zugeordnet und hat den gesetzlichen Auftrag, statistische Informationen, die objektiv, unabhängig und qualitativ hochwertig sind, für Politik, Regierung, Verwaltung, Wirtschaft sowie allen Bürgern bereitzustellen und zu verbreiten. Neben dem Statistischen Bundesamt bestehen heute in der Bundesrepublik Deutschland 16 statistische Landesämter und rund hundert selbstständige statistische Ämter in Städten und kommunalen Dienststellen.
Der Bibliotheksbestand des Bundesamtes ist beachtlich und umfasst rund 500.000 Medieneinheiten (Bücher, CD-ROM, Zeitschriftenbände) sowie 1400 laufende Zeitschriften. Hier gibt es Literatur zum Schwerpunktthema Statistik: An erster Stelle natürlich die aktuellen und älteren amtlichen Statistiken des Bundes und der Länder, aber auch historische Statistiken des Deutschen Reichs und seiner Länder sowie aus der DDR.
Dann sind hier auch eine ganze Reihe internationaler Veröffentlichungen zu finden, von ausländischen Statistikämtern sowie inter- und supranationalen Organisationen. Statistische Veröffentlichungen anderer Institutionen wie Ministerien, Bundesbehörden usw., in- und ausländische Lehrbücher und Methodenliteratur zur Statistik, Publikationen von Wirtschaftsforschungs- und anderen wissenschaftlichen Instituten sowie Hintergrundliteratur zu den verschiedensten statistikrelevanten Gebieten vervollständigen den Bestand.
Seit fünf Jahren leitet Diplom-Volkswirt Dr. Thomas Helmcke die Bibliothek mit ihren 19 Mitarbeitern, darunter vielen Teilzeitkräften. Zur Bibliothek gehören auch die vier großen Magazin- und Archivräume. Zwar werden die Altakten des Statistischen Bundesamtes dem Bundesarchiv in Koblenz zur Übernahme angeboten, aber hier stehen auch Räume als Zwischenarchiv für Akten zur Verfügung, die nicht mehr so häufig gebraucht werden.
Das eigentliche Archiv und die Bibliotheksmagazine sind in zum Teil klimatisierten Kellerräumen in platzsparenden Rollregalen untergebracht. Hier werden die alten Ausgaben aus den Anfängen der amtlichen Statistik im 19. Jahrhundert aufbewahrt wie die Statistiken des Königreichs Hannovers von 1855, die gesammelten Zeitschriften des Königlich Preußischen Statistischen Büros, Beiträge zur Arbeiterstatistik, Statistiken des Deutschen Reichs bis 1944 – und auch Raritäten wie „Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts, aus der Geburt, dem Tode und der Fortpflanzung desselben erwiesen“ von Johann Peter Süßmilch. Das Buch des ersten deutschen Statistikers wurde 1788 in Berlin publiziert und wird heute von seinen Nachfolgern zusammen mit anderen Kostbarkeiten sorgfältig verwahrt.
Tatsächlich gehen die Anfänge der Statistik so weit zurück. Damals gab es zunächst Materialsammlungen für „Beschreibungen des Staats- und Volkslebens“, und zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden dann bereits Statistiken zur „Topographie“, der „Seelenzahl“, der „Agrikultur“, des „Gewerbefleißes“ und der „Staatsfinanzen“ erstellt. Erste „Statistische Bureaus“ entstanden 1805 in Preußen, 1808 in Bayern und 1820 in Württemberg.
Der moderne Nachfolger dieser „Statistischen Bureaus“ am Gustav-Stresemann-Ring veröffentlicht heute rund 800 Titel als Print- oder als elektronische Publikationen, und seine Internet-Seite (www.destatis.de) ist eine vielbesuchte zuverlässige und aktuelle Informationsquelle über alle Bereiche der Statistik. Die Bibliotheksseite (www.destatis.de/bibliothek).
Quelle: Wiesbadener Tagblatt, 11.10.2003
Tag der offenen Tür in Düsseldorf
Wie lebendig Geschichte sein kann, das erfuhren mehr als hundert Besucher gestern im Hauptstaatsarchiv Düsseldorf an der Mauerstraße. Im zweitgrößten Archiv Deutschlands war der „Tag der offenen Tür“ ein voller Erfolg. Gruppen von Neugierigen staunten über 99 Regal-Kilometer Akten aus 1200 Jahren niederrheinischer Vergangenheit. Krönendes Beispiel: die Heiratsurkunde der Anna von Cleve mit Heinrich VIII. Im Lesesaal, der längst auch von „Normalbürgern“ benutzt werden kann, war nur Flüstern erlaubt. Und in der Werkstatt zog Archiv-Pädagoge Joachim Pieper weiße Handschuhe an, bevor er ein tausend Jahre altes Siegel in die Hand nahm.
Zwölf Restauratoren sind im Archiv des Staates damit beschäftigt, verblichene Schätze wieder zu beleben. Sie müssen neben kunsthistorischen auch biologische, chemische und physikalische Kenntnisse haben, um alte Rezepturen zu kennen.
Nicht nur mit Handschuhen, sondern auch mit dem Skalpell werden die so genannten „Kahn-Akten“ bearbeitet und wieder lesbar gemacht. Die 1944 ausgelagerten, alten Dokumente hatten Monate lang auf einem gesunkenen Kahn im Mittellandkanal gelegen und waren nach einer Rettungsaktion hart wie Backsteine. Jetzt müssen sie Seite für Seite entblättert werden. Eine Arbeit für weitere dreißig Jahre.
Der „Tag der Archive“ geht heute weiter. So zeigt die Rheinbahn auf ihrem Betriebshof Am Steinberg von 10 bis 18 Uhr die Entwicklung von der Pferdebahn bis zur Niederflurbahn. Ab Jan-Wellem-Platz, Bahnsteig 8, ist ein kostenloser Oldie-Pendelverkehr eingerichtet. Wer alte „Schätzchen“ für das Archiv hat, kann sie mitbringen.
Jede Menge offene Türen
Von 10 bis 16 Uhr sind heute geöffnet: Stadtarchiv (mit Archiv der Evangelischen Kirche) an der Heinrich-Ehrhardt-Straße 61; Medienzentrum Rheinland am Bertha-von-Suttner-Platz 3; Heine-Institut (mit Heine-Universität, Kunstakademie und Künstlerverein Malkasten) Bilker Straße 12-14; Rheinmetall (mit Henkel) Rheinmetall Allee 1; E.On (mit Victoria) E.On-Platz 1; Theatermuseum Jägerhofstraße 1; Archiv der Bilker Heimatfreunde Himmelgeister Straße 73; Pfarrarchiv St. Lambertus am Stiftsplatz 7; Fliedner-Archiv Alte Landstraße 179, Heimatarchiv Benrath Benrodestraße 46 und Filmmuseum Schulstraße 4.
Kontakt:
Hauptstaatsarchiv Düsseldorf
Mauerstr. 55
D-40476 Düsseldorf
Zweigarchiv Schloss Kalkum
Oberdorfstr. 10
D-40489 Düsseldorf
Telefon: 0211-9449-02
Telefax: 0211-9449-7002
E-mail: poststelle@hsa.nrw.de
Quelle: NRZ, 11.10.2003
Bibliothek des Statistischen Bundesamtes
Das Statistische Bundesamt betreibt im Erdgeschoss seines Hauptgebäudes am Gustav-Stresemann-Ring 11 die größte Spezialbibliothek für Statistik in Deutschland, die primär für die Literatur- und Informationsversorgung der Mitarbeiter des Statistischen Bundesamtes gedacht ist, aber gleichzeitig auch für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Der angenehme Lesesaal bietet 20 Nutzern Platz und ist mit zwei Internet-Arbeitsplätzen ausgestattet. Besucher sind hier sehr willkommen. Jährlich nutzen auch mehrere tausend dieses Angebot.
Das Bundesamt in Wiesbaden ist weit über diese Stadt hinaus ein Begriff, denn hier Veröffentlichtes findet in den Medien oft große Beachtung, wie die Informationen zur Wirtschaftsentwicklung, zum Bruttoinlandsprodukt, zur Preisentwicklung oder auch zu den Lebensverhältnissen der Bevölkerung. Das Amt ist dem Bundesinnenministerium zugeordnet und hat den gesetzlichen Auftrag, statistische Informationen, die objektiv, unabhängig und qualitativ hochwertig sind, für Politik, Regierung, Verwaltung, Wirtschaft sowie allen Bürgern bereitzustellen und zu verbreiten. Neben dem Statistischen Bundesamt bestehen heute in der Bundesrepublik Deutschland 16 statistische Landesämter und rund hundert selbstständige statistische Ämter in Städten und kommunalen Dienststellen.
Der Bibliotheksbestand des Bundesamtes ist beachtlich und umfasst rund 500.000 Medieneinheiten (Bücher, CD-ROM, Zeitschriftenbände) sowie 1400 laufende Zeitschriften. Hier gibt es Literatur zum Schwerpunktthema Statistik: An erster Stelle natürlich die aktuellen und älteren amtlichen Statistiken des Bundes und der Länder, aber auch historische Statistiken des Deutschen Reichs und seiner Länder sowie aus der DDR.
Dann sind hier auch eine ganze Reihe internationaler Veröffentlichungen zu finden, von ausländischen Statistikämtern sowie inter- und supranationalen Organisationen. Statistische Veröffentlichungen anderer Institutionen wie Ministerien, Bundesbehörden usw., in- und ausländische Lehrbücher und Methodenliteratur zur Statistik, Publikationen von Wirtschaftsforschungs- und anderen wissenschaftlichen Instituten sowie Hintergrundliteratur zu den verschiedensten statistikrelevanten Gebieten vervollständigen den Bestand.
Seit fünf Jahren leitet Diplom-Volkswirt Dr. Thomas Helmcke die Bibliothek mit ihren 19 Mitarbeitern, darunter vielen Teilzeitkräften. Zur Bibliothek gehören auch die vier großen Magazin- und Archivräume. Zwar werden die Altakten des Statistischen Bundesamtes dem Bundesarchiv in Koblenz zur Übernahme angeboten, aber hier stehen auch Räume als Zwischenarchiv für Akten zur Verfügung, die nicht mehr so häufig gebraucht werden.
Das eigentliche Archiv und die Bibliotheksmagazine sind in zum Teil klimatisierten Kellerräumen in platzsparenden Rollregalen untergebracht. Hier werden die alten Ausgaben aus den Anfängen der amtlichen Statistik im 19. Jahrhundert aufbewahrt wie die Statistiken des Königreichs Hannovers von 1855, die gesammelten Zeitschriften des Königlich Preußischen Statistischen Büros, Beiträge zur Arbeiterstatistik, Statistiken des Deutschen Reichs bis 1944 – und auch Raritäten wie „Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts, aus der Geburt, dem Tode und der Fortpflanzung desselben erwiesen“ von Johann Peter Süßmilch. Das Buch des ersten deutschen Statistikers wurde 1788 in Berlin publiziert und wird heute von seinen Nachfolgern zusammen mit anderen Kostbarkeiten sorgfältig verwahrt.
Tatsächlich gehen die Anfänge der Statistik so weit zurück. Damals gab es zunächst Materialsammlungen für „Beschreibungen des Staats- und Volkslebens“, und zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden dann bereits Statistiken zur „Topographie“, der „Seelenzahl“, der „Agrikultur“, des „Gewerbefleißes“ und der „Staatsfinanzen“ erstellt. Erste „Statistische Bureaus“ entstanden 1805 in Preußen, 1808 in Bayern und 1820 in Württemberg.
Der moderne Nachfolger dieser „Statistischen Bureaus“ am Gustav-Stresemann-Ring veröffentlicht heute rund 800 Titel als Print- oder als elektronische Publikationen, und seine Internet-Seite (www.destatis.de) ist eine vielbesuchte zuverlässige und aktuelle Informationsquelle über alle Bereiche der Statistik. Die Bibliotheksseite (www.destatis.de/bibliothek).
Quelle: Wiesbadener Tagblatt, 11.10.2003