Unternehmen digitalisiert Kriegsstammrollen für das Bayerische Kriegsarchiv

Was es bislang im Original im Kriegsarchiv des Bayerischen Hauptstaatsarchivs gab, soll es fortan online "exklusiv auf Ancestry" geben, wie der im US-amerikanischen Utah ansässige Genealogie-Dienstleister auf seiner Webseite mitteilt. Die Firma Ancestry, die früher den Namen The Generations Network GmbH trug, bemüht sich seit einigen Jahren um die Nutzung von Archivquellen zum Aufbau ihres internationalen Internetangebots für familiengeschichtlich relevante Daten. Sie digitalisiert diese Quellen, überträgt die genealogischen Daten in ihre Datenbanken und bietet diese zur kostenpflichtigen Nutzung auf ihrer Webseite an.

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Neben dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv führt Ancestry eine Reihe weiterer Archive in seiner Partnerliste an, so das deutsche Bundesarchiv und das Schweizerische Bundesarchiv, die Staatsarchive Bremen und Hamburg sowie das Archiv der Hansestadt Lübeck. Das Landeshauptarchiv Schwerin wird nicht genannt, obwohl Ancestry von den Mecklenburgern vor zwei Jahren die Volkszählungsdaten von 1819 zur Nutzung erhalten hat (siehe Pressemitteilung vom 16.7.2007).

Dass die Zusammenarbeit von öffentlichen Archiven mit privatwirtschaftlichen Unternehmen, wie Ancestry, denen exklusive Verwertungsrechte von digitalisiertem Archivgut vertraglich eingeräumt werden, in der Archivszene nicht unumstritten ist, berichtet ein Beitrag in der Süddeutschen Zeitung ("Mein Urgroßonkel, der Gebirgsschütze") über den nächsten Coup des Unternehmens nicht.

Seit Frühjahr 2008 bereitete Ancestry im Bayerischen Kriegsarchiv die Digitalisierung der 23.000 Bände mit bayerischen Kriegsstammrollen vor – Akten also, die die königlich bayerische Armee während des Ersten Weltkriegs 1914 bis 1918 über ihre Soldaten anfertigte. Die ersten knapp 5.000 digitalisierten Bände will Ancestry nun am 11. November 2009 in sein Online-Angebot einfügen.

Dr. Lothar Saupe, der Leiter des Kriegsarchivs, hätte lange erfolglos nach Sponsoren für die Digitalisierung gesucht, berichtet die SZ. Inwieweit der konservatorische Zustand dieser Unterlagen es notwendig macht, sie jetzt zu digitalisieren, geht aus dem Beitrag nicht hervor. Der neue VdA-Vorsitzende Michael Diefenbacher wird hingegen mit der zutreffenden Aussage zitiert "Familienforscher sind eine Geldeinnahmequelle für Archive". In den staatlichen Archiven Bayerns dürften Familienforscher jedoch kostenlos arbeiten. Anders sei das freilich für ein kommerzielles Internetportal, so die SZ weiter: "Zwar fließt nicht unmittelbar Geld. Allerdings stellt eben Ancestry das Personal, das noch bis Mitte 2010 mit zudem hohem technischen Aufwand die restlichen Kriegsstammrollen digitalisiert. Das Portal darf sie danach für seine Zwecke nutzen, das Archiv bekommt Kopien der Daten". Wenn das Kriegsarchiv diese Aufgaben selbst erledigen müssten, "würde das Jahrzehnte dauern", so Archivleiter Saupe erleichtert gegenüber der SZ.

Kontakt:
Bayerisches Hauptstaatsarchiv
Abt. IV Kriegsarchiv
Leonrodstr. 57
80636 München
Tel. 089/18951680
Tel. 089/18951680
kriegsarchiv@bayhsta.bayern.de

Quelle: Michael Tibudd, SZ, 6.11.2009

Gründung eines Notfallverbundes Archivwesen für den Hochtaunuskreis

Das Kreisarchiv des Hochtaunuskreises hat gemeinsam mit den hauptamtlich besetzten Stadtarchiven der Städte Bad Homburg, Königstein, Kronberg und Oberursel den „Notfallverbund Archivwesen für den Hochtaunuskreis“ gegründet. Hierzu unterzeichneten heute Landrat Ulrich Krebs, Oberbürgermeister Michael Korwisi, Bürgermeister Leonhard Helm, Bürgermeister Klaus Temmen und Bürgermeister Hans-Georg Brum die Notfallvereinbarung. Sie hat zum Ziel, alle bestehenden Ressourcen zum Schutz des Kulturgutes zusammenschließen und sich gegenseitig in dieser Arbeit zu unterstützen. „Das Hochwasser an der Oder und an der Elbe, die Brandkatastrophe in der Herzogin Anna Amalia-Bibliothek in Weimar oder der Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln zeigen, welche Gefahren dem Archivgut unerwartet drohen können. Schäden durch Wasserrohrbrüche, Grundwassereintritt und Brände können auch bei uns auftreten und sind nicht immer zu verhindern. Durch eine entsprechende Vorsorge kann jedoch die Ausbreitung der Schäden in Grenzen gehalten werden. Genau das wollen wir mit dem Notfallverbund erreichen“, erklärt Landrat Ulrich Krebs.

Im Rahmen der Unterzeichnung der Notfallvereinbarung übergab Dr. Lars Adler, Leiter der Archivberatungsstelle Hessen, dem Kreisarchiv als Grundstein für die Arbeit des Verbundes ein so genanntes Notfallboxenset. Dieses enthält Materialien, um im Notfall erste Maßnahmen zur Rettung geschädigter Archivalien durchführen zu können. So finden sich darin Einweg-Schutzanzüge, Mundschutz und Handschuhe, aber auch Stifte, Block und Etiketten, um den Schaden aufzunehmen und die Archivalien zu kennzeichnen. Praktische Gegenstände wie ein Werkzeugkoffer, eine Lampe und ein Mehrfachstecker sollen die Bergung der Archivgegenstände erleichtern.

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Abb.: Die Archivarinnen Dr. Astrid Krüger (Stadtarchiv Bad Homburg v.d.H.; 2. v.l.) und Maria Kobold (Kreisarchiv des Hochtaunuskreises; 1. v.r.) präsentieren mit ihren Kolleginnen eine Notfallbox (Foto: Hochtaunuskreis).

Adler lobte die Gründung des neuen Verbundes und betonte deren Bedeutung mit hessenweitem Modellcharakter vor allem für kleinere Kommunalarchive. Landrat Krebs sieht in dem neuen Zusammenschluss eine große Chance für die Sicherstellung des Archivguts. Der Aufwand an Zeit und Geldmitteln (Erwerb des Notfallboxensets) sei nicht sonderlich groß, bringe jedoch einen enormen Nutzen durch die gemeinsame Arbeit und gegenseitige Hilfestellung der Verbundmitglieder.

Die verabschiedete Notfallvereinbarung sieht nicht nur die detaillierte Planung präventiver Maßnahmen, sondern auch die Übungen für den Notfall vor. Im Rahmen regelmäßiger Schulungen soll der Ernstfall geübt und gedanklich durchgespielt werden. Erste Erfahrungen sammelten die Archivare bereits im April bei der Bergung der Archivalien des Historischen Archivs der Stadt Köln (vgl. den Bericht der Kreisarchivarin) und im Oktober bei einer Notfallübung im Hessischen Hauptstaatsarchiv in Wiesbaden.

Das Hessische Hauptstaatsarchiv entwickelt derzeit mit einigen kulturellen Einrichtungen der Stadt Wiesbaden ebenfalls einen Notfallverbund. An einer ersten Schulung durfte der Notfallverbund des Hochtaunuskreises teilnehmen. Die Teilnehmenden wurden im Umgang mit geschädigten Materialien zunächst theoretisch geschult und setzten diese Kenntnisse danach praktisch um. Durchnässte Archivalien wurden in Folie eingewickelt und für die Schockgefrierung vorbereitet. Aus den Regalen herausgefallene, trockene Archivalien wurden fachgerecht in Umzugskisten gepackt. Für diese Übung stellte das Hauptstaatsarchiv eine Notfallbox zur Verfügung. Die Teilnehmer bekamen so einen guten Einstieg zur Handhabung der Notfallboxen sowie der Arbeitsabläufe im Notfall.

Kontakt:
Kreisarchiv Hochtaunuskreis
Ludwig-Erhard-Anlage 1-5
61352 Bad Homburg v.d. Höhe
Tel.: 06172-999-4613
Fax: 06172-999-9800
kreisarchiv@hochtaunuskreis.de

Quelle: Hochtaunuskreis, Pressemitteilung 180/2009, 5.11.2009

Profilierung der Kommunalarchive durch Historische Bildungsarbeit

Vom 9.-11. November 2009 ist die Stadt Wolfsburg Gastgeberin für die Fortbildung "Profilierung der Kommunalarchive durch Historische Bildungsarbeit" der Bundeskonferenz der Kommunalarchivare (BKK) beim Deutschen Städtetag. Über 70 Teilnehmer aus den neuen und alten Bundesländern werden erwartet. Mit der Wahl des Tagungsortes werden die besonderen Leistungen des Instituts für Zeitgeschichte und Stadtpräsentation (ehemaliges Stadtarchiv Wolfsburg), insbesondere in archivpädagogischer Hinsicht, honoriert.

Jährlich, in diesem Jahr zum 18. Mal, veranstalten das LWL-Archivamt für Westfalen, der Unterausschuss Aus- und Fortbildung der Bundeskonferenz der Kommunalarchive (BKK) beim Deutschen Städtetag und die Fachgruppe Kommunalarchive im Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e.V. (VdA) ein dreitägiges Fortbildungsseminar.

Es richtet sich vor allem an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Kommunalarchiven und nimmt zentrale Themen archivischer Tätigkeit in den Blick, in diesem Jahr die historische Bildungsarbeit im Archiv. Die BKK-Seminare sollen den bundesweiten fachlichen Austausch von Kommunalarchiven fördern.

Interessiert Bürgerinnen und Bürger können an nachfolgenden Vorträgen im Hörsaal 1 im Aalto-Kulturhaus teilnehmen:

  • Montag, 09.11.2009, 16:00 Uhr – Dr. Ulrike Gutzmann (Historischen Kommunikation der Volkswagen AG, Wolfsburg) referiert zum Thema …und läuft, und läuft, und läuft…Audiovisuelle Medien im Unternehmensarchiv der Volkswagen AG
  • Dienstag, 10.11.2009, 9:30 Uhr – Christian Heuer (Wolfsburg) referiert zum Thema Schule und Archiv in der Praxis
  • Mittwoch, 11.11.2009, 9:00 Uhr – Dr. Birgit Schneider-Bönninger (Institut für Zeitgeschichte und Stadtpräsentation) referiert zum Thema Archive und Stadtmarketing

Kontakt:
Stadtarchiv Wolfsburg
Goethestraße 10a (Goetheschule, Eingang C)
38440 Wolfsburg
Telefon: 05361 – 275739
Telefax: 05361 – 275757
birgit.schneider-boenninger@stadt.wolfsburg.de

Quelle: Stadt Wolfsburg, Pressemitteilung, 5.11.2009

Fürsten, Macht und Krieg. Der Jülich-Klevische Erbfolgestreit

Der Tod des letzten kinderlosen Herzogs Johann Wilhelm von Jülich-Kleve-Berg löste vor 400 Jahren eine dramatische Krise um die Nachfolge am Niederrhein aus. In ihren europäischen Dimensionen waren die politischen und militärischen Ereignisse das Vorspiel zum Dreißigjährigen Krieg. Die Teilung des Landes und die daraus resultierenden politischen und religiösen Weichenstellungen zeigen Wirkung bis in die heutige Zeit.

Die Ausstellung "Fürsten, Macht und Krieg. Der Jülich-Klevische Erbfolgestreit" ist vom Stadtmuseum Düsseldorf in Kooperation mit dem Landesarchiv NRW, Abteilung Rheinland, konzipiert worden und erinnert an eine bedeutende Epoche der Landesgeschichte. Neben Ölgemälden, Graphiken und Karten werden erstmalig kostbare Urkunden und Handschriften aus dem 16. und 17. Jahrhundert präsentiert.

Info:
Fürsten, Macht und Krieg.
Der Jülich-Klevische Erbfolgestreit
7.11.2009 – 3.1.2010
Stadtmuseum Düsseldorf, Berger Allee 2, 40213 Düsseldorf
Eröffnung: Freitag, 06. November um 19:30 Uhr

Kontakt:
Stadtmuseum Düsseldorf
ehemals Palais Spee
Berger Allee 2
40213 Düsseldorf
Telefon 0211 89-96170
Telefax 0211 89-94019
stadtmuseum@duesseldorf.de

Lippstädter Unternehmerinnen zu Gast im Stadtarchiv

Das (Langzeit-)Gedächtnis der Stadt Lippstadt war vergangene Woche Ziel des Luna-Herbsttreffens (LUNA = Lippstädter Unternehmerinnen). 16 Unternehmerinnen stellte Dr. Claudia Becker, Fachdienstleiterin Archiv und Museum der Stadt Lippstadt, zunächst den klassischen Ausbildungs- und Werdegang einer Archivarin vor. Immer wieder seien Archive und ihre Bediensteten auch Gegenstand von Darstellungen in Film und Fernsehen, wo die bekannten Klischees wie „langweiliger Archivar mit Ärmelschonern im verstaubten Keller“ o. ä. gern bedient würden.

Dass dies mit einem modernen Stadtarchiv nichts zu tun hat, wurde im Zuge der professionellen und lebendigen Erläuterungen durch die Lippstädter Chefarchivarin schnell klar. Die Unterhaltung eines Archivs sei keine freiwillige Aufgabe einer Kommune, wie etwa die Bereitstellung eines Museums, sondern dazu sei die Stadt qua Archivgesetz verpflichtet. Dieses enthalte zahlreiche Aufgaben öffentlicher Archive, von der Auswahl ("Bewertung") der zu archivierenden Dokumente über ihre Verpackung, Verzeichnung und Bereitstellung für die Benutzung. Die Auswahl liegt demnach allein beim Archiv. „Da nur ca. 5% des gesamten Dokumentenaufkommens aus der Stadtverwaltung archiviert werden, ist die Auswahl des archivwürdigen Materials eine Herkulesaufgabe.“, so Dr. Claudia Becker, über deren gute Erfüllung oft erst die Zeit entscheidet. Aktuell sei die Übernahme und Archivierung elektronischer Daten eins der größten Probleme.

Neben dem Archivgut aus der Stadtverwaltung gibt es im Stadtarchiv Lippstadt allerdings auch noch Material aus privater Herkunft, etwa von Familien, Firmen oder Vereinen. Derartiges Material wurde dem Archiv entweder komplett überlassen oder hier als Leihgabe hinterlegt. Wichtig sind solche Dokumente und Bilder immer dann, wenn sie auch eine breite Öffentlichkeit interessieren und für die Stadtgeschichte von besonderem historischen Wert sind. Das Stadtarchiv sei immer bemüht, möglichst viele dieser Archivalien dann auch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, versicherte Frau Dr. Becker. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist die komplette Sammlung der Ausgaben der Lippstädter Tageszeitung „Der Patriot“ seit der ersten Ausgabe 1848. Gefragt nach dem größten Schatz des Archivs zeigte Frau Dr. Becker, nun doch mit den obligatorischen weißen Handschuhen, den Unternehmerinnen das erste Stadtrecht von Lippstadt, das Graf Bernhard persönlich seiner Stadt um 1220 gewährt hat.

Kontakt:
Stadtarchiv Lippstadt
Soeststr.8
59553 Lippstadt
Telefon: 02941-980 262
Telefax: 02941-980 261
stadtarchiv@stadt-lippstadt.de

Quelle: Stadt Lippstadt, Pressemeldung, 3.11.2009

Museumsnacht auf den Spuren des Stadtarchivs Köln

"Das Vergessen kommt immer sehr schnell", so Michael Euler-Schmidt vom Kölnischen Stadtmuseum. Damit dies nicht geschieht, stellen gleich mehrere Häuser Archivalien und Materialien rund um das verschüttete Stadtarchiv zur Langen Nacht der Kölner Museen am Samstag, 7. November 2009, aus.

Der Verbundbrief konnte gerettet werden. Die Siegel wurden allerdings durch den Druck beschädigt. Das Stadtmuseum zeigt so innerhalb der Ausstellung "Heimatkunde" von Koken Nomura geborgene und teilweise auch schon restaurierte Schätze aus dem ehemaligen Stadtarchiv. So etwa den "Verbundbrief", die Verfassung Kölns, die von 1396 bis 1794 Gültigkeit besaß. Es ist eines der wichtigsten Dokumente des Mittelalters. Das ausgestellte Exemplar überlebte den Einsturz relativ unbeschadet, da es sich zum Unglückszeitpunkt nicht im Keller befand.

"Je mehr Last auf die Archivalien gefallen ist, desto größer sind natürlich auch die Beschädigungen", erläutert Max Plassmann, Archivar des Historischen Archivs der Stadt Köln. Glück hätten auch Stücke gehabt, die gut verpackt gewesen waren. Dass allerdings viele Papiere der Kölner Vergangenheit das Unglück nicht so gut überstanden haben, bezeugen weitere Ausstellungsstücke, wie etwa die "Kölnflocken". Gemeint sind damit die Papierschnipsel, die zahlreich aus den Trümmern geborgen wurden. Weit über drei Millionen dieser "Puzzleteile" bedeuten jede Menge Arbeit für die Archivare, Restaurateure und Helfer.

Zu sehen sind aber auch ungewöhnliche Fundstücke. Erstaunt waren die Archivare zum Beispiel als bei den Aufräumarbeiten der Schlüssel zur Severinstorburg auftauchte. Ein Objekt der Kölner Stadtgeschichte auf das der Direktor des Stadtmuseums gleichwohl ein Auge geworfen hat. "Das gehört ja eingentlich ins Stadtmuseum", stellt Euler-Schmidt verschmitzt fest. "Vielleicht kann man da ein Tauschgeschäft arrangieren."

Neben dem Kölnischen Stadtmuseum zeigt auch das Wallraf-Richartz-Museum gerettetes Material. Im Museum Ludwig dokumentiert eine Foto-Ausstellung die Arbeit an dem beschädigten Archivgut, das Museum für Angewandte Kunst zeigt Baupläne des zerstörten Monuments.

Link: Weitere Informationen zur Langen Nacht der Kölner Museen

Quelle: Kerstin Bernards, Koeln.de, 3.11.2009

Die Türme von Sankt Andreas zu Braunschweig

Pünktlich zum Abschluss der Grundsanierung der Turmanlage der St. Andreaskirche gibt das Stadtarchiv Braunschweig eine Publikation zur Geschichte der Türme heraus. Diese Bauwerke sind vor allem deshalb von besonderer Bedeutung für die Geschichte der Stadt, weil der Jahrhunderte alle anderen Bauwerke überragende Südturm lange Zeit als das Wahrzeichen der Stadt galt.

Die neue insgesamt 386 Seiten umfassende, in der Reihe „Werkstücke“ erschienene Veröffentlichung unter dem Titel „Die Türme von Sankt Andreas zu Braunschweig“ ist multidisziplinär angelegt und nimmt die Türme aus vielen Perspektiven in den Blick. Die Beiträge der 15 Autorinnen und Autoren reichen dabei von der Geschichte und Kunst- bzw. Baugeschichte, über die Theologie und historische Metrik, bis hin zur Campanologie (Glockenkunde) und Ornithologie. Genauso vielfältig wie die Ansätze waren auch die Quellen, die für die unterschiedlichen Beiträge herangezogen wurden. Einen Zeitraum von gut einem halben Jahrtausend galt es zu erhellen. Die Suche in Archivalien, Zeitungen, Broschüren und Büchern hat manches bisher Verborgenes ans Licht gebracht.

Besondere Mühe wurde darauf verwendet, die bildlichen Darstellungen der beiden Türme zu erfassen. In der Publikation finden sich neben Druckgrafiken und Fotografien zahlreiche farbige Abbildungen von Ölgemälden, Aquarellen und Zeichnungen, die die vielfältigen künstlerischen Bemühungen dokumentieren.

Realisiert werden konnte die Publikation durch großzügige Unterstützung der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz, die Richard Borek Stiftung und Kirchengemeinde St. Andreas.

Das Buch kann zum Preis von 28,80 Euro im Buchhandel und im Stadtarchiv Braunschweig erworben werden.

Info:
Peter Albrecht und Henning Steinführer (Herausgeber), Die Türme von Sankt Andreas zu Braunschweig,
Braunschweiger Werkstücke Band 112, 368 Seiten, 195 Abbildungen, eine Faltkarte (farbig),
Hahnsche Buchhandlung, Hannover 2009. ISBN 978-3-7752-8802-6, 28,80 Euro.

Kontakt:
Stadtarchiv Braunschweig
Schlossplatz 1
38100 Braunschweig
Tel.(0531) 470-4711
Fax (0531) 470-4725
stadtarchiv @braunschweig.de

Quelle: Stadt Braunschweig, Pressemitteilung, 2.11.2009

Sonderzüge in den Tod. Die Bielefelder Deportationen 1938 – 1945

Unter dem Ausstellungstitel "Sonderzüge in den Tod. Die Bielefelder Deportationen" erinnern die Deutsche Bahn AG und der Initiativkreis Deportationsausstellung Bielefeld (e.V.) an das Schicksal von deportierten jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern aus Bielefeld, die während der NS-Zeit von der Deutschen Reichsbahn in Ghettos, Konzentrations- und Vernichtungslager transportiert wurden. Die Ausstellung ist vom 30. Oktober bis 16. November 2009 im Historischen Saal der Ravensberger Spinnerei (VHS) in Bielefeld zu sehen.

Der erste Teil der Ausstellung, "Sonderzüge in den Tod", erinnert an die Rolle der Deutschen Reichsbahn in der NS-Zeit. Sie war durch die Deportation zahlloser Menschen unmittelbar am Holocaust beteiligt. Der zweite Teil der Ausstellung, "Die Bielefelder Deportationen", stellt die Geschichte der Deportationen aus Bielefeld und der Region Ostwestfalen-Lippe dar und soll das Thema vor allem für jugendliche Besucherinnen und Besucher greifbarer machen.

Die Reichspogromnacht am 9. November 1938 stellte auch in Bielefeld und Ostwestfalen-Lippe den entscheidenden Wendepunkt der Verfolgung jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger während der NS-Zeit dar: Sie ist das Zeichen für den Übergang von der Diskriminierung und Ausgrenzung hin zu Verfolgung, Deportation und Vernichtung. Für weit über zweitausend Menschen, meist jüdischen Glaubens, waren der Bielefelder Hauptbahnhof und der Güterbahnhof zwischen 1938 und 1945 Ausgangspunkt für die Fahrt in den Tod. Die Deportationszüge fuhren nach Buchenwald, Riga, Warschau, Auschwitz, Theresienstadt, Elben und Zeitz.

Die Deportation von Bielefeld nach Riga am 13. Dezember 1941 geschah am helllichten Tag: „Am 13.12.1941 wurden vom Bielefelder Hauptbahnhof 420 Juden aus der Region Minden-Ravensberg und Lippe nach Riga deportiert. Wenige Tage zuvor waren sie aufgefordert worden, sich mit dem nach strengen Vorschriften zusammengestellten Gepäck bereitzuhalten. Polizeibeamte brachten die Menschen in den Saal der Gaststätte Kyffhäuser am Kesselbrink, einem belebten Platz mitten in der Stadt. Auch wenn die Presse weder über das Sammellager noch über die bevorstehende Deportation berichtete, wusste die Bevölkerung von der Aktion. Am helllichten Tage wurden die Menschen per Autobus zum Bahnhof transportiert und mussten dort in einen aus Münster kommenden Zug einsteigen. Dieser erreichte vier Tage später das Ghetto im lettischen Riga. Nur 48 Menschen überlebten diese Deportation, unter ihnen 6 Juden aus Bielefeld.“ (vgl. Projekt „Erinnerungskultur“ des Stadtarchivs Bielefeld [2002] und Monika Minninger: „Bilder einer Abschiebung 1941– Eine Fotoserie zur Bielefelder Judendeportation“, 2008).

Der Initiativkreis Deportationsausstellung Bielefeld (e.V.) hat sich mit dem Ziel gegründet, mit einer regionalen Ausstellung an die Deportationen zu erinnern.

Kontakt:
Initiativkreis Deportationsausstellung Bielefeld e.V.
Postfach 144017
33634 Bielefeld
info@deportationsausstellung-bielefeld.de
www.deportationsausstellung-bielefeld.de

Von gestrandeten Walen und stürzenden Kometen. Frankfurter »Zeyttungen« des 16. bis 18. Jahrhundert digitalisiert

Die Universitätsbibliothek Frankfurt am Main hat zum 100. Todestag von Leopold Sonnemann 370 Einblattdrucke aus der Sammlung Gustav Freytag (1816-1895) restauriert und digitalisiert. Die kostbare Sammlung hatte die damalige Stadtbibliothek im Jahre 1896 als Schenkung von dem Frankfurter Politiker, Bankier und Herausgeber der Frankfurter Zeitung, Leopold Sonnemann (1831-1909) erhalten, der sie nach dem Tod von Gustav Freytag erworben hatte. Die Sammlung hatte dem Schriftsteller Gustav Freytag als Quellensammlung für seine "Bilder aus der deutschen Vergangenheit" gedient.

http://edocs.ub.uni-frankfurt.de/freytag/einblatt.html

Die historische Sammlung spiegelt die politischen und gesellschaftlichen Geschehnisse der damaligen Zeit eindrucksvoll wider. Das frühneuzeitliche Publikum erfuhr aus ihrer Tages-„Zeyttung“ den Ausgang verlorener Schlachten, das Ende erfolgreicher Belagerungen, aber auch etwas über schreckliche Naturkatastrophen und die wundersamen und gesellschaftlichen Ereignissen der damaligen Zeit. Nicht selten zeigen die Blätter politische oder gesellschaftliche Themen mit satirischer Schärfe. Auch ganz profane Themen wie Hausmedizin, Handwerkerordnungen oder Freizeitgestaltung werden berührt: z.B. mit dem Würfelspiel-Bogen das „Neue Gäns-Spiel“ von 1650. Die meisten der erhaltenen Blätter sind durch Abbildungen illustriert.

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Abb. 1: Fackeltanz in Augsburg von Albrecht Dürer (UB Ffm)

Über den Katalog der Universitätsbibliothek Frankfurt am Main sind die historischen Drucke ab sofort vollständig elektronisch recherchierbar und können jederzeit per Mausklick direkt am eigenen Computer angezeigt werden. Interessante Bereiche können am Bildschirm vergrößert, und zu jedem Dokument kann eine Erläuterung mit den wichtigsten bibliothekarischen Angaben aufgerufen werden.

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Abb. 2: Himmelserscheinung 1667 (UB Ffm)

Die Frankfurter Universitätsbibliothek freut sich, diese zentralen Quellen zur wissenschaftlichen Untersuchung des politischen Alltags der Frühen Neuzeit im Alten Reich zur allgemeinen Verfügung zu stellen. Neben den Einblattdrucken steht den Benutzern die „Bibliothek G. Freytag“ mit insgesamt 900 Titeln von 1470 bis 1854 sowie die „Flugschriftensammlung G. Freytag“ mit 6.265 kleineren Druckwerken zu vielen Themenbereichen des 16. bis 19. Jahrhunderts im Rahmen der Öffnungszeiten zur Verfügung.

Weitere Informationen:

Zu den Sammlungen allgemein:
http://edocs.ub.uni-frankfurt.de/freytag/

Der Katalog der Flugschriftensammlung findet sich unter:
http://publikationen.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2008/5413/

Das Verzeichnis der „Bibliothek Gustav Freytag“ unter:
http://publikationen.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2005/2079/index.html

Bildbeispiele:

Aderlass-Bild
http://edocs.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2007/7589/

Schlachtendarstellung
http://edocs.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2007/7706/

Satirisches Blatt (Dreißigjähriger Krieg)
http://edocs.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2007/7861/

Naturkatastrophe (Erdrutsch)
http://edocs.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2007/7552/

Gänse-Spiel
http://edocs.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2007/7739/ 

Naturwunder (gestrandeter Wal)
http://edocs.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2007/7573/

Naturwunder (Kalb mit zwei Köpfen)
http://edocs.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2007/7535/ 

Naturwunder (Menschenfresser)
http://edocs.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2007/7532/

Komet
http://edocs.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2007/7517

Erscheinungen am Himmel
http://edocs.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2007/7512

Kontakt:
Dr. Mathias Jehn
Leiter Archivzentrum + Frankfurt-Abteilung
Universitätsbibliothek J.C.Senckenberg
Bockenheimer Landstrasse 134-138
60325 Frankfurt am Main
m.jehn@ub.uni-frankfurt.de

Quelle: Universitätsbibliothek J.C.Senckenberg, Frankfurt am Main, Pressemitteilung, 30.10.2009

Teillösung für Stadtarchiv Augsburg gefunden

Seit Jahren gibt es Pläne, für das Stadtarchiv Augsburg einen Neubau im Augsburger Textilviertel entstehen zu lassen, in unmittelbarer Nähe des neuen Textil- und Industriemuseums. Hinsichtlich der Finanzierung ist es jedoch nach wie vor fraglich, ob mit dem Bau im Jahr 2011 begonnen werden kann.

Als Zwischenlösung sollen aber vom Brotkäfer befallene Archivbestände (siehe Bericht vom 21.9.2009) in die AKS-Shedhallen im Textilviertel ausgelagert werden. Hier erfolgt dann auch die dringend notwendige Schädlingsbekämpfung, wie der Augsburger Stadtrat nun beschlossen hat.

Die reichsstädtischen Bestände des Stadtarchivs Augsburg haben einen Umfang von 2.400 Regalmetern. Die restlichen Bestände sind auf 11,5 Regalkilometer verteilt. Wenn die Bestände von den Schädlingen befreit sind, sollen sie bis zur Fertigstellung des neuen Stadtarchivs in der Halle bleiben.

Kontakt:
Stadtarchiv Augsburg
Fuggerstr. 12
86150 Augsburg
Telefon: (0821) 3 24 38 82
Telefax: (0821) 3 24 38 83
stadtarchiv.stadt(at)augsburg.de
www.stadtarchiv.augsburg.de

Quelle: Michael Hörmann, Augsburger Allgemeine, 22.10.2009