Wie im Vergrößerungsglas: Dokument im Stadtarchiv Maulbronn spiegelt lokale und europäische Geschichte um 1800

Aus der Serie „Geschichtsort Archiv“

Jacob Friedrich Waaser pachtete ab 1797 für zwölf Jahre den Schafhof von der Klosterverwaltung Maulbronn. Im Gegenzug musste er 1.000 Gulden in Form eines Kapitalbriefs als Unterpfand oder Kaution beim Kirchenrat hinterlegen. Diesen Kapitalbrief aus dem Jahr 1798 verwahrt das Stadtarchiv Maulbronn. Er ist besonderes Beispiel für eine sogenannte „verdeckte Quelle“: ein Dokument, das Bestandteil eines Vorganges ist, dem man sie nicht unbedingt zuordnen würde.

Abb.: Gerichtssiegel des Klosteramts Maulbronn auf einem Kapitalbrief aus dem Jahr 1798 (Stadtarchiv Maulbronn).

Der Kapitalbrief ist in einer Nachlassakte, einer sogenannten „Realteilung“, als Beleg enthalten und vereint bei genauerem Hinsehen besondere Aspekte der Geschichte des Klosters Maulbronn im zu Ende gehenden „Alten Reich“ vor über 200 Jahren. Schließlich stand die Säkularisation von 1806 bevor, die Kirche und Staat voneinander trennen sollte, und im Zuge der napoleonischen Reformen wurden Verwaltung und Justiz des Klosteramts Maulbronn neu strukturiert. Neben verschiedenen Formalitäten ist in dem Kapitalbrief die Rede von aktuellen Begebenheiten wie der mit „der französischen Republic geschlossene Waffenstillstandsvertrag“ und die mit den kriegerischen Ereignissen einhergehenden „Landesbedürfnisse“.

Unterzeichnet ist er von Amtsträgern und Honoratioren, die als lokale Persönlichkeiten Bedeutung erlangten. An erster Stelle unterschrieb Klosterverwalter Johann Abraham Rapp, der angeblich wegen Dienstvergehen als Forstmeister in Löwenstein-Wertheimschen Diensten zuerst nach Schorndorf und dann nach Maulbronn (straf-)versetzt worden war. Zwei Söhne von ihm besuchten nicht die Maulbronner Klosterschule, sondern das weltliche Gegenstück: die Hohe Karlsschule in Stuttgart.

Für die sogenannte Prälatur in Vertretung des evangelischen Abts unterschrieb Klosterprofessor Johann Gottfried Mayer. Mayer, der neben seiner theologischen Laufbahn auch schriftstellerisch tätig war (1777 erschien sein Werk „Historia Diaboli“ in Tübingen), kam 1781 als Professor und Ortspfarrer nach Maulbronn. Zu seinen Schülern gehörte von 1786-88 kein geringerer als Friedrich Hölderlin. Auch den schwäbischen Dichter Justinus Kerner unterrichtete Mayer, der mit einer Cousine des Dichters verheiratet war. Als kauzig und verschroben hat ihn Kerner in seiner Autobiographie „Das Bilderbuch aus meiner Knabenzeit“ charakterisiert.

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Abb.: Das „redende Wappen“ Maulbronns symbolisiert den Namen der Stadt durch Maultier und Brunnen; beides findet sich seit 500 Jahren in Wappen von Stadt und Kloster (Harald Katz)

Als weitere Zeugen unterschrieben angesehene Maulbronner Handwerksmeister wie Johann Michael Beck, Christian Kolb und Christian Philipp Sauter. Auch die Unterschrift von Johann Michael Spaeth findet sich auf dem Dokument: Der Geometer und Speisemeister fertigte 1761 im Auftrag der Klosterverwaltung eine Flurkarte der Klostergemarkung an, die heute wichtige Rückschlüsse auf die einstige zisterziensische Kulturlandschaft mit dem ausgedehnten Wassersystem zulässt. Im Jahr 1800, mitten im Zweiten Koalitionskrieg gegen Frankreich, vertrat er als 74-jähriger den Klosterverwalter und geriet bei einem Aufenthalt in Bretten in französische Gefangenschaft. Er wurde nach Bruchsal verschleppt, wo ihm eine abenteuerliche Flucht gelang.

Besonders bedeutend ist das neben Klosterverwalter Rapp gesetzte Siegel des Maulbronner Klostergerichts. Die Wappendarstellung geht zum Teil auf den evangelischen Abt Jakob Schropp zurück, der sich als einstiger Maulbronner Zisterziensermönch der Reformation angeschlossen hatte, nachdem er heimlich bei hellem Mondschein in Luthers deutscher Übersetzung des Neuen Testaments gelesen hatte. Zu Schropps Amtszeit 1578-94 war der spätere Astronom und Mathematiker Johannes Kepler Klosterschüler in Maulbronn.

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Abb.: Das Maulbronner Klosterwappen nach David Wollebers württembergischer Landesbeschreibung von 1591 (Stadtarchiv Maulbronn).

Obgleich Schropps Abtswappen mit zwei gebogenen Fischen und den beiden Kronen mit jeweils einem Kreuz darüber eine heraldische Erfindung war, ist es bis zur Säkularisation im 19. Jahrhundert in verschiedenen Darstellungen zu finden. Um 1590 hatte es der württembergische Geschichtsschreiber David Wolleber in das von ihm phantasievoll gestaltete Klosterwappen aufgenommen.

Das Wappen im Gerichtssiegel zeigt die auf Abt Schropp zurückgehenden Elemente sowie den am Brunnen trinkenden Maulesel. Außerdem ist das Siegel mit der Mitra und dem Abtsstab sowie dem Zisterzienser-Schrägbalken versehen – eindeutig katholische Attribute. Das zeigt, dass man auch im evangelischen Maulbronn stolz auf die klösterliche Vergangenheit war. Auch die Rückkehr der Zisterzienser während des Dreißigjährigen Krieges (1618-48) trug zur Etablierung von Mitra und Abtsstab als Bestandteilen des Wappens bei. Das Siegel belegt, dass Maultier und rot-weißer Zisterzienserbalken seit 500 Jahren zum „redenden Wappen“ von Maulbronn gehören.

(Martin Ehlers, Stadtarchiv Maulbronn)

Kontakt:
Stadtarchiv Maulbronn
Klosterhof 31
75433 Maulbronn
Telefon: 07043/103-16
Fax: 07043/10345

Quelle: Enzkreis, Pressemitteilung 313/2016, 9.9.2016

ARCHIV-info 1/2016 erschienen

Das neueste Heft von ARCHIV-info ist erschienen: Heft Nr. 1, 17. Jahrgang, 2016. Hierin weist das Archiv des Deutschen Museums in München u.a. auf seine Bestände von und zu Frankreich hin. Auch werden die Neuerwerbungen eines Teilnachlasses des Fliegerdichters Peter Supf und eines Firmenteilarchivs Schubert & Co, Rastatt, vorgestellt. Ein weiteres Thema ist die Gründung des Notfallverbunds der Münchner Archive Ende Januar 2016. Im Heft werden schließlich neu bewilligte Projekte angekündigt (z.B. Bestandskatalog der Porträtgemälde) sowie die Vergabe von Archivstipendien für das Archiv des Deutschen Museums annonciert.

archinfo

Link:
http://www.deutsches-museum.de/fileadmin/Content/010_DM/040_Archiv/PDFs/Archiv_info/arch_in1601.pdf

Die elektronische Version der früheren Hefte von ARCHIVinfo ist abrufbar unter:
www.deutsches-museum.de/archiv/veroeffentlichungen/archiv-info

Info:
ARCHIV-info
Herausgegeben vom Deutschen Museum.
Redaktion: Dr. Wilhelm Füßl, Dr. Matthias Röschner M.A.
Anschrift:
Deutsches Museum, Archiv
80306 München
Tel. 089 / 21 79-220
Fax 089 / 21 79-465
archiv@deutsches-museum.de
www.deutsches-museum.de/archiv

Imagefilm des Archiv des Deutschen Museums:
http://www.deutsches-museum.de/archiv/sammlungsprofil/imagefilm/

Verband kirchlicher Archive auf YouTube

Ein Imagefilm ist ein kurzer Filmclip, der in werbender Absicht ein Unternehmen, eine Institution, eine Marke oder ein Produkt porträtiert. Wenn Archive oder – wie hier der Fall – ein Zusammenschluss von 65 evangelischen Archiven, das Medium Film mit seinem großen Potential der Massenwirksamkeit nutzen, dann geht es darum, das Image zu verbessern bzw. überhaupt ein Image zu entwickeln.

Der Verband kirchlicher Archive in der Arbeitsgemeinschaft Archive und Bibliotheken in der evangelischen Kirche (AABevK) hatte im November 2015 in einer Vorstandssitzung in Nürnberg eine kleine Arbeitsgruppe beauftragt, Ideen zur Erstellung eines Imagefilms über den Verband kirchlicher Archive zusammenzutragen. Angesichts der Vielfalt der evangelischen Archiveinrichtungen wurde ein Konzept für einen Trickfilm erarbeitet. Diese erlaubte abstraktere Möglichkeiten der Darstellung.

Der Clip entstand von Mai bis August 2016 in Kooperation mit der Trickfilmklasse der Kunsthochschule Kassel. Seit Ende August 2016 ist er auf Youtube eingestellt. (https://youtu.be/P_ZYxFkQ0gk?rel=0)

Daten zum Clip:
Länge: 0:50 min.
Technik: 2D Digitaler Zeichentrick
Konzept und Animation: Christina Dix, Delia Krohmer Sanchez, Florian Maubach (Kunsthochschule Kassel)
Betreuung: Prof. Martina Bramkamp, Dr. Bettina Wischhöfer
https://www.Youtube.com, Stichwort Verband kirchlicher Archive

Die Story

Ein Fisch (altes christliches Symbol) aus dem Logo des Verbands kirchlicher Archive macht sich auf den Weg durch evangelische  Archive. Eine Stimme fragt: „Bist Du bereit für eine Reise in die Vergangenheit?“

Der Fisch schwimmt durch dunkle Magazine. Es wird hell und er gleitet durch Rollregalanlagen, findet den Weg zwischen zwei Wänden und öffnet schließlich einen Archivkarton.

Im Hintergrund ist dazu ein Stimmengewirr zu hören: Hatte Martin Luther einen Hund? Durften Mädchen früher Abi machen?  Wer hat die Konfirmation erfunden? Wie oft gingen die Kinder früher zum Konfirmationsunterricht?

Diese eine von vielen anderen Fragen wird herausgepickt und anhand einer Archivalie in einem geöffneten Archivkarton beantwortet: Zu sehen ist eine Kirchenordnung von 1539, die die Antwort aus erster Hand liefert.

Liegt die Quelle anfangs noch im Archivkarton, erscheint sie später auf einem Computerbildschirm. Der Fisch verwandelt die schwer lesbare Schrift in eine Antwort, die jeder lesen und verstehen kann: „Der Unterricht war dreimal in der Woche zu halten, Sonntag, Dienstag und Donnerstag, um zwei Uhr nachmittags. Damit die Leute wussten, wann sie ihre Kinder schicken sollten, wurde eine Glocke geläutet.“

Kurz darauf erscheint kurz eine zweite, unkommentiert bleibende Quelle, die ebenfalls eine Antwort auf die gestellte Frage gibt. In einem Schulheft hatte Pfarrer Wilhelm Niemöller aus Bielefeld 1962 seine Konfirmanden alphabetisch aufgeführt und wöchentlich vermerkt, ob sie ihre Lerneinheiten auch auswendig beherrschten.

Die Stimme erzählt abschließend im Off, dass 65 evangelische Archive sich darauf freuen, bei der Beantwortung dieser und anderer Fragen gern behilflich zu sein.

Es erscheint eine Karte mit den Umrissen der Bundesrepublik Deutschland und Punkten, die für die Standorte von Landeskirchlichen, Diakonie-, Missions- und anderen evangelischen Archiven stehen. Weiterführende Hinweise liefert www.evangelische-archive.de: „Wir freuen uns auf Dich!“

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Abb.: Erster Entwurf der Animation – der Fisch im Logo des Verbands wird lebendig und „schwimmt“ durch ein Magazin und eine Rollregalanlage, Stillbild von Delia Krohmer Sanchez.

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Abb.: Der Fisch schlängelt sich durch die Regale und schwimmt auf einen Archivkarton zu, Stillbild von Christina Dix.

(Bettina Wischhöfer, Kassel)

Außergewöhnlicher Fund in Paris

Wertvolle Urkunden kehren nach mehr als 70-jähriger Odyssee in das Stadtarchiv Speyer zurück

Sieben wichtige Urkunden aus dem Bestand des Speyerer Stadtarchivs, die bisher als Kriegsverlust galten, sind nach mehr als 70-jähriger Odyssee in die Domstadt zurückgekehrt. Oberbürgermeister Hansjörg Eger konnte die wertvollen Unikate am 25.8.2016 im Deutschen Historischen Institut Paris (DHIP) entgegennehmen.

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Abb.: OB Hansjörg Eger, Mareike König, Leiterin der Bibliothek des DHIP Paris, und die 97-jährige Hélène D’Andlau bei der Urkundenübergabe in Paris, © Stadt Speyer

Unter den Urkunden, die von unschätzbarem historischen Wert sind, befinden sich auch Königs- und Kaiserurkunden, darunter Privilegien, die Kaiser Sigismund (1368-1437) der Stadt Speyer erteilte. Eine weitere Urkunde dokumentiert den Abschluss eines Landfriedens und Bündnisses zwischen den Städten Mainz, Straßburg, Worms, Speyer und Oppenheim im Jahr 1325.

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Abb.: Mehrere jener sieben Urkunden aus dem 13.-15 Jahrhundert, die bei einem Transport im Jahr 1945 von einem Güterwagen entwendet wurden und seitdem als verschollen galten, sind dem Stadtarchiv Speyer zurückgegeben worden, © Stadt Speyer.

Ausgangspunkt der jetzt erfolgten Rückführung der Archivalien war der Umzug der Familie D´Andlau von Paris in die Normandie. Die heute 97-jährige Hélène D´Andlau stieß beim Ausräumen der Pariser Wohnung auf einen Pappkarton, den sie nach dem 2. Weltkrieg aus der Pfalz mit nach Paris gebracht hatte. Sie war damals Dolmetscherin der vorrückenden französische 1. Armee und ist in Germersheim auf die Urkunden aus Speyer gestoßen. Das Archivgut des Speyerer Stadtarchivs musste nämlich während des Krieges auf Anordnung des Reichsluftschutzkommissars Hermann Göring in die Seyssel-Kaserne im nahen Germersheim, die als bombensicher galt, ausgelagert werden. In den ersten Tagen des März 1945 kam dann der Befehl, die Urkundenkästen  mit den wertvollen Dokumenten per Bahn in das Schloss Höchstädt an der Donau zu verbringen. Man verlud sie in einen Güterwagen, der plombiert wurde. Wegen der täglichen Fliegerangriffe konnte der Zug jedoch in Germersheim nicht abfahren. D´Andlau  wurde von einem Kameraden auf einen Karton mit mehreren Stücken aus dem Wagon aufmerksam gemacht. Als sie dort ankam, war dieser bereits geöffnet und teilweise geplündert. Zahlreiche Dokumente lagen auf dem Boden. Zurück im Lager mussten die Truppen schnell weiterziehen. Den Karton mit den Urkunden und Siegel  verwahrte sie in ihrem Koffer und nahm ihn mit nach Frankreich, wo die Archivalien sorgfältig verpackt, später vergessen und bis zu diesem Sommer in ihrem Schrank lagen.

Nach der Wiederentdeckung des Kartons war die Familie D´Andlau entschlossen, die Urkunden zurückzugeben und hat Kontakt zum Deutschen Historischen Institut Paris aufgenommen. Die Mitarbeiterinnen des Instituts erkannten sofort die Bedeutung der Urkunden, die teilweise noch in Originalmappen des Speyerer Stadtarchivs lagerten und haben ihrerseits den Kontakt nach Speyer gesucht. Die Übergabeformalitäten waren schnell geregelt und so kam es gestern zur Rückgabe der Urkunden bei einer kleinen Feierstunde im Deutschen Historischen Institut Paris, an der Oberbürgermeister Hansjörg Eger, Archivleiterin Christiane Pfanz-Sponagel, Pressesprecher Matthias Nowack sowie die Familie D´Andlau teilgenommen haben. Dabei gab es nur strahlende Gesichter: Hélène D´Andlau freute sich über den ihr geltenden Besuch des Speyerer Oberbürgermeisters in Paris, die Bibliotheksleiterin des DHIP, Dr. Mareike König, über eine gelungene Rückvermittlung der Archivalien nach Speyer und Hansjörg Eger über die Rückgabe der wertvollen Urkunden, die demnächst auch der Speyerer Öffentlichkeit in einer Ausstellung präsentiert werden sollen.

Kontakt:
Kulturelles Erbe / Stadtarchiv Speyer
Johannesstraße 22a
67346 Speyer
Tel. (0 62 32) 14 22 65
Fax (0 62 32) 14 27 96
stadtarchiv@stadt-speyer.de

Quelle: Stadt Speyer, Medieninformation, 26.8.2016

Über 1.000 Gebäudepläne für das Stadtarchiv Freilassing

Mit einem offiziellen Schenkungsvertrag übergab der ehemals in Freilassing tätige Architekt Heinrich Hofmann Mitte August 2016 sein Lebenswerk an Planungen an das Stadtarchiv Freilassing. Mehr als 1.000 Pläne für Gebäude und 350 Ordner umfasst sein Lebenswerk. Er war nicht nur für Freilassing, sondern auch im oberbayerischen Landkreis Berchtesgadener Land und in der Region tätig.

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Abb.: Architekt Heinrich Hofmann übergab seine Pläne an die Stadt Freilassing. Bei der Unterzeichnung des Schenkungsvertrags v.l. Bürgermeister Josef Flatscher, Stadtarchivarin Mag. Erdmuthe Farthofer, Architekt Heinrich Hofmann und seine Ehefrau Christl (Foto: Stadt Freilassing).

Heinrich Hofmann kam nach dem Studium 1953 nach Freilassing. Sein erster Planungsauftrag war die  Mädchenrealschule in Freilassing, deren erster Bauabschnitt 1955 fertig gestellt wurde. Es folgten in Freilassing unter anderem Planungen wie die evangelisch-lutherische Kreuzkirche (1957), das Freibad (1972), die ehemalige Hauptschule (1974) und das neue Feuerwehrhaus (1989). Im Rahmen des sogenannten „Kinderreichenprogramms“ in den 60ger Jahren plante er Häuser für kinderreiche Familien an der heutigen Wiesenstraße und an der Saaldorfer Straße. Die Tätigkeit von Herrn Hofmann ersteckte sich nicht nur auf Freilassing, sondern auf den heutigen Landkreis Berchtesgadener Land und den ehemaligen Landkreis Laufen. 1991 setzte sich der heute 88jährige Heinrich Hofmann zur Ruhe.

Sein umfangreiches Lebenswerk übergab er nun mit einem Schenkungsvertrag dem Stadtarchiv im Rathaus, damit die von ihm erstellten Pläne auch für andere Planer zur Verfügung stehen. Wie bei anderen diesbezüglichen Schenkungsverträgen sieht dieser vor, dass jeder Eigentümer von bestehenden Gebäuden Einsicht nehmen kann; bei nicht mehr bestehenden Gebäuden kann jeder Interessierte die Pläne einsehen.

Kontakt:
Stadtarchiv Freilassing
Erdmuthe Farthofer
Münchener Str. 15 (Rathaus)
83395 Freilassing
Tel.: +49 (8654) 6309-94
Fax: +49 (8654) 6309-11
stadtarchiv@freilassing.de

Quelle: Stadt Freilassing, Neuigkeiten, 19.8.2016

Wirtschaftsgeschichte jetzt auch im Kreisarchiv Stormarn

Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS) gibt Unterlagen ab

Im Jahr 2017 wird die Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS) 60 Jahre alt. Zeit, sich von alten und nicht mehr benötigten Unterlagen zu trennen. Da kam die Anfrage aus dem Kreisarchiv Stormarn gerade zur richtigen Zeit. Dort sucht man für die Vorbereitung des Kreisjubiläums (1867-2017 – 150 Jahre Kreis Stormarn) nach wichtigen Dokumenten zur Stormarner Geschichte.

Schnell waren sich Geschäftsführer Detlev Hinselmann und Kreisarchivar Stefan Watzlawzik einig, dass die Akten gut im Kreisarchiv aufgehoben sind. Detlev Hinselmann: „Und falls wir doch nochmal etwas in den Verträgen nachschlagen müssen, sind die Wege ja sehr kurz, da wir uns im gleichen Gebäude befinden“.

Abb.: Unterzeichnung des Archivierungsvertrag für die Unterlagen der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn; Kreisarchivar Stefan Watzlawzik und WAS-Geschäftsfüher Delev Hinselmann, dahinter WAS-Mitarbeiterin Birgit Moritz-Russnak, 10.08.2016 (Foto: Kreis Stormarn)

Das Kreisarchiv Stormarn hat den Auftrag, die Geschichte und die Entwicklung des Kreises zu bewahren und für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dazu gehört auch die Wirtschaftsgeschichte. In Stormarn wurden seit den 1950er Jahren von der WAS viele Firmen angesiedelt, die heute international bekannt und erfolgreich sind.

Ziel war es, Arbeitsplätze vorort zu schaffen, um Einheimischen sowie den vielen Flüchtlingen eine berufliche Perspektive zu geben. Gleichzeitig suchten viele Firmen größere Flächen für Betriebsstandorte, die in Hamburg nicht mehr zur Verfügung standen.

Kreisarchivar Stefan Watzlawzik freut sich über den Neuzugang: „Die WAS ist nach der Sparkasse Stormarn und der Abfallwirtschaftsgesellschaft Stormarn die dritte Firma, deren historische Unterlagen jetzt im Kreisarchiv gesichert werden. Wir freuen uns, diese für die Erforschung des rasanten wirtschaftlichen Aufschwungs und des Wachstums der Städte im Kreis zugänglich zu machen.“

Kontakt:
Kreisarchiv Stormarn
Mommsenstraße 14
23843 Bad Oldesloe
kreisarchiv@kreis-stormarn.de
www.kreisarchiv-stormarn.de

Quelle: Kreis Stormarn, Pressemitteilung, 17.8.2016

Ausstellung der Archive im Kreis Gütersloh

Archive sind echte Schatzkammern. Sie sichern das schriftliche Gedächtnis eines Ortes oder einer Institution. Am Tag der Archive im Kreis Gütersloh haben die Bürgerinnen und Bürger die Gelegenheit, die wechselvolle Geschichte des Kreises kennenzulernen. Die Ausstellung „Geschichte vor Ort – Quellen und Dokumente aus den Archiven im Kreis Gütersloh“ zeigt Quellen aus Mittelalter, Neuzeit und Gegenwart. Sie alle geben einen Einblick in die facettenreiche Entstehungsgeschichte der einzelnen Orte und des jungen Kreises Gütersloh.tdagt2016

Der Tag der Archive findet am 4. September 2016 von 13.30 bis 17.30 Uhr im Kreishaus Gütersloh statt. Die verschiedenen Archive im Kreis Gütersloh, darunter die Kommunal- und Adelsarchive sowie die Unternehmensarchive von Bertelsmann und Claas, geben einen Blick hinter die Kulissen der Archivarbeit. Daneben finden informative Vorträge, Filmvorführungen und Workshops für Kinder statt.

Veranstaltungsort:
Kreishaus Gütersloh
Herzebrocker Str. 140,
33334 Gütersloh

 

Stadtarchiv Sendenhorst im Blickpunkt

Kreisarchiv Warendorf hat historische Unterlagen auch online zugänglich gemacht

In der aktuellen Ausgabe seiner Reihe „Wiedervorlage“ macht das Kreisarchiv Warendorf auf historische Unterlagen der Stadt Sendenhorst aufmerksam. Nach gut sechs Monaten ist es geschafft: Der gesamte, von der Stadt Sendenhorst dem Kreisarchiv anvertraute Bestand mit amtlichen Unterlagen der Jahre 1918 bis 1949, ist nun sortiert, „entgrätet“, gesäubert, umgebettet, durchgesehen, geordnet, verzeichnet und im Magazin an seinem vorgesehenen Platz geräumt.

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Abb.: Die Windmühle der Familie Wößmann in Sendenhorst.(KAW, S 05 Sendenhorst Nr. 36)

Unter dem Titel „Wiedervorlage“ stellt das Warendorfer Kreisarchiv in regelmäßigen Abständen Unbekanntes, Merkwürdiges, Schönes oder Nachdenkliches aus seinen Beständen vor. Im Foyer des Kreishauses werden bis Mitte September 2016 aktuell ausgewählte Stücke der Stadt Sendenhorst in einer Vitrine ausgestellt. Insgesamt wurden 546 Archivguteinheiten aus der Zeit zwischen 1918 und 1949 aus dem städtischen Bestand ins Kreisarchiv eingearbeitet. Auch wenn die Unterlagen nur einen Zeitraum von 30 Jahren abdecken, dokumentieren sie doch die Verwaltungsarbeit der Stadtverwaltung Sendenhorst in all ihrer Vielfalt. Von der Abwicklung politischer Wahlen über Aktivitäten im Rahmen der Jugendfürsorge, der Krankenpflege im St. Josef Stift bis hin zu Kriegsflüchtlingen und der Fürsorge für Kriegsbeschädigte bietet der Bestand ein breites Spektrum an Themen.

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Abb.: Blick durch die Oststraße in Sendenhorst, um 1925. (KAW, S 05 Sendenhorst Nr. 58)

Dabei ist es besonders interessant, dass der Bestand die unmittelbare Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, die Zeit der politischen Umbrüche in der so genannten Weimarer Republik, bis hin zur Machergreifung und Gleichschaltung, die NS-Zeit, den Zweiten  Weltkrieg und die Nachkriegszeit abdeckt. Diese Unterlagen belegen im Magazin des Kreisarchivs rund 16 Regalmeter.

Der Bestand steht zur Einsichtnahme im Lesesaal zur Verfügung. Das Findbuch ist auch online unter www.archive.nrw.de recherchierbar.

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Abb.: Das Rathaus von 1911. Auf dem Dach die Luftschutzsirene. Im Hintergrund das alte Gasthaus Suermann. In dem Haus vorne links war zeitweilig die örtliche Leitung der NSDAP untergebracht (im Volksmund „Braunes Haus“). Aufnahme um 1950. (KAW, S 05 Sendenhorst Nr. 108)

Das Stadtarchiv Sendenhorst wurde bis 2010 ehrenamtlich von Hans-Günther Fascies aufgebaut und betreut. Die Neuverzeichnung dieses Bestandes greift auf diese Vorarbeiten zurück und erhält die von Hans-Günter Fascies angelegte Grundstruktur der Ordnung bei.

Die 13 Städte und Gemeinden im Kreis Warendorf sind zur Führung eigener Stadt- und Gemeindearchive gesetzlich verpflichtet. Diese Aufgabe haben die Kommunen mit Ausnahme der Stadt Telgte an das Kreisarchiv delegiert. Die Unterlagen der Stadt Sendenhorst liegen erst seit dem Jahr 2010 im Kreisarchiv Warendorf, das seitdem die historischen Bestände des Stadtarchivs betreut und die fortlaufend nicht mehr benötigte Unterlagen aus der Stadtverwaltung in das Stadtarchiv Sendenhorst im Kreisarchiv übernimmt.

Kontakt:
Stadtarchiv Sendenhorst
Das Stadtarchiv Sendenhorst ist im Kreisarchiv Warendorf als Depositum hinterlegt und dort auch benutzbar.

Kreis Warendorf
Kreisarchiv Warendorf
Waldenburger Straße 2
48231 Warendorf
Telefon: 02581/53-1040 oder -1041

Öffnungszeiten
Montag – Mittwoch: 8:00 – 12:00 Uhr
Donnerstag: 8:00 – 16:00 Uhr
Freitag: 8:00 – 12:00 Uhr
oder nach vorheriger Vereinbarung

Digitalisate des Archivs in Sendenhorst
Die Bestände des Stadt- und Heimatarchivs Sendenhorst wurden vom Heimatverein Sendenhorst mit freundlicher Unterstützung der Stadt Sendenhorst digitalisiert und sind im Rathaus auf Anfrage einsehbar. Einen Auszug aus dem Archiv können im Internet unter www.sendenhorstergeschichten.de einsehen werden.

Kirchstraße 1
48324 Sendenhorst
Telefon: +49 2526 303104
Telefax: +49 2526 30349

Öffnungszeiten
Donnerstag 14.00 – 18.00 Uhr
oder nach Vereinbarung (Tel.: +49 2526 1378)

Quelle: Kreis Warendorf, Presseinformation, 11.8.2016

Leitungswechsel im Stadtarchiv Freiburg

Dr. Ulrich P. Ecker, der langjährige Leiter des Stadtarchivs Freiburg, geht Ende August 2016 in den Ruhestand. Der promovierte Historiker, Jahrgang 1951, trat 1983 seinen Dienst bei der Stadt Freiburg als wissenschaftlicher Archivar an. 2002 wurde er zum Leiter des Archivs in der Grünwälderstraße. Ecker ist Autor und Herausgeber zahlreicher Publikationen zur Geschichte der Stadt Freiburg und war zeitweise Vorsitzender des Breisgau-Geschichtsvereins. Neben der Archivarsarbeit im engeren Sinne sah er stets die historische Bildungsarbeit als wichtiges Aufgabenfeld an.stdfrb

Das Engagement von Stadt und Stadtarchiv Freiburg für die ehemaligen ausländischen Zwangsarbeiter für das Deutsche Reich im Zweiten Weltkrieg, die Recherchen, Dokumentation, auch die Entschädigungszahlungen und Einladung nach Freiburg 2003 und 2004 von der Stadt nennt Ecker im Rückblick das für ihn bedeutendste Projekt in den vergangenen Jahrzehnten.

Ulrich P. Eckers Nachfolger wird Dr. Andreas Jobst. 1969 in Regensburg geboren, studierte und promovierte er im Fach Geschichte in seiner Heimatstadt. Er arbeitete im Amt für Archiv und Denkmalpflege der Stadt Regensburg und war danach Geschäftsführer des Bischöflichen Seelsorgeamts Regensburg. Nach der Ausbildung zum höheren Archivdienst an der Archivschule Marburg war Jobst im Bischöflichen Zentralarchiv in Regensburg tätig und ist seit 2015 stellvertretender Leiter des Stadtarchivs in Pforzheim. Voraussichtlich zum 1. Oktober 2016 wird er die Leitung des Freiburger Stadtarchivs übernehmen.

Die stellvertretende Leitung des Stadtarchivs übernimmt Dr. Johanne Maria Küenzlen. Sie studierte unter anderem Geschichte an der Universität in Tübingen, verfasste dort auch ihre Dissertation und absolvierte danach ihr Referendariat für den höheren Archivdienst am Landesarchiv Baden-Württemberg. Eine wichtige Station in ihrem Berufsleben war, neben dem Stadtarchiv Dortmund, das Staatsarchiv Marburg, an dem sie gleich im Anschluss an ihr Referendariat tätig war. Sie tritt voraussichtlich zum 1. November 2016 ihren Dienst bei der Stadt Freiburg an.

Die vormalige Stellvertreterin von Ulrich P. Ecker, Dr. Christine Pfanz-Sponagel (seit 2004), ist mittlerweile seit März 2016 Leiterin des Stadtarchivs Speyer geworden.

Kontakt:
Stadtarchiv Freiburg
Grünwälderstraße 15
79098 Freiburg
Telefon: 0761 / 201-2701
Fax: 0761 / 201-2799
stadtarchiv@stadt.freiburg.de

Quelle: Stadt Freiburg, Pressemitteilung, 29.7.2016; Badische Zeitung, 4.8.2016

Evangelische Kirchenbücher aus Westfalen nahezu vollständig online

Evangelische Kirchenbücher aus dem westfälischen Raum können ab sofort online betrachtet und erforscht werden.

Das Landeskirchliche Archiv in Bielefeld macht Kirchenbuch-Digitalisate von 382 historischen Gemeinden im Internet zugänglich und ist somit die erste evangelische Landeskirche in Deutschland, deren Kirchenbuchbestände nahezu vollständig online einsehbar sind. Wo bis vor Kurzem noch ein Besuch im Archiv oder in einzelnen Kirchengemeinden unerlässlich war, kann der Familien- und Ortsgeschichtsforschung nun unabhängig von Öffnungszeiten bequem und zeitlich flexibel nachgegangen werden. Ermöglicht wird dies durch das Kirchenbuchportal „Archion“, das die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) mit zunächst elf Landeskirchen geschaffen hat. Zielsetzung ist ein gemeinsames Portal zur Präsentation von Kirchenbüchern und weiterer biografischer Quellen, die so der Allgemeinheit zugänglich gemacht werden.

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Kirchenbücher der Münster-Kirchengemeinde Herford
Foto: Kirchenbuchportal GmbH

Die Digitalisierung der rund 7.000 evangelischen Kirchenbücher der westfälischen Landeskirche war mit erheblichem Kostenaufwand verbunden, konnte aber über die Haushaltsmittel der westfälischen Landeskirche finanziert werden. Die Bereitstellung über das Kirchenbuchportal Archion wird durch die kostenpflichtige Nutzung der Digitalisate gedeckt. Neben den klassischen Gemeindekirchenbüchern finden sich Zivilregister sowie Militärkirchenbücher. In der Regel endet die Präsentation der dargebotenen Quellen mit der Einführung der Standesämter im Jahr 1875. Harald Müller-Baur, der Geschäftsführer bei Archion, nennt die vollständige Präsentation der westfälischen Kirchenbücher einen ersten „Meilenstein“ und blickt zuversichtlich auf kommende Importabschlüsse: „Wir sind auf einem guten Weg − jetzt gilt es bis Ende des Jahres mit den württembergischen Kirchenbüchern auch das zweite Archiv vollständig anbieten zu können.“

Nach einer kurzen Erprobungsphase konnte das Portal im März 2015 seinen Betrieb offiziell aufnehmen. Waren es ursprünglich elf Landeskirchen, sind mittlerweile drei weitere zu den Gründungsmitgliedern hinzugekommen: Die an das Gebiet der Evangelischen Kirche von Westfalen angrenzenden Landeskirchen im Rheinland und in Lippe sowie die Landeskirche in Braunschweig werden ihre Kirchenbücher in Zukunft ebenfalls online zur Verfügung stellen. Nicht angeboten werden Kirchenbücher katholischer Gemeinden. Harald Müller-Baur steht jedoch der „Einbindung katholischer Archive offen gegenüber.“

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Abb.: Doppelseite eines westfälischen Kirchenbuchs in „Archion“ (Screenshot, Ausschnitt)

Die Digitalisierung und Bereitstellung der gefragtesten genealogischen Quellen im Internet löst den Widerspruch zwischen Nutzerorientierung und Bestandserhaltung in idealer Art und Weise. Die Originalquellen können unter optimalen Bedingungen sachgerecht gelagert werden, und doch können Interessierte jederzeit darauf zugreifen. Im Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen wird das Onlineportal als Ergänzung zum bestehenden Angebot betrachtet: Kirchenbücher sämtlicher Kirchengemeinden von Westfalen werden nach wie vor als Digitalisate zur Einsicht im Lesesaal bereitgehalten.

Linkhttp://www.archion.de

Kontakt:
Landeskirchliches Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen
Bethelplatz 2
33617 Bielefeld
Tel.: 0521/594-164
Fax: 0521/594-267
archiv@lka.ekvw.de
www.archiv-ekvw.de

Quelle: EKvW, Aktuelles, 10.8.2016