Kirchenbuchportal startet Testbetrieb

Das neue, kostenpflichtige Kirchenbuchportal „Archion“ (www.archion.de) startete am 13. September 2014 auf dem 66. Deutschen Genealogentag in Kassel mit einer Testphase. Zunächst könnten 140 Familienforscher und Archive aus dem In- und Ausland das Portal nutzen, sagte Harald Müller-Baur von der Kirchenbuchportal GmbH mit Sitz in Stuttgart gegenüber dem Evangelischen Pressedienst (epd). Darin sind derzeit rund 38.000 digitalisierte Kirchenbücher aus evangelischen Archiven zu finden.

Die Arbeit von Familienforschern und Wissenschaftlern soll mit der Präsentation von Kirchenbüchern im Internet unterstützt werden, sagte Müller-Baur, bislang Archivar der württembergischen Landeskirche. Insgesamt gebe es in evangelischen Archiven in Deutschland rund 200.000 Kirchenbücher, die eine zentrale Quelle für Ahnenforscher seien. Das Portal wird von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und zunächst elf Landeskirchen getragen.

Abb.: Dr. Bettina Wischhöfer (Leiterin des Landeskirchlichen Archivs Kassel) eröffnet als Vorsitzende des Verbands kirchlicher Archive und als Aufsichtsratsmitglied der Kirchenbuchportal GmbH den Testbetrieb des Kirchenbuchportals

Abb.: Dr. Bettina Wischhöfer (Leiterin des Landeskirchlichen Archivs Kassel) eröffnet als Vorsitzende des Verbands kirchlicher Archive und als Aufsichtsratsmitglied der Kirchenbuchportal GmbH den Testbetrieb des Kirchenbuchportals „Archion“ gemeinsam mit dem Geschäftsführer der Kirchenbuchportal GmbH, Harald Müller-Baur. (Foto: Gerstheimer)

Die Zahl der Testnutzer soll stufenweise auf insgesamt 5.000 erhöht werden. Anfang November 2014 soll die um mögliche Fehler in der Software bereinigte deutsch- und englischsprachige Endversion freigeschaltet werden. Auf der EKD-Synode zum Thema „Kommunikation des Evangeliums in der digitalen Welt“ vom 6. bis 12. November 2014 in Dresden wird das Portal vorgestellt. Derzeit gebe es Gespräche mit weiteren Landeskirchen sowie nichtkirchlichen Archiven, die ihre für Genealogen wichtigen Quellen digital bereitstellen könnten.

Die „Archion“-Nutzer können am Computer digitalisierte Kirchenbücher lesen, die bis in das 16. Jahrhundert zurückreichen, und sich in einem Forum austauschen. Auch können sie eigene Auswertungen von Dateien ins Portal hochladen, um sie anderen zugänglich zu machen. Um Texte leichter lesbar zu machen, ist es möglich, handschriftliche Einträge zu transkribieren. Ziel sei es, die Entwicklung einer „Kunden-Community“ zu fördern, in der sich die Nutzer gegenseitig helfen, sagte Müller-Baur.

DDas Portal soll sich über Gebühren tragen. Der Spardruck der Kirchen, die für die Digitalisierung der Kirchenbücher aufkämen, mache das Erheben von Gebühren notwendig, sagte Müller-Baur. Familienforscher und Archive hatten dieses Vorgehen vereinzelt kritisiert.

Geplant wurde das Kirchenbuchportal vom Verband kirchlicher Archive in der EKD. Die Landeskirchen Anhalt, Baden, Bayern, Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Hannover, Hessen und Nassau, Kurhessen-Waldeck, Pfalz, Westfalen, Württemberg und die Nordkirche beteiligen sich derzeit daran.

Links:

Quelle:: EKD, Pressemitteilung, 12.9.2014

Schriftliches Kulturgut erhalten! Unterstützung für den Weimarer Appell

Bereits 2.500 Personen haben den Weimarer Appell innerhalb der vergangenen zwei Wochen, sowohl auf analogen Unterschriftenlisten, als auch auf dem Petitionsnetzwerk openPetition, unterzeichnet. Jeder einzelne Unterzeichner setzt damit ein Zeichen für den Erhalt schriftlichen Kultugutes.

Hintergrund
Vor zehn Jahren, am 2. September 2004, brannte die Herzogin Anna Amalia Bibliothek. Vor fünf Jahren, am 3. März 2009, stürzte das Historische Archiv der Stadt Köln ein. Auch das Hochwasser an Elbe und Donau im Jahr 2013 hat, wie zuvor schon 2002, Archive und Bibliotheken in Mitleidenschaft gezogen.

Die schriftliche Überlieferung ist durch Vernachlässigung zunehmend gefährdet. Eine Stadtgründungsurkunde, ein barockes Buch, eine alte Landkarte, das Fotoalbum eines Exilschriftstellers oder eine Notenhandschrift sind unverwechselbare Zeugnisse unserer Kulturgeschichte. Wir brauchen diese Originale weiterhin, auch wenn Abbilder davon für das Internet hergestellt sind. Nur die Originale sichern dauerhaft die Möglichkeit des wissenschaftlichen Verstehens. Originalerhalt und Digitalisierung ergänzen sich.

Schriftliches Kulturgut erhalten! Ein Weimarer Appell an Bund, Länder, Gemeinden, Kirchen, Vereine und Stiftungen

Der Weimarer Appell fordert im Einzelnen:

  • „Die bewahrenden Kultureinrichtungen müssen mit den nötigen finanziellen Mitteln ausgestattet werden, um Bücher und Dokumente vor dem Papierzerfall zu retten und historische Bucheinbände in den Bibliotheken zu erhalten.“
  • „Das Forschungsnetzwerk auf dem Gebiet der Restaurierung und des Kulturgüterschutzes muss ausgebaut werden.“
  • „Bund und Länder müssen die zentrale Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts in Berlin dauerhaft absichern und mit den nötigen Finanzmitteln ausstatten, damit eine nationale Strategie umgesetzt werden kann.“
  • „Auch wenn die Zuständigkeit für Kultur bei den Ländern liegt, muss die Initialzündung für die dringend benötigte Initiative von der Bundesebene ausgehen.“
  • „Der Katastrophenschutz muss auf nationaler Ebene um den Schutz der Kulturgüter erweitert werden.“
  • „Wir appellieren an die Verantwortlichen in Bund, Ländern und Gemeinden, in Kirchen, Vereinen und Stiftungen, in gleicher Weise wie die baulichen Denkmäler auch die gefährdeten Originale der reichen kulturellen und wissenschaftlichen Überlieferung in Deutschland zu sichern!“

Erstunterzeichner des Weimarer Appells waren am 30. August 2014 Aleida Assmann, Literatur- und Kulturwissenschaftlerin – Michael Krüger, Schriftsteller – Karl Lagerfeld, Modeschöpfer – Christian Meier, Historiker – Anne-Sophie Mutter, Musikerin – Helmut Schmidt, Bundeskanzler a. D. – Friede Springer, Verlegerin – Nike Wagner, Intendantin – Christina Weiss, Staatsministerin für Kultur a. D. – Wim Wenders, Filmemacher – Ranga Yogeshwar, Wissenschaftsjournalist

Weitere Informationen zum Appell auch unter www.klassik-stiftung.de/weimarerappella>

UUnterstützung per Post oder E-Mail
Hier können Sie die Unterschriftenliste herunterladen, um auch weiteren Personen die Möglichkeit zu geben, Ihre Unterschrift zu leisten. Die Liste können Sie dann per Post oder per E-Mail an haab@klassik-stiftung.de versenden.

Kontakt:/em>
Herzogin Anna Amalia Bibliothek
Postfach 2012
99401 Weimar
haab@klassik-stiftung.de

Quelle: Klassik Stiftung Weimar, 13.9.2014

Landtag NRW verabschiedet Archivgesetz

In seiner Plenarsitzung vom 11. September 2014 hat der Landtag Nordrhein-Westfalen in 2. Lesung mit den Stimmen der Fraktionen von SPD, CDU, GRÜNEN und FDP gegen die Stimmen und den Änderungsantrag der Piratenfraktion das Gesetz zur Änderung des Archivgesetzes Nordrhein-Westfalen (Drucksache 16/5774 vom 6.5.2014) verabschiedet.

Die Geltungsdauer des von der Landesregierung vorgelegten Gesetzes wird verlängert. Außerdem werden Regelungen, die bisher nur für das Landesarchiv gegolten haben, auf die Kommunalarchive übertragen.

Ein Passus, der den Verkauf von nichtamtlichem Sammlungsgut aus kommunalen Archiven ermöglicht, wurde trotz Kritik von Archivaren und Verbänden nicht geändert.

Gesetzlich vor einem Verkauf geschützt sind in kommunalen Archiven in NRW weiterhin nur amtliche Unterlagen aus Behörden, nicht aber private Nachlässe, etwa von bedeutenden regionalen Persönlichkeiten.

Quelle: Landtag NRW, 11.9.2014; Borkener Zeitung, 12.9.2014

Die evangelische Kirche der Pfalz und der Erste Weltkrieg (1914-1928)

Das Zentralarchiv Speyer zeigt vom 9. September 2014 bis zum 14. April 2015 in der Ausstellung „Die Evangelische Kirche der Pfalz und der Erste Weltkrieg (1914-1928)“ Dokumente und Objekte aus der Zeit des Ersten Weltkrieges bis zum Ende der 1920er Jahre. Es werden folgende Themen behandelt: Kirche und Staat; Kriegseinwirkungen im Pfarramt; Beschlagnahme von Glocken; Kriegskrankenpflege; Seelsorge und Predigt; Bibel und Gesangbuch als Begleiter in Krisenzeiten; Erbauungsschriften; Propaganda auf Postkarten und Plakaten; Briefe in die Heimat; Kriegskonfirmation; Kriegschroniken; Trauer und Erinnerungskultur. Ein Sortiment von drei faksimilierten Feldpostkarten mit religiösem Bezug wird im Rahmen der Archivausstellung herausgegeben.

Im Ersten Weltkrieg gingen Christentum und Nationalismus eine enge Verbindung ein. Nicht allein im Deutschen Reich, sondern in allen kriegführenden Staaten nahm der Krieg phasenweise den Charakter eines Kreuzzuges an. Am augenfälligsten trat dieses Phänomen in der politischen Propaganda hervor, die sich wiederholt in christlichem Gewande präsentierte. Aber auch die Volkskirchen trugen den Kurs mit. Gerade die evangelischen Kirchen in Deutschland unterstützten den protestantischen Staat in der Regel vorbehaltlos im Kriege.

Abb.: Feldpostkarte aus dem Ersten Weltkrieg 'Gott mit uns wie er mit unsern Vätern war'

Abb.: Feldpostkarte aus dem Ersten Weltkrieg „Gott mit uns wie er mit unsern Vätern war“

Im gesamtgesellschaftlichen Rahmen eines entfesselten Nationalismus richteten sich an die Religion vielfältige Erwartungen und Sehnsüchte. Nur zu gerne bediente sich der Staat der Religion zur Überhöhung des Krieges. Auf Seiten der Kirche verstand man den Krieg vielerorts als göttliche Prüfung einer dem Materialismus verfallenen Zeit. Daraus entwickelte man den Gedanken, der Krieg könne eine innere Reinigung und eine Wiederbelebung der Volkskirche herbeiführen.

Äußerungen führender Kirchenvertreter muten heute befremdlich an. Unter den Händen der evangelischen und auch der katholische Kirche formte sich die Botschaft des Evangeliums um und glich sich geschmeidig den Zeitbedingungen an. Die Ausstellung beleuchtet am Beispiel der Pfälzischen Kirche das Thema unter verschiedenen Gesichtspunkten. Dabei wird insbesondere die enge Verfl echtung der Staatskirche mit der Kriegsverwaltung deutlich.

Hinter allem steht die grundlegende Frage, ob der Glaube nicht in einem Spannungsverhältnis zur Welt verbleiben muss, wenn die christliche Lehre für die Welt fruchtbar werden soll. Die Ausstellung möchte Impulse zum Nachdenken geben.
Ergänzt werden die Tafeln durch Unterlagen und Objekte aus den Sammlungen des Zentralarchivs.

Ab September 2014 sind ein Begleitheft und drei nachgedruckte Feldpostkarten erhältlich.

Die Seiten des Zentralarchivs Speyer zur Archivpädagogik mit dem Schwerpunkt Erster Weltkrieg werden laufend erweitert.

Quellen zum Ersten Weltkrieg aus dem Bestand des Zentralarchivs sind zu finden unter:

Inhalte der Ausstellung

  • Kriegsbeginn 1914
  • Gott mit uns – Der gerechte Krieg
  • Die Pfarrer und der Krieg
  • Bibel, Gesangbuch, Broschüren – Begleitung in Krisenzeiten
  • Jugenderziehung und Konfirmation im Krieg
  • Propaganda auf Gemeindeebene
  • Tod und Trauer
  • Kriegskrankenpflege
  • Glockenabgabe 1917
  • Reformationsjubiläum 1917
  • Kampf gegen Kriegszweifel
  • Kriegsende
  • Erinnerungskultur
  • Grabsteine als Zeugen für Kriegsleid

Stationen der Ausstellung

2015 Mai
Zweibrücken, Alexanderskirche

2015 Juni
Ludwigshafen, Apostelkirche

2015 Juli
Kaiserslautern, Kleine Kirche

2015 September
Edenkoben, Museumsspeicher

2015 Oktober
Prot. Kirche Lachen

Kontakt:
Zentralarchiv der Evangelischen Kirche der Pfalz
(Protestantische Landeskirche)
Domplatz 6
67346 Speyer
Tel.: 06232/667-182/282
Fax: 06232/667-234
zentralarchiv@evkirchepfalz.de
www.zentralarchiv-speyer.de

Kriegschronik der Stadt Münster 1914/18 – Neues Online-Angebot des Stadtarchivs

Das Stadtarchiv Münster hat 100 Jahre nach Beginn des Ersten Weltkrieges eine neue Internetpräsentation zu den Auswirkungen des Krieges auf die Stadt Münster freigeschaltet. Die vom damaligen Stadtarchivar Dr. Eduard Schulte verfasste Kriegschronik stellt die Grundlage für das neue stadtgeschichtliche Angebot dar. Noch im August 1914 erhielt Schulte vom Magistrat der Stadt Münster den offiziellen Auftrag, eine Chronik des Krieges zu führen. Das Konzept Schultes sah vor, die Wirkungen des Krieges auf die ‚Heimatfront‘ in Münster für die Nachwelt festzuhalten. Ganz modern eingestellt, hatte er auch die Medien im Blick. Es sollte nicht nur ein Kriegstagesbuch geführt, sondern dies auch mit vielen Bildern illustriert werden.

Abb.: Eduard Schulte im Jahr 1916 inmitten eines Trupps von Soldaten des Infanterie-Regiments Nr. 13, die er zum Bahnhof begleitet (Foto: Stadtarchiv Münster).

Abb.: Eduard Schulte im Jahr 1916 inmitten eines Trupps von Soldaten des Infanterie-Regiments Nr. 13, die er zum Bahnhof begleitet (Foto: Stadtarchiv Münster).

Eine ausdrucksstarke Auswahl an Texten und Bildern aus dieser Kriegschronik der Stadt Münster 1914-1918 hat das Stadtarchiv zusammengestellt und präsentiert sie im Internet:
www.muenster.de/stadt/kriegschronik1914

Die Lage in Münster während der schwierigen Juliwochen und auch die ,denkwürdigen Tage der Mobilmachung‘ lassen sich gut nachvollziehen. Der Alltag des Krieges von 1914 bis Ende 1918 mit seinen teilweise dramatischen Konsequenzen für die Bevölkerung steht im Mittelpunkt der Webseite. Dutzende von Chronikeinträgen, Fotos und Plakaten geben einen Einblick in die Lebens- und auch Gefühlsumstände der damaligen Bevölkerung. Ein chronologischer Aufbau der Präsentation erlaubt einen Überblick über den Kriegsbeginn, die vielen Truppenausmärsche, die dramatische Zuspitzung der Versorgungslage der Bevölkerung, über die Kriegspropaganda und die Begegnungen mit tausenden von Kriegsgefangenen, die zum alltäglichen Bild während der Kriegszeit gehörten. Darüber hinaus gibt es umfangreiche Informationen zur Entstehung der Chronik und zum Chronisten.

Die Webseite zur Kriegschronik ist ein anschauliches Beispiel für einen zentralen Arbeitsschwerpunkt des Stadtarchivs Münster – der Stadtgeschichtlichen Dokumentation. Es geht dem Stadtarchiv nicht nur um die Darstellung eines stadtgeschichtlich interessanten Abschnittes, die einzigartigen Quellen zur Stadtgeschichte Münsters sollen lebendig werden. Mit der Chronik liegt nicht nur ein Kriegstagebuch vor, sondern zu diesem Zeitabschnitt sind über 2000 Fotos, über 400 Plakate und Bekanntmachungen archiviert, die jetzt in Auswahl einem größeren Publikum zugänglich gemacht werden.

Das Stadtarchiv Münster kann mit dem neuen Angebot zur Geschichte des Ersten Weltkriegs in Münster bereits das sechste stadtgeschichtliche Internetangebot vorstellen. Vor dem aktuellen Projekt hat das Stadtarchiv Münster bereits virtuelle Präsentationen zur Geschichte der Armenstiftungen, der Zwangsarbeit, zur Kongressstadt Münster 1643 bis 1649 und zur Chronik des Zweiten Weltkriegs erarbeitet.

Kontakt:
Stadtarchiv Münster
An den Speichern 8
48157 Münster
http://www.muenster.de/stadt/archiv

Blog zu Ostwestfalen-Lippe und den Ersten Weltkrieg 1914-1918

Der „Arbeitskreis ostwestfälisch-lippische Archive“ konnte seit 2007 bereits zwei gemeinsame Wanderausstellungen erarbeiten: zur Pogromnacht 1938 sowie zur Einwanderung nach OWL seit 1945. Mit seinem aktuellen Projekt zum Ersten Weltkrieg beschreitet der Arbeitskreis einen anderen Weg: Als reine Internetpräsentation von Quellen aus der Region OWL zum Ersten Weltkrieg ist es möglich, ganz unterschiedliche, jeweils digitalisierte Quellen aus den OWL-Archiven vorzustellen und zu edieren. Zugleich werden sie niederschwellig für die Nutzung zur Verfügung gestellt.

Schulen und Universitäten, Volkshochschulen und Geschichtsvereine können die Materialien von der Webseite www.owl-archive.de herunterladen und in eigenen Veranstaltungen nutzen. Sie können eine thematische, pädagogische oder örtliche Auswahl treffen, können die Quellen kommentieren und auch weitergehend zu ihrer Erschließung beitragen. Als Web 2.0-Projekt bietet die Online-Präsentation der OWL-Archive zum Ersten Weltkrieg ein Forum für kontinuierlichen fachlichen Austausch, der Nutzern wie Archiven zugute kommt.

Abb.: 'Kriegszug Warburg - Altenbeken - Paris', 20.8.1914 (Foto: Kreisarchiv Paderborn/ Heinrich Müller)

Abb.: „Kriegszug Warburg – Altenbeken – Paris“, 20.8.1914 (Foto: Kreisarchiv Paderborn/ Heinrich Müller); Screenshot der Webseite www.owl-archive.de

Die Quellen werden in der Online-Präsentation als Digitalisate eingestellt, durch eine Transkription oder eine kurze Zusammenfassung inhaltlich vorgestellt sowie historisch eingeordnet. Durch die Verschlagwortung der einzelnen Dokumente, Bilder und Akten können die Quellen unterschiedlich angeordnet werden, so dass die Nutzer eigenen Interessensgebieten nachgehen können und die Vielfalt und Vielschichtigkeit der Überlieferung kennenlernen.

Dabei ist es ein Kennzeichen des Ersten Weltkriegs, dass es neben dem militärischen Geschehen an der Front zur Einbeziehung der frontfernen Zivilbevölkerung, auch in Ostwestfalen-Lippe, in die Kriegshandlungen kam. Es gab gleichsam eine Tendenz zur Totalisierung des Krieges, indem alle Lebensbereiche, alle gesellschaftlichen Klassen und Altersgruppen in den Krieg involviert wurden, z.B. Schüler als Sammlungshelfer oder in der vormilitärischen Ausbildung. Der Heimat kam eine strategische Rolle als materielles und immaterielles Reservoir für die Kriegsführung zu. Diese Funktion nahm sie entweder aktiv war oder sie war passiv davon betroffen: Als „leidende Heimatfront“ spürte sie die Folgen und Lasten der Kriegsführung und der Kriegsdauer, z.B. durch Bombenangriffe und kriegerische Handlungen hinter der Front, durch Hungersnöte, Versorgungsengpässe, durch die stete Angst und Sorge um Angehörige und Freunde. Als „dienende Heimatfront“ war sie der Ort für Lazarette, Sanatorien, für das Einwerben von Spenden, für Sammelstellen, für die Rüstungsindustrie und die Arbeit in der militärischen Logistik, sie war Nachrichtenbörse (durch Post, Gemeindebriefe etc.) und sah die Trostspendeaufgaben der Kirchen (Trauerfeiern, Seelsorge etc.) und die Gedenkveranstaltungen (auch nach dem Kriege), sie fungierte als Familie als privater Schutzraum (für Soldaten auf „Fronturlaub“) etc. – Intensivstes Medium für den Austausch zwischen Front und Heimatfront war die millionenfache Feldpost.

Die online präsentierte Sammlung „OWL und der Erste Weltkrieg“ resultiert aus unterschiedlichen Provenienzen, Zuständigkeiten und Tätigkeitsfeldern. Sie kann zu neuen lokal- und regionalgeschichtlichen Erkenntnissen verhelfen, z.B. über die Qualität und die Häufigkeit der Kommunikation untereinander (im Ort und in den Familien). Sie kann z.B. über den Umgang mit den Kriegsgefangenen informieren, sie verdeutlicht die Lebensbedingungen während des Kriegsverlaufs und dokumentiert die Gedenkkultur während des Krieges und in der Nachkriegszeit.

Die Dokumente ermöglichen es, einen Zusammenhang von „großer Politik“ und lokalem Geschehen zu erkennen. So schreibt zum Beispiel Pfarrer Ernst Hartmann aus Rödinghausen am 10.11.1918, also am Ende des Krieges in sein Tagebuch: „In Herford hat der Aufruhr ebenfalls gesiegt. Man sagt, der Kaiser & Kronprinz hätten abgedankt. Ebert (Soz[ialdemokrat]) sei Reichskanzler. Lieschen Meier, die von der Beerdigung ihrer Schwester bis Bünde hatte fahren können, war mit ihrem Koffer über Börningh[ausen] zu Fuß nach Oldendorf gegangen, da weiter kein Zug verkehrte. Sie hat selbst gesehen, wie ein Soldat dem Andern die Kokarde [Uniformabzeichen] abgerissen hat.“ – Dies umreißt den Horizont der Menschen an der Heimatfront OWL, so wie es bei Kriegsbeginn auch aus dem Abituraufsatz des Bielefelder Schülers Heinrich Thöne hervorgeht. Über mögliche Konsequenzen, die aus den Kriegserklärungen resultieren könnten, schrieb er bemerkenswert hellsichtig: „Hierdurch ist für uns die Lage sehr ernst geworden. Englands Flotte ist der unsrigen überlegen, wiewohl Deutsche Seeoffiziere im Ringen mit England siegreich zu bestehen glauben. Verbindet sich gar Englands Flotte mit der französischen – woran sich doch kaum zweifeln läßt – so ist die Aussicht auf Sieg sehr gering. Und sollten wir besiegt werden, so wird zweifellos Rußland, dieser slawische Staat, eine Großmachtstellung in Europa einnehmen. Deutschlands Größe wäre dahin, Elsaß-Lothringen gingen verloren, verloren die Deutschen Ostseeprovinzen, sein Handel läge danieder, ungeheure Kriegskosten müßten wir aufbringen.“

Die Online-Präsentation „OWL und der Erste Weltkrieg. Ostwestfalen-Lippe zwischen Front und Heimatfront“ ist am 29. August 2014 gestartet worden. Sie wird in Erinnerung an den Ersten Weltkrieg und dessen Auswirkungen auf Ostwestfalen-Lippe sukzessive um digitalisierte Materialien ergänzt werden. Die OWL-Archive wiederum sind interessiert an Hinweisen der Besucher auf Quellen aus privater Hand, Feldpostbriefe und Fotos beispielsweise, aber auch Tagebuchaufzeichnungen und Erinnerungsberichte von Zeitgenossen über die damalige Front und die Heimatfront.

Der AK OWL-Archive ist ein projektbezogener Verbund regionaler Archive vor allem staatlicher, kommunaler und kirchlich-diakonischer Provenienz. An dem Projekt zum Ersten Weltkrieg beteiligten sich bei Beginn folgende Archive:

Kontakt:
Arbeitskreis ostwestfälisch-lippische Archive
c/o Dr. Bärbel Sunderbrink
Stadtarchiv Detmold
Willi-Hofmann-Straße 2
32756 Detmold
05231 / 766110
baerbel.sunderbrink@lav.nrw.de

www.owl-archive.de

Wechsel im Detmolder Kirchenarchiv

Das Archiv der Lippischen Landeskirche steht vor einem Wechsel: zum 1. September 2014 geht Archivarin Maja Schneider in den Ruhestand, ihre Nachfolgerin ist Kristina Ruppel. Damit endet im Landeskirchenamt eine Ära. Mehr als vier Jahrzehnte hat Maja Schneider die Bestände betreut. Und nicht nur das – als sie eingestellt wurde, gab es noch kein landeskirchliches Archiv, sie hat es aufgebaut und bis heute gepflegt und erhalten.

Abb.: Kristina Ruppel (rechts) ist die Nachfolgerin von Maja Schneider im Archiv der Lippischen Landeskirche (Foto: LKA Detmold)

Abb.: Kristina Ruppel (rechts) ist die Nachfolgerin von Maja Schneider im Archiv der Lippischen Landeskirche (Foto: LKA Detmold).

An die Anfänge 1972 erinnert sie sich mit einem Schmunzeln: „In den ersten drei Jahren gab es keine Räume für meine Arbeit, da bin ich über die Dörfer gefahren und habe die Archive der Kirchengemeinden verzeichnet.“ Auch in den Jahren danach war im Landeskirchenamt für die Archivarbeit alles noch recht provisorisch.

Das änderte sich Anfang der 90er Jahre, als das Landeskirchenamt an der Leopoldstraße seinen Neubau bekam. Hier befindet sich seitdem im Untergeschoss das vollklimatisierte Magazin: „1300 laufende Meter Akten mit bis ins 16. Jahrhundert zurückreichenden Quellen zur Geschichte der Lippischen Landeskirche“, erklärt Maja Schneider. Eine Etage höher im Erdgeschoss hat sie ihr Büro mit angeschlossenem Leseraum: „Die Aufbereitung der Aktenbestände für die Benutzung ist unsere Hauptaufgabe.“

Und so kommen beständig Besucher ins Archiv, mit Interesse an Familienforschung und Forschung für wissenschaftliche Arbeiten. Denn nicht nur die landeskirchliche Überlieferung ist hier zu finden, auch Bestände von Kirchengemeinden werden hier verwahrt sowie das Archiv des Reformierten Bundes und des Diakonissenhauses Detmold (heute diakonis) sowie Sammlungen und Nachlässe bedeutender kirchlicher Persönlichkeiten.

Die besondere Geschichte der Lippischen Landeskirche, deren Gründung bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht, liegt der Archivarin am Herzen. „Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Zukunft verantwortungsvoll gestalten“, ist ihre Überzeugung. Dafür sei auch die Zusammenarbeit mit anderen Archiven und kulturellen Einrichtungen in Lippe wichtig. Ähnlich sieht das Kristina Ruppel. Sie hat bereits mehrere Jahre Berufserfahrung in kirchlichen Archiven in Bielefeld und Berlin gesammelt. Den Dokumenten und Urkundensammlungen ihre Struktur und Ordnung zu geben, reizt sie besonders: „ Auch zu entscheiden, was archivwürdig ist und aufgehoben werden sollte.“

Das Papier wird die Grundlage bleiben, dennoch geht auch das Archivwesen mit der Zeit: Ein Ziel ist es, die Bestände online zu stellen, erklären Schneider und Ruppel. Auch mit Internet-Blogs für Neuigkeiten aus dem Archivwesen soll künftig gearbeitet werden. Doch in einer Hinsicht finden beide den Einzug der neuen Zeiten gar nicht so schön: „Die Einträge in den Kirchenbüchern sind über die Jahre immer kärglicher geworden“, erklärt Maja Schneider: „Hat der Pfarrer früher bei den Geburts- oder auch Todesdaten noch die ein oder andere Bemerkung ins Kirchenbuch geschrieben, zum Beispiel bei ungewöhnlichen Todesfällen, so werden heute nur noch die reinen Daten vermerkt. Das wird die Familienforschung in den kommenden Jahrzehnten immer schwieriger gestalten.“

Kontakt:
Landeskirchliches Archiv der Lippischen Landeskirche
Leopoldstraße 27
32756 Detmold
Tel.: 05231/976-803
Fax: 05231/976-850
archiv@lippische-landeskirche.de

Quelle: Lippische Landeskirche, Pressemitteilung, 22.8.2014; EKvW, 23.8.2014

100 Jahre Erster Weltkrieg – Veranstaltungen in Lemgo

Das Stadtarchiv Lemgo bietet in zwei Kooperationen Vorträge und Lesungen zum Thema „100 Jahre Erster Weltkrieg – 1914/ 2014“ an. Eine Veranstaltungsreihe in Kooperation mit der VHS Detmold-Lemgo umfasst drei Vorträge zur sogenannten
Heimatfront in Lemgo und ihren Auswirkungen, die Kriegserlebnisse und Einsatzgebiete von lippischen Soldaten und die Erinnerungskultur an die Gefallenen des Krieges.

Termine:

Samstag, 30.08.2014
Heimatfront – Lemgo im Ersten Weltkrieg (Referent: Marcel Oeben), Alte Abtei, Breite Straße, Gartensaal, Beginn: 18.30 Uhr

Samstag, 06.09.2014
Lipper im Ersten Weltkrieg (Referent: Dr. Hansjoerg Riechert), Alte Abtei, Breite Straße, Gartensaal, Beginn: 18.30 Uhr

Samstag, 13.09.2014
Kriegsdenkmäler in Lemgo und Umgebung (Referent: Georg Heil), Alte Abtei, Breite Straße, Gartensaal, Beginn: 18.30 Uhr

Nähere Informationen zu den einzelnen Vorträgen sind dem aktuellen VHS-Programm oder der Internetseite des Stadtarchivs www.stadtarchiv-lemgo.de zu entnehmen.

Eine weitere Veranstaltungsreihe in Kooperation mit der Stadtbücherei Lemgo umfasst zwei Lesungen. An zwei Abenden lesen Lemgoer und Lemgoerinnen aus Romanen bekannter und weniger bekannter deutscher,
französischer, britischer und amerikanischer Schriftsteller, die selbst als Soldaten am „Großen Krieg“ teilgenommen haben.

Termine:

Dienstag, 09.09.2014
Der Krieg im Roman – Deutsche Autoren (Lesung von Texten der Autoren Erich Maria Remarque, Ludwig Renn, Ernst Jünger und Joachim Ringelnatz), Stadtbücherei Lemgo, Papenstraße 40, Beginn: 19 Uhr

Dienstag, 16.09.2014
Der Krieg im Roman – Fremdsprachige Autoren in deutscher Übersetzung (Henri Barbusse, Georges Duhamel, Robert Graves, Ernest Hemingway), Stadtbücherei Lemgo, Papenstraße 40, Beginn: 19 Uhr

Alle Veranstaltungen sind kostenfrei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Kontakt:
Stadtarchiv Lemgo
Süsterhaus
Rampendal 20a
32657 Lemgo
Tel. 0 52 61 / 21 34 13
Fax 0 52 61 / 21 31 61
stadtarchiv@lemgo.de
www.stadtarchiv-lemgo.de

Fotoausstellung »Elf Jahrzehnte SC Freiburg«

Uwe Schellinger hat als ehrenamtlicher Archivar des Fußballvereins SC Freiburg die Jubiläumsausstellung „Elf Jahrzehnte SC Freiburg“ mitentwickelt. Die Fotoausstellung ist für alle Fans offen am Montag, den 18. August und Montag, den 25. August 2014 von 9 bis 18 Uhr in den Stadionräumen. Wer Fotos, Stadionhefte, Zeitungsausschnitte etc. besitzt, die für das Archiv interessant sein könnten, möge sich melden bei u.schellinger@scfreiburg.com.

Abb.: Archivar Uwe Schellinger und Ältestenrat Klaus Steinwarz (hinten) im Archiv des SC (Foto: Seeger)

Abb.: Archivar Uwe Schellinger und Ältestenrat Klaus Steinwarz (hinten) im Archiv des SC (Foto: Seeger)

scfreiburg.com: Herr Schellinger, von Ihnen stammen das Konzept und der Titel zur Fotoausstellung zum 110-jährigen Jubiläum des SC Freiburg…

Uwe Schellinger: Ich saß in einer Arbeitsgruppe des SC, in der über eine Ausstellung diskutiert wurde. Ich habe dann versucht, einen vernünftigen formalen und inhaltlichen Rahmen dafür zu entwickeln. Das wurde in der Gruppe weitgehend für gut und auch umsetzbar befunden in der relativ kurzen Zeit, die für ein Projekt dieser Art zur Verfügung stand.

scfreiburg.com: Umgesetzt wurde das Projekt jetzt als Fotoausstellung unter dem Titel „Elf Jahrzehnte SC Freiburg“.

US: Der Titel spielt ein bisschen Doppelpass mit dem Titel des Buches, das der SC zu seinem 100. Geburtstag herausgegeben hat: „Hundert Jahre 90 Minuten“.

scfreiburg.com: Seit wann beschäftigen Sie sich schon mit der SC-Historie?

US: Als ehrenamtlicher Archivar seit gut zwei Jahren. Als Historiker und anderseits SC-Fan und Mitglied habe ich aber schon 2006 Martin Braun darauf angesprochen. Der war damals Pressesprecher, und es war eine Zeit, in der die Beschäftigung mit der Fußballgeschichte auch wegen der WM in Deutschland zu boomen begann.

scfreiburg.com: Aber beim SC eher nicht, oder?

US: Überhaupt nicht. Martin Braun verwies mich an den Ältestenrat, der satzungsgemäß für die Traditionspflege zuständig ist. Aber passiert ist dann lange nichts. 2011 ist Jörg Weber, der Vorsitzende des Ältestenrats, dann auf mich zugekommen. Ich vermute, auch weil Achim Stocker 2009 gestorben war, und es das Gefühl gab, man dürfe die Geschichte des SC jetzt nicht einfach vergessen.

scfreiburg.com: Wobei Achim Stocker angeblich das Archivmaterial, das nicht schon beim Bombenangriff 1944 verbrannt war, in den 1970ern zum Müll gebracht haben soll…

US: Eine von vielen Geschichten, von denen keiner mehr weiß, ob sie stimmen. Sehr viel Material war jedenfalls nicht da, als ich vor allem mit der Unterstützung von Klaus Steinwarz und Ditmar Heizmann aus dem Ältestenrat angefangen habe, die Umzugskartons im Stadionkeller, in denen alles lagerte, auszuräumen.

scfreiburg.com: Das Material, das der 2006 verstorbene, frühere Ältestenratsvorsitzende Peter Martin vor dem 100jährigen des SC zusammengetragen hatte?

US: Das und Verschiedenes mehr. Nicht sehr viel, wie gesagt. Deshalb versuchen wir Mitglieder und Fans immer wieder zu animieren, uns zur Verfügung zu stellen, was sie noch finden: Zeitschriften, Fotos – alles. Regelmäßig bin ich bei Tagungen der Vereinsarchive und höre wie andernorts Museen in Stadien gebaut werden und weiß dann noch besser: Beim SC bleibt die Dokumentation der Vereinsgeschichte ein wichtiger Auftrag für die Zukunft.

Quelle: SC Freiburg, 12.8.2014

Virtueller Stadtrundgang auf den Spuren der Reformation in Speyer

Speyer ist eine der wichtigen „Geburtsstätten“ der Reformation in Deutschland: Die sogenannte „Protestation“ von Fürsten und Städten auf dem Speyerer Reichstag von 1529 gilt als Geburtsstunde des Protestantismus. Gleichzeitig war dies ein wichtiger Schritt hin zu Toleranz und Freiheit des Gewissens. Zahlreiche Kirchen und andere Gebäude zeugen bis heute von Speyer als „Stadt der Protestation“. Dies gilt beispielsweise für die Dreifaltigkeitskirche und die neuzeitliche Gedächtniskirche als Erinnerungsmonument der „Protestation“ von 1529.

App 'Speyer - Stadt der Reformation'

Manche Stätten der Reformation und des Protestantismus in Speyer sind allerdings heute nicht mehr im Stadtbild sichtbar. Hierzu zählt vor allem auch der Speyerer Ratshof: Die Tagungsstätte des Speyerer Rates, aber auch der Speyerer Reichstage und des gemischtkonfessionell besetzten Reichskammergerichts, das Speyer von 1527 bis 1689 zu einem der „Zentralorte“ des Heiligen Römischen Reiches machte, ist heute nicht mehr sichtbar. Der Ratshof war beim großen Stadtbrand von 1689 wie zahlreiche andere Gebäude der Stadt schwer beschädigt worden; die Reste wurden schließlich zu Beginn des 19. Jahrhunderts endgültig abgerissen.

Die Evangelische Kirche der Pfalz hat gemeinsam mit der Abteilung Kulturelles Erbe der Stadt Speyer (Stadtarchiv) eine Smartphone-App konzipiert und entwickelt, die sich dieser wichtigen stadt- und konfessionsgeschichtlichen Thematik annimmt: Die App „Speyer – Stadt der Protestation“ ist als virtueller Stadtrundgang auf den Spuren der Reformation angelegt. Sie umfasst 16 Stationen in der Stadt („Points of Interest“). Es werden mehrere Routen angeboten, ein Einstieg in die App ist von jeder Stelle aus möglich.

Zu den Angeboten der App gehören Karten und Pläne zu den einzelnen Stationen. Mittels historischer Fotos und Abbildungen werden die Stationen kurz und allgemein verständlich erklärt. Dazu kommen Videos und weitere Medien, die ebenfalls über die App angeboten werden. Zu jeder Station werden auch eigens eingesprochene Audio-Dateien mit den wichtigsten Informationen angeboten. Über die in die App integrierten Kartenfunktionen werden die Laufwege und Parkmöglichkeiten der Besucher angezeigt.

Die App enthält daneben nicht nur aktuelle Neuigkeiten rund um die Stadt Speyer, die Evangelische Kirche der Pfalz und zum Stadtarchiv Speyer, sondern auch eine Liste aller Gotteshäuser in Speyer. Sie füllt, kurz gesagt, in interaktiver Form eine erhebliche stadtgeschichtlich-kulturelle und touristische Lücke. Die technische Realisierung erfolgte gemeinsam mit der Firma Lange + Pflanz (Speyer). Zur Finanzierung trugen neben der Landeskirche und der Stadt Speyer die Diakonissen Speyer-Mannheim, die Firma Mann & Hummel (Speyer) die Bank für Kirche und Diakonie (KD-Bank), die Ecclesia Versicherungsdienst GmbH (Detmold), der Verkehrsverein Speyer, das Historische Museum der Pfalz, die Kulturstiftung Speyer und der Lions-Club Speyer bei.

Der Download der APP ist für die gängigen Smartphone-Betriebssysteme (iOS, Android) kostenfrei. Sie steht sowohl im Apple App-Store wie auch im Google play-store bereit.

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Quelle: Evangelische Kirche der Pfalz, Pressemeldung, 8.8.2014.