VdA-Neuerscheinung »Archive im digitalen Zeitalter«

In der vom VdA herausgegebenen Reihe Tagungsdokumentationen zum Deutschen Archivtag ist druckfrisch Band 14 erschienen. Die Publikation wird in der 34. KW an alle persönlichen und korporativen VdA-Mitglieder kostenlos als Mitgliedsleistung verschickt. Sie ist ausschließlich über den Verband zu beziehen. Informationen zur Buchbestellung gibt es auf der VdA-Homepage.

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Neben einleitenden Referaten und der Dokumentation der Abschlussdiskussion des 69. Deutschen Archivtags in Regensburg 2009 zur \“Rolle der Archive im digitalen Zeitalter\“ beinhaltet der Tagungsband sechs Abschnitte, die die Sektionen des Archivtags nachzeichnen.

Im Abschnitt über die Einführung von Dokumentenmanagementsystemen bzw. Vorgangsbearbeitungssystemen (DMS/VBS) wird verdeutlicht, dass die Archivierung elektronischer Unterlagen für die Archive keine Herausforderung der Zukunft darstellt. Archive halten bereits derzeit elektronische Unterlagen, ohne dass die Probleme der sog. Langzeitarchivierung gelöst wären. Die Praxis der Übernahme und Bewertung elektronischer Unterlagen erfordere eine frühzeitige Einbindung der Archive und eine enge Zusammenarbeit mit der Schriftgutverwaltung der Archivträger.

In puncto Benutzerinteressen wird argumentiert, dass Übernahme, Archivierung und Benutzung unterschiedliche Informationsobjekte schaffen. Die Benutzerinteressen leiten sämtliche Erhaltungsprozesse und ermöglichen eine jeweils archivbezogene Erhaltungsstrategie.

Im Abschnitt zur Bildungsarbeit im Internet wird auf neue Möglichkeiten der historisch-politischen Bildungsarbeit durch die moderne Informationstechnik hingewiesen. Vorbedingung sei die archivische Vorarbeit (Erschließung, Erhaltung etc.). Das Stichwort Web 2.0 zielt auf die interaktive Beteiligung der Nutzer ab. Feststellbar ist aber gleichsam ein Professionalitätsdilemma: komplexe Angebote erfordern hohen Mitteleinsatz, was vielen Archiven in der alltäglichen Arbeit nicht möglich ist oder möglich scheint.

Auf dem Feld der Online-Dienstleistungen von Archiven benennt der Tagungsband Beispiele von Archiven auf dem Weg in die digitale Welt. Zugleich wird deutlich, dass noch eine beträchtliche Wegstrecke bis zum „elektronischen Archiv“ zurückzulegen ist.

Im Abschnitt Open Access und Gemeinfreiheit werden u.a. verschiedene Definitionsfragen behandelt. Open Access meint dabei den freien Zugang zu wissenschaftlichen Materialien im Internet. Der Band diskutiert Chancen und Grenzen von Open Access – und postuliert, dass Open Access eine Herausforderung für die Archive darstellt, die es anzunehmen gelte. – Gemeinfreiheit (Public Domain) beziehe sich nur auf das Urheberrecht und bezeichnet alles, an dem kein Urheberrecht besteht. Eigentumsschutz und Archivgesetze können sich jedoch einschränkend auf die Gemeinfreiheit auswirken.

Im Abschnitt Internet und Digitalisierung wird die spürbare Ausweitung der Online-Dienstleistungen von Archiven behandelt. Digitalisierung und Online-Angebote dienen zur Rationalisierung der Archivarbeit. Problematisch erscheint, wenn Nutzer nur noch Digitalisate abrufen, den Überlieferungszusammenhang aber nicht mehr kennen(lernen können und wollen). Der wissenschaftliche Nachwuchs, so der archivarische Wunsch, müsse im Umgang mit Digitalisaten geschult werden.

Der Tagungsband zum 69. Deutschen Archivtag in Regensburg 2009 belegt, dass das digitale Zeitalter eine weitere Öffnung der Archive erfordert und bewirkt. Als notwendig erweisen wird sich ein interaktiver Dialog mit externen Nutzern und der Öffentlichkeit. Notwendig ist aber zugleich auch ein verstärkter Dialog mit den Registraturbildnern der Archive.

Inhalt

Vorwort (9)

Robert Kretzschmar: Rahmenthema, Programm und Ergebnisse des 79. Deutschen Archivtags (11)

Peter Haber: digital.past – Geschichtswissenschaft im digitalen Zeitalter (17)

Dornröschen aufgewacht? Neue Arbeits- und Kommunikationsprozesse im Archiv

  • Christian Keitel: Benutzerinteressen annehmen und signifikante Eigenschaften festlegen. Einige neue Aufgaben für Archivare (29)
  • Mario Glauert: Archiv 2.0. Vom Aufbruch der Archive zu ihren Nutzern (43)

Bewertung elektronischer Unterlagen und Überlieferungsbildung

  • Ilka Stahlberg: Archivische Anforderungen an die Einführung eines DMS/VBS in der Ministerialverwaltung Brandenburgs – Ein Erfahrungsbericht (57)
  • Matthias Manke, René Wiese: Aktenbewertung elektronisch – eine DOMEA®-Lösung im Landeshauptarchiv Schwerin (67)
  • Andrea Hänger, Katharina Ernst: Ein System – zwei Lösungen. Digitale Archivierung im Bundesarchiv und im Stadtarchiv Stuttgart 77
  • Raymond Plache: Zusammenfassung und Diskussion 85

Bildungsarbeit im Netz

  • Birgit Jooss: Potentiale der Einbindung externen Wissens. Die digitale Edition der Matrikelbücher der Akademie der Bildenden Künste München 91
  • Peter Pfister: Wege kirchlicher Archivalien ins Netz 107
  • Hanns Jürgen Küsters: Das Internetportal „Konrad Adenauer“ als Bildungs- und Forschungsquelle 113
  • Maria Rita Sagstetter: Zusammenfassung und Diskussion 121

Archive als Online-Informationsdienstleister

  • Nils Brübach: Internationale Erschließungsstandards in der deutschen Erschließungspraxis 127
  • Johannes Kistenich, Martina Wiech: Auf dem Weg zum elektronischen Landesarchiv? 135
  • Alfons Ruch: Das MonArch-Projekt in Nürnberg. Kontextorientierte Präsentation von digitalisiertem Archivgut im Einzelarchiv, in Verbünden und Fachportalen 149
  • Gisela Haker: Zusammenfassung und Diskussion 159

Open Access und Archive

  • Angela Ullmann: Schutzwürdige Belange, kommerzielle Verwertung, Nutzungsrechte und Co. Die Grenzen des Open Access 165
  • Oliver Sander: Open Access vs. E-Commerce? Digitalisierung, Erschließung, Präsentation und Verwertung von Bildern aus dem Bundesarchiv 171
  • Klaus Graf: Die Public Domain und die Archive 177
  • Beate Dördelmann: Zusammenfassung und Diskussion 187

Internet und Digitalisierung – zukünftige Herausforderungen für die Archive

  • Jürgen Treffeisen: Komplementäre Bewertung konventioneller Akten und elektronischer Daten 193
  • Bernhard Grau: Die Einführung der digitalen Leistungsakte bei der Bundesagentur für Arbeit und ihre Auswirkungen auf Bewertung und Überlieferungsbildung 201
  • Tobias Hillegeist: Probleme mit unbekannten Nutzungsarten bei der Retrodigitalisierung 211
  • Horst-Dieter Beyerstedt: Online-Dienstleistungen von Kommunalarchiven 219

Robert Kretzschmar mit Ulrike Gutzmann, Gerald Maier, Michael Häusler, Ute Schwens, Veit Scheller und Robert Zink: Die Rolle der Archive im digitalen Zeitalter (225)

Biografien der Autorinnen und Autoren (249)

Info:
Archive im digitalen Zeitalter. Überlieferung, Erschließung, Präsentation. 79. Deutscher Archivtag 2009 in Regensburg
Tagungsdokumentationen zum Deutschen Archivtag, Band 14,
hrsg. vom VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e.V.
Fulda 2010, ISBN 978-3-9811618-3-0

Quelle: VdA, Pressemitteilung und Abbildung, 20.8.2010

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