Programm zur Sicherung der elektronischen Einwohnermelderegister vorgestellt

Das Problem einer langfristigen Sicherung der aus den Einwohnermelderegistern zu löschenden Daten ist in Archivkreisen schon lange bekannt. Trotzdem liefen die Bemühungen vieler Archive, diese historisch bedeutsamen Unterlagen langfristig zu sichern, bisher meist ins Leere.

Die Kommunale Datenverarbeitungszentrale (kdvz) Rhein-Erft-Rur hat nun eine Softwarelösung ("EWO Altdaten Archiv") entwickelt, mit der Kommunen den gesetzlichen Anforderungen der §§ 11 und 12 des Meldegesetzes NRW genügen und die Daten den zuständigen Kommunalarchiven zur Verfügung stellen können. Mit EWO Altdaten Archiv bleiben die Daten sicher verfügbar und sind über einen Webbrowser einfach aufrufbar, eine weitere Software wird nicht benötigt. Die Software berücksichtigt, dass sich die zu löschenden Daten im Laufe der Jahre erweitern, und kumuliert diese je Einwohner/-in bis hin zur Übernahme der kompletten EWO-Daten bei der Gesamtlöschung eines Einwohnerdatensatzes. Bei gesetzlichen Neuerungen erfolgt eine fortlaufende Anpassung der Software. Die kdvz bietet das Programm EWO Altdaten Archiv auch über das Verbandsgebiet hinaus an.

Produktflyer: http://www.afz.lvr.de/rundumsarchiv/flyer_ewoaltdatenarchivextern.pdf

Quelle: afz.newsletter@lvr.de, www.afz.lvr.de

Bergbau-Inszenierungen. Filme über den und aus dem Bergbau

Bergbau und Film – beide prägten die Geschichte des 20. Jahrhunderts nachhaltig: der Bergbau und zumal der Steinkohlenbergbau zunächst als ein industrieller Führungssektor und dann als schrumpfende Industrie, der Film als das dominante Medium in dem 20. „Jahrhundert der Bilder“. Heute spiegeln historische Filme vergangene Zustände, Wahrnehmungen und Deutungen wider. Gerade die unbekannte und gefahrvolle Welt des Bergbaus unter Tage entzog sich den Blicken der breiten Öffentlichkeit und war von ihr nur über die Medien erfahrbar. Sie inspirierte immer wieder Filmschaffende zu ihrem Werk, aber auch die Bergbauunternehmen nutzten das Medium zur Selbstdarstellung.

Diese Filme sind nur noch selten zu sehen. Eine Gelegenheit hierzu bietet sich nun im Deutschen Bergbau-Museum Bochum. In der Reihe „Bergbau-Inszenierungen“ präsentiert das Montanhistorische Dokumentationszentrum zwischen dem 12. Februar und dem 15. April 2012 ausgewählte Highlights historischer Spiel- und Dokumentarfilme zum Bergbau.

Den Auftakt der Veranstaltungsreihe bildet am 12. Februar 2012, 11:00 Uhr, der französische Stummfilm „Germinal“, den Albert Capellani im Jahr 1913 nach dem gleichnamigen Roman von Émile Zola drehte. Der Organist Dominik Gerhard wird den Film live musikalisch begleiten. Weitere Highlights sind „Feuer an der Ruhr. Werkstatt für Europa“ (1957), „Kameradschaft“ (1931), „Besuch im Ruhrgebiet“ (1957) sowie vor allem „Die Ruhrkohle“ (1928) als dem ersten umfassenden Dokumentarfilm über den Ruhrbergbau. Dieser Film wird am 15. April 2012, 11:00 Uhr, in Kooperation mit dem Historischen Archiv Krupp der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung präsentiert werden.

Alle Filme werden einleitend kurz vorgestellt und in den historischen Kontext eingebettet. Der Eintritt ist frei.

Alle Termine und weitere Informationen finden sich unter http://www.bergbaumuseum.de/web/bergbau-inszenierungen

Kontakt:
Dr. Stefan Przigoda
Montanhistorisches Dokumentationszentrum
Telefon: +49 (234) 5877 118
Fax: +49 (234) 5877 111
Stefan.Przigoda@bergbaumuseum.de

Deutsches Bergbau-Museum
Am Bergbaumuseum 28
44791 Bochum
http://www.bergbaumuseum.de
http://www.facebook.de/bergbaumuseum

Ausstellung »Jugend im Nationalsozialismus« in Detmold

Am 10. März 1943 wurden die jugendlichen Brüder L. von der Kriminalpolizei in das Konzentrationslager Auschwitz "überführt". Zur Begründung heißt es in den Akten: Die damals jugendlichen Brüder hätten demnach "ihre Arbeit aufgegeben und treiben sich umher. Sie sollen sich angeblich in Milspe-Voerde im Zigeunerlager Wuppermannshof …aufhalten" und dort "eine Bude gebaut haben". Jugendliches Verhalten, das nicht den Vorstellungen der NS-Politik entsprach oder nach den Maßstäben der NS-Ideologie "asozial" war, wurde brutal geahndet. Konfessionelle, politische oder andere Jugendorganisationen jenseits von Hitler-Jugend und Bund Deutscher Mädel wurden verboten und verfolgt. Viele der dort Aktiven bezahlten ihr Engagement mit dem Leben.

Die Ausstellung "Jugend im Nationalsozialismus", die am 30. Januar 2012 mit Prof. Dr. Barbara Stambolis aus Paderborn im Landesarchiv NRW eröffnet wurde, zeigt, wie junge Menschen der Geburtsjahrgänge von ca. 1920 bis etwa 1940 während der Zeit des nationalsozialistischen Regimes vereinnahmt und verfolgt wurden.

Die Ausstellungsmacher Dietmar Freiesleben und Stephan Druciak vom Historischen Centrum Hagen betitelten die Präsentation zum Thema "Jugend im Nationalsozialismus" mit dem bekannten Zitat aus der Reichenberger Rede Hitlers zur Reichstagswahl 1938 "…und sie werden nicht mehr frei…". Die Wanderausstellung zeigt, welchen Einfluss der Nationalsozialismus auf Kinder und Jugendliche nahm. Sie thematisiert die verschiedenen Lebensbereiche von Jungen und Mädchen und veranschaulicht ihren Alltag – auch in den Ghettos und Konzentrationslagern.

Die Ausstellung wurde mit Exponaten aus dem Landesarchiv NRW angereichert, um besonders die unterschiedlichen jugendlichen Opfergruppen noch mehr in den Blickpunkt zu rücken. Denn das Regime des Nationalsozialismus missbrauchte den zu Beginn des 20. Jahrhunderts virulenten Jugend-Mythos in singulärer Weise. Der Nationalsozialismus inszenierte sich als junge Bewegung und in Formen der bündischen Jugend. Tatsächlich wurden viele Mädchen und Jungen aus rassistischen oder politischen Gründen ausgegrenzt, verfolgt und ermordet, oder die child survivors überlebten völlig verwaist. Heute weiß man, dass das Trauma zwei, drei Generationen danach noch wirksam ist.

Die Präsentation, zu der es umfangreiches archivpädagogisches Be-gleitmaterial gibt, soll zeigen, wo eine Gesellschaft endet, die Werten wie Vielfalt, Toleranz und Demokratie keinen Raum gibt. Die Ausstellung richtet sich sowohl an die Betroffenen-Generation und deren Kinder als auch an Schulen und historisch Interessierte. Jugendgruppen und Schulklassen werden nach Terminabsprache von der Archivpädagogin Heike Fiedler, M.A., in die Geschichte der "Jugend im Nationalsozialismus" eingeführt.

Außerdem bietet das Landesarchiv NRW am Mittwoch, den 7. Februar 2012, eine Fortbildung für Lehrerinnen und Lehrer an, bei der die Ausstellung und die didaktische Vermittlung der Situation von Kindern und Jugendlichen während der NS-Zeit vertieft werden (Anmeldung erbeten).

Die Kenntnis der Geschichte erschließt sich nicht zuletzt aus Zeugnissen derjenigen, die – in diesem Fall – antisemitische Verfolgung als junge Menschen selbst erlebt haben. Kaum etwas berührt mehr als der Bericht derjenigen, die selbst oft nur mit viel Glück dem Holocaust entkamen, aber die Ermordung ihnen nahe stehender Menschen miterleben mussten. Die Detmolder Historikerin Gudrun Mitschke-Buchholz wird am Montag, den 12. März 2012, um 19 Uhr aus Interviews mit antisemitisch Verfolgten lesen.

Die Ausstellung und das Rahmenprogramm reihen sich ein in die zahlreichen Veranstaltungen und Aktivitäten zum 27. Januar, dem Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz.

Ausstellungsort:
Landesarchiv NRW Abt. Ostwestfalen-Lippe
Willi-Hofmann-Straße 2
32756 Detmold

Öffnungszeiten:
montags 8-19 Uhr, dienstags bis donnerstags 8-16 Uhr,
freitags 8-13 Uhr

Kontakt, auch für Gruppenführungen:
Landesarchiv NRW Abteilung Ostwestfalen-LIppe
Willi-Hofmann-Str. 2
32756 Detmold
Tel.: 05231/766-0
Fax: 05231/766-114
owl@lav.nrw.de
www.archive.nrw.de

Quelle: Dr. Bettina Joergens, Mailingliste Westfälische Geschichte, 23.1.2012

Von Vorlässen, Nachlässen, »älteren Männern« und »überfallenen Akten«

Der Tätigkeitsbericht des Landeskirchlichen Archivs Kassel für das Jahr 2011 informiert u.a. über die Digitalisierung der Architekturzeichnungen aus dem Nachlass F.E. Hoffmann und über die anschließende Massenrestaurierung dieser Architekturzeichnungen durch die Kartenreinigungsmaschine der HAWK (Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst) in Hildesheim. Ein weiterer Bericht ist dem Vorlass des Glaskünstlers E. Jakobus Klonk und dem Nachlass seines Vaters Erhardt Klonk gewidmet.

Wichtig im vergangenen Jahr war auch der Bereich Archivpädagogik. Von „älteren Männern“ und „überfallenen Akten“ fasst die Erfahrungsberichte einer Grundschulklasse, die das Archiv besucht haben, zusammen. Hier eine kurze Leseprobe, die für sich steht: „Das gelbe Gebeude hieß Magazin. In Ordnern und Kartons sind sehr alte Sachen gewesen. Bei der Werkbank macht man mit einem riesen Radirgummi alte staubige Sachen sauber. Das Buch, das wir sauber gemacht haben, war von 1749. Es gab auch Bücher, die von Schimmel überfallen wurden. In dem nächsten Raum waren 900 Regale drin und in einem Regal waren 1.255 Kartons und Akten drin. 150.000 Akten sind schon erloschen. Man muss auch manche Sachen wegschmeisen. Aber nicht in den Mülleimer, sondern in den Schredder. Weil sonst andere Leute es einfach raus holen könnten und behaupten, dass es ihnen gehört. Es waren keine Fenster im Raum, weil die Akten sonst verschimmeln könnten. Denn sie brauchen ein bestimmtes Klima.“

Auskunft über die Fachleistungen zu den Produkten „Sicherung und Erschließung von Archivgut“ und „Bereitstellung und Vermittlung von Archivgut“ gibt der Statistikteil am Ende des Berichts.

Zu beziehen über: Landeskirchliches Archiv Kassel, archiv@ekkw.de, 54 Seiten, 5,- € (auch als download unter www.ekkw.de/archiv).

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Stadtarchiv Kiel stellt seinen Katalog ins Internet

Das 105 Jahre alte Stadtarchiv Kiel wechselt von Karteikarten zum Internet und hat seinen Katalog zur Online-Recherche freigeschlatet (www.stadtarchiv-kiel.de). Damit ist der Start in die Recherche nach stadtgeschichtlich wichtigen Daten und Texten schon zu Hause am Computer möglich.

Die Online-Recherche ist ein Meilenstein in der Geschichte des Kieler Stadtarchivs. Seit mehr als zehn Jahren arbeitet das Archiv intensiv daran, die Bestände digital neu zu erfassen. Bisher mussten die Besucherinnen und Besucher des Stadtarchivs in schriftlichen Verzeichnissen und Karteien selbst heraussuchen, welche Dokumente sie im Lesesaal einsehen wollten. Nun können mehr als 60.000 Datensätze bequem von zu Hause aus recherchiert werden. Bei der Einsichtnahme im Lesesaal sparen die Besucherinnen und Besucher Zeit und Wege.

Die Öffentlichkeit kann sich damit erstmals einen umfassenden Überblick über die reichen Bestände des Stadtarchivs Kiel verschaffen. Das Archiv verwahrt auf rund 3500 Regalmetern Akten, Amtsbücher, Urkunden, Karten und Fotos zur Kieler Stadtgeschichte. Diese historischen Originale können im Lesesaal von allen Interessierten eingesehen werden. Der Online-Katalog schafft einen ersten Zugang. Künftig können alle neu erschlossenen Akten sofort im Internet recherchiert werden.

Im ersten Schritt wurden die Akten und Amtsbücher in der Datenbank online recherchierbar gemacht. Doch das Angebot im Internet wird weiter wachsen: In weiteren Schritten werden auch die Fotobestände und die Kartendatenbank im Netz präsentiert.

Link: Online-Katalog

Kontakt:
Stadtarchiv Kiel
Rathaus
Fleethörn 9
24103 Kiel
Telefon: 0431 / 901-3422
Fax: 0431 / 901-63423
stadtarchiv@kiel.de
www.stadtarchiv-kiel.de

Quelle: Stadt Kiel, Pressemitteilung, 23.1.2012

Notfallverbund in Münster beschafft Notfallcontainer für Katastrophenfälle

Der Notfallverbund von Archiven und Bibliotheken in Münster übergibt am 1. Februar 2012 um 15 Uhr in der Speicherstadt in Münster-Coerde neu angeschaffte Notfallcontainer an die städtische Feuerwehr.

Die Notfallcontainer beinhalten Gerät und Material, das nach Katastrophenfällen für die Bergung und Sicherung von Kulturgut benötigt wird. Dazu zählen ein Notstromaggregat, Nasssauger, eine Vielzahl von Transportbehältern, Schutzbekleidung, geeignete Arbeitstische und Werkzeuge. Diese Hilfsmittel können nicht bei jeder der am Notfallverbund beteiligten Einrichtungen selbst vorgehalten werden. Daher entstand die Idee, gemeinsam Notfallcontainer zu bestücken und diese bei der Feuerwehr der Stadt Münster als zuständiger Katastrophenschutzbehörde zu lagern. Durch die Kooperationsbereitschaft der Feuerwehr ist gewährleistet, dass das für den Aufbau der Bergung und Erstversorgung des Kulturguts erforderliche Material und Gerät im Ernstfall kurzfristig zur Verfügung steht.

Die Beschaffung und Bestückung der Notfallcontainer wurde als Modellprojekt von der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturerbes mit Mitteln des Kulturstaatsministers Bernd Neumann und der Kulturstiftung der Länder in Höhe von 20.000 € gefördert. Hinzu kommt ein Eigenanteil der am Notfallverbund Münster beteiligten Einrichtungen in Höhe von rund 8.000 €.

Am Notfallverbund der Archive und Bibliotheken in der Stadt Münster beteiligen sich der Landschaftsverband Westfalen-Lippe, die Stadt und das Bistum Münster, die Westfälische Wilhelms-Universität, die Fachhochschule Münster sowie das Landesarchiv Nordrhein-Westfalen. Der Notfallverbund verfolgt das Ziel, bei einer akuten, umfangreichen Gefährdung etwa durch Brand, Wasser, Unwetter, technische Defekte oder andere unvorsehbare Ereignisse die personellen und sachlichen Ressourcen der teilnehmenden Einrichtungen zur gegenseitigen Hilfestellung bei der Sicherung des Kulturguts zu bündeln. Eine entsprechende Vereinbarung wurde am 23. September 2010 unterzeichnet.

Zur Vorstellung und Übergabe der Notfallcontainer besteht die Möglichkeit, vor Ort mit Fachleuten über Fragen des Katastrophenschutzes und der Notfallvorsorge in Archiven und Bibliotheken zu sprechen.

Der Notfallverbund Münster präsentiert sich darüber hinaus anlässlich des Tags der Archive am Sonntag, 4. März 2012, 12-14 Uhr, mit einer Notfallübung auf dem Gelände der Speicherstadt. Interessierte haben dann die Möglichkeit, selbst Erfahrung im Umgang mit der Bergung und Sicherung von brand- und wassergeschädigten Unterlagen zu gewinnen.

Ansprechpartner (als Vorsitzender der Notfallverbunds Münster):
Dr. Johannes Kistenich
Landesarchiv Nordrhein-Westfalen
Fachbereich Grundsätze – Grundsätze der Bestandserhaltung / Technisches Zentrum
An den Speichern 11
48157 Münster
Tel.: 0251 / 620 650 65
johannes.kistenich@lav.nrw.de

Von Homburg nach Kanada – das Tagebuch des Philipp Jakob Hildebrandt

Das Stadtarchiv Bad Homburg stellt gemeinsam mit dem Kreisarchiv des Hochtaunuskreises das bislang unbekannte Tagebuch des Philipp Jakob Hildebrandt (1733-1783) aus dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg vor. Die Veranstaltung findet unter dem Titel „Von Homburg nach Kanada“ am Mittwoch, 18. Januar 2012, im Gartensaal des Gotischen Hauses, Tannenwaldweg 102 in Bad Homburg v.d.Höhe, statt. Beginn ist um 19 Uhr. Referent ist Prof. Dr. Holger Th. Gräf aus Marburg.

Die Arbeit von Professor Gräf und Lena Haunert M.A. mit dem Titel „Unter Canadiensern, Irokesen und Rebellen – Das Tagebuch des Hessen-Hanauer Jägers Philipp Jakob Hildebrandt aus den Jahren 1777-1781“ ist als Band 46 der Hanauer Geschichtsblätter erschienen. Es handelt sich dabei um ein in der Öffentlichkeit bislang unbekanntes Tagebuch, dessen Verfasser zwölf Jahre in Homburg wirkte. Er war zunächst als Leutnant, später als Forst- und Stallmeister tätig. Später trat er in Hanauer Dienste und ging 1777 nach Amerika. Seine dortigen Erlebnisse und Begegnungen mit der nordamerikanischen Urbevölkerung hielt er Tag für Tag schriftlich fest und schuf auf diese Weise ein für die Nachwelt einzigartiges zeitgenössisches Dokument zur Geschichte des Amerikanischen Unabhängigkeitskriegs.

Diese Aufzeichnungen waren bislang völlig unbekannt und wurden erst vor wenigen Jahren von Prof. Dr. Gräf in einem privaten Nachlass entdeckt. Die Besonderheit, die diesem Tagebuch ihre herausragende Bedeutung verleihen, lässt sich in drei Punkten fassen: Anders als in den Regimentsjournalen werden hier die sehr persönlichen Eindrücke von Land und Leuten ebenso wie die Erlebnisse während der Kampfhandlungen und in den monatelangen Winterquartieren beschrieben. Darüber hinaus liefert Hildebrandt den einzigen Bericht über die Beteiligung der Hessen-Hanauer an der abenteuerlichen Expedition des britischen Brigadegenerals Barry St. Leger und der Belagerung des Fort Stanwix im August 1777, deren Scheitern wiederum als eine Voraussetzung für den amerikanischen Erfolg bei Saratoga und damit für die militärische Wende des Krieges gilt. Schließlich lernte Hildebrandt die Lebensgewohnheiten und Kriegsbräuche der Indianer und der „Canadienser“, also den Frankokanadiern, aus nächster Nähe kennen, wodurch seine Aufzeichnungen als einzigartige Quelle für die Gesellschaft in dem erst anderthalb Jahrzehnte zuvor in britischen Besitz gelangten Kanada gelten dürfen.

Prof. Dr. Holger Th. Gräf absolvierte sein Studium an der Justus-Liebig-Universität in Gießen und an der University of Leicester. Von 1992 bis 1996 war er wissenschaftlicher Assistent an der Berliner Humboldt-Universität. Seit 1996 ist er als Akademischer Oberrat am Hessischen Landesamt.

Info:
Holger Th. Gräf / Lena Haunert (Herausgeber):
Unter Canadiensern, Irokesen und Rebellen: Das Tagebuch des Hessen-Hanauer Jägers Philipp Jakob Hildebrandt aus den Jahren 1777-1781
Hanauer Geschichtsblätter, Band 46
Hanauer Geschichtsverein 1844 e. V., Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde
Taschenbuch: 180 Seiten
Verlag: Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde; Auflage: 1 (1. Dezember 2011)
ISBN-10: 3921254795
ISBN-13: 978-3921254790

Quelle: Bad Homburg, Pressemitteilung, 16.1.2012; Uni Marburg, FB 6, Nachrichten, 21.12.2011

Stadtarchiv Nürnberg testet Glas-Disks

Gemeinsam mit der Firma Syylex aus Villingen-Schwennigen hat das Stadtarchiv Nürnberg ein Projekt gestartet, um die wertvolle Erinnerung an Nürnbergs Geschichte der Nachwelt mit Hilfe von Glas-Disks dauerhaft zu erhalten.

Das Unternehmen Syylex hat Datenträger aus bruchfestem Glas entwickelt, die die Archivierung digitaler Daten über Zeiträume von Jahrhunderten gewährleisten sollen. Die Daten werden als Vertiefungen in einer Glas-Disk ("GlassMasterDisc") gespeichert, vergleichbar mit der Keilschrift in Stein früherer Kulturen. Die Disks haben eine Speicherkapazität von ca. 5 GByte und sind problemlos lesbar auf allen kommerziellen DVD Laufwerken.

Bei dem Glas als Trägermaterial handelt es sich, einer Produktinformation zufolge, um ein Spezialglas, dessen Widerstandfähigkeit in der Chemieindustrie für die Lagerung und Durchleitung aggressiver Reagenzien genutzt wird. Die reflektierende Schicht besteht aus einer metallischen Legierung, deren Haltbarkeit ausgiebig getestet wurde. Sie wird lediglich genutzt, um die "GlassMasterDisc" kompatibel mit kommerziellen DVD-Abspielgeräten zu machen. Der Kleber zwischen den beiden Halb-Disks ist ebenfalls sorgfältig auf mögliche Alterung untersucht. Da sowohl das Metall als auch der Kleber nahezu vollständig vom Glas umschlossen sind, können Umwelteinflüsse kaum einwirken.

Die Glas-Disk weist damit konstruktionsbedingt bereits größte Widerstandsfähigkeit gegenüber allen denkbaren Umwelteinflüssen wie Feuchtigkeit, Temperatur, Strahlung, elektrischen und magnetischen Feldern sowie mechanischen (Kratzer) und chemischen (z.B. durch Reinigungsmittel) Beanspruchungen auf. Aufgrund der Verklebung von zwei Halb-Disks ist die Bruchempfindlichkeit stark reduziert.

Im Rahmen eines Pilotprojekts werden nun von Nürnberger Daten Sicherungskopien auf die "GlassMasterDiscs" gezogen. Für die Testphase haben die Mitarbeiter des Stadtarchivs bestimmte Bestände ausgewählt, darunter Stadtratsprotokolle und Interviews aus dem Projekt "Dageblieben", in dessen Rahmen Zuwanderer ihre Geschichte erzählen. Bislang wurden die Gespräche auf normalen Disketten gespeichert. Für eine Glasdisc fallen 160 bis 170 Euro an.

Kontakt:
Stadtarchiv Nürnberg
Marientorgraben 8
90402 Nürnberg
Telefon: 0911/231-2770 und 2771
Telefax: 0911/231-4091

Quelle: Nürnberger Zeitung, 11.1.2012

Stadtarchiv Blomberg bald wieder geöffnet

Zwei Jahre, nachdem das Stadtarchiv Blomberg nach einem Heizungsschaden unter Wasser gestanden hat (siehe Bericht vom 5.2.2010), kehrt allmählich wieder Ordnung ein. Die nassen Akten waren sofort mit Hilfe des LWL-Archivamtes und des Landesarchivs NRW Abt. Westfalen in Folie eingewickelt nach Münster gebracht worden, wo sie per Gefriertrocknung wieder in einen nutzbaren Zustand versetzt wurden.

Seit Sommer 2011 sind die meisten Akten zurück, und es ist an Stadtarchivar Dieter Zoremba, alles wieder einzusortieren. Er hofft, dass er zum "Tag der Archive" Anfang März das Blomberger Stadtarchiv wieder für die Öffentlichkeit öffnen kann.

Kontakt:
Stadtarchiv Blomberg
Im Siebenbürgen 1a
32825 Blomberg
Tel.: +49-5235-5024503

Quelle: Lippische Landes-Zeitung, 11.1.2012

Wechsel von Rahden zum Stadtarchiv Bad Oeynhausen

Ab 1. März 2012 wird Stefanie Hillebrand das Stadtarchiv Bad Oeynhausen leiten. Bisher hat die angehende Master in Archivwissenschaften ehrenamtlich mit fünf Wochenstunden das Stadtarchiv Rahden betreut. Mit dem Studium seien aber ihre Ansprüche und der Wunsch gewachsen, mehr gestalten zu können und das anzuwenden, was sie gelernt habe, erläutert die Rahdenerin gegenüber der NW. Im Stadtarchiv Bad Oeynhausen, ungleich größer als das in Rahden, wird ihr eine zusätzliche Verwaltungskraft zur Verfügung stehen. Die Rahdener Stelle soll weiterhin ehrenamtlich besetzt werden.

Rund 120 Nutzer zählt das Rahdener Stadtarchiv, das am 1. April 2012 seinen 30. Geburtstag feiert, jährlich. Hinzu kommen – mit steigender Tendenz – schriftliche oder telefonische Anfragen. Die aktuelle Ausstellung mit Ansichtskarten des passionierten Postkarten- und Poststempelsammlers Ingo Hackstedt aus Stemwede kann noch bis Mitte Februar während der Öffnungszeiten des Stadtarchivs im Rahdener Bahnhof, donnerstags von 9 bis 13 Uhr, besichtigt werden.

Kontakt:
Stadtarchiv Rahden
Lange Straße 9
32369 Rahden
Telefon: +49 5771 73-18
Telefax: +49 5771 73-60

Stadtarchiv Bad Oeynhausen
Von-Moeller-Straße 9
32545 Bad Oeynhausen
Telefon: 05731/14-3421
Telefax: 05731/14-1922
stadtarchiv@badoeynhausen.de

Quelle: Sonja Rohlfing, Neue Westfälische, 13.1.2012