Mannheims Ratsprotokolle werden digital

Nach der Zerstörung historischer städtischer Akten im Zweiten Weltkrieg bilden die Ratsprotokolle eine der wichtigsten Quellen zur Geschichte Mannheims. Als Gedächtnis der Stadtverwaltung berichten sie über Beratungen, Entscheidungen und Verordnungen des Stadtrats. Darüber hinaus geben sie aufschlussreiche Einblicke in das Alltagsleben der Mannheimer Bevölkerung.

Die gewichtigen Protokollbände sollen nun in einem großangelegten Projekt digitalisiert werden, um sie der Forschung und der interessierten Öffentlichkeit leichter als bisher zugänglich zu machen. Künftig sollen die Ratsprotokolle von 1661 bis 1961, also 300 Jahre Stadtgeschichte, im Internet abrufbar sein.

Dafür sucht der Verein der Freunde des Stadtarchivs Mannheim – ISG Patinnen und Paten, die sich mit je 100 Euro pro Protokollband in den Dienst der Stadtgeschichte stellen. Jede Stifterin, jeder Stifter erhält eine 32-seitige, farbige Broschüre aus der Feder von Dr. Susanne Schlösser über die „Geschichte Mannheims im Spiegel der Ratsprotokolle“ zusammen mit einer CD des gestifteten Jahrgangs. Die Vergabe der Bände und damit der Jahrgänge erfolgt nach Los, der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Auf Wunsch wird der Name als Stifter/-in ausgewiesen und es kann zudem eine persönliche Widmung beantragt werden.

Wer daran Interesse hat, eine Patenschaft zu übernehmen, der melde sich bei Dr. Schlösser für Auskünfte und Anmeldung (Link zum Anmeldeformular).

Kontakt:
Stadtarchiv Mannheim – ISG
Dr. Susanne Schlösser
Abteilungsleitung Historisches Archiv
Tel.: + 49 621 293 7729
Fax: + 49 621 293 7476,
susanne.schloesser@mannheim.de
www.stadtarchiv.mannheim.de

Stadtarchiv Iserlohn gibt historische Postkarten zum Stadtjubiläum heraus

Das Stadtarchiv Iserlohn hat anlässlich der 775-Jahrfeier der Stadt Iserlohn eine Serie mit historischen Postkartenmotiven herausgegeben. Aus dem Sammlungsbestand des Stadtarchivs wurden insgesamt zwölf verschiedene Karten mit Ansichten von Alt-Iserlohn ausgewählt.

Fünf Karten sind Lithografien aus den Jahren 1895 bis 1899. Abgebildet sind auf den farbig gestalteten Karten u.a. Gesamtansichten der Stadt, das alte Rathaus, die alte Schützenhalle auf der Alexanderhöhe, die Dechenhöhle, das Eiserne Kreuz in der Grüne und das Stadtwappen.

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Abb.: Bürgermeister Dr. Peter Paul Ahrens (l.) und Stadtarchivar Rico Quaschny bei der Vorstellung der \’Jubiläumspostkarten\‘ (Stadt Iserlohn)

Auf den anderen sieben Karten wurden schwarz-weiß Motive markanter Stadtansichten aus den Jahren von 1910 bis 1941 reproduziert: eine Gesamtansicht, die Wermingser Straße, die Altstadt mit der Bauernkirche, die Nussstraße mit der reformierten Kirche, die Kluse mit der Städtischen Badeanstalt und der Obersten Stadtkirche, der Kaiserplatz mit dem Rathaus sowie der Danzturm.

Die reproduzierten Karten wurden als Klappkarten gestaltet. Auf der Rückseite finden sich bei jeder Karte Beschreibungen zu den einzelnen Bildmotiven. So wird beispielsweise auf die Baujahre und Nutzungen von Gebäuden hingewiesen. Dokumentiert werden mit den Karten aber auch die zum Teil gravierenden Veränderungen im Stadtbild durch die Stadtsanierung in den 1960er und 1970er Jahren.

Die Klappkarten sind mit Briefumschlägen versehen und einzeln verschweißt. Je Motiv wurde eine Auflage von 200 Exemplaren hergestellt. Die Karten kosten jeweils 1,50 Euro und sind im Stadtarchiv in der "Alten Post", bei der Stadtinformation im Stadtbahnhof, in der ALPHA-Buchhandlung, der Bahnhofsbuchhandlung und in der Kleinen Buchhandlung in Letmathe erhältlich. Das Stadtarchiv wird die Karten auch beim Bürgerfest auf der Alexanderhöhe am 25. August 2012 anbieten.

Lithografien

• Ansichtspostkarte "Gruss aus Iserlohn", um 1895
Lithografie, Verlag von Leopold Cohen, Iserlohn, ungelaufen
• Ansichtspostkarte "Gruss aus Iserlohn", um 1897
Lithografie, Verlag von Gustav Müller, Iserlohn, ungelaufen
• Ansichtspostkarte "Gruss aus Iserlohn", um 1897
Lithografie, Verlag von Gustav Müller, Iserlohn, ungelaufen
• Ansichtspostkarte "Gruss aus Iserlohn", um 1898
Lithografie, ohne Verlagsangabe, ungelaufen
• Ansichtspostkarte "Gruss von der Alexanderhöhe Iserlohn", um 1899
Lithografie, Verlag von Leopold Cohen, Iserlohn, ungelaufen

Fotografien

• Rathaus und Kaiserplatz in Iserlohn, um 1910
Verlag Gustav Müller, Iserlohn, ungelaufen
• Danzturm in Iserlohn, um 1915
Verlag Gustav Potthoff, Buch- und Papierhandlung, Iserlohn, ungelaufen
• Wermingser Straße in Iserlohn, um 1930
Verlag Trinks & Co., Leipzig, ungelaufen
• Nussstraße und reformierte Kirche in Iserlohn, um 1935
Verlag Ernst Bischoff, Iserlohn, ungelaufen
• Bauernkirche und Altstadt in Iserlohn, um 1935
Verlag Ernst Bischoff, Iserlohn, ungelaufen
• Blick von der Kluse auf die Oberste Stadtkirche und die Städtische Badeanstalt in Iserlohn, um 1935 ohne Verlag, ungelaufen
• Blick auf die Iserlohner Innenstadt von Süden, um 1941
Foto und Verlag Ernst Bischoff, Iserlohn, gelaufen 1942

Kontakt:
Stadtarchiv Iserlohn
in der "Alten Post"
Theodor-Heuss-Ring 5
58636 Iserlohn
Tel.: 02371 / 217-1920
Fax: 02371 / 217-2982
archiv@iserlohn.de

Quelle: Stadt Iserlohn, Pressemeldung, 15.8.2012

Luchterhand Literaturverlag will eigene NS-Vergangenheit aufarbeiten

Der Luchterhand Literaturverlag will nach dem Vorwurf der Bereicherung in der Nazizeit seine Vergangenheit aufarbeiten. In einer ersten Stellungnahme äußerte sich der Verlag zu einem Bericht der "taz", der Verlag habe sich 1939 zu einem äußerst günstigen Preis in die Druckerei von Otto Heinrich Scholz eingekauft, der von den Nazis drangsaliert wurde:

Am 7. August 2012 abends erreichte den Luchterhand Literaturverlag ein Fax der Berliner taz.die tageszeitung, das über Recherchen der Zeitung informierte, nach denen Eduard Reifferscheid und Heinz Luchterhand, der Sohn von Hermann Luchterhand, 1939 einen Vertrag unterschrieben haben, durch den der damalige Luchterhand Verlag Gesellschafter der Druckerei von Otto Heinrich Scholz wurden. Scholz, dessen Verlobte und spätere Frau Jüdin gewesen sei, sei im Zuge der politischen Verfolgung gezwungen gewesen, die Druckerei zu verkaufen; der Luchterhand Verlag habe davon nicht nur passiv profitiert, sondern die Verfolgung von Scholz selbst bei den Behörden aktiv betrieben. Otto Scholz hat offensichtlich nach dem Krieg an die Wiedergutmachungskammer in Berlin Folgendes geschrieben: "Vielen Leuten war es allgemein bekannt, dass der damalige Prokurist und heutige Mitinhaber des Luchterhand Verlages Herr Reifferscheid und Herr Luchterhand jr. der Gestapo Mitteilungen über unsere Verhältnisse machten, wodurch unser gesamtes Vermögen beschlagnahmt wurde".

Die taz bat bis zum 9. August 2012 um 9 Uhr um eine Stellungnahme des Luchterhand Literaturverlags. Anderenfalls dürfe man davon ausgehen, dass die getroffenen Behauptungen und insbesondere die zitierten Aussagen in inhaltlicher Hinsicht zutreffend seien, so Philipp Gessler von der taz.

Luchterhand-Verleger Georg Reuchlein hat daraufhin wie folgt Stellung genommen:
"Wir bitten um Verständnis, dass wir in der Kürze der Zeit kein Urteil über die Richtigkeit Ihrer Recherchen, von deren Ergebnissen wir heute zum ersten Mal erfahren, abgeben können. Wir legen auf jeden Fall größten Wert auf die lückenlose Erforschung und Aufarbeitung der Geschichte des Luchterhand Verlags, dies gilt insbesondere und ausdrücklich auch für die Epoche der NS-Zeit. Daher messen wir Ihren Recherchen große Bedeutung bei und sind an deren genauen Ergebnissen und Quellen sehr interessiert."

Der Luchterhand Verlag, 1924 von Hermann Luchterhand gegründet, wurde 1987 an die niederländische Verlagsgruppe Wolters Kluwer verkauft, die kurz darauf den literarischen Teil des Hermann Luchterhand Verlags an die Arche Verlag AG Zürich weitergab. Seitdem firmiert dieser Teil des Verlags unter dem Verlagsnamen Luchterhand Literaturverlag; daneben gibt es weiterhin den Luchterhand-Fachverlag bei Wolters Kluwer Deutschland. 1994 erwarb der Münchner Wirtschaftsanwalt Dietrich von Boetticher den Literaturverlag, von dem ihn die Verlagsgruppe Random House im Oktober 2001 übernahm. Der wichtigste Bestand des Luchterhand Archivs ist seit den 1990er Jahren in den Händen des Deutschen Literaturarchivs Marbach. Die restlichen noch vorhandenen Unterlagen befinden sich im Unternehmensarchiv der Bertelsmann AG in Gütersloh. Dieses dort vorhandene Material datiert allerdings nicht aus der Zeit des Nationalsozialismus.

Am Samstag, 11. August 2012 erschienen dann in der taz ein "Ein dunkler Keller" überschriebener Artikel sowie ein Kommentar "Was nie gesagt worden ist" von Philipp Gessler zur NS-Vergangenheit des Hermann Luchterhand Verlags.

Der Luchterhand Literaturverlag abschließend in seiner Stellungnahme: "Wie bereits in der Stellungnahme der taz gegenüber formuliert, ist dem Luchterhand Literaturverlag sehr daran gelegen, die, folgt man den vorliegenden taz-Recherchen, bestürzenden und beschämenden Vorgänge in der NS-Zeit rückhaltlos aufzuklären. Wir werden uns in den kommenden Wochen darum bemühen, geeignete Wissenschaftler für eine unabhängige Aufarbeitung der Verlagsgeschichte zu gewinnen. Fortschritte und Ergebnisse entsprechender Recherchen werden wir zeitnah öffentlich kommunizieren."

Quelle: Luchterhand Literaturverlag, Stellungnahme zum Artikel "Ein dunkler Keller" in der taz vom 11. August 2012, München, 13.8.2012; Die WELT, 15.8.2012

Ausstellung zum 50. Todestag des Dichters und Nobelpreisträgers Hermann Hesse in Reutlingen

Eine "Gewalt der Versunkenheit" erkannte der Dichter Ludwig Finckh in dem Hermann Hesse-Porträt des Malers Oskar Kreibich (1916-1984). Er hatte das Tempera-Gemälde bei seinem Besuch Oskar Kalbfells Anfang 1959 im damaligen Reutlinger Rathaus in der Alteburgstraße ausgiebig betrachtet. Von der Stadt war es angekauft worden, nachdem die Hans-Thoma-Gesellschaft im Oktober 1958 im Spendhaus eine Ausstellung mit Werken des damals überaus renommierten Künstlers präsentiert hatte.

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Der Brief Ludwig Finckhs (1876-1964) mit dem Lobpreis des Hesse-Porträts von Kreibich ist Teil einer amtlichen Akte zu dem aus Reutlingen stammenden Schriftsteller. Das Konvolut wurde jüngst im Stadtarchiv Reutlingen verzeichnet und so ergab sich der Hinweis auf das großformatige Gemälde beziehungsweise auf einen kleinen Mosaikstein der Hesse-Rezeption in den 1950er Jahren. Das Porträt des hochgeehrten Literaten zählt heute zu den Beständen des Städtischen Kunstmuseums Spendhaus.

Ludwig Finckhs gewagte Einschätzung, das Werk Kreibichs sei "das beste Bild von Hesse", hat sich angesichts zahlreicher gemalter und gezeichneter Hesse-Porträts nicht durchgesetzt. Oskar Kreibich selbst ist 1984 in Backnang verstorben. Der 50. Todestag von Hermann Hesse ist für das Stadtarchiv Anlass, das Gemälde in seinen Wandvitrinen zu präsentieren und auf eine durchaus bezeichnende Episode Reutlinger Kulturgeschichte der Kalbfell-Ära hinzuweisen.

Oskar Kreibich, der sich Ende der 50er Jahre nicht zuletzt als Portraitist einen Namen gemacht hatte, erhielt im Herbst 1958 einen weiteren Auftrag: Er malte Oberbürgermeister Oskar Kalbfell in Öl. Dieses Kunstwerk wiederum war als Grundstein einer – letztlich nicht realisierten – Gemäldegalerie Reutlinger Oberbürgermeister für das noch zu erbauende neue Rathaus gedacht gewesen. Reutlingens Stadtoberhaupt stellte sich als Sujet Kreibich’schen Schaffens in eine Reihe mit dem Nobelpreisträger von 1946.

In der kleinen Ausstellung des Stadtarchivs sind darüber hinaus einzelne Karten und Briefe von Hermann Hesse (2.7.1877-9.8.1962) zu sehen, die durch die intensive Bearbeitung des umfangreichen schriftlichen Nachlasses von Ludwig Finckh in den letzten Jahren greifbar wurden. Die relativ kurze Zeit der Jugendfreundschaft der beiden Dichter sowie ihrer Nachbarschaft in Gaienhofen am Bodensee zwischen 1897 und 1912 hatte eine nahezu lebenslange Korrespondenz zur Folge.

Die wiederum belegt die Distanz zwischen einem allen ideologischen Massenströmungen kritisch gegenüberstehenden Hermann Hesse auf der einen und Ludwig Finckh auf der anderen Seite. Jener hatte sich um 1930 zu einem "blinden Hitlerschwärmer" (Hesse) entwickelt. Es überrascht nicht, dass sich die schriftlichen Kontakte nach 1933 weiter reduzierten, vor allem nachdem Hesse insbesondere ab 1935 zum erklärten Ziel nationalsozialistischer Anfeindungen wurde.

Vollständig zum Erliegen kam der Briefaustausch zwischen Gaienhofen und Montagnola allerdings auch in der Zeit jenes "Dritten Reichs" nicht. 1942 versuchte Hesse – letztlich vergeblich – seine letzte große Arbeit, das später so betitelte "Glasperlenspiel", in Deutschland erscheinen zu lassen. Dabei hat er auch die Beziehung zum einstigen Freund und Nachbarn wieder aufgenommen und Finckh unter anderem mitgeteilt: "Ich habe im April das Buch fertig gemacht, an dem ich die letzten elf Jahre gearbeitet habe."

\"AusschnittIndienreise< 1911. StadtA Rt., Nachlass Ludwig Finckh\" border='none' align=\"center\" hspace='15'>

Dieser Brief ist in der Wandvitrinenausstellung ebenso zu sehen, wie etwa zwei Postkarten von Hesses großer "Indienreise" 1911. Die beiden Grüße aus Asien zeigen touristische Motive, so etwa zwei Nasenflöte spielende Eingeborene der indonesischen Inselwelt. Die immensen Reiseeindrücke und -strapazen sind auf knappe schriftliche Mitteilungen reduziert. Auf einer Ansichtskarte von Westjava ("Buitenzorg"), das zur damaligen Kolonie Niederländisch-Indien gehörte, hat der Schriftsteller als ironisches Reisefazit notiert: "Von Insekten und Krokodilen belästigt, fahre ich auf den Sumatraflüssen herum […]".

Das Hermann Hesse-Gemälde Oskar Kreibichs sowie die kleine Archivalienschau vor den Diensträumen des Stadtarchivs können zu den Öffnungszeiten der Rathaus-Eingangshalle bis Ende November 2012 besichtigt werden.

Kontakt:
Stadtarchiv Reutlingen
Marktplatz 22
72764 Reutlingen
Telefon: 07121 303-2386
Telefax: 07121 303-2758
stadtarchiv@reutlingen.de

Quelle: Stadt Reutlingen, Pressemitteilung, 9.8.2012

Doppelausstellung zum 200. Todestag von Erzbischof Hieronymus Graf Colloredo in Salzburg

Noch bis 28. Dezember 2012 ist im Archiv der Erzdiözese Salzburg und im Salzburger Landesarchiv die Doppelausstellung "Erzbischof Hieronymus Colloredo. Kirchenfürst und Landesherr" zu sehen. Anlass ist die 200. Wiederkehr des Todestages von Erzbischof Hieronymus Graf Colloredo, des letzten als Landesherr regierenden Salzburger Erzbischofs. Im Archiv der Erzdiözese Salzburg steht Colloredo als Kirchenfürst und im Salzburger Landesarchiv als Landesherr thematisch im Mittelpunkt. Die Ausstellungen können während der Öffnungszeiten der Archive besichtigt werden.

Trotz seines scheinbaren Scheiterns hat Erzbischof Hieronymus Graf Colloredo auf vielen Gebieten die Grundlage für Entwicklungen, die langfristige Wirkung zeigten und oftmals erst Jahrzehnte später realisiert werden sollten, gelegt. Die Doppelausstellung zeigt diesen Aspekt anhand exemplarischer Beispiele auf und leistet einen Beitrag, um das Wirken des Erzbischofs aus einem modernen Blickwinkel zu betrachten.

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Abb.: Plakat (links) und Teil der Ausstellung zu Erzbischof Colloredo im Foyer des Salzburger Landesarchivs (Foto: Land Salzburg)

Letzte kurze Blüte des Erzstifts Salzburg unter Colloredo
In der Regierungszeit von Erzbischof Hieronymus Graf Colloredo (1772 bis 1803) erlebte das Erzstift Salzburg eine letzte, kurze Blüte, bevor es in den Wirren der Koalitionskriege für immer seine Selbstständigkeit als unabhängiges geistliches Fürstentum verlor. Daran konnten auch die an der Aufklärung orientierten Reformbemühungen des Erzbischofs nichts ändern. In diesem Zusammenhang kommt seiner Doppelfunktion als Landesherr und Kirchenfürst besondere Bedeutung zu.

Als Landesherr sind seine Bemühungen für ein modernes und damit gerechteres Steuerwesen (Hieronymuskataster) oder die von ihm initiierten Maßnahmen zur Verbauung besonders hochwassergefährdeter Flussläufe von Bedeutung. Auf dem Gebiet der Salzgewinnung und des Badewesens wurden unter ihm Impulse, deren Auswirkungen weit ins 19. Jahrhundert hineinreichten, gesetzt. Als Kirchenfürst hatten in erster Linie seine Bemühungen im Zusammenhang mit den "Emser Punktuationen", die vielfältigen Maßnahmen zur "Entbarockisierung" der Religionsausübung, die Reduktion der unzähligen Feiertage sowie, vor allem in den letzten Lebensjahren in Wien, sein Einsatz für die Erhaltung der Erzdiözese Salzburg nachhaltige Wirkung weit über seine Amtszeit hinaus.

Kontakt:
Archiv der Erzdiözese Salzburg
A-5020 Salzburg, Kapitelplatz 3
Tel. +43(0)662-8047-1500
Fax: +43(0)662-8047-1509
archiv@archiv.kirchen.net 
www.kirchen.net/archiv

Salzburger Landesarchiv
Michael-Pacher-Str. 40
A-5020 Salzburg
Tel. 0662/8042/4521 oder 4527
Fax: 0662/8042/4661
landesarchiv@salzburg.gv.at
www.salzburg.gv.at/archive

Quelle: Salzburger Landeskorrespondenz, 9.8.2012

Arm sein in Luzern

In der Reihe "Luzerner Historische Veröffentlichungen" erscheint ein weiterer Band, der 43. insgesamt und der siebte in der gemeinsamen Herausgeberschaft des Staatsarchivs Luzern und des Stadtarchivs Luzern: Stefan Jäggi, Arm sein in Luzern. Untersuchungen und Quellen zum Luzerner Armen- und Fürsorgewesen 1590-1593.

Ende Januar 1590 verabschiedete der Luzerner Rat die von Stadtschreiber Renward Cysat konzipierte neue Almosenordnung. Die Reorganisation der Armenfürsorge stand im Zusammenhang mit einer umfassenden Intensivierung, Normierung und Zentralisierung der obrigkeitlichen Herrschaft in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Im Fokus der vorliegenden Untersuchung mit einer umfangreichen Quellenedition stehen aber nicht die institutionellen und organisatorischen Aspekte der Fürsorge, sondern die Betroffenen: Aus den Jahren 1590-1592 haben sich in den Protokollen des Almosenrats detaillierte Listen der Almosenbezüger erhalten. Sie geben Aufschluss über die sozialen, wirtschaftlichen, gesundheitlichen und rechtlichen Lebensumstände vieler Stadtluzerner Familien und Einzelpersonen, die unterhalb oder an der Armutsgrenze lebten.

Unter Berücksichtigung weiterer Quellenbestände gewinnen wir Einblick in die Schicksale einer Bevölkerungsgruppe, wie es sonst in dieser Dichte nicht möglich ist: Alleinerziehende Mütter und Witwen mit kleinen Kindern, alte gebrechliche Frauen, kleine Handwerker und Tagelöhner mit gesundheitlichen Problemen, Jugendliche ohne Perspektiven, «working poor» – sie erhalten hier einen Namen und eine Biographie.

Der Stefan Jäggi-Ulrich, Jahrgang 1957, studierte Geschichte und Lateinische Literatur an der Universität Freiburg i. Üe. und promovierte in Mittelalterlicher Geschichte bei Carl Pfaff. Seit 1986 ist er im Staatsarchiv Luzern tätig. Seine Forschungsinteressen beziehen sich vor allem auf die Sozial- und Religionsgeschichte der Frühen Neuzeit.

Die Präsentation des neuesten Bandes der Reihe "Luzerner Historische Veröffentlichungen" findet am Montag, 20. August, um 17.00 Uhr, im Am Rhyn-Haus an der Furrengasse 21 in Luzern statt. Ruedi Meier, Sozialdirektor der Stadt Luzern, und der Autor Stefan Jäggi werden in das Thema einführen und über die Entstehung des Werks berichten.

Kontakt:
Dr. Jürg Schmutz
Staatsarchivar
Tel.: +41/41/228\’53\’62
juerg.schmutz@lu.ch
www.staatsarchiv.lu.ch

Quelle: Luzern, Pressemitteilung, 9.8.2012

156.000 Euro aus Brüssel für grenzüberschreitendes EU-Projekt von Archiven am Oberrhein

Mit 156.000 Euro fördert die Europäische Union im Rahmen des internationalen territorialen Programms INTERREG IV A Oberrhein das vom Stadtarchiv Speyer initiierte Projekt „Grenzüberschreitendes Netzwerk digitaler Geschichtsquellen: Archive als Gedächtnisse der historisch gewachsenen Landschaft Oberrhein“. Projektpartner aus der Pfalz, Baden und dem Elsass haben sich zum gemeinsamen Ziel gesetzt, das historische Gedächtnis des Oberrheingebiets virtuell wiederherzustellen. Das gemeinsame online-Portal startet seine „Gedächtnisarbeit“ mit Quellen aus dem Mittelalter und dem 16. Jahrhundert; auch die Zeit der Reformation soll abgebildet werden.

„Es gilt durch moderne Erläuterungen, Zweisprachigkeit und durch die neuen Medien, wie Digitalisierung, Onlineangebote, bilinguale Kommunikationsplattform, der Öffentlichkeit einen bislang nicht verfügbaren Zugang zu einem virtuellen Gedächtnis der Region Oberrhein zu bieten“, formuliert Dr. Joachim Kemper, Leiter des Stadtarchivs Speyer das Projektziel. Nicht nur Historiker, alle interessierten Bürger könnten das gemeinsame Kulturgutportal der Archive „befragen“. Netzwerk und Portal sollen dauerhaft offen sein für weitere Einrichtungen die oberrheinisches Kulturgut verwahren und vermitteln, seien es Museen, Archive, Bibliotheken oder auch Vereine.

Projektpartner
Zu den Speyerer Projektpartnern zählen das Stadtarchiv Freiburg, das die Rolle des Projektträgers übernommen hat, das Landesarchiv Baden-Württemberg (Generallandesarchiv Karlsruhe) und die beiden elsässischen Regionalarchive (Archiv des Départements du Haut-Rhin und des Départements du Bas-Rhin; Colmar bzw. Straßburg). Über zwei Dutzend weitere Vereine, Institute und Archive in Deutschland und Frankreich, aber auch in Österreich und der Schweiz, unterstützen das Projekt als zusätzliche Partner. Zu den Unterstützern vor Ort gehören das Bistumsarchiv Speyer, das Landesarchiv Speyer und der Historische Verein der Pfalz. Projektpartner ist auch das Heidelberger Institut für fränkisch-pfälzische Geschichte und Landeskunde.

Weitere Informationen:
http://www.rp.baden-wuerttemberg.de/servlet/PB/menu/1340577/index.html

Quelle: Regierungspräsidium Freiburg, Pressemitteilung, 31.7.2012; Stadt Speyer, Pressedienst.

Senftenberger Kinder erkunden das Stadtarchiv

13 Mädchen und Jungen begaben sich am 1. August 2012 im Rahmen des Senftenberger Agenda-Diploms auf Schatzsuche ins Stadtarchiv Senftenberg. Zunächst ging es dazu mit der zuständigen Mitarbeiterin Ines Jahn in den Keller des Rathauses.

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Abb.: Fleißige Entdecker beim Agenda-Diplom 2012 (© Stadt Senftenberg)

Vor dem Besuch des eigentlichen Archivs des Rathauses durften die Kinder auf eine spannende Entdeckungsreise in das Jahr 1757 gehen. Die Suche nach alten Schlössern, Mühlen, Brücken, vielen Teichen, Sümpfen oder sogar Schäfern, eingezeichnet auf jener alten Karte, begeisterte die jungen Forscher.

Die vielen historischen Ansichten, so auch mit einer Lok auf der Bahnhofstraße im Jahr 1934, brachten doch einige der Mädchen und Jungen zum Staunen. Im klimatisierten Rathausarchiv die Rollanlage dann auch einmal selbst in Bewegung setzen zu dürfen, verhalf zur Abkühlung und sorgte zudem für jede Menge Spaß. Der Einblick in alte Akten und Bücher durfte hierbei natürlich nicht fehlen.

Im Kleinen Ratssaal war es dann die Aufgabe der Mädchen und Jungen auf einem Stadtplan historische Ansichten und Gebäude einzuordnen. Mit Fleiß und gutem Wissen füllten sich die Stadtpläne aller mit bunten Illustrationen. Auch das Alphabet in Sütterlin-Schrift konnten die Mädchen und Jungen schreiben. Anschließend war es den Kindern dann möglich eine kleine Geschichte in Sütterlin zu lesen.

Gern können auch andere Kindergruppen in dieser Form das Stadtarchiv erkunden. Interessierte können sich für weitere Themen oder Fragen an Ines Jahn, die Mitarbeiterin des Stadtarchivs, wenden.

Kontakt:
Stadt Senftenberg
Markt 1
01968 Senftenberg
Telefon: 03573 701-0
Fax: 03573 701-107
www.senftenberg.de

Quelle: Stadt Senftenberg, 3.8.2012

Erinnerungen eines Eisenacher Polizisten auf Tonband

Das Stadtarchiv Eisenach hat jetzt eine Schenkung der besonderen Art erhalten. "Eine kleine Sensation", sagt Archivleiter Dr. Reinhold Brunner. Auf zwei CDs befinden sich Tonbandaufzeichnungen der Lebenserinnerungen des Eisenacher Polizisten Gottfried Böhnhardt. "Dieses zeitgeschichtliche Dokument ist in höchstem Maß authentisch und vermittelt ein eindrucksvolles Bild wichtiger Geschehnisse in Eisenach zwischen 1900 und 1930", so Brunner. Die Schenkung stammt von Volker Reinhold, Enkel des Gottfried Böhnhardts. Reinhold wurde in Eisenach geboren und hat 1959 seinen Großvater über dessen Leben befragt und die Erzählungen auf Tonband aufgenommen.

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Abb.: Der Eisenacher Polizist Gottfried Böhnhardt (1877-1962)

Gottfried Böhnhardt, 1877 in Eisenach geboren, trat 1900 in den Eisenacher Polizeidienst ein. Seine Anstellung begriff er zeitlebens "nicht als Beruf sondern als Berufung". Höchst anschaulich schildert er auf Befragen seines Enkels seinen Werdegang. 1897 wurde er Soldat und bewachte unter anderem die Wartburg. Nach dem Militär entschied er sich für eine Polizeilaufbahn und wurde als Schutzmann bei den Eisenacher Behörden eingestellt. Böhnhardt stieg 1917 zum Wachtmeister, 1918 zum Oberwachtmeister, 1925 zum Kriminalkommissar und 1929 schließlich zum Polizeidirektor auf.

In seiner Jahrzehnte währenden Dienstzeit hat er viel erlebt. Lebhaft erinnerte er sich an die Ereignisse in Eisenach während der Revolution, an die Morde an der Frankfurter Straße im Frühjahr 1920 und an die Streiks in den großen Eisenacher Betrieben während des Kapp-Putsches. Detailgetreu berichtet Böhnhardt schließlich über seine Begegnung mit Adolf Hitler, der am 13. Januar 1927 in Eisenach auf einer Versammlung sprach. Der Kommissar hatte damals die Versammlung zu beaufsichtigen und über sie an seine Vorgesetzten zu berichten. Der schriftliche Bericht von 1927 ist überliefert. Vergleicht man ihn mit den Aussagen Böhnhardts von 1959, so erkennt man das gute und vor allem um Korrektheit bemühte Erinnerungsvermögen des Polizisten. Der Wert der mündlichen Quelle wird durch die schriftliche bestätigt. Mit den "neuen Herren", die seit 1933 das Land beherrschten, habe Böhnhardt "schwere Enttäuschungen" erleben müssen, weshalb er 1936 schließlich den Dienst quittierte.

Der Kommissar selbst, der so viel erlebt hatte, starb am 27. März 1962 in Eisenach. Seinem großartigen Gedächtnis und dem Geschichtsinteresse seines Enkels ist es zu verdanken, dass das Stadtarchiv nun über eine einmalige "sprechende Quelle" verfügt, die ein lebendiges Bild Eisenachs in den ersten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts zeichnet.

Kontakt:
Stadtarchiv Eisenach
Am Markt 24
99817 Eisenach
Telefon: 03691/670 132 -135
Fax: 03691/670913
archiv@eisenach.de

Quelle: Stadt Eisenach, Pressemeldung, 26.7.2012

Stadtarchiv Worms zeigt Fotoausstellung zu Nibelungenfestspielen 1937

Vor fast genau 75 Jahren, Ende Juni 1937, inszenierten die NS-Machthaber in Worms (unter Aufnahme örtlicher Pläne und älterer Ideen) erstmals "Nibelungenfestspiele", in deren Mittelpunkt die Aufführung von Hebbels "Nibelungen" im Festhaus im Beisein von hoher NS-Prominenz stand, inszeniert vom Hessischen Landestheater Darmstadt mit seinerzeit sehr bekannten Schauspielerinnen und Schauspielern.

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Abb.: Stadtarchiv Worms, Fotoabteilung Szenenfoto Hebbels \’Nibelungen\‘ 1937 Worms, Inszenierung: Hessisches Landestheater Darmstadt (Foto: Stadt Worms)

Propagandaminister Joseph Goebbels war es, der diesen Rahmen, die sog. "Reichstheaterwoche", zu einer politischen Kundgebung nutzte. Erstmals 1914 hatte man an der Stadtspitze für die Zeit ab dem Folgejahr solche Theaterinszenierungen mit begleitendem Programm geplant, der Krieg warf die Pläne zurück und auch danach hatte man erst ganz andere Sorgen. Erst in den 1930er Jahren kamen die Ideen wieder auf die Tagesordnung, wurden dann aber sehr schnell von den Verantwortlichen der NS-Propaganda und -‚Kultur‘ von Berlin aus gesteuert. Bis 1939 hat man die jährlichen Aufführungen in ähnlicher Weise wiederholt und war bemüht, eine Tradition zu begründen.

Das Stadtarchiv Worms und das Jüdische Museum (Raschi-Haus) erinnern in einer Fotoausstellung (1.8. bis 31.8.2012) während der aktuellen Festspielzeit, die ja in der diesjährigen Inszenierung bewusst an die 1930er Jahre anknüpft, an diese Aufführungen. Im Mittelpunkt stehen Inszenierungsfotos, dazu kommen Programmhefte und Materialien zum politischen Rahmen.

Inhaber von Eintrittskarten der Festspiele haben während der Festspieltage (3.8. bis 19.8.2012) freien Eintritt in das Jüdische Museum, Öffnungszeiten Di bis So 10-12.30, 13.30-17 Uhr). Abendführungen zu der Ausstellung bei freiem Eintritt durch Archivleiter Dr. Gerold Bönnen mit Hintergrundinformationen zu den Festspielen der 1930er Jahre werden angeboten: Do 9.8. und Do 16.8.2012 jeweils um 18 Uhr.

Kontakt:
Stadtarchiv Worms / Jüdisches Museum
Hintere Judengasse 6
67547 Worms
Tel. 06241-8534707 oder 4701
stadtarchiv@worms.de
www.stadtarchiv.worms.de

Quelle: Stadt Worms, 30.7.2012