200 Jahre Kreise im Rheinland und in Westfalen

Ausstellung vom 24. Oktober bis zum 25. November 2016 im Foyer des Kreishauses Bergisch Gladbach (Rheinisch-Bergischer Kreis)

Anlässlich des Jubiläums 200 Jahre Kreise im Rheinland und Westfalen zeigt der Rheinisch-Bergische Kreis im Foyer des Kreishauses vom 24.Oktober bis zum 25. November 2016 die gleichnamige Wanderausstellung des Landkreistages Nordrhein-Westfalen. Der Untertitel der Ausstellung „Von der preußischen Obrigkeit zur bürgerlichen Selbstverwaltung“ verdeutlicht die Entwicklung der Kreise in den letzten 200 Jahren. So zeigt die Ausstellung auf 26 Bannern den Weg von der staatlich gelenkten Behörde zum modernen kommunalen Dienstleister. Einprägsame Kurztexte sowie viele großformatige Bilder lassen die bedeutendsten Zeitabschnitte der letzten 200 Jahre lebendig werden. Eine ausführliche Dokumentation ist in der Begleitpublikation zur Ausstellung enthalten.

200Kreise

Begleitend zu der Ausstellung hat das Kreisarchiv des Rheinisch-Bergischen Kreises eine digitale Präsentation zur 200-jährigen Geschichte der Kreisverwaltung im Rheinisch-Bergischen erstellt, die über ein Terminal im Foyer und auf der Homepage, www.rbk-direkt.de, Stichwort „Kreisarchiv“, verfügbar ist. Zusätzlich dazu ist die Broschüre „Im Wandel der Zeit: Der Rheinisch-Bergische Kreis und seine Geschichte“ beim Archiv erhältlich und findet sich im Internet ebenso zum Download. Auch die Dokumentation „Die Landräte und Oberkreisdirektoren des Rheinisch-Bergischen Kreises und seiner Vorgängerkreise“ kann auf der Internetseite heruntergeladen werden.

Die Ausstellung kann während der Öffnungszeiten des Kreishauses, Montag bis Donnerstag,
8 bis 16 Uhr und freitags, 8 bis 12 Uhr, besucht werden. Der Eintritt ist frei. Der begleitende Katalog des Landkreistages ist zu einer Schutzgebühr von 10 Euro im Kreisarchiv erhältlich.

Kontakt:
Kreisarchiv des Rheinisch-Bergischen Kreises
Am Rübezahlwald 7
51469 Bergisch Gladbach
Tel. 02202/13-2555
archiv@rbk-online.de

Quelle: Rheinisch-Bergischer Kreis, Pressemitteilung, 17.10.2016

Die Reformation im Lübbecker Land

Vortragsreihe der Evangelischen Kirchengemeinden Bad Holzhausen und Börninghausen
November 2016 bis Oktober 2017

ref500luebDie Reformation im Lübbecker Land
Am 31. Oktober 1517 hat Martin Luther seine 95 Thesen an die Schlosskirche zu Wittenberg genagelt und damit die Reformation ausgerufen. So oder so ähnlich steht es in jedem Schulbuch. Und trotzdem ist dieser Satz falsch: Luther hat keine Thesen an die Schlosskirche genagelt; die Luther-Zentrierung wird der historischen Wirklichkeit kaum gerecht. Der Thesenanschlag ist ein Produkt nachträglicher Erinnerungsstiftung und sollte dazu dienen, der Reformation ein Gesicht und ein Symbol zu geben. Aus historischer Sicht muss die Reformation demnach neu bewertet werden. Was heißt also Reformation? Wie verlief die Reformation im Lübbecker Land? Können wir überhaupt von der Reformation sprechen, oder müssen wir nicht eher eine große Vielzahl unterschiedlicher Ausprägungen und Verläufe annehmen? Diese und weitere Fragen sollen in der Vortragsreihe „Die Reformation im Lübbecker Land“ gestellt und – wenn möglich – beantwortet werden.

Die Vortragsreihe wird organisiert von den Kirchengemeinden Rahden, Börninghausen und Bad Holzhausen in Zusammenarbeit mit dem Kirchenkreis Lübbecke und dem Stadtarchiv Lübbecke.

3. November 2016, Gemeindehaus Bad Holzhausen, 19.30 Uhr:
Prof. Dr. Werner Freitag: Die Reformation in Westfalen
Im 16. Jahrhundert war Westfalen ein territorialer Flickenteppich. Somit lassen sich ganz unterschiedliche Verläufe der Reformation erkennen. In seinem Auftaktvortrag zur Vortragsreihe „Die Reformation im Lübbecker Land“ wirft Prof. Freitag Schlaglichter auf die verschiedenen Formen der Reformation in Westfalen.
Prof. Freitag promovierte 1989 in Bielefeld mit einer Arbeit über Volks- und Elitenfrömmigkeit in der Frühen Neuzeit. 1995 habilitierte er sich in Bielefeld mit einer Arbeit über das Dekanat Vechta. Seit 2004 ist er Inhaber des Lehrstuhls für Westfälische und Vergleichende Landesgeschichte an der Universität Münster und seit 2007 zudem Geschäftsführer des Instituts für vergleichende Städtegeschichte. Im Herbst 2016 erschien sein aktuelles Buch „Die Reformation in Westfalen“.

26. Januar 2017, Gemeindehaus Bad Holzhausen, 19.30 Uhr:
Dr. Christof Spannhoff: Fragen und Probleme der Reformationsgeschichtsforschung Westfalens
Unzählige Tagungen und Publikationen beschäftigen sich mit den Auswirkungen, Voraussetzungen und Errungenschaften der Reformation. Dabei werden ältere Forschungsergebnisse hinterfragt und kritisch überprüft. Anhand westfälischer Beispiele zeichnet Dr. Spannhoff diese Forschungsfragen nach.
Dr. Spannhoff promovierte 2013 im Rahmen des Münsteraner Sonderforschungsbereichs 496 „Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme“ mit einer Arbeit zum Thema „Leben ohne die Toten.“ Seit 2013 ist Spannhoff wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für vergleichende Städtegeschichte und leitet dort seit 2016 das Projekt „Reformation in Westfalen“.

16. März 2017, Gemeindehaus Bad Holzhausen, 19.30 Uhr:
Dr. Christian Helbich: Zwischen „alter“ und „neuer“ Kirche. Die Reformpolitik der Herzöge von Jülich-Kleve-Berg in der Grafschaft Ravensberg im 16. Jahrhundert
Die Kirchengemeinden Börninghausen, Holzhausen und Pr. Oldendorf gehörten ursprünglich zur Grafschaft Ravensberg. Die dortigen Landesherren, die Herzöge von Jülich-Kleve-Berg waren katholisch, schritten aber nur bedingt gegen die Reformation ein. Vielmehr betrieben die Herzöge in ihren Territorien eine humanistische Reformpolitik. Diesen westfälischen Sonderweg stellt Christian Helbich in seinem Vortrag vor.
Dr. Helbich promovierte 2011 in Münster mit einer Arbeit über „Erasmische Reformkonzepte, humanistisches Bildungsideal und städtische Kirchenpolitik in Dortmund, Essen und Bielefeld“. Außerdem forschte er zur Reformation in Dortmund. Derzeit arbeitet er als Historiker und Archivar in Braunschweig.

21. Juni 2017, Kirchen Bad Holzhausen und Börninghausen, Beginn: 18.00 Uhr Kirche Bad Holzhausen
Sebastian Schröder M. A.: Reformation in Holzhausen und Börninghausen. Führung und Exkursion durch die beiden Kirchen
Auf Gemeindeebene weichen die Reformationsverläufe und Frömmigkeitspraktiken oftmals von den Vorgaben der Territorialherren ab. Es stellt sich die Frage: Gab es vor Ort eine Reformation? Wie verlief diese? Und schließlich: Gibt es Hinterlassenschaften und Spuren aus dieser Zeit?
Die Führung beginnt um 18.00 Uhr in Holzhausen. Wer möchte, kann dann mit dem Fahrrad (oder mit dem Auto) nach Börninghausen fahren, wo gegen 19.00 Uhr der zweite Teil der Exkursion mit der Darstellung der Börninghauser Reformationsgeschichte startet. Anschließend laden die Kirchengemeinden Bad Holzhausen und Börninghausen zum Grillen im Börninghauser Albert-Schweitzer-Haus ein.
Sebastian Schröder M. A. studierte in Bielefeld und Münster Geschichte und Wirtschaftswissenschaften und schloss sein Studium 2016 mit einer Masterarbeit über die Lübbecker Markenherrschaft ab. Seit 2014 ist er studentische Hilfskraft und Mitarbeiter am Institut für vergleichende Städtegeschichte in Münster. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Westfälischen Landesgeschichte, insbesondere dem Minden-Ravensberger Land. Derzeit bereitet er sein Promotionsvorhaben vor.

12. September 2017, Gemeindehaus Bad Holzhausen, 20.00 Uhr:
Sebastian Schröder M. A.: Alter Glaube und neue Lehre. Wie rein war das Wort nach der Reformation im Lübbecker Land?
Die jüngere Geschichtswissenschaft hat die Auswirkungen der Reformation relativiert; im Vordergrund stehen nicht mehr zwei sich gänzlich widersprechende Konfessionen, sondern Gemeinsamkeiten werden in den Blick genommen. Dabei zeigt sich: Die Frömmigkeitspraxis in den Gemeinden wich oftmals erheblich von den lutherischen Normen ab und enthielt viele Elemente des alten Glaubens.

28. September 2017, Gemeindehaus Bad Holzhausen, 20.00 Uhr:
Pfarrer Steffen Bäcker: Die „Täufer“ der Reformationszeit und ihre Nachfahren. Ein (konfessionskundlicher) Blick auf andere evangelische Kirchen und Gemeinden, die in der Reformationszeit wurzeln
Die evangelischen Landeskirchen sind Kinder der Reformation. Aber es gibt auch noch die ganz anderen Kirchen und Gemeinden, die in der Reformationszeit entstanden sind und auf die Täufer der Reformationszeit zurückgehen. Zu ihnen gehören vor allem die Mennoniten. Sie wurden oft von den evangelischen und katholischen Landesherren und ihren kirchlichen Amtsträger hart verfolgt und mussten Mitteleuropa verlassen. Manche sind in unserer Zeit zurückgekehrt. Bei der Veranstaltung wird es um Leben und Lehre der heutigen Nachfahren dieser vor allem täuferischen Kirchen und Gemeinden auch in unserer Region gehen.
Steffen Bäcker, Pfarrer in Bad Holzhausen und Börninghausen, ist vom konfessionskundlichen Institut des Ev. Bundes in Bensheim ausgebildeter Berater für Konfessionskunde.

5. Oktober bis 20. November 2017,
Altes Rathaus Lübbecke: Ausstellung zur Reformation (Stadtarchiv Lübbecke)

12. Oktober 2017, Andreas-Gemeindehaus Lübbecke, 20.00 Uhr:
Sebastian Schröder M. A.: Reformationsjubiläen im Kirchenkreis Lübbecke
Seit Jahrhunderten feiern und erinnern sich Protestanten an die Reformation. Was und woran erinnert wird, ist dabei einem historischen Wandel unterworfen. Vor 200 Jahren wurden die Reformationsfeierlichkeiten anders als heute begangen. Somit drücken Jubiläen auch viel von ihrer eigenen Gegenwart aus und verdeutlichen, wie die Menschen ihre eigene Geschichte wahrnehmen und mit ihr umgehen.
Der Vortrag findet im Rahmen der Ausstellung zur Reformation im Alten Rathaus in Lübbecke in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv Lübbecke statt.

Kontakt und Information:
Ev. Kirchengemeinden Bad Holzhausen und Börninghausen
Pfr. Steffen Bäcker, Tel 05742-2366
Steffen.Baecker@kirchenkreis-luebbecke.de

Übergabe des Archivs der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung

Goethe, Darwin und Rüppell ziehen um ins Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main

Ein von Goethe 1821 verfasster Dankesbrief an Senckenberg, ein Brief des wohl bis heute einflussreichsten aller Biologen, Charles Darwin von 1873 oder Fotos des berühmten Frankfurter Naturforschers Eduard Rüppell in arabischer Tracht – diese und mehr als 150 Regalmeter weiterer Archivalien der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung (SGN) ziehen ins Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main um. Das Senckenberg-Archiv sammelt wissenschaftshistorische und zeitgeschichtliche Unterlagen, die in Zusammenhang mit allen Arbeitsgebieten Senckenbergs stehen und dokumentiert gleichzeitig die Geschichte der Gesellschaft. Im Institut für Stadtgeschichte stehen mehr Platz zur Lagerung des ständig wachsenden Archivs, Fachleute für Papierrestauration und berührungsfreie Scanner zur Verfügung. Ein weiterer großer Vorteil: Der Lesesaal ermöglicht eine professionell organisierte Einsichtnahme und macht den Zugang zur den Archivalien deutlich einfacher. Eigentümerin des Archivs bleibt die SGN.

SGN 3197 Mitgliederverzeichnis Heyden 1867 Seite 159 Ausschnitt Darwin

Abb.: Ausschnitt aus dem ältesten Mitgliederverzeichnis der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung mit Eintrag Darwins

„Heute können wir uns über einen herausragenden Zuwachs für unser Haus freuen“, führte Dr. Evelyn Brockhoff, Leitende Direktorin des Instituts für Stadtgeschichte, bei der Übergabe des Archivs der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung aus. Die Senckenberg-Dokumente seien als „Historisches Gedächtnis“ einer der wichtigsten deutschen Forschungseinrichtungen im Feld der Biologie ein großer Gewinn für ihr Haus. Dr. Brockhoff: „Im Institut lagern bereits die Archive der Dr. Senckenbergischen Stiftung, des Physikalischen Vereins und ähnlicher Einrichtungen. Es erfüllt mich mit großer Freude, dass nun auch das Archiv der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung den Weg zu uns gefunden hat.“

„Der Dank für die Vorbereitung und die professionelle wie zügige Abwicklung der Übernahme geht an die beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beider Einrichtungen“, betonte Prof. Dr. Dr. h. c. Volker Mosbrugger, Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung. Das Senckenberg-Archiv geht in seinen Anfängen auf das Gründungs-Jahr 1817 zurück; im nächsten Jahr steht also ein großes Jubiläum an. Seitdem ist die Senckenberg Gesellschaft erheblich gewachsen und aktuell Trägerin von sechs Forschungsinstituten und drei naturkundlichen Museen. Mit der Gesellschaft, so Mosbrugger, sei auch der Archivbestand angewachsen: „Der Entschluss zur Kooperation mit dem Institut für Stadtgeschichte war für uns naheliegend, da dort zukünftig eine fachlich und lagerungstechnisch professionelle Betreuung gesichert ist. Besonders wichtig war uns, diese bedeutenden Archivalien interessierten Forscherinnen und Forschern besser zugänglich zu machen.“ Das Eigentumsrecht verbleibt bei Senckenberg.

„Gute klimatische Bedingungen und eine der historischen Bedeutung der Dokumente entsprechende adäquate Lagerung sind Garanten für die zukünftige Nutzung und Auswertung des Senckenberg-Archivs“, erläutert Dr. Joachim Kemper, Leiter der Abteilung Sammlungen, die fachlichen und räumlichen Gegebenheiten des Instituts. Das moderne Außenmagazin des Instituts in der Borsigallee verfügt über eine sogenannte „natürliche Klimatisierung“; auch für den Bereich der Restaurierung und Konservierung sind Expertinnen im Haus tätig. Die Nutzung der Dokumente ist im Lesesaal des Instituts möglich, der von Montag bis Freitag geöffnet ist. „Wir freuen uns, dass für wissenschaftshistorische und andere Fragestellungen zukünftig ein weiterer herausragender Bestand bei uns genutzt werden kann. Auch ausgewählte Digitalisierungen sind ohne weiteres möglich“, sagt Kemper.

Zu den Archivalien gehören nicht nur Publikationen, handgeschriebene Briefe, Urkunden und Protokolle sondern auch historische Baupläne, Plakate, Fotografien, Gemälde und Skulpturen. Eines der wertvollsten Objekte des Archivs ist ein Brief Goethes aus dem Jahre 1821 anlässlich seiner Ernennung zum korrespondierenden Mitglied Senckenbergs. Auch die Korrespondenz mit weiteren „Prominenten“ wie Charles Darwin sowie zwei seiner Söhne ist in den Akten erhalten.

Die Anfänge ganzer Wissenschaftszweige, wie etwa der Mikropaläontologie, lassen sich im Archiv nachvollziehen. Zu den Meilensteinen aus den Anfängen der Naturwissenschaft gehören zum Beispiel die beiden ersten Versuche, der unendlichen Vielfalt der Lebewelt ein System zu geben – sie stammen von Conrad Gesner (1558) und dessen Vorgänger Plinius d. Ä. in einer Edition aus dem Jahre 1512. Umfangreich dokumentiert sind auch Expeditionen, wie die erste deutsche Tiefsee-Expedition „Valdivia“, die 1898 in See stach, und in 28 Bänden eindrucksvoll fotografisch erfasst ist. Ebenso ist das Forscher- und Entdeckerleben bedeutender Senckenberger wie Eduard Rüppell (1794-1884), dem wichtigsten Begründer der Senckenbergischen Forschungssammlungen, repräsentiert.

Zu den wichtigsten Dokumenten der Geschichte der Senckenberg Gesellschaft gehört das erste im November 1867 angelegte Mitgliederverzeichnis. Handschriftliche Randnotizen lassen erahnen, dass vor genau 150 Jahren die Senckenberger damit begonnen haben, ihre Geschichte in einem Archiv zu bündeln. Weitere Glanzstücke sind die Originalverträge zwischen der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft (SGN) und der Dr. Senckenbergischen Stiftung zum Neubau des Museums (1904 – 1907) oder Bauzeichnungen des neuen Senckenbergmuseums an der Viktoria-Allee (heute Senckenberganlage), erstellt an der Schwelle zum 20. Jahrhundert von Architekt Ludwig Neher. Dokumente zur Jahrhundertfeier der SNG 1917 sind zugleich Zeugen der Weltgeschichte – etwa die an den Zaren von Bulgarien gerichtete Korrespondenz des Senckenberg Direktors August Knoblauch und die Antwortdepesche der königlichen bulgarischen Gesandtschaft, um nur ein Beispiel unter vielen zu nennen.

Kontakt:
Institut für Stadtgeschichte
Im Karmeliterkloster
Münzgasse 9
60311 Frankfurt am Main
Tel. 069 212-37914 / 212-38425
Fax 069 212-30753
info.amt47@stadt-frankfurt.de
www.stadtgeschichte-ffm.de

Quelle: Institut für Stadtgeschichte, Presseinformation, Frankfurt am Main, 18.10.2016

Ab nach Übersee – jeder zwölfte Dürrner musste gehen

Aus der Serie „Geschichtsort Archiv“

Einwanderung und Auswanderung prägen die südwestdeutsche Gesellschaft seit Menschengedenken. Dabei war Migration teils erzwungen und teils freiwillig – mit allen möglichen Mischformen dazwischen. Eine solche betraf die Massenauswanderung des Jahres 1854 an vielen Orten der Region, zum Beispiel in Dürrn.

Abb.: Aufruf im Pforzheimer Beobachter zur Schuldenliquidation der auf Gemeindekosten nach Amerika auswandernden Ortsarmen (Quelle: Stadtarchiv Pforzheim).

Der Bevölkerungsanstieg in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts sorgte für eine zunehmende Verarmung in den Dörfern, denn die landwirtschaftliche Fläche, aus der die Einwohnerschaft zu ernähren war, wuchs nicht mit. Durch die Realteilung, also die Aufteilung der Höfe im Erbfall, wurde das eigene Land zudem immer kleiner. Die wirtschaftlich schwierige Situation wurde durch Missernten in den 1840er Jahren weiter verschärft, und nach der Niederschlagung der Revolution von 1848/49 war auch der Traum mancher Untertanen nach größerer bürgerlicher Freiheit zerronnen.

Abb.: Rechnung des Dürrner Schuhmachers Gottlieb Durban an die Gemeindekasse für die Fertigung von Schuhen für die Auswandererfamilien Arn, Barth und Schaufler (1854) (Quelle: Gemeindearchiv Ölbronn-Düren).

So steigerte sich die Auswanderung um 1850 zum Massenexodus: 1854 waren offenbar allein aus Dürrn seit dem Vorjahr 20 Personen ausgewandert. Dabei heißt es zynisch, dass „durch ihren Wegzug die Gemeinde nichts verloren habe, denn die Aussicht auf weitere Unterstützungslast“. Doch es kam noch schlimmer, denn der Gemeinderat wünschte, dass weitere 50 bis 60 Personen „auf öffentliche Kosten zur Auswanderung gebracht würden“ – heute würde man sagen: Sie sollten abgeschoben werden.

Die Ortsarmen seien „durch Forst- und Feldfrevel für die Umgegend“ zu einer „wahren Plage geworden“, wie es in der Chronik heißt: Sie waren gezwungen, sich das Nötigste nicht nur durch Bettelei, sondern auch durch Diebstahl im Wald und auf den Feldern zu verschaffen. Auch der Dürrner Pfarrer Greiner sprach sich für „die Auswanderung dieses verkommenen Theils der Gemeinde“ aus, und der Pforzheimer Oberamtmann unterstützte das Ansuchen.

Abb.: Anzeige aus dem Pforzheimer Beobachter (1854) (Quelle: Stadtarchiv Pforzheim).

Auf dem Rathaus handelte man schnell: Der Gemeinderat beschloss, mindestens 6.000 Gulden Kapital aufzunehmen, was die Gemeinde im September 1854 zur „Bestreitung der Auswanderungskosten mehrerer Ortsarmer“ auch tat. Damit wurden andere Schuldaufnahmen, zum Beispiel 400 Gulden „zur Unterstützung der Ortsarmen-Suppenanstalt“, künftig überflüssig. Die Gemeinde stattete die Auswanderer mit Kleidung, Schuhen und Koffern aus, was für die Dürrner Schneider und Schuhmacher willkommene Großaufträge bedeutete.

Der größte Teil der Menschen wurde schließlich im Oktober 1854 vom Gemeinderechner und einem Gemeinderat nach Mannheim begleitet. Bis Bruchsal ging die Reise in sieben Fuhrwerken. Diese Fuhren wurden unter der Dürrner Einwohnerschaft versteigert, indem wie üblich die günstigsten Gebote den Zuschlag erhielten. Ab Bruchsal ging es dann mit der Eisenbahn weiter bis Mannheim, wo man einer Auswanderungs-Agentur die Ortsarmen und 4.228 Gulden für die weitere Reise übergab.

Unter den 68 Abgeschobenen waren mehrere große Familien, darunter die je achtköpfigen von Michael Arn und Matthias Schimpf. Mindestens 55 Dürrner Ortsarme überquerten von Antwerpen aus den Ozean und erreichten am 20. Dezember 1854 New York. Die Einwohnerzahl von Dürrn verringerte sich schlagartig auf nur noch 814 im Jahr 1855; drei Jahre zuvor hatte sie noch 881 betragen. Jeder zwölfte Dürrner hatte demnach seine Heimat verlassen. Das Dorf war mit diesem „Befreiungsschlag“ aber nicht allein: Das Jahr 1854 bildete auch in den Nachbarorten dies- und jenseits der badisch-württembergischen Landesgrenze den Höhepunkt der Massenauswanderung.

Nach diesem „Aderlass“ verbesserte sich für die Gemeinde Dürrn die finanzielle Situation. Die Auswanderungszahlen gingen dauerhaft deutlich zurück, denn die verbliebenen ärmeren Einwohner fanden mehr und mehr Verdienstmöglichkeiten in der wachsenden Pforzheimer Schmuckindustrie. Zugleich war die Gemeinde endlich wieder in der Lage zu investieren: Das heutige Schulhaus wurde in dieser Zeit gebaut.

Als Anfang der 1880er Jahre eine schlechte Konjunkturlage in Deutschland mit einem Wirtschaftsboom in den USA zusammentraf, erfasste auch Dürrn nochmals eine Auswanderungswelle, allerdings deutlich geringeren Ausmaßes. Der wirtschaftliche Aufschwung im Deutschen Reich und schließlich der Erste Weltkrieg brachten die Emigration weitgehend zum Erliegen.

Quelle: Enzkreis, Pressemitteilung 355 / 2016

Kreisarchiv Stormarn macht 180.000 Digitalisate online zugänglich

Rund 800 laufende Meter Schriftgut in den Regalreihen des Kreisarchivs Stormarn und nicht genug Zeit, um eine Anfrage an das Archiv zu stellen oder persönlich vorbeizukommen? Damit soll nun Schluss sein. Landrat Dr. Henning Görtz und Kreisarchivar Stefan Watzlawzik verkünden den Startschuss der „Revolution ins Digitale“.

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Abb.: Landrat Dr. Henning Görtz und Kreisarchivar Stefan Watzlawzik präsentieren Archivgut (Foto: Kreis Stormarn).

Ziel ist es, den Austausch von Informationen zwischen dem Kreisarchiv und der Verwaltung sowie der interessierten Öffentlichkeit enorm zu beschleunigen und zu vereinfachen. 180.000 Digitalisate fertigten die Mitarbeiter des Kreisarchivs dafür an.

Durch Datenbanken im Internet, wie www.kreisarchiv-stormarn.findbuch.net, soll die gewünschte Unterlage nur noch ein paar Klicks entfernt sein. Denn das Kreisarchiv macht ab sofort das Schriftgut des Kreises im großen Stil online zugänglich.

Eine halbe Millionen Digitalisate
Landrat Dr. Henning Görtz ist stolz darüber, was das Archiv in Bad Oldesloe in den letzten Jahren für die Digitalisierung getan hat: „Mit der gesamten Datenmenge von rund einer halben Millionen Scans sind wir im Vergleich zu anderen Archiven bundesweit ganz vorne dabei“, verkündet Görtz.

Durch die Digitalisierung soll ein klarer Vorteil für die Verwaltung entstehen. „Unsere 600 Kollegen im Kreis können mittels einer kreisinternen Datenbank direkt auf die geforderten Akten zugreifen“, ergänzt Watzlawzik. Durch die elektronischen Arbeitsabläufe sparen die Angestellten der Kreisverwaltung dank OCR-Texterkennung viel Zeit.

So kann das Archiv seine Aufgabe, neben der Überlieferung und Erhaltung des Archivguts für die Öffentlichkeit, auch Servicedienstleister für die Verwaltung zu sein, noch besser erfüllen. Und die digitalisierten Unterlagen seien nicht nur für die Kreisverwaltung von Belang.

Watzlawzik: „Wir veröffentlichen beispielsweise Haushaltspläne oder auch das Kreisblatt ab 1877 bis 1990, indem alle Bekanntmachungen des Kreises enthalten sind.“ Das Material sei somit auch für Wissenschaftler und die Öffentlichkeit von enormer Wichtigkeit. Die Digitalisate sollen für Interessierte entweder auf dem Findbuch-Portal des Kreisarchivs oder während der Öffnungszeiten vor Ort online einsehbar sein.

Investitionen von rund 400.000 Euro
Möglich gemacht haben diesen Schritt in die Digitalisierung für das Kreisarchiv Fördermittel vom Land Schleswig-Holstein sowie vom Kreis Stormarn. Rund 300.000 Euro flossen in den vergangenen drei Jahren in die Bestandserhaltung. Davon kamen 165.000 Euro als Fördermittel vom Land und nochmal etwa die gleiche Summe vom Kreis.

tiftungen unterstützten das Vorhaben zusätzlich mit 100.000 Euro. Somit wurden insgesamt 400.000 Euro investiert, um das Angebot des Kreisarchivs noch umfangreicher sowie die Nutzung und Verfügbarkeit verbessert möglich zu machen. Die Digitalisierung des Archivguts trägt somit auch dazu bei, die, teilweise durch Zerfall gefährdeten, Originale maßgeblich zu schonen.

Zu den Originalen zählen mehr als 1000 Protokolle des Kreistags, Akten zur Wiedergutmachung von Opfern des Nationalsozialismus im Kreis, eine Sammlung kultureller und politischer Plakate ab den 1950er-Jahren sowie Foto-Nachlässe vom Oldesloer Journalisten Hans Mallek und dem Heimatforscher Klaus-Dieter Schwerdtfeger.

Veröffentlichung eines Kurzfilms
Grafiker Richard Kondziella, der für den Film über das Kreisarchiv einen Zeichentrick erarbeitet hat.Das Kreisarchiv Stormarn ist eines der 17 Stormarner Kommunalarchive und für das Sichern von Überlieferungen zuständig. Dazu zählen die Übernahme, die dauerhafte Aufbewahrung und die Erhaltung von als archivwürdig geschätzten Unterlagen. Dabei garantiert das Archiv, dass die Unterlagen sachgemäß gelagert werden, der Bestand exakt kontrolliert wird und die Unterlagen gut erhalten bleiben.

KreisarchivDigitalisateKondziellaLAbb. rechts: Grafiker Richard Kondziella, der für den Film über das Kreisarchiv einen Zeichentrick erarbeitet hat (Foto: Kreis Stormarn).

Um zu zeigen, welche Arbeitsschritte überhaupt dafür notwendig sind, dass die Unterlagen letztendlich digital in einer Datenbank landen, hat das Kreisarchiv gerade einen Kurzfilm mit dem Titel „Wie kommen die Akten in den Himmel?“ veröffentlicht. In rund 10 Minuten wird verständlich und anschaulich erklärt, wie die Akten in den „digitalen Himmel“ gelangen.

Dabei zeigen die Mitarbeiter vom Kreisarchiv, wie das Erschließen der Akten und die anschließende Digitalisierung ablaufen. „Der Film verschafft Einblicke in die Arbeit des Kreisarchivs, die man sonst nicht so leicht bekommen kann“, sagt der Grafiker Richard Kondziella, der für die Einleitung in das Thema einen Zeichentrick erarbeitet hat.

Auch ein Anlass, das allgemeine Vorurteil vom „verstaubten“ Archiv, das wohl in vielen Köpfen stecken mag, endgültig aus dem Weg zu räumen. Für die Kameraführung und den Schnitt war der Oldesloer Filmemacher Thomas Gericke verantwortlich, der die Veröffentlichung des Films bedauerlicherweise nicht mehr miterleben konnte. Ihm ist der Film gewidmet, der im Internet unter www.vimeo.com/182542031 abrufbar ist.

Pläne für die Zukunft
Möglichst im Jahr 2017 sollen die Digitalisate der Lübecker Nachrichten, der Regionalausgabe Stormarn des Hamburger Abendblatts (ehemals Ahrensburger Zeitung) sowie der Glinder Zeitung online gestellt werden. Insgesamt 160.000 Digitalisate von Zeitungen des Kreises – so viel hat laut Watzlawzik kein zweites Archiv in Norddeutschland.

Dank des guten Austauschs mit den Kreiszeitungen und der vielfältigen Medienlandschaft, hat das Kreisarchiv solch einen großen digitalen Zeitungsbestand. Doch noch sind Urheberrechte und andere Formalitäten mit den jeweiligen Verlagen zu klären, bis die Zeitungen aus den letzten sieben Jahrzehnten endgültig für jedermann online „durchzublättern“ sind.

Außerdem sollen im nächsten Jahr Akten mit großformatigen, farbigen Karten aus den 1950er- bis 1970er-Jahren digital zur Verfügung gestellt werden. Die Planungsakten sind vor allem deshalb von großem Belang für die Region, da sie die Weichen gestellt haben für die Entwicklung Stormarns als erfolgreichen Wirtschaftsstandort.

Sie enthalten Flächennutzungspläne, die der Kreis mit den jeweiligen Gemeinden abgesprochen hat. In diesen Akten wurde also festgelegt, welche Gebiete für den Naturschutz, zum Wohnen oder fürs Gewerbe genutzt werden sollen.

Darin stecken auch Überlegungen, wie das Wohlempfinden für Stormarner gewährleistet werden kann, beispielsweise durch einen kurzen Weg zur Arbeit, Wohnen im Grünen… Zudem ist zu erkennen, welche Gebiete für den Landschaftsschutz ausgewählt und warum diese für schützenswert erklärt wurden, was beispielsweise für die Forschung wichtig ist.

Bildergalerien
Um die Themen und Personen in den digitalisierten Akten zu veranschaulichen, bereitet das Kreisarchiv neue Bildergalerien auf seiner Homepage vor. Gezeigt werden soll ausgewähltes Bildmaterial zu den Themen wie Landräte, Kreispräsidenten, Kreistag, Gebäude des Kreises, Eisenbahn, Gasthöfe und vieles mehr. Weitere Informationen folgen auf der Internetseite des Kreisarchivs unter www.kreisarchiv-stormarn.de.

Kontakt:
Kreisarchiv Stormarn
Mommsenstraße 14
23843 Bad Oldesloe
kreisarchiv@kreis-stormarn.de
www.kreisarchiv-stormarn.de

Quelle: Kreis Stromern, Pressemitteilung, 28.9.2016

Fortbildungsprogramm der Archivschule Marburg für 2017

Die Archivschule Marburg bietet im kommenden Jahr insgesamt 31 Grund-, Aufbau- und Erweiterungskurse an. Dazu gehören stets wiederkehrende Angebote sowie Veranstaltungen, die neue und aktuelle Themen aufgreifen. Aufgrund der großen Nachfrage in diesem Jahr werden einige Kurse mehrfach angeboten, um sowohl den InteressentInnen der Wartelisten als auch weiteren Personen die Teilnahme zu ermöglichen.

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Fortbildungsprogramm 2017

Alle Veranstaltungen finden sich auch auf der Homepage der Archivschule (zur Anmeldung: Anmeldeformular nutzen).

Kontakt:
Archivschule Marburg
– Hochschule für Archivwissenschaft –
Bismarckstraße 32
35037 Marburg (Lahn)
Telefon: +49 (0) 6421 16971-12
Telefax: +49 (0) 6421 16971-10
h.becker@staff.uni-marburg.de
www.archivschule.de

Notfallübung im Stadtarchiv Karlsruhe

Notfallvorsorge besitzt nicht zuletzt seit dem Brand der Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar 2004 und dem Einsturz des Stadtarchivs Köln 2009 einen hohen Stellenwert für Kultureinrichtungen zum Schutz ihrer wertvollen, teils einzigartigen Bestände. Mit Hilfe von präventiven Maßnahmen gilt es, Schadensfälle nach Möglichkeit im Vorfeld zu verhüten und auf den hoffentlich nie eintretenden Ernstfall vorbereitet zu sein.

Nach einer gemeinsamen Notfallübung des Karlsruher Notfallverbundes am 10. Oktober 2014 hat das Stadtarchiv Karlsruhe daher am Freitag, den 23. September 2016, eine interne Notfallübung durchgeführt, an der ca. 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter teilnahmen. Ziel war es, das Verhalten im Brandfall und die Personenrettung sowie die Erstversorgung von havariertem Archivgut zu proben.

In Abstimmung mit der Branddirektion war nur die Notfallübung als solche, aber nicht der konkrete Termin angekündigt. Der Ablauf war den Beteiligten somit im Vorfeld nicht bekannt.

Ab 8.40 Uhr fand zunächst eine Räumungsübung unter Aufsicht der Branddirektion statt. Dabei wurde der Alarm im Gebäude ausgelöst und als besondere Hürde das Treppenhaus vernebelt. Nach ungefähr zehn Minuten wurde die Alarmsituation aufgelöst und es folgte eine Nachlese zum Verhalten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter während des Alarms. Die Kollegen der Branddirektion gaben zudem auf dem Hof vor dem Archivgebäude eine Einweisung in die Handhabung von Feuerlöschern, die auch praktisch getestet werden dürften.

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Abb. 1: Das vernebelte Treppenhaus des Stadtarchivs zur Simulation einer Brandlast. (Foto: Stadtarchiv Karlsruhe)

Nach der Personenrettung trat die Sicherung havarierten Archivguts in den Fokus. Den Auftakt machte die Vorstellung der Notfallboxen des Stadtarchivs. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wurden Standort, Zweck und Inhalt erläutert. Darauf folgte eine Bergungsübung. Mittels Menschenkette waren Archivalien von unterschiedlicher Größe und Gewicht aus einem Magazin herauszubringen und geordnet abzulegen.

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Abb. 2: Im Hof vor dem Stadtarchiv konnte das Archivpersonal nach einer Einführung durch die Branddirektion auch selbst einmal einen Feuerlöscher testen. (Foto: Stadtarchiv Karlsruhe)

Die Versorgung havarierten – im betreffenden Fall durchnässten – Archivguts leitete ein Vortrag des Restaurators Dieter Hebig, stellvertretender Geschäftsführer der Firma Schempp Bestandserhaltung GmbH, ein. Herr Hebig erläuterte Schadensursachen und zeigte konkrete Schadensbilder auf. Dabei skizzierte er eindrücklich die wesentlichen Abläufe in einer Notsituation und veranschaulichte die erforderlichen Handgriffe bei der Erstversorgung von Archivgut wie auch die Verpackung für die Gefriertrocknung. In einer praktischen Übung durften sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Stadtarchivs an der Verpackung nasser Archivalien (Akten und Bände) versuchen. Die benötigten Materialien entnahmen sie den Notfallboxen.

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Abb. 3: Im Lesesaal wurde durchnässtes Archivgut nach einer Einweisung durch den Restaurator Dieter Hebig für die Gefriertrocknung in Plastikbeutel verpackt. (Foto: Stadtarchiv Karlsruhe)

Damit ging ein abwechslungsreicher Vormittag im Stadtarchiv zu Ende. Die Notfallübung hat die Beteiligten in die Problematik der Notfallvorsorge eingeführt. Lagen die Schwerpunkte auf der Personenrettung sowie einer allgemeinen Einführung in die Bergung und Erstversorgung havarierten Archivguts, so werden perspektivisch Vertiefungen in anderen Bereichen der Notfallvorsorge und der Umgang mit verschiedenen Archivalientypen die neu erworbenen Kenntnisse erweitern und festigen. Auf diese Weise ist das Personal im Karlsruher Stadtarchiv gut vorbereitet – komme, was wolle.

Kontakt:
Stadt­ar­chiv Karlsruhe
Leitung: Dr. Ernst Otto Bräunche
Markgra­fen­straße 29
76133 Karlsruhe
Tel.: 0721-133 4225, 4223, 4224
Fax: 0721-133 4299
archi­v@­kul­tur.karlsruhe.de

Quelle: Stadtarchiv Karlsruhe, Notfallübung 23.9.2016

Archiv und Wirtschaft 3/2016

In Kürze erscheint die neueste Ausgabe (3/2016) von „Archiv und Wirtschaft„.

AuW3_16Inhaltsverzeichnis „Archiv und Wirtschaft“ 3/2016

AUFSÄTZE

Stefan Laube: Suchtfaktor oder Strukturmerkmal. Über Sammeln, Sammler und Sammlungen (105-114)

Franziska Eggimann: Thematische Weiterentwicklung in der Praxis: Aufbau einer Kunststoffabteilung in der Eisenbibliothek (115-122)

Reinhard Frost: „Ins Archiv übernommen“ – Sammlungsbildung in der Anfangsphase des Historischen Archivs der Deutschen Bank (123-127)

BERICHTE

Christine Hartmann: „Gedrucktes Vertrauen“. Tagung zur Ausstellung „Gedruckte Werte“ im Museum für Druckkunst Leipzig, 24. Juni 2016 (128-132)

Marta Riess und Frank Müller: „Der Abschied von der Abschlagsrechnung“ – Eine Trauerfeier für Stakeholder, ein Freudenfest für Records Manager. 83. VdW-Lehrgang vom 5. bis 8. Juni 2016 in Wien: VdW on tour: Austria – in Verbindung mit der International Atomic Energy Agency (IAEA), der Organisation for Security and Co-operation in Europe (OSCE), dem Technischen Museum Wien und der D. Swarovski KG Wattens: Records Management – Ein praxisorientierter Zugang (132-134)

REZENSIONEN

Lutz Budrass: Adler und Kranich. Die Lufthansa und ihre Geschichte 1926–1955 (Kurt Schilde) (135-136)

Dieter H. Kollmer (Hrsg.): Militärisch-Industrieller Komplex? Rüstung in Europa und Nordamerika nach dem Zweiten Weltkrieg (Thomas Seidel) (136-138)

Barbara Segelken (Hrsg.): Die Kunst des Aufbewahrens. Katalog zur gleichnamigen Ausstellung vom 18. Oktober 2015 bis 31. Januar 2016 in Mettingen (Brigitta Hafiz) (138-141)

Rainer Vulpius: Die Braunkohlenlagerstätten Deutschlands – ein Überblick (Ulrich Heß) (141-142)

Thomas Welskopp: Unternehmen Praxisgeschichte. Historische Perspektiven auf Kapitalismus, Arbeit und Klassengesellschaft (Siegfried Buchhaupt) (142-144)

Daniel Wilhelm: Die Kommunikation infrastruktureller Großprojekte. Die Elektrifizierung Oberschwabens durch die OEW in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts (Manfred Grieger) (144-146)

Rezensionsliste (146-147)

Impressum (152)

Kontakt:
Redaktion „Archiv und Wirtschaft“
Dr. Martin Münzel
c/o Bertelsmann SE & Co. KGaA
Corporate History
Carl-Bertelsmann-Straße 270 | 33311 Gütersloh
Telefon: 030-2093-70571
Martin_Muenzel@Yahoo.com
http://www.wirtschaftsarchive.de/veroeffentlichungen/zeitschrift

Ausstellung „Migration im Quadrat. 25 Mannheimer Biographien“

Am 29. September 2016 ab 17 Uhr feiert die Ausstellung „Migration im Quadrat. 25. Mannheimer Biographien“ Eröffnung. Die Vernissage in der Zentralbibliothek der Stadtbibliothek Mannheim im Stadthaus N1 ist eine Veranstaltung im Rahmen der Mannheimer Bündnisaktionstage „Vielfalt im Quadrat“ und in Kooperation mit der Stadtbibliothek Mannheim.

Die Ausstellung entstand als Kooperationsprojekt des Lehrstuhls Zeitgeschichte der Universität Mannheim und des ISG-Stadtarchiv Mannheim und wurde bereits mit Erfolg im Collini-Center gezeigt. Sie wirft mittels des biographischen Zugangs Schlaglichter auf die reiche Mannheimer Migrationsgeschichte seit 1945. Die Ausstellung versteht sich als weiterer kleiner Schritt zur Entwicklung einer lokalen Erinnerungskultur in der Einwanderungsgesellschaft Deutschland, was angesichts der aktuellen politischen Entwicklungen in Deutschland umso dringlicher erscheint.

Die Ausstellung wird vom 27. September bis 15. Oktober zu den Öffnungszeiten der Zentralbibliothek im Stadthaus N1 (Dienstag bis Freitag 10:00–19:00, Samstag 10:00–15:00 Uhr) zu sehen sein. Sie wird vom Förderverein des Historischen Instituts unterstützt.

Info:
Ulrich Nieß (Hrsg.):
Migration im Quadrat. 25 Mannheimer Biographien
Mannheim 2016
ISBN: 978-3-9813584-9-0

(Nur über das Stadtarchiv Mannheim erhältlich. 3 € des Verkaufspreises gehen an die Flüchtlingshilfe Mannheim.)

Die Ritter im mittelalterlichen Vellern

Öffentliche Buchvorstellung am 12. September 2016 /
Erster Band in der Reihe „Kleine Schriften aus dem Kreisarchiv Warendorf“

Das Buch „Die Ritter im mittelalterlichen Vellern“ wird am 12. September 2016 um 19 Uhr im Alten Pfarrhaus in Vellern (An der Kirche 4, 59269 Beckum) öffentlich vorgestellt. Dazu laden die Laienspielschar Vellern e.V. und das Kreisarchiv Warendorf alle Interessierten herzlich ein. Freuen können sich die Besucher auf einen Vortrag des Autors Wilhelm Laukemper, der sein Buch persönlich vorstellen wird. Martin Tigges wird die Veranstaltung musikalisch am Klavier begleiten. Vor und nach der Buchvorstellung besteht die Möglichkeit, die neue Publikation zu erwerben. Der Eintritt zu dieser Veranstaltung ist frei. Das Buch ist jetzt als erster Band in der Reihe „Kleine Schriften aus dem Kreisarchiv Warendorf“ erschienen.

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Abb.: Der Einband des Buches „Wilhelm Laukemper, Die Ritter im mittelalterlichen Vellern. Eine regionale Studie zum niederen Adel im östlichen Münsterland (= Kleine Schriften aus dem Kreisarchiv Warendorf, Band 1), Bielefeld 2016“.

Ritter in Beckum-Vellern? Sie lassen sich tatsächlich in hochmittelalterlichen Dokumenten im 13. Jahrhundert im Zusammenhang mit der Gründungsgeschichte der Pfarrei Vellern im Jahr 1193 in den Beckumer Bauerschaften Günnewig, Dorfbauerschaft, Hesseler und Hockelmer als Dienstmannen der Erzbischöfe von Köln, der Bischöfe von Münster und der Grafen von Ravensberg in der zeitgenössischen Urkundenüberlieferung nachweisen.
Erstmals erforscht Wilhelm Laukemper, der sich viele Jahre mit der Geschichte Vellerns beschäftigt hat, dieses Phänomen des zeitgleichen Auftretens des niederen Adels in einem relativ kurzen Zeitraum im östlichen Münsterland. Dafür trägt er eine Fülle an Informationen zusammen und macht dieses schwer durchschaubare Geflecht transparent: So wird die Entwicklung der einzelnen Vasallengeschlechter unter Beachtung der Chronologie skizziert und ihr Handeln beschrieben. Die auffallende Gleichzeitigkeit des Erscheinens – bei oft dürftiger Quellenlage – fordert es heraus, nach Begründungen zu suchen, warum vor dieser ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, aber auch danach von ihnen überhaupt keine Notiz genommen worden ist.

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Abb.: Katasterkarte von 1830: Der Steinhof im Dorfkern Vellern mit dem vom „Burggraben“ umgräfteten Doppelspeicher.

Im ersten Teil der 167-seitigen Untersuchung erforscht Wilhelm Laukemper die Gründe für das Aufkommen dieser Rittergeschlechter in den Beckumer Bauerschaften. In einem zweiten Teil wird nach Plätzen in Vellern Ausschau gehalten, an denen je eines dieser Rittergeschlechter seinen ‚Wohnsitz‘ gehabt hat oder gehabt haben müsste. Die Entwicklungsgeschichte dieser (Haupt)-Höfe in den einzelnen Bauerschaften, namentlich der Höfe Grothues, Schulze Hesseler, Schulze Hockelmann, Suermann und Steinhoff, wird detailliert nachvollzogen.
Wilhelm Laukemper (geb. 1935 in Beckum-Vellern) leitete als Volks- und Hauptschullehrer zwischen 1977 bis 1994 die Hauptschule Neubeckum. Darüber hinaus widmet er sich seit Jahrzehnten der Erforschung der Geschichte Vellerns und des östlichen Münsterlandes. Neben seinen Büchern „Vellern unser Dorf“ (1993), „Haus Nottbeck in Stromberg“ (1998) und „St. Pankratius in Vellern“ (2006) schrieb er zahlreiche Aufsätze in den Jahrbüchern des Kreises Warendorf.

Nach der Erfassung der Siedlungsgeschichte des Dorfkerns (1993) und der Auswertung kirchenarchivarischer Quellen (2006) rundet das vorliegende Buch, das den Ursprüngen des Ortes Vellern und seiner Bauerschaften nachgeht, die Gesamtthematik ‚Dorfgeschichte‘ ab. Seine Drucklegung wurde im Übrigen durch eine großzügige Spende der Laienspielschar Vellern e.V. unterstützt.

„Die Ritter im mittelalterlichen Vellern“ ist der erste Band in der neuen Reihe „Kleine Schriften aus Kreisarchiv Warendorf“, die das Kreisarchiv in Zusammenarbeit mit dem Verlag für Regionalgeschichte in Gütersloh herausgibt. Diese Reihe bietet jenen Arbeiten einen Publikationsrahmen, die nicht den Umfang haben, um in die Reihe der „Quellen und Forschungen zur Geschichte des Kreises Warendorf“ aufgenommen zu werden, aber gleichzeitig auch zu umfangreich sind für eine Veröffentlichung als Aufsatz in einer regionalgeschichtlichen Zeitschrift. Das Buch ist im Buchhandel oder direkt beim Verlag für Regionalgeschichte zum Preis von 14,90 € erhältlich.

Info:
Wilhelm Laukemper, Die Ritter im mittelalterlichen Vellern. Eine regionale Studie zum niederen Adel im östlichen Münsterland (= Kleine Schriften aus dem Kreisarchiv Warendorf, Band 1), Bielefeld 2016
ISBN 978-3-7395-1011-8, 168 S. 14,90 € (Kreis Warendorf)

Kontakt:
Kreisarchiv Warendorf
Dr. Thomas Brakmann
Waldenburger Str. 2
48231 Warendorf
Tel. : 02581/53-1040
Fax. : 02581/53-1099
kreisarchiv@kreis-warendorf.de

Quelle: Kreis Warendorf, Pressemitteilung, 7.9.2016