Geheimschutz transparent? Verschlusssachen in staatlichen Archiven. Tagung im Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland

Über 70 Vertreter aus Verwaltung, Forschung und Archiven kamen am 1. Juni 2010 in der Abteilung Rheinland des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen zusammen, um über die Zugänglichkeit und den Quellenwert von Verschlusssachen zu diskutieren. Tausende solcher Unterlagen lagern noch in den Registraturen des Verfassungsschutzes des Bundes und der Länder, bei der Polizei und in den Justizbehörden. Die Modalitäten ihrer Abgabe an die staatlichen Archive sind in vielen Fällen rechtlich und organisatorisch unzureichend geklärt. Strenge normative Vorgaben und aufwändige Verfahren erschweren oftmals die Nutzung und Auswertung der Unterlagen in den Behörden wie in den Archiven.

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Foto: Der Freiburger Historiker Josef Foschepoth und die Leiterin des Verfassungsschutzes Nordrhein-Westfalen Mathilde Koller (Foto: Landesarchiv NRW)

Nach einer Begrüßung durch den Leiter der Abteilung Rheinland des Landesarchivs NRW, Frank M. Bischoff, widmete sich der erste Teil der Tagung dem Quellenwert von Verschlusssachen für die Zeitgeschichte. Der Journalist Wolfgang Buschfort (Bocholt) gab in seinem Vortrag einen Überblick über die Anfänge des Verfassungsschutzes in Nordrhein-Westfalen. Er zeigte auf, wie der Verfassungsschutz zusammen mit der britischen Besatzungsmacht, teilweise aber auch an der Besatzungsmacht vorbei und mit eigenen Vorstellungen der Landesregierung aufgebaut wurde; der Verfassungsschutz in Nordrhein-Westfalen habe als Muster und Vorbild für einen Verfassungsschutz auf Bundesebene und in den anderen Ländern gedient. Buschfort, der seine Ergebnisse auch in einer größeren Publikation veröffentlicht hat, konnte ausgiebig Quellen des Verfassungsschutzes selbst nutzen, in dessen Auftrag er seine Untersuchung erarbeitete; Hindernisse bei der Zugänglichkeit von Quellenmaterial gab es in diesem Fall kaum, nachträgliche Anonymisierung und Streichungen im fertigen Manuskript nur ganz selten.

Auch der zweite Referent, der Historiker Josef Foschepoth (Freiburg), stützte sich in seinem Vortrag über das Spannungsverhältnis von Staatsschutz und Grundrechten in der Adenauerzeit in starkem Maße auf eine Auswertung von Geheimakten. Foschepoth vertrat die These, dass in der Interessenabwägung zwischen dem Schutz der Grundrechte und dem Schutz des Staates, letzterer in der Frühzeit der Bundesrepublik überwogen habe. Der Staat sei nicht von der Demokratie, sondern die Demokratie vom Staat her gedacht worden. Foschepoth belegte seine These anhand zahlreicher Beispiele für die Beobachtung und Verfolgung vor allem linksextremer Personen und Organisationen durch den Verfassungsschutz und die Justiz; die ergriffenen Maßnahmen hätten vielfach in einem Missverhältnis zum eigentlichen Gefährdungspotential der betroffenen Gruppen gestanden und vorrangig der Formierung und inneren Stabilisierung des westdeutschen Staates in der Epoche des Blockbildung und des Kalten Krieges gedient.

Die Situation rechtsextremistischer Gruppierungen in dieser Phase bundesrepublikanischer Geschichte thematisierte Uwe Schimnick (Osnabrück) am Beispiel der Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS e.V. (HIAG). Für die interne Organisation und die personelle Situation dieses 1951 gegründeten Verbandes, nicht zuletzt auch für die Frage nach der Herausbildung und Pflege rechtsextremer Netzwerke, bildeten die Akten des Verfassungsschutzes mit ihren Beobachtungsberichten Schimnick zufolge eine wichtige, wenn auch nicht die einzige Quelle. Die Chancen und den Erkenntnisgewinn einer differenzierenden Betrachtung extremistischer Organisationen und Randgruppen durch Einbeziehung und Auswertung der Akten des Verfassungsschutzes illustrierte schließlich auch Jens Niederhut (Landesarchiv NRW, Düsseldorf) in seinem Referat über die Ferienaktion der DDR „Frohe Ferien für alle Kinder“. Bis 1961 nutzten jährlich mehrere Tausend westdeutsche Kinder die Möglichkeit, zu Ferienaufenthalten in der DDR (Höhepunkt der Aktion 1955 mit 55.000 Teilnehmern). Organisiert wurde die Aktion von einer Arbeitsgemeinschaft, die politisch der KPD nahe stand und mit ihr kooperierte. Auch wenn damit aus Sicht der Organisatoren die Ferienaktion vor allem dem propagandistisch-ideologischen Ziel einer Mobilisierung und eines Ausbaus des kommunistischen Milieus in der Bundesrepublik diente, greift die einfache Deutung der Arbeitsgemeinschaft als kommunistische Tarnorganisation zu kurz. Bei weitem nicht alle Mitwirkenden waren Mitglieder der KPD; in vielen Fällen waren – wie gerade auch die genaue Lektüre der Akten des Verfassungsschutzes deutlich macht – starke karitative Impulse ausschlaggebend für eine Beteiligung an der Ferienaktion, die sich ihrerseits beschleunigend auf den Auf- und Ausbau des Ferienhilfswerks in Nordrhein-Westfalen auswirkte.

Im zweiten Teil der Tagung stand die Frage nach der Zugänglichkeit von Verschlusssachen für die Forschung im Mittelpunkt. Der Journalist Georg Bönisch (Düsseldorf) und der Historiker Foschepoth diskutierten auf dem Podium mit dem Archivar Michael Hollmann vom Bundesarchiv (Koblenz) und der Leiterin des Verfassungsschutzes Nordrhein-Westfalen Mathilde Koller; die Moderation der Diskussion übernahm Uwe Zuber vom Landesarchiv NRW. Koller erläuterte im Rahmen der Diskussion das Modell der Zugänglichkeit von Akten des Verfassungsschutzes in Nordrhein-Westfalen; das Verfahren sieht fallbezogen jeweils eine Sicherheitsüberprüfung des Antragstellers und eine genaue Prüfung der beantragten Unterlagen durch den Verfassungsschutz vor. Da auf diese Weise zumindest ein Großteil der VS-Unterlagen für die Forschung zugänglich gemacht werden kann, unterstützte und empfahl auch Zuber die nordrhein-westfälische Lösung als ein sinnvolles und zugleich pragmatisches Verfahren, um bei Anerkennung und Berücksichtigung berechtigter Sicherheitsinteressen des Landes trotzdem eine Zugänglichkeit zu den Unterlagen für die Forschung zu gewährleisten; vor allem jenen Bundesländern, die bislang keine Regelungen über die Zugänglichkeit von VS-Unterlagen besäßen, könne das Verfahren aus Nordrhein-Westfalen durchaus empfohlen werden. Forschepoth und vor allem Bönisch forderten dennoch langfristig eine liberalere Regelung für die Benutzung von VS-Schriftgut. Zu diesem Zweck sei es wünschenswert, wenn VS-Unterlagen generell vor der Übergabe an das Archiv herabgestuft werden könnten bzw. – wie von Bönisch gefordert – die VS-Einstufung automatisch nach einer Frist von 30 Jahren erlöschen würde. Koller, die Verständnis für eine solche Forderung zeigte, machte deutlich, welche praktischen und rechtlichen Schwierigkeiten einer liberaleren Regelung entgegenstehen. Zum einen seien die Sicherheitsinteressen (z. B. der Schutz der Informanten) zu gravierend, als dass eine pauschale Freigabe nach einem Fristenmodell zu verantworten sei; zum anderen seien die personellen Ressourcen der Behörden nicht ausreichend, um in großem Umfang Unterlagen vor Abgabe ins Archiv zu prüfen und zu deklassifizieren; auch enthielten die Akten umfangreiches Material „befreundeter Dienste“ und militärischer Stellen des Auslandes, die nach den bisherigen Erfahrungen kaum bereit und in der Lage seien, in eine Herabstufung von Unterlagen einzutreten. In der Bilanz blieb es deshalb bei unterschiedlichen Positionen auf Seiten der Behörden und der Forschung. Trotz dieser Unterschiede zeugte jedoch die Diskussion von einem ausgeprägten gegenseitigen Verständnis und einer großen Bereitschaft zur Suche nach pragmatischen Lösungen im Einzelfall. Auf dieser Basis können weitere Gespräche aufbauen.

In seinem Schlusswort würdigte der Präsident des Landesarchivs NRW, Wilfried Reininghaus, die Tagung als eine archivische „Sternstunde“ und dankte allen Mitwirkenden und Zuhörern. Das wichtige Thema der Verschlusssachen sei zum ersten Mal ausführlicher innerhalb der Fachgemeinschaft der Archivarinnen und Archivare diskutiert worden; die Teilnahme zahlreicher Vertreter anderer Landesarchivverwaltung zeige, welcher Diskussionsbedarf auf diesem Feld bestehe.

Kontakt:
Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland
Mauerstr. 55
40476 Düsseldorf
Telefon: 0211-22065-0
Telefax: 0211-22065-55-501
rheinland@lav.nrw.de

Quelle: LAV NRW/Meinolf Woste, 2.6.2010

Mülheimer Postkartensammlung fürs Archiv

Das Schönste aus Mülheim zeigen die Postkarten von Heinz Hohensee. Wichtiger noch ist aber der dokumentarische Wert der Sammlung von mehr als 100 Jahren. Daher hat sich das Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr gefreut, als es diese angeboten bekam, sagt Archivleiter Dr. Kai Rawe. Er bescheinigt der Sammlung eine hohe Qualität. Rund 80 Prozent der 2.200 Exemplare sollen die bereits archivierten 3.200 Postkarten über Mülheim ergänzen.

Modern wurde das kurze „Hallo“ auf Papier Ende des 19. Jahrhunderts, so Rawe. Gerade diese Stücke hatten bald Sammlerwert. Selbst wenn manches Motiv wohl eher der Fiktion als der Realität entsprang, wie Hohensee verrät: Auf einer Karte etwa ließ man ein Leuchtfeuer auf dem noch unfertigen Rathausturm glimmen, „der Fantasie waren keine Grenzen gesetzt“, merkt der Sammler mit Augenzwinkern an.

Eine Fotokarten-Serie von 1915-18 gibt Einblicke in die frisch eingerichteten Rathauszimmer: Bücherei, Erfrischungsraum, Eingangshalle – für das Stadtarchiv ein dokumentarischer Augenschmaus. Andere Karten aus der Zeit des Ersten Weltkriegs zeigten hingegen Lazarette oder Kriegsgefangenenlager. „Man hatte das Gefühl, die Zeitgeschichte festhalten zu müssen“, so Rawe. Und wollte dokumentieren, dass man sich um die Verletzten kümmert – Propaganda. Und auch Karten der Friedrich-Wilhelms-Hütte wollten nicht nur „schön“ sein, sondern sagen: „Hier passiert der Fortschritt.“

Die wenigsten Exemplare seiner Postkartensammlung sind Heinz Hohensee persönlich geschickt worden. Er ergatterte sie auf Börsen und in Antiquariaten, „Hauptsache Mülheim“, sagt er, denn die Stadt hat es ihm angetan.

Quelle: Dennis Vollmer, WAZ, 29.5.2010

Weitere Bergung in Köln steht bevor

Der vergangene kalte Winter machte lange Zeit die weitere Sicherung der Einsturzgrube des Kölner Stadtarchivs unmöglich. Inzwischen ist die Böschung, die seit Herbst 2009 abzurutschen drohte, mit einer Betonauflage gestützt. Danach konnte mit den Vorbereitungen für das Bergungsbauwerk begonnen werden, wozu unter anderem eine asphaltierte Zufahrt und Arbeitsfläche gehören sowie eine Bohrschablone, in die passgenaue Schalengreifer hineinfahren.

Ab dem 1. Oktober 2010 übernimmt der Gutachter Prof. Hans-Georg Kempfert die Kontrolle über die Unglücksstelle am Waidmarkt und soll endlich die Ursache der Katastrophe am 3. März 2009 klären. Archivalien, die bis dahin nicht geborgen sind, werden wahrscheinlich tief im Untergrund vermodern. Derzeit liegen noch 10 bis 15 Prozent des Gesamtbestandes im Grundwasser. Dr. Ulrich Fischer, der stellvertretende Leiter des Historischen Archivs der Stadt Köln, hofft, dass die Bergung nun endlich in der ersten Junihälfte beginnen kann.

Dann werde wieder rund um die Uhr gearbeitet, in drei Schichten und an sieben Tagen in der Woche. Drei bis fünf Mitarbeiter des Archivs werden ständig vor Ort sein. Unterstützt von rund 30 Hilfskräften sorgen sie dafür, dass die geborgenen Archivalien schnell gereinigt, verpackt und schockgefroren werden. Später werden die Dokumente unter Vakuum aufgetaut, damit sich das Eis sofort in Gas verwandelt und keine Nässe zurückbleibt.

Das Stadtarchiv Köln rechnet damit, dass rund fünf Prozent des Gesamtbestandes am Ende endgültig verloren sein werden. Von den bisher geborgenen Materialien haben 35 Prozent schwerste Schäden, 50 Prozent mittlere bis schwere, 15 Prozent nur leichte Schäden.

Kontakt:
Historisches Archiv der Stadt Köln
Heumarkt 14
50677 Köln
Tel. 0221/221-24455
HistorischesArchiv@stadt-koeln.de

Quelle: Werner Grosch, Kölnische Rundschau, 27.5.2010

Teure Indiskretion bei NRW-Landesarchiv-Planung?

Am 12. April 2010 stellte ein Frankfurter Detektiv Strafantrag bei der Staatsanwaltschaft Duisburg, um seinem Verdacht auf Betrug zum Nachteil des Landes NRW und zum Nachteil der Stadt Duisburg nachzugehen.

Durch eine Reihe von Kaufverträgen bestehe der Verdacht des „Geheimnisverrates im Staatsdienst an die Firma Kölbl und Kruse“. Hierdurch sei es dem Essener Unternehmen möglich gemacht worden, dem Land NRW das Grundstück für den Neubau des Landesarchivs NRW auf dem Gelände des alten denkmalgeschützten RSWG-Speichers am Duisburger Innenhafen vor der Nase wegzuschnappen. Später hätten die Unternehmer dem Land NRW das Objekt zu einem Vielfachen wiederverkauft. Der dadurch entstandene Schaden: bis zu 25 Millionen Euro.

Die Staatsanwaltschaft, so die Forderung, müsse diese Verträge rückabwickeln und dem Land, seinem Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) sowie der Stadt die gezahlten Summen zurückführen.

Quelle: Stefan Endell, derwesten/WAZ, 28.5.2010

Cartoonlobby präsentiert Klassiker der ostdeutschen Karikatur in Lübben

Derzeit zeigt die „Vertikale Galerie“ im Landratsamt Lübben elf der besten Zeichnerinnen und Zeichner aus dem Umfeld der Satirezeitschrift für Humor und Satire »Eulenspiegel« mit Beispielen ihrer Arbeit: Heinz Behling, Manfred Bofinger, Henry Büttner, Peter Dittrich, Barbara Henniger, Heinz Jankofsky, Lothar Otto, Harri Parschau, Louis Rauwolf, Karl Schrader und Reiner Schwalme.

Jeweils ca. 50 Blätter aus fünf Jahrzehnten spiegeln die Entwicklung der Karikatur von der DDR in die neuen Bundesländer. Die Ausstellung wird in zwei Teilen präsentiert. Zur Mitte ihrer Dauer wird noch einmal das gesamte Bildmaterial ausgetauscht. Somit ein doppelter Anlass für den Besuch im Landratsamt. Ausgestellt werden »Klassiker«, die über ihren historischen Anlass hinaus nicht an Aktualität verloren haben und die auf kurzweilige Art Zeitgeschichte näher bringen.

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Abb. zur Ausstellung "Je oller, je doller!", © Karl Schrader, 1981

Zur Auswahl gehören Karikaturen die alle ausnahmslos im »Eulenspiegel« veröffentlicht worden. Sie dokumentieren nicht nur ein Stück DDR-Alltag, sondern auch die politische Wende in der DDR und das Hineinwachsen in ein anderes Gesellschaftssystem.

Die bundesweite Vereinigung Cartoonlobby e.V., mit Sitz in Königs Wusterhausen, nimmt die Ausstellung zum Anlass einer Vorausschau auf die Möglichkeiten und das Potential eines zukünftigen „Museums für Humor und Satire“ in der Region. Gerade wurde von ihr die Gründung der Sammlung für ein solches Museum abgeschlossen, deren Grundstock das Erbe ostdeutscher Karikaturisten bilden wird. Dies war möglich durch das unermüdliche Engagement der Cartoonlobbyisten und die Unterstützung der Stiftung Dahme-Spreewald der Mittelbrandenburgischen Sparkasse in Potsdam sowie des Landkreises Dahme-Spreewald.

Inzwischen umfasst der Bestand der Sammlung an die 20.000 treuhänderisch übernommene Arbeiten und eine Bibliothek von weit über 2.500 Fachbüchern. Auch konnten erste wichtige Ankäufe getätigt werden, die ebenfalls teilweise in der Ausstellung mit vertreten sind. Ende 2010 wird die „Sammlung_Museum für Humor und Satire“ ihr vorläufiges zu Hause im Kreisarchiv in der Stadt Luckau finden. Die unermüdliche Suche nach einem geeigneten Haus für ein Museum ist damit noch lange nicht abgeschlossen. Als Publikumsmagnet und Forum für die visuellen Formen von Humor und Satire, braucht dieses nicht nur das Archiv. Größere Räumlichkeiten für Dauer- und Sonderausstellungen, eine öffentliche Bibliothek und Veranstaltungen werden benötigt. Derzeit ist der Verein damit beschäftigt, eine „Stiftung Museen für Humor und Satire in Berlin/Brandenburg“ zu errichten. Stifter, Förderer und Mitstreiter sind immer gern gesehen.

Info:
Ausstellung „Je oller – je doller!“ – Cartoonlobby präsentiert Klassiker der ostdeutschen Karikatur

Dauer der Ausstellung: 19. Mai bis 12. August 2010
TEIL 1 — 19. Mai – 21. Juni …
TEIL 2 — 22. Juni – 12. August

Ort:
VERTIKALE GALERIE
Landratsamt, Beethovenweg 14, 15907 Lübben (Spreewald)

Öffnungszeiten:
Montag – Donnerstag von 7-18 Uhr …
Freitag von 7-16 Uhr

Kontakt:
Cartoonlobby e.V.
Ansprechpartner: Andreas Nicolai (Geschäftsführer)
Seestraße 37
15711 Königs Wusterhausen
Telefon: 03375 / 21 41 57
www.cartoonlobby.de

Quelle: Newsmax, 27.5.2010

Stadtarchivführung für Hörbehinderte

Das Stadtarchiv Münster bietet gehörlosen und schwerhörigen Menschen eine Führung an. Der informative Gang durch das „Gedächtnis der Stadt“ beginnt am Dienstag, 1. Juni, um 18 Uhr und ist kostenlos.

Was ist überhaupt archivwürdig? Welche Bestände gibt es? Wie alt ist das älteste Buch? Nach einem Überblick über die Aufgaben eines Stadtarchivs besichtigen die Gäste den Lesesaal. Anschließend führt der „Blick hinter die Kulissen“ in Räume, die der Öffentlichkeit sonst verschlossen bleiben: das klimatisierte Magazin mit seinen jahrhundertealten Urkunden, Protokollen und Akten und die Werkstatt für die Restaurierung historischer Archivalien. Zum Abschluss erfahren die Besucher, wie sie in der Datenbank des Stadtarchivs selbst Recherche betreiben können.

Ein Gebärdensprachdolmetscher und eine technische Anlage zur Übertragung von akustischen Signalen (FM-Anlage) stehen bei der Führung zur Verfügung. Wer diese FM-Anlage nutzen möchte, sollte sich zuvor beim Stadtarchiv Münster unter Telefon 02 51 / 4 92 47 01 anmelden.

Info: Das Stadtarchiv in der „Speicherstadt“, An den Speichern 8, ist zu erreichen über die Buslinien 8 und 9 und dem RegioBus R 51.

Link: http://www.muenster.de/stadt/archiv/

Quelle: Stadt Münster, Pressemitteilung, 27.5.2010

 

Im Stadtarchiv Marbach wird es bald zu eng

Man sei derzeit beinahe mehr mit der Zukunft als mit der Vergangenheit beschäftigt, sagte der Marbacher Stadtarchivar Albrecht Gühring bei der Vorstellung seines Jahresberichts 2009 im Verwaltungsausschuss. Grund dafür ist, dass einige Bestände im Umfang von 3.000 Umzugskartons, die wegen der Stadthallensanierung zeitweise ausgelagert wurden, noch nicht an dem ihnen zugedachten Standort stehen. Zumal sei mit dem Jahr 2005 ein neues Grenzjahr für die Registratur des Rathauses festgelegt worden, was zu mehr Verwaltungsanfragen führen werde.

Die Nutzerzahl lag im Jahr 2009 auf dem gleichen niedrigen Niveau wie im Vorjahr bei 63 Archivnutzungen (2008: 64). Leicht zugenommen haben dagegen die Anfragen – insbesondere die telefonischen, die nicht vermerkt wurden. Insgesamt 104 schriftliche Auskünfte (2008: 97) hat Gühring gegeben, davon 72 per E-Mail. Der große Zuwachs an Archivmaterial, insbesondere Standesamtsakten, könnte rascher als zunächst angenommen die Magazinkapazitäten erschöpfen, unter Umständen bereits in fünf Jahren.

Während Archivbibliothek und Sammlungen durch Kauf, Tausch und Schenkungen erweitert wurden, habe sich im musealen Bereich nicht viel getan. Im Dorfmuseum Kelter Rielingshausen seien die Tätigkeiten ganz zum Erliegen gekommen – nicht zuletzt wegen der zahlreichen Aktivitäten im Schillerjahr, wie Führungen und die Mitwirkung am 18.-Jahrhundert-Fest. Auch zu 1000 Jahre Markt- und Münzrecht stellte das Stadtarchiv Marbach eine Ausstellung zusammen und arbeitete am Katalog mit.

Kontakt:
Stadtarchiv Marbach am Neckar
Leiter: Stadtarchivar Albrecht Gühring
Schillerhöhe 12/1
71672 Marbach am Neckar
Tel. 07144/45 15
Fax 07144/ 33 32 43
albrecht.guehring@schillerstadt-marbach.de

Quelle: MBZ/Stuttgarter Nachrichten, 26.5.2010

Stadtarchiv Krefeld zeigt noch bis zum 4. Juni Gerstein-Ausstellung

Das Stadtarchiv Krefeld zeigt noch bis zum 4. Juni 2010 die Ausstellung „Kurt Gerstein – Widerstand in SS-Uniform“. Gerstein war aktiv in der „Bekennenden Kirche“ und wurde zu einem Gegner des Nazi-Regimes. Der Protestant blieb trotzdem ein Außenseiter des Widerstands. Seit 1943 hat der SS-Mann ins Ausland über die Verbrechen in den Konzentrationslagern berichtet. Er wollte so die „Weltöffentlichkeit“ informieren.

Gersteins widerspruchsvolle Lebensgeschichte diente als Vorlage für literarische Bearbeitungen, insbesondere für das Drama „Der Stellvertreter“ von Rolf Hochhuth. Die Ausstellung im Stadtarchiv wird ergänzt durch den Zeitzeugenbericht Hans-Georg Hollwegs. Schulklassen können sich für eine Führung anmelden. Die Ausstellung ist im Foyer des Stadtarchivs, Girmesgath 120 (hinter dem Stadthaus), zu den Öffnungszeiten zu besichtigen: montags bis mittwochs von 8.30 bis 12.30 Uhr und von 14 bis 16 Uhr; donnerstags von 8.30 bis 12.30 Uhr und von 14 bis 17.30 Uhr sowie freitags von 8.30 bis 12.30 Uhr.

Kontakt unter der Internetadresse www.krefeld.de/stadtarchiv

Quelle: Stadt Krefeld, Pressemeldung, 26.5.2010

Verlassenschaftsabhandlung von Gustav Mahler (1911) in Wien

Vor 150 Jahren, am 7. Juli 1860, wurde in Kalischt, Böhmen, der berühmte Komponist Gustav Mahler geboren. Er war ein bedeutender Vertreter der Spätromantik und beeinflusste die musikalischen Entwicklung hin zur Moderne. Seine Frau Alma Mahler gehörte zu den bekanntesten Damen der Wiener Gesellschaft. Am 18. Mai 1911 starb Gustav Mahler nach schwerer Krankheit in Wien. Die Verlassenschaftsabhandlung, in der sein Besitz erfasst und an die Erben übertragen wurde, wird heute im Wiener Stadt- und Landesarchiv verwahrt. Neben einem Einblick in die Besitzverhältnisse des Komponisten enthält sie auch mehrere handschriftliche Schreiben von Persönlichkeiten der Wiener Musikgeschichte. Daneben gibt der Akt auch Einblick in das Leben der Alma Mahler nach dem Tod ihres Ehemanns.

Gustav Mahler begeisterte sich schon früh für Musik. In Wien studierte er am Konservatorium. Schon mit 20 Jahren wurde er Kapellmeister und dirigierte bald darauf Opern in aller Welt. So überrascht es auch nicht, dass er von 1897 bis 1907 erster Kapellmeister und Hofoperndirektor in Wien war. Der aus einer jüdischen Familie stammende Gustav Mahler ließ sich schließlich taufen, um antisemitischen Vorurteilen zu entkommen. Er bereiste ganz Europa und auch Amerika, wo er auf ein begeistertes Publikum traf. Als eine antisemitisch inspirierte Pressekampagne gegen ihn gestartet wurde, beendete er seine Arbeit in Wien. Ab 1908 dirigierte er auch an der Metropolitan Opera in New York.

Gustav Mahler heiratete im Jahr 1902 Alma Schindler, die aus einer Künstlerfamilie stammte. Die wegen ihrer Schönheit gelobte Alma und der eher zurückhaltende Gustav Mahler führten eine intensive Ehe, die ihre Höhen und Tiefen hatte. Das Paar lebte sich auseinander, wobei der Tod der ältesten Tochter im Juli 1907 diesen Bruch noch verstärkte.

Im selben Jahr wurde bei Gustav Mahler eine Herzkrankheit diagnostiziert. Sein enormes Arbeitspensum forderte schließlich seinen Tribut. Als Gustav Mahler im Februar 1911 in New York sein letztes Konzert dirigierte, war er bereits schwer krank. Trotz intensiver Bemühungen konnten ihm weder die Ärzte in Amerika, Paris oder Wien helfen. Wenige Tage nach seiner Ankunft in Wien starb Gustav Mahler am 18. Mai 1911.

Die Verlassenschaftsabhandlung zu Gustav Mahler (Wiener Stadt- und Landesarchiv, Hauptarchivakten – Persönlichkeiten, M2) hat einen beträchtlichen Umfang. Es musste erst die Frage geklärt werden, welches Bezirksgericht überhaupt zuständig sei. Der Komponist hatte zum Zeitpunkt seines Todes keinen ordentlichen Wohnsitz in Wien. Die Vermögenswerte von Gustav Mahler wurden ermittelt. So liegen dem Akt ein mehrseitiges Inventar und Eingaben von Alma Mahler und der gemeinsamen Tochter Anna bei. Da die am 15. Juni 1904 geborene Anna damals noch minderjährig war, wurde Karl Moll, der Stiefvater von Alma Mahler, als Vormund vorgeschlagen. Der Verlassenschaftsakt erstreckt sich über 18 Jahre, da Anna Mahler erst im Juli 1929 die Großjährigkeit erlangte. Erst dann konnte sie über ihr Erbe verfügen, das bis dahin in einem Depot der Postsparkasse verwaltet wurde.

Kontakt:
Wiener Stadt- und Landesarchiv
Guglgasse 14, 5. Stock, Top 508, Eingang: Gasometer D (Zugang von Gasometer A)
1110 Wien
Telefon +43 1 4000 84808
Fax +43 1 4000 84809
post@ma08.wien.gv.at
www.archiv.wien.at

Quelle: Stadtarchiv Wien; Stadt Wien, Pressemitteilung, 25.5.2010

Grünes Licht für Digitales Landesarchiv Baden-Württemberg

Der Ministerrat hat am 18. Mai 2010 grünes Licht für den Aufbau des "Digitalen Landesarchivs Baden-Württemberg" gegeben. In dem neu etablierten Aufgabenbereich des Landesarchivs werden digital entstandene Dokumente unterschiedlichster Formate aus der gesamten Landesverwaltung dauerhaft archiviert und für Recherchen verfügbar gemacht. Gesichert werden unter anderem Datenbanken, Web-Seiten, Hybridakten (d.h. Akten, die zugleich digitale und herkömmliche Bestandteile auf Papier umfassen) sowie Daten aus Informationssystemen und Fachverfahren.

Damit wurden für das Landesarchiv Baden-Württemberg die Voraussetzungen geschaffen, im Dauerbetrieb aus originär digitalen Unterlagen des Landes, ein digitales Gedächtnis zu bilden. Aufnehmen soll das Digitale Magazin alle digitalen Dokumente, die in rechtlicher und historischer Hinsicht dauerhaft zu bewahren sind und für die retrospektive Nachvollziehbarkeit gesellschaftlicher Entwicklungen und des Handelns von Politik und Verwaltung Bedeutung haben.

Die gespeicherten Informationen können von jedem Interessierten wie Papierunterlagen nach den archivgesetzlichen Regelungen für unterschiedlichste Zwecke wie die wissenschaftliche Forschung, die Regional- und Lokalgeschichte, aber auch für private Recherchen und die Erinnerungskultur im weitesten Sinne genutzt werden.

Die notwendigen Technologien wurden seit 2005 in einem Pilotprojekt entwickelt, in dem auch die ersten Übernahmen von Daten erfolgt sind. Der erste größere Anwendungsfall wird das elektronische Grundaktenarchiv für das Justizministerium sein. Damit erfüllt das Landesarchiv zugleich seine Funktion als Dienstleister der Verwaltung.

Bis zum Jahr 2015 werde das Landesarchiv Baden-Württemberg insgesamt acht zusätzliche Stellen erhalten, um das Digitale Landesarchiv als neuen Arbeitsbereich stufenweise aufzubauen. Für den selben Zeitraum seien Sach- und Investitionsmittel in Höhe von insgesamt 415.000 Euro vorgesehen.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Robert Kretzschmar, Präsident des Landesarchivs Baden-Württemberg
0711/212-4271 oder -4272
landesarchiv@la-bw.de

Quelle: Landesarchiv Baden-Württemberg, Pressemitteilungen, 19.5.2010.