AOK Herne übergibt historisches Material ans Archiv

6,5 laufende Meter Archivgut haben die AOK Herne und das LWL-Archivamt für Westfalen dem Stadtarchiv Herne jetzt übergeben. Zu diesem historischen Material gehören unter anderem Protokollbücher der Selbstverwaltungsgremien, Unterlagen zu den Sozialwahlen, Satzungen, Haushaltspläne, Rechnungsunterlagen und Geschäftsberichte. Platzprobleme waren laut Auskunft des Herner AOK-Chefs Wilfried Menke der Grund für die Abgabe. Mitarbeiter des LWL-Archivamtes haben zur Unterstützung des Kommunalarchivs die Aufgabe übernommen haben, die rund hundert Jahre umfassenden Bestände zu sichten, zu bewerten und zu sortieren, bevor sie dem Herner Stadtarchiv übergeben wurden.

Manfred Hildebrandt, Leiter des Herner Stadtarchivs, freut sich über den sozialhistorisch bedeutenden Zuwachs für seine Einrichtung, der sich nicht nur auf Alt-Herne bezieht, sondern auch auf die ehemaligen AOKen in Eickel, Wanne und Wanne-Eickel. In den Archivalien spiegele sich die örtliche Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Jahre 1904 bis 1994, sagt Hans-Jürgen Höötmann vom LWL-Archivamt in Münster, das nicht nur für Herne, sondern für alle AOK-Geschäftsstellen und Stadtarchive im Bereich des Landschaftsverbandes übersichtliche Findbücher erarbeitet hat.

Kontakt:
Stadtarchiv Herne
Willi-Pohlmann-Platz 1
44623 Herne
Telefon: 02323-164719
Telefax: 02323-164696
stadtarchiv@herne.de

Quelle: Gabriele Heimeier, WAZ Herne, 28.1.2010

Kreisarchiv Warendorf im Umbau

In den Magazinräumen des Kreisarchivs Warendorf sind die Umbauarbeiten, die Mitte November 2009 begonnen haben, zurzeit in vollem Gange. In der zweiten Januarwoche 2010 und damit etwa einen Monat später als geplant begann der Einbau der Rollregalanlage durch eine Fachfirma. Zuvor wurden rund 11.000 Kartons mit Archivalien – von mittelalterlichen Urkunden über Akten, Protokolle von Rats- und Ausschusssitzungen bis hin zu Plakaten – aus dem Magazin unter dem Kreishaus in andere Kellerräume gebracht.

Die Rollregalanlage wird voraussichtlich Mitte Februar stehen, und dann kann die Rückführung der Archivbestände in das Magazin beginnen. Dr. Mark Steinert, Leiter des Archivs, erklärt: "Beim Einräumen der Regale müssen wir genau darauf achten, dass jeder Karton an seinem festen Platz steht, sonst finden wir am Ende nichts wieder". Er geht davon aus, dass diese Arbeiten etwa vier Wochen dauern werden: "Voraussichtlich können wir deshalb erst Mitte März wieder öffnen".

Für die neue Rollregalanlage sind bereits 100 Meter Schienen in einem der Archivkeller verlegt worden. So können weitere Archivalien platzsparend untergebracht werden. Der neu gewonnene Raum ist zu einem großen Teil schon für Bestände reserviert, die noch in den Altregistraturen von Kreis, Städten und Gemeinden liegen: "Gleich nach Abschluss des Umbaus werden wir mit der Übernahme des Stadtarchivs Sendenhorst und der historischen Personenstandsregister aus den Städten und Gemeinden des Kreises beginnen. Die Regale für diese Bestände sind schon reserviert."

Kontakt:
Kreisarchiv Warendorf
Waldenburger Str. 2
48231 Warendorf
Telefon: 02581-53-2197
Telefax: 02581-53-2452
kreisarchiv@kreis-warendorf.de

Quelle: Kreis Warendorf, Pressemitteilung, 26.1.2010

Landesarchiv NRW legt neuen Band der Edition der Kabinettsprotokolle vor

Der Präsident des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen, Wilfried Reininghaus, hat am 26. Januar 2010 Ministerpräsident Jürgen Rüttgers den neuen Band der Edition der Kabinettsprotokolle der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen übergeben. Der Band umfasst die Protokolle der 7. Legislaturperiode von 1970 bis 1975. Rüttgers würdigte die Edition als „ein Stück Landesgeschichte“ und dankte den Herausgebern für die sorgfältige Bearbeitung der Dokumente (vgl. Presseerklärung der Staatskanzlei).

Für das Land Nordrhein-Westfalen bedeutete die erste Hälfte der 1970er Jahre eine Fortsetzung des in der vorangegangenen Dekade eingeschlagenen Reformkurses. Dies betraf in erster Linie die Politikfelder des Bildungswesens und der Gebietsreform. Einen besonderen Schwerpunkt legte das zweite Kabinett von Heinz Kühn auf die Hochschulpolitik; ihr drückte der erstmals dem Kabinett angehörende Wissenschaftsminister Johannes Rau maßgeblich seinen Stempel auf. Daneben stellte der Strukturwandel an Rhein und Ruhr eine anhaltende Herausforderung für die Landespolitik dar. Er wurde forciert durch die Krise von Kohleförderung und Stahlerzeugung, nicht zuletzt auch durch die angespannte Situation auf dem Energiemarkt. Ein Zeichen für den kontinuierlichen Wandel der politischen Maßstäbe waren die nun häufiger zutage tretenden Konflikte zwischen Wirtschaftsinteressen und Aspekten des Umweltschutzes.

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Foto: Der Präsident des Landesarchivs übergibt Ministerpräsident Rüttgers den neuen Band der Edition der Kabinettsprotokolle (Foto: Ralph Sondermann/Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen)

Die Kabinettsprotokolle der Landesregierung sind eine Stammquelle für die Geschichte des Landes Nordrhein-Westfalen. Sie geben den vollen Wortlaut der Beschlüsse des Kabinetts wieder. Zur Erläuterung werden die Protokolle kommentiert und durch Kabinettvorlagen ergänzt. Die Edition ist ausgestattet mit zum Teil farbigen Abbildungen, Biogrammen zu leitenden Verwaltungsbeamten sowie einem Personen-, Sach- und Ortsindex.

In wenigen Wochen werden die Kabinettsprotokolle der 7. Legislaturperiode auch online zugänglich sein unter http://protokolle.archive.nrw.de. Unter dieser Adresse können bereits jetzt die Kabinettsprotokolle und ergänzende Dokumente der 6. Legislaturperiode (1966-1970) eingesehen werden.

Info:
Die Kabinettsprotokolle der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen 1970 bis 1975 (Siebte Wahlperiode). Herausgegeben von Frank Michael Bischoff, Christoph Nonn und Wilfried Reininghaus. Eingeleitet und bearbeitet von Martin Schlemmer. 2 Bände. Düsseldorf: Selbstverlag des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen 2009. 1152 S., 50 Euro (zu beziehen über das Landesarchiv NRW oder über den Buchhandel).

Kontakt:
Dr. Martin Schlemmer
Landesarchiv Nordrhein-Westfalen
Abteilung Rheinland
Mauerstraße 55
40476 Düsseldorf
Tel. 0211-22065-202
martin.schlemmer@lav.nrw.de

Nachlass des Freiherrn vom Stein (1757-1831) vom LWL erschlossen

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat den Nachlass des Freiherrn vom Stein (1757 bis 1831) mit einem neuen zweibändigen Findbuch erschlossen. Der Nachlass des bedeutenden preußischen Reformers liegt auf Schloss Cappenberg (Kreis Unna). Er war bis zur Neuverzeichnung für Wissenschaftler nur durch ein über 70 Jahre altes maschinengeschriebenes Repertorium zugänglich.

Der schriftliche Nachlass des Freiherrn vom Stein, einer der bedeutendsten Politikernachlässe des 19. Jahrhunderts, liegt bis heute im Archiv des Grafen von Kanitz auf Schloss Cappenberg. Das LWL-Archivamt für Westfalen sorgt für die Betreuung der wichtigen Adelsarchive in Westfalen, darunter auch das Stein-Archiv in Cappenberg. Mehr als 6.000 Aktenstücke und Briefe von und an Stein in insgesamt 94 Archivkartons, "zwölf laufende Meter", hat Dr. Annekatrin Schaller zwei Jahre lang für das neue Findbuch gesichtet und erschlossen – keine einfache Aufgabe, wie Prof. Dr. Norbert Reimann, ehemaliger Leiter des LWL-Archivamtes, erläutert: "Die Handschrift des Grafen vom Stein ist sehr schwer zu lesen, außerdem ist ein großer Teil der Texte in französischer Sprache verfasst." Reimann selbst hat das Findbuch für den Druck aufbereitet und ergänzt. Zwar ist das über 1.300 Seiten dicke Findbuch auch über http://www.archive.nrw.de im Internet recherchierbar, dennoch sei die gedruckte Form nach wie vor unverzichtbar, so Reimann: "Will man Zusammenhänge erkennen, ist ein Buch jedem anderen Medium klar überlegen."

Info:
Reimann, Norbert (Hg.): Der Nachlass des Freiherrn vom Stein im Archiv des Grafen von Kanitz auf Schloss Cappenberg, bearbeitet von Annekatrin Schaller und Norbert Reimann, 2 Teilbände, Münster 2009, 1324 S. + Ill.- (Inventare der nichtstaatlichen Archive Westfalens Neue Folge, 18/1-2), ISBN 978-3-936258-11-0, 68,00 Euro

Besuch im Stadtarchiv Olpe

Hunderte von grau-schwarzen Kisten stehen im Parterre der Begegnungsstätte "Altes Lyzeum" in Olpe. Dort werden Dokumente aus fast 650 Jahren Stadtgeschichte verwahrt, erklärt Josef Wermert, Historiker und Leiter des Stadtarchivs Olpe, gegenüber der Westfalenpost. Seit 1991 ist das Stadtarchiv mit Büro, großem Bibliothekssaal und Benutzerraum dort untergebracht. Umgeben von Dutzenden historischen Büchern, Bildern und Ausstellungsstücken wirkt Wermerts Büro zwar wie ein Museum. Die Archivarbeit habe sich aber auch längst den Neuen Medien zugewandt. Viele Archive in NRW bieten ihre Arbeit über das Internet an. So sei man in Olpe dabei, einen Archivführer für den Kreis zu erstellen.

Im Parterre des Gebäudes befindet sich das Magazin des Stadtarchivs Olpe. Der Gesamtbestand umfasst nach Auskunft des Archivleiters rund 2.000 laufende Meter. Luftentfeuchter sorgen im Magazin für ein konstantes Raumklima von 18 bis 20 Grad Celsius bei rund 50 Prozent Luftfeuchtigkeit. Diese Werte gelten als die optimalen Bedingungen für die Lagerung von Archivgut. Das Stadtarchiv Olpe beinhaltet Pergamenturkunden seit 1361, Bücher seit 1478, Akten seit 1584, Landkarten seit dem 16. Jahrhundert, Stadtpläne seit 1795, Zeitungen seit 1841, Fotos seit 1875, Filme seit 1937 und anderes mehr.

Neben umfangreichen Zeitungsbänden seit 1841 – auf diese Quellengattung verweisen Zeitungen in ihren Archiv-"Homestorys" gern – bilden nicht nur die Unterlagen aus der Olper Stadtverwaltung einen wichtigen Bestandteil des städtischen Archivgutes, sondern auch private Nachlässe. „Viele Bestände werden uns auch von Privatleuten, Firmen oder Vereinen überlassen”, so Wermert im WP-Gespräch. Einige davon passen in eine Kiste, andere Nachlässe füllen eine halbe Regalwand. „Ich finde es toll, wenn wir solche Sammlungen bekommen”, sagt er. „Es zeigt, dass unsere Arbeit anerkannt wird. Das gibt Rückhalt.” Für viele Menschen würden Archive erst interessant werden, wenn es sie nicht mehr gibt. Oder zumindest viele Teile davon nicht mehr. „Der Fall aus Köln hat plötzlich das Bewusstsein wieder geweckt, wie wichtig es ist, die Vergangenheit für die Nachwelt zu bewahren”, sagt der Archivleiter. Neben dem Bewahren geht es um das Benutzen. „Mit den Beständen wird gearbeitet. Jeder kann zu uns kommen und hat das Recht, die Bestände zu nutzen”, betont Josef Wermert.

Kontakt:
Stadtarchiv Olpe
Altes Lyzeum
Franziskanerstraße 8
57462 Olpe
Telefon: 02761/831293
Fax: 02761/832293
J_Wermert@Olpe.de

Quelle: Dennis Jerchow, WP/DerWesten, 2000 Meter lebendige Geschichte, 26.1.2010

Kölner Stadtarchiv-Einsturz: Bauprotokolle gefälscht?

Bei den Untersuchungen zur Ursache des Stadtarchiv-Einsturzes in Köln gibt es offenbar neue Entwicklungen: Medienberichten zufolge besteht der Verdacht, dass das Bauprotokoll für eine Schlitzwand am Waidmarkt gefälscht wurde.

Polizei und Staatsanwaltschaft durchsuchten Büros der an der Baustelle Waidmarkt beteiligten Unternehmen. Die Ermittler suchten einem Bericht der "Kölnischen Rundschau" zufolge vor allem nach so genannten Bauprotokollen für die Schlitzwände – Dokumenten, die exakt Abmessungen und verwendete Materialien einzelner Bauabschnitte beschreiben. Die Daten einer Schlitzwand am Waidmarkt seien denen einer anderen Schlitzwand "verdächtig ähnlich" gewesen – so identische Daten seien laut Experten extrem unwahrscheinlich.

Aufgefallen waren die identischen Daten mehrerer Schlitzwände den Kölner Verkehrsbetrieben. Die KVB hatte die Bauprotokolle nach Hinweisen von Gutachtern auf Anomalien an den Schlitzwänden genauer unter die Lupe genommen und dabei die Auffälligkeiten bemerkt. Daraufhin informierte das Unternehmen die Kölner Staatsanwaltschaft, die dann die weiteren Schritte einleitete. Aufgrund der Auffälligkeiten untersucht die KVB derzeit alle Schlitzwände von Baugruben im Bereich der ARGE Los Süd.

Eine eingestürzte Schlitzwand gilt als wahrscheinlichste Ursache für den Archiveinsturz. Wenn tatsächlich Bauprotokolle gefälscht wurden, deutet das auf den Versuch einer Vertuschung von Baumängeln hin.

Quelle: Stadt Köln, Koeln.de, 22.1.2010

Oberbayerisches Archiv 133 (2009)

Der Band Oberbayerisches Archiv 133 (2009) enthält fünf Beiträge, deren Themen einen Bogen vom Mittelalter bis in 21. Jahrhundert spannen, vierzehn Buchbesprechungen sowie einen Rückblick auf die Vereinstätigkeit des Historischen Vereins von Oberbayern und die der Gesellschaft für bayerische Rechtsgeschichte.

Inhaltsverzeichnis

Brigitte Huber
München feiert. Der Festzug als Phänomen und Medium, S. 1-114

Ivo Schneider
Ein zerrissener Brief beendet die Karriere des Staatsdieners Joseph von Utzschneider, S. 115-120

Hans-Peter Rasp
Architektur im Alpenraum. Skizziert am Modell Berchtesgaden, S. 121-160

Ernst Messmer
Grafrath und die Anfänge von Dießen und Andechs. Neue Bewertung und Auswertung der Quellen über frühe Zusammenhänge, S. 161-246

Richard Bauer
Ein vermeintlich im Münchner Maßmannpark lokalisierter Judenfriedhof aus dem Jahr 1416, S. 247-260

Info:
Oberbayerisches Archiv 133 (2009)
294 S., zahlr. z.T. farb. Abb
Verlagsdruckerei Ph. C. W. Schmidt, Neustadt /Aisch (ISSN 0342-1686)
Preis 26 Euro

Der Beitrag von Dr. Brigitte Huber, „München feiert“, ist auch als gebundene Buchausgabe (ISBN 978-3-87707-776-4) zum Preis von 18,90 im Buchhandel erhältlich.
Für Mitglieder des Historischen Vereins von Oberbayern ist der Bezug des Oberbayerischen Archivs in ihrem Mitgliedsbeitrag enthalten. Nähere Informationen zur Mitgliedschaft siehe www.hv-oberbayern.de.

Kontakt:
Historischer Verein von Oberbayern
80797 München
Winzererstraße 68 (Stadtarchiv München)
Telefon: 089-2330308
Fax: 089-23330830
hv.oberbayern@online.de
www.hv-oberbayern.de

Freiburger Geschichtswettbewerb »Schule im Archiv«

Mit einer Fortbildungsveranstaltung für Lehrer im Staatsarchiv begann am 17. Dezember 2009 die zweite Wettbewerbsphase des Freiburger Geschichtswettbewerbs „Schule im Archiv“. In der Wettbewerbsrunde 2009/2010 sind – nach "1968" im letzten Durchgang – die 1950er Jahre Thema des Wettbewerbs ("Die Fünfziger Jahre – Zwischen Mief und Rock ´n´Roll"). Was prägte diese Zeit? Die Suche nach Normalität, der Wunsch nach Wohlstand für alle, die Verdrängung der Vergangenheit? Um Antworten auf solche und andere Fragen zu erhalten, werten die Schüler und Schülerinnen vorher gesichtete Archivquellen aus und erstellen Arbeitsberichte. Die Ergebnisse lassen sich auf unterschiedliche Weise präsentieren: als Vortrag, Stellwand, in einem Hörspiel oder Film – der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.

In einem Zeitzeugengespräch während der Fortbildungsveranstaltung am 17. Dezember entwarfen Minister a.D. Prof. Hartmut Engler und der Bäckermeister und Freiburger Altstadtrat Alfred Kalchthaler im Gespräch mit Prof. Hans-Peter Herrmann ein facettenreiches Bild dieser Zeit. Am Nachmittag räumte Prof. Dr. Anselm Doering-Manteuffel, Tübingen, mit einigen „Mythen“ auf und entwickelte vor den interessierten Zuhörern die Faktoren, die den Übergang von der NS-Volksgemeinschaft zur Wiederaufbaugemeinschaft der jungen Demokratie bestimmten.

Initiatoren des Wettbewerbs sind das Freiburger Netzwerk Geschichte e.V. und andere Freiburger Institutionen, die im Bereich der historischen Bildung arbeiten. Schülerinnen und Schüler ab Klasse 9 können sich im Rahmen des Wettbewerbs ein eigenes Bild dieses Jahrzehnts machen, sich mit unterschiedlichen Archivquellen beschäftigen, Interviews mit Zeitzeugen führen und so die Zeitgeschichte am Beispiel Freiburg unter die Lupe nehmen.

Die besten Beiträge werden von einer Fachjury prämiert und im Rahmen einer Preisverleihung geehrt. Anmeldungen werden noch bis zum 12.2.2010 angenommen.

Kontakt:
Freiburger Netzwerk Geschichte e.V.
Franz-Josef- Gassenschmidt-Weg 6f
79111 Freiburg
www.freiburger-netzwerk-geschichte.de

Quelle: Landesarchiv Baden-Württemberg, Pressemitteilung.

Kollegiale Weimarer Archivmäuse

Archivmäuse sind grau? Weit gefehlt. Im Lesesaal des Hauptstaatsarchivs Weimar steppten die Steppkes in Phantasieroben, was keinen Vergleich mit Ärmelschoner-Beschaulichkeit zuließ. Seit dem 11. Januar 2010 öffnet das Goethe- und Schillerarchiv als Untermieter im Hauptstaatsarchiv seine Pforten, weshalb es gestern zweierlei zu feiern gab: Die Gastfreundschaft unter Archivaren sowie die Übergabe bunter Fenster gegen triste Bauzäune.

Es geht nicht um irgendein Archiv. Es geht um das älteste Literaturarchiv des Landes und um die Kronjuwelen der Klassikstiftung. Die Unterbringung im Marstall macht es möglich, dass die Bestände des Goethe- und Schiller-Archivs während der Sanierung bis 2011 für die Forschung zugänglich sein werden: die originalen Manuskripte zu Goethes Faust, den Briefwechsel Goethes mit Schiller und die Briefe Goethes an Frau von Stein und mehr, summa summarum ein Regalkilometer Archivgut liegt unter denkbar besten klima- und sicherheitstechnischen Bedingungen verwahrt, 500 Meter Luftlinie entfernt in ihrem Übergangsrefugium, dem Thüringer Hauptstaatsarchiv.

Archivare hätten eine Abneigung gegen das Chaos und seien eine weltweit verschworene Organisation, weshalb der Direktor des Hauptstaatsarchivs, Bernhard Post, die Kooperation beider Einrichtungen als ein gelungenes Beispiel für Kollegialität nannte. So hat er nicht nur ein komplettes Magazin für die Goethe- und Schiller-Zimelien freigeräumt, sondern darüber hinaus Platz für Karteien, Arbeitsmittel und einen Lesesaal für Benutzer. Sein Archiv-Kollege vom anderen Ilm-Ufer, Bernhard Fischer, dankte für die Gastfreundschaft, die so unbürokratisch gewährt worden sei.

Dabei leben auch die Marstall-Archivare auf einer Baustelle: Im Herbst 2009 begann der dritte Bauabschnitt an dem Gebäude. Etwa zehn Millionen Euro würden investiert, um weitere Magazinräume zu schaffen. So ist der große Bauzaun zu erklären, der den Lesesaal schützen soll. An dessen Fenster sind seit gestern die vergrößerten Bilder zu sehen, die fast 20 Kinder der Mal- und Zeichenschule unter Anleitung von Christel Schöne malten. "Kostümparcours durch die Zeiten" heißt die Schau, die einen deprimierenden Blick auf eine mit Brettern vernagelte Welt verhindert. Einige Kinder sowie Mitglieder des Modetheaters "Gnadenlos schick" von Christel Schöne nutzten die Übergabe für eine skurrile Modeshow. Als Archivmaus schenkte Bernhard Post den Kindern Süßigkeiten: "Süße Mäuse".

Kontakt:
Thüringisches Hauptstaatsarchiv Weimar
Marstallstraße 2
99423 Weimar
Telefon: +49 (0) 36 43 / 870-0
Telefax: +49 (0) 36 43 / 870-100

Goethe- und Schiller-Archiv
Literaturarchiv der Klassik Stiftung Weimar
Postfach 20 10
99401 Weimar
Tel. 01578 / 269 5198 (Mobil)
anmeldung-gsa@klassik-stiftung.de

Quelle: Thorsten Büker, TLZ, Thüringisches Hauptstaatsarchiv Weimar, 11.1.2010

334 Jahre alte päpstliche Nachricht bei Umbauarbeiten im Bautzener Diözesanarchiv wiederentdeckt

Eine päpstliche Bulle, datiert auf den 21. Januar 1676, hat Dr. Birgit Mitzscherlich, Leiterin des Diözesanarchivs des Bistums Dresden-Meißen, durch Zufall in den Archivräumen des Domstifts in Bautzen entdeckt. Es handelt sich bei dem Fund um eine auf Latein verfasste Nachricht von Papst Innozenz XI. (1611-1689) an das französische Erzbistum Besançon, in dem der Heilige Vater die Nachbesetzung einer Domherrenstelle regelt. "Das Dokument lag sorgfältig verpackt über Jahrzehnte unbemerkt in einem Karton in einer Fensternische. Bei Aufräumarbeiten nach dem Umbau unseres Archivs bin ich darauf gestoßen", berichtet Birgit Mitzscherlich über den spektakulären Fund.

In dem Schreiben erteilt Innozenz XI. dem Erzbischof von Besançon – Antoine Pierre de Gramont – eine päpstliche Instruktion. Demnach war ein Domherr namens Johann Baptist Boudret unheilbar an Schwindsucht erkrankt. In einem Brief hatte Boudret den Papst gebeten, ihm – wie damals üblich – seinen Neffen Philibertus Josephus Boudret als Koadjutor an die Seite zu stellen, mit der Aussicht, dass dieser auch seine Nachfolge antreten dürfe. In seiner Bulle befürwortet der Papst das Anliegen. Zugleich beauftragt er den Erzbischof aber, vor einer Amtsübergabe an Philibertus Boudret zu prüfen, ob dieser der neuen Aufgabe gewachsen sei.

"Es ist bemerkenswert, mit welchem Aufwand die Nachfolge eines Domherrn damals in Rom geprüft wurde", so die Leiterin des Bistumsarchivs. Wie das wertvolle Schriftstück nach Bautzen gelangte, darüber kann sie nur spekulieren. "Möglich, dass das Pergament zu Kriegszeiten von deutschen Soldaten aus Frankreich mitgebracht wurde", so Mitzscherlich.

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Abb.: Die päpstliche Bulle ist aufwendig gestaltet und verziert (Foto: Bistum Dresden-Meißen).

Inzwischen hat sie auch eine siebenseitige Abschrift des Schriftstücks aus dem Jahre 1943 vom damaligen Bautzener Domstiftsarchivar Otto Rudert ausfindig machen können, die belegt, dass das Dokument dem kirchlichen Archivar bereits vor über 60 Jahren aufgefallen war. In einer Notiz hatte Rudert die Bemerkung hinterlassen, den päpstlichen Bescheid nach Kriegsende wieder seinem ursprünglichen Bestimmungsort zukommen lassen zu wollen – wozu es in den Wirren der Nachkriegsjahre dann offensichtlich nicht mehr gekommen war.

"Für das Erzbistum Besançon besitzt das Dokument einen wichtigen Stellenwert in seiner Kirchengeschichte", so Birgit Mitzscherlich. Bischof Joachim Reinelt hat daher den Beschluss gefasst, die päpstliche Bulle den Katholiken in Frankreich zukommen lassen zu wollen. Ein Schreiben an Erzbischof André Lacrampe in Besançon in dieser Angelegenheit ist bereits unterwegs.

Alle historisch Interessierten haben nun allerdings erst einmal Gelegenheit, das wertvolle Schriftstück in der Domschatzkammer persönlich in Augenschein zu nehmen. "In einer Vitrine unserer Bautzener Ausstellungsräume wird das päpstliche Schreiben von heute an vier Wochen lang zu bewundern sein. Dann wollen wir es nach Frankreich zurückgeben", so Mitzscherlich.

Das eindrucksvolle Schreiben ist auf einem 88 Zentimeter breiten und 61 Zentimeter hohen, mehrfach gefalteten Pergament verfasst. Das Dokument ist mit brauner Tinte auf Lateinisch in gedrängter Urkundenschrift niedergeschrieben und mit aufwendigen Ornamenten prunkvoll verziert. Ein Bleisiegel bestätigt die Authentizität des Heiligen Stuhls. Diözesanarchivarin Birgit Mitzscherlich: "Für mich ist die Bulle ein wunderbares Zeitdokument, wie man es nur selten zu sehen bekommt. Wir werden das Schriftstück sicher mit einem weinenden und einem lachenden Auge nach Frankreich zurückgeben."

Kontakt:
Domschatzkammer St. Petri zu Bautzen
An der Petrikirche 6
02625 Bautzen
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 10-12 Uhr und 13-16 Uhr und am 1. Samstag des Monats, 10-15 Uhr.
Telefon: 03591 / 351950

Quelle: Michael Baudisch, Bistum Dresden-Meißen, Bautzen/Dresden, 19.1.2010