Corvey und das Erbe der Antike: Kaiser, Klöster und Kulturtransfer im Mittelalter

Große Sonderausstellung 2024 im Diözesmuseum Paderborn.

Politik, Philosophie, Kunst und Literatur – so manches, was unsere freiheitliche Gesellschaft bis heute prägt, hat seine Wurzeln in der Antike. Und doch ist vieles, was wir über die Zeit von Homer, Caesar, Tacitus und Co. wissen, nur in der Überlieferung des Mittelalters erhalten. Mit der großen Sonderausstellung Corvey und das Erbe der Antike vom 21.9.2024 bis 26.1.2025 zeigt das Diözesanmuseum Paderborn anhand einzigartiger und faszinierender Leihgaben aus Europa und den USA, wie antikes Wissen und Kultur durch die Jahrhunderte übermittelt wurden und unsere europäische Gesellschaft bis heute prägen.

Anlass der Ausstellung ist die Gründung des Klosters Corvey vor über 1.200 Jahren und das 10-jährige Jubiläum seiner Ernennung zum Welterbe der UNESCO.

Kaiser, Klöster und die Think-Tanks des Mittelalters
Bedeutende Klöster wie die Reichsabtei Corvey an der Weser spielten bei der vom Frankenkaiser Karl dem Großen (747/48–814 n. Chr.) geförderten Wissenssammlung und -organisation eine entscheidende Rolle. Deren Bibliotheken waren nicht allein Horte des Wissens zur Antike, sondern auch Relaisstationen für dessen Verbreitung. Doch nur das, was man in den Think-Tanks der Herrschenden für überlieferungswürdig hielt, wurde auch abgeschrieben und weiterverbreitet. Gleichzeitig entstanden in den Bauhütten und Werkstätten der mittelalterlichen Klöster und Königspfalzen faszinierende Werke der Architektur, der Goldschmiede- und Elfenbeinkunst in antiker Tradition. Mitunter arbeiteten die mittelalterlichen Handwerker antike Originale um oder integrierten sie prominent in ihre eigenen Werke. Vereinnahmt und geprägt vom jeweiligen Zeitgeist, erzählen sie eigene, neue Geschichten und geben uns bis heute Rätsel auf.

Wie kam Odysseus an die Weser?
Ein solch rätselhaftes Werk findet sich noch heute an den Wänden des Westwerks Corvey. Vor mehr als 1.000 Jahren entstanden hier Malereien, die den Kampf des antiken Helden Odysseus gegen das Meeresungeheuer Skylla zeigen. Es ist die älteste erhaltene mittelalterliche Darstellung dieses antiken griechischen Epos. Doch woher kannten ihre Schöpfer die Geschichte? Warum war die Erzählung von Odysseus im Mittelalter noch so wichtig, dass sie an den Innenräumen eines bedeutenden kirchlichen Gebäudes angebracht wurde? Die Auftraggeber solcher Wandmalereien, aber auch imposanter Werke der Schatzkunst und aufwändiger Abschriften antiker Texte zählten zu den Mächtigsten im Reich. Doch was wussten sie eigentlich über die Antike?

Die Sonderausstellung geht diesen Fragen anhand zahlreicher historischer Exponate nach. Arbeiten zeitgenössischer Kunst, die den Themenkanon der Antike aufgreifen, erhalten zudem ein eigenes Ausstellungskapitel. Dabei wird die kulturelle Aneignung der Antike nicht als reine Erfolgsgeschichte präsentiert. Denn gerade in Gebieten wie Westfalen, die nie zum Römischen Reich gehört hatten, wurde Wissen traditionell mündlich weitergegeben. Vieles davon ist für immer verloren. Auch das wird Thema der Ausstellung sein.


Abb.: Die Odysseus/Skylla-Szene an der Nordwand unter der Westempore des Johanneschors im Westwerk der Klosterkirche Corvey.  (Foto: Kalle Noltenhans)

Einzigartige Schätze und multimediale Installationen
Die einstige Bibliothek der Abtei Corvey besaß bedeutende, teils kunstvoll gestaltete Pergamenthandschriften, die heute in alle Welt verstreut sind. Für die Sonderausstellung werden einige der wichtigsten noch erhaltenen Werke in Paderborn wieder vereint. Architekturfragmente, wunderbar gearbeitete Elfenbeine, Schatzkunst, Stuck- und Wandmalereifragmente beantworten darüber hinaus die Frage, wie antike Kunsttechniken, die in der Zeit nach dem Untergang des Römischen Reiches fast verloren schienen, im Mittelalter wieder aufleben konnten.

Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen die kostbaren Originale. Flankiert werden sie von virtuellen Interventionen, die exklusive Einblicke in die Tätigkeit von Restauratoren, Forschern und Naturwissenschaftlern geben, die heute das antike Erbe für uns bewahren.

Kontakt:
Erzbischöfliches Diözesanmuseum
und Domschatzkammer
Markt 17
33098 Paderborn
Tel. +49 (0) 5251-1251400
museum@erzbistum-paderborn.de

Quelle: Diözesanmuseum Paderborn, Pressemitteilung, 2.11.2023

Erzähl mal – Workshopreihe zur Spurensuche in der NS-Familiengeschichte

Mitgemacht, profitiert, weggeschaut, verfolgt – wie erlebten die eigenen Vorfahren das NS-Regime, wie haben sie sich dazu verhalten?

Eine kostenlose Workshopreihe des Geschichtsorts Villa ten Hompel macht Interessierte aus Münster und dem Münsterland ab April fit, sich mit der eigenen Familiengeschichte auseinanderzusetzen, und begleitet sie dabei – von Einstiegsworkshops vor Ort über digitale Formate und Sprechstunden bis hin zu einem Gesprächsabend. Seit 1. März sind Anmeldungen über tenhomp@stadt-muenster.de möglich.


Foto: Villa ten Hompel.

Wo recherchiert man am besten, welche Archive sind Anlaufstellen, wie stellt man Anträge und wie geht man mit dem Material um, was man vielleicht schon zuhause hat? Das ist Thema in den Einstiegsworkshops, die bei den Partnerarchiven in Steinfurt, Warendorf, Münster und Hörstel an folgenden Terminen stattfinden:

Im Mai und Juni geht es mit digitalen Themenworkshops weiter mit vertiefenden Fragen. Die Themen bestimmen die Teilnehmenden je nach Fragen und Interessensgebieten selbst: Sütterlin lesen? Feldpostbriefe deuten? Fotoalben erschließen? Oder etwas ganz anderes – die digitalen Workshops am 14., 21., 28. Mai und 4. Juni, jeweils dienstags um 18 Uhr, bieten Raum für verschiedene Fragen. Die digitalen Themenworkshops können gesamt oder separat je nach Interesse besucht werden.


Foto: Villa ten Hompel.

Derweil unterstützen die Archivare der Partnerarchive – Dr. Philipp Erdmann für das Stadtarchiv Münster, Jannik Schröder für das Kreisarchiv Steinfurt und Dr. Knut Langewand für das Kreisarchiv Warendorf – sowie die Projektleiterinnen Annina Hofferberth und Karolin Baumann beim Vorgehen bei den eigenen Recherchen und fachlichen Fragen.

Im September schließlich gibt es Gelegenheit, in einer öffentlichen Abschlussveranstaltung zurückzublicken und ins Gespräch zu kommen: Was hat man herausgefunden? Welche Fragen stellen sich noch? Und welche Rolle spielt die Familiengeschichte im eigenen Erinnern? In verschiedenen Formaten – Text, Bild oder im Gespräch – sind die Teilnehmenden eingeladen, ihre eigenen Recherchen zu reflektieren und mit einem interessierten Publikum ins Gespräch zu kommen.

Das Projekt wird gefördert durch das RKP – Regionale Kultur Programm NRW. Es findet statt in Kooperation mit dem Stadtarchiv Münster, dem Kreisarchiv Steinfurt und dem Kreisarchiv Warendorf.

Zur Veranstaltungsseite.

Kontakt:
Geschichtsort Villa ten Hompel
Kaiser-Wilhelm-Ring 28
48145 Münster
Tel. 02 51/4 92-71 01
Fax 02 51/4 92-79 18
tenhomp@stadt-muenster.de

Quelle: Villa ten Hompel, Pressemitteilung, 29.2.2024

Umzug des Stadtarchivs Forst (Lausitz)

Bearbeitung von Anfragen wieder möglich ab 18. März 2024.

Am 12. Februar 2024 hat das Stadtarchiv Forst (Lausitz) mit dem Umzug an den neuen Standort in der Cottbuser Straße 29E begonnen. Die Umbauarbeiten wurden durch die Forster Wohnungsbaugesellschaft vorgenommen. Von Seiten des Archivs wurden sämtliche Vorkehrungen getroffen, um einen reibungslosen Ablauf des Umzugs zu gewährleisten.

Abb.: Das Stadtarchiv Forst (Lausitz) zieht um (Foto: Stadt Forst (Lausitz)).

Insgesamt werden rund 750 lfm Archivgut gut verpackt an den neuen Archivstandort umziehen. Hierbei handelt es sich um unikale Archivalien wie zum Beispiel Akten, Karten, Pläne, Fotos und Filmrollen. Besondere Herausforderungen stellen die empfindlichen Glasplatten und Urkunden mit Siegeln sowie sehr große bzw. gerollte Karten dar. Diese bedürfen spezieller Vorkehrungen, um einen sicheren Transport zu gewährleisten.

Ein Novum im Archivbereich ist die mit dem Umzug verbundene prophylaktische Schädlingsbekämpfung. Das Zwischenarchivgut, welches durch die Projektkräfte des Archivs bereits in Umzugskisten verpackt wurde, wird in einer Tiefkühlhalle für eine Woche eingefroren.

Der Service am neuen Standort wird nach vollzogenem Umzug schrittweise wieder eingeführt. Anfragenbearbeitungen durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind ab dem 18. März wieder möglich. Die Benutzung von Archivalien vor Ort ist wegen einer verspäteten Bereitstellung des öffentlichen Bereichs jedoch nicht vor Mai möglich. Die Nutzung kann erst ab der offiziellen Wiedereröffnung des Archivs, die gesondert bekannt gegeben wird, erfolgen.

Kontakt:
Stadt Forst (Lausitz)
Fachbereich Personal und Verwaltungsservice
Die Bürgermeisterin
Lindenstraße 10 – 12
03149 Forst (Lausitz)
info@forst-lausitz.de

Quelle: Stadt Forst (Lausitz), Pressemitteilung, 30.1.2024

Die „Goldenen Zwanziger“ in Brühl

Stadtarchiv präsentiert filmischen Einblick in Kunst und Geschichte.

Der Brühler Sommer 2023 stand ganz im Zeichen der „Goldenen Zwanziger“ – eine Zeit der Herausforderungen und Innovationen. In dieser Epoche blühten Kunst, Literatur, Musik, Tanz, Theater, Film und Mode auf.

Abb.: Alt-Brühl, „Der feurige Elias“ (Foto: Stadtarchiv Brühl/Bimmermann).

Das Stadtarchiv Brühl hat umfangreiches Archivmaterial aus dieser Epoche zusammengetragen und präsentiert dieses nun in einem 14-minütigen Film. Dieser ermöglicht zum einen den interessanten Blick auf die Jahre 1924 bis 1929 und vermittelt zugleich eine Übersicht über die städtische Entwicklung, besondere Ereignisse sowie die gesellschaftlichen Veränderungen jener Jahre.

Der Film „Die ‚Goldenen Zwanziger‘ in Brühl“ ist ab sofort unter bruehl.de/stadtarchiv sowie auf den Facebook- und YouTube-Kanälen der Stadt Brühl zu sehen.

Kontakt:
Alexander Entius
Stadtarchiv
Mühlenbach 65
50321 Brühl
Telefon: 02232 507922
stadtarchiv@bruehl.de

Quelle: Stadt Brühl, Pressemitteilung, 11.1.2024

„Schatzkammern des Wissens und der Geschichte“

Gründung eines interkommunalen Archivs im südlichen Kreis Euskirchen.

Fachkräftemangel, immer knapper werdende finanzielle Ressourcen und die immer schneller fortschreitende Technisierung und Digitalisierung in der Verwaltung – dies sind nur einige Stichpunkte, die das Verwaltungshandeln vor allem in kleineren Kommunen seit Jahren stark prägen. Die Kommunen Blankenheim, Dahlem, Hellenthal, Kall, Nettersheim und Schleiden haben sich deshalb entschieden, ab dem 1. Januar 2024 beim Betrieb ihrer Archive interkommunal zusammenzuarbeiten.


Abb.: vorn: Rudolf Westerburg, Bürgermeister Gemeinde Hellenthal; Nicole Gutmann, Leiterin des interkommunalen Archivs; Norbert Crump, Bürgermeister Gemeinde Nettersheim; Mitte: Jennifer Meuren, Bürgermeisterin Gemeinde Blankenheim; Jan Lembach, Bürgermeister Gemeinde Dahlem; hinten: Ingo Pfennings, Bürgermeister Stadt Schleiden sowie Juliano de Assis Mendonça und Dr. Gregor Patt, LVR (Foto: Kerstin Wielspütz, Stadt Schleiden).

„Kommunale Archive werden meist etwas stiefmütterlich im Vergleich zu prestigeträchtigen Aufgabengebieten behandelt, dabei sind sie Schatzkammern des Wissens und der Geschichte“, so der Erste Beigeordnete der Stadt Schleiden, Marcel Wolter. Gerade in den Archiven kleinerer Kommunen gebe es teils erhebliche Rückstände in den archivischen Kernaufgaben, was unter anderem auf nichtfachlich besetzte Stellen zurückzuführen sei. Zu den Kernaufgaben zählen besonders die Bewertung, Erschließung, Erhaltung und die Zugänglichmachung von Archivgut nicht nur für Verwaltungsmitarbeitende, sondern auch für die Öffentlichkeit. Hinzu kämen künftig noch nicht abschätzbare Mehrarbeiten bei der Einführung und Führung von elektronischen Langzeitarchiven im Rahmen einer digitalen Verwaltung.

Die Herausforderungen, vor denen Archivarinnen und Archivare heute stehen, sind somit vielfältig. Aus diesem Grund initiierte die Stadt Schleiden mit Unterstützung des LVR im April 2023 eine erste Auftaktveranstaltung im Schleidener Rathaus. „Mit einer so großen Resonanz habe ich, ehrlich gesagt, nicht gerechnet“, so Wolter. „Umso mehr freue ich mich, dass nun insgesamt sechs Kommunen der Kooperation beigetreten sind und damit dazu beitragen, unser kulturelles Erbe zu bewahren und gleichzeitig die Bildung und das Interesse an unserer Geschichte zu fördern. Das Archivwesen erhält dadurch einen ganz anderen Stellenwert.“

Die Leitung des künftigen interkommunalen Archivs wird Nicole Gutmann übernehmen, die seit 2016 das Stadtarchiv Schleiden leitet, 2021 ihren Masterstudiengang der Archivwissenschaften abschloss und die interkommunale Zusammenarbeit begrüßt: „Unabhängig von der Größe einer Kommune und ihrer Verwaltung verwahren die Stadt- und Gemeindearchive die gleichen wertvollen historischen Quellen, die es zu erhalten gilt.“ In der Regel seien kleinere Kommunen aufgrund des geringen Stellenanteils selten in der Lage, hierfür eine ausgebildete Fachkraft zu gewinnen. „Ich freue mich, gemeinsam mit dem Team des ‚Interkommunalen Archivs Südkreis Euskirchen‘ und den lokalen Kräften die sechs Archive auch im Hinblick auf die anstehende Digitalisierung zukunftssicher und für alle Bürgerinnen und Bürger besser zugänglich zu machen.“

Unterstützt wird Gutmann von Verwaltungsfachkräften, die in den jeweiligen Kommunalarchiven vor Ort tätig sind. Mit der interkommunalen Zusammenarbeit soll ein höherer Grad an Spezialisierung sowie ein verbesserter Personal- und Sachmitteleinsatz erzielt werden, um nutzerfreundliche Archive führen zu können. Dabei sollen die Ressourcen der beteiligten Kommunen gebündelt werden, um eine umfassende und effiziente Archivarbeit sicherzustellen.

„Das interkommunale Archiv der fünf Gemeinden und der Stadt Schleiden ist ein zukunftsweisendes Modell für die effiziente Erfüllung einer Pflichtaufgabe durch vergleichsweise kleine Kommunen. Die lebendige Gemeinschaft der Archive im Kreis Euskirchen ist um einen handlungsfähigen Akteur reicher“, freut sich Dr. Gregor Patt, Gebietsreferent des LVR, über die erfolgreiche Kooperation.

Die öffentlich-rechtliche Vereinbarung wurde im vergangenen Jahr in den Stadt- und Gemeinderäten beschlossen, so dass die interkommunale Zusammenarbeit zum 1. Januar 2024 starten konnte.

Kontakt:
LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum
Postfach 2140
50250 Pulheim
Tel 02234 9854-0
Fax 02234 9854-202
afz@lvr.de

Quelle: LVR-AFZ, Pressemeldung, 15.1.2024

Nachrichten aus dem Stadtarchiv Gera 1/2024

Seit dem 18. Dezember 2023 ist das Stadtarchiv Gera aus personellen Gründen für die öffentliche Benutzung vorübergehend nur nach vorheriger telefonischer oder schriftlicher Anmeldung geöffnet.

Inwieweit sich diese Einschränkungen künftig auch auf das Erscheinen der „Nachrichten aus dem Stadtarchiv Gera“ auswirken werden, kann aktuell noch nicht prognostiziert werden. Die diesjährigen Ausgaben des Informationsbriefes sind zum Teil bereits im vergangenen Jahr vorbereitet worden und können voraussichtlich bis Ausgabe drei planmäßig erscheinen.

In der ersten Ausgabe der Nachrichten aus dem Stadtarchiv Gera des Jahres 2024 wird auf die vor 100 Jahren erfolgten Ausgemeindungen aus dem Geraer Stadtgebiet eingegangen.

Auch die Eröffnung der städtischen Wärmehalle vor 100 Jahren auf dem damaligen Kasernenplatz in der Geraer Innenstadt wird in den Blick genommen.

Des Weiteren wird auch auf die in Langenberg kurzzeitig eingerichtete Wärmestube, vor allem aber auf die dort teilweise zu Beginn der 1930er Jahre vorherrschenden prekären Wirtschafts- und Lebensverhältnisse eingegangen.

Unter dem Titel „Nachrichten aus dem Stadtarchiv Gera“ informiert das Stadtarchiv Gera vierteljährlich die interessierte Öffentlichkeit über aktuelle Herausforderungen und historische Themen rund um die Arbeit des Stadtarchivs.

Der Informationsbrief wird per E-Mail versandt und kann auf der Internetseite der Stadt Gera heruntergeladen werden. Durch eine formlose E-Mail mit dem Betreff „Informationsbrief“ an stadtarchiv@gera.de können die „Nachrichten aus dem Stadtarchiv Gera“ kostenlos abonniert werden.

Kontakt:
Stadtarchiv Gera
Gagarinstraße 99/101
07545 Gera
Tel. 0365/838-214
stadtarchiv@gera.de

 

Die „Machtergreifung“ 1933 in Rhein-Main

Neue Broschüre beleuchtet politische Ereignisse in der Region.

Vor 91 Jahren, am 30. Januar 1933, wurde Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt. Mit der sogenannten „Machtergreifung“ durch die Nationalsozialisten fand die Weimarer Republik ihr gewaltvolles Ende. Die Demokratie wich einer menschenverachtenden Diktatur. Heute zeigen sich vielerorts wieder Ausgrenzung, Gewalt, Hassrede, Rassismus und Antisemitismus. Um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken braucht es die Initiative einer selbstbewussten demokratischen Zivilgesellschaft. Dazu gehört auch die kritische Auseinandersetzung mit den historischen Gegebenheiten und Entwicklungen vor Ort.


Abb.: Fahnenschmuck am neuen Rathaus nach der Reichstagswahl vom 5. März 1933 (Foto: Stadtarchiv Wiesbaden; Digitales Multimediaarchiv Foto-Nr. 000036. Fotograf unbekannt)

Anlässlich des 90. Jahrestages nahm vor einem Jahr ein interregionales Symposion die „‘Machtergreifung‘ 1933 in Rhein-Main“ in den Blick. Eingeladen hatten das Projekt „Geist der Freiheit – Freiheit des Geistes“ der KulturRegion FrankfurtRheinMain, das Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg, die Hessische Landeszentrale für politische Bildung, der Studienkreis Deutscher Widerstand 1933–1945 und die Volkshochschule Aschaffenburg. Das öffentliche Interesse war groß, über 150 Interessierte nahmen an der Tagung auf Schloss Johannisburg in Aschaffenburg teil. Nun liegt der druckfrische Sammelband mit Beiträgen des Symposions vor.

Auf 112 illustrierten Seiten beleuchtet die Publikation in acht Beiträgen und vier Impulsen grundlegende Fragen zu den politischen Ereignissen vor 91 Jahren in der Region: Unter welchen Umständen hat sich die Umwandlung von Demokratie hin zur Diktatur auf lokaler und regionaler Ebene vollzogen? Wie agierten Verwaltungen, Presse und Lehranstalten? Wer waren die zentralen Akteurinnen und Akteure? Welche Spielräume gab es für Widerstand? Die Beiträge von haupt- und ehrenamtlich Engagierten in der regionalen Geschichtsforschung, der Erinnerungskultur und der Geschichtsvermittlung berichten etwa von den „Chaostagen“ in Großostheim über die gewalttätigen Auseinandersetzungen im „roten Offenbach“ bis zur Gleichschaltung an der Preußischen Lehranstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau in Geisenheim.

Ein besonderes Augenmerk gilt der Analyse der „Machtergreifung“ im öffentlichen Raum. Die Beiträge ermöglichen einen Einstieg in die Thematik und bieten Anregungen zur Vertiefung und für die Geschichtsvermittlung.

„Die ‚Machtergreifung`1933 in Rhein-Main. Forschungen, Werkstattberichte und Impulse“ wird herausgegeben von der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung, dem Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg und der KulturRegion FrankfurtRheinMain. Der Band steht in Kürze in den Bibliotheken der hessischen Hochschulen sowie in sämtlichen kommunalen Bibliotheken und Archiven in der Rhein-Main-Region zur Verfügung. Kostenfreie Exemplare sind über die Hessische Landeszentrale für politische Bildung, die Geschäftsstelle der KulturRegion FrankfurtRheinMain und das Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg erhältlich. Darüber hinaus steht die Publikation zum Download unter www.krfrm.de zur Verfügung.

Kontakt:
Stadt- und Stiftsarchiv
der Stadt Aschaffenburg
Wermbachstraße 15
63739 Aschaffenburg
Tel.: 06021 / 330-2420
E-Mail:

Quelle: Stadt Aschaffenburg, Presseinformation, 30.1.2024

Verein „Gegen Vergessen – Für Demokratie“ bestätigt Stefan Querl im Bundesvorstand

Vorsitzender Andreas Voßkuhle besucht am 8. Mai Münster zum Doppeljubiläum der Villa ten Hompel.

Freude über ein einstimmiges Freiburger Votum: Andreas Dickerboom, Koordinator beim Deutschen Rundfunkarchiv in Potsdam, und Stefan Querl, Leiter des Geschichtsortes Villa ten Hompel in Münster, sind in ihren Ämtern im Vorstand von „Gegen Vergessen – Für Demokratie“ bestätigt worden. Gemeinsam vertreten beide die Belange der regionalen Arbeitsgruppen in der parteiübergreifenden Vereinigung in Deutschland, wie die Sprecherinnen und Sprecher während der Bundesversammlung in Baden-Württemberg beschlossen.


Abb.: Andreas Dickerboom (r.), Koordinator beim Deutschen Rundfunkarchiv in Potsdam, mit Stefan Querl (l.), Leiter des Geschichtsortes Villa ten Hompel in Münster (Foto: Silvie Kühne).

Vorsitzender von „Gegen Vergessen – Für Demokratie“ ist der Freiburger Staatsrechtler und frühere Verfassungsgerichtspräsident Andreas Voßkuhle, der während der Versammlung einen Besuch in Münster für Mittwoch, 8. Mai, ankündigte. Zum Doppeljubiläum der Villa ten Hompel (25 Jahre Geschichtsort und 100 Jahre Existenz des Gebäudes am Kaiser-Wilhelm-Ring) wird er einen Gesprächsabend bestreiten und dabei auch an die Verabschiedung des Grundgesetzes vor 75 Jahren erinnern. Das Programm findet in der katholisch-sozialen Akademie Franz Hitze Haus, Kardinal von Galen-Ring 50, statt. Die Akademie ist eine der frühesten und agilsten Kooperationspartnerinnen der Villa ten Hompel, wie es in einer Pressemitteilung heißt. Ebenso wie der Verein „Gegen Vergessen – Für Demokratie“, das sich seit 30 Jahren bundesweit für aktive Geschichtskultur, politische Bildung und gegen Rechtsextremismus engagiert. Infos und Anmeldungen sind zu der Veranstaltung am 8. Mai online: https://www.franz-hitze-haus.de/info/24-514

Kontakt:
Geschichtsort Villa ten Hompel
Kaiser-Wilhelm-Ring 28
48145 Münster
Tel. 02 51/4 92-71 01
Fax 02 51/4 92-79 18
tenhomp@stadt-muenster.de

Quelle: Villa ten Hompel, Pressemitteilung, 17.1.2024

Programm zum Doppeljubiläum der Villa ten Hompel erschienen

2024 stehen bei der Villa ten Hompel gleich zwei Jubiläen an: Vor 100 Jahren, 1924 in den „Goldenen Zwanzigern“ der Weimarer Republik, wurde mit dem Bau der Industriellenvilla von Rudolf und Johanna ten Hompel begonnen und vor 25 Jahren wurde der Geschichtsort Villa ten Hompel eröffnet. Über das Jahr verteilt werden im Rahmen des öffentlichen Veranstaltungsprogramms zentrale Themen- und Arbeitsschwerpunkte des Geschichtsorts durch neue Impulse gestärkt.


Abb.: Eine internationale Tagung fragt nach Genderperspektiven auf Nationalsozialismus und Holocaust. Bei sexualisierter Gewalt spielten Männlichkeitsrituale von Soldaten und Polizisten wie exzessives Trinken nicht selten eine große Rolle. (Foto: Villa ten Hompel)

Im Bereich Forschung wird sich am Donnerstag und Freitag, 21. und 22. März, eine zweitägige internationale Tagung mit Referentinnen und Referenten aus den USA, Großbritannien, der Ukraine, Frankreich und Deutschland mit Genderperspektiven auf Nationalsozialismus und Holocaust befassen, um so neue Verständniszugänge zu Themenkomplexen wie sexualisierter Gewalt oder Weiblichkeits- und Männlichkeitskonstruktionen zu öffnen. Dabei wird Professorin Elissa Mailänder aus Paris ihr aktuelles Buch über Intimität und Partnerschaft im Nationalsozialismus im Rahmen eines öffentlichen Abendvortrages im Saal des Erbdrostenhofes am Donnerstag, 21. März (Beginn 19 Uhr, freier Eintritt), vorstellen, moderiert von Professor Thomas Pegelow Kaplan von der University of Colorado, Boulder.


Abb.: Reinhold Beckmann liest am 28. April im Theater im Pumpenhaus aus seinem Bestseller „Aenne und ihre Brüder“ (Foto: Steven Haberland)

Ein besonderer Gast wird am Sonntag, 28. April Reinhold Beckmann sein, einem breiten Publikum eigentlich bekannt als Fernseh-Talkmaster und Fußballexperte. Beckmann hat sich in seinem aktuellen Spiegel-Sachbuchbestseller aber auf Spurensuche in der eigenen Familie begeben und über seine Mutter Aenne und ihre vier im Zweiten Weltkrieg gestorbenen Brüder recherchiert. Angesichts vieler aktueller Kriegs- und Krisensituationen regt Beckmanns Buch dazu an, gegen Krieg und Gewalt persönlich Haltung zu zeigen. Karten können ab dem Donnerstag, 1. Februar, über das Theater im Pumpenhaus (www.pumpenhaus.de) erworben werden.

Auch die traditionsreiche Vortragsreihe „Mittwochsgespräche“ greift das Thema der familiengeschichtlichen und biografischen Zugänge zur NS-Geschichte und die Relevanz für die Gegenwart mit mehreren Veranstaltungen auf. So wird am Mittwoch, 6. März (19 Uhr Hörsaal F2 im Fürstenberghaus, Domplatz, freier Eintritt), Katrin Himmler über „die Brüder Himmler“ sprechen. Die Berliner Politikwissenschaftlerin und Autorin ist die Großnichte des berüchtigten SS- und Polizeichefs Heinrich Himmler. Sie fragt, warum der Nationalsozialismus für die meisten Deutschen so attraktiv war und viele zu (Mit)-Tätern wurden und was das familiäre Beschweigen der NS-Vergangenheit für die nachkommenden Generationen bedeutet.

Wer Interesse an der Erforschung der eigenen NS-Familiengeschichte hat, der kann ab dem Montag, 15. April, in einem partizipativen Geschichtslabor „auf Spurensuche“ gehen oder am Mittwoch, 5. Juni (10 bis 17 Uhr), an einem Workshop zum Thema „wahr, falsch, imaginiert“ über Erinnerungsnarrative in Familien teilnehmen, bei dem der Berliner Historiker und Recherchespezialist Johannes Spohr zu Gast sein wird. Anmeldungen sind ab Freitag, 1. März, über tenhomp@stadt-muenster.de oder 02 51/4 92 – 71 01 möglich.

Das vollständige Veranstaltungsprogramm der Villa ten Hompel für das erste Halbjahr 2024 und alle weiteren Informationen können unter www.villatenhompel.de abgerufen werden.

Kontakt:
Geschichtsort Villa ten Hompel
Kaiser-Wilhelm-Ring 28
48145 Münster
Tel. 02 51/4 92-71 01
Fax 02 51/4 92-79 18
tenhomp@stadt-muenster.de

Quelle: Villa ten Hompel, Pressemitteilung, 19.1.2024

Ein historischer „Altbestand“ im neuen Gewand

Fachgespräch zum Abschluss des DFG-Projekts „Digitalisierung eines historischen Kernbestandes: Das ‚Stadtarchiv Mainzer Zeit (SMZ)‘ im Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg“.

Mit dem DFG-Projekt zur Digitalisierung des „Stadtarchivs Mainzer Zeit“ kann im Jahr 2024 ein umfangreiches Gesamtvorhaben zur wissenschaftlichen Nutzung dieses Altbestands im Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg abgeschlossen werden. Das „Stadtarchiv Mainzer Zeit“ war bis vor wenigen Jahren aufgrund einer unzureichenden Erschließung nicht für die Nutzung und wissenschaftliche Auswertung verfügbar – und somit letztlich ein historischer Bestand „im Verborgenen“. Obwohl größere Teile des städtischen Archivschriftguts der kurmainzischen Zeit verloren gegangen sind, umfasst das „Stadtarchiv Mainzer Zeit“ wichtige Archivalien, Akten und Amtsbücher seit dem späten Mittelalter. Für die Erforschung der Residenzstadt Aschaffenburg seit dem späten Mittelalter und in der Frühen Neuzeit bis hin zur Geschichte des rheinbündischen Dalberg-Staates kommt dem „Stadtarchiv Mainzer Zeit“ eine erhebliche Bedeutung zu.


Abb.: Stadtarchiv Mainzer Zeit: Exemplarische Ansicht aus SMZ Nr. 1219, Handschrift zum Fischereiwesen in der Stadt Aschaffenburg (Foto: Stadt- und Stiftsarchiv der Stadt Aschaffenburg).

Die seitens der Deutschen Forschungsgemeinschaft in den Jahren 2022 bis 2024 geförderte Digitalisierung des gesamten „Stadtarchivs Mainzer Zeit“ war nur möglich, weil zuvor weitere Projekte die Erschließung und konservatorische Bearbeitung des Altbestands ermöglicht hatten. Die Förderung dieser Projekte erfolgte seitens der Unterfränkischen Kulturstiftung (Würzburg) sowie der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK, Berlin). Diverse weitere Einrichtungen, Vereine und universitäre Stellen waren in die Vorbereitung und Durchführung des gesamten Vorhabens involviert und hatten den DFG-Antrag sowie die Gesamtplanung unterstützt.

Vorläufiges Programm

Anmeldung

Die Teilnahme ist kostenfrei.

Kontakt:
Stadt- und Stiftsarchiv
der Stadt Aschaffenburg
Wermbachstraße 15
63739 Aschaffenburg
Tel.: 06021 / 330-2420
E-Mail:

Quelle: Stadt- und Stiftsarchiv der Stadt Aschaffenburg, Blogbeitrag