Junge Häuserforscher in Münster

Das Bild einer Stadt kann sich in kurzer Zeit verändern. Bilder und Eindrücke, die für die Einwohner Jahrzehnte oder länger gleich blieben, wandeln sich etwa durch Bauprojekte vergleichsweise schnell und geben ihrer Stadt ein neues Bild. "Hier stand mal eine Tankstelle?" So wunderten sich denn auch die Schülerinnen und Schüler der 8. und 9. Jahrgangsstufe der Erich-Klausener-Realschule (Münster), die am Projekt des Stadtarchivs Münster "Archiv und Jugend" teilgenommen haben.

Die Schüler konnten zu Beginn ihrer Arbeit kaum glauben, was sie in den Akten des Stadtarchivs lasen. An der Weseler Straße 48, dort wo heute eine geschlossene Häuserfront zu sehen ist, hat es nicht nur eine Gaststätte, sondern auch eine Shell-Tankstelle gegeben, die der Familie Lühn gehörte. Zum Abschluss ihrer Forschungen trugen die Schüler die Ergebnisse zu einer Ausstellung zusammen. Sie schrieben Texte, wählten Bilder aus und suchten nach passenden Passagen aus ihren Interviews. Diese Ausstellung ist jetzt bis zum 18. April 2011 im Foyer der Erich-Klausener-Realschule, Bismarckallee 55, zu sehen.

Zwölf Schülerinnen und Schüler der Schule untersuchten ein Jahr lang die Geschichte einzelner Häuser an der Weseler Straße. Die Wahl fiel auf die Weseler Straße 6 (heute Gaststätte Kranefeld), Weseler Straße 19/21 (heute Anker-Apotheke), Weseler Straße 48 (heute Firma Bense, lange Jahre Gaststätte Lühn), Weseler Straße 69 (heute ein großer Gebäudekomplex mit vielen Büros) und – in der Verlängerung der Weseler Straße – die Gaststätte Kruse Baimken, Am Stadtgraben 54.

Die Schüler fotografierten ihre ausgewählten Gebäude und forschten anschließend viele Stunden im Stadtarchiv. Dort fanden sie die Namen der Bewohner der Häuser in Adressbüchern, lasen in alten Dokumenten und verglichen frühere Stadtpläne und Handzeichnungen von Bauexperten in den Liegenschaftsakten. Dafür mussten sie auch die alte deutsche Schrift lernen. Sogar mit den Häuserbuch-Experten der Stadt Münster, die die Häuser in der Altstadt erforscht haben, verabredeten sie sich.

Nachdem die jungen Spurensucher viele Informationen gesammelt hatten, nahmen sie mit den Eigentümern der erforschten Häuser Kontakt auf. Alle waren sofort zum Gespräch mit den Häuserforschern bereit. In der Schule erhielten die Nachwuchs-Forscher Unterstützung von ihren Lehrern Maria Horsch-Winkels und Carsten Nas. Im Stadtarchiv begleiteten Roswitha Link und Katja Angenent die Spurensuche der Jugendlichen. Das Stadtarchiv hatte 2009 mit diesem Projektvorschlag am Landeswettbewerb "Archiv und Jugend" teilgenommen. Das Projekt wurde ausgewählt und finanziell gefördert.

Kontakt:
Stadtarchiv Münster
An den Speichern 8
48157 Münster
Tel. 02 51/4 92-47 01
Fax 02 51/4 92-77 27
archiv(at)stadt-muenster.de
www.muenster.de/stadt/archiv

Quelle: Stadt Münster, Pressemitteilung, 9.2.2011

Grundbuch- und Personenstandsarchiv Hessen eröffnet

Das Hessische Staatsarchiv Marburg hat im ehemaligen Standortverwaltungsgebäude der Bundeswehr in Neustadt eine neue Außenstelle bezogen, in der das Grundbuch- und das Personenstandsarchiv Hessen und die Restaurierungswerkstatt des Staatsarchivs untergebracht sind. „Neben der Rechtssicherung sowie der Bewahrung und Sicherung des kulturellen Erbes als zentraler Aufgabe der Staatsarchive dient der neue Standort mit einem eigens eingerichteten Lesesaal vor allem auch dem Forschungsinteresse der Öffentlichkeit“, sagte der Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Ingmar Jung, bei der offiziellen Eröffnung. Das Land hat in den Umbau des aus den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts stammenden Gebäudes für Archivzwecke rund 1,8 Millionen Euro investiert. Sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie drei Auszubildende des Staatsarchivs haben hier ihren Arbeitsplatz.

Mit dem Grundbuch- und Personenstandsarchiv Hessen, dessen Magazinräume bereits mit rund 14 laufenden Regalkilometern Archivgut belegt sind, wurde eine zentrale Serviceeinrichtung für Publikum und Verwaltung geschaffen: Das Personenstandsarchiv übernimmt nach Ablauf bestimmter Fristen die Geburts-, Heirats- und Sterbezweitbücher aller hessischen Kreise und kreisfreien Städte, die seit 1874/76 geführt werden. Sie sind gefragte familiengeschichtliche Quellen der Forschung. „Hier kann künftig die Geschichte der Bevölkerung ganz Hessens erforscht werden“, sagte der Staatssekretär. Das Grundbucharchiv verwaltet die geschlossenen Grundakten und älteren Grundbücher aller hessischen Grundbuchämter. Es unterstützt Verwaltung und Justiz mit seiner Expertise und trägt dazu bei, dass diese Rechtsdokumente weiter zur allgemeinen Verfügung stehen.

Die Eröffnung des Archivstandorts Neustadt zeigt nach den Worten des Staatssekretärs auch, dass sich die drei hessischen Staatsarchive Darmstadt, Marburg und Wiesbaden auf die Zentralisierung wichtiger Aufgaben verständigt haben: „Mit dem Digitalen Archiv in Wiesbaden, der Archivberatungsstelle für die Kommunen in Darmstadt und dem Grundbuch- und Personenstandsarchiv am Standort in Neustadt dokumentieren sie einen bemerkenswerten Kooperationswillen“, sagte Jung.

Kontakt:
Grundbuch- und Personenstandsarchiv Hessen
Leipziger Straße 83
35279 Neustadt (Hessen)
www.staatsarchiv-marburg.hessen.de

Quelle: Land Hessen, Pressemitteilung, 7.2.2011

Bau des NRW-Landesarchivs in Frage gestellt

Der Neubau des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen im Innenhafen Duisburg wird von der rot-grünen Landesregierung offenbar wieder in Frage gestellt. Grund sei eine "Kostenexplosion" beim Ankauf und Bau des Gebäudes. Demnach könnten sich die Kosten für den Bau auf rund 141 Millionen Euro verdreifachen und die zukünftige Jahresmiete von vier auf rund sechs Millionen Euro steigen.

Die Juristen des zuständigen Kulturministeriums NRW seien beauftragt worden, die bislang eingegangenen Mietverpflichtungen des Landes zu überprüfen, bestätigte eine Sprecherin von Kulturministerin Ute Schäfer (SPD) am der WAZ. Die juristischen Prüfungen würden noch einige Wochen in Anspruch nehmen, sagte Schäfer gegenüber dem Kölner Stadt-Anzeiger. Wie das Land das Gebäude, das nach den bisherigen Plänen 2013 fertig gestellt sein soll, bei Ausstieg des Kulturministeriums anderweitig nutzen könnte, ist bisher unklar.

Link: http://www.archive.nrw.de/LandesarchivNRW/index.html

Quelle: Tobias Blasius, WAZ/Derwesten, 2.2.2011; Heinz Tutt, KSTA, 5.2.2011

Neuer Leiter der Stasi-Unterlagenbehörde

Mit großer Mehrheit hat der Deutsche Bundestag Roland Jahn zum Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR gewählt. Jahn ist Nachfolger von Marianne Birthler, die Mitte März 2011 turnusgemäß aus dem Amt scheidet. Der Deutsche Bundestag folgte mit der Wahl dem Vorschlag der Bundesregierung. Jahn wurde mit Unterstützung aller Fraktionen gewählt. Er erhielt 535 von 577 gültigen Stimmen.

Kulturstaatsminister Bernd Neumann nannte das Wahlergebnis eine "hervorragende Grundlage für die weitere Arbeit der Stasi-Unterlagenbehörde". Mit Roland Jahn sei es gelungen eine Persönlichkeit mit einer beeindruckenden Biographie für die Leitung der Behörde zu gewinnen, erklärte Neumann.

Oppositioneller und Bürgerrechtler
Roland Jahn, 1952 in Jena geboren, kennt das Unrechtssystem in der DDR aus eigener Erfahrung. Seine regimekritische Haltung führte schließlich zu seiner Verhaftung und Ausbürgerung aus der DDR. Jahn studierte in seiner Heimatstadt Jena Wirtschaftswissenschaften. Wegen seines Protestes gegen die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann wurde er 1977 exmatrikuliert. Danach arbeitete er als Transportarbeiter beim VEB Carl-Zeiss-Jena.

1981 war Jahn sechs Monate lang in Haft. Vorwand für die Festnahme war seine Unterstützung der polnischen Gewerkschaft Solidarność. 1983 gründete Jahn zusammen mit anderen Oppositionellen die "Friedensgemeinschaft Jena". Noch im selben Jahr wurde er ausgebürgert und gewaltsam in den Westen verbracht.

Engagiert für die Aufarbeitung der SED-Diktatur
Auch von dort aus unterstützte Jahn die DDR-Opposition. Als Journalist beim ARD-Magazin "Kontraste" des Senders Freies Berlin produzierte er zahlreiche Beiträge zu Opposition, Menschenrechtsverletzungen und Alltag im SED-Staat der 80er Jahre. Später widmete er sich immer wieder Themen der Aufarbeitung der SED-Diktatur.

Jahn ist seit 1996 im Beirat der Robert-Havemann-Gesellschaft und seit 1999 im Fachbeirat der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und der Stiftung Berliner Mauer tätig.

Info:
Die Behörde des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU) verwaltet und erforscht die Unterlagen des ehemaligen Staatssicherheitsdienstes der DDR. Dabei handelt es sich mit rund 111 km Akten, mehr als 1,4 Millionen Fotos sowie zahlreichen Videos und Tonbändern um einen der größten Archivbestände Deutschlands. Aufgabe der Behörde ist es, diese Unterlagen nach den Vorschriften des Stasi-Unterlagen-Gesetzes Privatpersonen, Institutionen und der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Nach wie vor ist das Interesse an Einsicht in die Stasi-Akten groß: 2010 wurden mehr als 87.000 Anträge gestellt. Der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik wird für fünf Jahre gewählt und kann ein Mal wiedergewählt werden.

Link: Pressemitteilung der BStU

Kontakt:
Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen (BStU)
Zentralstelle Berlin
Karl-Liebknecht-Straße 31/33
10178 Berlin
Telefon: (030) 23 24 – 50
Fax: (030) 23 24 – 77 99
post@bstu.bund.de
www.bstu.de

Quelle: Bundesregierung, Pressemitteilung, 28.1.2011

Stasi-Unterlagen und Bundesarchiv

Der Journalist und ehemalige Bürgerrechtler Roland Jahn wird neuer Stasiunterlagen-Beauftragter: Der Bundestag wählte den 57-Jährigen zum Nachfolger von Behördenleiterin Marianne Birthler. In Jahn hat die Stasiunterlagen-Behörde möglicherweise ihren letzten Leiter gefunden. Mittelfristig könnte der MfS-Aktenbestandes in das Bundesarchiv überführt werden.

Klaus Schroeder, Wissenschaftlicher Leiter des Forschungsverbundes SED-Staat an der FU Berlin, begrüßte die Entscheidung der Wahl von Roland Jahn und äußerte sich dazu im Deutschlandfunk (DLF):

DLF: 20 Jahre nach der deutschen Einheit, brauchen wir eigentlich die Stasi-Unterlagenbehörde wirklich noch?
Schroeder: Das kann man sagen, man kann es aber auch abstreiten. Was wir aber auf jeden Fall brauchen, ist der Zugang zu den Akten der Stasi. Die wären vielleicht aus meiner Sicht im Bundesarchiv besser aufbewahrt, weil sie dort professioneller bearbeitet werden können und einsehbarer sind auch für viele Wissenschaftler. Aber da die Bundesregierung sich entschieden hat, die Behörde weiterzuführen, denke ich, muss sie jetzt professioneller arbeiten, muss die Schwächen, die sie ohne Frage noch hat, ausbügeln, und da hat Jahn eine Menge Arbeit vor sich. Denn wir dürfen nicht vergessen, es ist ein riesiger bürokratischer Apparat mit fast 2000 Beschäftigten. Also da wird Jahn sehr viel Arbeit haben, weil er keine Verwaltungserfahrung hat, und so eine Behörde zu leiten, ist mehr als nur sozusagen sie repräsentativ zu vertreten.

DLF: Das Weiterbestehen dieser Behörde ist aus Ihrer Sicht eine politische Entscheidung und keine wissenschaftlich begründbare?
Schroeder: Nein, es ist eine politische Entscheidung gewesen. Viele Wissenschaftler – ich gehöre dazu – haben dafür plädiert, zumindest die Akten, das Archiv sozusagen ins Bundesarchiv zu überführen und die anderen Aufgaben der Behörde zu überprüfen, Ausstellungen, Weiterbildung und so weiter, ob das professionell betrieben wird, ob es eine Wirkung auch hat. Das ist bisher noch nicht evaluiert, also untersucht worden, welche Wirkungen das hat. Aber es gibt überhaupt keinen Zweifel: Die Akten müssen weiter offen bleiben, der Zugang muss gesichert sein, ob in der Behörde, oder im Bundesarchiv. Die Bundesregierung hat entschieden, die Behörde bleibt erst mal noch bestehen die nächsten Jahre, und so ist es eben.

Quelle: Deutschlandfunk, 28.1.2011: "Eine untadelige Persönlichkeit, ein unbeugsamer Demokrat". SED-Forscher Klaus Schroeder hält Roland Jahn für geeigneten Stasiunterlagen-Chef. Klaus Schroeder im Gespräch mit Gerd Breker.

Eröffnung des neuen Archivzentrums für Kirche und Diakonie in Bielefeld-Bethel

Zwei Archive unter einem Dach: Die Evangelische Kirche von Westfalen (EKvW) und die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel haben ihre beiden Archive am Standort Bethelplatz zusammengeführt. Das neue Archivzentrum für Kirche und Diakonie mit Magazinbau, Lesesaal, Ausstellungsflächen, Seminarräumen und Büros ist am 31. Januar 2011 von Präses Alfred Buß und Pastor Ulrich Pohl offiziell eröffnet worden.

Für Bethels Vorstandsvorsitzenden Ulrich Pohl ist die Eröffnung des neuen Archivzentrums ein Beispiel für die gute Zusammenarbeit zwischen der Landeskirche und Bethel. „Es belegt auf eindrucksvolle Art und Weise die enge Zusammengehörigkeit von Kirche und Diakonie“, so Pohl. Es sei „wohl einmalig, dass eine Landeskirche und ein diakonisches Unternehmen gemeinsam ein solches Projekt geplant, finanziert und verwirklicht haben“.

\"Eingangsfront

Abb.: Eingangsfront der Archive am Bethelplatz

Betheler Bekenntnis und Barmer Theologische Erklärung
Im Archivzentrum für Kirche und Diakonie werden Dokumente mit überregionaler Bedeutung aufbewahrt – unter anderem das Original der Barmer Theologischen Erklärung von 1934 sowie das „Betheler Bekenntnis“, ein Vorläufer der Barmer Erklärung. „Sich daran zu erinnern, sich kritisch mit der eigenen Vergangenheit auseinanderzusetzen und von solch eindrucksvollen Zeugnissen der Vergangenheit für gegenwärtiges Handeln zu lernen – das ist Aufgabe und Zweck des neuen Archivs.“ Präses Alfred Buß, der leitende Theologe der Evangelischen Kirche von Westfalen, ergänzte: „Wir verstehen nicht, wer wir sind, wenn wir nicht verstehen, wie wir dazu geworden sind. Dabei hilft der westfälischen Landeskirche dieses Archiv.“

Respekt vor der eigenen Geschichte
Oberkirchenrat Dr. Vicco von Bülow (Evangelische Kirche in Deutschland, Hannover) warf in seiner Festrede „Allerley kleine Papiere … von gar keiner Bedeutung“ einen etwas anderen Blick auf das Archivwesen. Einen quasi respektablen: „Wenn sich die Kirche ein Archiv wie dieses leistet, dann signalisiert sie damit: Wir schauen mit Aufmerksamkeit zurück auf die Menschen, deren Papiere wir in diesem Archiv aufbewahren. Wir haben Respekt vor unserer eigenen Geschichte. Wir wollen diese Geschichte nicht vergessen oder vernachlässigen. Wir wollen aus ihr lernen, soweit das geht. Wir wollen das Gute in ihr fortführen oder wiederholen. Im Reich Gottes gibt es ja bekanntlich kein Copyright. Wir wollen aber auch das Schlechte nicht verschweigen, wollen aufzeigen, was falsch gelaufen ist, um es zukünftig zu vermeiden. Kirchengeschichte ist auch Schuldgeschichte.“

"Liebesheirat am Bethelplatz"
Mit Freude und Augenzwinkern blickten Dr. Jens Murken, der Leiter des Landeskirchlichen Archivs, und Hauptarchiv-Leiterin Kerstin Stockhecke auf ihre „Liebesheirat am Bethelplatz“ (Westfalen-Blatt). Der Kern dieser medialen Schlagzeile sei durchaus wahr, scherzten die beiden: „Und wie es sich für eine gute Eheschließung gehört, ging eine längere Verlobungszeit dieser voran. Wir haben in dieser Zeit festgestellt, dass wir über viele gleiche Interessen verfügen: Wir hängen unser Herz gern an Dinge. Wir sammeln, aber längst nicht alles, sondern sondern aus. Wir schaffen und bewahren Kulturgut nicht für Bethel und die Landeskirche, sondern für die Gesellschaft von morgen. Weniger pathetisch gesprochen, es handelt sich um: Verwaltungsakten, Bauzeichnungen, Kirchenbücher, Fotos und Filme, ja selbst Dateien und Digitalisiertes. Unsere gesamte Aussteuer haben wir jetzt aus unseren Single-Lofts an der Mauerstraße in der Bielefelder Innenstadt und am Königsweg unten am Betheleck nebenan am Bethelplatz zusammengeführt. Wir haben nunmehr 11.000 laufende Meter in unseren neuen Zweckbau überführt. Dieser hat Platz für 22 km Archivgut und verfügt über tolle klimatische und logistische Bedingungen für die dauerhafte Sicherung unseres Hausstandes.“

Klaus Winterhoff, der Juristische Vizepräsident der westfälischen Landeskirche und Stellvertretende Vorsitzende des Verwaltungsrates der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel, erinnerte in seiner Begrüßung an Professor Dr. Bernd Hey: „Einer weilt nicht mehr unter uns, für den heute ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung gegangen wäre.“ Der langjährige Leiter des Landeskirchlichen Archivs war nach langer schwerer Krankheit am 27. Januar 2011 im Alter von 68 Jahren verstorben.

Hintergrund
Mit 5.000 Umzugskartons und 40.000 Archivkartons ist das Landeskirchliche Archiv Bielefeld von der Ritterstraße nach Bethel gewandert. Auf 15.000 laufenden Metern wird hier Archivgut der Landeskirche und ihrer Einrichtungen aufbewahrt, aber auch Nachlässe von kirchlich bedeutenden Persönlichkeiten. Überregionale Bedeutung haben die Sammlungen zum Kirchenkampf in der NS-Zeit. Dazu gehört das Original der Barmer Theologischen Erklärung von 1934. Hinzu kommt Schriftgut von Kirchengemeinden, das oft ungeordnet in Kellern oder auf Dachböden lagerte. Viele Gemeinden lassen es im Landeskirchlichen Archiv deponieren. Diese Dokumente reichen oft sehr weit zurück: „Zu unseren Schätzen zählen 847 Urkunden aus der Zeit seit 1222, die wir für die Kirchengemeinden verwahren“, erklärt Archivleiter Dr. Jens Murken.

Das Hauptarchiv Bethel verfügt über 3.300 laufende Meter, von denen gut 2.000 belegt sind. Der Platz müsste für etwa zehn Jahre ausreichen. Im Bereich des Hauptarchivs dokumentieren vor allem Verwaltungsakten die Geschichte der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel seit 1867 sowie die Entwicklungen der Betheler Stiftungen Sarepta und Nazareth.

Link: Fotostrecke von der Eröffnung der Archive am Bethelplatz

Kontakt:
Landeskirchliches Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen
Bethelplatz 2
33617 Bielefeld
Tel. 0521/594164
Fax: 0521/594267
archiv@lka.ekvw.de
www.archiv-ekvw.de

Hauptarchiv der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel
Bethelplatz 2
33617 Bielefeld
Telefon 0521/144-3506
Telefax 0521/144-4507
geschichte[at]bethel.de
www.hauptarchiv-bethel.de

Quelle: EKvW, Online-Redaktion, Pressemitteilung, 31.1.2011

Langjähriger Leiter des Landeskirchlichen Archivs Bielefeld verstorben

Professor Dr. Bernd Hey ist tot: Der langjährige Leiter des Landeskirchlichen Archivs der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) verstarb am 27. Januar 2011 im Alter von 68 Jahren in Bielefeld. Präses Alfred Buß würdigte ihn als „leidenschaftlichen Historiker“, der die landeskirchliche Archivarbeit mit Kompetenz und Engagement weit über die landeskirchlichen Grenzen hinaus geprägt habe.

Durch persönlichen Einsatz und den Dialog sowohl in der Kirche als auch mit Wissenschaft und breiter Öffentlichkeit hat Bernd Hey einen wichtigen Beitrag zu einer geschichtlich verantworteten Präsenz der EKvW geleistet. Seit 1985 bis zu seinem Ruhestand im Mai 2007 stand der Historiker an der Spitze des Landeskirchlichen Archivs.

Geboren und aufgewachsen in Bielefeld, studierte Hey an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster Geschichte, Germanistik, Publizistik, Philosophie und Pädagogik. Nach Referendariat und Dissertation arbeitete er als Wissenschaftlicher Assistent an der Pädagogischen Hochschule und Universität Bielefeld.

1980 folgten die Habilitation in Geschichte und ihre Didaktik an der Universität Bielefeld sowie die Berufung zunächst zum Privatdozenten, 1984 zum Professor. 1985 wechselte Bernd Hey als Direktor an das Landeskirchliche Archiv Bielefeld. Lehraufträge an der University of Illinois/USA und in Potsdam sowie zahlreiche Veröffentlichungen runden seine wissenschaftliche Tätigkeit ab.

Hey war von 1997 bis 2009 auch Vorsitzender des Vereins für Westfälische Kirchengeschichte. Als Nachlassverwalter hat er darüber hinaus einen wesentlichen Beitrag zur Rehabilitierung und Anerkennung von Kurt Gerstein geleistet, der als Christ innerhalb der SS Widerstand gegen das Naziregime leistete.

Quelle: EKvW, Pressemitteilung, 28.1.2011

Veranstaltungsreihe »Abend-Kultur« 2011 im Stadtmuseum Fürth

Nach großem Zuspruch im letzten Jahr wird die Veranstaltungsreihe „Abend-Kultur“ im Stadtmuseum Fürth Ludwig Erhard 2011 fortgesetzt. Wie gewohnt wird jeden ersten Donnerstag im Monat um 19 Uhr oder 19:10 Uhr eine kulturelle Darbietung, wie zum Beispiel eine Autorenlesung, Gesprächsrunde, Führung oder ein Vortrag, im Stadtmuseum geboten.

Die erste Veranstaltung in diesem Jahr: Nach dem großen Erfolg der ersten Gesprächsrunde zum 100-jährigen Ronhof-Jubiläum legt die Spielvereinigung Fürth (SpVgg) am Donnerstag, 3. Februar 2011, um 19:10 Uhr, nach. Diesmal erinnern sich die Größen aus den 1960er, 1970er, 1980er und 1990er Jahren an die besonderen Momente bei der SpVgg.

Link: Programm »Abend-Kultur« für das erste Halbjahr 2011

Kontakt:
Stadtmuseum Fürth Ludwig Erhard
Ottostraße 2
90762 Fürth
Tel.: (0911) 97 92 22 90
Fax: (0911) 97 92 22 99
museumspaedagogik@stadtmuseum-fuerth.de
www.stadtmuseum-ludwig-erhard.de

Neuer Honorarprofessor am FB Informationswissenschaften der FHP

Für Donnerstag, den 27. Januar 2011, lädt der Fachbereich Informationswissenschaften der Fachhochschule Potsdam um 17 Uhr zu einer akademischen Feier ein. Anlass dafür ist die Bestellung von Dr. Mario Glauert zum Honorarprofessor am Fachbereich Informationswissenschaften der Fachhochschule Potsdam. Die Veranstaltung findet im Hörsaal 067 im Hauptgebäude der FHP, Kiepenheuerallee 5, 14469 Potsdam statt.

Mario Glauert studierte Geschichte und Deutschen Philologie im Lehramt an der Freien Universität Berlin, legte die Erste Wissenschaftliche Staatsprüfung für das Amt des Studienrats ab und promovierte 1999 an der Freien Universität Berlin im Fach Geschichte. Über ein Archivreferendariat am Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin, die wissenschaftlichen Ausbildung an der Archivschule Marburg und die Laufbahnprüfung für den höheren Archivdienst des Bundes gelangte Mario Glauert 2002 ans Brandenburgische Landeshauptarchiv, zunächst als Referatsleiter für Bestandserhaltung. Seit 2006 ist er dessen Stellvertretender Direktor und Leiter der Abteilung I Zentrale Dienste.

In der Fachwelt hat sich Dr. Mario Glauert durch die Einpassung der archivischen Fachaufgaben in die digitale Welt, aber auch die Erhaltung des archivalischen Kulturguts einen Namen gemacht. Mit ihm eng verbunden ist die Losung „Vom Aufbruch der Archive zu ihren Nutzern“ sowie ein letztlich am praktisch Machbaren (Finanzierbaren) orientierter Ansatz in der Bestandserhaltung, für dessen Umsetzung er sich als Vorsitzender des Bestandserhaltungsausschusses der Archivreferentenkonferenz engagiert.

Der Dekan des Fachbereichs Informationswissenschaften, Prof. Dr. Hans-Christoph Hobohm, sieht im Wirken von Dr. Mario Glauert und der von ihm in der Reprografie vertretenen archiv- und spartenübergreifenden Digitalisierungsstrategie, die die Belange von Archiven, Bibliotheken, Museen etc. verbindet, eine Bestätigung des teilintegrativen Lehrmodell des Fachbereichs Informationswissenschaften: „Mario Glauert zeigt eindrucksvoll, dass der Spagat zwischen Bestandserhaltung des Archivguts und der digitalen Erschließung möglich ist und vereint in seiner Person Wertschätzung und Zugewandtheit zu Tradition wie Moderne. Wir haben ihn als fachlich versierten und pointierten Lehrenden kennen und schätzen gelernt und sind davon überzeugt, dass er die Lehre und Forschung am Fachbereich durch seine archivische Praxis und historische Forschungskompetenz, aber auch seine nationale und internationale Vernetzung bereichern wird.“

Im Rahmen der akademischen Feier wird Dr. Mario Glauert einen Vortrag zum Thema „Gemeinsam lernen, gemeinsam handeln. Kooperationsfelder von Archiven und Bibliotheken in Brandenburg halten.“

Ansprechpartner für weitergehende Informationen ist der Dekan des Fachbereichs Informationswissenschaften, Prof. Dr. Hans-Christoph Hobohm (Tel: 0331-580 1501 bzw. ›iw(AT)fh-potsdam.de).

Quelle: FHP, FB Informationswissenschaften, Medieninformation #7, 19.1.2011

Wien, Venedig und der Hund von Venzone

Schon um 1200 lassen sich Handelsbeziehungen zwischen Wien und Venedig belegen, wo sie im "Kaufhaus der Deutschen", dem Fondaco dei Tedeschi, über eigene Niederlassungen verfügten. Unter den deutschsprachigen Händlern nahmen die Wiener eine führende Rolle ein. Umso wichtiger war die Absicherung der Route durch die vier großen Herrschaftsgebilde, nämlich Österreich, die Steiermark, Kärnten und schließlich das Patriarchat von Aquileia. Zwischenfälle auf der Strecke gab es immer wieder. Besonders dreist scheinen die Wiener Kaufleute in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts von den Bewohnern von Venzone (Peuschelsdorf) am Tagliamento-Übergang gestört worden zu sein. An der mautpflichtigen Brücke, die im Siegelbild des Ortes von einem gestrengen Hund bewacht wurde, dürften die Wiener über Gebühr behindert worden sein – sogar Arrestierungen wurden vorgenommen. Schließlich schritten die Gemeinde Wien und der österreichische Herzog gemeinsam ein. Es kam zur Streitbeilegung unter Androhung sehr hoher Strafen.

Am 13. Oktober 1343 wurde in Venzone (Peuschelsdorf), das in der Region Friaul-Julisch Venetien am Eingang zum Kanaltal liegt, eine bemerkenswerte Urkunde ausgestellt. Bürgermeister und Rat des Ortes verpflichteten sich gegenüber dem Bürgermeister, dem Rat und der Gemeinde von Wien, künftig keine Wiener Kaufleute mehr zu belästigen. Sollte es dennoch zu Übergriffen kommen, müssten 100 Mark in Silber als Buße gezahlt werden.

Das Wiener Stadt- und Landesarchiv zeigt die Urkunde zur Streitbeilegung mit Venedig. Das Wiener Stadt- und Landesarchiv ist Montag, Dienstag, Mittwoch und Freitag von 9.00 bis 15.30 Uhr und Donnerstag von 9.00 bis 19.00 Uhr geöffnet.

Mehr Informationen:
www.wien.gv.at/kultur/archiv/geschichte/zeugnisse/venzone.html

Kontakt:
Magistratsabteilung 8
Wiener Stadt- und Landesarchiv
Telefon: 01 4000-84832
hristoph.sonnlechner@wien.gv.at
www.archiv.wien.at

Quelle: Wiener Stadt- und Landesarchiv, Pressemitteilung, 24.1.2011