Über 400 Jahre alte Kalender mit persönlichen Eintragungen

Bereits im 16. Jahrhundert gab es Taschenkalender, in die man persönliche Notizen eintragen konnte. Im Staatsarchiv Wertheim haben sich eine ganze Reihe von diesen „Schreibkalendern“ erhalten, darunter aus den Jahren 1561 bis 1598 fast dreißig Hefte des Grafen Ludwig III., des Stammvaters beider Linien der Grafen von Löwenstein-Wertheim.

Die Kalender erlauben uns einen faszinierenden Einblick in das Leben dieses Grafen in einer längst vergangenen Zeit. Ludwig hielt auf Deutsch, Französisch und Latein zum Beispiel seine Besuche am Kaiserhof fest, seine Reisen und wann er auf Jagd ging, seine Teilnahme an der Krönung Maximilians II. und notierte etwa die Gerichtstermine für Auseinandersetzungen mit dem Herzogtum Württemberg wegen der Grafschaft Löwenstein. Die Einträge sind äußerst knapp, wie heute bei unseren Terminkalendern üblich. Damals waren es wohl vor allem Gedächtnisstützen für spätere Zeiten. Beim Tod seiner Mutter am 20. April 1566 etwa notierte Graf Ludwig nur: mortua hora 9 ante meridie – gestorben 9 Uhr vormittags. Geburtstermine der Kinder wurden festgehalten und später die Ausgaben für deren Studium in Straßburg. Ludwig schrieb es sich auf, wenn er einem Boten Geld für die Kinder in Straßburg mitgegeben hatte.

Auch die Beamten des Grafen führten solche Kalender. Ein Hausvogt hielt im Jahr 1603 nahezu täglich fest, was er bekommen und ausgegeben hatte. Da ist die Rede von Bier und Butter, von Wein und Hafer, von Karpfen und Hämmeln, von Schweinen und Pferden. Wenn mal wieder ein Fass Bier auf den Breuberg geschickt worden war, wurde dies eingetragen.

Andere Informationen enthalten die Kalender von Elias Bausback, der in den Jahren des 30-jährigen Krieges als Schreiber und Verwalter für die Grafen tätig war. Auch Bausback schrieb Privates wie Hochzeiten und Todesfälle in seine Kalender, aber auch historisch bedeutsame Ereignisse. Im Februar 1627 herrschte schlechtes Wetter (in der Nacht bei geworfenem Schnee allerhand Ungezifer von Raupen, Regenwürmern. Heuschrecken und anderem gesehen worde). 1630 hielt Bausback Hexenverbrennungen fest und den Tod der Gräfin Walburga am 2. August: Hochwohlgeborn Fräulein Walburg, Gräfin zu Löwenstein-Wertheim, in Gott seeliglich entschlafen, deren Seele Gott gnad. Im Jahr 1632, als ganz Franken von den Schweden besetzt war, notierte Bausback die Huldigung der Wertheimer an die Schweden und eine evangelische Messe in der Bronnbacher Klosterkirche – die Mönche waren vor den Schweden geflohen. Und schließlich hat Bausback sich als Beamter auch immer für seine Besoldung interessiert und in jedem Heft festgehalten, was er in dem Jahr verdient hatte.

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Staatsarchiv Wertheim
Bronnbach 19
97877 Wertheim
Telefon: 09342/91592-0
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stawertheim@la-bw.de

Quelle: Staatsarchiv Wertheim, Neue Publikationen, 2.5.2008

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